Anleihe von Rudolf Wöhrl in URA-Beobachtung
Von Dr. Oliver Everling | 30.Januar 2013
Neu in den URA Emissions Check aufgenommen wurde die Anleihe der Rudolf Wöhrl AG, die erste Neuemission in 2013 an einer der 5 Mittelstandsbörsen. Darüber berichtet die URA Rating Agency aus München. Die Anleihe wird mit knapp 3 „URA-Haken“ bewertet und kommt damit unter die URA TOP MidCap Bonds (mindestens 3 „URA-Haken“). Grundlage sind die teilweise durch Sondereffekte belasteten Zahlen des Geschäftsjahres 2011/2012 sowie vor allem die – deutlich verbesserten – kumulierten 4 Quartale zum 31. 12. 2012.
„Positiv sind ein URA Bilanzrating am Rande des Investmentgrade, eine mindestens gute EBIT Coverage Ratio, eine ratingorientierte Eigenkapitalquote von über 20% (unter Berücksichtigung der Anleihe) sowie überdurchschnittlich gläubigerfreundliche Anleihebedingungen. Bei letzteren fehlt nur die Ausschüttungsbegrenzung;“ schreibt die URA Rating Agency, „dafür gibt es beim Großteil der Bankverbindlichkeiten die Anforderung einer – im Zeitablauf steigenden – Mindestquote des sog. wirtschaftlichen Eigenkapitals (implizite Ausschüttungsbegrenzung, zumindest bis zur Ablösung der betreffenden Kredite spätestens Ende 2015).“
Die bilanzielle Eigenkapitalquote von 13% sei zwar niedrig (in der Vergangenheit sofortige Verrechnung des hohen Goodwill erfolgsneutral mit dem Eigenkapital, im Geschäftsjahr 2011/2012 Verschmelzung auf die sehr eigenkapitalschwache Holding). Dies werde jedoch durch hohe Gesellschafterdarlehen mit Eigenkapital-Charakter kompensiert (18% der Bilanzsumme), die nachrangig gegenüber allen Gläubigern (inkl. Anleihe) seien, berichtet die URA. „Hinzu kommen Mezzanine-Darlehen (6% der Bilanzsumme), deren Eigenkapital-Charakter ohne Kenntnis der genauen Vertragsbestimmungen unter Rating-Gesichtspunkten nicht beurteilt werden kann.“
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Basel III – Was ändert sich wirklich?
Von Dr. Oliver Everling | 29.Januar 2013
„Basel III – Was ändert sich wirklich?“ Dieser Frage geht Dr. Andreas Buschmeier im Buch „Basel III“ nach. „Die Diskussionen über die Eigenkapitalvorschriften der Banken“, so Buschmeier, „reißen in den letzten Jahren nicht ab. Während nach Einführung des ersten Baseler Akkords (Basel I) im Jahr 1988 fast 20 Jahre vergingen, ohne dass – abgesehen von einigen Novellierungen – größere Änderungen vorgenommen wurden, steht nach der viel diskutierten Einführung von Basel II im Jahr 2007 nun schon die nächste große Änderung an.“
Basel III solle dazu beitragen, so Buschmeier weiter, die Wahrscheinlichkeit und das Ausmaß weiterer großer Finanz- und Wirtschaftskrisen zu verringern. „Um dieses Ziel zu erreichen, werden Kreditinstitute dazu gezwungen, zukünftig mehr und qualitativ besseres Eigenkapital vorzuhalten. Damit wird die Kreditvergabe verteuert und erschwert. Unternehmer sollten“, rät Buschmeier, „kontinuierlich den Austausch mit ihren Kapitalgebern suchen.“
Da Großbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken unterschiedlich gut für Basel III gerüstet sind, empfiehlt Buschmeier, Geschäftsbeziehungen zu allen Bankengruppen zu halten. „So können Unternehmen vermeiden, dass ein Eigenkapitalproblem ihrer Hausbank zum Finanzierungsproblem ihres Unternehmens wird.“ Insgesamt werde die Finanzierung über Bankkredite – insbesondere langfristige – schwieriger und teurer. Buschmeier: „Unternehmer sollten daher verstärkt sämtliche Möglichkeiten zur Finanzierung überprüfen.“
Der Volltext ist nachzulesen im ersten Kapitel des Buches „Basel III“ von Dr. Oliver Everling und Rainer Langen (Herausgeber), erschienen im Bank-Verlag. Veranstaltung zum Thema „Basel III“: Jetzt anmelden.
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Nichtigkeit von Forderungen gegen Kommunen
Von Dr. Oliver Everling | 28.Januar 2013
Im Beitrag über „Grundlagen kommunaler Finanzverfassung im Rating“ im Buch „Kommunalrating“ von Bürgermeister Christian Strunk, Stadt Xanten, Kreis Wesel, NRW, werden die Herausforderungen kommunaler Finanzierungen deutlich. Strunk gehört zu den Autoren im Buch „Kommunalrating“ (Artikel-Nr. 22.485-1200, ISBN 3-86556-353-8), das im Bank-Verlag, Köln, erscheint.
„Zur Beurteilung der finanziellen Lage sind die verschiedenen Informationen und Grundlagen aus Satzung, Bilanz und Jahresrechnung unerlässlich. Bereits vor der Zeit der Krise in den Kommunalfinanzen wäre ein Blick auf die jeweiligen Kreditermächtigungen zur Einschätzung der grundsätzlichen Situation der Kredit nehmenden Körperschaft notwendig gewesen“, mahnt Strunk an. „Denn in der Haushaltssatzung ist die Ermächtigung der verantwortlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt nach dem Satzungsrecht verbindlich festgeschrieben.“
Davon dürfe auch eine Bürgermeisterin/ein Bürgermeister oder eine Kämmerin/ein Kämmerer nicht abweichen, so Strunk, sondern müsse sich erst neue Beschlüsse für eine neue Haushaltssatzung geben lassen. „Der Blick ist also auf die Höhe der Kreditermächtigung für den Investitionsplan oder für den Vermögenshaushalt sowie das strukturelle Defizit,“ schreibt Strunk, „also die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben, zu richten. Nur in der Höhe des satzungsgemäß festgeschriebenen Betrages ist die Stadt oder Gemeinde rechtlich berechtigt.“
Es sei rechtlich nur möglich, innerhalb dieses Rahmens Kredit in Anspruch zu nehmen. Sollte dieser überschritten sein, bestehe für den Kreditbetrag, der darüber hinausgeht, letztlich kein wirksames und belastbares vertragliches Verhältnis. „Die Folge ist ein nichtiger Vertrag, aus dem sich Rechte der Kreditgeber kaum noch durchsetzen lassen.“
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Fast jeder dritte Europäer ohne Ersparnisse
Von Dr. Oliver Everling | 25.Januar 2013
30 Prozent der Europäer haben aktuell keinerlei Ersparnisse. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsunternehmens TNS im Auftrag der ING-DiBa hervor. Dafür wurden mehr als 14.000 Erwachsene in 14 europäischen Ländern zu ihrem Sparverhalten befragt. Über eine finanzielle Durststrecke von drei Monaten könnten lediglich 49 Prozent der Europäer ihren gegenwärtigen Lebensstandard aus eigenen Ersparnissen überbrücken.
Auch in Deutschland würden das nur 48 Prozent der 1.000 Befragten schaffen. Der Anteil der Bundesbürger ohne jegliche Ersparnisse entspricht mit 30 Prozent genau dem europäischen Schnitt. „Auch in Deutschland sehen wir beim Sparen eine Zwei-Drittel-Gesellschaft“, sagt Carsten Brzeski, Senior Economist der ING-DiBa.
Wer in Deutschland über Ersparnisse verfügt, konnte seine Gelder auf Konten, Depots und unterm Kopfkissen trotz der Euro-Krise 2012 überwiegend stabil halten oder sogar ausbauen, stellt die ING-DiBa fest. Bei 40 Prozent stieg der Betrag, 37 Prozent konnten ihn zumindest halten. In Spanien und Italien waren hingegen 47 bzw. 52 Prozent der Sparer von sinkenden Ersparnissen betroffen.
„Viele Menschen in Südeuropa zehren ganz offensichtlich von ihren Ersparnissen“, analysiert Carsten Brzeski. „Fragt sich, wie lange das noch gut geht.“ Auch die Umfrageergebnisse zum Ausgabeverhalten zeigen große Unterschiede innerhalb Europas: 49 Prozent der Deutschen haben im vergangenen Jahr ihre Ausgaben auf Grund der Wirtschaftslage gekürzt. „Allerdings ist dies europaweit der niedrigste Wert!“
Bei den Schlusslichtern Spanien und Italien fuhren 83 Prozent der Befragten ihre Ausgaben herunter. Ganz oben auf der Streichliste standen bei den Europäern Ausgaben für Freizeit und Unterhaltung sowie Kleidung und Körperpflege (Mehrfachnennungen waren möglich).
Zum Studiendesign wird die Methode erläutert. Online-Untersuchung von TNS im November 2013 in 14 europäischen Ländern, in denen ING vertreten ist: Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Polen, Rumänien, Slowakei, Spanien, Tschechien und Türkei. Befragte: Finanzielle Entscheider ab 18 Jahren. Alle Länder repräsentativ nach Geschlecht und Alter. Pro Land etwa 1.000 Befragte, Insgesamt N = 14.013.
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Banken verstehen statt bashen
Von Dr. Oliver Everling | 25.Januar 2013
„Ich kann verstehen, wenn manche ärgerlich sind, wenn neue Geschäftsmodelle offenbaren, wie hoch die Margen bei den alten Geschäftsmodellen waren“, führt Dr. Thorsten Reitmeyer, Vorsitzender des Vorstands der comdirect bank AG in seinen Vortrag beim 10. Internationalen Retail-Bankentag der Börsen-Zeitung ein.
Eine Evolution wie bei der Menschheit gab es auch bei den Banken. Handel fing mit dem Tauschen an, dann wurden Münzen erfunden. Auch mit den Münzen hatte man das Problem, sie schwer herumtragen zu müssen. Die Banknote sei ursprünglich auf die Einlieferung von Münzen ausgestellt worden – „eine phantastische Idee, die den europäischen Handeln vorangebracht hat“, zeigt Reitmeyer die Geschichte auf.
Moderne Produkte zu fairen Konditionen, das sei für die comdirect bank ein Leitmotiv. „Warum sieht man eigentlich Exchange Traded Funds so wenig in den Filialbanken, fragt Reitmeyer. „Wer die Schilder der fairen Beratung so hoch halte, warum bietet er nicht ETFs an?“ Auch das Girokonto der comdirect komme mit einer Zufriedenheitsgarantie daher mit vielen kostenlosen Extras. „Wir profitieren außerdem von unserer Zugehörigkeit zur Cash Group.“
„Baufinanzierung PLUS“ mit über 250 Finanzierungspartnern und „Online-Live-Beratung“ sei eine echte Innovation, denn der Kunde merke, dass er Transparenz über den gesamten Markt erhalte. Der Kunde können dem Berater effektiv über die Schulter schauen und alle Konditionen im Markt vergleichen. Die comdirect nehme in Kauf, dass der größte Teil nicht an die Commerzbank vermittelt werde.
Ebenso werde mit „Anlageberatung PLUS“ versucht, unabhängige und systematische Beratung für mehr Sicherheit und Rendite anzubieten. Hier würden der comdirect zwar noch nicht die Massen zuströmen, aber das Geschäft trage sich. Die meisten Kunden kommen von ihrem Girokonto her zur Anlageberatung.
Inlandsorder mit Realtime-Kursen werden schnell und komfortabel an allen deutschen Börsenplätzen ausgeführt. Das comdirect LiveTrading erlaube, auch unabhängig von Börsenzeiten auch am Wochenende handeln. Mit comdirect banking App und mobile App kann der Kunde Konto und Depot einfach und sicher auch von unterwegs nutzen.
„Ich habe ein ganz anderes Dilemma. Was sagen wir unseren Kunden als Industrie. Niedrigzinsumfeld und die Faktoren, die dahinter sind, machen mir wirklich Sorge. Banken haben Vertrauen verloren, deshalb hört man uns nicht mehr richtig zu“, warnt Reitmeyer. Wer dem klassischen Investitionsverhalten folge, verliere Geld, denn „sicher“ sei nicht mehr sicher.
„Wir werden als Branche dem Kunden irgendwann einmal sagen müssen, dass er auf seinem Sparkonto seine Alterssicherung verspielt“, so Reitmeyer. Wer langfristig mit dem Sparbuch spare, werde verlieren, denn die Inflation würde das Vermögen nach Jahrzehnten halbieren. „Die Geschichte von Manfred Krug wird uns keiner mehr abnehmen“, spielt Reitmeyer auf die Erfahrungen mit der Aktie der Deutschen Telekom AG an.
Negative Presse zu Aktien, Vertrauensverlust bei Banken – „das ist eine ziemlich unmögliche Ausgangssituation. Was machen unsere Kunden? Sie kaufen wie wild Immobilien.“ Ob das auf die Dauer gut gehe, sei fraglich. „Eines Tages würden die Kunden merken, dass das Geld, das für ein schönes Auto vorgesehen war, nur noch für ein Motorrad reicht.“ Reitmeyer wirbt für mehr Solidarität der Banken, diese Herausforderungen anzunehmen.
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Banking-Plattform Magellan
Von Dr. Oliver Everling | 25.Januar 2013
„Der Erfolg der Santander in der Kosteneffizienz liegt u.a. in der einheitlichen Plattform“, berichtet Ricken von seinen Gesprächen in Spanien. Dr. Christian Ricken ist Chief Operating Officer, Privat- und Geschäftskunden, der Deutschen Bank und spricht auf dem 10. Internationalen Retail-Bankentag der Börsen-Zeitung in Frankfurt am Main.
Schwieriges Zinsumfeld, konjunkturelle Abkühlung und regulatorische Anforderungen veranlassen die Deutsche Bank zu einem Bündel von Maßnahmen und zum Aufbau einer hoch effizienten Banking-Plattform (Magellan). Es geht um den Aufbau nur einer Plattform für zwei Marken, Deutsche Bank und Postbank, im PBC.
Magellan unterstützt den Vertrieb durch ein kundenorientiertes Produktportfolio und markenübergreifende, einheitlich gesteuerte Servicebereiche. Rund 300 Produkte, 700 Kernprozesse, 25 Mio. Girokonten, 8 Mrd. Zahlungsvorgänge p.a., 12 Mio. Wertpapiergeschäfte und 730 Tsd. Kreditanträge p.a. sind Eckdaten der durch Magellan geleisteten Vertriebsunterstützung.
Ricken stellt dem Consumer Banking (Postbank) das Advisory Banking (Deutsche Bank) gegenüber. Magellan liefert Effizienz und Wachstum durch eine moderne Services- und IT-Plattform. Magellan ist für Postbank und Deutsche Bank die neue gemeinsame SAP-basierte Lösung im Bereich der Privat- und Geschäftskunden. Die Integration sei teuer, aber erfolgreich, sagt Ricken. Die Investitionen seien einmalig, die Synergien aber wiederkehrend. „Magellan ist das Fundament für den Erfolg von PBC“, sagt Ricken. Für den Kunden individualisiert, in der Bank standardisiert, Schnelligkeit und Flexibilität der Produktentwicklung, schlanker und effizienter Unterbauch listet Ricken schlagwortartig auf.
Zu Zeiten des Neuen Marktes habe es schon Phantasien zum „eBanking“ gegeben. Ricken erinnert sich an einen Consultants, der damals vorgeschlagen habe, die Deutsche Bank in „Deutsche e-Bank“ umzubenennen. Während der Übergang ins Internet damals noch nicht ernst genommen werden musste, stehe man heute ernsthaft vor einem neuen online-Zeitalter. Inzwischen sei eine Generation nachgewachsen, für die der Umgang mit den neuen Techniken selbstverständlich sei und die daher keinen Grund mehr sehen würden, in die Bankfiliale zu gehen.
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SPD verbreitet Angst und Schrecken bei Genossen
Von Dr. Oliver Everling | 25.Januar 2013
„Jetzt komme ich doch zum Thema ‚Angst und Schrecken'“, leitet Uwe Fröhlich nach vielen guten Nachrichten aus dem Sektor der Genossenschaftsbanken zu den kritischen Punkten seines Vortrags über. Uwe Fröhlich ist Präsident der Bundesverbandes der Volksbanken und Raiffeisenbanken und spricht auf dem 10. Internationalen Retail-Bankentag der Börsen-Zeitung.
Fröhlich sieht die Banken im Visier der Politik, Schlagworte dafür sind die Eigenakpitalanforderungen, die Absicherung „systemischer Risiken“, Bankenunion, Nachhaltigkeit, Gleichstellung Soziale Foderungen, Liquiditätsanforderungen, Anleger- und Verbraucherschutz, Trennbankensystem oder Stesstests. Welche Herausfforderungen auf die Banken, insbesondere auch die Volksbanken und Raiffeisenbanken durch immer weitere regulatorische Anforderungen zukommen könnten, macht Fröhlich klar.
Der Präsident des Bundesverbandes spart nicht mit Kritik an einigen Mitbewerbern. So gibt er Beispiele für Konditionen, die von der Commerzbank in der Baufinanzierung geboten würden, die mit einem gesunden Bankgeschäft nichts zu tun hätten. Auch die ING-Diba nimmt er ins Visier, die aus durchschaubaren Gründen ein Loblied auf die Honorarberatung singen würde.
„Geld oder Krise! Wir lassen uns von den Banken nicht erpressen. Demokratie statt Finanzherrschaft!“ So lautet der Text eines Plakates zum SPD-Wahlkampfauftakt im Herbst 2012 in Berlin. Die CDU würde zudem die Positionen der SPD so schnell übernehmen, dass man kaum noch nachkomme.
Fröhlich verweist auf das Vertrauen, das jeder 5. Bundesbürger den Genossenschaftsbanken entgegenbringe. Mehr als 17 Millionen Mitglieder zeugen von der breiten Zustimmung, die Genossenschaftsbanken in der deutschen Bevölkerung haben. Das Internet müsse die Ortsbanken wettbewerbsfähiger machen. Der Bankleiter vor Ort müsse entscheiden, welche Konditionen angeboten werden. Das Allfinanzkonzept und die qualifizierte Beratung als Motoren des Erfolgs der Genossenschaftsbanken müsse hier fortgeführt werden.
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Leben, Arbeiten und Wohnen 2050
Von Dr. Oliver Everling | 24.Januar 2013
Prof. Bernd Thomsen, CEO der THOMSEN GROUP International Strategy Consultants, ist für seinen Mut bekannt; sich auch Fragen zu stellen, bei denen viele andere abwinken: „Leben, Arbeiten und Wohnen in 2050″ ist sein Thema auf der CIMMIT, dem 23. Jahresauftaktkongress der Immobilienwirtschaft in Frankfurt am Main. „Länger haltbar, länger frisch“ – auf diese Formel bringt Thomsen erfolgreiche Immobilienstrategien.
Die Werbeexperten würden die Mär von der „Story“ erzählen. Wichtig sei, was in 50 Jahren ist. Daher müsse man sich mit Zukunftsforschung befassen. Es komme aber nicht nur darauf an, was technisch möglich ist. „Wer heute 72 ist, fühlt sich wie 59″, sagt Thomsen und verweist auf einschlägige Studien. Thomsen argumentiert, dass mit dem steigenden Lebensalter der Menschen – z.B. mehr als 10.000 Menschen im Alter von mehr als 100 Jahren 2012 in Deutschland – auch die Einteilung der Lebensabschnitte neu überdacht werden.
Wohnen und Shopping stehen im Mittelpunkt der zahlreichen Praxisbeispiele von Thomsen. Wirtschaftliche Krisen und das Internet seien die Feinde der Einkaufszentren. Haupttreiber der Entwicklung sei nicht mehr die Technik, sondern die Nachfrage der Kunden. Im Shoppingcenter wollen sich Kunden so wohl fühlen wie zu Hause, zeigen Umfrageergebnisse.
Thomsen ist schon von seiner Präsentationstechnik her die Ausnahmeerscheinung auf der CIMMIT. Die Dynamik seiner Präsentation wird getragen von seiner bevorzugten Marktforschungstechnik, der Filmaufnahme. Thomsen setzt auf Marktforschung mit der Kamera, da hier die Reaktion von Befragten exakt analysiert und die Mimik wie mit keinem anderen Instrument analysiert werden könne.
Thomsen lässt sich vom Veranstalter der CIMMIT, der IIR Deutschland, auf den „heißen Stuhl“ setzen. Heike Gündling, langjährige Immobilienexpertin und Geschäftsführerin von AddReal, hinterfragt Thomsens Thesen. Thomsen fordert dazu auf, der Marktforschung die „Pinocchio-Nase abzusägen“. „Gewöhnen Sie sich an hohe Preisbereitschaften, die Ihnen heute noch unmöglich erscheinen.“
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Eurozone: Unten, aber nicht aus
Von Dr. Oliver Everling | 24.Januar 2013
„Die Anlagemöglichkeiten für Versicherungen und Pensionskassen sind schwierig“, führt Jens Schmidt-Bürgel, Geschäftsführer von Fitch Deutschland, in die Konferenz „European Credit Outlook 2013″ ein. Für manche noch als sicher erachtete Anlage müsse man als Investor sogar noch Geld mitbringen, damit das Geld überhaupt angenommen werde. Schmidt-Bürgel schließt eine Herabstufung der USA bei weiterem Einwirken der negativen Faktoren auf das Rating nicht mehr aus. Während S&P’s und andere Agenturen die USA bereits herabstuften, hält Fitch Ratings noch am Rating der USA fest.
Das Wachstum sei ein Thema in der Eurozone, aber auch in China. Wenn soziale Spannungen nicht in die Problemzone geraten sollen, müssten Antworten auf die Wachstumsfrage gefunden werden. „Die Gefahren sind mitnichten gebannt“, warnt der Geschäftsführer der Ratingagentur. Es gehe insbesondere darum, die zur Entspannung der Krise eingeleiteten Maßnahmen durchzuhalten. Dem Vortrag von Schmidt-Bürgel ist dennoch ein durchaus positiver Grundton für den wirtschaftlichen Ausblick auf 2013 zu entnehmen.
Dem Thema „Eurozone Sovereigns: Down but not Out“ widmet sich Douglas Renwick, Senior Director Sovereigns von Fitch Ratings. Renwick weist auf die Bedeutung der Einschätzung politischer Risiken hin. Oft werde der politische Wille unterschätzt, die Eurozone zu erhalten. Am Beispiel Griechenlands erläutert Renwick, dass es sich bei der Beurteilung politischer Risiken nicht um eine „exakte Wissenschaft“ handeln kann.
„Die Wachstumsperspektiven für die Staaten im Süden Europas sehen immer noch schrecklich aus“, sagt Renwick. Nach einem rezessiven Jahr 2012 folge ein weiteres Rezessionsjahr 2013. Das Schlimmste der Austeritätspolitik sei bereits überwunden, aber noch viel mehr komme bis 2014. Negative fiskaische Impulse setzten in der Eurozone 2011 ein und setzen sich bis 2014 fort, prognostiziert Renwick. Der Höhepunkt sei aber 2012 erreicht worden, markiert Renwick die Statistik.
Renwick analysiert die Distanz zu einer stabilen Verschuldung am Prozentsatz des Bruttosozialprodukt. Die bisherigen Fortschritte in Griechenland veranlassen Renwick zur Vermutung, dass dieser Weg weiter beschritten und damit gewährleistet werde, dass Griechenland in der Eurozone bleibe.
„Im historischen Vergleich sind die politischen Veränderungen in Europa recht beeindruckend“, sagt Renwick. Selten sei die Politik auf europäischer Ebene so aktiv gewesen wie in den letzten Jahren. Zu den politisch heißen Zonen gehöre 2013 Deutschland und Italien. Aus Deutschland seien aber keine größeren Zugeständnisse zu erwarten. In Italien erwartet Renwick kaum tiefgreifende Reformen von einer neuen Regierung.
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MicoBilG in der Kritik
Von Dr. Oliver Everling | 23.Januar 2013
In rasantem Tempo wurde die Europäische Richtlinie zur Vereinfachung der Rechnungslegung für Kleinstkapitalgesellschaften umgesetzt. Ob die MicroBilG-Änderungen letztlich spürbare Erleichterungen für die betroffenen Unternehmen bringen, wird von Kritikern in Frage gestellt.
Bei der Aufstellung des Jahresabschlusses dürfen Kleinstkapitalgesellschaften in Zukunft auf einen Anhang verzichten, erklärt die Prof. Schumann GmbH zur künftigen Gesetzeslage. Außerdem dürfen sie die Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung lediglich in einer stark verkürzten Form aufstellen. An Stelle der Veröffentlichung im Unternehmensregister kommt eine elektronische Hinterlegung. Die hinterlegten Bilanzen können dann auf Antrag und gegen Gebühr eingesehen werden.
Circa 500.000 Unternehmen könnten von diesen Wahlrechten Gebrauch machen. „Ich rate jedoch dringend davon ab“, erklärt Evgeny Kulyushin, Senior Consultant bei der Prof. Schumann GmbH. „Faktisch erfahren Kleinstkapitalgesellschaften durch die neue Rechnungslegung keine Erleichterungen, weil sie in jedem Fall vollständige Jahresabschlussunterlagen für die Erstellung der eBilanz benötigen. Würden sie jedoch die verkürzten Unterlagen bei der Hausbank oder sonstigen Kreditgebern vorlegen, würde es ihnen vermutlich mehr schaden als nutzen, weil diese aufgrund der geringeren Informationen bei der Bewertung der verkürzten Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung ein tendenziell schlechteres Rating vergeben.“
In der Bilanzanalyse werde bei der Kennzahlenberechnung eher konservativ vorgegangen: Sind keine Fristigkeiten bei den Verbindlichkeiten angegeben und fehlen die Angaben zu sonstigen betrieblichen Erträgen, so fallen wichtige ratingrelevante Kennzahlen schlechter aus, was zu einer Verschlechterung des Bilanzratings führt, warnen die Experten der Prof. Schumann GmbH. „Gerade weil die Finanzierung vieler kleiner Unternehmen in Deutschland häufig von Fremdkapitalgebern abhängt, stellt dies eine große Gefahr dar, die bei der Ausübung der MicroBilG-Wahlrechte berücksichtigt werden sollte. Außerdem ist damit zu rechnen, dass Kreditversicherer keine ausreichenden Kreditlimite für Lieferungen an solche Kleinstkapitalgesellschaften einräumen können“, so Kulyushin weiter.
In der derzeitigen Form können demnach die MicroBilG-Änderungen das Ziel des Bürokratieabbaus kaum erreichen. Insbesondere der behördliche Aufwand und der erhebliche Mehraufwand für Gläubiger seien dabei nicht zu unterschätzen, argumentiert die Prof. Schumann GmbH weiter. „Für die Kreditwirtschaft bedeutet das MicroBilG einen deutlichen Rückschritt in Sachen Transparenz und auch erhöhte Informationsbeschaffungs- und Prozesskosten, die letztendlich auf Kunden umgelegt werden. Es bleibt zu hoffen, dass das Gesetz schnellstmöglich eine Nachbesserung erfährt und den betroffenen Unternehmen wirkliche Erleichterungen bieten kann“, fasst Kulyushin zusammen.
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