Der große Schuldenbumerang
Von Dr. Oliver Everling | 3.März 2015
Ein Buchtitel wie „Der große Schuldenbumerang – Ein Banker bricht das Schweigen“ von Wolfgang Schröter unter Mitarbeit von Jens Schadendorf vermag das Interesse von jedem zu wecken, der vom Geschäft mit Schulden betroffen ist oder damit sein Geld verdient. Das Buch erscheint 2015 bei Murmann Publishers in Hamburg (ISBN 978-3-86774-380-8).
Wer auch heute noch von Krise spricht, gilt als Stimmungskiller und Vernichter von guten Geschäften, ist sich Schröter schon in seinem Vorwort bewusst. „Dass viele das Krisengerede nicht mehr hören können, ist indes sehr verständlich“, schreibt Schröter verständnisvoll. Die Krise sei aber nie lediglich eine des Bank- oder Finanzsystems oder von „teuflischen US-Hypothekenpapieren“ gewesen, sondern zuallererst eine internationale Schuldenkrise. Daher befasst sich Schröter mit dem Teufelskreis des explosionsartigen Schuldenwachstums. Schröter maßt sich nicht an, eine allumfassende Erklärung zu liefern. „Schuldenberge sind von Menschen gemacht. Nur wir also können sie wieder abtragen.“
„Schon jetzt scheint klar: Vor allem die Banken“, gibt Schröter zu denken, „haben in den nächsten Jahren unter einer ausgeweiteten staatlichen Aufsicht ihre Fehlentwicklungen der Vergangenheit zu beseitigen – zu hohe Gehälter und Boni, zerstörerische Produkte, verantwortungsloses Kredit- und Finanzierungsverhalten, kriminelle Preisabsprachen, Steuervergehen, zu geringe Eigenkapitalquoten und mangelnde Liquiditätsreserven für Krisen. All dies gilt es zu eliminieren, lauten die Forderungen. Und wenn sie erfüllt werden: Wird dann alles wieder gut? Wiederholt sich dann eine vergleichbare Krise nicht mehr? Sind wir dann“, fragt Schröter, „in sicheren Fahrwassern?“ Seine Antwort: „Leider nein.“
Schröter sieht im Kern des Problems die alarmierende Entwicklung der Staatsverschuldung, im Verschuldungsgrad der öffentlichen Haushalte. Die Aufblähung der Zentralbankbilanzen und die zügellose Geldschöpfung sind Konsequenz der Tatsache, dass Zentralbanken „zu den wichtigsten Versicherern der Märkte geworden“ sind, wie Schröter bemerkt.
Schröter zerstreut die Hoffnung mit einigen Stresstests schnell die Widerstandskraft unseres Bankensystems nachweisen zu können: „Was die meisten Bankenstresstests in Europa und insbesondere in der Euro-Zone im Übrigen ebenfalls nicht erfassen, sind jene Risiken, die mit der potenziellen Insolvenz von Staaten einhergehen – ein weiteres verheerendes Defizit.“
Bank- und Staatsschulden seien in eine gefährliche, wechselseitige Abhängigkeit geraten. Gefährliche Abhängigkeitskonstellationen seien auch jenseits der Euro-Währungsraumes zu sehen, nun auch in China, wo auch mit billigen Krediten das Wirtschaftswachstum angefeuert werde. Schröter zerstreut die Hoffnung, Deutschland könne wenigstens im Vergleich zu den europäischen Nachbarländern gewinnen: „Der temporäre – und sehr relative – Gewinnerstatus darf unseren Blick aber nicht trüben.“
„Finanzwirtschaftlich, realwirtschaftlich und politisch viel gefährlicher als konjunkturelle sind“, zeigt Schröter auf, „dagegen strukturelle Schuldenkrisen. Sie nämlich stellen eine Art Kulmination vormaliger Konjunkturkrisen dar, in denen die volks- und finanzwirtschaftliche Neuausrichtung über Insolvenzen nicht mehr wettbewerbsfähiger Marktteilnehmer nicht stattgefunden hat beziehungsweise nicht hat stattfinden dürfen.“
„Gute“ Schuldverträge sind nach Schröter solche, deren Risiken auch in Krisen für Vertragspartner und Gesellschaft zu bewältigen bleiben. Sie „sind dabei der Kitt, der das Gestern, das Heute und das Morgen in Gesellschaften zusammenhält.“ Weiterhin folgert Schröter daher: „Und da es für den Staat und für ein gesamtes Finanzsystem kein Insolvenzrecht gibt, entwickeln sich aus plötzlich bedrohten Schuldner-Gläubiger-Konstellationen zunehmende Konfrontationen im politischen Raum, um deren Ausgang immer heftiger gerungen wird.“
Schröter bewegt sich in seiner Argumentation nicht lediglich auf der Makroebene, sondern geht auch detailreich auf Einzelheiten einzelner Krisenentwicklungen ein. In seiner Analyse nimmt er praktisch „alle“ mit in die Pflicht: Politik, Banken, Unternehmen, Haushalte. Mühelos gehen Schröter aufgrund seiner langjährigen Bankerfahrungen die vielen Elemente aus der Feder, die seine Darstellungen prägnant abrunden.
Während sich manche Autoren aus den Hochschulen offenbar zieren, ihre teils wissenschaftlich hoch geehrten Kollegen allzu hart anzufassen, legt Schröter schonungslos dar, wie oft theoretische Modelle versagten und sich ihre irrigen Annahmen in der Praxis als verhängnisvoll erwiesen. So liest sich ein Abschnitt seines Buches wie ein „Who is who“ der Nobelpreisträger – mit herben Offenlegungen, wie es um die praktische Relevanz ihrer Theorie bestellt ist.
Schröter kommt mehrfach auf Ratingagenturen zu sprechen. Er zeigt insbesondere auf, wie erst durch staatliche Eingriffe in das Geschäft der Ratingagenturen die Fehlentwicklungen möglich wurden. In der „guten“ Absicht des Staates, mehr Sicherheit durch Verpflichtung auf Mindestratings zu schaffen, korrumpierten die USA das im Anlegerinteresse auf Unabhängigkeit gerichtete Geschäftsmodell der führenden Ratingagenturen und stürzten sie in Interessenkonflikte mit den allseits bekannten Folgen.
Die kleine Gruppe US-amerikanischer Ratingagenturen waren in der Finanzkrise willkommene Buhmänner für tausende Banken, institutionelle Investoren, Unternehmen, Politiker usw., zumal sie die allerersten Überbringer der schlechten Nachrichten waren. Daher ist verständlich, dass sich Schröter mit den erhobenen Vorwürfen gegen die schnell erkorenen Sündenböcke befasst, wenn auch das vermeintliche Versagen der Ratingagenturen vor dem Hintergrund der tieferen, im Geldsystem begründeten Ursachen der Krise verblasst.
Schröter: „Ein Währungssystem mit flexiblen Wechselkursen, im Wesentlichen freiem Kapitalverkehr ohne realwirtschaftlichen Anker, wie es Gold darstellt, trieb immer machtvoller eine Spirale der internationalen Geld- und Kredit- und damit Schuldenausweitung voran, die bis heute weiterwirkt, während es parallel dazu zu Wachstumsschwäche und Wohlstandseinbußen auf breiter Front kommt.“
Wer zu diesem Buch von Schröter greift, darf nicht auf ein Buch hoffen, bei dem sich der Leser genüsslich zurücklehnen und sich über „Nieten in Nadelstreifen“ amüsieren kann. Denn höchst wahrscheinlich gehört fast jeder Leser zu einer der Gruppen, die Schröter mit für die Krise verantwortlich macht. Mindestens dürfte jeder Leser zur „allgemeinen Öffentlichkeit“ gehören: „Trotz der immensen Bedeutungszunahme von Geld, Kredit und Schulden haben es insbesondere wir Deutschen in den letzten Jahrzehnten beharrlich abgelehnt, uns mit wichtigen finanziellen Grundfragen, etwa zu Zins, Vermögensbildung und Verschuldung, wirklich ernsthaft auseinanderzusetzen. Ebenso lange haben wir nicht darauf gedrungen, diese Themen endlich in den Kern des Bildungskanons an unseren Schulen aufzunehmen.“
Das Buch von Schröter grenzt sich von einer Reihe anderer Bücher ab, die teils schon kurz nach Ausbruch der Finanzkrise veröffentlicht wurden, denn diese wurden oft von Autoren verfasst, die die (Leser-) Gunst der Stunde nutzten und als geübte Schreiber schnell Papier zu beschriften vermochten. Schröter dagegen befasst sich mit Akribie mit seinen Praxiserfahrungen und lässt den Leser sachlich, aber nicht ohne persönliche Wertung, daran teilhaben.
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Pensionsrückstellungen bringen Mittelstandsratings in Gefahr
Von Dr. Oliver Everling | 3.März 2015
Über 1,5 Millionen mittelständische Unternehmen in Deutschland laufen nach Schätzung Gefahr, die Pensionszusagen für ihre leitenden Angestellten nicht einhalten zu können. „Die Pensionsrückstellungen in den Bilanzen der meisten Mittelständler sind wie tickende Zeitbomben, die zur Explosion kommen, sobald die betroffenen Führungskräfte in Rente gehen wollen“, warnt der Finanzanalyst Antonio Sommese. Das Problem könnte schon bald die bankinternen wie auch unabhängigen Ratings für mittelständische Unternehmen auf Talfahrt schicken.
Die Begründung: Angesichts des anhaltend niedrigen Zinsniveaus erwirtschaften die Lebensversicherungsverträge, mit denen die Pensionszusagen überwiegend abgesichert sind, in der Regel keine ausreichenden Renditen mehr, die den Rückstellungen in den Bilanzen entsprechen. „Die Kluft zwischen Zusage und Absicherung wächst mit jedem Jahr, in dem die Zinsen im Keller bleiben“, erklärt Antonio Sommese. Schon heute veranschlagt er das Finanzvolumen der „mittelständischen Pensionskatastrophe“ auf über 500 Mio. Euro.
„Viele Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften nehmen das Ticken dieser Zeitbomben in den Bilanzen ihrer mittelständischen Mandantschaft wahr, sind jedoch unschlüssig, wie sie reagieren sollen. Schließlich haben sie diese Pensionsrückstellungen im Allgemeinen vor Jahren selbst veranlasst und müssten jetzt ihrem eigenen Rat von damals widersprechen“, erläutert Finanzanalyst Antonio Sommese das Dilemma der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer.
Das Rentenproblem der mittelständischen Führungskräfte wird unmittelbare Auswirkungen auf den mittel- und langfristigen Fortbestand des deutschen Mittelstands haben, gibt Sommese die Folgen zu bedenken. Mit den „Pensionsbomben“ in der Bilanz seien die Firmen praktisch nicht veräußerbar, so dass für viele Firmen kaum Nachfolgeregelungen zu finden sein dürften. Antonio Sommese: „Wenn der Senior in Rente gehen will, ist die geordnete Übergabe an einen Nachfolger unmöglich, sobald die Pensionsbombe platzt.“
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Capital Intelligence expandiert mit Michael Zlotnik
Von Dr. Oliver Everling | 2.März 2015
Michael Zlotnik ist seit Anfang 2015 bei Capital Intelligence (CI) für den Ausbau der Ratingaktivitäten in Westeuropa zuständig. Capital Intelligence (www.ciratings.com) ist eine von der ESMA registrierte EU-Ratingagentur (www.esma.europa.eu) mit ECAI-Status und hat sich seit 1982 einen exzellenten Ruf vor allem im Bereich Banken und Sovereigns erarbeitet.
Ein Team von erfahrenen Analysten erstellt gegenwärtig Ratings und Kreditanalysen für ca. 300 Finanzinstitute und Länder in 38 Ländern mit Schwerpunkt auf Ratings im Nahen Osten, Zentral- und Osteuropa, Afrika und Asien.
Der Fokus der geplanten Ratingexpansion soll laut Zlotnik, der in der Vergangenheit bei Standard & Poor’s in verschiedenen Führungspositionen (u.a. als europäischer Bankenchef) tätig war, zunächst auf Bankenratings in Deutschland, Österreich und der Schweiz liegen. Als integraler Bestandteil einer langfristig angelegten Unternehmensstrategie ist auch der Aufbau eines Analystenteams in Frankfurt geplant.
„Ich bin überzeugt, dass Capital Intelligence basierend auf seiner mehr als 30-jährigen Erfolgsgeschichte ohne Altlasten, einem hochqualifizierten internationalen Analystenteam, sowie der gegebenen unternehmerischen Unabhängigkeit sowohl für Emittenten als auch Investoren eine kompetente und attraktive Alternative zu den großen US-Agenturen darstellt“, sagt Zlotnik.
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Unberechenbare Notenbanken
Von Dr. Oliver Everling | 2.März 2015
Publikumsfonds, die in Aktien von Unternehmen aus der Eurozone investieren, zählen derzeit zu den Gewinnern an den Aktienmärkten des Euroraums. Im Schnitt sind Fonds dieser Peergroup in den letzten zwölf Monaten um 13,4 Prozent gewachsen (Stand: 31.01.2015). Der Mittelwert unter den zehn besten Performern in diesem Zeitraum liegt sogar bei 20,8 Prozent. Der Peergroup-Index EURO STOXX 50 ist in diesem Zeitraum um 14,2 Prozent angestiegen. Das sind die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Fondsanalyse der FERI EuroRating Services AG.
„Viele Aktienanleger wollen offenbar ihr Währungsrisiko möglichst gering halten“, kommentiert Andreas Köchling, Senior Analyst Funds & Derivatives der FERI EuroRating Services, die Ergebnisse. „Im Niedrigzinsumfeld bleiben Anlegern schließlich kaum Alternativen zu Aktien“, so Köchling weiter. Gleichzeitig halte die aktuelle EZB-Politik den Euro auf anhaltend niedrigem Niveau, gerade im Vergleich zum US-Dollar. In dieser Konstellation liege es nahe, dass die Nachfrage nach Aktien aus der Eurozone steige. Sollte sich der Euro weiter abschwächen, würden steigende Exportwerte in der Eurozone die Kurse zusätzlich befeuern.
Laut Köchling ist es keine Seltenheit, dass Abwertungsbörsen überdurchschnittlich hohe Kursgewinne erzielen. Eine ganz ähnliche Entwicklung sei auch in Japan zu beobachten. Dort sei der Nikkei 225 über die letzten drei Jahre um 95 Prozent angestiegen. „Ohne den schwachen Yen wäre das kaum möglich“, so Köchling. Die USA enthalten sich derzeit aber diesem Wettbewerb um die schwächere Währung. In der Folge sei eine große Umschichtung von Geldern aus Emerging Markets in Industriestaaten zu beobachten.
„Viele Schwellenländer halten ihre Staatsschulden nach wie vor zum Großteil in Dollar-denominierten Anleihen. Wenn der US-Dollar nun relativ zu anderen Währungen erstarkt, stehen teils teure Refinanzierungen an. Schwellenländer müssen Alternativen finden, mit denen sie ihre Staatsschulden bedienen können. Davon könnte letztlich auch die Eurozone profitieren“, erklärt Köchling. Wie lange diese Entwicklung noch anhält, sei aber fraglich. „Wenn die USA wollen, könnten sie in diesen Wettbewerb ebenfalls einsteigen.“ Und wenn sich eines kaum prognostizieren lasse, dann das Verhalten von Notenbanken.
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Transparenz der Transparenzschaffenden
Von Dr. Oliver Everling | 27.Februar 2015
Geldanlagen nach ökologischen, sozialen und ethischen Gesichtspunkten sind in Deutschland zunehmend auf dem Vormarsch. Beinahe jede Bank und Sparkasse hält ein entsprechendes Produkt für ihre Kunden bereit. Meist handelt es sich um Investmentfonds, die Aktien oder Anleihen von auf Nachhaltigkeit geprüften Unternehmen oder Staaten enthalten. Wer als Anleger besonderen Wert auf solche Nachhaltigkeit legt, möchte einen Fond erwerben, der zu den persönlichen Wertvorstellungen passt. Dass dies manchmal gar nicht so einfach zu erkennen ist, hat ein Team um Prof. Dr. Henry Schäfer vom Betriebswirtschaftlichen Institut der Universität Stuttgart in einer Studie zu Tage gefördert.
Nach der globalen Banken- und Finanzkrise suchen Anleger vermehrt nach Anlageformen, bei denen sie sicher gehen können, dass neben dem wirtschaftlichen Erfolg auch ihre Wertvorstellungen erfüllt werden. Mittlerweile kann sich das Angebot an Öko-, Ethik- und Nachhaltigkeitsfonds durchaus sehen lassen. Was aber genau in diesen Fonds steckt, ist vielen Anlegern oft nicht bekannt, und „böse“ Überraschungen sind dabei manchmal nicht ausgeschlossen. So rieb sich mancher Anleger die Augen, berichtet das Team von Prof. Schäfer, als nach dem Unglück auf der Ölbohrplattform „Deepwater Horizon“ der letztendlich Verantwortliche, das Unternehmen BP, in etlichen Nachhaltigkeitsfonds enthalten war.
Um der Transparenz dieser Anlageform auf die Spur zu kommen, unterzog das Stuttgarter Forscherteam aus den derzeit fast 400 Nachhaltigkeitsinvestmentfonds, die in Deutschland Privatanlegern zum Kauf angeboten werden, vor allem die so genannten Best in Class-Fonds einer genaueren Analyse. Diese behaupten durchweg, nur Aktien und Anleihen von „sauberen“ und „sozialen“ Unternehmen beziehungsweise Staaten zu enthalten. Um nun ökologisch, sozial und ethisch wertvolle Aktien und Anleihen in einem Investmentfonds unterzubringen, werden die Kandidaten mit teilweise bis zu 300 Einzelkriterien unter einen „Röntgenschirm“ gelegt. Diesen bedient entweder die Fondsgesellschaft selbst oder sie kauft diese Leistung bei einer Rating-Gesellschaft extern ein.
Die von den Stuttgarter Forschern untersuchten 27 Best in Class-Investmentfonds zeichnen sich durch ein besonderes Auswahlverfahren aus: Durch Plus- und Minuspunkte für vielerlei Umwelt- und Sozialfelder eines Unternehmens wird ein Gesamtpunktestand ermittelt, der zu einem Rating führt. Wird eine von der Ratingagentur oder dem Fondsanbieter gesetzte Mindestnote „nachhaltiger Unternehmensführung“ erreicht, hat sich eine Aktie beziehungsweise Anleihe für die Aufnahme in einen Nachhaltigkeitsfonds qualifiziert.
Bei diesem Verfahren kann es passieren, dass viele Pluspunkte in der Nachhaltigkeitsleistung eines bestimmten Unternehmensbereichs (zum Beispiel hervorragende Sozialleistungen) die Minuspunkte eines Anderen (zum Beispiel hohe Umweltbelastungen) nicht nur ausgleichen, sondern sogar netto übersteigen. Dann ist ein in der öffentlichen Wahrnehmung eigentlich „schlechtes“ Unternehmen unter dem Strich noch in einem Ethikfonds enthalten. Meistens arbeiten solche Fonds noch zusätzlich mit bestimmten Ausschlusskriterien. Dabei handelt es sich um Produkte oder Produktionsweisen von Unternehmen, die Anleger meiden möchten, wie etwa Waffen oder den Einsatz von Kinderarbeit. Entsprechend den vom Fondsmanagement selbst auferlegten Vorgaben dürfen Wertpapiere von entsprechenden Unternehmen oder Staaten nicht im Fonds enthalten sein.
Insgesamt, so das Ergebnis der Stuttgarter Studie, haben die untersuchten Investmentfonds die gesetzlich vorgegebenen Informationen gut dokumentiert. Bei Investmentfonds, die von der Fondsgesellschaft durchgängig selbst hergestellt werden, fanden die Forscher keine Beanstandungen. Anders sieht es bei solchen Nachhaltigkeitsfonds aus, bei denen die Vorschlagslisten für die Bestückung mit nachhaltigen Aktien und Anleihen aus dritter Hand, das heißt von einer Ratingagentur stammten. In diesen Fällen waren die entsprechenden Informationen für Anleger schwer verfügbar.
„Es bedarf teilweise erheblicher zusätzlicher Anstrengungen, zu erfahren, welche Umwelt-, Sozial- und Ethikvorstellungen die Ratingagentur in den Fonds eingebracht hat und ob der Fond mit dem jeweiligen Weltbild des Anlegers von guten oder schlechten Unternehmen übereinstimmt, bemängelt Studienleiter Prof. Dr. Henry Schäfer von der Universität Stuttgart.
Hier sollten nach Meinung der Stuttgarter Forscher in Zukunft mehr anlegerfreundliche, das heißt zeitlich aktuelle, laufende, direkte und kostenlos verfügbare Informationen bereitgestellt werden. Gerade bei Publikumsinvestmentfonds, die den Anspruch als Nachhaltigkeitsfonds erheben und nach dem Best in Class-Ansatz konstruiert sind, müssen sich die Fondsgesellschaften um mehr Aufklärung bemühen, wenn sie von externer Seite Zulieferungen einkaufen“, erklärt Schäfer.
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Big Data Analytics fürs Banking
Von Dr. Oliver Everling | 26.Februar 2015
BITOM ist der größte Hightech-Verband Deutschlands, Big Data ist daher ein Schwerpunktthema. Verschiedene Leitfäden von BITKOM werden in der Politik in Berlin sehr aufmerksam gelesen. „Antworten auf die geschäftspolitischen Herausforderungen der Banken finden Sie darin jedoch nicht“, schränkt Dr. Thomas Keil ein, Vorstand des AK Big Data im BITKOM, Manager Field Marketing, SAS Deutschland. Keil spricht auf der Konferenz „Gesamtbanksteuerung“ des Frankfurt School Verlags.
„Big Data ist wie Teenager-Sex, jeder redet darüber, aber gemacht wird wenig“, dieses Image habe Big Data noch vor kurzem bei Banken gehabt. Heute stelle sich jedoch heraus, dass manche doch die eine oder andere „Affäre“ hätten, bleibt Keil in seinem Bild. „Mehr Daten, mehr Analytics, mehr Business“, so die Formel. Bestehende Prozesse beschleunigen, aus bekannten Daten neue Einsichten gewinnen und mit neuen Daten neue Geschäftsmodelle entwickeln sind die drei Stufen, die Banken heute zu nehmen haben.
Keil gibt Beispiele, wie Kunden besser verstanden und gebunden werden können, indem Service durch Text Analytics optimiert wird. PayPal analysiere beispielsweise das Feedback von Millionen Kunden, die ihre Kommentare schreiben.
Keil zeigt einen Schlüssel zum richtigen Verständnis des Umgangs mit Big Data auf: „Sie haben Vermutungen, aber möglicherweise sagen Ihnen die Auswertungen etwas ganz anderes, als zunächst vermutet“, ruft Keil zur Offenheit im Umgang mit Big Data auf. Big Data Analysen würden zwar mit Hypothesen starten, könnten aber auch völlig neue Erkenntnisse liefern.
Daten visuell erkunden, schnell analytische Einsichten gewinnen, Geschäft durch Analytics in der Tiefe verstehen und operativ Geschäft steuern, das sind die Aufgaben, die in Big Data Projekten zu bewältigen sind.
SAS setzt im Bereich Big Data Analytics an mehreren Stellen an: Vertrieb, Fraud, Risk und Cybersecurity. Automatisiertes Ermitteln von Vertriebschancen im Großkundenbereich, Überwachung von Kreditkartenatransaktionen, komplexe Risikoberechnungen nahe Echtzeit mit Einbezug von Textinformationen aus dem Internet sowie Entdeckung von Angriffen auf das Firmennetz von Innen und Außen.
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Wohnen und Einzelhandel bevorzugt
Von Dr. Oliver Everling | 26.Februar 2015
Rund 80 Prozent der institutionellen Investoren in Deutschland planen, den Immobilienanteil ihrer Investmentportfolios bis 2017 weiter auszubauen. So planen rund ein Drittel der befragten Investoren insbesondere in Deutschland eine Erhöhung der Investitionen.
„Deutschland steht im Mittelpunkt der Aktivitäten der institutionellen Investoren“, erklärt Wolfgang Kubatzki, Geschäftsführer der FERI EuroRating Services AG. „Die Nachfrage nach Immobilien außerhalb Deutschlands wird dagegen nur begrenzt zulegen“, so Kubatzki. Die Investitionen sind vor allem im Wohnungssegment und im Einzelhandelsbereich angesiedelt. Etwa ein Viertel der Investoren plant eine Erhöhung der Wohnquote, während ein Fünftel stärker in Einzelhandelsimmobilien investieren möchte.
„Büro verliert dagegen an Bedeutung“, so Kubatzki. Nur rund sieben Prozent planen in diesem Bereich eine Erhöhung. Dies sind die Ergebnisse einer Befragung von mehr als 90 Immobilieninvestoren durch FERI EuroRating Services. Deren Anlagevolumen beläuft sich auf ca. 760 Mrd. Euro, etwa 63 Mrd. Euro davon auf Immobilienvermögen. Die Studie wird seit 2004 alle zwei Jahre durchgeführt.
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A+ für VOLKSWOHL BUND
Von Dr. Oliver Everling | 24.Februar 2015
Fitch Ratings hat das ‘A+’-Finanzstärkerating (Insurer Financial Strength, IFS) der VOLKSWOHL BUND LEBENSVERSICHERUNG a.G. (VBL) bestätigt. Der Ausblick des Ratings bleibt stabil.
Das Rating spiegelt die nach Ansicht der Ratingagentur starke Kapitalausstattung, die starke Marktstellung der Gesellschaft im Vertrieb mit freien Vermittlern, Maklern und Vertriebsorganisationen sowie die niedrigen Kostenquoten wider. Negativ auf das Rating wirken das anhaltend schwierige, operative Umfeld für deutsche Lebensversicherer und die aus dem ausschließlich deutschen Geschäft resultierende geringe geographische Diversifikation.
Fitch erwartet, dass das Konzerneigenkapital der VBL im vergangenen Geschäftsjahr von 134 Mio. Euro auf mindestens 140 Mio. Euro zum Jahresende 2014 gestiegen ist und die freie Rücktellung für Beitragsrückerstattung (RfB incl. Schlussgewinnfonds) von 578 Mio. Euro auf über 590 Mio. Euro.
Fitch geht davon aus, dass die gesamten Eigenmittel im Segment Leben im abgelaufenen Geschäftsjahr um mehr als 10% gewachsen sind, auch unterstützt durch die Aufnahme von 60 Mio. Euro Nachrangkapital. Voraussichtlich seien die zu verzinsenden Passiva in ähnlichem Umfang gewachsen. Fitch erwartet, dass die Eigenmittel der VBL, gemessen an den zu verzinsenden Passiva, zum Jahresende 2014 stabil bei 8,3% gelegen haben. Im Vergleich dazu schätzt Fitch, dass dieser Wert für den deutschen Lebensversicherungsmarkt von 7,4% zum Jahresende 2013 auf 7,1% zum Jahresende 2014 zurückgegangen ist.
Die Kapitalausstattung war auch zum Jahresende 2014 weiter stark, urteilt Fitch, sowohl auf Basis der Risiko basierten Analyse der Agentur als auch aus Sicht der aufsichtsrechtlichen Gruppensolvabilität. Fitch schätzt, dass die Gruppensolvabilität mehr als 200% zum Jahresende 2014 betragen hat (2013: 216%), sich aber mit der Einführung von Solvency II deutlich abschwächen wird. Die Bewertungsreserven haben sich mehr als verdoppelt und stiegen, angetrieben von rückläufigen Zinsen, von 0,7 Mrd. auf 1,5 Mrd. Euro an.
Fitch erwartet, dass die VBL im Vorjahr eine Nettoverzinsung von 4,1% erzielt hat (2013: 4,7%), und damit höchstwahrscheinlich unter dem Durchschnitt des deutschen Lebensversicherungsmarkts verbleibt (2013: 4,7%). Fitch erwartet für den deutschen Lebensversicherungsmarkt eine gegenüber dem Vorjahr nahezu unveränderte Nettoverzinsung, weil die Versicherer wahrscheinlich auch 2014 weiter Bewertungsreserven aus den festverzinslichen Kapitalanlagen zur Finanzierung der Kosten für die Zinszusatzreserve realisiert haben. Fitch schätzt die Branchenaufwendungen für die Zinszusatzreserve im Vorjahr auf 8,5 Mrd. Euro.
Kosten- und Risikoüberschüsse sind beständig stark. Fitch erwartet, dass die Kostenquoten der VBL 2014 besser als die des Marktes gewesen sind und sich dieser Trend auch fortsetzen wird. Die Verwaltungskostenquote lag 2013 bei 2,0% und die Abschlusskostenquote bei 4,8%, welche besser waren als die vom Markt erzielten von 2,3% und 5,1%.
Die VBL ist Konzernobergesellschaft der VOLKSWOHL BUND-Gruppe (VBG). Sie besitzt die Rechtsform des Versicherungsvereines und ist ihr wichtigster operativer Versicherer. Im Jahr 2013 hatte der Lebensversicherer eine Bilanzsumme von 10,6 Mrd. Euro, was einem Gruppenanteil von 99% entspricht. Die Gesellschaft konzentriert ihr Geschäft auf das Individualgeschäft sowie kleine bis mittelständische Betriebe. Die VBG vereinnahmte 2013 gebuchte Bruttobeiträge in Höhe von 1,4 Mrd. Euro.
Eine Heraufstufung des Ratings ist aufgrund des aktuellen Marktumfeldes für deutsche Lebensversicherer kurz- bis mittelfristig unwahrscheinlich. Schlüsselfaktoren, die zu einer Herabstufung des Ratings führen können, sind unter anderem eine Verschlechterung der Kapitalausstattung mit einer Solvabilitätsquote von unter 170% sowie eine stark geschwächte Marktposition.
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Stimmungsumschwünge im Rating
Von Dr. Oliver Everling | 24.Februar 2015
Mit Daten von StockPulse soll das Trading auf Ayondo jetzt noch komfortabler werden. „Seit dem 9. Februar können Ayondo-Neukunden auf das Wissen der Experten von StockPulse zugreifen“, berichten die Social Media-Experten aus Köln. Ayondo gilt als der führende Anbieter von Social Trading. Kunden können dort die Strategien von Top-Tradern kopieren oder ihre eigene Anlagestrategie mit anderen Tradern teilen.
Durch die Zusammenarbeit mit StockPulse bekommen Trader auf Ayondo nun noch detailliertere Informationen zu Wertpapieren. Sie sehen in Echtzeit, wie die Stimmung (das „Sentiment“) der Marktteilnehmer zu einzelnen Titeln, Indizes oder Währungspaaren ist oder welche Wertpapiere gerade besonders im Fokus der Anleger stehen.
„So können wir Stimmungsumschwünge erkennen und kurzfristige Kursbewegungen mit hoher Trefferwahrscheinlichkeit prognostizieren“, sagt Jonas Krauß, Mitgründer von StockPulse. Exklusiv für Ayondo-Neukunden Das Angebot gilt für alle Neukunden, die mindestens 5.000 Euro auf ihren Ayondo-Account einzahlen. Nachdem sie sich registriert haben, können Sie den Service ein Jahr lang kostenfrei nutzen. Sie bekommen dann neben dem Zugriff auf aktuelle Sentiment-Daten einen Newsletter mit Handelssignalen aus Social Media.
Der Newsletter liefert ein konkretes Kauf- oder Verkaufssignal für einzelne Wertpapiere und erscheint börsentäglich. Durch den neuen Service erhalten Ayondo-Kunden auch Einblick in die umfangreiche StockPulseDatenbank. Sie umfasst Stimmungsdaten aus dem Netz zu mehr als 22.000 Aktien ab dem Jahr 2010. „Die Sentiment-Analyse bietet unseren Kunden einen völlig neuen Kurs-Indikator, der das Informationsangebot perfekt ergänzt“, so Sarah Brylewski von Ayondo. Webinare für Einsteiger Um Neulingen den Einstieg in die Sentiment-Analyse zu erleichtern, wird Ayondo auch Webinare veranstalten. Dort erfahren die Anleger, wie die Sentiment Analyse funktioniert und wie sie sie für ihr Trading nutzen können.
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Pluspunkte für Immobilieninvestments in Nordamerika
Von Dr. Oliver Everling | 23.Februar 2015
Seit dem Jahr 2012 lässt sich eine Umschichtung der Immobilienanlagen deutscher institutioneller Investoren feststellen. Während im Jahr 2012 nur sechs Prozent der Immobilieninvestitionen von deutschen Institutionellen in Nordamerika lagen, sind es im Jahr 2014 mit 15,3 Prozent mehr als doppelt so viele. In Westeuropa lagen hingegen im Jahr 2012 noch 13,4 Prozent der Immobilieninvestitionen. Im Jahr 2014 sind es nur noch 8,7 Prozent. Investments in Westeuropa verlieren demnach im gleichen Maße an Bedeutung wie das Engagement in Nordamerika an Bedeutung gewinnt. Dies ist das zentrale Ergebnis einer aktuellen Studie zu Immobilieninvestments in Nordamerika der FERI EuroRating Services GmbH.
„Deutsche institutionelle Investoren haben frühzeitig auf die zunehmende Stärke des Dollars, die Schwäche des Euros und das hohe Wachstumspotenzial des US-amerikanischen Immobilienmarktes reagiert“, sagt Dr. Tobias Schmidt, Sprecher des Vorstands der FERI EuroRating Services AG. „Wir rechnen damit, dass dieser Trend auch künftig anhalten wird“, so Schmidt. Die Attraktivität US-amerikanischer Immobilien erkläre sich aus dem anhaltend soliden Aufschwung der US-Konjunktur: „Getrieben wird der Aufschwung von einer positiven Arbeitsmarkt- und Einkommensentwicklung – und nicht zuletzt auch von den Entwicklungen auf den Immobilienmärkten, auf denen die Investitionen im Zuge der intensiveren Bautätigkeit deutlich angezogen haben“. erklärt Schmidt. „Gerade im Gegensatz zu vielen europäischen Industrienationen stehen die Zeichen in den USA auch weiterhin auf Wachstum. Trotz leichter Abschwächung erwarten wir ein solides Wachstum von drei Prozent für 2015.“
Darüber hinaus treibe der Renditespread zwischen Staatsanleihen sowie Immobilien ohnehin viele institutionelle Anleger vermehrt zu Immobilieninvestments. Wie aus der Studie hervorgeht, lag der Rendite-Spread zwischen der Cap Rate von Büroimmobilien und zehnjährigen US-Staatsanleihen Ende 2014 bei 388 Basispunkten. „Selbst bei moderat steigenden Zinsen dürften US-Immobilien daher kaum in der Investorengunst sinken“, kommentiert Schmidt.
Die Studie zeigt, dass sich in den USA Apartments und Einzelhandelsimmobilien nach der Krise am besten entwickelt haben. Zwischen dem ersten Quartal 2010 und dem Ende des zweiten Quartals 2014 beliefen sich die NCREIF-Gesamterträge auf 57,2 bzw. 56,2 Prozent. Aber auch bei Industrie- und Büroimmobilien wird die Erholung des US-Immobilienmarktes mit 51,1 und 48,2 Prozent deutlich. Etwas weniger gut entwickelten sich die Erträge in der Nutzungsart Hotel mit 38,9 Prozent.
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