Staatsverschuldung weiter mit Null-Risiko-Fiktion

Von Dr. Oliver Everling | 6.März 2014

„Die Finanzintegration ist in Europa nicht weit geung gegangen“, analysiert Mag. Dr. Gertrude Tumpel-Gugerell, Aufsichtsrätin der Commerzbank AG auf dem 7. Finanzplatztag der WM Gruppe in Frankfurt am Main, die Ursachen der Finanzkrise, die noch viele Jahre die Forscher beschäftigen würden, so ihre Prognose.

Die Komplexität der Zusammenhänge habe zugenommen und die Verfelchtungen hätten nicht von selbst zu einer Streuung und zu einem Ausgleich der Risiken geführt. Darauf hätten sich zuvor die Hoffnungen gerichtet.

„Wir müssen das Thema Konvergenz neu überdenken“, sagt Tumpel-Gugerell. „Die Reformen wurden bis Einführung der Währungsunion da, danach fehlte der Druck“, skizziert sie Interessenlage der An der Währungsunion teilnehmenden Staaten. Die niedrigeren Zinsen hätten einige Verlockungen mit sich gebracht, denen die Regierungen offenbar nicht widerstehen konnten.

„Wir werden unterschiedliche Volkswirtschaften haben. Wir werden keine automatische Konvergenz zu den Besten haben. Das sind Themen, die nicht allein von der Öffentlichen Hand geschultert werden können. Die neuen Regeln der wirtschaftspolitischen Koordination spielen hier eine Rolle.

Die Stabilisierung des Finanzsystems sei eine sehr technische Diskussion, die nicht überall in der Bevölkerung reflektiert werde. Die Widerstandsfähigkeit der Banken sei deutlich gestärkt worden. Die Aufgabe der Souveränität in der Bankaufsicht sei ein großer Schritt gewesen.

Im Vergleich zu den USA habe Europa immer noch ein sehr großes und wenig konzentriertes Banksystem, das letztlich sehr diversifiziert sei. Die größten fünf Banken in den USA hätten einen wesentlich größeren Marktanteil als die größten fünf in Europa. „Banken müssen auch in der Aufbringung von Risikokapital wieder eine größere Rolle spielen.“ Tumpel-Gugerell plädiert daher auch für die Wiederbelebung des Verbriefungsmarktes.

„Meine Hauptbotschaft ist, die Eurozone hat viel erreicht“, Tumpel-Gugerell. Die Fikalpolitik sei reformiert worden, die Finanzaufsicht gestärkt, Tumpel-Guerell zählt weitere Bereiche auf, in denen Reformen realisiert wurden. Gefragt nach der Aufblähung der Bilanz der Europäischen Zentralbank äußert sie die Hoffnung, dass nachdem die Aufgabe bewältigt worden sei, die Liquidität des Bankensystems sicherzustellen, die Bilanzsumme auch wieder zurückgeführt werden könne.

„Die Nullgewichtung der Staatsanleihen würde ich nicht ändern“, erwidert Tumpel-Gugerell auf die Forderung, dass Banken die Risiken der Staatsverschuldung berücksichtigen sollten. Tumpel-Guerell hält es eher für möglich, bestimmte Obergrenzen zu definieren. 

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Vermögensschutz umfasst auch Humanvermögen

Von Dr. Oliver Everling | 5.März 2014

„Vermögensschutz ist ein Thema, was die privaten Anleger herumtreibt“, analysiert Frank Straatmann, Vorstand der FERI AG, die Situation im Markt der Vermögensanlagen. „Für die Kundenberatungskonzepte aus eigener Hand wie auch mit Kooperationspartnern anzubieten, ist einzigartig. Seit sechs Monaten sind wir damit in der Praxis und verstehen uns damit auch als Vorreiter in der Branche.“ Grundlage ist eine Checkliste, mit der die einzelnen Themen systematisch ermitteilt und die Beratungsfelder identifiziert werden.

Es gehe auch um den Schutz von „Humanvermögen“, also auch die Familie, Reputationsrisiken, Netzwerke, Rufschädigungen, Erpressungen usw. FERI gehe das im Detail mit dem Kunden durch, systematisch und strukturiert.

Arnd Thorn, Vorsitzender des Vorstands der FERI AG, gibt der Erschließung attraktiven Wachstums im margenstarken Sachanlagegeschäft für seine Gesellschaft beste Chancen. Außerdem sei die Weiterentwicklung des Credit Rating Geschäfts wichtig. Thorn deutet auch mögliches Wachstum durch kleinere Akquisitionen in den Bereichen Investment Management und Family Office an.

Thorn zeigt das imposante Wachstum der FERI AG anhand von Zahlen: Inzwischen wurde die Grenze von 100 Mio. € Gesamterlösen überschritten. Noch vor zwei Jahren lagen die Gesamterlöse um 47 Mio. €, also weniger als der Hälfte. 2012 wurden bereits 89 Mio. € erlöst, 2013 106 Mio. €. In Tandem mit den Erlösen entwickelten sich die Assets under Management in der FERI/MLP-Gruppe von 12,7 Mrd. € in 2007 auf 24,5 Mrd. € in 2013.

Die Etablierung der FEREAL AG sei als Anbieter von Emissions-, Strukturierungs- und Beratungsdienstleistungen für alternative Produkte geplant. Die Zulassung als KVG sei bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht beantragt. Ansonsten spricht Thorn von der Konzentration auf die drei Kernmärkte in Deutschland, Österreich und in der Schweiz, zusätzlich Aktivitäten in Benelux, die Forsetzung eines begleitenden Effiziensteigerungsprogramms, die Bewältigung der regulatorischen und aufsichtsrechtlichen Anforderungen sowie den weiteren Ausbau der Markenpositionierung auf der Basis des FERI Leitgedankens: „Mehr erkennen. Mehr erreichen.“

Tobias Schmidt, Vorstand der FERI EuroRating Services AG, sieht den Markt für Mittelstandsanleihen als einen Markt in Entwicklung. Eine stärkere Spreizung bei Kupons und Rating sei bereits im Gange. Dies verbessere die Trennschärfe der Ratings.

Eine wichtige Ursache für die Probleme bei Mittelstandsanleihen sieht Schmidt in dem ungünstigen Branchenmix. Ein großer Teil der Ausfälle und Kursrückgänge könne risikoreicheren Branchen zugeordnet werden. Die FERI verfügt seit fast Jahrzehnten über ein Branchenrating, das die Risiken der Branchen differenziert.

Die Unternehmensgröße sei generell ein Faktor bei der Risikobewertung. Allerdings dürfe ihre Bedeutung geringer sein als die der Branchenzugehörigkeit, glaubt Schmidt. Eine tiefergehende Analyse der Branche und des Wettbewerbsumfelds sei für eine umfassende Bonitätsbeurteilung unerlässlich, so Schmidt. „FERI EuroRating hat hier mehr als 20 Jahre Erfahrung“, so der Vorstandschef.

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Schwächen der Starken stärkt nicht die Schwachen

Von Dr. Oliver Everling | 5.März 2014

Ernst Padberg, Verleger und Herausgeber der Börsen-Zeitung, lobt auf dem 7. Finanzplatztag in Frankfurt am Main den politischen Mut des hessischen Ministerpräsidenten, Brücken zwischen unterschiedlichen politischen Lagern zu bauern. Zugleich erinnert er den Ministerpräsidenten an die Finanztransaktionssteuer, die jede Altersvorsorge für jedermann belasten werde. Padberg lässt keinen Zweifel daran, dass im Koalitionsvertrag zur Bundesregierung Fehler gemacht wurden.

Volker Bouffier, Hessischer Ministerpräsident, versteht den Finanzplatz auch für die Landesregierung als Verpflichtung. Bouffier nimmt die Veranstaltung zum Anlass, Lutz Raettig für sein Engagement für den Finanzplatz Frankfurt. Bouffier richtet den Blick auf die beiden wichtigsten Stärken im Lande Hessen, nämlich den Finanzplatz, erinnert aber auch an den Flughafen Frankfurt.

Das „House of Finance“ sei das erste in einer Reihe weiterer „House of …“, um Wissenschaft und Praxis zusammenzuführen. „Das ist ein Klassiker“, sagt Bouffier und hofft auf ähnliche Erfolge auch z.B. im Bereich Logistik und Pharma. „Wir wollen nachhaltig erfolgreich sein. Nachhaltigkeit und Erfolg – und die Grünen wissen, dass man nur nachhaltig sein kann, wenn man auch erfolgreich ist.“

„Eine Volkswiirtschaft ist etwas anderes als die tagtägliche Fiebermessung an den Aktienmärkten“, macht Bouffier klar. „Das Fiebermessen ist auch wichtig, aber keine Ersatz.“ Bouffier schlägt von diesen Bemerkungen den Bogen zur Notwendigkeit eines funktionierenden Finanzsystems und kommt daher auch auf die Finanztransaktionssteuer zu sprechen. „All die Fragen, die wir hier dazu diskutieren, haben die anderen Bundesländer nicht“, macht Bouffier klar. In einer Situation, wo Geschäft verlagert, aber weiter stattfindet, dürfe das kein Modell sein, dem man sich anschließen könne.

Bouffier skizziert das Unvermögen, die genau aus Asset-Backed Securities erwachsenden Belastungen zu beziffern. Für den Bürger sei es nicht verständlich, weshalb es Wertpapiere gebe, von denen selbst Experten nicht genau wüssten, was drin sei. „Sie müssen erkennen, dass einer kommt und einen Zettel draufklebt: Gift!“

„Die Sehnsucht nach staatlichem Interventionismus ist groß“, berichtet Bouffier und fordert dazu auf, sich auf die Grundlagen des Erfolges in Deutschland zu besinnen, der insbesondere auch in der Sozialen Marktwirtschaft liege. Bouffier setzt das Problem in einen internationalen Kontext.

Bei aller Notwendigkeit von Regulierungsprinzipien dürfe nicht übertrieben werden. „Ich sehe mit großer Sorge eine Diskussion, zu der ich Sie bitte, sich einzuschalten“, sagt Bouffier. So werde Deutschland die Schuld an Ungleichgewichten zugewiesen, da Deutschland so große Exportüberschüsse habe. Deshalb sollen in Deutschland die Kosten erhöht werden, um die anderen Staaten der Europäischen Union wettbewerbsfähiger zu machen. „Man wird die Schwachen nicht stärker machen, indem man die Starken schwächt.“

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Schwaches Comeback der Aktie

Von Dr. Oliver Everling | 5.März 2014

Die Aktie bleibe wichtig, aber es gebe kein zurück zu alten Zeiten. Jens Wilhelm, Mitglied des Vorstands der Union Asset Management Holding AG, glaubt nicht, dass ein bloßes Steigen der Aktienkurse die Deutschen zurück zur Aktie bringen werde. „Aktieneuphorie war gestern“, warnt Wilhelm, heute zähle der Kundenbedarf, die er in drei Bedarfsfelder gliedert: Vermögen anlegen, Vermögen ansparen und für das Alter vorsorgen.

Mit Multi-Asset-Fonds werde die Komplexität reduziert und individuelles Sicherheitsbedürfnis abgebildet. Um Vermögen anzulegen, komme man aber an der Beimischung von Aktien je nach Risikotoleranz nicht vorbei. Durch Aktienfondssparplan werde prozyklisches Handeln vermieden und in kleinen Schritten marktphasengerecht in Aktien investiert. Zur Altersvorsorge spricht er Riesterfonds an.

„Im letzten Jahr haben wir 3,7 Mrd. € Nettoneugeschäft mit Privatkunden gemacht, davon 1,1 Mrd. € mit Sparplänen“, sagt Wilhelm und unterstreicht die Chancen der Sparpläne. „Auch wenn niedriges globales Wachstum vielleicht weniger hohe Aktienrenditen erwarten lassen, bleiben diese vergleichsweise zu anderen Sparformen attraktiv.“

Fonds sieht Wilhelm weiterhin als einfache Lösung durch reduzierten Beratungs- und Entscheidungsbedarf, zumal sie in die Standardberatung integrierbar sei. Strenge Regelungen zum Schutz der Anleger und absolute Transparenz bei Kosten und Risiko.

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Chancen für Innovationen im Asset Management

Von Dr. Oliver Everling | 5.März 2014

Rückläufige Margen und langsames Wachstum, wachsende regulatorische Anforderungen, Digitalisierung, Nachfragewandel und Konzentration sind die fünf zentralen Trends in der Asset Management Industrie und stellen die Weichen für einen Wandel der Geschäftsmodelle, prognostiziert Christian Machts, Managing Director, Head of Retail von BlackRock Germany, Austria and Eastern Europe auf dem 7. Finanzplatztag der WM Gruppe in Frankfurt am Main.

Machts dokumentiert die rückläufigen Margen bei gleichzeitig langsamen Wachstum. Die globale Asset Management Industrie befinde sich derzeit auf ihrem Höchststand, aber die Gewinnmargen würden in Westeuropa geringer und das Aufwands-Ertrags-Verhältnis schlecht. Der Kostendruck bestehe aus vielen Bausteinen, an vorderer Stelle Kosten aus Regulierung und Compliance. Allerdings seien auch Talente global gesucht werden und hätten ihren Preis.

Per 2013 nutzen bereits 45 % der Bankkunden Online-Banking. Die Digitalisierung wird bisher nicht als nächst Stufe der Vertriebsrevolution gesehen – diese Schätzung werde nicht universell anerkannt, berichtet Machts. Oft würden einfach nur traditionelle Prozesse im Internet abgebildet, ohne wirklich zu Innovationen vorzustoßen.

Machts zieht seit Fazit rund um die Verrnetzung regulatorischer Systeme, die fortschreitende Konsolidierung der Industrie, neue und innovative Distributionswege und sich ändernde Vertriebsmodelle, höhere Transparenz, die zu globalem Wettbewerb („the winner takes all“) führt, und Ausbau neuer Produktlinien und Konzepte (Ruehstand).

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Wachsende Rolle institutioneller Anleger

Von Dr. Oliver Everling | 5.März 2014

Holger Naumann, Mitglied der Geschäftsführung der Deutsche Asset & Wealth Management Investment GmbH und DWS Holding & Service GmbH spricht als Präsident des BVI Bundesverband Investment und Asset Management e.V. über die Herausforderungen der institutionellen Vermögensverwaltung auf dem 7. Finanzplatztag der WM Gruppe in Frankfurt am Main.

65 % bis 70 % des globalen Vermögens werden institutionell verwaltet, ein Geschäft, das kontinuierliches Wachstum zeige. Über 75 Mrd. € fließen allein in Deutschland jährlich hinzu. Drei Punkte hebt Naumann hervor: Den Bedarf nach langfristiger Finanzierung durch das Asset Management, die Rolle in der Altersvorsorge und die Veränderung des Bedarfs der Kundschaft.

„Asset Manager stellen der Wirtschaft langfristiges Kapital zur Verfügung.“ Bei den Anlagen für institutionelle Kunden seien alle Assetklassen vertreten. Das Kapital institutioneller Anleger sei besonders wichtig für illiquide Anlageklassen, hebt Naumann hervor.

Für die betriebliche wie auch für die private Altersvorsorge seien institutionelle Anleger gleichermaßen von Bedeutung: Pensionskassen, Versorgungswerke usw. Die niedrigen Zinsen seien hierbei eine bekannte, besondere Herausforderungen. Angelsächsische Anleger würden mit 39 % nach Schätzung von Mercer eine wesentlich höhere Aktienquote aufweisen als in Deutschland mit 11 %.

Institutionelle Anleger würden es den privaten Anlegern erlauben, auch von solchen Assetklassen zu profitieren, zu denen sie gewöhnlich keinen direkten Zugang haben.

„Der Assetmanager bleibt immer der Treuhänder seines Kunden“, macht Naumann klar, jedoch würden sich die Produkte rasch verändern. Naumann ruft dazu auf, dass kundenspezifisch Produkte ausgewählt werden dürfen. In früherer Zeit sei das Produkt vorkonfiguriert, heute würden die Produkte nach individueller Analyse zusammengestellt. „Risikooverlays sind typische, auf den Einzelnen abgestellte Lösungen“, so Naumann.

ESG-Mandate und Nachhaltigkeitsstandards kommen über die Bündelung beim Assetmanager immer mehr in den Vordergrund, glaubt Naumann. So würden auch Nachhaltigkeitskriterien in wachsendem Maße berücksichtigt.

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Wandelanleihen sind besonders gefragt

Von Dr. Oliver Everling | 3.März 2014

Dem DWS Invest Convertibles sind in den ersten beiden Monaten des Jahres mehr als 300 Millionen Euro zugeflossen, berichtet die Deutsche Asset & Wealth Management – das ist der Markenname für den Asset Management & Wealth Management-Geschäftsbereich der Deutsche Bank AG und ihrer Tochtergesellschaften. Das Fondsvolumen beträgt nun mehr als 2 Milliarden Euro.

Der Fonds legt weltweit in Wandelanleihen an. Um von dem charakteristischen Profil von Wandelanleihen profitieren zu können, werden Währungsrisiken systematisch abgesichert. Der von Christian Hille und seinem Team gemanagte Fonds erzielte in den letzten fünf Jahren eine Wertentwicklung von 58 Prozent (Stand: 31. Januar 2014).

Nur ein sehr kleiner Bruchteil des globalen Rentenmarktes sind Wandelanleihen. Dabei handelt es sich um festverzinsliche Wertpapiere, die dem Inhaber das Recht einräumen, die Anleihe in einer festgelegten Frist und vorher definierten Verhältnis in Aktien zu tauschen. Ihre Besonderheit besteht darin, dass sie Bewegungen der zugrunde liegenden Aktien nach oben stärker nachvollziehen als nach unten. Wegen dieses Risiko- und Ertragsprofils können Wandelanleihen für Privatanleger  mit entsprechendem Risikoprofil ein guter Einstieg in risikoreichere Anlagen sein, die aktuell besonders wichtig sind, um den Folgen der Finanzrepression zu begegnen.

„Im Umfeld von weiterhin niedrigen Zinsen und einem wohl stärker schwankenden Aktienmarkt sollten Wandelanleihen ihre spezifischen Vorteile weiter gut ausspielen können. Dank einer sehr guten Angebots- und Nachfragesituation im Markt für Wandelanleihen sowie einem Fokus auf liquide Titel in der Portfolio-Konstruktion“, glauben die Experten vom DWS, „sollten auch künftig Neugelder problemlos vom Fondsmanagement angelegt werden können.“

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Zweitverlustgarantie der Länder beansprucht

Von Dr. Oliver Everling | 26.Februar 2014

Medienmeldungen zufolge geht die HSH Nordbank davon aus, die Zweitverlustgarantie der Länder Schleswig-Holstein und Hamburg stärker als bislang geplant in Anspruch zu nehmen. Den aktuellen Hinweisen geht Jörg Birkmeyer nach, in der DZ BANK AG Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank im Bereich Fixed Income Research für Financials & Structured Credits zuständig.

„Da die endgültigen Zahlen noch nicht vorlägen, könne die neue Planzahl nicht beziffert werden. Der voraussichtliche Anstieg der Inanspruchnahme der Zweitverlustgarantie der Länder werde bei der ersten Ziffer hinter dem Komma zu sehen sein“, gibt Birkmeyer den gegenwärtigen Kenntnisstand wieder.

Wie die HSH Ende 2012 im Zuge der aktualisierten langfristigen Ri-sikoplanung mitgeteilt hatbe, müssen die Garantiegeber erstmalig 2019 effektive Zahlungen aus der Zweitverlustgarantie leisten. Unter Berücksichtigung der von der Bank selbst zu tragenden Erstverlusttranche (3,2 Mrd. Euro) summieren sich diese bis zum Jahr 2025, den damaligen Planungen zufolge, auf maximal 1,3 Mrd. Euro.

„Unsere Einschätzung: Aus den knappen Meldungen geht nicht klar hervor,“ schreibt die DZ BANK, „was die HSH dazu veranlasst hat, eine möglicherweise höhere Inanspruchnahme der Garantiegeber anzudeuten. Wir vermuten, dass die Bank von einer späteren Erholung der Schifffahrtsmärkte ausgeht, so dass das erwartete Volumen der Kreditausfälle gegenüber den bisherigen Planungswerten geringfügig steigt.“

Ob der Umfang der effektiv zu zahlenden Leistungen aus der Garantie im Bereich der ersten Nachkommastelle gegenüber den bisherigen Planungen steigt oder sinkt, sei für die Länderhaushalte der Garantiegeber sicherlich bedeutsam, für die Einschätzung der Lage der Bank aus Sicht von Anleihegläubigern aber von relativ geringem Informationswert. „Zumal langfristige Risikoplanungen per se auf einer Vielzahl von Annahmen fußen, und hieraus abgeleitete Zahlengrößen arbiträr oder pseudo-genau erscheinen“, fügt Birkmeyer hinzu.

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Anleihe der Zahnradwerk Leipzig GmbH

Von Dr. Oliver Everling | 20.Februar 2014

Neu in den URA Emissions Check aufgenommen wurde die Anleihe der Zahnradwerk Leipzig GmbH (NZWL), eines Lieferanten von kompletten Getrieben bzw. Getriebeteilen für die Automobilindustrie. Die Anleihe hat 2 „URA-Haken“ erhalten.

URA lobt überdurchschnittlich gläubigerfreundliche Anleihebedingungen: Neben den allgemein üblichen Regelungen auch Ausschüttungsbegrenzung auf maximal 25% des Konzern-Jahresüberschusses, limitierte Vermögensveräußerung, Drittverzug, Verzicht auf eine Anleihe-Kündigung durch die Emittentin außer bei Steuergesetz-Änderungen.

Die Analysten aus München sehen verschiedene Sicherheitsfaktoren für die Anleihegläubiger: Verpfändung einer 50%-Beteiligung an der Schwester NZWL International GmbH, bisher gehalten von der gemeinsamen Muttergesellschaft. Positivverpflichtung (Einwirken auf Tochtergesellschaften, dass diese mindestens so viele Mittel an die Emittentin ausschütten, dass letztere stets ihre Verpflichtungen aus der Anleihe erfüllen kann). Parallelverpflichtung der Emittentin gegenüber einem Treuhänder für den Schuldendienst.

Vor Berücksichtigung der Anleihe berichtet die URA über gute bondspezifische Kennzahlen (auch nach Eliminierung diverser Sondererträge). Etabliertes Geschäftsmodell: langjährige Historie; weltweiter Hauptlieferant sog. Synchronisierungen für Doppelkupplungsgetriebe (70% Umsatzanteil; Wachstumsmarkt); bei 90% aller Aufträge Alleinlieferant an die Automobilkunden; langfristige Verträge mit VW (vereinbarte Auftragsvolumina für das neue chinesische Werk); Erfahrungen aus dem bereits erfolgten Bau eines neuen Werkes in der Slowakei (2008).

Unter Berücksichtigung der vorwiegend für Wachstumszwecke verwendeten Anleihe nur unterdurchschnittliche bondspezifische Kennzahlen. Creditreform-Emittentenrating (BB-) kein Investmentgrade. Große Teile des Vermögens für Bankkredite verpfändet. Abhängig vom Großkunden VW-Konzern mit seinen verschiedenen Marken (rd. 70% des Umsatzes) und damit von der wettbewerbsintensiven und konjuktursensiblen Automobilindustrie (NZWL in 2008-2010 mit Konzern-Jahresfehlbeträgen). Wenig diversifiziertes Produktprogramm (70% des Umsatzes mit Synchronisierungen).

15 der 25 Mio. Anleiheerlöse werden als Darlehen an die Schwestergesellschaft NZWL International weitergereicht, heißt es im Bericht der Ratingagentur; die Emittentin verpflichtet sich zur fortlaufenden Kontrolle der zweckentsprechenden Verwendung des Darlehens durch die Schwester (für Eigenkapital und Gesellschafterdarlehen für ein neues Werk in China, v.a. zur Belieferung des VW-Konzerns). Der Zinssatz hierfür liegt mit 8% nur leicht über dem Anleihekupon von 7,5%. Außerdem könnten Projektrisiken (zeitliche Verzögerungen, Anlaufverlust mindestens in 2014+2015) den Zufluss von Darlehenszinsen und -tilgung aus China negativ beeinflussen.

Werthaltigkeit der Beteiligungsverpfändung bei einer Krise der Emittentin und v.a. der Schwestergesellschaft  fraglich, zumal es bei der Schwestergesellschaft keine Negativverpflichtung, Verschuldungs- oder Ausschüttungsbegrenzung zugunsten der Anleihegläubiger gibt und außerdem die chinesische „Nichte“ noch mindestens 15 Mio. EUR Bankkredite allein für Sachanlageinvestitionen aufnehmen will.

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Deutsche lieben ihren Dispositionskredit

Von Dr. Oliver Everling | 20.Februar 2014

Wenn es um das Überziehen des Kontos geht, liegen die Deutschen im internationalen Vergleich in der Spitzengruppe. Laut einer Umfrage von Ipsos im Auftrag der ING-DiBa nutzt jeder fünfte Deutsche seinen Dispokredit permanent oder mindestens einmal im Monat.

Insgesamt beansprucht fast die Hälfte der Befragten ihren Dispokredit. Davon gab fast jeder Fünfte an, einen Kreditrahmen zwischen 500 und 1.500 Euro auszuschöpfen. Im Vergleich zwischen 13 Ländern sind die Deutschen bei der Kreditaufnahme dennoch eher zurückhaltend. Lediglich die Niederländer nehmen weniger Kredite in Anspruch.

Während die Deutschen oft den Dispo für die Kreditaufnahme nutzen, nehmen in anderen Ländern die Verbraucher vor allem Ratenkredite in Anspruch. So haben jeweils 40 Prozent der Türken sowie Rumänen nach eigenen Angaben einen Ratenkredit. Zum Vergleich: In Deutschland sind es nur 20 Prozent. Rumänen setzen bei der Inanspruchnahme von Krediten darüber hinaus auf ihr persönliches Umfeld. Fast jeder Fünfte von ihnen hat Schulden bei Freunden oder der Familie.

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