Stefan Bielmeier neuer Vorsitzender des DVFA e.V.

Von Dr. Oliver Everling | 23.Mai 2012

Eine wichtige Position unter den deutschen Finanzanalysten ist neu besetzt: Die DVFA-Mitgliederversammlung wählte am 22. Mai 2012 Stefan Bielmeier, DZ Bank AG, Frankfurt, zum neuen Vorsitzenden des DVFA e.V. Er löst Fritz H. Rau ab, der das Amt seit 1998 inne hatte und für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung stand. Für das internationale Ausbildungsinstitut ACIIA bleibt Herr Rau als Chairman und Vertreter der DVFA weiter tätig. Dr. Peter Merk, Landesbank Baden-Württemberg, führt den stellvertretenden Vorsitz fort.

Die Ämter von Andreas Heinrichs, Bank Vontobel Europe AG, Schriftführer, Frank Klein, DB Advisors, Schatzmeister, Guido Hoymann, B. Metzler seel. Sohn &Co. KGaA, Ressort Equities, sowie Ingo Mainert, Allianz Global Investors KAG mbH, und Michael Schmidt, Union Investment Privatfonds, beide Ressort Asset Management, wurden erneut für zwei weitere Jahre bestätigt. Dr. Ulrich Neugebauer, Deka Investment GmbH, wurde neu in den Vorstand gewählt und verstärkt dort zukünftig das Ressort Asset Management. Ralf Frank, MBA, wird neuer Generalsekretär des DVFA e.V.

Der neue Vorstandsvorsitzende Stefan Bielmeier trat nach Abschluss seines Studiums der Volkswirtschaftslehre im Dezember 1996 in die Deutsche Bank AG ein. Sein Aufgabengebiet umfasste zunächst hauptsächlich die Erstellung von ökonometrischen Prognosemodellen für Zinsen, Renditen und Wechselkurse sowie die Prognose und Analyse von Wirtschaftsindikatoren. Später übernahm er die Verantwortung für die Analyse der europäischen und deutschen Volkswirtschaft. Seit Januar 2006 war er für das Economic Research innerhalb von Global Markets in Deutschland verantwortlich und seit Januar 2009 umfasste seine Verantwortlichkeit auch die Bereiche Asset Allocation und Aktienstrategie.Im Juni 2010 trat er in die DZ Bank AG ein. Stefan Bielmeier ist dort Bereichsleiter Research und Chefvolkswirt.

Bielmeier ist u.a. Mitherausgeber eines Standardwerkes für die Ratinganalysten: Credit Analyst, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München, http://www.odenburg-verlag.de/, gebundene Ausgabe, 2. Auflage 2012, 402 Seiten, ISBN 978-3-486-71314-5.

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Stockpulse beim Facebook-IPO bestätigt

Von Dr. Oliver Everling | 23.Mai 2012

„Der Durchschnitt der Twitter-Nutzer im deutsch- und englischsprachigen Raum sieht den für morgen (Freitag) geplanten Börsengang des Sozialen Netzwerks Facebook sehr kritisch. Das Nachrichtenaufkommen ist in den vergangenen 24 Stunden (bis 14 Uhr am heutigen Donnerstag) im Vergleich zu den Vortagen deutlich angestiegen.“ Dieses Ergebnis der automatisierten Stockpulse-Auswertung von Twitter-Nachrichten zum Facebook-IPO wurde am 17. Mai 2012 aus Köln gemeldet.

Wie treffgenau die Analysen der Kölner Experten sind, wird nun durch die Aktienkursentwicklung der Facebook Inc. bestätigt: Mit dem Kurs dieser Aktien scheint es nur noch nach unten zu gehen. „Facebook-Aktien im freien Fall“, „Wer hat Schuld am Facebook-Fiasko?“ Das fragt nun die BILD-Zeitung. In kürzester Zeit verloren die Aktien ein Fünftel ihres Wertes, umgerechnet auf die Kapitalisierung des Unternehmens Milliarden.

Stockpulse stellt mit der Facebook-Auswertung die Positionierung als unabhängiger Navigator für den Aktienmarkt unter Beweis. Stockpulse analysiert täglich bis zu 100.000 Nachrichten und Meinungen zu Aktien, Währungen und Rohstoffen in sozialen Medien, fasst die Stimmungslage mit hoher Treffsicherheit zusammen und liefert börsentäglich wertvolle Handelssignale für Aktien. Dieser Wissensvorsprung lässt sich für Anlage- und Tradingstrategien nutzen. Stockpulse wurde im Mai 2011 von Stefan Nann und Jonas Krauß gegründet und hat seinen Sitz in Köln.

Die Analyse von Stockpulse zur Aktien von Facebook zeigt, dass die Stimmung der Nutzer von Social Media in den vergangenen zwei Monatenstark geschwankt hat. Zunächst gab es Anfang und Mitte April starke Ausschläge ins Positive, zuletzt ging die Euphorie jedoch spürbar zurück. „Nach einem leicht positiven Sentiment am gestrigen Mittwoch“, sagte Stefan Nann, Geschäftsführer von Stockpulse, am 17. Mai 2012, „kippte die Stimmung jedoch am heutigen Donnerstag deutlich ins Negative.“

Inhaltlich kritisierten die Twitter-Nutzer vor allem drei Dinge. Die am häufigsten geäußerten Kritikpunkte waren, dass der Börsengang zu viele Amateure anziehe und dass die Gewinnaussichten und damit die Entwicklung des Aktienkurses von Facebook kaum einschätzbar seien. Der dritte Kritikpunkt ist, dass einzig diejenigen wirklich mit Facebook-Aktien Geld verdienen würden, die bereits vor dem Börsengang Anteile an dem Unternehmen besessen haben.

„Die Aufmerksamkeit für die Facebook-Aktie ist Mittwoch und Donnerstag noch einmal sprunghaft angestiegen. Jedoch zeigt die Stimmungsauswertung, dass die Masse der Anleger es keinesfalls für eine ausgemachte Sache hält, selbst am Tag der Erstnotiz und trotz des großen Interesses an dem IPO mit der Facebook-Aktie kurzfristig Geld zu verdienen“, sagte Nann. „So gaben zum Beispiel zahlreiche Twitter-Nutzer den Tipp, nur dann auf die Facebook-Aktie zu setzen, wenn man zu den Erstzeichnern gehört – und sie dann bei steigenden Kursen relativschnell wieder abzustoßen.“

Die Stockpulse-Methode ermöglicht auf zwei Arten, mit Hilfe von öffentlich zugänglichen Informations-und Social Media-Kanälen die Stimmung an der Börse einzuschätzen. Der Stockpulse-Index vergleicht die Abweichung der aktuellen Kommunikation in den Sozialen Medien zu einer Aktie mit derdurchschnittlichen Kommunikation. Ist der Unterschied groß genug, ist das ein deutlicher Hinweis auf erhöhte Handelsaktivität.

Das zweite Element ist die Sentiment-Messung. Mit Hilfe von automatisierter Textanalyse kann das System erkennen, ob eine Äußerung zu einem Wertpapier positiv oder negativ ist und aus den gesammelten Meinungen einen aussagekräftigen Index erstellen.

Für Facebook Inc. gibt es keine Credit Ratings von den führenden Ratingagenturen.

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Finanzmarktregulierung im Euroraum

Von Dr. Oliver Everling | 22.Mai 2012

Welche Konsequenzen zeitigt die Finanzmarktregulierung im Euroraum für eine global agierende Bank? Dieser Frage geht Dr. Martin Deckert nach, Mitglied des Vorstands und Chief Operating Officer der UBS Deutschland AG. Deckert sprach bei dem „NPL Forum 2012″, einer Konferenz über Problemkredite, Outsourcing und Kredittransaktionen an der Frankfurt School of Finance & Management in Frankfurt am Main.

Die UBS bietet ihren Kunden eine diversifizierte Produktpalette ei globaler Verfügbarkeit, das gehört zu den Grundprinzipien der Bank. „Leichter gesagt als getan“, betont Deckert, denn überall gelten unterschiedliche regulatorische Vorschriften. Das wirke sich in verschiedenen Bereichen unterschiedlich hart aus.

Beispiel „Too bi to fail“: Integrierte Universalbanken erfüllen weiterhin eine wichtige Funktion im gesamtwirschaftlichen Kontext. Lokale Regulierung, lokale Sicherungsmechanismen (Einlagensicherungsfonds) und nationale Bedeutung der Institute sind jeweils zu berücksichtigen.

Länderspezifische Regulierung erschwere den effizienten Ressourceneinsatz, macht Deckert klar und skizziert die Komplikationen, die sich mit Outsourcing verbinden. Durch die Industrialisierung der Bank würden nicht-strategische Teile der Wertschöpfung ausgelagert mit den Zielen der Kostensenkung, Risikoreduktion, Fokus auf Kernkompetenz und Qualitätssteigerung. Bedenken berufen auf Kontrollverlusten, Vertraulichkeit, Auditfähigkeit und technischer Überlebensfähigkeit.

Interkonzernbeziehungen seien das schwierigste Feld: Ein uneinheitliches Regelwerk der Gesetzgeber erschwere die konzerninterne Abstimmung. Die deutsche Aufsicht interessiere in erster Linie, was mache der Vorstand in Deutschland. „Sie müssen dokumentieren, dass Sie alle Konzernvorgaben auch tatsächlich umgesetzt haben.“

Durch den Regulierungsdruck verursachte Risiken bedrohen die Profitabilität der Bank – überbordende Administration, entgegenlaufende Vorgaben, ineffiziente Ressourcenallokation und „Cost of Doing Business“. Erodierende Margen sind u.a. die Folge.

Deckert sieht jedoch auch Chancen: Das Potenzial, Kundenbedürfnisse im Kontext veränderter regulatorischer Rahmenbedingungen zu erfüllen, sei nicht ausgeschöpft. Skalierung von Compliance, Komplexitätsreduktion, Wahlrechte des Kunden und regulatorisch und fiskalischabgestimmtes Produktangebot mit bedürfnisgerechter Kundensegmentierung deuten hier die Ansatzpunkte an.

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China’s Changing Banking Industry

Von Dr. Oliver Everling | 20.Mai 2012

Wer die Artikel der namhaften Autoren des Buches „China’s Changing Banking Industry“ nicht bereits an anderer Stelle gelesen hat, sollte zu diesem Titel aus dem Frankfurt School Verlag greifen (ISBN 978-3-940913-42-5). Die Buchveröffentlichung der Paper und Studien wurde durch Mittel der Europäischen  Union möglich.

Europa muss sich in der Tat mit den Veränderungen des Weltfinanzsystems befassen,  die von der Volksrepublik China ausgehen. In China sind die größten Banken der Welt ansässig, mit den größten Mitarbeiter- und Kundenzahlen, was nicht weiter erstaunlich  sein mag, aber auch mit den höchsten Kapitalisierungen.

Prof.  Dr. Chun Chang vom Shanghai Advanced Institute of Finance und  Prof. Horst Löchel  von  der Frankfurt School of Finance and Management bringen in ihrem Buch einen Autorenkreis zusammen, der sich gleich  an  mehreren Stellen mit dem „Phänomen“ des chinesischen Bankensystems befasst, für das noch vor zehn Jahren der Zusammenbruch unter der Last der Non-Performing Loans vorausgesagt wurde und heute aber Banken in Europa und in Amerika den Rang abläuft.

Die Beiträge des Buches skizzieren die Veränderungen des Bankensystems in China seit 2006, die Veränderungen der Geschäftsmodelle an konkreten Beispielen und im Vergleich, zum Beispiel zwischen Deutscher Bank und Bank of China, die  Rolle ausländischer und insbesondere europäischer Banken in China sowie die Entwicklung des Mikrofinanzsektors in China.

Breiten Raum nimmt auch die Betrachtung der Veränderungen des regulatorischen Umfeldes ein sowie speziell auch die Entwicklung Shanghais als internationales Finanzzentrum. Manche Artikel  hätten auch in jedem anderen Fachbuch zum internationalen Bankwesen Eingang finden können, da sie zwangsläufig auch ausführlich auf Entwicklungen in den USA und in Europa eingehen.

Das Buch reiht eher deskriptive Artikel neben solche, die den Ursachen und Wirkungen nachgehen und Modellierungen präsentieren. Insbesondere  die Frage nach der Überlegenheit eines Universal- oder Trennbankensystems gewinnt vor dem Hintergrund der Erkenntnisse aus dem Beispiel Chinas Aktualität, da chinesische Banken eher durch Konzentration auf Einlagen- und Kreditgeschäfte als durch Spekulationen in Eigengeschäften gekennzeichnet sind.

Die  Bewunderung des chinesischen Bankensektors durch den Leser wird durch die Erkenntnis gedämpft, dass die in staatlichem Mehrheitsbesitz befindlichen chinesischen Banken ihre Erfolge in einem abgeschotteten Währungsraum mit staatlich reglementierten Soll- und Haben-Zinsen feiern – während die staatliche Zinsbindung in Deutschland schon in den 1960er Jahren  abgeschafft wurde.

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Handbuch Aktien- und Unternehmensbewertung

Von Dr. Oliver Everling | 20.Mai 2012

Die aktuellen Entwicklungen an den Finanzmärkten stellen Analysten vor besondere Herausforderungen: Alte Daumenregeln werden auf die Probe gestellt, insbesondere die Staatsschuldenkrise verursacht ein schwer kalkulierbares Umfeld für Investmententscheidungen. Dennoch müssen tagtäglich Bewertungen von Aktien und Unternehmen durchgeführt werden.

An einem Buch wie dem von Prof. Dr. Peter Seppelfricke führt daher kein Weg vorbei. Seppelfricke ist seit 2001 Professor für Finanzwirtschaft an der Hochschule in Osnabrück und legt nun schon die 4. Auflage seines „Handbuch Aktien- und Unternehmensbewertung“ im Schäffer-Poeschel Verlag vor (ISBN 978-3-7910-2879-8). In  diesem Titel geht es um Bewertungsverfahren, Unternehmensanalysee und Erfolgsprognose.

Ein Kernproblem bei kapitalmarkttheoretischen Modellierungen ist die Annahme über einen risikolosen Zinssatz. „Die Rendite einer risikolosen Anlage kann  aus den internen Zinsfüßen von  Anleihen der öffentlichen Hand abgeleitet werden,“ schreibt Seppelfricke, „deren  Bonität hervorragend geratet (‚AAA‘)  wurde.“ Während noch vor wenigen Jahren AAA-geratete Anleihen in verschiedenen Währungen und Laufzeiten zu finden waren, wird die Auswahl heute in der Praxis immer kleiner. Selbst auf Zahlungsversprechen der USA ist heute kein hundertprozentiger Verlass mehr.

Umso wichtiger daher, sich genau mit den Implikationen der Annahme risikoloser Zinssätze zu befassen. Angesichts der Flutung der Märkte mit Zentralbankgeld nähern sich die risikolosen Zinssätze dem Nullpunkt. Seppelfricke rechnet seine Beispiele noch mit 4 % – es bleibt abzuwarten, ob eine solche Rendite künftig noch risikolos zu erwirtschaften sein wird.

Wer das Handbuch Aktien- und Unternehmensbewertung von Seppelfricke liest, wird mit allen wichtigen Verfahren und Modellen vertraut gemacht: Erfolgsorientierte Unternehmensbewertung (Zukunftserfolgsverfahren) und Wertdeterminanten, Realoptionsansatz, marktorientierte Unternehmensbewertung (Multiplikatorverfahren), kostenorientierte Bewertungsverfahren (Substanzwertverfahren),  operative Unternehmensanalyse (Vergangenheitsanalyse) und strategische Unternehmensanalyse  (Analyse von Erfolgspotenzialen). Das Buch wird durch ein Kapitel über die Anfertigung von Prognoserechnungen,  ein Glossar sowie Literatur- und Stichwortverzeichnis abgerundet.

Das Buch erreicht eine breite Zielgruppe, da es zu den unterschiedlichsten Bewertungszwecken Hilfestellungen  liefert: Gleich, ob Marktwerte, Steuerungswerte, „objektivierte Unternehmenswerte“ nach IDW, Entscheidungswerte, Schiedswerte, Argumentationswerte, Vertragswerte oder steuerliche Werte ermittelt werden sollen, in jedem Fall können ganze Unternehmen oder Unternehmensteile Gegenstand der Bewertung sein.

Seppelfricke gelingt es, den Leser neutral an die verschiedenen Bewertungsmethoden heranzuführen, ohne einer bestimmten „Schule“ den Vorzug zu geben. Mithin vermittelt das Handbuch ein umfassendes theoretische fundiertes und in der Praxis bewährtes Instrumentarium zur Aktien- und Unternehmensbewertung.

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Mehr Rendite durch Nachhaltigkeit

Von Dr. Oliver Everling | 14.Mai 2012

Umwelt, Soziales und Kultur – das sind die Themen der Triodos Bank. Georg  Schürmann skizziert im MontagsMeeting des eff Europäischen Finanz Forums die Philosophie der Bank, die sich auf die Finanzierung nachhaltiger Projekte richtet. Erneuerbare Energien, Ökolandbau/Naturkost und nachhaltige Immobilien sind Beispiele allein schon für das Engagement im Bereich Umwelt. „Wir sind die in Europa führend Nachhaltigkeitsbank, weil wir die einzige Nachhaltigkeitsbank sind, die europaweit tätig ist“

Mit einem Kreditvolumen von 2,8 Mrd. €, einem Gesamtvermögen von 6,8 Mrd. € und 355.000 Kunden sowie 720 Mitarbeitern ist die Triodos Bank ein mittelständisches Unternehmen. Das Kreditvolumen wuchs in 2011 um 33 %. „Wir sehen Nachhaltigkeit auch unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit“, macht Schürmann. Sieht man einmal von einem Sondereffekt durch einen Beitrag zur Einlagensicherung ab, wies die Ergebnisentwicklung bisher stets nach oben, sagt Schürmann. „Man sieht bei uns in jedem Jahr Dividende. Damit komme ich zurück auf unser ganz langweiliges Geschäftsmodell aus Einlagen und Krediten.“

Die älteste Nachhaltigkeitsbank sei die GLS Bank, die die Umweltbank überholt habe. Alle Nachhaltigkeitsbanken wachsen überdurchschnittlich, insbesondere die Triodos Bank. Etwa 3 Mio. Menschen in Deutschland haben ein ausgeprägtes soziales und ökologisches Gewissen, zeige die Marktforschung. 13,2 Mio. Deutsche haben ein Bewusstsein für soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit und können als „nachhaltigkeitsorientiert“ bezeichnet werden. Schürmann beruft sich auf die „Social Banking Study „2012“ der zeb rolfes.schierenbeck.associates.

„Der Aufwand zur Kundenakquisition ist bei uns etwas höher, da wir sehr viele Fragen unserer Kunden beantworten müssen. Haben wir aber einmal einen Kunden überzeugt, bleibt uns der Kunde.“ Die Triodos Bank verliere kaum jemals einen Kunden. Zu den Erfolgsfaktoren der Bank gehöre auch die Transparenz, denn bei der Triodos Bank könne jeder Anleger erfahren, wofür sein Geld verwendet werden. Die Triodos Bank stelle volle Transparenz über die finanzierten Projekte her. Die Kreditnehmer seien mit dem daraus resultierenden Werbeeffekt für die Projekte der Kreditkunden der Bank einverstanden.

„Wir haben extrem gebildete Kunden. Mit den gewöhnlichen Marketingmaßnahmen brauchen wir also gar nicht erst anzufangen. Wir leben Diaolog. Die Triodos Bank sucht den Kontakt mit ihren Kunden.“ Facebook, Blog, YouTube, Newsletter und Kunden-Dialoggruppe und Veranstaltung gehören zu den selbstverständlichen Kompenten der Kommunikation bei der Triodos Bank.

„Wir haben 2009 die Global Alliance for Banking on Values, GABV, mit gegründet.“ Die GABV vereine die weltweit größten Nachhaltigkeitsbanken. Vergleiche man die so genannten „systemrelevanten“ Banken mit den Nachhaltigkeitsbanken, sei das Ergebnis kaum überraschend, dass die Nachhaltigkeitsbanken wesentlich stärker wachsen. „Wir waren aber überrascht, als wir die Effizienz analysierten.“ Nachhaltigkeitsbanken haben einen besseren Return on Equity (ROE 2007 ibs 2010), der auch weniger volatil ist. Immerhin wurde gut ein Prozentpunkt mehr im Durchschnitt von Nachhaltigkeitsbanken erwirtschaftet.

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Erfolgsstrategie mit Aktien oder Renten?

Von Dr. Oliver Everling | 13.Mai 2012

Neu im Buch „Aktien oder Renten? Die Erfolgsstrategie“ aus dem Uhlenbruch Verlag 2012 (ISBN 978-3-933207-77-7) ist eigentlich nur der Beitrag „Aktien oder Renten? Entwicklung innovativer Anlagekonzepte auf Basis der Erfolgsstrategie“ auf den Seiten 137 bis 162, das Vorwort der Autoren und das Geleitwort von Daniel F. Just. Alle anderen Artikel sind in verschiedenen, namhaften Publikationen bereits von den beiden Autoren des Buches veröffentlicht worden, Dr. Hubert Dichtl und Dr. Christian Schlenger, geschäftsführende Gesellschafter der alpha portfolio advisors GmbH mit Sitz in Bad Soden am Taunus.

Dichtl und Schlenger beraten institutionelle Anleger in konzeptionellen und praktischen Fragen der Dynamischen Asset Allocation. Mit Stolz können die Autoren auf einen in der Zeitschrift „Die Bank“ schon 2002 veröffentlichten Artikel verweisen, der die Kernelemente der von ihnen entwickelten und damals als „Best of Two“ bezeichneten Strategie bereits offenlegte. Wer heute allerdings nach „Best of Two“ im deutschen Internet sucht, landet auf der Website der DONNER & REUSCHEL, Privatbank seit 1798. Auf ihr Versäumnis, ihre erfolgreiche Strategie als Wortmarke schützen zu lassen, weisen die Autoren in ihrer Vorbemerkung hin. Seit 2010 sprechen Dichtl und Schlenger daher von „alphaport“, denn Rendite („alpha“) und Sicherheit („port“) kombinieren sich in einzigartiger Weise in ihrer Strategie.

Wer als institutioneller Investor „alphaport“ nicht kennt, muss mit diesem Buch eine Bildungslücke schließen. Der Nutzwert des Buches liegt darin, ein und dieselbe Strategie in mehreren Beiträgen präsentiert zu bekommen, die den Gegenstand aus immer wieder anderen Perspektiven betrachten. Daher erschließt sich das Konzept für den Leser besser, als wenn er seine Lektüre nur auf die neueste Veröffentlichung beschränken würde.

Da die Autoren schon im Jahr 2002 ihr Grundkonzept einer dynamischen Strategie zur risikokontrollierten Steuerung der Aktienquote im Zeitablauf so präsentierten, dass sie im Prinzip auch von anderen Investoren nachgebildet werden konnte, interessiert die Frage nach der eigentlichen operativen Arbeit der alpha portfolio advisors. Dichtl und Schlenger erlauben einen Einblick in ausgewählte Researchthemen und eine Vorstellung von möglichen Entwicklungspfaden zu entwickeln, die man auf Basis der aphaport Strategie einschlagen kann.

Die Autoren unterscheiden drei Researchbereiche: Von besonderer Bedeutung seien das originäre Modellresearch und die Analyse der Erfolgsfaktoren. Hier gehe es im Kern um die Frage, wie die Modellformel, die zunächst einmal „tote Materie“ darstelle, in optimaler Weise mit Leben gefüllt werden könne. Der zweite Researchbereich beziehe sich auf die grundlegende Frage, welche Märkte und Assetklassen als „Underlyings“ für das Steuerungskonzept geeignet seien. Ihren dritten Researchbereich sehen die Dichtl und Schlenger in der Entwicklung innovativer Anlagekonzepte als „Königsdisziplin“.

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Modell „Bad Bank“

Von Dr. Oliver Everling | 13.Mai 2012

Was haben die am 11. Dezember 2009 von der Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung (FMSA) errichtete Erste Abwicklungsanstalt und Everling Advisory Services gemeinsam? Zwei von drei Dreiecken des seit 1999 markenrechtlich geschützten Logos von Everling Advisory Services,  und beide haben mit Ratings zu tun – ansonsten sind die Gemeinsamkeiten begrenzt. Hier wie dort stilisieren die Dreiecke im Logo also den ersten Großbuchstaben des Alphabets.

Vom Triple A (AAA) zur AbwicklungsAnstalt (AA), das ist das Schicksal der WestLB. Aufgabe der Ersten Abwicklungsanstalt ist es, von der WestLB zum Zwecke ihrer Stabilisierung und der Stabilisierung des Finanzmarkts Risikopositionen und nichtstrategienotwendige Geschäftsbereiche mit einem Gesamtvolumen (nominal) von ursprünglich rund 77,5 Mrd. EUR zu übernehmen und diese abzuwickeln. Warum die Rettung der WestLB für den Steuerzahler günstiger durch die Gründung der Ersten Abwicklungsanstalt darstellbar ist als durch andere Maßnahmen, das zeigen Beiträge im neuen Buch von Markus Bolder und Matthias Wargers, beide Vorstandsmitglieder der Ersten Abwicklungsanstalt (EAA), eine organisatorisch und wirtschaftlich selbstständige, teilrechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts innerhalb der FMSA.

Bolder und Wargers gelingt es mit ihrem Titel „Modell ‚Bad Bank': Hintergrund – Konzept – Erfahrungen“ (ISBN 978-3-8349-3345-4, www.gabler.de) nicht nur die rechtlichen und theoretischen Grundlagen zu vermitteln, sondern auch einen Praxisbericht zur Arbeit der EAA vorzulegen. Das Buch beleuchtet die wirtschaftlichen und rechtlichen Hintergründe, die Kernkompetenzen udn übergeordneten Fragen der Steuerung sowie die operative Umsetzung in insgesamt vierzehn Beiträgen namhafter Experten.

Der Leser erfährt von Prof. Dr. Stephan Paul zunächst, wie es zur Banken-, Wirtschafts- und Politikkrise kommen konnte, um dann durch Prof. Dr. Markus Rudolf alternative Konzepte zur Rettung angeschlagener Banken zu verstehen. Die Entstehung von Abwicklungsanstaltunge im rechtlichen „Wettbewerb der Systeme“, Lösungsansätze zur Übertragung von Portfolios und nciht strategienotwendigen Geschäftsbereichen auf eine „Bad Bank“ sowie die Rechtsaufsicht über Abwicklungsanstalten durch die FMSA stehen im Mittelpunkt des ersten Teils des Buches.

Im zweiten Teil geht es um die Separierung und Abwicklung von Kreditportfolios, die Herleitung und das Design eines Target Operating Models für Bad Banks, das operative Modell der EAA mit intelligenter Dienstleister und Geschäftsprozesssteuerung sowie weitere rechtliche Fragestellungen.

Hinsichtlich der operativen Umsetzung werden im dritten und letzten Teil des Buches Antworten auf Fragen nach der Steuerung und dem Controlling bzw. dem Umgang mit Risiken in einer Abwicklungsanstalt, nach dem Treasury (Refinanzierung), nach der Rechnungslegung und schließlich auch nach dem Berufsbild des „De-Investitionsbankers“ sowie der Öffentlichkeitsareit beantwortet.

Das Buch ist eine hervorragende Idee, um jenseits von Talkshows zumindest im Fachpublikum ein fundiertes Verständnis für Notwendigkeit sowie Aufbau (und „Abbau“) von Abwicklungsanstalten zu schaffen. So werden beispielsweise die Vorteile einer Abwicklungsanstalt im Rating aufgezeigt, welche Möglichkeiten sich durch ein besseres Rating eröffnen, um einerseits den für eine Abwicklungsanstalt notwendigen Kapitalbedarf zu decken und andererseits dem gesunden Teil der notleidenden Bank wieder Handlungsfähigkeit zu verschaffen.

Obwohl sich das Buch um die Erfahrungen aus der Arbeit der EAA dreht, vermittelt es auch Einblicke in alternativ mögliche Ausgestaltungsformen, wie strukturierte Lösungen durch Garantien oder Off-Balance-Sheet SPV einerseits sowie separate Einheiten wie interne Restrukturierungseinheiten und Ausgründung einer Bad Bank (wie im Falle der EAA der WestLB) andererseits.

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Nachhaltigkeit – Verliererin unter den Topthemen

Von Dr. Oliver Everling | 11.Mai 2012

Ausgabentransparenz und Risikomanagement sind die Topthemen 2012 in den Einkaufsabteilungen deutscher Unternehmen. Das belege eine aktuelle Befragung des Wirtschaftsinformationsdienstes D&B Deutschland unter Deutschlands führenden Einkäufern, berichtet Michael Seifert, Experte für Supply Management Solutions bei D&B Deutschland. Risikomanagement sei mit der Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Prioritätenliste der Einkäufer gelangt und dort seither geblieben.

Ausgabentransparenz sei auch schon vor der Krise wichtig gewesen. „Nicht zuletzt durch die Krisenjahre 2008/2009 ist die Bedeutung der Beschaffungsabteilungen in den Unternehmen immens gestiegen“, erläutert Seifert. „Der Einkauf wird als bilanz- und gewinnrelevante Komponente zunehmend ernst genommen und ist deshalb gezwungen, mit Ausgaben und Risiken angemessen umzugehen.“

Global Sourcing – Beschaffung ist für Unternehmen mittlerweile eine globale Angelegenheit. Großunternehmen sowie große Mittelständler realisieren die Hälfte ihres Einkaufsvolumens oder mehr im Ausland. Auch bei kleinen Unternehmen wächst der Anteil ausländischer Märkte an der Gesamtbeschaffung. Nur eines von fünf Unternehmen kauft laut Umfrage heute noch „vor der Haustür“ ein. In dem Maße wie die Internationalisierung zunimmt, steigt auch die Komplexität der Prozesse.

Die Umfrage zeige, dass der Durchschnittswert bei der Benotung der Qualität des Risikomanagements im Vergleich zum Vorjahr deutlich gefallen sei: um eine halbe Note. Insgesamt bestehe seit dem Ende der Finanzkrise ein Trend zur Verschlechterung des Risikomanagements im Einkauf. Immer weniger Einkäufer bezeichnen ihre eigenen Bemühungen auf diesem Gebiet als gut oder besser. Seifert scheint es, als fehle der Druck der Krise. „Die früher geäußerten Bekenntnisse zur weiteren Professionalisierung des Risikomanagements bleiben wohl vorerst Lippenbekenntnisse.“

Seifert sieht einen Trend zur Performance-Verschlechterung – das erreichte Niveau der Ausgabentransparenz beurteilen die Befragten im Vergleich zu den Ergebnissen von 2010 schlechter. „Mit den Anforderungen und der Komplexität, die eine internationale Beschaffungsstrategie mit sich bringt, wächst gleichzeitig auch der Anspruch an die Ausgabentransparenz“, so Seifert weiter.

Ende 2010 – mit dem Ausblick auf 2011 – sahen die Einkäufer das Thema „Nachhaltigkeit“ noch auf Platz zwei ihrer Prioritätenliste. Rückblickend auf das vergangene Jahr landet die Nachhaltigkeit nun auf dem vorletzten Platz des Rankings. Daran ändert vorerst auch nicht, dass sie für 2012 wieder höher priorisiert wird. D&B hat im Hinblick auf die besondere Bedeutung des Themas die Teilnehmer noch einmal gezielt befragt. Die Ergebnisse werden derzeit ausgewertet und später in einer gesonderten Studie veröffentlicht, kündigt der Spezialist aus Darmstadt an.

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Flusskreuzfahrt im Aufwind

Von Dr. Oliver Everling | 10.Mai 2012

Mississippi, Amazonas, Wolga, Nil, Zambezi, Mekong und Yangtze – das sind die wichtigsten Flusskreuzfahrtgebiete jenseits von Rhein, Main, Mosel, Donau, Douro, Po, Rhone, Saone und Seine. Das Gebiet zwischen Nordsee und Schwarzem Meer ist das interessantes insbesondere für diejenigen, die Europa entdecken wollen. „Sie packen den Koffer einmal aus und einmal ein und sind ein, zwei oder drei Wochen unterwegs“, sagt Helge Grammerstorf, Geschäftsführer der SeaConsult aus Hamburg.

Nur etwa 14 % seien jünger als 48 Jahre. Der demografisch Effekt, der aus den geburtenstarken Jahrgängen resultieren wird, liegt auf der Hand. Der Boom bei der Flusskreuzfahrt werde derzeit durch Amerikaner ausgelöst, die ein starkes Wachstum zeigten, gefolgt von Briten und Australiern. Es gebe eine ganze Reihe von Schiffen, die ausschließlich mit amerikanischen oder deutschen Gästen fahren würden. Der größte und stark steigende Markt der Zukunft sei China: „Die Chinesen fangen an, individuell zu reisen“, sagt Grammerstorff voraus. Gut die Hälfte der Reisenden sind international immer noch deutschsprachig, also Deutsche, Österreicher oder Schweizer.

Typische Flusskreuzfahrtschiffe haben 110 Meter Länge für 140 Passagiere oder 135 Meter Länge für ca. 180 Passagiere bei einer Breite von 11,45 Meter, Tiefgang von 1,6 Meter und einer Höhe von 6,5 Meter mit einem Steuerhaus, das sich versenken lässt, so dass diese Schiffe auch durch niedrige Brücken hindurchkämen. Insbesondere Rumpf müsse möglichst leicht gebaut werden, damit der Tiefgang nicht zu groß werde und das Schiff auch noch bei niedrigem Wasserstand noch fahren könne.

12,6 Mio. € bis 18,8 Mio. €, also pro Bett 90′ bis 130′ €, sind die typischen Investitionskosten. Grammerstorf gibt weitere Kennzahlen, um die betriebswirtschaftlichen und technischen Aspekte des Investments in Kreuzfahrtschiffe zu verstehen. „Alles das, was Sie sonst an Schiffen haben, wie Korosion, haben Sie auf den Flüssen nicht. Die Schiffe werden sehr, sehr schonend eingesetzt. Deshalb werden sie so alt. Immerin 6% der Schiffe bringen ihren Eignern mehr als 54 Jahren Erträge. 22 % sind jünger als 5 Jahre. „Die Schiffe sind alle beschäftigt. Der einzige Engpass sind die Liegeplätze in den Häfen.“ Nicht alle Kommunen bauen die Häfen zu den benötigten Kapazitäten aus, um den Zustrom von Touristen aus der Kreuzfahrtschiffahrt zu erlauben.

Grammerstorf sprach auf der Scope Investment Conference Geschlossene Transportfonds in Frankfurt am Main. „Flusskreuzfahrtschiffe gelten als attraktives Nischenprodukt“, begründet die Scope Group diesen Schwerpunkt der Konferenz. „Während die anderen Schifffahrtsmärkte einen negativen Trend aufzeigen, entwickelte sich der Touristikmarkt für Flusskreuzfahrten von Jahr zu Jahr positiv.“

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