Erkenntnisgewinn durch Diskussion um Kommunalrating
Von Dr. Oliver Everling | 14.November 2012
Bevor es sinnvollerweise an ein Rating von Kommunen ginge, müssten die „Hausaufgaben“ in jeder Kommune im Wesentlichen erledigt sein, und zwar mit den bereits verfügbaren Instrumenten, die in der kommunalen Organisation und in der Kommunalaufsicht schon „eingepreist“ sind. Diese Auffassung vertritt Gert Klaus im Buch „Kommunalrating“ (Artikel-Nr.: 22.485-1200, ISBN 3-86556-353-8, Bank-Verlag, Köln).
Gert Klaus (Jahrgang 1957) ist seit 1999 Bürgermeister der Stadt Schieder-Schwalenberg (Kreis Lippe, NRW). Nach dem Abschluss der Höheren Fachschule für Wirtschaft in Detmold absolvierte er die Ausbildung für den gehobenen nichttechnischen Dienst in der Kommunalverwaltung. Es folgte ein berufsbegleitendes Studium an der Wirtschafts- und Verwaltungsakademie Ostwestfalen-Lippe mit dem Abschluss „Kommunal-Diplom“. Vor der Wahl zum hauptamtlichen Bürgermeister war Gert Klaus einige Jahre Leiter des Fachbereichs Bauen und Stadtentwicklung.
Es spricht nach Klaus einiges für die von den kommunalen Spitzenverbänden vertretene Position, dass der Staat davon absehen sollte, ein Rating für Kommunen zur Pflicht zu machen, weil er mit der Vielfalt kommunalaufsichtsbehördlicher Mittel seinen Beitrag zu Lösung der Problematik leisten kann. „Damit steht die klare Forderung der kommunalen Spitzenverbände, das Rating für Kommunen stets an der Bewertung des Gesamt-Staates festzumachen, denn nur dieser ist gesetzgeberisch in der Lage, Aufgaben- und Kostenstrukturen nachhaltig zu verändern.“
Wenn die Diskussion um ein Kommunalrating zumindest bei vielen Betroffenen und Beteiligten einen Erkenntnisgewinn bewirke, sei bereits viel gewonnen. „Die Städte und Gemeinden sie sind Garanten für eine stabile Gesellschaft im Staat, oder anders ausgedrückt, die Keimzelle des Staates.Kommunen müssen in einem tragfähigen gesamtstaatlichen Gerüst eine tragende Rolle spielen können,“ schreibt Klaus in seinem Beitrag zum Buch „Kommunalrating“, „in dem sich auch die Bürgerinnen und Bürger und die Unternehmen vor Ort verantwortlich fühlen.“
Wenn in Vorstädten in Deutschland nachts, in größerem Ausmaß als bei bereits jetzt wahrzunehmenden Einzelaktionen, Autos und Häuser brennen, sei alles zu spät, so Klaus. „Der Grat zwischen notwendiger Konsolidierung und gebotener vorsorgender und steuernder Politik vor Ort ist schmal. Die ohnehin bereits finanziell besonders schlecht stehenden Kommunen über ein Kommunalrating durch einen höheren Zinsaufwand oder die Verweigerung von Darlehn faktisch sozial- und gesellschaftspolitisch zu erdrücken, wäre erkennbar der falsche Ansatz, auch finanzwirtschaftlich, denn dies würde an anderer Stelle zusätzliche Soziallasten und sonstige von der Gesellschaft zu tragende Kosten verursachen.“
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Regulierer verändern die Investmentindustrie
Von Dr. Oliver Everling | 14.November 2012
„Wir haben es mit Frontalangriffen von Seiten der Steuerbeamten zu tun“, berichtet Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des BVI Bundesverband Investment und Asset Management auf der Morningstar Investment Konferenz in Frankfurt am Main. Richter spricht didas Steuerkonzept der Bund/Länder-Arbeitsgruppe an. Im Fokus stehen Spezialfonds: Zwingender Rechtsformwechsel und für betriebliche Anleger unattraktive Besteuerung wären die Konsequenz gewesen. Richter zeigt auf, wie auch private Anleger bei Exchange Traded Funds betroffen wären. Richter illustriert, wie in diesen und in weiteren Fällen der BVI tätig werden konnte, um Schäden aus den politischen Vorhaben abzuwenden.
Ein weiterer Angriff erfolgte auf offene Immobilienfonds, berichtet Richter. Der offene Immobilienfonds gehöre ganz und gar nicht zu den „unregulierten“ Produkten, sondern im Gegenteil, zu den hoch regulierten Investmentangeboten. In den USA werden pro Kopf umgerechnet 29.100 € in Fonds angelegt, in Deutschland dagegen nur 8.000 €. Richter weist auf die Zusammenhänge zwischen Regulierung und der Bereitschaft von Sparern hin, von den Möglichkeiten der Ersparnisbildung und Vorsorge Gebrauch zu machen. Richter erläutert den „Beifang“ von Regulierungen am Beispiel der AIFM-Richtlinie, denn eigentlich seien Fonds hier nicht gemeint gewesen, aber die Fondsbranche habe „hier die Probleme auf den Tisch bekommen“.
„Der traditionelle algorithmische Handel und HFT sind eindeutig voneinander abzugrenzen“, macht Richter klar. Man hätte auch hier besser differenzieren können. Auch bei dem Versuch der Kommission, die Auslagerung von Bankgeschäften an Nichtbanken ohne Eigenkapital zu verhindern, schieße die Kommission über das Ziel hinaus, denn aauch europäische Geldmarktfonds sollen plötzlich Schattenbanken sein. Die Politik habe mit Geldmarktfonds früher eine außerordentlich große Industrie geschaffen, insbesondere in Frankreich erlangten Geldmarktfonds eine überragende Bedeutung.
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„Durchwursteln“ bleibt Heises Hauptszenario
Von Dr. Oliver Everling | 13.November 2012
„Im nächsten Jahr könnte eine Stabilisierung der Konjunktur anstehen. Der Euro hat kräftig abgewertet, wenn man mal nicht auf den US-Dollar schaut. Die Abwertungen helfen dem Export. Der Rückgang der Anleihezinsen hat die Finanzierungsbedingungen verbessert. Zwar klagen die Italiener immer noch. Jeder Kioskbesitzer in Italien weiß inzwischen, was ein Spread ist“, berichtet Prof. Dr. Michael Heise, Chefvolkswirt/Leiter Economic Research & Corporate Development der Allianz SE. Heise spricht auf der Morningstar Investment Konferenz in Frankfurt am Main.
Die deutsche Konjunktur stemme sich gegen die Krise, zeigt Heise am realen Bruttoinlandsprodukt. „Ein riesen Erfolg der deutschen Wirtschaft, den starken negativen Impuls aus den USA abzufedern. Eigentlich sind die Investitionsbedingungen gut, aber die Unternehmen investieren trotzdem nicht, weil die Eurokrise so stark verunsichert. Wir müssen wieder eine Standortdebatte bekommen, die Vorteile Deutschlands herauszustellen.“
Heise tritt der Vorstellung entgegen, sich angesichts der Erfolge nun zurücklehnen zu können und sich höhere Löhne leisten zu können usw. Steigende real verfügbare Einkommen, niedrige Kapitalmarktzinsen, kräftiger Wohnungsbau und schwächerer Euro sieht Heise als positive Impulse, „kräftige Impulse“, unterstreicht Heise.
Für den Euro sieht Heise eine engere Koordination der Wirtschafts- und Finanzpolitik mit begrenzter gemeinschaftlicher Haftung und einer rudimentären Bankenunion, sehr expansiver Geldpolitik, anhaltendem Schuldenabbau und Konsolidierung in der Peripherie wirken deflationär.
Insgesamt geht Heise von einem instabilen Gleichgewicht zwischen inflationären und deflationären Kräften aus. „Das Durchwursteln ist das Prinzip Europas. Von unterschiedlichen Interessen und Meinungsverschiedenheiten geprägt, ein langwieriger Prozess.“ Viele Kommentatoren im Ausland hätten prozphezeit, dass es mit dem „Durchwursteln“ nun vorbei sei. Statt großer Durchbrüche sei es aber beim Durchwursteln geblieben.
Man müssen aufhören, Europa nur unter finanziellen Aspekten zu diskutieren. Die politische Union berge große Chancen. Die institutionelle Struktur in Europa müsse weiter verbessert werden. Heise fordert dazu auf, stärker auch die politischen Impulse zu sehen, die vom Euro hin zu mehr europäischer Integration ausgehen.
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Warum der Euro gut für Europa ist
Von Dr. Oliver Everling | 13.November 2012
„Vor einem Jahr war eine klare Mehrheit der Konferenzteilnehmer der Meinung, dass Griechenland bald aus der Währungsunion austreten werde“, erinnert Werner Hedrich, CEO von Morningstar Deutschland und Österreich, zur Einführung der Morningstar Investment Konferenz in Frankfurt am Main. Inzwischen ist es eine kleine Minderheit, die noch an einen Austritt Griechenlands glaubt. Hedrich weist auch darauf hin, dass die teils negative, differenzierte Einschätzung der Assetklassen nicht berechtigt war, denn in praktisch allen Assetklassen Geld verdient werden konnte. Selbst Bundesanleihen hätten noch eine positive Performance gezeigt.
Anne E. Connelly, European Marketing Director von Morningstar Europe Ltd. begrüßt Prof. Dr. Peter Bofinger, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Würzburg, zum Thema „Warum der Euro gut für Europa ist“.
Bofinger argumentiert außerirdisch: Wie würde ein Außerirdischer die Währungen auf der Welt beurteilen? Die Inflation ist vergleichsweise dering, das Haushaltsdefizit des gesamten Euroraums ist gering, auch die Schuldenstandsquote ist nicht höher als in den USA oder Japan. Auch gemessen nach dem Leistungsbilanzdefizit steht der Euroraum mit Überschüssen im Vergleich zu Defiziten in Indien, Großbritannien oder den USA gut da. Bofinger korrigiert einige Vorurteile, die mit der Finanzkrise aufgekommen seien. So könne man „unvorsichtige“ Investoren nicht nur in der Eurozone finden. Auch seien niedrige Zinsen nicht nur im Euroraum gegeben.
Das Grundproblem sei vielmehr die instabile Architektur der Währungsunion. „Die Japaner und Amerikaner haben den Vorteil, dass sie mit ihren Zentralbanken sicherstellen können, dass Investoren ihr Geld in jedem Fall zurückbekommen“, sagt Bofinger. Japan und die USA seien viel eher prädestiniert gewesen, eine Staatsschuldenkrise zu erleiden, argumentiert Bofinger. Es sei der Teufelskreis der Euroänder, die sich aus dem Dreieck Bankenkrise, Staatsschuldenkrise und Eurokrise entwickelt habe, der die makroökonomische Krise begründe, die sich im Wirtschaftswachstum und in den Arbeitslosenquoten auswirke. Die Schuldenstandsquoten in Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen für Griechenland, Irland, Italien, Portugal und Spanien weiter an, berichtet Bofinger anhand von Zahlen des IWF.
„Der Schuldenschnitt in Griechenland ist an diesen Zahlen gar nicht erkennbar. An einem weiteren Schuldenschnitt wird man daher wohl nicht vorbeikommen.“ Bofinger listet eine Reihe von Verstärkungseffekte der Krise auf. „Sparprogramme würgen die Konjunktur ab. Die Rezession ist kontraproduktiv für die Staatsverschuldung. Verluste bei Staatsanleihen führen zu Verlusten bei Banken. Staatsgarantien für Banken erhöhen die Staatsverschuldung. Schwache Banken vergeben keine Kredite. Die schlechte Konjunktur erhöht den Abschreibungsbedarf.“
„Prozyklische Politik ist das größte Risiko“, warnt Bofinger und blendet Reichskanzler Heinrich Brüning ein, der mit der Sparpolitik von 1930 bis 1932 katastrophale wirtschaftliche wie auch politische Folgen bewirkt habe. „Wir haben nur mit der EZB Entspannung hinbekommen“, sagt Bofinnger anhand der Statistik. „Die EZB hat eine ganz andere Ausrichtung als Fed, BoE oder BoJ, denn die EZB sei sehr stark auf Bankenstabilisierung ausgerichtet sei. Die BoE halte praktisch nur noch Staatsanleihen.“ Bofinger kommentiert das Auseinanderlaufen der Renditen 10-jähriger Anleihen. Während im Euroraum diese noch auf relativ hohem Niveau seien, sinken diese wegen der Politik der Notenbanken in Großbritannien und in den USA.
Die „Outright Monetary Transactions“ werden mit dem gestörten Transmissionsprozess begründet. Die Renditen 10jähriger Anleihen Spaniens und Italiens gehen weiter nach oben, für Deutschland nach unten – bei einem historisch niedrigen Tagesgeldzins (EONIA). „Die Geldmenge M3 läst keine Inflationsgefahr erkennen“, sagt Bofinger. Die Steigerung der Geldbasis sei kein Problem, da diese der Liquiditätssicherung der Banken diene. „Die Arbeitslosigkeit verhindert Inflation. Rätsel Japan: Wieso führt hohe Staatsverschuldung nicht zu Inflation?“ Bofinger erklärt das Phänomen damit, dass Staatsverschuldung auch mit Deflation einhergehen könne. Wenn das Bankensystem schwach sei, erfordere dies hohe Staatsverschuldung, ohne dass diese zu Inflation führe, glaubt Bofinger. Japan, Spanien, USA, der gesamte Euroraum – überall bilde der private Sektor ein hohes Geldvermögen.
Das wahrscheinlichste Szenario sei die japanische Krankheit: „Sparprogramme führen zu anhaltender Stagnation. Keine Bankenunion und schwache Banken. Zunehmende Finanzierung der Problemländer durch die EZB.“ Bofinger plädiert für „Euro 2.0″: „Das heißt Überwachung der Haushaltspolitik, Gemeinschaftshaftung mit Schuldentilgungspakt, Eurobonds, Integrierte Aufsicht und Restrukturierung von Banken und Ausschluss von Ländern mit unsolider Politik.“ „Ein Euro mit instabiler Architektur ist eine große Gefahr für Europa. Euro 2.0 bietet den Mitgliedsländern die Chance,“ hofft Bofinger, „die geldpolitische Integration durch einen angemessenen fiskalischen Rahmen zu verfestigen. Deutschland braucht den Euro mehr, als Europa den Euro braucht.“
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BBB von Scope an Groupe Capelli SA
Von Dr. Oliver Everling | 12.November 2012
Scope Ratings hat die Groupe Capelli SA, ein französisches Immobilienunternehmen, mit einem BBB Rating bewertet. Der Ratingausblick ist stabil. Mit einem BBB Rating gehört Capelli zum Kreis der Investment-Grade gerateten Unternehmen – ein seltener Solvenz-Indikator für SMEs in Europe.Das Rating sei Ausdruck der wachsenden Diversifizierung von Capelli von einem ausschließlichen Landentwickler hin zu einem Immobilienentwickler, schreibt dazu die Ratingagentur aus Berlin. Das Unternehmen weise einen Auftragsbestand in Höhe von etwa 63 Millionen Euro (Juli 2012) auf, was als Indikation für eine hohe Stabilität auf kurze Sicht gewertetwerden könne.
„Capelli hat eine starke Eigenkapitalbasis und deren Profitabilität ist solide.Dennoch hat die hohe Kapitalbindung in Vorräten bedingt durch das Geschäftsmodell als auch die Höhe der kurzfristigen Verbindlichkeiten eine negative Auswirkung auf das Rating. Weiterhin stellendas Risikomanagement, die Unternehmensplanung als auch das Controlling potenzielle Schwachpunkte dar,“ warnt Scope, „die als verbesserungswürdig eingeschätzt werden.
Eine weitere Herausforderung für Capelli sieht Scope in der zukünftigen steuerlichen Gesetzgebung in Frankreich. Die Einstellung der von der Regierung finanziell unterstützten Programme, wie beispielsweise zinsfreie Kredite (PTZ), würden Capellis Geschäftsaktivitäten negativ beeinflussen. Ein starker Anstieg der Zinsen und Änderungen in Städteplanungen sind weitere Faktoren, die das aktuelle Rating negativ beeinflussen könnten.
Mit dem wachsenden Bedarf nach stadtnahen Wohnanlagen zu einem angemessenen Preis setzt Capelli ihre strategische Orientierung auf weitere Marktexpansion. Bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt hat Capelli bewiesen, dass es in der Lage ist, Wachstum mit stabilen Gewinnen zu erwirtschaften.
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Kundenzentrierung in digitalen Medien
Von Dr. Oliver Everling | 11.November 2012
Banken und Versicherer können durch die Einbeziehung sozialer Netzwerke in die Ausgestaltung ihrer Leistungserbringung dem Kunden einen emotionalen und praktischen Mehrwert bieten, damit Kundenzufriedenheit schaffen und die Kundenbindung erhöhen. Wie das funktionieren kann, zeigen Prof. Dr. Jürgen Moormann und Elisabeth Palvölgyi von der Frankfurt School in einem Buchbeitrag auf (Oliver Everling / Robert Lempka (Hrsg.): Finanzdienstleister der nächsten Generation – Die neue digitale Macht der Kunden, 1. Aufl. 2013, Frankfurt School Verlag GmbH, ISBN 978-3-940913-62-3.
Die Unterstützung von Kundenprozessen in sozialen Netzwerken bringt gegenüber Smartphone-Apps einen weiteren Vorteil für den Finanzdienstleister, schreiben die beiden Autoren: Die Berichterstattung im sozialen Netzwerk über die Prozessfortschritte des Kunden und die Realisierung des Ziels kann das Umfeld des Kunden zur Nachahmung motivieren. Diese „automatische“ Werbung kann besonders wirksam sein, da sich im sozialen Umfeld des Kunden häufig Menschen in vergleichbaren Lebenssituationen mit ähnlichen Bedürfnisstrukturen befinden. „Daher können möglicherweise gerade Nicht-Kunden erreicht werden, die sich in der Folge für den Finanzdienstleister interessieren könnten.“
Zur Realisierung einer ganzheitlichen Unterstützung von Kundenprozessen direkt in sozialen Netzwerken stellen Moormann und Palvölgyi die Frage, wer bei der Umsetzung dieses Konzepts im Lead wäre – der Finanzdienstleister, der Betreiber des sozialen Netzwerks oder ein dritter Anbieter (z.B. Reiseveranstalter, Automobilhersteller, Immobilienvermittler). „Gerade für die Betreiber sozialer Netzwerke könnte solch ein neuartiges Konzept eine willkommene Ergänzung zu den üblichen Ertragsquellen wie herkömmliche Werbung oder Mitgliedsbeiträge sein. Grundsätzlich sind alle Varianten möglich; entscheidend wird sein, wer als erster ein derartiges Konzept entwickelt und wie die Verteilung der Machtverhältnisse unter den Playern aussieht.“ Der Finanzdienstleister könnte sich daher als Manager eines entsprechenden Kooperationsnetzwerks oder als Lieferant in einem solchen Netzwerk positionieren.
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Finanzmärkte schwenken auf S&P’s Ratings ein
Von Dr. Oliver Everling | 8.November 2012
Bis Ende der 1980er Jahre wurden von Standard & Poor’s (S&P’s) weniger als 20 Staaten geratet, die meisten davon AAA, wenige AA und kaum andere Ratings. Moritz Krämer von S&P’s erläutert, wie sich das Spektrum der erteilten Länderratings weiter auf niedrigere Kategorien aufspaltete und die Marktabdeckung durch die US-amerikanische Ratingagentur sich rasch ausdehnte. Vor 5 Jahren hatte die Eurozone ihre beste Zeit, als die Zahl der AAA und AA gerateten Staaten am größten war. Seit 2008 stürzt der Durchschnitt ab und liegt heute niedriger als vor Einführung der Währungsunion.
Krämer erläutert, wie es der Markt bis 2007 versäumt habe, Kreditrisiken ausreichend zu differenzieren und heute zur Übertreibung neigt. Griechenland habe sich z.B. zu Zinssätzen refinanzieren können, die praktisch kein Ausfallrisiko implizierten. Griechenland sei aber nie besser als A geratet worden, also von S&P’s nie als so sicher beurteilt worden, wie es offenbar die Marktteilnehmer taten. Eine niedrigere Ratingkategorie indiziert ein höheres Ausfallrisiko, das Risiko in der Kategorie A ist höher als in AA und viel höher als in AAA. Krämer kommt auf die CDS implizierten Ratings zu sprechen. Hier zeigt sich, dass sich nach den Übertreibungen der Markt an die Einschätzungen von S&P’s annähere.
„Wir haben unsere Klassifizierung mit BBB+ für Irland nicht geändert.“ Auch bei Portgual beobachtet Krämer, wie sich der Markt wieder auf die Ratings von S&P’s einstellt. S&P’s war 2009 vorsichtiger als der Markt und hat sich später nicht von der Panik mitreißen lassen, sondern blieb bei einem ausgewogenerem Urteil. Krämer fügt weitere Beispiele hinzu, insbesondere auch Italien. „Hier wollen teils populistische Bewegungen die Oberhand gewinnen“, erklärt Krämer das Phänomen, dass gezielt Verunsicherung gestreut und die guten Ratings in Frage gestellt werden.
Am Markt werden Italiens Anleihen derzeit als spekulative Papiere gehandelt, während S&P’s auch für Italien ein Rating mit Anlagequalität beibehalte. S&P’s habe begonnen, die Staatenratings herunterzunehmen, als die Staatsfinanzen unter der Oberfläche zu verrotten begannen, formuliert Krämer. Wenn es aber zu einem kompletten „Streik“ des Marktes komme, müsse dies in den Ratings ebenfalls berücksichtigt werden, denn es gehe beim Credit Rating um die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls. Daher könne S&P’s nicht ignorieren, wenn sich die Finanzierungsbedingungen der Staaten stärker verändern, als es die Veränderungen der fundamentalen Faktoren kurzfristig signalisieren.
Krämer zerstreut die Hoffnung, mit einem Austritt Griechenlands künftig billig Urlaub auf griechischen Inseln machen zu können. Schon die damit verbundenen sozialen Unruhen würden Griechenland dann nicht gerade zum bevorzugten Urlaubsziel machen. Krämer macht darauf aufmerksam, dass allein eine Lösung der Währungsfrage noch lange keine strukturellen Reformen in Griechenland auf den Weg bringe.
„Die Wachstumstreiber sind verschwunden“, analysiert Krämer mit Blick auf die Nachfragekomponenten in den Staaten der Europäischen Union. Als Irland die Eurozone 1999 betrat, war die gesamte Verschuldung von Unternehmen, privaten und öffentlichen Haushalten rund doppelt so groß wie das Sozialprodukt des Landes. Bis 2008 stieg die Verschuldung auf mehr als das Dreifache. In Deutschland dagegen blieben die Verhältnisse nahezu unverändert, mit einer rückläufigen relativen Verschuldung der privaten Haushalte. Krämer lenkt die Aufmerksamkeit auf die vergleichsweise ausgegliche Zahlungsbilanz der Europäischen Union gegenüber dem Rest der Welt. Die Ungleichgewichte hätten sich innerhalb der EU ausgeweitet. Die Probleme resultierten aus den Nettoverschuldungspositionen von Portugal, Griechenland und Irland, die Minussalden jeweils in der Größenordnung des gesamten Sozialprodukts aufweisen.
„Die fiskalischen Herausforderungen sind nicht die Ursache, sondern das Ergebnis des Verlusts an Wettbewerbsfähigkeit“, erklärt Krämer die Probleme in den hoch verschuldeten Staaten Europas. Die Zahlungsbilanzen konnten nicht ausgeglichen werden, da die Attraktivität für Investoren verloren ging und nicht mehr genügend Kapital Anlage in den betreffenden Ländern sucht.
Krämer erläutert die moralischen Risiken, mit denen sich die Politiker auseinandersetzen müssen. Wenn die Europäische Zentralbank (EZB) keine Wahl habe, als rettend einzuschreiten, gehen die Anreize für Disziplinierung verloren. Der Rettungsmechanismus des ESM sorge heute dafür, dass der Ball zuerst bei den Politikern und nicht bei der EZB liege. Krämer unterstreicht die Bedeutung, einer eindeutigen und glaubwürdigen Kommunikation in der Krise. Die Stützungsmaßnahmen der EZB seien aber an Bedingungen geknüpft. Krämer wirft daher Fragen auf, ob Portugal, Irland und Zypern vom OMT profitieren werden und Spanien oder Italien Hilfen in Anspruch nehmen werden.
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Impressionen des Pflegemarktes 2012
Von Dr. Oliver Everling | 8.November 2012
„Volatilität der Renditen wie bei Büroimmobilien kennen wir bei den Renditen von Pflegeheimen nicht. Herr Alzheimer kennt keine Wirtschaftskrisen“, begründet Frank Löwentraut, Geschäftsführer der Avivre Consult GmbH. Löwentraut spricht auf dem „Betreibertag“ in Frankfurt am Main, auf dem sich Geschäftsführer, Regionaldirektoren und Einrichtungsleiter von Betriebsgesellschaften stationärer Pflegeeinrichtungen versammeln. Avivre ist eine Beratungsgesellschaft mit dem nach eigenen Angaben höchsten Anteil an betrieblichen Detailprüfungen und Bewertungen von Immobilientransaktionen im Gesundheitswesen. Löwentraut will Pflegeheime eher mit Wohnimmobilien vergleichen.
Das Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen, Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte und Miete wird mit einem Faktor von 1,35 von Investoren angenommen, gibt Löwentraut einen Standard vor.
„Das typische Pflegeheim ist ein Investmentklassiker“, sagt Löwentraut, „und die MDK-Noten sind dafür eine Orientierung. Woran soll sich ein Investor ausrichten, der nicht aus der Branche kommt?“ Löwentraut macht den Nutzen und die Funktionen der Benotung von Einrichtungen deutlich.
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MDK-Benotung hilft Investoren
Von Dr. Oliver Everling | 8.November 2012
Privat-gewerbliche Betreiber sind im Fokus der MDK-Noten-Analyse, die sich auf Betreiber mit 10 oder mehr Altenpflegeheime bezieht. In der Studie der Avivre Consult GmbH erreichen die 50 analysierten Betreiber zum Stichtag eine Durchschnittsbewertung von 1,304, die auf dem bundesweiten Durchschnittsniveau liegt. Die beste Durchschnittsbewertung erreichte der Betreiber Kleeblatt mit einer Durchschnittsnote von 1,030, der schlechteste Betreiber die Note 1,873 und daher immer noch im positiven Bereich, berichtet Mario Schmitz von der Avivre Consult GmbH.
Die Avivre Consult GmbH bringt Licht in die Kriteriologie und die Struktur der Ergebnisse der bundesweiten Benotungen. Erst die Untersuchung der Ergebnisse bringt den Betreibern den Nutzen aus der MDK Benotung.
Die im Vergleich schlechtesten Benotungen werden im Bundesland Bremen vergeben. Diese fallen um mehr als die Hälfte schlechter aus als in Baden-Württemberg. „Es ist schwer einzuschätzen“, sagt Schmittz, ob das relativ schlechte Abschneiden der in Bremen beheimateten Pflegeeinrichtungen tatsächlich ein Ausdruck dafür ist, dass diese schelchter sind, oder ob es mit der Benotung durch den MDK zusammenhängt.“
Kontrakturprophylaxen, Ernährungssonden, Dekubitusprophylaxen, systematische Schmerzeinschätzung, differenzierte Dokumentation chronischer Wunden und Erfassung individueller Kontrakturrisiken sind Aspekte mit der höchsten Wahrscheinlichkeit einer Negativbewertung, berichtet Schmitz.
Immerhin 286 bzw. 23,6 % der 1.214 in die Auswertung aufgenommenen Pflegeeinrichtungen erreichten bei der Gesamtbewertung die Bestnote 1,0. Nur 33 Einrichtungen müssen sich mit einer Note schlechter als 2,5 begnügen, darunter nur eine, die schlechter als 4,0 beurteilt wurde. „Nur marginal sind die Unterschiede bei den unterschiedlichen Betreibergruppen,“ berichtet Schmitz, „wobei die Gruppe der großen Betreiber mit mehr als 30 Einrichtungen relativ gesehen am schlechtesten abschneidet.“
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Expertenstandards und MDK Benotung
Von Dr. Oliver Everling | 8.November 2012
Geschäftsführer, Regionaldirektoren und Einrichtungsleiter von Betriebsgesellschaften stationärer Pflegeeinrichtungen setzen sich auf dem „Betreibertag“ auf der Avivre Consult GmbH mit aktuellen Entwicklungen des Pflegemarktes auseinander. Heike Arz, Projektleiterin Pflege von der Avivre Consult GmbH, berichtet über den Entwicklungsprozess und Gültigkeit der Expertenstandards der DNQP. Auftrag an DNQP, Recherche des Lenkungsausschusses Expertenarbeitsgruppe usw. gingen dem Aufbau des Expertenstandards voraus. Die Übernahme auf nationaler Ebene ist gesetzliche Vorgabe. Der Expertenstandard ist Gesetz und wird laufend weiterentwickelt. Zurzeit sind sieben Standards zu beachten, von der Dekubitusprophylaxe über chronische Wunden, Schmerzmanagement, Sturzprophylaxe bis zum Ernährungsmanagement. Weitere Standards werden hinzukommen, kündigt Arz an, wie die für demenziell Erkrankte und Medikamentenmanagement. Arz kommt auf defizitäre Umsetzungspunkte und fehlende Nachvollziehbarkeit im PDCA-Zyklus zu sprechen. Wenn schon die Begriffe nicht richtig verstanden werden und intrinsische wie auch extrinsische Risikofaktoren nicht richtig erkannt werden, sind Fehler in der Problem-, Ziel- und Maßnahmenformulierung die Konsequenz. Weitere Konsequenzen sind Mängel in der Nachvollziehbarkeit der Prozesshaftigkeit und somit in der Ergebnisqualität. Entscheidungen von Bewohnern sind in Beratungsprotokollen zu dokumentieren. Arz weist auf die damit zusammenhängenden Beweispflichten hin. Die Dokumentation ist der Spiegel der täglichen Leistungserbringung in der Pflege (§ 113 SGB XI), unterstützt den Pflegeprozess, fördert die Pflegequalität und ist individualisiert. Für die Einrichtung und die Mitarbeiter besteht die Gefahr von rechtlichen Konsequenzen. „Insbesondere bei Stürzen zahlen die Häuser schon sehr viel Regress. Das betrifft alle Einrichtungen, nicht nur der Altenpflege“, warnt Arz.
Reflexion der Qualität, Sicherheit darüber, Standards eingehalten zu haben und mehr Handlungsspielraum für den Betreiber gehören zum Nutzen der Benotung für den Betreiber. Schlechte Noten werden nicht nur in Pflegeportalen, sondern auch in Zeitungen thematisiert. Interessenten entscheiden sich dann für Konkurrenzeinrichtungen, Belegungsrückgänge sind die Folge.
Um die Pflegenote zu verbessern, muss zeitnahe eine Nachprüfung mit dem MDK vereinbart werden. Zusatzkosten entstehen durch die Fristen zur Beseitigung von Mängeln, oft müssen auch Externe hinzugezogen werden. Die Qualität wird in den drei Qualitätsebenen erhoben und der Qualität der Kundenzufriedenheit gegenübergestellt (82 Prüfkriterien stationär, 49 Prüfkriterien ambulant). Strukturqualität, Prozessqualität und Ergebnisqualität sind die drei Ebenen mit differenzierten Kriteriologien, wie sie sich aus der Rechtslage ergeben. Sehr gute MDK-Benotungen sind nur bei vollständiger Umsetzung der drei Qualitätsebenen zu erreichen und setzen die Nachvollziehbarkeit des PDCA-Zyklus voraus.
Negative Konsequenzen bis hin zur Schließung der Einrichtung sind keine Theorie. Tatsächliche wurde bereits eine Einrichtung geschlossen, nachdem die durch die MDK-Benotung festgestellten Mängel mehrfach nach mehrwöchigen Fristsetzungen nicht behoben wurden. Die Konsequenz: Krankenwagen fahren vor, um alle Bewohner abzuholen und die Einrichtung zu schließen.
Vermarktung von gut benoteten Alleinstellungsmerkmalen (z.B. im Demenzbereich) wird durch die Veröffentlichung der Note erleichtert. „Das Ziel ist die Förderung der Motivation und Vermeidung von Resignation, also stabile Ergebnisqualität“, fügt Arz hinzu. Mitarbeiterzufriedenheit ziehe Kundenzufriedenheit mit sich und ermöglicht eine konstante Personaleinsatzplanung.
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