Direktoren zur Analyse von Finanzinstituten sind gesucht
Von Dr. Oliver Everling | 19.August 2015
Seit Ende der 1980er Jahre sind in Europa tausende Arbeitsplätze in der Ratingbranche entstanden. Mit der wachsenden Zahl von Ratingagenturen eröffnen sich für Ratinganalysten immer mehr Chancen auf gute Karrieren. Insbesondere sind solche Analysten gefragt, die internationales Knowhow mitbringen.
So sucht aktuell zum Beispiel die in der Europäischen Union registrierte Ratingagentur Dagong Europe eine neue/einen neuen Financial Institutions Associate Director oder Director. Ein Director in dieser Position ist für die Analyse der Kreditrisiken von Finanzinstituten (Banken, Finanzdienstleister und Betriebe gleichermaßen) verantwortlich, darüber hinaus auch für die Durchführung von Kontroll- und Überwachungsaktivitäten und die Veröffentlichung umfassender und zeitnaher Berichte über ein Portfolio von Emittenten.
Solche Analysten müssen in der Lage sein, gemeinsam zu arbeiten und einen positiven Beitrag in einem teamorientierten Umfeld zu leisten, das durch ein schnell wachsendes Portfolio gekennzeichnet ist. Ausgeprägte analytische Fähigkeiten (Finanzanalyse, Finanzbuchhaltung, Risikomanagement) sind Grundvoraussetzungen einer solchen Tätigkeit. Analysten müssen in der Lage sein, dieses Wissen anzuwenden, um die Kreditrisiken von Finanzinstitutionen zu analysieren.
Das analytische Verfahren geht von einer Bewertung der Makro- und Betriebsumgebung aus. Sehr spezifische und detaillierte finanzielle Analyse der Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnungen und Auswertung sonstiger Finanzinformationen haben zu folgen. Ulrich Bierbaum, General Manager von Dagong Europe in Mailand, skizziert die Aufgabenstellung eines Dagong Europe Financial Institutions Associate Director/Director: „Sie oder er muss in der Lage sein, eine breite Palette von analytischen Aktivitäten auszuführen. Markt-Sizing, Wettbewerbsfähigkeit und Peer-Analyse , Kreditrisikoprofilbewertung und Finanzmodellierung, Verwendng von Stresstests und Szenarioanalyse usw.“
Im Kern gehe es bei einer Position als Dagong Europe Financial Institutions Associate Director/Director darum, in der Lage zu sein, in der Finanzbranche Risikofaktoren zu identifizieren, Markttrends schnell zu erkennen und die verkörpernden Finanz- und Kreditrisiken nicht nur zu bewerten, sondern auch mit den Mitgliedern des Analytischen Teams, des Ratingkomitees, der Kreditausschüsse wie auch mit Vertretern von Gegenparteien und Marktteilnehmern zu teilen und konstruktiv zu diskutieren.
„Aufgrund der enormen Dynamik mit immer neuen, auf die Banken einwirkenden Risikofaktoren,“ sagt Bierbaum, „sollte die Kandidatin oder der Kandidat auch Veränderungen aus der Produktentwicklung bei Banken, regulatorische und sonstige Trends der Branche erkennen sowie ein fundiertes Verständnis von Best Practices und Bankstrategien haben. In jedem Fall braucht man für eine Solche Aufgabe Leidenschaft für Forschung, Analyse und Meinungsbildung mit originellen, kreativen Denken, und Problemlösungsfähigkeiten.“
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Überreaktion eröffnet Kaufgelegenheiten
Von Dr. Oliver Everling | 18.August 2015
Die Abwertung des Yuan durch die People’s Bank of China (PBOC) vom 11. August rief an den globalen Märkten Volatilität und Unbehagen hervor. Auch in Deutschland, wo erfolgreiche Exportunternehmen in den letzten zehn Jahren ein expansives Umsatzwachstum durch den Handel mit China verzeichneten, trübte sich die Marktstimmung ein. Für Aktienanleger günstige Signale sieht aber Robert Smith, Investment Manager, Baring German Growth Trust von Baring Asset Management, London.
Angesichts der Besorgnis um einen möglichen „Grexit“ musste der deutsche Aktienmarkt, ausgehend von den im April erreichten Höchstständen, einen schrittweisen Rückgang hinnehmen. Nachdem die Sorgen um einen Grexit mittlerweile nachgelassen haben, sackte der Dax 30 nun aufgrund der Maßnahme der PBOC innerhalb von nur zwei Tagen um insgesamt 6% ab.1
„Unserer Einschätzung nach war die Reaktion auf diese externen Faktoren übertrieben. Aus diesem Grund haben wir die jüngste Marktschwäche als Kaufgelegenheit zulasten unserer Kasseposition genutzt. Die Währungsabwertung kam zwar überraschend,“ so Smith, „was zu Verunsicherung an den Märkten führte, sie fiel allerdings vergleichsweise gering aus, da der Yuan gegenüber dem Euro lediglich 2,3% einbüßte.“
Bei Unternehmen mit umfangreichem Exportabsatz nach China, ist Baring investiert. Denn hier zeigen die Analysen der Experten, dass die Wechselkursveränderungen den Ausblick für ihre Investitionseinschätzungen nicht wesentlich verändert haben. „Wir gehen also nicht davon aus, dass der stärkere Wechselkurs von Euro zu Yuan ein Niveau erreicht hat, das die Wettbewerbsfähigkeit dieser Unternehmen signifikant schädigen könnte. An dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass der Yuan gegenüber dem Euro seit Jahresbeginn um 13,5% aufgewertet hat.“
„Wir vermeiden einen obsessiven Fokus“, so Smith, „auf die gesamtwirtschaftliche Lage, die die Marktstimmung leicht drehen kann, und konzentrieren uns stattdessen auf solche Faktoren, auf die es bei Aktienanlagen hauptsächlich ankommt, nämlich die Qualität der Unternehmen an sich. Wir sehen viele Beispiele für deutsche Qualitätsunternehmen, die weltweit und auch in China expandieren, obwohl sich die Konjunktur dort abschwächt.“
Mercedes Benz ist nach Meinung von Smith ein solches Beispiel. Das Unternehmen ist die Vorzeigemarke für Luxus- und Nutzfahrzeuge und befindet sich im Besitz der Daimler AG – ein Konzern, den auch Baring im Portfolio hält. „Der deutsche Autohersteller verfügt über eine attraktive, gefragte Produktpalette, die auf dem chinesischen Markt nach wie vor erfolgreich ist“, so Smith.
Mercedes verbuchte im Juli einen Umsatzanstieg von 35,2% im Vergleich zum Vorjahr, womit das gesamte Umsatzwachstum der ersten sieben Monate des Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bei 21,7% liegt. Diese Zahlen beziehen sich – rechnet Smith vor – allein auf China, einen Markt, der etwa ein Fünftel des Juli-Umsatzes von Mercedes ausmachte. Weltweit stieg der Umsatz des Unternehmens in den ersten sieben Monaten dieses Jahres um 14,7%, womit ein Rekordabsatz von einer Million mehr verkaufter Fahrzeuge erreicht wurde. Der Erfolg von Mercedes beruht nicht auf gesamtwirtschaftlichen Trends, sondern vielmehr auf der Tatsache, dass es ein gut geführtes Unternehmen mit einer attraktiven Produktpalette ist, die gefragter ist als die von vielen Mitbewerbern.
„Wenn wir uns den deutschen Aktienmarkt insgesamt anschauen, sind wir optimistisch. Deutsche Aktien bieten im Vergleich zum breiteren europäischen Markt die Aussicht auf ein überdurchschnittlich hohes Ertragswachstum. Die Ertragsprognose der kommenden 12 Monate für den HDAX Index beträgt 15,9%, verglichen mit 8,7% für den MSCI Europe Index. Unserer Auffassung nach“, so Smith, „dürfte dies sogar leicht konservativ geschätzt sein.4 Im zweiten Quartal sahen wir bereits positive Ertragskorrekturen und wir gehen davon aus, dies auch im dritten Quartal vermehrt beobachten zu können. Mit einem erwarteten KGV über 12 Monate von 15,3 im Vergleich zu 16,7 werden deutsche Aktien trotz dieser Tatsache aktuell mit einem Abschlag zu europäischen Aktien gehandelt.“
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Rohstoffe so billig wie schon lange nicht mehr
Von Dr. Oliver Everling | 18.August 2015
„Durch Chinas Yuan Abwertung sind etliche Rohstoffe in der letzten Woche auf ein neues Mehrjahrestief gefallen“, sagt Ole Hansen, Rohstoffexperte bei der Saxo Bank. China sei eines der größten Importländer wichtiger Rohstoffe wie Öl und Industriemetalle. Die Aktivität der PBOC habe die Importkosten erhöht und seitdem steige auch die Sorge über eine sinkende Binnennachfrage. „Dies hilft auch zu erklären, warum Aktienkurse von großen Exportunternehmen wie Automobilherstellern und Luxusgüterproduzenten unter einen signifikanten Verkaufsdruck gerieten. So ist in Deutschland Daimler und in Frankreich LVMH anfänglich um mehr als 10 Prozent gefallen.“
Wo es Verlierer gebe, da gebe es normalerweise auch Gewinner. „China hat Gold eine Rettungsleine zugeworfen. Der Goldpreis in Offshore Renminbi stieg um 7 Prozent“, sagt Hansen. Gold sei in dem Glauben angestiegen, dass die Nachfrage für alternative Investments anziehen würde, da chinesische Investoren auf der Suche nach einer Absicherung gegen ihre fallende Währung seien.
„Während Brent es schaffte, ein kleines Wachstum zu halten, setzte WTI seine Talfahrt fort und erreichte ein neues Sechseinhalbjahrestief.“ Die Schwäche in den globalen Ölmärkten werde weiterhin von der hohen Rohölförderungspolitik der OPEC-Staaten und der Widerstandsfähigkeit der US-Schieferöl-Hersteller unterstützt. Diese haben zwar begonnen, die Produktion zu verlangsamen, aber nicht in den zu erwarteten Raten. „In der vergangenen Woche hat Brent WTI um fast 5 Prozent outperformt. Der Grund für die schlechte WTI-Performance ist die Sorge um die saisonalen Entwicklungen im US-Ölmarkt. Trotz der bisher starken Nachfrage bleiben die US-Rohölvorräte bei nahezu 100 Millionen Barrel über dem Fünfjahresdurchschnitt“, so Hansen.
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Schneller zum besseren Konto
Von Dr. Oliver Everling | 18.August 2015
Deutsche Finanzinstitute können nur 20 Prozent aller potenziellen Vertragsabschlüsse, die über mobile Geräte angebahnt werden, zum Abschluss bringen. Nur jedes fünfte Kreditinstitut bietet mobil-optimierte Produkte an, stellten Fintech-Experten von FinReach fest.
„Neukunden für ein Bankprodukt zu gewinnen, fällt den meisten Banken schwer, weil Kunden nicht verstehen, warum eine Kontoeröffnung heute bis zu drei Wochen dauert. Dabei ist eine Antragsstrecke ohne Medienbrüche nicht für Fintechs reserviert, auch etablierte Banken können mit unserer Lösung diesen Vorteil ihren Kunden bieten“, sagt Roman Leicht, Chief Technology Officer bei FinReach.
FinReach will die finanzielle Mobilität erhöhen und Banken die Möglichkeit geben, ihren Kunden ein weites Spektrum an Finanzprodukten anzubieten und sie als Hausbankkunden zu gewinnen. So haben die Berliner zum Beispiel einen digitalen Kontowechsel-Service für das deutsche Girokontengeschäft entwickelt. Auf dem Smartphone oder Tablet das Konto umziehen und alle Lastschriften und Daueraufträge gleich dazu, ist mit FinReach kein Problem.
Der Service von FinReach erkennt automatisch alle Lastschriftenempfänger und Zahlungseingängewie auch Daueraufträge. Der Bankkunde kann in einem schlanken Prozess alle relevanten Vorgänge auf das neue Konto überführen und die Zahlungsempfänger wie -absender über die neue Bankverbindung informieren.
„Eine schnelle Reaktion auf sich änderndes Kundenverhalten ist gerade für große Bankhäuser besonders anspruchsvoll. Viele Prozesse müssen im Backoffice der Bank angepasst werden“, sagt Ramin Niroumand, der als Partner von FinLeap und Geschäftsführer der FinReach GmbH die Produktentwicklung mit den Experten der Berliner Fintech-Schmiede vorangetrieben hat.
Die FinReach-Technologie ermöglicht es Banken, Kundenbeziehungen aufzubauen und durch bessere Servicelösungen zu vertiefen: „FinReach löst komplizierte Prozesse aus dem Backoffice und ermöglicht es Bankenkunden, diese selbst direkt und bequem online auf dem Smartphone durchzuführen“, so Ramin Niroumand.
FinReach wurde im November 2014 unter dem Dach der Berliner Fintech-Schmiede FinLeap gegründet und entwickelt digitale Lösungen, die sowohl auf Industriewissen wie technologischem Know-How und einem tiefgehenden Kundenverständnis basieren. Das Produkt wird Banken als White-Label-Lösung Performance basiert angeboten.
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Politische Variablen im Länderrating
Von Dr. Oliver Everling | 17.August 2015
Die makroökonomische Landschaft hat sich seit den 2000er Jahren, spätestens seit 2008, entscheidend umgestaltet. Über die Konsequenzen schreiben Professoren Hanno Beck und Aloys Prinz in der Zeitschrift „Kredit & Rating Praxis“ (www.krp.ch): „Die re-politisierte Geldpolitik erhöht kurzfristig die Möglichkeiten des Staates, Ressourcen an sich zu ziehen, mit der langfristigen Folge einer schwächeren Wirtschaftsentwicklung. Kurzfristig wirkt das Geld wie eine leistungssteigernde Droge, die langfristige Folgeschäden hat. Diese Folgeschäden bestimmen die langfristige ökonomische Zahlungsfähigkeit, während die damit zusammenhängende politische Situation des Landes seine politische Zahlungswilligkeit determiniert.“
Für Länderratings wird damit, folgern Beck und Prinz, die re-politisierte Geldpolitik der Staaten zu einer wesentlichen Variable bei der Beurteilung der Länder-Bonität – eine angemessene Geldpolitik stellt die Ampeln auf Grün, eine re-politisierte Geldpolitik führt zu kurzfristigen wirtschaftlichen Erfolgen des Landes, die ein Rating aber langfristig negativ beeinflussen werden. „Im Rating-Prozess könnten damit die Entwicklung der inländischen Geldmenge und ihre Relation zur Kreditexpansion Determinanten sein.“
Die beiden Experten zeigen eine weitere Determinante auf, die in der neuen makroökonomischen Welt stärker in den Fokus der Länder-Ratings rücken könnte: die politische Zahlungswilligkeit eines Staates. „Damit würde die Prognose dieser politischen Variablen zum Kern des Länderratings. Ein Anhaltspunkt dafür ist die Reputation des Staates hinsichtlich seines Zahlungsverhaltens in der Vergangenheit. Weiterhin wird vermutlich das Verhältnis von Staatsdefizit zu Staatskonsum an Bedeutung gewinnen: Je höher unter ansonsten gleichen Bedingungen das Verhältnis von Staatsdefizit zu Staatskonsum ist, desto unwahrscheinlicher wird es, dass der Staat zahlungswillig bleibt.“ Mehr dazu in der Zeitschrift „Kredit & Rating Praxis„.
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China vorn im Wettlauf der Währungsabwertungen
Von Dr. Oliver Everling | 12.August 2015
„Die chinesische Währung wurde gewissermaßen mit Ansage in eine neue Schwächephase geschickt“, schreibt das Economics & Strategy Team der NORD/LB Norddeutsche Landesbank Girozentrale. „Insbesondere die fast schon als Absturz zu bezeichnende Entwicklung im Offshore-Handel spiegelt die Sorgen der Marktteilnehmer in Bezug auf die konjunkturelle Verfassung Chinas wider. Von herausragender Relevanz wird nun sein,“ prognostizieren die Analysten, „wie die US-Notenbank mit diesem neuen FX-Regime in China umgeht. Sowohl Fed als auch PBOC agieren längst nicht mehr im luftleeren Raum. Die Frage bleibt allerdings wer hier auf wen reagiert.“
Nachdem Chinas Zentralbank überraschend ein angepasstes FX-Regime bekannt gegeben hat, bleiben die Märkte im Aufruhr. Die kritische Größe des heutigen Handelstages war der bekanntgegebene USD/CNY-Referenzpreis. So sieht die Neuausrichtung des CNY-Fixings vor, dass sich zukünftig am Schlusspreis aus dem Kassahandel des Vortages zu orientieren sei, so der Bericht der NORD/LB. Nachdem der RMB deutlich gegenüber dem Greenback abgewertet hatte, war „die PBOC schon fast gezwungen einen schwachen Referenzpreis zu setzen“, schreiben die Analysten aus Hannover. Mit dem Referenzpreis von 6,3306 CNY je USD wurde der schwächste Kurs seit fast drei Jahren bestimmt.
Im Handel gab der RMB weiter nach und bewegte sich mit einer zwischenzeitlichen Abwertung um 1,9% in Richtung des Randes des Handelsbandes (von +/-2,0%). „Der Offshore-RMB (CNH), der in Hongkong frei gehandelt wird, wertete zwischenzeitlich sogar um mehr als 3% gegenüber dem US-Dollar ab, was auch als Indiz dafür zu sehen ist, dass die Marktteilnehmer hier noch kein Ende der Schwächephase des RMB erwarten“, urteilt das Economics & Strategy Team der NORD/LB.
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Autozulieferer investieren wieder
Von Dr. Oliver Everling | 11.August 2015
Erstmals seit vier Jahren erhöhen kleine Autozulieferer aus Europa wieder ihre Investitionen, übertrumpfen dabei teilweise sogar deutlich größere Konkurrenten. Durchschnittlich mehr als zehn Prozent des Umsatzes, berichtet die Ratingagentur Scope aus Berlin, flossen in Erweiterungsinvestitionen für den Auf- und Ausbau von Produktionsanlagen sowie in Forschung und Entwicklung, zeigen Zahlen von Scope Ratings.
In den Jahren zuvor waren Autozulieferer mit einem Jahresumsatz von weniger als 1,5 Milliarden Euro bei Investitionen wesentlich zurückhaltender und haben damit auf die Probleme der Branche nach der Finanzkrise reagiert: Zwischenzeitlich hatte die durchschnittliche Investitionsquote nur noch bei rund sieben Prozent des Umsatzes gelegen. „Auf Dauer wäre das zu wenig gewesen, um dem Anspruch der Autohersteller nach globalen Produktionskapazitäten und nach zunehmenden Produktinnovationen nachkommen zu können“, sagt Timo Schilz, der zuständige Analyst bei Scope Ratings. Zum Vergleich: Große Zulieferkonzerne hatten ihre Investitionsquote nahezu konstant bei rund neun Prozent gehalten. Nun haben die Kleinen aufgeholt und im Jahr 2014 sogar mehr investiert als große Unternehmen der Branche. „Die kleinen Zulieferer senden damit das Signal, dass sie wieder im Rennen sind“, sagt Schilz.
Autozulieferer stehen in einem scharfen Konkurrenzkampf. Ihre wichtigsten Kunden – die großen Autohersteller – verhandeln hart. Die Verhandlungsposition kleiner Zulieferer ist traditionell schwächer als die großer Zuliefer-Konzerne. Mit Ausbruch der Finanzkrise waren viele kleine Autozulieferer zusätzlich unter Druck geraten, weil Kredite nur noch spärlich flossen und im Sog der Krise der weltweite Pkw-Markt eingebrochen war. Viele Firmen mussten Restrukturierungsprogramme starten, um zu überleben. Darunter litten auch die Investitionen.
Zwischenzeitig hat sich der Absatzmarkt für Pkws wieder erholt. „Viele kleine Unternehmen konnten davon bislang allerdings nur relativ wenig profitieren, weil sie sich erst neu aufstellen mussten“, sagt Schilz. „In der Folge ist ihr Marktanteil in den vergangenen Jahren gesunken.“
Nun haben die Unternehmen ihre Restrukturierung erfolgreich beendet und die Investitionsquoten wieder hochgefahren. „Viele Zulieferer aus der zweiten Reihe sind gestärkt aus der Krise hervorgegangen“, sagt Schilz. „Die Chancen stehen gut, dass sie verlorenes Terrain zurückerobern.“
Der deutsche Autoelektronik-Zulieferer Paragon AG etwa hat seine Wachstumsinvestitionen von 3,2 Prozent im Jahr 2013 auf 13,7 Prozent im vergangenen Jahr massiv gesteigert, unter anderem, um seine Position im Markt für Elektroautos auszubauen.
Analyst Schilz sieht die Entwicklung positiv, auch wenn die gestiegenen Investitionen viele Finanzkennzahlen aktuell schlechter aussehen lassen: Die frei verfügbare Cash-Flows-Marge der Firmen ist von durchschnittlich 1,1 Prozent im Jahr 2013 auf minus 2,5 Prozent gesunken. Gleichzeitig ist die durchschnittliche Verschuldung gestiegen: Sie beträgt aktuell das Vierfache des EBITDAR (Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Leasingzahlungen). „Für uns ist das kein Grund für Rating-Herabstufungen“, sagt Schilz. „Der Ausbau der Fertigungskapazitäten und das Lancieren neuer, innovativer Produkte wird die Kennzahlen der Unternehmen mittelfristig deutlich verbessern. Zudem könnten die Gewinnmargen wachsen, weil viele Zulieferer nach absolvierter Restrukturierung kostengünstiger produzieren als früher.“
Spätestens für das Jahr 2016 erwartet Schilz einen spürbaren Anstieg des frei verfügbaren Cash Flows und aus Investorensicht ein insgesamt deutlich verbessertes Risikoprofil der Unternehmen. „Dann werden die Investitionen Früchte tragen“, ist der Scope-Analyst überzeugt. Denn die weltweite Autoproduktion zeigt sich nach wie vor robust – auf wichtigen Wachstumsmärkten wie China genauso wie auf etablierten Märkten in Europa und in den USA. „Wir erwarten, dass die kleinen Zulieferer mit ihren jetzt getätigten Investitionen auch über 2016 hinaus wachsende Free Cash-Flows erwirtschaften sollten und damit mittelfristig finanziell gut aufgestellt sind“, sagt Schilz.
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SmartCard statt Kartenhäuser
Von Dr. Oliver Everling | 11.August 2015
Bankenkunden können aus den zahlreichen Karten ihrer Banken ganze Kartenhäuser bauen. Die Fidor Bank präsentiert sich dagegen als Innovationsführer mit der neuen Fidor SmartCard: ein einzigartiges Kartenprodukt, das drei Bezahlformen in sich vereint. Die neue Karte beinhaltet eine MasterCard Kreditkarten-Funktion, eine Maestro Girokonto-Kartenfunktion sowie eine kontaktlose Bezahlfunktion.
Mit dieser Kombination will die Fidor Bank die weltweit größtmögliche Akzeptanz sowohl im Einzelhandel als auch im Internet sicherstellen. „Nicht umsonst nennen wir diese Karte SmartCard, denn eine Karte wie diese hat es in Deutschland noch nicht gegeben“, sagt Fidor-Chef Matthias Kröner. „Der Wunsch nach einem weiteren Kartenprodukt war in unserer Community immer sehr groß. Mit der SmartCard sind wir uns sicher, diesen Wunsch gemäß unserer Devise ‚smarter banking for a smarter world‘ zu erfüllen. Mit 0 EUR Jahresgebühr unterstreichen wir diesen Anspruch auch preislich.“ In Kombination mit dem gebührenfreien und gut verzinsten Fidor Smart Girokonto kann die Fidor SmartCard weltweit für Bargeldabhebungen, das Bezahlen im Laden oder Discounter sowie im Internet – dort beispielsweise für Mietwagen-Buchungen – genutzt werden.
Kommt die Karte zum Einsatz, ist der erste Schritt des Bezahlvorgangs die sogenannte Autorisierung. Es handelt sich hierbei schlicht um eine automatische Anfrage bei der Bank, ob der zu bezahlende Betrag über die vorgelegte Karte erfolgen kann. Der Kartenherausgeber genehmigt die Anfrage oder lehnt sie ab – z.B. im Falle einer gestohlenen Karte oder mangelnder Bonität. Bei der Fidor SmartCard werden Autorisierungen über MasterCard oder Maestro abgewickelt. Wird MasterCard als Bezahlform am Point of Sale nicht unterstützt, erfolgt die Abwicklung der Zahlung automatisch über Maestro. An zahlreichen Akzeptanzstellen ist es darüber hinaus möglich, dass der Karteninhaber auswählen kann, ob die Zahlung über MasterCard oder Maestro abgewickelt werden soll.
Der große Vorteil der MasterCard ist die globale Verbreitung mit mehr als 1,6 Millionen angeschlossenen Geldautomaten. Da in Europa auch die Maestro Bezahlfunktionalität – umgangssprachlich EC-Kartenfunktion – stark verbreitet ist, unterstützt die Fidor SmartCard jedoch auch diese Bezahlweise. Darüber hinaus garantiert die Möglichkeit des kontaktlosen Bezahlens schnelle und reibungslose Bezahlvorgänge. Zahlungen mit der Fidor SmartCard können in Sekundenschnelle an den entsprechenden Terminals ausgeführt werden: Einfach die Kreditkarte an das Kontaktlos-Symbol des Terminals halten und fertig! Bei Beträgen unter 25 Euro ist in der Regel keine Unterschrift oder PIN erforderlich.
„In Europa sind Kreditkarten wie die Fidor SmartCard noch die große Ausnahme; vergleichbare Angebote gibt es aktuell nur in Belgien, Italien, Frankreich und Schweden. Mit der Einführung des neuen Kartenproduktes durch die Fidor Bank stehen Verbrauchern zwei der weltweit besten Bezahlmöglichkeiten aus dem Credit- sowie Debitbereich zur Verfügung“, so Pawel Rychlinski, Divisionpresident Germany & Switzerland bei MasterCard.
Die Kombination mit den mobilen und innovativen Angeboten der Fidor Bank macht die Karte unter Ertragsgesichtspunkten auch für die Bank attraktiv. So können Kunden der Fidor Bank beispielsweise per APP einen Mini-Notfallkredit abrufen, der innerhalb von Sekunden ausbezahlt und über die Karte im Ladengeschäft eingesetzt werden kann. Dies ist besonders hilfreich, wenn man am Freitagabend oder am Wochenende noch wichtige Einkäufe tätigen muss und dabei feststellt, dass der Guthaben-Rahmen gerade nicht ausreicht. „Wer als Bank die Kombination aus Karte, App und Bankprodukt richtig versteht, kann eine Finanzdienstleistung schaffen, die den Menschen auch tatsächlich im täglichen Leben hilft. Genau das ist das Ziel der Fidor Bank“, ergänzt Fidor-Chef Kröner.
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Jobnomanden bevölkern Serviced Apartments
Von Dr. Oliver Everling | 10.August 2015
Die für Immobilienwirtschaft und Regionalökonomie bekannte Georg Consulting stellt die Ergebnisse einer neuen Studie vor. Demnach stellen heute in den Metropolen und Wirtschaftszentren vor allem die internationalen „Jobnomaden“ und Berufspendler die Hauptnachfrager nach Serviced Apartments dar. Großunternehmen als Impulsgeber sind sowohl für die Metropolen als auch für die Sekundärstandorte außerordentlich wichtig – für die Sekundärstandorte tendenziell sogar noch bedeutender (z. B. SAP für Mannheim).
„Jobnomaden finden sich vor allem unter den Beschäftigten in den wissensintensiven Wirtschaftszweigen. Daher dürfte das Potenzial für Serviced Apartments in Städten mit einem hohen Beschäftigtenanteil in diesen Wirtschaftszweigen tendenziell höher sein,“ schätzt Achim Georg, „als in Städten mit einem entsprechend niedrigen Anteil. Auch etablierte Messe- und Kongressstandorte bieten ein entsprechendes Marktpotenzial für Serviced Apartments.“
Messe- und Kongressbesucher, die Kreativwirtschaft, Freiberufler und Selbstständige haben in den Metropolen erwartungsgemäß eine höhere Relevanz für die Nutzung von Serviced Apartments als an den Sekundärstandorten. „Die generelle Entwicklungsdynamik des Übernachtungsgewerbes in den jeweiligen Städten wirkt sich ebenfalls positiv auf die Marktpotenziale für Serviced Apartments aus. Insbesondere für die Mischkonzepte stellen Städtetouristen eine wesentliche Zielgruppe dar. Der Anteil von Übernachtungen in Serviced Apartments an den gesamten Übernachtungen schwankt in den ausgewählten Städten deutlich“, sagt Georg und verweist dazu auf die Statistik seiner Studie.
Die Übernachtungszahlen wurden auf Basis der erfassten bzw. geschätzten Apartmentzahl, einer relativ optimistischen Auslastungsquote und einem Belegungsfaktor von 1,05 hochgerechnet. Demnach erreicht München mit knapp 1,5 Mio. Übernachtungen in Serviced Apartments den höchsten Wert gefolgt von Berlin mit rund 1,2 Mio. Übernachtungen. An dritter Stelle folgt Hamburg mit rund 0,6 Mio. Übernachtungen in Serviced Apartments. Hinsichtlich der relativen Betrachtung rangiert die Messestadt Hannover an erster Stelle. Hier erreicht der Anteil der Übernachtungen in Serviced Apartments an den gesamten Übernachtungen 13,2 Prozent. Nach Hannover nimmt München mit einem Anteil von rund 11,1 Prozent den zweiten Platz ein. Nürnberg erreicht mit rund acht Prozent den dritten Platz. In Düsseldorf liegt der Marktanteil bei über sechs Prozent. Das Ruhrgebiet erreicht einen Anteil von knapp sechs Prozent. In den westdeutschen Wirtschaftsmetropolen Hamburg, Frankfurt und Stuttgart werden relative geringe Marktanteile beobachtet. Übernachtungsanteile zwischen acht bis zehn Prozent können mit einem entsprechenden Ausbau der Angebote durchaus realistisch sein. Insofern ist in den meisten Städten von einem Nachholbedarf auszugehen.
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Rich Dad’s Investment Guide
Von Dr. Oliver Everling | 10.August 2015
„Rich Dad’s Investment Guide“ von Robert T. Kiyosaki ist ein Klassiker unter den populären Investmentbüchern. Kaum erstaunlich daher, dass dieses Buch auch eine deutsche Übersetzung findet. Erstmals im FinanzBuch Verlag aus der Münchner Verlagsgruppe (ISBN Print: 978-3-89879-903-4) erscheint das Buch nun in deutscher Sprache mit dem Untertitel „Wo und wie die Reichen wirklich investieren“.
Der amerikanische Titel ist so geschickt gewählt, dass sich auch der FinanzBuch Verlag erst gar nicht um eine Übersetzung bemüht. Diese Anleitung eines „reichen Vaters“ versteht jeder, denn Kiyosaki führt den Leser mit einfachen, aber entscheidenden Fragen an die Thematik heran: „Sind Sie mental darauf vorbereitet, ein Investor zu sein? Welcher Typ von Investor möchten Sie werden? Wie baut man ein starkes Unternehmen auf? Wer ist ein finanziell gebildeter Investor?“ Aus diesen vier Fragen entwickelt Kiyosaki vier Phasen bis schließlich zur Phase V mit dem Titel „Zurückgeben“.
Zum Glück sind nicht alle Regeln, mit denen sich amerikanische Leser der Originalausgabe konfrontiert sehen, auch schon in Deutschland anwendbar. Die amerikanische Wertpapieraufsichtsbehörde Securities and Exchance Commission (SEC) verlangt von Investoren eine Akkreditierung. Wie Kiyosaki in seiner Einführung schreibt, setzt diese ein Individualeinkommen von 200.000 US$, ein Gesamt-Ehepaareinkommen von Minimum 300.000 US$ oder ein Nettovermögen von mindestens einer Million US$ voraus. Im angeblichen Land des Kapitalismus, den Vereinigten Staaten von Amerika, ist daher die Masse der Bevölkerung per Gesetz von der Beteiligung an den ertragreichsten Geldanlagen ausgeschlossen. Kaum erstaunlich daher, dass Kiyosaki „die 90/10-Regel des Geldes“ – angelehnt an die schon 1897 formulierte 80/20-Regel des italienischen Wirtschaftswissenschaftlers Vilfredo Pareto – bestätigt sieht: So berichte das Wall Street Journal davon, dass 90 % aller Unternehmensaktien in den Vereinigten Staaten von nur 10 % der Bevölkerung gehalten werden.
DIe Ungleichverteilung der Vermögens in der Bevölkerung wird durch solche Regeln zementiert. Die „gute Absicht“, unerfahrene Bevölkerungskreise vom Kapitalmarkt fernzuhalten, wäre auch der Linkspartei und der Großen Koalition in Deutschland zuzutrauen. Statt auf Bildung setzt man auch in Deutschland immer mehr auf Verbote.
Die Übersetzung des Buches von Kiyosaki zeigt, dass man auch in deutscher Sprache das notwendige Wissen zur Beteiligung an den Finanzmärkten einfach, prägnant und dazu noch unterhaltsam vermitteln kann. Nur so erklärt sich auch der millionenfache Erfolg der englischen Ausgabe.
Das Buch von Kiyosaki ist vielleicht deshalb so beliebt, weil es das vermittelt, was vielen Lesern in ihrer Jugend fehlte: Ein reicher Vater, der die wichtigsten, über Jahrzehnte gewonnenen Lebenserfahrungen im Umgang mit Geld und Investitionen in ehrlicher und verständlicher Form weitergibt. „Mein reicher Vater begann, mir freundlich die Prinzipien seines Denkens zu erklären“, berichtet Kiyosaki von einem Strandspaziergang als Jugendlicher. Kiyosaki strebt mit seinen Darstellungen keine wissenschaftlichen Ehren an, sondern schließt in der Literatur mit seinem Ausgangspunkt geschickt eine Lücke.
Kiyosaki macht klar, dass Werte nur von Unternehmen geschaffen werden, weil „alles, in das wir investieren, ein Unternehmen ist. Wenn Sie Aktien kaufen, investieren Sie in ein Unternehmen. Wenn Sie eine Immobilie kaufen, etwa ein Mietshaus, ist dieses auch ein Unternehmen.“ Kiyosaki öffnet dem Leser daher die Augen dafür, dass hinter den Oberflächlichkeiten von Rechtsformen stets die Grundprinzipien erfolgreicher Unternehmungen stehen.
Kiyosaki setzt sich intensiv mit den Grundhaltungen von Arm und Reich auseinander und zitiert seinen „reichen Vater“: „Je höher das Sicherheitsbedürfnis einer Person ist, desto weniger Gelegenheiten wird sie erkennen. Solche Menschen sehen lediglich die eine Seite der Münze und niemals die andere.“ Ihr eigenes Sicherheitsbedürfnis steht vielen Menschen selbst im Wege.
„Mein reicher Vater pflegte zu sagen“, schreibt Kiyosaki, „Investieren bedeutet für jeden etwas anderes. … Es gibt keine einzige Person auf der ganzen Welt, die wirklich alles über das Investieren weiß.“
„Investieren ist so verwirrend,“ schreibt Kiyosaki, „weil es ein breitgefächertes Thema ist. Wenn du dich umsiehst, wirst du erkennen, dass Leute in viele unterschiedliche Dinge investiert haben. Sieh dir deine Haushaltsgeräte an. Dies sind alles Produkte von Unternehmen, in die Menschen investiert haben. Du bekommst Strom von einem öffentlichen Versorgungsunternehmen, in das Menschen investiert haben. Sobald du das verstanden hast, sieh dir dein Auto an: das Benzin, die Reifen, die Sitzgurte, die Scheibenwischer, die Zündkerzen, die Straßen, die Straßenmarkierung. Aber auch deine Softdrinks, deine Möbel zu Hause, dein Shoppingcenter, dein Lieblingsgeschäft, das Bürogebäude, die Bank, die Hotels, das Flugzeug über dir, den Teppich im Flughafen und so weiter. Alle diese Dinge gibt es, weil jemand in die Unter nehmen investiert hat, die solche Produkte bereitstellen, die dir das Gefühl geben, in einem zivilisierten Land zu leben. Das ist es, worum es beim Investieren eigentlich geht.“
Leider ist nur ein Bruchteil von diesen Unternehmen auch für jedermann „investierbar“. Grund für diesen Misstand ist u.a. die Regulierung, die in den USA schon mit der Einrichtung der SEC in den 1930er Jahren begann. Die gutgemeinte Regulierung ist daher zweischneidig, so Kiyosaki: „Weil sie einerseits zwar die Öffentlichkeit vor den schlimmsten Fehlern schützt, ihr andererseits aber auch die besten Investments vorenthält.“
Kiyosaki macht das Problem mentaler Einstellungen anhand von ganz praktischen Fragen deutlich: „Wenn Sie momentan in einer Welt des Geldmangels leben, erkennen Sie dann eine Möglichkeit für sich selbst, in einer Welt des Überflusses an Geld zu leben?“
Das Buch von Kiyosaki hilft zum Beispiel zu verstehen, warum Aktienhandel nicht mit Investieren zu verwechseln ist. Viele Anleger konzentrieren sich nach Kiyosaki auf bestimmte Vehikel der Geldanlage, z.B. Aktien, und damit „eher auf das Vehikel anstatt auf den Plan. Obwohl sie eine Menge Geld verdienen, indem sie Investmentprodukte kaufen, halten und verkaufen, wird sie das Geld nicht dorthin bringen, wo sie stehen wollen.“
Kiyosaki hört „sorglosere Gemüter“, die gerne behaupten würden, „ich brauche nicht zu planen. Ich werde eine Rente und eine betriebliche Versorgung bekommen.“ Das Problem mit dieser Einstellung ist nach Kiyosaki, dass es weit entfernt von jedem Plan liegt. „Zu einem Investmentplan gehört viel mehr als nur Investments und Geld. Bevor man überhaupt anfängt zu investieren, müssen viele verschiedene finanzielle Bedürfnisse mit in den Finanzplan einbezogen werden.“
Das Buch von Kiyosaki ist für jeden eine Empfehlung, der eine unterhaltsame Einführung in die Grundlagen der Vermögensbildung sucht. Da es sich bei dem Buch aus dem FinanzBuch Verlag um eine Übersetzung handelt, darf nicht übersehen werden, dass sich manche Ausführungen auf amerikanische Verhältnisse beziehen. So lastet auf Eltern in Deutschland mit Blick auf das Studium ihrer Kinder längst nicht eine so große finanzielle Herausforderung wie in den USA.
Das Buch zeigt aber auch im Kapitel über den Aufbau eines eigenen Unternehmens Unterschiede zwischen Deutschland und den USA. In Deutschland gibt es keine vergleichbare Gründerkultur, wie auch eine Insolvenz es jedem deutschen Unternehmer wesentlich schwerer als in den USA macht, wieder auf die Beine zu kommen. Schließlich sind auch Unterschiede im Steuersystem und in der deutschen Privilegierung des Fremdkapitals zu beachten. Wer in Deutschland aus eigenen Mitteln erfolgreich ist, dem wird sein Erfolg nicht nur durch Steuern und Abgaben gleich wieder genommen.
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