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Russland mangelt Schutz von Eigentumsrechten

Von Dr. Oliver Everling | 31.März 2015

Die Niederlande und Belgien eine Stufe rauf in A2. Das ist die gute Nachricht aus den aktuellen Anpassungen der Coface-Länderbewertungen. Dagegen nimmt der internationale Kreditversicherer Brasilien und Ecuador auf die Beobachtungsliste für eine Herabstufung. Mit Russland geht es weiter bergab: Nun ist auch die gesonderte Bewertung des Geschäftsumfelds nur noch in C, der zweitschlechtesten Stufe.

Für die Industrieländer ist im laufenden Jahr ein Wachstum von 2,1 Prozent zu erwarten. Aus Sicht von Coface nehmen hier die Länderrisiken spürbar ab. In der Eurozone hat sie die Niederlande und Belgien heraufgestuft. Nach den Heraufstufungen Deutschlands, Spaniens, Großbritanniens und Österreichs in 2014 und der von Portugal zu Beginn dieses Jahres zeigen die jüngsten Änderungen, dass die Region schrittweise zum Wachstum zurückfindet. Coface erwartet für die Eurozone 1,3 Prozent nach 0,9 Prozent im Vorjahr. Zum Wachstum in den beiden Ländern tragen sowohl der private Konsum als auch der Export und Investitionen bei. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen geht weiter zurück. In Belgien hat sich zudem die politische Situation stabilisiert, die Regierung setzt auf finanzielle Konsolidierung. In den Niederlanden zeigten sich zu Jahresbeginn die Unternehmen des Bausektors zuversichtlicher. Dies geht einher mit wieder steigenden Immobilienpreisen.

Die Entwicklung in den Schwellenländern verläuft indessen sehr heterogen. Gute Nachrichten gibt es aus Tunesien, dessen Bewertung in B auf die positive Beobachtungsliste genommen wurde, und Kambodscha, das in C heraufgestuft wurde. In Tunesien hat sich das Geschäftsumfeld verbessert, zum Wachstum tragen sowohl die landwirtschaftliche als auch die industrielle Produktion bei. Profitieren sollte das Land vom niedrigen Ölpreis und der Erholung in Europa, der wichtigsten Exportregion. Allerdings dürfte der Tourismus noch unter den Sicherheitsrisiken leiden. Kambodscha ist weiter auf Wachstumskurs. Treiber sind der Tourismus und der starke Textilexport sowie der privilegierte Zugang in die EU, die USA und nach Kanada. Die ausländischen Direktinvestitionen steigen weiter, was der Verlagerung chinesischer und vietnamesischer Betriebe nach Kambodscha, aber auch Public Private Partnerships im Bereich der Energieinfrastruktur zu verdanken ist.

Lateinamerika wurde hingegen von ökonomischen und politischen Faktoren hart getroffen, so von den Problemen auf den Rohstoffmärkten und der geringeren Nachfrage aus China. Nicht nur Venezuela und Argentinien, die 2014 in heftige Liquiditätsprobleme gerieten, sind betroffen, sondern auch Brasilien und Ecuador. Deren Bewertungen A4 und B sind nun unter Beobachtung für eine Herabstufung. Eine Erholung in Brasilien ist 2015 eher unwahrscheinlich. Die Wachstumsprognose liegt bei minus 0,5 Prozent. Die Industrie leidet weiter unter der schlechten Infrastruktur und dem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Der Automobilbranche macht der Einbruch im Hauptexportland Argentinien zu schaffen. Ecuador ist nach Venezuela in der Region am stärksten vom niedrigen Ölpreis betroffen. Das Haushaltsdefizit wächst, während sich das BIP-Wachstum verlangsamt: von 3,8 Prozent 2014 auf voraussichtlich 1,5 Prozent in diesem Jahr. Auch Nichtölexporte sind, insbesondere in Europa, kaum wettbewerbsfähig.

Nachdem Russland im Oktober 2014 bereits in der Gesamtbewertung des Landes auf C herabgestuft wurde, ist die Bewertung des Geschäftsumfeldes nun ebenfalls nur noch in C. Die Wirtschaft leidet unter eklatanten Mängeln beim Schutz von Eigentumsrechten. Neben der fehlenden Sicherheit für Gläubiger beeinträchtigen die unzureichende Durchsetzung von Rechtsvorschriften und die fehlende Transparenz bei Finanzen und Beteiligungsverhältnissen in den Unternehmen das Geschäftsumfeld. Wichtiger Schwachpunkt bleibt die anhaltende Korruption.

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