Leutheusser-Schnarrenberger zu Finanzdienstleistern der nächsten Generation

Von Dr. Oliver Everling | 6.September 2015

„Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung ist nicht überholt, der Schutz der  Privatsphäre ist kein Relikt aus dem 20. Jahrhundert und totale Transparenz ist kein Wert an sich“, schreibt Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesjustizministerin a.D., in ihrem Geleitwort zum neuen Buch „Finanzdienstleister der nächsten Generation“.

Der Sammelband von 2013 (462 Seiten, ISBN 978-3-940913-62-3) ist schon ausverkauft und daher nur noch als elektronisches Buch erhältlich. Das zweite Buch ist weder nur eine zweite Auflage, noch gar bloß ein Nachdruck, sondern ein völlig neues Sammelwerk mit neuen Autoren und Themen. Damit wollen Verlag und Herausgeber dem Anspruch gerecht werden, dem Leser 2016 wiederum die Finanzdienstleister der nächsten Generation zu präsentieren.

Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) kennt die Problematik der Datenunternehmen aus erster Hand. Seit 2014 gehört sie einem ohne Entlohnung tätigen, achtköpfigen Beirat mit externen Experten aus europäischen Ländern an, den Google Inc. als Reaktion auf Kritik an der Umsetzung des EuGH-Urteils vom 13. Mai 2014 zum Recht auf Vergessenwerden gründete und der bei der Erarbeitung eines Lösch-Leitfadens beraten soll.

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger macht in ihrem Geleitwort klar, dass informationelle Selbstbestimmung und der Schutz der Privatsphäre insbesondere auch für die Finanzdienstleistungen gilt, für das bargeldlose Bezahlen, für Online-Kredite, für den Hochfrequenzhandel,  für das gesamte Bankengeschäft und für die so wichtige Entscheidung über die Bonität des potenziellen Kunden.

„Wird es künftig überhaupt noch persönliche Bankberatung geben“, greift Leutheusser-Schnarrenberger Fragen aus dem Buch auf, „oder soll sich der Bürger über Apps und allgemein im Netz über Chancen und Risiken von Geldanlagen informieren? Erfolgt Vermögensberatung und Vermögensverwaltung zukünftig ausschließlich online und ersetzen mobiles Payment und Bitcoin anstelle des vollen Portemonnaies und raschelnder Geldscheine jeden Bezahlvorgang?“

Über diese Entwicklungen wird seit Jahren geforscht, diskutiert und einige werden bereits praktiziert, berichtet Leutheusser-Schnarrenberger. „Neben den faszinierenden Perspektiven des schnellen,  grenzenlosen und bargeldlosen Finanz- und Vermögenstransfers müssen auch die Risiken für den Anleger und einfachen Sparer gesehen werden. Meistens ist es ihm gar nicht möglich, Vermögensanlagen bewerten und dahin einschätzen zu können, ob sie für ihn passend und angemessen sind. Der fehlende Überblick über die eigenen Finanzen kann zu leichtsinnigen Vermögensentscheidungen führen,“ warnt die ehemalige Bundesministerin, „die die eigene finanzielle Leistungsfähigkeit übersteigen.“

Aber noch wichtiger ist für Leutheusser-Schnarrenberger die Frage, wer für fehlerhafte Produkte und verzerrende Online-Information haftet? Die anbietende Plattform, der Host – oder Internet Service Provider? „Die derzeitige Produkt- und Bankenhaftung ist nur dank der höchstrichterlichen Rechtsprechung in den vergangenen Jahren etwas Anleger- und Verbraucher freundlicher geworden. Sie kann in ihrer Differenziertheit nicht einfach auf jedes Online-Bankengeschäft übertragen werden“, unterstreicht Leutheusser-Schnarrenberger.

Die Selbstbestimmung des Verbrauchers und der Schutz seiner persönlichen Daten ist Leutheusser-Schnarrenberger gerade im finanziellen Bereich besonders wichtig. „Niemand möchte, dass seine Kontodaten, Bezahlvorgänge und Vermögensanlagen einsehbar, nutzbar und verfügbar sind. Zu der absoluten Sicherheit der in der Cloud gespeicherten Finanzdaten kommt der Schutz vor dem unberechtigten oder expansiven Zugriff staatlicher Institutionen.“

Datenschutz will Leutheusser-Schnarrenberger im digitalen Zeitalter sehr früh ansetzen, nicht erst bei der Verwertung der digital in unglaublicher Menge entstehender Daten. „Technischer Datenschutz mit dem Ziel der Minimierung des Entstehens personenbezogener Daten und datenschutzfreundliche Anwendungen verbunden mit verstärkter Anonymisierung und Pseudonymisierung können das informationelle Selbstbestimmungsrecht stärken.“ Datenschutz und Selbstbestimmung sind modern, sie verhindern nicht technische Entwicklungen und sollten auch zum Markenzeichen der Finanzwirtschaft werden.

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Bankenkunden von morgen wachsen mit Robotorn auf

Von Dr. Oliver Everling | 3.September 2015

Zum Abschluss der 20. Handelsblatt Jahrestagung „Banken im Umbruch“ wurde die Veranstaltung noch och interaktiv und multimedial. „The World in 2025″ sein Thema, präsentiert als „Mitreißende Zukunftsreise mit weltweiten Micro-Trends.“ Alle Trends werden anhand von Videos und Samples live von Nils Müller, Trendforscher, CEO & Gründer von TRENDONE, präsentiert.

Müller zeigt, wie „Alexa“ von amazon schon heute gewöhnliche Fragen mit einer angenehmen Frauenstimme beantwortet. Müller zeigt den Flug der Dronen und die Arbeit von Robotorn. Die Beispiele heute schon möglicher Anwendungen innovativer Technologien kontrastiert er mit tragikomischen Antworten von Spitzenpolitikern auf elementare Frage zu den neuen Technologien.

Auf dem großen Monitor trägt er virtuelle Taschen durch den Raum oder kleidet sich vor den Augen der Teilnehmer als Badman, ohne auch nur ein Kleidungsstück zu wechseln. Das Marriott Hotel erlaube in Kabinen, virtuelle Reisen zu machen.

MÜller lässt Teilnehmer durch die Luft fliegen – natürlich nur virtuell. Wie die köperlichen Schwankungen und die Atemlosigkeit der Freiwilligen jedoch zeigt, sind die Illusionen so real, dass sie die angeborenen Reflexe auslösen. Für die Sicherheit ist natürlich gesorgt, denn Müller hält seine Kandidaten, auch wenn diese ins Wanken geraten sein sollten.

Die meisten Banken seien schon heute auf der Apple-Watch. Google investiere massiv in Payment. Müller skizziert, wie Google auch amazon überflüssig macht, da Google die Produkte sucht, vorstellt und direkt auch die Bezahlung möglich macht. „Junge Leute wollen kein Bargeld“, meint Müller, denn ein Armband genügt. Mit einem am WLAN angebundenen Knopf an jedem Gerät wie Kaffeeautomat, Waschmaschine macht es möglich, ohne lange Suche notwendige Auffüllungen usw. zu bestellen.

Müller hält es für möglich, dass die „Gatekeeper“ das Rennen machen werden. Das Akronym dazu heißt „GAfa“: Google, Apple, facebook und amazon. „Computer sind besser, schneller, wissen mehr“, so Müller. Welche Akzeptanz Robotor als Gesprächspartner für Menschen künftig haben werden, lässt das Robotorspielzeug „Cognitoys“ erahnen. Der Robotor in Form einer lustigen Puppe erkennt die Stimme „seines“ Spielpartners, lernt sofort den Namen des Kindes und lernt mit dem Kind, so dass er Fragen stellt und beantwortet, die dem jeweiligen Alter entsprechen.

Müller lässt die Stimmungslage im Saal der Jahrestagung durch den Computer feststellen: Das Gerät erkennt Gesichtszüge und mit erstaunlicher Genauigkeit nicht nur die Stimmungslage des Referenten Müller, sondern auch der Teilnehmer. Die Gesichter werden korrekt erkannt, ausgewertet und interpretiert.

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China bleibt der Bankenwachstumsmarkt

Von Dr. Oliver Everling | 3.September 2015

Axel A. Weber meint immer noch, dass Anlageberatung heute ganz einfach sei. Seit Mai 2012 ist er Verwaltungsratspräsident der Schweizer Großbank UBS. Einfach deshalb, da die Niedrigzinspolitik andere Anlageklassen wie insbesondere die der Aktien attraktiv erscheinen lasse. Offenbar stört ihn bei dieser Wahrnehmung der Situation die jüngste Turbulenz an den Aktienärkten nicht nur in China, sondern auch in anderen Erdteilen, wenig. Weber spricht auf der 20. Handeslbaltt Jahrestagung „Banken im Umbruch“.

Weber räumt ein, dass die Märkte sehr stark korrigiert haben. Einige Aktienmärkte wie in China hätten für viele Aktien mehr als 100 % Kurssteigerungen gebracht – innerhalb nur einer Jahreshälfte. Weber zeigt daher Verständnis für die Kurskorrekturen. „China, Asien generell, wird der Markt der Zukunft sein“, unterstreicht Weber. Ein Großteil des Wachstums der Beölkerung ist in Asien erfolgt. Bei 9 Mrd. Menschen werden die meisten in Asien sein. Die Präsenz in Asien sei daher norm wichtig. „Die zukünftigen Kunden werden in den Schwellenländern sein.“

UBS habe schon 1950 ihr Büro in China eröffnet. „Wir als Schweizer Banken haben eine lange Präsenz in China“, sagt Weber, der alle drei Monate bei den Bankenaufsehern in China vorstellig werde. „Wir werden alle zu globalen Banken werden, aber uns spezialisieren müssen.“ Die UBS sei schon lange keine Bank traditioneller Vorstellung mehr, sondern ein Technologiekonzern.

Weber glaubt, dass die Ähnlichkeit der Geschäftsmodelle der Banken vor der Krise mit krisenverursachend war, denn so wirkten sich Risiken gleichlaufend aus. Inzwischen habe die UBS ihr Geschäftsmodell geändert. Kern- und Legacy-Bereiche seien bei der UBS klar getrentt. als 2013 wireder Anreize gesetzt wurden, mehr Risiken zu übernehmen, habe sich die UBS klar auf ihre Risiken konzentriert. 1,4 Mrd. SFr sollen in diesem Jahr gespart werden. Keinerlei Eigenhandel seit Jahren, dadurch deutlich weniger Risiken – Weber geht auf verschiedene Bereiche ein, in denen Risiken abgebaut oder ganz eleminiert wurden.

Das Thema Kapital sei ad acta gelegt, „wir sind am Ziel“, sagt Weber. Es gebe auch keie Diskussion über neue Regullierungen, die dieses Thema für die UBS wieder aufleben lassen würden. Die Themen „total loss absorbing capital“, ein „total review“ des Handelsbuches usw. seien zwar diskutiert. Viele der Kreditzinsen vor der Krise waren vor der Krise absurd niedrig. Die neue Regulierung sei „absolut sinnvoll“, da es u einer besseren Bepreisung der Risiken kommen musste. Die Kosten weiterer Regulierung würden daher ebenfalls an den Kunden weitergegeben.

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Regulierung ist Digitalisierung von hinten

Von Dr. Oliver Everling | 2.September 2015

Falsche Werte bei Banken führen nicht nur zu Strafzahlungen in Milliardenhöhe, sondern auch zum Vertrauensverlust bei Kunden. Viele Produkte sind zu komplex, als dass sie von Bankberatern fundiert dem Kunden erklärt werden können. Legacy und Ineffizienz – mit diesen und weiteren Stichworten skizziert Dr. Christoph Samwer, Co-Founder von Lendico, dem globalen Kreditmarktplatz des Inkubators Rocket Internet, die Antwort auf die Frage, warum sich Banken so schwer tun. Kreditmarktplätze schneiden die Bank als zentralen Mediator aus der Gleichung heraus. Das traditionelle „Black Box“-Modell der Banken will Samwer durch Transparenz ablösen. Samwer spricht auf der 20. Handelsblatt Jahrestagung „Banken im Umbruch“ in Frankfurt.

Jens Quadbeck, Sector Leader Retail, Travel & Finance bei Google, glaubt, dass sich Kunden eine Bank wünschen, die die komplette Wertschöpfungskette abdeckt. „Lassen sie mal 20 % Ihrer IT-Ressourcen nicht für die Regulatorik arbeiten“, fordert Quadbeck die Teilnehmer der Jahrestagung auf. Es lohne sich, diese dem Kunden zu widmen: Bevor ein Kunde in die Bank komme, starte er durchschnittlich 14 Suchanfragen auf Google.

Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der GLS Bank, stellt seine 1974 gegründete Bank vor und erläutert, dass das frühere Geschäftsmodell der Geschäftsbanken heute nicht mehr gewünscht sei. Jorberg wehrt sich gegen die Vorstellung, dass die Digitalisierung der Banken nur von den FinTechs her käme. „Auch die Regulierung der Banken ist Digitalisierung. Digitalisierung von hinten“, bringt Jorberg die Situation der Banken auf den Punkt. Während die Regulierung „von hinten“ komme, setzen die FinTechs „vorne“ beim Kunden an.

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FICO schärft sein Image für Optimierungsforschung

Von Dr. Oliver Everling | 2.September 2015

Der Data Scientist Timo Berthold erhält von der Gesellschaft für Operations Research (GOR) den GOR-Dissertationspreis 2015 für hervorragende Leistungen in Dissertationen. Berthold, der im Berliner Forschungszentrum von FICO – einem führenden Anbieter von Predictive Analytics und Softwarelösungen für Entscheidungsmanagement – arbeitet, nimmt den Preis heute bei einem Treffen der Gesellschaft in Wien entgegen.Das GOR-Komitee hat Bertholds Arbeit aus 18 Dissertationen aus der ganzen Welt ausgewählt, die sich für den jährlichen Award qualifiziert hatten.

Bertholds Dissertation war außerdem eine der besten vier im Wettbewerb um den EURO Doctoral Dissertation Award (EDDA) 2015, der zweimal jährlich von EURO, der European Operational Research Society, durchgeführt wird.

Bertholds Doktorarbeit ist am Schnittpunkt von Operations Research, Informatik und Angewandter Mathematik angesiedelt. Er hat heuristische Algorithmen für die gemischt-ganzzahlige lineare und nicht-lineare Programmierung erarbeitet und untersucht, wie diese in mathematische Optimierungssoftware zu integrieren sind, um nachweislich optimale Lösungen zu finden.

„Ich arbeite an Algorithmen, die – basierend auf mathematischen Strukturen, gesammelten Statistik-Daten oder empirischen Erfahrungen – versuchen, schnell eine Lösung für ein vorgegebenes System zu konstruieren“, erklärt Berthold. „Solche Algorithmen werden als „Kickstarter“ für Optimierungsprozesse verwendet.“ Berthold ist einer der Hauptentwickler der FICO Xpress Optimization Suite, der weltweit ersten mathematischen Modellierungs- und Optimierungslösung.

„Timo Berthold leistet einen entscheidenden Beitrag zu unserem Verständnis darüber, wie komplexe Probleme mit Analytik gelöst werden können“, sagt Dr. Andrew Jennings, FICOs Chief Analytics Officer. „Seine Arbeit wird weltweit beeinflussen, wie Data Scientists in Zukunft Optimierungsprobleme angehen. Herzlichen Glückwunsch an Timo für seine innovative Forschung.“

Berthold ist nach Angaben von FICO auch im Rahmen des akademischen Kooperationsprogramms von FICO und dem Zuse-Institut Berlin zur Entwicklung von „Next Generation Analytics“ aktiv. Die Kooperation ist Teil des MODAL-Projekts (MODAL = Mathematical Optimization and Data Analysis Laboratory) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Im Zuge des Programms hat FICO im vergangenen Jahr sein Forschungszentrum in Berlin eröffnet.

„FICOs Einsatz für Deutschland als wichtigen Forschungsstandort trägt Früchte“, sagt Phillip Sertel, Vice President & Managing Director Continental Europe, North Africa and the Middle East. „Bei unseren lokalen Forschungsaktivitäten im Bereich der Big Data-Analytik arbeiten wir mit Deutschlands führenden Forschungsinstituten zusammen und entwickeln Lösungen, die perfekt zu den Anforderungen des deutschen Marktes passen.“

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Tabu Bankenderegulierung

Von Dr. Oliver Everling | 2.September 2015

„Der Handlungsdruck lässt nach. Ich habe die Hoffnung, dass wir künftig etwas mehr regulatorische Kontinuität haben werden“, sagt Felix Hufeld, Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, in seinem Impulsvortrag zum Thema „Liquidität und Kontinuität – Rahmenbedingungen für eine stabile Bankenlandschaft und Wirtschaft“ auf der 20. Handelsblatt Jahrestagung „Banken im Umbruch“ in Frankfurt am Main.

Mehr Einfachheit und weniger Risikosensitivität stellt Hufeld als „Rolle Rückwärts“ dar und greift die Leverage Ratio an. „Wir sollten die Schwächen der Modelle beseitigen“, fordert Hufeld auf und redet der weiteren Verwendung von Modellen das Wort. „Ich könnte mir für einige Risikoarten hybride Modelle vorstellen“, sagt Hufeld und skizziert, was er darunter versteht: die Kombination von internen Modellen wie auch Standardansätzen. Hufeld geht auf den von Vorrednern angeprangerten, schon heute zu großen Umfang der Regulierung nicht ein.

Hufeld diskutiert mit Sven Giegold, Finanzpolitischer Sprecher im Europäischen Parlament, Ulrich Grillo, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Gerhard Hofmann, Mitglied des Vorstandes des BVR und Vizepräsident der EACB, Dr. Johannes-Jörg Riegler, Vorstandsvorsitzender der BayernLB, und Dr. Wolf Schumacher, Vorsitzender des Vorstands der Aareal Bank.

Grillo lässt keinen Zweifel an der Bedeutung der Banken für die Realwirtschaft. „Das Thema angemessene Regulierung ist schwierig“, sagt Grillo, will aber darin nicht den einzigen Schlüssel zur Lösung aller Probleme sehen. Das Denken der Banker müsse geändert werden, das sei für die Industrie wichtig, um mit Banken als partnern umgehen zu können.

Erst musste man Betriebswirt sein, dann Mathematiker und heute muss man Jurist sein, um Banker zu werden, sagt Riegler.  Schumacher sagt klar: „Wir haben zu viel Regulierung. Es steht Kontrolle im Vordergrund, nicht Vertrauen.“ Mit immer neuen Modellen der Vergütung schaffe man kein Vertrauen. Giegold berichtet aus dem Europaparlament, dass nicht mehr über Deregulierung wie vor der Finanzkrise geredet werde. Jetzt wird nur noch reguliert. „Auch wir Grünen haben da zugestimmt“, sagt Giegold und wendet sich den Folgen der Niedrigzinsphase und damit einem anderen Thema zu. „Die Nebensache darf nicht zur Hauptsache werden“, argumentiert Hofmann gegen eine ungebührliche Ausweitung von Compliance-Funktionen in den Banken.

Obwohl die Teilnehmer der Diskussionsrunde wie auch anderer Referenten der Jahrestagung auf die Unübersichtlichkeit und kaum noch zu bewältigende Komplexität der Bankenregulierung zu sprechen kommen, wagt noch keiner, offen auch die Deregulierung zu fordern.

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Strategien für das Banking 2020

Von Dr. Oliver Everling | 2.September 2015

„Es ist nicht typisch für Banken, so agil zu sein“, sagt Roland Boekhout, CEO der ING DiBa, auf der 20. Handelsblatt Jahrestagung „Banken im Umbruch“ in der Diskussionsrunde über das Strategien für das Banking 2020. Konkret geht es ihm hier um die Zahlungsverkehrssysteme, die von Unternehmen wie PayPal herausgefordert werden. Boekhout diskutiert mit Dr. Nils Beier, Managing Director, Accenture Strategy, Dr. Harald Vogelsang, Vorstandssprecher der Haspa, und Arnulf Keese, Geschäftsführer der PayPal Deutschland.

„Alles, was größer Null ist, will ein Händler zunächst nicht bezahlen“, berichtet Keese. „Wir haben die Händler mit unseren Leistungen überzeugt, das zu nutzen.“ Für jeden Euro über PayPal werde 23 % mehr Umsatz gemacht. Der Händler profitiere daher von dem Angebot an Kunden, auch mit PayPal bezahlen zu können.

Vogelsang räumt ein, dass etablierte Branchen oft Veränderungen nicht schnell genug wahrnehmen. „Da entsteht etwas, was unsere Branche kräftig verändern kann.“ Für Vogelsang zählt letztlich nur der Kunde: „Entscheidend ist, dass wir einen Mehrwert für den Kunden schaffen.“

Für Boekhout waren etablierte Banken früher Feinde der Innovation. Der Lebenszyklus für neue Innovationen sei extrem kurz. So hätten beispielsweise andere Banken die Videoidentifikation kopiert, die von ING DiBa eingeführt wurde. Die Mehrheit neuer Kunde mache immer noch das Postidentverfahren. Logisch sei dies nicht, sich in die Warteschlange am Postschalter zu stellen. Das Kundenverhalten entwickle sich nicht synchron zum Produktangebot. „Wieso sollte ich mich in eine Schlange stellen fürs Postidentverfahren? Das ist doch gar nicht logisch.“

Vogelsang erteilt Einzahlautomaten eine Absage. So lässt ihn die Frage unberührt, dass die Haspa ihre Kunden noch immer zwingt, an Werktagen zu Öffnungszeiten in die Schalterhallen zu kommen. „Bei der Euroeinführung haben wir einmal von Einzahlautomaten Gebrauch gemacht. Damals machte das Sinn.“ Heute sei dies als eine Übergangstechnologie zu sehen. Vogelsang will zwar den Weg in die Bankfiliale durchaus auch ersetzen, aber nicht unmöglich machen. „Es gibt eben Situationen, in denen man den Menschen auch kennenlernen möchte. Wir bleiben ‚human beings‘, brauchen Emotionen und Empathie.“

Vogelsang denkt über die Mitarbeiter nach: Viele hätten für sich persönlich schon längst die Möglichkeiten realisiert, über das Internet die nächste Urlaubsreise zu buchen. Diese Akzeptanz der neuen Technologien sei nicht auch automatisch an den Arbeitsplätzen gegeben.

Keese illustriert die unterschiedlichen Mentalitäten in Amerika und in Europa. „Ihr seid wahnsinnig gründlich in Europa, aber wir stehen schneller wieder auf“, so würden Amerikaner sprechen, berichtet Keese. Die Amerikaner hätten es auf dem Weg zum Mond eben hingenommen, dass mehrfach Raketen auf dem Boden schon explodieren. Der Weg wurde aber konsequent zu Ende beschritten. PayPal wolle Intuition auf allen Ebenen gelten lasse. „Wir wollen gar nicht das Terminalgeschäft der Banken angreifen. Wir wollen gar nicht nur mobiles Zahlen realisieren, sondern da sein, wo sich der Kunde bewegt.“ Für den Konsumenten werden sich die Veränderungen an vielen Stellen auswirken. Eine Gefahr für etablierte Banken bestehe darin zu unterschätzen, wieviel Gold für die FinTechs auf der Straße liegt.

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Blessing sieht FinTech mit Gelassenheit

Von Dr. Oliver Everling | 2.September 2015

Martin Blessing, Vorsitzender des Vorstands der Commerzbank AG, will von „FinTech“ schon in den 1990er Jahren gewusst haben, so seine Antwort auf die entsprechende Frage auf der 20. Handelsblatt Jahrestagung „Banken im Umbruch“. Immerhin sei er auch einmal Vorstandsvorsitzender der Advance Bank gewesen (die Advance Bank wurde allerdings nach großen Verlusten eingestellt).

„Ein Existenzgründer muss erst einmal Eigenkapital haben. Das kann man nicht mit Fremdkapital machen“, weist Blessing Überlegungen von Handelsblatt-Herausgeber Gabor Steingart zurück, dass die Commerzbank mehr für Start-ups tun könnte. Main Inkubator und Commerzventures seien allerdings Vehikel der Commerzbank, um auch mit Eigenkapital dabei zu sein.

„FinTechs sind fokussierter und schneller. Aber wir haben einen großen Kundenbestand und eine Menge finanzieller Ressourcen“, sagt Blessing. „Außerdem haben wir ein Verständnis für die dahinter liegenden Prozesse. Finanzkrise hin oder her, wir haben 600.000 neue Kunden gewonnen. Das Begrüßungsgeld ist bei der Commerzbank niedriger als beim Handelsblatt.“

Steingart zählt die großen Player wie Google, amazon usw. auf, denen einst nicht viel zugetraut wurde. „Heute sehen wir noch keinen richtig großen Player“, schwenkt Steingart den Blick auf die Banken. Blessing unterstreicht, dass Banken viel a) mit Vertrauen und b) mit Regulierung zu tun haben.

Blessing bricht eine Lanze für PayDirekt, denn sowohl für Kunden, als auch für Händler Vorteile gegenüber PayPal spürbar sein werden. Im Bankensektor „müssen wir uns aber gegenseitig unterhaken“, redet Blessing dem Zusammenschluss der Banken in diesem Thema das Wort.

„Kunden, die ihr ganzes Leben nur noch online organisieren, können dies bei Comdirect tun“, sagt Blessing. Über 25 Jahre hätten es diese Banken es auf etwas mehr als 15 % Marktanteil geschafft, aber eben nicht auf viel höhere Anteile. Blessing gibt Beispiele für Geschäfte wie die Baufinanzierung, die die meisten Menschen zwar online recherchieren, aber dennoch in einer Geschäftsstelle abschließen wollen. „Wir bauen um und es werden weniger Filialen sein“, sagt Blessing, der in der Commerzbank noch rund 1100 Geschäftsstellen zählt.

„Eigenkapitalrendite wird sicherlich eine Herausforderung werden“, dämpft Blessing Hoffnungen, dass sich die Gewinn- und Verlustrechnung der Commerzbank verbessern könnten. Draghi will er dafür nicht alleine die Schuld geben, jedoch frage er sich, wo er für 30 oder 40 Mrd. Kundeneinlagen den so genannten „sicheren“ Zins von 3 % finden könne, der für diese angesetzt würde.

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Richtige Entscheidungen auf Basis falscher Annahmen

Von Dr. Oliver Everling | 2.September 2015

Theoretisch wäre es ganz einfach, weiter Bankgeschäft zu machen: „Werde ‚complaient‘, dann ist alles in Ordnung.“ Soweit die Theorie – Jürgen Fitschen von der Deutschen Bank spricht auf der 20. Handelsblatt Jahrestagung „Banken im Umbruch“ aber zeigt auf, dass heute der Überblick über die Vielzahl der Reguilerungen verloren geht. Darin bestehe heute das größte Risiko.

„Mit den meisten Anleihen sind heute Derivate verbunden“, warnt Fitschen vor Bemühungen, nun auch noch Derivaten den Markt auszutrocknen. „Die Zeiten waren zu gut“, räumt er mit Blick auf die Zeit vor der Krise ein. Wenn es zu gut gehe, würden Nachlässigkeiten einkehren. Infolge der Regulierung habe heute aber wiederum die Kompleität ungeheuer zugenommen.

Der Rückzug er Banken aus dem globalen Handel habe für diesen bereits heute Konsequenzen. „Die Realwirtschaft wird dafür auch einen Preis zu zahlen haben“, analysiert Fitschen. Diversität sei etwas positiv. Wenn man den Fokus behalte und sich auf den Kunden rückbesinne, sei diese wünschenswert.

Return on Equity, Cost-Income-Ratio usw. seien Maßstäbe des Erfolgs von Banken. Wer sich aber nur an diesen Maßstäben orientiere, habe die Lektionen nicht gelernt. Es gehe heute auch um weiche Faktoren. „Wir können uns nicht allein deshalb als erfolgreich bezeichnen, weil die Zahlen stimmen.“ Anderen müsse vermittelt werden, „dass unser Denken dabei nicht aufhört, sondern dass wir an den Nutzen denken, den wir für die Gesellschaft stiften.“

„Das Thema der Digitalisierung wird in der Presse besonders oft wiederholt, meist mit einem bedrohlichem Untertun. Nun sehen wir, dass die Technik auch für uns von Nutzen sein kann. Selber entwickeln, aber nicht sich darauf beschränken: Eine ganze Reihe von Menschen, die in einem ganz anderen Umfeld groß geworden sind, werden genügend Ideen hervorbringen, um unsere Prozessketten zu verändern und sichtbar neuen Nutzen zu bringen.“ Die Banken hätten zwar noch nicht das Pendant zu „Industrie 4.0″ erfunden. Der Einsatz der Digitalisierung weite sich aber auch in den Banken ähnlich aus.

„Wenn die Leverage-Ratio eingeführt wird, ist die Postbank nicht gut unter dem Dach der Deutschen Bank aufgehoben“, verteidigt Fitschen die Entscheidung der Deutschen Bank, die Postbank wieder aufzugeben. „Die Entscheidung war richtig, aber die Annahmen waren falsch“, wirft Gabor Steingart, Herausgeber des Handelsblattes ein. Fitschen wehrt sich gegen bohrende Fragen von Steingart, ob künftige Umstrukturierungen der Deutschen Bank ohne jeden Personalabbau umsetzbar sein würden.

Steingart fragt sich, ob „wir das Ende der Bankenkrise schon gesehen haben“, oder ob nun FinTechs usw. zu neuen Herausforderungen führen würden. Fitschen nennt das Beispiel „BRICs“. Früher seien BRICs „das“ Thema gewesen, „heute will keiner mehr was davon wissen“. Kurskorrekturen seien ein ganz normaler Prozess. „Wir haben keine vollkommene Information. Aber wir sind immer bereit, unsere Annahmen in Frage zu stellen.“

„Das Phänomen, dass wir so viel Geld ins System pumpen und keine Inflation sehen, müssen wir uns erst einmal erklären“, gibt Fitschen ein Beispiel dafür, „nicht alle Eier in einen Korb zu legen, sondern zu diversifizieren.“

„Zum letzten Mal in dieser Funktion hier auf der Bühne“, verabschiedet Steingart Fitschen von der Bühne und kehrt den vielfach zitierten, bekannten Spruch eines Nobelpreisträgers um, da man Fitschen als „einen feinen Kerl mit edlen Motiven bezeichnen kann.“

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Grand City setzt sich noch besseres Rating zum Ziel

Von Dr. Oliver Everling | 1.September 2015

„Wir befassen uns mit Immobilien, bei denen irgendeine Art von Problem aufgetaucht ist, die aber aus unserer Sicht von uns für einen Turn-around geeignet sind“, sagt Andrew Wallis, von der Grand City Properties S.A. „Das machen wir seit 11 Jahren, seit drei Jahren sind wir gelistet“, fügt er hinzu. Diese Art von Geschäft erfordere Zeit, meist vier Jahre. Bei Grand City Properties ist Geduld eine Grundlage des Erfolgs.

Das Geschäftsmodell stützt sich auf das wachsende Netzwerk der Gesellschaft, den Due Diligence- und Akquisitionsprozess bis zur Übernahme einerseits und der Verwertung nach Übernahme andererseits. Rund 90 % der Immobilien werden langfristig gehalten, bis zu 10 % des Portfolios pro Jahr verkauft. Wallis zeigt die Schwerpunkte der Investments in Deutschland auf, die von dem vergleichsweise stabilen wirtschaftlichen Umfeld profitieren. „Wir sind keine Trader, wir sind keine Entwickler“, sagt Wallis. „Wir geben eine klare Nachricht: Wir kaufen und halten.“

Rund 90 % des Portfolios sei zu Konditionen unterhalb der Marktmieten vermietet, berichtet Wallis und sieht darin einen Beweis für den defensiven Charakter seines Portfolios. In jedem Fall das Downside-Risiko sehr begrenzt. „Wir nutzen aktiv den Kapitalmarkt“, erklärt Wallis die sprunghafte Entwicklung der Gesellschaft nach dem Börsengang.

Die Gesellschaft konnte sich Ratings in Anlagequalität von beiden führenden US-amerikanischen Ratingagenturen sichern, sowohl Moody’s mit Baa2 mit stabilem Ausblick im Febuar 2015, als auch S&P’s mit BBB, ebenfalls stabil im Juli 2015. „Die Ratings werden durch das starke Finanzprofil unterstützt, das den Erfolg unseres Geschäftsmodells unterstreicht.“

„Die Ratingagenturen sind sehr wichtig für uns“, sagt Wallis. Seine Gesellschaft habe das beste Finanzprofil von allen Immobiliengesellschaften, die in Deutschland von den Agenturen geratet seien. Grand City Properties sei gut verankert, um weitere Ratingverbesserungen zu erreichen. Die weitere Verbesserung des Ratings von S&P’s ist ein strategisches Ziel des Board of Directors. „Wir werden weiterhin Maßnahmen ergreifen, um dieses Ziel zu erreichen.“

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