Aufschwung ohne Überschwang

Von Dr. Oliver Everling | 9.Mai 2015

„Aufschwung ohne Überschwang“, skizziert Dr. Holger Schmieding von der Berenberg Bank. „Nur die Lokführer nehme ich davon ausdrücklich aus.“  Schmieding sieht keine Übertreibungen: Bei den Verbraucherpreisen nicht, bei den Löhnen nicht und auch nicht bei den Immobilienpreisen. Letztere Wahrnehmung, räumt Schmieding ein, mag mit der Tatsache zusammenhängen, dass Schmieding in London tätig ist, wo ganz andere Immobilienpreisentwicklungen zu beobachten waren und sind als in Frankfurt am Main.

Schmieding meint zu sehen, dass breite Bevölkerungkreise in Deutschland in ihrem Verhalten immer noch durch die dramatischen Erfahrungen aus der Finanzkrise geprägt seien. Entsprechend vorsichtig gehe man vor, worin er als Volkswirt keinen Nachteil sehen kann. Auch das Wahlergebnis in Großbritannien kommentiert er positiv: „Wenn man den Briten eine ernsthafte Frage stellt, bekommt man auch eine ernsthafte Antwort. Anders als bei den Wahlen zum Europaparlament.“

Der Fokus auf die Geldwertstabilität, ohne hinreichend auf die Stabilität des Geldwesens zu achten, sei nicht ganz falsch aber doch zu eng gefasst gewesen. Eine Zentralbank muss auch auf Geldmenge und Kreditvolumen schauen. Dass die Notenbanken in den USA und Europa vor 2008 ein übermäßiges Kreditwachstum zugelassen hatten, habe letztlich den Boden für die große Finanzkrise danach bereitet.

Am 18. März 2009 beschloss die US-Notenbank, US-Staatsanleihen anzukaufen. Schon einen Monat später zeigten die Konjunkturindikatoren auch in Deutschland nach oben, glaubt Schmieding zu sehen. „Es ging damals darum, schlagartig die Panik zu stoppen, um einen schlagartigen Vertrauenseffekt.“ Der Vertrauenseffekt sei sofort sichtbar. Der Transmissionsmechanismus der Geldpolitik funktioniere in Normalzeiten wie es in den Lehrbüchern stehe, nicht aber in einer solchen Krisensituation. Da zähle die Wiederherstellung des Vertrauens mehr.

Am 26. Juli 2012 habe sich die Stimmung der Welt gegenüber der Eurozone wegen der berühmten Worte von Mario Draghi gedreht. „Ein reiner Vertrauenseffekt. Wir glauben nicht mehr, dass die Währungen auseinanderbrechen könnten. Wir haben die Zuversicht, dass die Zukunft wahrscheinlich besser wird.“ Putin habe die Konjunktur voübergehend aus dem Tritt gebracht.

Heute wirke die Geldpolitik wesentlich mehr über die Wechselkurse. Mit den Ankäufen von Staatsanleihen seien die Renditen gar nicht mehr gefallen, sondern in Vorfreude oder Vorwegnahme seien die Renditen schon vorher gesunken. „Ich dachte eigentlich, der Tiefpunkt hätte schon  Ende Januar erreicht werden müssen, nicht erst im April.“ Mit der anspringenden Konjunktur erwarte man nun wieder mit leicht steigenden Zinsen aufgrund steigender Kreditnachfrage.

Der Zentralbank werde es wesentlich leichter fallen, auch die Bundesanleihen auf dem Markt zu finden, um ihre Aufkäufge fortzusetzen. Die neue Rolle der Geldpolitik sei die Rückbesinnung auf Erkenntnisse, die man schon lange habe. Das Monopol der Notenbank sorge für eine „unglaublich starke Stellung“. SIe könne sich daher überwiegend über die Geldwertstabilität Gedanken machen. „Wir müssen uns aber auch über den Übertragungskanal Gedanken machen, auch an die Stabilität des Geldwesens denken.“

Schmieding rechtfertigt das massive Eingreifen der Zentralbanken. „Die Brandschutzordnung reicht meistens, aber manchmal muss die Feuerwehr ausrücken“, sagt Schmieding. Die Institution mit dem meisten Löschwasser sei die Zentralbank. „Ich kann derzeit keine Blasen entdecken.” Zumindest nicht in dem Sinne, dass Vermögenspreise auf breiter Front durch übermässig kreditfinanzierte Käufe in absurde Höhen getrieben würde. „Das Kreditwachstum ist insgesamt ja eher mässig“, analysiert Schmieding.

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Accountability Bonds zur Staatenfinanzierung

Von Dr. Oliver Everling | 8.Mai 2015

Mit eigener Währung hat eine nationale Regierung einen Leder of last resort. Der Wert der Staatsanleihe ist dann (nomial) sicher und der Verzicht auf Eigenmittelunterlegung von Staatsanleihen bei Banken zu rechtfertigen. Ohne eigene Währung fehlt aber diese Quelle der Refinanzierung, so dass Staatsanleihen risikobehaftet sein können, wie es auch im Eurowährungsraum der Fall ist.

Prof. Dr. Clemens Fuest vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) an der Universität Mannheim erläutert die Governance der Fiskalpolitik in Europa. Wenn die Haftung für Staatsschulden und die Entscheidung über Staatsverschuldung in einer Hand liegen würden, hätte man eine zentrale Fiskalunion. Gegewärtig fallen Haftung und Entscheidung jedoch auseinander. Wenn national gehaftet und auch entschieden würde, kann man von einer dezentralen Fiskalunion sprechen. Fuest beruft sich auf Überlegungen des wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium der Finanzen (2012).

Das Konzept einer zentralen Fiskalunion hat wenig Aussichten auf Realisierung. Daher  muss man sich mit dem Konzept einer dezentralen Fiskalunion befassen. Nationale Parlamente entscheiden weiterhin über die Höhe der staatlichen Neuverschuldung. Dies verlangt ein glaubwürdiges Verfahren für Restrukturierung von Staatsschulden bei Überschuldung einzelner Mitgliedstaaten, außerdem einen Finanzsektor, der Verluste aus der Restrukturierung öffentlicher Verschuldung absorbieren kann und fiskalpolitische Disziplinierung inerster Linie durch Kapitalmärkte. „Fiskalplitische Koordnation kann hilfreich sein, ist aber nicht entscheidend“, sagt Fuest.

Bereits beschlossen sind der Krisenbewältigungsmechanismus des ESM, die verstärkte Koordination der Wirtschafts- und Fiskalpolitik und die Bankenunion im Sinne einer Bankenaufsicht durch die EZB, gemeinsamer Bankenrestrukturierungsmechansimus (SRM, BRRD) und gemeinsamer Bankenrestrukturierungsfonds (SRF).

Fuest kommt auf den Van Rompuy Report (fiskalische Kapazität auf zentraler Ebene zur Vesicherung gegen ökonomische Schocks) zu sprechen, wie auch auf Vorschläge der Europäischen Kommission: Fiskalische Kapazität, Eurobilss/Stability Bonds, Schuldentilgungsfonds und langfristige Besteuerungs- und Verschuldungsrecht der EU. Keiner dieser Vorschläge beinhaltet ein Verfahren für die Restrukturierung von Staatsschulden.

„Wenn die Eurozone eine Zukunft haben soll, brauchen wir eine stärkere Gläubigerbeteiligung“, sagt Fuest und schlägt zum Einstieg in die Gläubigerhaftung bei Staatsanleihen „Accountability Bonds“ vor. Die Idee ist eine neue Klasse nachrangiger Staatsanleihen, die bei Finanzkrisen oder bei Überschreitung kritischer Verschuldungsgrenzen vorübergehend oder endgültig nicht mehr bedient werden (Trigger vielfältig gestaltbar). Wenn ein Mitgliedstaat die im Rahmen des Europäischen Semesters vorgegebenen Budgetziele verfehlt, wird der Überschuss an Schulden mit Accountability Bonds finanziert. Die neuen Bonds sieht Fuest u.a. als Antwort auf die Debattte über exzessive Risikozuschläge bei Staatsanleihen und als Auflösung der impliziten Verschuldung.

„Der wichtigste Defizit der fiskalischen Integration ist ein fehlendes Verfahren zur Restrukturierung von Staatsschulden. Accountability Bonds wären ein erster Schritt.“ Fuest glaubt daran, dass eine fiskalische Stabilisierung durche eine europäische Arbeitslosenversicherung mit überschaubarem Budgte möglicht wäre, bei dem die Umverteilungsefffekte durch „richtiges Design“ begrenzt würden. Die Frage sei aber. ob dadurch eine politische Dynamik in Richtung Transferunion ausgelöst würde. Eine Modellierung der Konsequenzen von Accountability Bonds für die Ratinglandschaft gibt es noch nicht.

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Neuer Nationalismus oder digitale Weltgesellschaft

Von Dr. Oliver Everling | 7.Mai 2015

Geld regelt Beziehungen zwischen Menschen. Aus einer Reihe von Untersuchungen, berichtet Prof. Dr. Armin Nassehi, Proffessor für Soziologie von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) auf dem 9. Coface Kongress Länderrisiken in Mainz, geht hervor, dass auch die Beziehungen innerhalb von Familien durch die Dienste von zum Beispiel Versicherungen besser geregelt werden können, wenn innerhalb der Familie nicht ständig über Geld geredet werden muss.

Nassehi stellt das Thema seines Vortrags, „Neuer Nationalisus oder digitale Weltgesellschaft?“ in einen größeren Kontext. Insbesondere weist er darauf hin, dass sein Thema eigentlich auch „Neuer Nationalismus UND digitale Weltgesellschaft?“ lauten könne.

„Das Gehirn spiegelt eine analoge Welt vor“, kommt Nassehi auch auf die Hirnforschung zu sprechen. Es werde im Gehirn ein Bild von der Welt produziert. VIele Konflikte ließen sich aber gar nicht „analog“ erklären. Statt digitaler statistischer Gruppen könne man sich umgekehrt auch „analoge“ Gruppen vorstellen. Der Nationalismus sei Symptom von Anpassungsstörungen. Regionale Räumen seien in einem weltwirtschafftlichen Zusammenhang nicht kontrollierbar. Es sei fraglich, ob sich überhaupt einzelne Nationalstaaten selbst kontrollieren könnten.

„Wir verschaffen wir uns Vertrauen in einer Welt, wo der Dialog zwischen analoger und digitaler Welt außerordentlich schwierig ist?“ Nassehi gibt das Beispiel des Marienplatzes in München, nämlich wie voraussetzungsreich es heute sei, über diesen belebten Platz zu gehen. In früheren Gesellschaften seien viele der Menschen heute dort als „Feinde“ klassifiziert worden. Heute dagegen handelt es sich selbst dann um Freunde, wenn man nicht zuvor mit ihnen kommuniziert habe.

Die Technik ist eine logische Folge einer digitalisierten Gesellschaften. „Durch die Digitalisierung kommen Menschen zusammen. Vor allem kommen aber Daten zusammen“, sagt Nassehi und weist darauf hin, wie von Amerikanern ein etwas romantisches Bild von den sozialen Kontakten gezeichnet werde, die durch die Digitalisierung möglich wurden.

Der Handel unter Menschen schafft Vertrauen, sagt Nassehi. Buchstäblich könne nur durch Handeln Vertrauen geschaffen und gefestigt werde. Daher gingen Versuche fehl, durch verbale Versicherungen Vertrauen zu schaffen. Nassehi nennt dazu verschiedene Beispiele. Digitale Informationen müssten in analoge Formen gebracht werden.

„Krisen kommen vor allem durch Bilder zustande“, warnt Nassehi, „damit verschaffen sich Akteure Macht.“ Nassehi zeigt auf, wie die Digitalisierung auch zu neuen Formen des Terrorismus geführt habe, dessen Ziel es ist, Bilder in das weltweite digitale Netz einzuspeisen.

Carsten Knop, verantwortlicher Redakteur für Wirtschaftsberichterstattung und Unternehmen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, nimmt Nassehi mit in die Podiumsdiskussion mit Christoph Haar, Vice President Business Development & Marketing, Schenck Process Group, Ernst-Josef Mesterom, Abteilungsdirektor Internationales Firmendkundengeschäft, Deutscher Sparkassen- und Giroverband, und Dr. Kristin Shi-Kupfer, Leitern des Fachbereichs Politik, Gesellschaft, Medien am Mercator Institute for China Studies (MERICS).

„Im deutschen Mittelstand gibt es viele sogenannte Hidden Champion“, sagt Mesterom. Damit sie das bleiben, müssten sie sich auf Weltmärkten bewähren. Entsprechend gingen heute nicht mehr nur die großen Knozerne ins Ausland, sondern auch sehr viele mittelständische Unternehmen. Die Aufgabe der Sparkassenorganisation sieht Mesterom darin, diese Unternehmen dabei zu begleiten.

Haar teilt seine Erfahrungen aus China: So sei die Mitarbeiterfluktuation in China sehr hoch. Daher sei es ein besonderer Erfolg, wenn es deutschen Unternehmen gelingt, chinesische Mitarbeiter an ihr Unternehmen zu binden.

Shi-Kupfer berichtet von den Schritten der chinesischen Regierung, zunächst Google-Dienste, nun aber auch Virtual Private Networks zu blockieren und Quellcodes offenlegenzulassen. Letztere seien für viele Unternehmen wichtig, um sicher vertrauliche Daten elektronisch verfügbar zu halten. Auf die neuen Herausforderungen müssen sich Unternehmen in China einstellen. Shi-Kupfer stimmt Nassehi zu, dass Protektionismus eine Reaktion auf Kontrollverlust sei. In China sei es ganz offensichtlich, dass die Digitalisierung zu einer Machtverschiebung geführt habe.

Haar macht klar, dass die chinesische Regierung ein hohes Interesse an wirtschaftlicher Zusammenarbeit habe. Daher werde auch künftig die Kommunikation über die Grenzen hinweg in den Unternehmen sichergestellt. Aus seinen Worten lässt sich schließen, dass es bei der Schenck Process Group in dieser Hinsicht offenbar keine Probleme mit China gibt.

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Aktienpicking in Asien

Von Dr. Oliver Everling | 6.Mai 2015

Kann durch Stock Picking, die gezielte Auswahl einzelner Aktien, eine überdurchschnittliche Rendite erzielt werden? Viele Wissenschaftler verneinen diese Frage: Fondsmanager würde es nicht gelingen, ein überlegenes Rendite-Risiko-Profil zu erreichen – der Investor stünde sich besser, einfach nur „den Index“, den Gesamtmarkt zu kaufen.

Manche wissenschaftliche Untersuchungen stehen daher in Gegensatz zu den Anlageergebnissen einzelner Fonds, wie sie zum Beispiel von Comgest vorgestellt werden. Emil Wolter, Portfolio Manager bei Comgest, gibt in Frankfurt am Main einen Einblick in die Anlagestrategie und die Kriterien, nach denen Fonds von Comgest geführt werden. Der Fokus liegt in seiner Präsentation auf Aktien aus Asien (ohne Japan). Seine Ausführungen werden von den Analystinnen Caroline Maes und Jasmine Kang mit zahlreichen Fakten unterstützt.

Konsistente Wertschöpfung, niedriges Risiko und hohe Visibilität, stetige Top-Performance, hervorragende Selbstfinanzierungskraft und Vertrauen in das Seniormanagement qualifizieren eine „quality growth company“ nach der Definition von Wolter, für den dynamisches internes Wachstum, starker Franchise, niedrige Sensitiviät für Wirtschaftszyklen, hoher Prozentsatz wiederkehrender Umsätze und höchst profittables Geschäftsmodell wichtig sind.

Maes erläutert das Beispiel der Taiwan Seminconductor Manufactoring Company Ltd. (tsmc), deren Wert nach jahrelangem Research sich bestätigte. Kang erläutert die Kriterien für Investitionen in China: Hier gehe es um die Frage nach steigender Produktivität. Vorhandene Kapazitäten müssten besser genutzt werden. Arbeitskräfte seien effizienter einzusetzen, wie auch die natürlichen und finanziellen Ressourcen besser zu nutzen sind.

Kang nennt Zhengzhou Yutong Bus als ein Beispiel für ein Unternehmen, das in einem schwierigen Markt erstaunliche Erfolge zeige. Es gilt als der größte Busproduzent in Asien. Nach 10 Jahren sei es gelungen, das Unternehmen zu privatisieren. Ein Managementkonsortium repräsentiert 2000 Mitarbeiter, die 2013 die Kontrolle übernehmen konnten und heute 43 % der Aktien halten. Der Return on Equity (ROE) lang über 10 Jahre bei 25 %, berichtet Kang.

Kang erläutert, warum Zhengzhou Yutong Bus auch bei einem insgesamt schwach wachsendem Markt ein interessantes Investment ist. Das Unternehmen habe Kostenvorteile, die es seinen Wettbewerbern Marktanteile abnehmen lässt. Wolter räumt ein, dass das Unternehmen nicht in einer Boombranche positioniert sei. Kang sieht die Verbesserungen in der Infrastruktur in China, sei es mit Blick auf Bahn oder den Individualverkehr, bemerkt bei Zhengzhou Yutong Bus aber die Fähigkeit von den veränderten Marktbedingungen zu profitieren.

Arbeitsintensive Unternehmen würden möglicherweise unter dem neuen Hukou-System leiden. DIe Position dieser Unternehmen war gegenüber den Arbeitern unter den Bedingungen des alten Systems möglicherweise stärker. Das neue Hukou-System erlaube es aber viel mehr Menschen, auch das Komfortniveau der Städte zu erreichen. Kang glaubt daher, dass insbesondere auch Konsumwerte durch die neue Politik profitieren werden, denn das neue System lasse es zu, das Leben von Millionen Menschen signifikant zu verbessern.

Sozioökonomische Faktoren würden in China darauf hindeuten, dass eine Reform des Gesundheitswesens notwendig werde. Eine Reihe von Krankheiten, wie beispielsweise Diabetes, seien heute in China verbreitet wie noch nie zuvor. Die schnell alternde Bevölkerung in Kombination mit höhere Kaufkraft werde auch pharmazeutische Unternehmen interessanter machen.

Kang warnt vor den Überkapazitäten im Immobiliensektor, die Nachfrage bleibe in manchen Immobilienmarktsegmenten deutlich hinter dem Angebot zurück. Kang relativiert die Sorgen um das rasche Wachstum der Gesamtverschuldung in China: 2014 sei „Social Financing“ um 5,5 % gefallen, während das Bruttoinlandsprodukt um 7 % gestiegen sei. Die Abwertung von Währungen der Entwicklungsländer bei gleichzeitiger Aufwertung der chinesischen Währung Renminbi sei eine Sorge, aber der Export Chinas beschleunige sich dennoch.

„Wir haben in China im letzten Jahr mehr Qualitätsunternehmen mit zwar geringerem Wachstum, aber dennoch hervoragenden Perspektiven gefunden als in den zehn Jahren zuvor“, sagt Wolter. Die absoluten Bewertungen seien immer noch unterdurchschnittlich, aber eben auch die relativen Bewertungen. Wolter glaubt nicht, dass es zu einer außergewöhnlichen Abwertung des Renminbi kommen wird, zu viele Faktoren würden eher für eine Aufwertung sprechen. Viele chinesische Unternehmen seien im Wettbewerb ihren ausländischen Konkurrenten selbst dann noch überlegen, wenn die Währung der Volksrepulik China noch weiter aufgewertet würde.

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Keine Sorgen mit der LHI

Von Dr. Oliver Everling | 5.Mai 2015

Die LHI Leasing GmbH (LHI) hat von der zuständigen Aufsichtsbehörde BaFin nach Prüfung der Erwerber, der Übernahmefinanzierung sowie der künftigen strategischen Ausrichtung der Gesellschaft eine entsprechende Genehmigung zur Übertragung der Gesellschaftsanteile in die neugegründete LHI Holding GmbH erteilt bekommen, meldet die Ratingagentur Scope.

Zu gleichen Teilen geschäftsführende Gesellschafter dieser nicht operativ tätigen Beteiligungsgesellschaft sind die Geschäftsführer der LHI Leasing GmbH. Der angekündigte MBO wurde zum 30.04.2015 rechtswirksam vollzogen. Es besteht ein Ergebnisabführungsvertrag zwischen LHI und der Eigentümerin LHI Holding GmbH. Die ehemaligen Anteilseigner LBBW und Nord/LB haben somit ihr Engagement vollständig abgelöst. Bestehende Finanzierungen in den Publikumsfonds bleiben unberührt.

Scope Ratings hatte am 20.04.2015 als Rating Action eine Watchlist (evolving) Platzierung vorgenommen. Nach eingehender Analyse des MBO und Rücksprache mit den Neugesellschaftern wird diese Watchlist Platzierung aufgehoben und das Asset Management Rating (AMR) der LHI von AAAMR bestätigt.

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Deutschland vor Produktivitätsschub

Von Dr. Oliver Everling | 5.Mai 2015

In den kommenden Jahren kann es durch die zunehmende Automatisierung zur massiven Einsparung von Arbeitskräften kommen. Roboter werden zukünftig verstärkt den Menschen als Arbeitskraft ersetzen oder sich einen Arbeitsplatz mit ihm teilen. Die Kosten von 18,3 Millionen Arbeitsplätzen können in Deutschland innerhalb der nächsten zehn bis 20 Jahren durch die „Robotisierung“ eingespart werden.

Mut machen die Ergebnisse einer volkswirtschaftlichen Analyse der ING-DiBa: „Dieser gravierende Wandel wird gewaltige Spuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen und ein hohes Maß an Flexibilität und Anpassungsfähigkeit von den Arbeitnehmern erfordern“, erläutert Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING-DiBa.

Führungskräfte, sowie Akademiker in wissenschaftlichen und kreativen Berufen unterliegen der geringsten Wahrscheinlichkeit einer Automatisierung. Berufe, die eine Spezialisierung oder Expertenwissen erfordern, sind ebenfalls kaum betroffen. Dagegen werden administrative Tätigkeiten mit hoher Wahrscheinlichkeit einer Automatisierung unterliegen.

Laut Analyse der ING-DiBa bieten sich die größten Einsparungspotentiale bei Büro- und Sekretariatskräfte (1,9 Millionen Arbeitsplätze), Hilfskräfte für Post- und Zustelldienste sowie Lagerwirtschaft (1,5 Millionen Arbeitsplätze), Verkäufer (1,2 Millionen Arbeitsplätze), Hilfskräfte in der Reinigung (1,1 Millionen Arbeitsplätze) und bei Gastronomieservicekräfte (661.570 Arbeitsplätze).

Alleine durch den Einsatz von Drohnen, durch automatisierte Abläufe in Lagerhallen und im Transport könnten demnach bis zu 1,5 Millionen Arbeitsplätze ersetzt werden. Insgesamt machen alleine die fünf genannten Berufe 6,3 Millionen gefährdete Arbeitsstellen aus.

Die genannten Entwicklungen bedeuten laut ING-DiBa Chefvolkswirt Carsten Brzeski Risiken und Chancen: „Bei jedem technologischen Fortschritt gibt es Gewinner und Verlierer. Auch jetzt werden durch die zunehmende Automatisierung wieder neue, andere Arbeitsplätze entstehen. Die deutsche Wirtschaft sollte diese Herausforderung angehen.“

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Niederlande mit steigenden Mieten und Preisen

Von Dr. Oliver Everling | 4.Mai 2015

Eine aktuelle Immobilienmarktprognose der FERI EuroRating Services AG fällt für die Entwicklung niederländischer Haus- und Wohnungspreise sowie der Wohnungsmieten der nächsten Jahre äußerst positiv aus. Die Fünf-Jahres-Prognose (2015-2019) geht für den dortigen Wohnungsmarkt insgesamt davon aus, dass die Wohnungsmieten mit einer Jahresrate von 2,2 Prozent und die Preise für Eigentumswohnungen um 2,4 Prozent im Jahr wachsen. Bei einer im Prognosezeitraum stabilen, möglicherweise sogar leicht sinkenden Mietrendite von derzeit knapp fünf Prozent ergibt dies eine Gesamtertragsperspektive von sieben bis acht Prozent pro Jahr für die nächsten fünf Jahre. Da die Mietrenditen im Zuge einer Preis-Korrektur zwischen 2008 und 2012 angestiegen und im Vergleich zu Deutschland immer noch relativ hoch sind, ist auch unter Timing-Gesichtspunkten der Investmentmarkt in den Niederlanden attraktiv.

Insgesamt hat sich im ersten Quartal 2015 das FERI-Prognoserating des niederländischen Immobilienmarkts von C auf B verbessert. Regional verläuft die Entwicklung der Immobilienmärkte allerdings sehr unterschiedlich. Die Boom-Region Nummer eins bleibt auch künftig, bedingt durch die anhaltenden Urbanisierungstrends, die Region Randstad mit den Städten Amsterdam, Utrecht, Den Haag und Rotterdam. Die Städte mit der größten Dynamik bezogen auf die demografische Entwicklung sind Amsterdam mit dem FERI-Rating A (Vorjahr: B), gefolgt von Utrecht und Den Haag mit den FERI-Ratings B+ (Vorjahr: C). Rotterdam fällt demografisch etwas zurück, übertrifft aber auch mit dem FERI-Rating B (Vorjahr: C) noch deutlich den Landesdurchschnitt.

„Das Interesse internationaler und vor allem deutscher Investoren an Engagements im niederländischen Wohnimmobilienmarkt ist bereits stark gestiegen“, erklärt Manfred Binsfeld, Leiter Immobilienmarktresearch der FERI EuroRating Services AG. „Der niederländische Häusermarkt schafft die Trendwende. Zum ersten Mal seit 2008 sind im letzten Jahr die Preise für Wohneigentum wieder gestiegen. In den Jahren 2013 und 2014 fand auch ein außergewöhnlich starker Anstieg der Mieten statt“, so Binsfeld.

Der Grund: Die Politik strebe eine Reform des stark regulierten Vermietungsmarktes und eine Wiederbelebung des kleinen freien Vermietungsmarktes an. Das Wohnungsangebot und die Funktionsfähigkeit des niederländischen Wohnungsmarktes sollten sich dadurch deutlich verbessern. „Rund 90 Prozent aller vermieteten Wohnungen in Holland sind staatlich reguliert. Die jetzigen Reformen sollen Fehlbelegungen beseitigen, also Haushalte mit inzwischen zu hohem Einkommen motivieren, in den freien Mietwohnungsmarkt zu wechseln. Zu diesem Zweck wurde unter anderem die Mietpreisbindung im sozialen Wohnungsbau an die Knappheitsverhältnisse und die Einkommensverteilung angepasst. Gestaffelt nach Einkommensgruppen sind jetzt großzügige Mietpreiserhöhungen über der Inflationsrate erlaubt“, so Binsfeld. Die Verabschiedung dieses ambitionierten Maßnahmenpaketes zur Reform des niederländischen Wohnungsmarktes habe die Entscheidungssicherheit der Marktakteure erhöht.

Einen weiteren Grund für die positiven Aussichten auf dem niederländischen Wohnungsmarkt sieht Binsfeld darin, dass die Konjunktur seit letztem Jahr wieder anzieht. Nach einer längeren rezessiven Phase drehte sie 2014 wieder mit 0,8 Prozent ins Plus. Am Arbeitsmarkt finde die Wende erst in diesem Jahr statt. Zum ersten Mal seit 2008 wachse 2015 die Beschäftigung. Auch beim Konsumklima sei die Trendwende erkennbar. „Diese konjunkturelle Wende bildet das zweite Standbein des vor allem in der Region Randstad zu beobachtenden Booms auf dem holländischen Wohnimmobilienmarkt“, resümiert Binsfeld.

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US-Trauma Autoindustrie

Von Dr. Oliver Everling | 29.April 2015

Die Rettungsaktionen für die US-Autoindustrie, die 80 Milliarden Dollar kosteten und Massenentlassungen mit sich brachten, haben die USA traumatisiert. Jetzt, wo die amerikanische Wirtschaft wieder anzieht und 2015 um 2,9 Prozent wachsen dürfte, gewinnen die Hersteller wieder an Boden. „Die Nachfrage wird wesentlich vom leichteren Zugang zu Krediten getragen“, stellt Coface fest. Der internationale Kreditversicherer fragt daher in einem neuen Panorama über die US-Autoindustrie: Ist der Aufschwung stabil?

Nach einem Einbruch auf dem Höhepunkt der Krise um 35 Prozent sind die Autoverkäufe in den USA 2014 wieder auf dem Niveau von 2007 angekommen. Dazu trug ganz sicher der gefallene Ölpreis bei. Die Erholung der Branche basiert aber auf anderen Hauptfaktoren. So profitieren die US-Haushalte in der aktuellen wirtschaftlichen Erholungsphase von niedrigen Kreditzinsen und sind eher bereit, neue Autos zu kaufen. Außerdem steigen die Löhne derzeit stärker als die Preise. Der zweite Faktor ist die positive Gesamtentwicklung der Wirtschaft, die Unternehmen ermutigt, wieder stärker im Inland zu produzieren. Mit Investitionen in die Automatisierung der Produktion verliert zudem der Kostenfaktor Arbeit an Bedeutung.

Aber der erleichterte Zugang zu Krediten hat eine Kehrseite. Die Banken gewähren wieder verstärkt Kredite im Subprime-Bereich, um die Renditen zu erhöhen. Kredite an so genannte „hoch riskante Haushalte“ führen aber schon jetzt zu deutlich mehr Zahlungsausfällen. Diese dürften 2015 noch weiter steigen. Sollte die Fed die Zinsen erhöhen, würde das den Druck auf verschuldete Haushalte erhöhen, besonders jene, die Kredite mit variablen Zinssätzen aufgenommen haben. Für die Autobranche hätte das zur Folge, dass betroffene Verbraucher auf den geplanten Autokauf verzichten.

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Quandt glaubt an Zukunft des Ratings

Von Dr. Oliver Everling | 27.April 2015

Die Ratingagentur Scope hat in den ersten drei Monaten 2015 neue Aktien im Wert von 7,5 Millionen Euro platziert. Gezeichnet wurden die neuen Aktien von namhaften Persönlichkeiten aus dem Finanzwesen und der Industrie aus Deutschland und erstmals auch aus Großbritannien, Spanien und der Schweiz.

Der deutsche Unternehmer Stefan Quandt beteiligt sich über seine Investmentholding AQTON SE an der Kapitalerhöhung. AQTON erwirbt im Rahmen dieser Transaktion einen Anteil von rund 18 Prozent. Damit wird AQTON zweitgrößter Aktionär von Scope. Unternehmensgründer Florian Schoeller bleibt Mehrheitseigner.

„Ich freue mich, dass Herr Quandt das strategische Ziel unterstützt, Scope als europäische Alternative zu den nordamerikanischen Ratingagenturen zu etablieren“, sagt Florian Schoeller, Vorstandsvorsitzender der Scope Corporation AG und Aufsichtsratsvorsitzender der Scope Ratings AG. „Mit dem neuen Kapital sichern wir die Liquiditätsbasis und schaffen die Voraussetzungen für weiteres Wachstum in Europa.“

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AIF kommen in Fahrt

Von Dr. Oliver Everling | 27.April 2015

Mit dem Ziel, auch im regulierten Markt den Gesamtmarkt der Beteiligungen für Privatanleger abzubilden, hat FERI EuroRating Services AG die Platzierungszahlen für 2014 und kumuliert Januar bis Februar 2015 der im Jahr 2014 vertriebszugelassenen Publikums-AIF gemäß KAGB und der genehmigten Vermögensanlagen nach Vermögensanlagengesetz (VermAnlG) erfasst. Hierfür wurden die entsprechenden Kapitalverwaltungsgesellschaften / Initiatoren vom 04.03. bis zum 23.03.2015 befragt. Zu den gemeldeten Platzierungszahlen wurden auch eigene Schätzungen hinzugezogen.

„Die Ergebnisse sind auf den ersten Blick ermutigend, jedoch sind von Emissionshaus zu Emissionshaus deutliche Unterschiede in den Platzierungsvolumina zu erkennen. Auffällig ist, dass ein einziger AIF rund 46 Prozent des gesamten Platzierungsvolumens der ersten beiden Monate des Jahres 2015 stellt“, erklärt Christian Michel, Direktor und Teamleiter Fonds bei der FERI EuroRating Services. So wurde im Januar und Februar 2015 rund 232,4 Millionen Euro Eigenkapital bei privaten Anlegern eingeworben. Insgesamt haben Initiatoren bzw. Kapitalverwaltungsgesellschaften für 21 Publikums-AIF und acht Vermögensanlagen Platzierungszahlen gemeldet. Damit erreicht das Platzierungsvolumen bereits in den ersten beiden Monaten 2015 schon fast das gesamte Platzierungsvolumen des Vorjahrs von rund 268,3 Millionen Euro. 2014 wurden für 30 Fonds, davon 18 Publikums-AIF und zwölf Vermögensanlagen, Platzierungszahlen gemeldet.

Auf die nach wie vor dominierende Assetklasse Immobilien entfielen 2014 153,6 Millionen Euro bzw. 57 Prozent und von Januar bis Februar 2015 201,5 Millionen Euro bzw. 87 Prozent des platzierten Eigenkapitals. 2014 investierten die Anleger 31 Prozent davon in Wohnimmobilien, 24 Prozent in Büroimmobilien und 22 Prozent in Sozialimmobilien. Von Januar bis Februar 2015 investierten Anleger 35 Prozent dieses platzierten Eigenkapitals in Büroimmobilien, nur noch 24 Prozent in Wohn- und acht Prozent in Sozialimmobilien.

Auf die Assetklasse Spezialitäten entfielen 2014 als zweitstärkste Assetklasse rund 69,7 Millionen Euro bzw. 26 Prozent und von Januar bis Februar 2015 nur noch 6,7 Millionen Euro bzw. rund drei Prozent. Die Assetklasse Flugzeuge verzeichnete 2014 rund 21 Millionen Euro bzw. acht Prozent und von Januar bis Februar 2015 14,5 Millionen Euro bzw. sechs Prozent. Auf die Assetklasse New Energy kamen 2014 unterdessen rund 20,3 Millionen Euro bzw. acht Prozent und von Januar bis Februar 2015 rund 5,4 Millionen Euro bzw. zwei Prozent. Die Assetklasse Private Equity verzeichnete 2014 einen Anteil von 3,7 Millionen Euro bzw. ein Prozent und von Januar bis Februar 2015 einen Anteil von 4,2 Millionen Euro bzw. zwei Prozent.

Allein zwei US-Immobilienfonds (Publikums-AIF „JAMESTOWN 29″ und Vermögensanlage „TSO-DNL Active Property“) stellten 2014 rund 23 Prozent des gesamten platzierten Eigenkapitals bzw. 39 Prozent des platzierten Eigenkapitals aus der Assetklasse Immobilien. Von Januar bis Februar 2015 vereinigte alleine der Publikums-AIF „JAMESTOWN 29″ 46 Prozent des gesamten platzierten Eigenkapitals bzw. 53 Prozent des platzierten Eigenkapitals aus der Assetklasse Immobilien auf sich. Demzufolge entfielen 2014 auch 41 Prozent des platzierten Eigenkapitals aus der Assetklasse Immobilien auf USA-Immobilien. Deutsche Immobilien kamen zusammen auf 54 Prozent. Von Januar bis Februar 2015 entfielen sogar 66 Prozent des platzierten Eigenkapitals aus der Assetklasse Immobilien auf amerikanische Immobilien und nur noch 28 Prozent auf deutsche Immobilien.

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