Für Versicherer wird es enger

Von Dr. Oliver Everling | 3.Februar 2015

„Niedrige Credit Spreads und tendenziell längere Laufzeiten lassen erhöhte Volatilität erwarten, wenn sich das wirtschaftliche Umfeld eintrüben sollte“, berichtet Christian Badorff, Associate Director, Financial Services Ratings – Insurance bei Standard & Poor’s Ratings Services auf dem 10. Standard & Poor’s Versicherungssymposium in Frankfurt am Main. Deutsche Versicherungsgruppen profitieren von starker Kapitalisierung ihrer Schadenversicherer, während Lebensversicherer unter den relativ hohen Garantien und dem großem ALM-Mismatch leiden, berichtet Badorff über die Unsicherheiten, die trotz Solvency II bleiben werden.

Übergangsregelungen würden für Lebensversicherer auskömmliche Ergebnisse zum Jahresende 2013 zeigen. 2014 werde aber vermutlich schlechter aussehen. Unternehmen mit internem Modell haben den Vorteil, Risiken unternehmensspezifischer zu erfassen. In einigen Häusern bleibe allerdings noch einiges zu tun.

Die positive Prämienentwicklung werde von stetiger Wirtschaftsentwickllung und Preisanpassungen getragen. Das Prämienwachstum seit 2011 sesi vornehmlich durch geändertes Pricing begründet. „Wir erwarten für 2015 – 2016 abnehmende Wachstumsdynamik“, sagt Badorff. Preiserhöhungen seien insbesondere in unprofitablen Bereichen, wie Kfz und Wohngebäuden, zu erwarten. „2014 war versicherungstechnisch ein sehr gutes Jahr“, berichtet Badorff, die Reservierungsniveaus seien unverändert stark. Beständig niedrige Zinsen und kürzere Aktivduration setzen weiterhin Druck auf die Kapitalerträge.

Das klassische langfristige Sparprodukt verliere eindeutig an Attraktivität, sagt Badorff eine Prognose, obwohl Marketingthemen nicht im Kernkompetenzfeld des Ratings stünden. Gleichzeitig sei Kaufzurückhaltung bei Produkten ohne Garantien zu beobachten, wenngleich derzeit abnehmende Risikoaversion zu erkennen sei. Das Kernproblem der Lebensversicherer besteht darin, dass die nachhaltig zu erzielenden Erträge schneller sinken als die Garantien. Die Umlaufrendite liegt unter dem Niveau der durchschnittlichen Garantie im Bestand. Badorff argumentiert anhand der Entwicklung der Kapitalanlageerträge usw., dass im Ausgleich der Marktschwankungen auch eine Wertschöpfung der Versicherungswirtschaft bestehe.

DIe ZZR-Anforderungen seien weniger zinssensitiv. Anhand der Zinszusatzreserven lassen sich die Probleme analysieren: Badorff erläutert die Deckungsrückstellung nach Tarifgenerationen. Im Szenario steigender Zinsen können bereits die Jahre 2015 und 2016 herausfordernd werden. Zinssensitiv seien aber die erforderlichen Aktivreserven.

Reduktion Gewinnbeteiligung, Stärkung Kapitalanlageergebnis, Ausbau Kosteneffizienz, Pricing und weitere Herausforderungen schränken die Handlungsmöglichkeiten der Versicherungsgesellschaften ein. Das Branchenrisiko für deutsche Lebensversicherer hat sich erhöht, jedoch bleibe das Länder- und Branchenrisiko bei S&P’s in der Kategorie 3. Auch die Krankenversicherung ist zinssensibel, denn der Zins muss in der Beitragsanpassung berücksichtigt werden. Auch bei Krankenversicherern bleibe S&P’s insgesamt aber bei der Kategorie 3 für deutsche Adressen. „Eine 4 hätte Ratingveränderungen zur Konsequenz, diese erwarten wir derzeit aber nicht“, sagt Badorff.

Ratings einiger Leben- und Krankenversicherer profitieren davon, dass sie Kernbestandteile diversifizierter Gruppen sind. Die Ratingentwicklung bleibe weitgehend stabil. Dies misst S&P’s u.a. mit einem Indikator, dass über einen Ratinghorizont von ein bis zwei Jahren stabile Ratings zu erwarten sind. „Jedoch wird der Handlungsspielraum der Lebensversicherer zunehmend enger“, warnt Badorff.

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Investments fließen in Immobilien

Von Dr. Oliver Everling | 3.Februar 2015

Die in Bad Homburg ansässige FERI EuroRating Services AG analysiert das Investmentvermögen / geschlossene Beteiligungen 2014: Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin) hat im Jahr 2014 insgesamt 30 Publikums-AIF (Alternative Investmentfonds) nach KAGB zum Vertrieb zugelassen. Für 24 dieser 30 AIF liegt auswertbares Zahlenmaterial vor. Im ersten und zweiten Quartal 2014 haben lediglich vier Immobilien-AIF von der BaFin die Vertriebszulassung erhalten. Im dritten und vierten Quartal kamen noch zwölf weitere Immobilien-AIF sowie zwei New Energy-, sieben Private Equity-, drei Flugzeug- und zwei Spezialitäten-AIF hinzu. Darüber hinaus hat die BaFin im Jahr 2014 die jeweiligen Verkaufsprospekte für insgesamt 47 Fonds nach dem Vermögensanlagengesetz (VermAnlG) gestattet. Entsprechendes auswertbares Datenmaterial liegt hierbei für 38 dieser Fonds vor. Bei acht der neun Fonds, für die keine Zahlen vorliegen, handelt es sich um Bürgerwind- bzw. Bürgersolarparks. Zu diesen Ergebnissen kommt die aktuelle Analyse Investmentvermögen / geschlossene Beteiligungen 2014 der FERI EuroRating Services AG. „Im Jahr 2014 hat die BaFin insgesamt für 24 Publikums-AIF nach KAGB mit einem prospektierten Eigenkapital in Höhe von 1,08 Milliarden Euro“, berichtet die Agentur, „und einem prospektierten Fondsvolumen von insgesamt 1,77 Milliarden Euro die Zulassung zum Vertrieb erteilt.“

14 der zugelassenen AIF mit auswertbarem Zahlenmaterial stammen aus der Assetklasse Immobilien, die mit einem prospektierten Eigenkapital von 617,3 Millionen Euro rund 57 Prozent ausmachen. Hierzu zählt u.a. der AIF „JAMESTOWN 29″ mit einem prospektierten Eigenkapital in Höhe von 212,9 Millionen Euro (262,5 Millionen US-Dollar) und der „publity Performance Fonds Nr. 7″ mit einem prospektierten Eigenkapital von 105 Millionen Euro. Somit vereint allein der US-Immobilien AIF „JAMESTOWN 29″ rund ein Drittel des prospektierten Eigenkapitals der auswertbaren Publikums-AIF der Assetklasse Immobilien auf sich. Die restlichen Zulassungen mit verfügbaren Daten entfielen auf je zwei AIF aus dem Bereich New Energy (prospektiertes Eigenkapital: 54,83 Millionen Euro), drei aus dem Bereich Private Equity (prospektiertes Eigenkapital: 99,60 Millionen Euro), drei weitere aus dem Bereich Flugzeuge (prospektiertes Eigenkapital: 249,81 Millionen Euro) und zwei aus dem Bereich Spezialitäten (prospektiertes Eigenkapital: 57,75 Millionen Euro).

„Mit 16 von 30 vertriebszugelassenen Publikums-AIF des Jahres 2014 dominieren die Immobilien eindeutig das bisherige Angebot“, sagt Christian Michel, Direktor und Teamleiter Fonds bei FERI EuroRating. „Die Entwicklung im dritten und vierten Quartal zeigt jedoch, dass andere Assetklassen zunehmend an Bedeutung gewinnen. Die Assetklasse Flugzeuge stellt in 2014 mit drei vertriebszugelassenen AIF und einem prospektierten Eigenkapital von 249,81 Millionen Euro bereits rund 23% des prospektierten Eigenkapitals und ist damit zweitstärkste Assetklasse.“

Auf Grundlage der 38 Fonds, für die auswertbares Zahlenmaterial vorliegt, beträgt im Jahr 2014 die Höhe des prospektierten Eigenkapitals 431,6 Millionen Euro, was einem deutlichen Rückgang von 88 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dabei entfielen allein 28 der nach dem VermAnlG gestatteten Fonds mit auswertbaren Daten auf die Assetklasse New Energy mit einem prospektierten Eigenkapital von 142 Millionen Euro und einem prospektierten Fondsvolumen von 492,4 Millionen Euro. „Letzteres entspricht einem Rückgang von 59 Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, bemerkt Michel. „In der Assetklasse Immobilien wurden vier Fonds mit auswertbarem Zahlenmaterial von der BaFin gestattet, die zusammen ein prospektiertes Fondsvolumen von 334,4 Millionen Euro erreichen.“ Hierzu zählt u.a. der operativ tätige US-Immobilienfonds „TSO-DNL Active Property, L.P“, der mit einem prospektierten Eigenkapital in Höhe von 107 Millionen Euro (132 Millionen US-Dollar) rund 60 Prozent des prospektierten Eigenkapitals der Vermögensanlagen der Assetklasse Immobilien auf sich vereint. Während sechs Spezialitätenfonds mit einem prospektierten Eigenkapital in Höhe von 117,3 Millionen Euro zugelassen wurden, wurde im Bereich der Schiffs-, Flugzeug- und Private Equity Fonds kein Fonds von der BaFin genehmigt.

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Montalvo Rebuelta wirbt für Transparenz

Von Dr. Oliver Everling | 3.Februar 2015

„Ratings sind Meinungen,“ sagt Carlos Montalvo Rebuelta, Executive Director der European Insurance and Occupational Pensions Authority (EIOPA), zur Einführung seines Vortrags beim 10. Standard & Poor’s Versicherungssymposium in Frankfurt am Main, „so werde auch ich hier meine persönliche Meinung vortragen.“

Solvency II sei nicht geplant worden, die Versicherungswirtschaft oder die Weltwirtschaft zu retten, sondern einfach dafür, die Policeninhaber zu schützen. Daher gehe es um Anreizstrukturen und Risikomanagement wie auch um Transparenz. Die Beratungszeit, die dieses Projekt genommen habe, sorge dafür, dass die Konsequenzen von Solvency II für die Versicherungswirtschaft sorgfältig abgewogen werden konnten. Durch die Finanzkrise hindurch habe die Versicherungswirtschaft überlebt und habe nun die Chance, gestärkt in die Zukunft zu gehen. In Solvency II fließen rund 15 Jahre der Konsultation und Beratung ein. „Perfektion ist der Feind des Guten“, warnt Montalvo und dämpft Erwartungen, dass  mit Solvency II ein perfektes System gefunden wäre.

Montalvo berichtet von Kritiken, die zu Solvency II zu hören sei. So werde vorgetragen, man habe mit 538 Seiten Richtlinien über das Ziel hinaus geschossen. Aus nationaler Perspektive sei manches zu diskutieren, aber das Regelwerk  müsse unterschiedlichen Bedingungen in Europa entsprechen. Ein weiterer Aspekt seien die Kosten. Mit Solvency II werde in die Berichtsstrukturen investiert – das werde auch Früchte für die Versicherungen tragen.

Die Versicherungswirtschaft sei sicherlich nicht der transparenteste Wirtschaftssektor. Für institutionelle Investoren werde die Versicherungswirtschaft durch mehr Offenlegung attraktiver.  „Gibt es ein ‚zu viel‘ an Transparenz? Ich glaube nicht!“ Montalvo streitet für mehr Informationen mit dem Ziel einer „win-win situation“.

Über das, was Transparenz ausmache, gebe es allerdings kein gemeinsames Verständnis. So könne die Forderung nach Transparenz unterschiedlich interpretiert werden. Teilweise stelle sich hier eine Ausbildungsaufgabe. Als Solvency II gestartet wurde, sollte eine volle Übereinstimmung mit den IFRS erreicht werden.

Risikomanagement und Verbraucherschutz seien wichtige Themen für die Aufsicht. „Die Überlebensdauer eines CFOs muss heute wohl mit vielleicht dreieinhalb Jahren angegeben werden“, gibt Montalvo zu bedenken, während man von Unternehmen spreche, die oft schon ein Jahrhundert Historie hinter sich hätten. Manager würden zwar stets betonen, den Kunden in den Mittelpunkt ihrer Bemühungen zu stellen. Montalvo gibt es Beispiel der Tabakindustrie, die in Europa zwar viel unternehmen, um die Gesundheit der Verbraucher zu schonen, in Südamerika, Afrika oder Asien aber ungebrochen ihre Strategien zur Erschließung profitabler Märkte fortführen würden.

Montalvo spricht das Risiko eines Liquiditätsüberschusses im Markt an. Dieser würde dazu führen, dass Risiken nicht mehr angemessen in der Preissetzung berücksichtigt würden. Das fundamentale Dilemma der Suche nach Rendite und der Vermeidung von Risiken könne nur gelöst werden, wenn es eine faire Beurteilung der Risiken gebe. Montalvo geht der Frage nach, welche Auswirkungen die Geldpolitik des Quantitative Easing (QE) haben werde. „Kapital ist kein Ersatz für Regulierung“, sagt Montalvo. Kapital sei daher keine Antwort auf die Herausforderungen der Versicherungswirtschaft.

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Institutionelle Anleger und nachhaltige Kapitalanlagen

Von Dr. Oliver Everling | 2.Februar 2015

Institutionelle Anleger und nachhaltige Kapitalanlagen waren lange Zeit begriffliche Gegensätze, denn bei Institutionellen spielten ethische, ökologische und soziale Aspekte in ihren Investitionsentscheidungen kaum eine Rolle. Dahinter steckte oft keine böse Absicht, sondern das Unvermögen, solche Aspekte in operationaler Art und Weise in die Anlageprozesse zu integrieren. Im Vordergrund stand die Erreichung einer Rendite, die zumeist der Befriedigung von z.B. Vorsorgezielen diente. Auf welche Weise auch Nachhaltigkeitskriterien integriert werden könnten, war wenig erforscht.

Nun ist es das Verdienst von Prof. Dr. Henry Schäfer von der Universität Stuttgart, die Forschung auf diesem Gebiet ein wichtiges Stück weiter gebracht zu haben. Schäfer gehört zu den Wissenschaftlern, die sich nicht in einen Elfenbeinturm abstrakter Annahmen zwecks rein theoretischer Modellierung zurückzieht, sondern sich u.a. mit seiner EccoWorks GmbH um praktische Umsetzung bemüht. Sein Praxisbezug kommt ihm bei der Herausgabe seines neuesten Werkes zugute, „Institutionelle Anleger und nachhaltige Kapitalanlagen: Best Practices deutscher Banken, Stiftungen und Altersvorsorgeeinrichtungen“ im Verlag Springer Gabler, denn hier vereint Schäfer namhafte Autoren, die glaubhaft u.a. von den Chancen berichten, doch auch die Anlage von Nachhaltigkeitsmaßstäben zum Standard in Anlageentscheidungsprozessen zu machen.

Der Leser erfährt nicht nur von Mission Investing und der Umsetzung von Vermögensmanagement mit nachhaltigen Geldanlagen, sondern auch von Erfolgsmethoden im Bereich von Banken, Stiftungen und kirchlichen Einrichtungen, Versicherungen und Altersvorsorgeeinrichtungen, aus denen Autoren berichten. Da sich der Buchtitel auf deutsche Beispiele konzentriert, kommen christliche Sichtweisen – und hier vornehmlich katholisch oder evangelisch geprägte Muster – zur Sprache. Die ebenfalls auf diesem Gebiet tätigen muslimischen, jüdischen oder sonstigem Glauben folgenden Einrichtungen kommen daher nicht zur Darstellung.

Aus dem „magischen Dreieck“ der Geldanlage mit den Eckpunkten Rendite, Sicherheit und Liquidität wurde ein „magischer Tetraeder“, erweitert um die Dimension „Nachhaltigkeit“, wie ihn Jens Güldner vom Evangelischen Johannesstift aus Berlin zeichnet. Der Tetraeder braucht nicht gleichschenklig gezeichnet zu werden, denn die Bedeutung der verschiedenen Kriterien kann für jeden institutionellen Anleger verschieden, Zielkonflikte unterschiedlich entschieden sein. Die unterschiedlichen Bedingungen, unter denen Institutionelle zu agieren haben, werden dem Leser mit der Lektüre jedes weiteren Beitrags im Buch deutlicher.

An verschiedenen Stellen des Buches werden Ausschluss- und Positivkriterien wie auch die Beispiele von Ratingagenturen wie der oekom research AG aus München genannt. Diese lassen deutlich erkennen, wie die inzwischen Jahrzehnte währende Erfahrung solcher spezialisierter Ratingagenturen wie auch der Anwender in den verschiedenen Finanzhäusern Früchte trägt, den in weiten Teilen ist eher Konsens als Dissens erkennbar. Dem Leser wird daher mit diesem Buch ein sicheres Fundament für seine eigene Urteilsbildung zu diesem zukunftsweisenden Themengebiet geboten.

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Chinesische Unternehmen in Gefahr

Von Dr. Oliver Everling | 30.Januar 2015

Coface sieht die chinesischen Unternehmen in einer akuten Gefahrenzone und hat daher die Länderbewertung von China in der Stufe A3 unter Beobachtung für eine Herabstufung genommen. Das gab der internationale Kreditversicherer jetzt bei der Country Risk Conference 2015 in Paris bekannt. Das Zahlungsverhalten verschlechtere sich, die Zahl nicht bedienter Kredite steige.

Aktuell stehen die Unternehmen in China vor mehreren Herausforderungen. So hat sich das verlangsamte Wachstum verfestigt, mehrere Branchen haben weiterhin Überkapazitäten, darunter die Stahlproduktion und der Bau. Vor allem aber hat die Verschuldung ein Besorgnis erregendes Niveau erreicht. Die Schulden des Privatsektors schätzt Coface auf 200 Prozent des BIP, zumal die Bankkredite schneller wachsen als das BIP. Hinzu kommt die Finanzierung über Schattenbanken, die nicht transparent sind und bisweilen mit Wucherzinsen arbeiten.

Die Phase erhöhter Risiken kommt für Coface nicht überraschend, sondern ist kennzeichnend für eine „Normalisierung“ des chinesischen Wachstums. Nach Jahren des Booms drohte ein Überhitzung. Die erklärte Absicht der Behörden, stärker auf Konsum als auf Investitionen zu setzen und so den Überkapazitäten zu begegnen, bedeutet auch, dass die Unternehmen ihre enormen Schulden nicht länger systematisch refinanzieren können. „So erwarten wir 2015 Zahlungsprobleme für chinesische Unternehmen in einem Kontext, der kurzfristig nicht so lebhaft, mittelfristig aber nachhaltiger ist“, erklärte Yves Zlotowski, Chefvolkswirt der Coface.

Für die Weltwirtschaft ist Coface vorsichtig optimistisch und erwartet sowohl für die Industrienationen als auch die Emerging Markets eine leichte Verbesserung. Die entwickelten Länder dürften nach 1,7 Prozent Wachstum im Vorjahr 2015 um 2,1 Prozent zulegen, die aufstrebenden Länder nach 4,2 um 4,3 Prozent.

Allerdings haben viele aufstrebende Länder mit der Rückkehr altbekannter Probleme zu kämpfen, schreiben die Analysten der Coface: Abfluss von Kapital und wiederkehrende Schwankungen der Wechselkurse. Die Kombination aus einer Verlangsamung der wirtschaftlichen Entwicklung, steigender privater Verschuldung und wiederholten Abwertungen veranlasste Coface dazu, einige Länderbewertungen nach unten zu korrigieren. Zu den jüngsten Abstufungen gehören die der Türkei in B und die Russlands in C. Dagegen hoben sich einige Länder mit einer positiven Entwicklung ab. Vietnam, dessen Länderbewertung in C nun auf die positive Watchlist gesetzt wurde, hat es trotz eines schwierigen Geschäftsumfelds geschafft, seine Währung zu stabilisieren, die Qualität der Produkte zu steigern und ausländische Investitionen anzuziehen, vor allem aus Korea. Auch die Länderbewertung Sri Lankas hat Coface angehoben: von C auf B. Seit dem Ende des Bürgerkrieges 2009 wächst die Wirtschaft kräftig und stabil und das Haushaltsdefizit wurde reduziert.

Nach den jüngsten Heraufstufungen von Spanien, Deutschland und Österreich in der Länderbewertung verkündet Coface eine weitere Verbesserung in Europa: Portugal wird in der Stufe B mit positivem Ausblick versehen. Das Land macht sich allmählich vom Rettungsprogramm frei und erwartet 1,2 Prozent Wachstum in diesem Jahr. Die finanzielle Situation der Unternehmen verbessert sich schrittweise: Die Gewinne erholen sich und die Insolvenzen gehen zurück.

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Bundesregierung entschlüsselt Telefonate mit Secusmart

Von Dr. Oliver Everling | 28.Januar 2015

Mit der Sprachverschlüsselungs-App Vodafone Secure Call sorgt der Düsseldorfer Kommunikationskonzern dafür, dass die Bundesregierung beim mobilen Telefonieren die Schlüssel in der Hand behält. So werden nicht nur Telefonate der Regierung von Secusmart ver- und entschlüsselt. Firmenkunden sollen mit einem Höchstmaß an Sicherheit beim mobilen Telefonieren gelockt werden.

„Die Technologie kommt von Secusmart, dem führenden deutschen Hersteller mobiler Sprachverschlüsselung, der auch die Bundesregierung beliefert. Dabei ist Vodafone Secure Call einfach in der Handhabung,“ heißt es dazu aus Düsseldorf, „netzübergreifend sowie international einsetzbar und läuft zum Start auf gängigen Smartphones mit den Betriebssystemen Android und iOS.“

„Mit Vodafone Secure Call bieten wir Firmen jeder Größe eine Lösung für hochsicheres Telefonieren. So können sie ihre Mitarbeiter besonders wirkungsvoll vor Lauschangriffen schützen. Dabei sorgen wir für maximale Sicherheit bei gleichzeitig einfacher Handhabung. Die Verschlüsselungs-App erweitert die Vodafone Sicherheitswelt um eine weitere wichtige Komponente, mit der Firmen ihr geistiges Eigentum schützen können“, erläutert Philip Lacor, Geschäftsführer Firmenkunden bei Vodafone Deutschland.

Geschäftskunden können die Verschlüsselungs-Technologie als App-basierte Voice-over-IP Lösung zunächst auf Android und Apple iOS-Smartphones nutzen. Hier sorgt sie Ende-zu-Ende für eine hochsichere Verschlüsselung der Telefongespräche auf Basis des Advanced Encryption Standards (AES) 128 Bit.  Dabei werden die zur Sprachverschlüsselung genutzten temporären Schlüssel auf dem Gerät erzeugt und sofort nach einem Telefonat gelöscht. Das statische Schlüsselmaterial und die Zertifikate liegen sicher auf dem Gerät in einem privaten, verschlüsselten Key Store. Das Schlüsselmaterial verlässt zu keinem Zeitpunkt das Gerät.

„Gemeinsam mit Vodafone haben wir eine wirksame Waffe gegen das Abhören von Mobiltelefonen für alle Firmen geschmiedet, egal ob Kleinunternehmer, Mittelständler oder Großkonzern. Wir freuen uns sehr, dass wir die App nach nur zehn Monaten mit unserem Partner Vodafone zur Marktreife geführt haben. Darauf sind wir stolz“, sagt Dr. Hans-Christoph Quelle, Geschäftsführer Secusmart GmbH.

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Ratingmethodik für geschlossene AIF

Von Dr. Oliver Everling | 28.Januar 2015

Die Ratingagentur Scope hat ihre Ratingmethodik für geschlossene Alternative Investmentfonds (AIF) weiterentwickelt; die Assetklasse „Geschlossene Fonds“ war früher eine eher „deutsche“ Angelegenheit, so dass sich die Ratingagentur Scope hier in einer Marktnische erfolgreich etablieren konnte. Nun gelten für die Europäische Union neue Rahmenbedingungen. Die Bewertung von AIF will die Agentur auf ganz Europa nun ausweiten. Marktteilnehmer können den Entwurf der Methodik bis zum 24. Februar 2015 kommentieren.

Die angepasste Methodik soll auf alle neuen geschlossenen AIF angewendet werden – europaweit und sämtliche Assetklassen übergreifend. „Die methodischen Veränderungen reflektieren zum einen die neuen regulatorischen Rahmenbedingungen für geschlossene Fonds in Europa (AIFM-Richtlinie). Zum anderen hat Scope neue Bewertungskomponenten in die Methodik integriert. Darüber hinaus ist die neue Methodik in der Darstellung wesentlich detaillierter,“ unterstreichen die Analysten bei Scope, „um Transparenz und Nachvollziehbarkeit des Ratingprozesses zu erhöhen.“

Die wichtigsten Neuerungen: Sämtliche AIF-Ratings sind künftig über die gesamte Fondslaufzeit im Monitoring – und werden somit der Fondsentwicklung fortlaufend angepasst. Reine Emissionsratings werden nicht mehr durchgeführt. Hintergrund: Das Asset Management während der Laufzeit wird für den Fondserfolg immer relevanter. Aus reinen Initiatoren werden Vermögensverwalter. Zur Bewertung der Ausfallwahrscheinlichkeit der relevanten Kapitalflüsse (z.B. Miet- oder Leasingeinnahmen) legt Scope künftig verstärkt eigene Bonitätsbewertungen zugrunde. Hintergrund: Scope hat in den vergangenen Jahren Rating-Teams zur Bewertung von Unternehmen und Banken aufgebaut. Diese führen im Rahmen der AIF-Ratings Bonitätseinschätzungen u.a. von Mietern oder Leasingnehmern durch. Blind-Pool-Fonds werden auf Basis bereits erworbener oder zum Erwerb geplanter Assets bewertet. Nach dem Ankauf neuer Assets wird das Rating aktualisiert. Hintergrund: Das Erfordernis zur Risikodiversifizierung im Rahmen des KAGB führt u.a. dazu, dass verstärkt Blind-Pools aufgelegt werden. Die Fondsanalyse erfolgt auf Ebene des Fonds. Die steuerliche Betrachtung auf Anlegerebene entfällt. Hintergrund: Die Methodik wird europaweit angewendet. Die Einkommenssteuer-Regime sind in Europa jedoch sehr heterogenen und würden die Vergleichbarkeit der Ratings verzerren.

Kernelemente der bisherigen Methodik bleiben allerdings erhalten, insofern sollte nicht mit größeren Überraschungen zu rechnen sein. Das Fondsrating von Scope trifft eine Aussage über das Verhältnis von Risiko und Rendite. Je höher das Rating, desto vorteilhafter ist dieses Verhältnis aus Investorensicht. Das Herzstück von Scopes Ratingmethodik ist weiterhin die Kapitalflusssimulation (Monte-Carlo-Simulation). Dabei legen die Scope-Analysten allen relevanten Fondsparametern Spannbreiten und Eintrittswahrscheinlichkeiten zugrunde. „Mittels einer Simulation von 100.000 möglichen Szenarien werden Mid-, High- und Low-Case-Szenarien ermittelt. Darüber hinaus ergeben sich aus der Monte-Carlo-Simulation auch folgende für Investoren relevante Kennziffern: Return Corridor, Break-Even Probability, Probability of Losses und Value-at-Risk. Auf der Value-at-Risk-Betrachtung aufbauend stuft Scope“, heißt es dazu aus Berlin, „sämtliche AIF in eine von fünf Risikoklassen ein.“

Die Qualität des Asset Managers soll auch weiterhin in die Bewertung der Fonds einfließen. „Hierbei berücksichtigt Scope künftig explizit, welche Einflussmöglichkeit der Asset Manager auf den Erfolg eines Fonds überhaupt hat.“ Ist der Gestaltungsspielraum gering, weil zum Beispiel wichtige Fondsparameter bis zum Ende der Fondslaufzeit fixiert sind (z.B. Mietvertragspartner) bzw. sich vom Asset Manager nicht beeinflussen lassen (z.B. Windenergieertrag), ist auch die Auswirkung der Asset Manager Qualität auf das AIF-Rating gering.

Nutzer des Ratings werden sich an eine neue Skala gewöhnen müssen: Zur besseren Abgrenzung von Bonitätsurteilen (Credit Ratings) und Fondsratings (Risk-Return-Ratings) hat Scope die Ratingskala angepasst. Alle Fondsratings werden künftig auf einer Skala mit kleinen Buchstaben und dem Subskript AIF ausgewiesen. Die Ratingskala reicht dabei wie bisher von aaaAIF bis dAIF.

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Ausgezeichnetes Team bei Allianz Global Investors Europe

Von Dr. Oliver Everling | 27.Januar 2015

Die FERI EuroRating Services AG hat die Qualität des Investment Teams Multi Asset – Active Allocation Strategies der Allianz Global Investors Europe GmbH mit der Ratingnote „AA“ bewertet. „AA“ steht für ein Investment Team mit ausgezeichneter Qualität.

Das Rating von FERI setzt sich aus den zwei untersuchten Bereichen „Unternehmen“ (Gewichtung 20%) und „Investment Team“ (Gewichtung 80%) zusammen, die wiederum in einzelne Komponenten gegliedert sind. Sowohl der Bereich „Unternehmen“ als auch der Bereich „Investment Team“ wurden mit „Ausgezeichnet“ („AA“) beurteilt. Dies bestätigt die Qualität von Allianz Global Investors als Vermögensverwalter und die Expertise des analysierten Investment Teams insbesondere im Bereich Multi Asset.

Das Team unter Leitung von Dr. Matthias Müller in Frankfurt verfügt hier über eine lange Tradition und einen erfolgreichen Track Record. Die aktive Steuerung der Anlageklassengewichte (Asset Allokation) berücksichtigt sowohl fundamentale als auch technische Elemente. Eine der vom Team gemanagten Schlüssel-Strategien ist Dynamic Multi Asset Plus, ein flexibler Ansatz in Alternative zu statischen Multi Asset Portfolien. Er zielt auf eine höhere Rendite bei verminderten Verlustrisiken über einen Marktzyklus ab.

Das Investment Team verfügt nach Einschätzung der FERI über ausreichend personelle Ressourcen in den Asset Management-relevanten Bereichen und profitiert von einem vergleichsweise hohen Ausbildungsniveau. Die vom Investment Team angebotenen Multi Asset-Produkte werden von FERI als überdurchschnittlich innovativ eingeschätzt.

„Der Investitionsprozess ist strukturiert, effizient gestaltet und von hoher Kontinuität gekennzeichnet. Risikomanagement erfolgt auf unterschiedlichen Ebenen und ist bereits in den Investitionsprozess integriert. Das Risikomanagement und -controlling ist somit“, folgern die Analysten der anerkannten Ratingagentur aus Bad Homburg, „als herausragend bewertet worden.“

Als besondere Stärke des Unternehmens hat FERI hervorgehoben, dass Allianz Global Investors ein breit aufgestelltes, aktives Investment Management und eine globale Investmentperspektive bietet. Das Unternehmen profitiert auch von seiner festen Einbettung in die Allianz Gruppe, eines global führenden Finanzdienstleisters mit nahezu 83 Millionen Kunden in mehr als 70 Ländern. In den letzten fünf Jahren fanden organisatorische Änderungen und Restrukturierungen im Asset Management statt, unter anderem zur effizienteren Nutzung der globalen Ressourcen. FERI erachtet diese Änderungen als vorteilhaft. Die Prozesse in den Bereichen Research, Fondsmanagement, Risikomanagement und Trading sind effizient in die Organisationsstruktur eingebunden. Auch die Prozess-Steuerung und die Verantwortlichkeiten sind umfassend definiert.

Eine gründliche Recherche gehört zum Wesen eines von der FERI EuroRating Services AG erteilten Ratings. Für das umfangreiche Rating wurden u. a. Fragebögen und Informationsmaterial zum Unternehmen, zum Investment Team und der vom Team gemanagten Produktpalette ausgewertet, berichtet die Agentur. Neben persönlichen Gesprächen mit Mitgliedern des Managements wurden mit Führungskräften und Schlüsselpersonen des Investment Teams Multi Asset – Active Allocation Strategies ausführliche Rating-Interviews geführt.

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FERI lobt Asset Manager Qualität der Union Investment

Von Dr. Oliver Everling | 23.Januar 2015

Die FERI EuroRating Services AG hat die Asset Manager Qualität von Union Investment mit der Ratingnote „AA“ ausgezeichnet. Mit dem Rating wird die Fähigkeit eines Asset Managers beurteilt, das ihm anvertraute Kapital professionell und unter Berücksichtigung von Risikoquellen zu managen. Union Investment erzielt mit diesem Ergebnis die zweitbeste Note in der Ratingskala.

Das Rating von FERI setzt sich aus den vier untersuchten Bereichen „Unternehmen“, „Produkte“, „Prozesse“ und „Kunden“ zusammen. Dem Bereich „Produkte“ wurde eine sehr gute Qualität, den anderen drei Bereichen eine ausgezeichnete Qualität bestätigt. Dies macht deutlich, dass der Asset Manager in allen für das Rating entscheidenden Bereichen professionell aufgestellt ist.

Zu den Stärken zählt FERI die lange und erfolgreiche Historie im Asset Management. So verfügt das Unternehmen über eine jahrzehntelange Erfahrung im Management von Produkten sowohl für das Publikumsfondsgeschäft als auch für Spezialfonds. Union Investment ist darüber hinaus stabil in die genossenschaftliche FinanzGruppe eingebettet und verfügt über eine hohe Marktpräsenz sowie einen hohen Markenbekanntheitsgrad. Zudem ist das Unternehmen sehr gut als Anbieter für nachhaltige Investmentfonds und -lösungen in Deutschland positioniert. Union Investment hat auch den diesjährigen FERI EuroRating Management Award in der Kategorie „Socially Responsible Investing“ gewonnen.

Die Produktpalette von Union Investment ist ausgewogen und auf die Unternehmensgröße abgestimmt. Alle wichtigen Anlagemärkte werden abgedeckt, wenngleich in unterschiedlicher Intensität. Über das Filialnetz der genossenschaftlichen FinanzGruppe erfolgt im Bereich Retail eine starke Fokussierung auf den deutschen Markt. Im institutionellen Segment ist Union Investment sowohl national als auch international aktiv. Das Auslandsgeschäft in selektiven europäischen Zielmärkten ist seit 2012 stabil, jedoch sollte die Kundenbasis weiter verbreitert werden.

FERI wertet auch die Beständigkeit in der Geschäftsführung als Stärke. So besteht der Vorstand der Union Investment aus vier Personen, die im Durchschnitt 14 Jahre im Unternehmen sind. Drei dieser Personen haben sich aus der Organisation heraus bis in die Vorstandsetage entwickelt.

Für die Bewertung des Bereiches „Produkte“ wurden fünf Investment Center des Fondsanbieters hinsichtlich Produktstrategie und -erfolg, Investmentphilosophie und -stil, Investitionsprozess, Research, Investment Professionals, Risikomanagement und Trading beurteilt. Positiv beurteilt wurde, dass Risikomanagement ein zentraler und integraler Bestandteil des Asset Managements ist und eine mehrstufige Risikosteuerung erfolgt. Ebenso wertet FERI positiv, dass der Investitionsprozess kontinuierlich angepasst und durch das im September 2012 etablierte Investment Committee flankiert wird. Dies liefert den Portfoliomanagern eine gute Indikation zur Einschätzung der Risikoneigung.

Bei der Prozessorganisation profitiert die Union Investment davon, dass die einzelnen Prozesse effizient in die Organisationsstruktur eingebunden, teamorientiert und damit arbeitsteilig sowie modern gestaltet sind. Wesentliche Prozesse werden in Eigenregie oder in der genossenschaftlichen FinanzGruppe ausgeführt. FERI schätzt auch den Innovationsgrad im Spezialgeschäft als im Branchenvergleich überdurchschnittlich hoch ein.

Für das umfangreiche Rating bei der Union Investment wurden zahlreiche Fragebögen und Interviews mit Union Investment-Führungskräften und Portfoliomanagern ausgewertet. In der Pressemitteilung im Anhang dieser E-Mail finden Sie die Bewertungssystematik, aus der das Bewertungsergebnis resultiert.

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Value-Investing-Handbuch

Von Dr. Oliver Everling | 23.Januar 2015

Von erfolgreichen Geldanlegern geht eine eigene Art von Faszination aus. Benjamin Graham, Warren Buffett, Seth Klarman oder Felix Zulauf – mit welchen Methoden arbeiten die Profis? Dieser Frage geht John Mihaljevics in seinem Value-Investing-Handbuch nach, mit dem er die bewährten Strategien der besten Value-Investoren der Welt zusammenfassen will. „Das Value-Investing-Handbuch. Mit bewährten Methoden die besten Investments finden“ – dieser Titel erscheint 2015 im FinanzBuch Verlag, München, ISBN Print 978-3-89879-888-4, ISBN E-Book (PDF), 978-3-86248-673-1 ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86248-674-8.

Wie schon viele andere Titel aus dem FinanzBuch Verlag, ist auch dieses Buch kein trockenes Sachbuch für Theoretiker, sondern spricht den Leser persönlich als Anleger an. „Ein höchst persönliches Unterfangen: Was möchten Sie besitzen?“ lautet daher der Titel des ersten Kapitels. Mit „Deep Value: Schnäppchen machen wie Benjamin Graham“, „Unterbewertung nach Summe-der-Teile-Analysen“, „Joel Greenblatts magische Formel für gute und billige Aktien“, „Jockey-Aktien“, „Den Besten folgen“, „Kleine Aktien, große Rendite?“, „Sondersituationen“ und „Abriss-Aktien“ geht es in den Kapiteln weiter bis zum Kapitel 10 über „Value-Investitionen im internationalen Bereich“. John Mihaljevic und sein Bruder Oliver haben sich seit 2005 dem Aufbau einer monatlichen Publikation für professionelle Value-Investoren gewidmet, dem Manual of Ideas (sinngemäß „Nachschlagewerk der Investmentideen“). Dem nun im FinanzBuch Verlag veröffentlichten Buch wird nachgesagt, die „Essenz“ ihrer Methoden darzulegen (laut Prof. Dr. Max Otte und Thomas S. Gayner, President und Chief Investment Officer, Markel Corporation, in ihren Geleit-und Vorworten zum Buch).

Im Bemühen, in einer für viele Leser verständlichen Sprache zu schreiben und auf Fachjargon zu verzichten, geht Mihaljevic erfreulicherweise keine faulen Kompromisse bezüglich der Sachlichkeit seiner Darstellungen ein. So finden sich in vielen Formulierungen, die dem Leser anhand von Praxisbeispielen Phänomene an den Aktienmärkten näherbringen sollen, fachlich gesicherte Fundamente. Statt von „Wertadditivitätstheorem“ zu sprechen, stellt Mihaljevic z.B. „Summe-der-Teile-Analysen“ vor, erklärt, wie der Ansatz funktioniert und zeigt „richtiges“ Vorgehen wie auch häufige Fehler beim Investieren in Unternehmen mit „übersehenen“ Aktiva auf. Die Bedeutung hoher Barbestände wie auch des Immobilienbesitzes von Unternehmen kommt hier zur Sprache.

Im Zeitalter des Internets sind Mihaljevics Nennungen der Namen von Firmen und erfahrenen Investoren ausgesprochen nützlich, denn es genügt, dem SmartPhone „Ok Google“ zu sagen und die Namen vorzulesen, um seinen Hinweisen konkret nachzugehen. „Joel Greenblatt“ zum Beispiel braucht man Google nicht zweimal zu sagen, um gleich eine Fülle weiterführender Informationen zu diesem legendären Investor zu erhalten.

Mihaljevic macht es dem Leser bedeutend einfacher, das Wesentliche unterschiedlicher Investmentstile zu verstehen: Mihaljevic hat einen scharfen Blick für die entscheidenden Regeln, nach denen die von ihm vorgestellten Investoren ihr Vermögen aufgebaut haben, und vermag diese prägnant zu formulieren.

Leider kann man nicht behaupten, dass das Buch von Mihaljevic gänzlich ohne betriebswirtschaftliches Vorwissen des Lesers auskommt. Allein im deutschen Bankgewerbe sind aber mehr als 600.000 Menschen beschäftigt, von denen die meisten Mitbürger annehmen, dass sie einiges von dem verstehen, was Mihaljevic zu Papier bringt. Dem Buch ist daher – auch im Interesse der Pflege einer Aktienkultur in Deutschland – weite Verbreitung zu wünschen: „Das Value-Investing-Handbuch. Mit bewährten Methoden die besten Investments finden“.

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