Offenlegung bleibt dürftig

Von Dr. Oliver Everling | 9.Februar 2012

Nicht einmal die Hälfte der rund eine Million veröffentlichungspflichtigen Unternehmen hat aktuell ihren Jahresabschluss für 2010 veröffentlicht. Für den überwiegenden Teil war die verbindliche Abgabefrist der 31. Dezember 2011. „Unternehmen sollten die gesetzlich festgeschriebenen Fristen dringend einhalten, da Jahresabschlüsse für Banken und Auskunfteien wichtige Kennzahlen für die Bewertung enthalten“, erläutert Thomas Dold, Geschäftsführer D&B Deutschland. So sinken zwangsläufig die Kreditwürdigkeit und das Rating, wenn trotz abgelaufener Abgabepflicht nur veraltete Bilanzkennzahlen vorliegen. Zusätzlich müssen Unternehmen mit empfindlichen Strafen von staatlicher Seite rechnen.

Lediglich aus Kulanzgründen werden derzeit wohl noch keine Strafen verhängt. Unternehmen, die ihre Rechnungslegung nach dem Handelsgesetzbuch offenlegen müssen, können sie seit Anfang des Jahres 2010 nur noch in elektronischer Form an den elektronischen Bundesanzeiger übermitteln. Die Papierform ist nicht mehr erlaubt. Liegen Kennzahlen und Daten nicht pünktlich vor, wird per Gesetz das Bundesamt für Justiz aktiv. Es kann Ordnungsgelder von bis zu 25.000 € verhängen, wenn Unternehmen Unterlagen nicht, zu spät oder unvollständig einreichen. Diese Sanktionsmöglichkeit besteht zudem mehrfach und sogar gegen die gesetzlichen Vertreter der säumigen Gesellschaft.

Erfahrungsgemäß wird ein großer Teil der Jahresabschlüsse 2010 erst im ersten Quartal 2012 eintreffen. Damit überschreiten rund 57 Prozent der Unternehmen die Frist von zwölf Monaten. Sinn und Zweck der Publizität der Unternehmensrechnungslegung ist es aber, allen Interessierten (Geschäftspartner, Gläubiger, Gesellschafter u. a.) zeitnah einen Überblick über die aktuellen wirtschaftlichen Verhältnisse des Unternehmens zu verschaffen. Das ist insbesondere dann erforderlich, wenn Gläubigern gegenüber grundsätzlich nur mit dem Gesellschaftsvermögen gehaftet wird – wie etwa bei Kapitalgesellschaften.

Die Pflicht zur Offenlegung ist hier die Kehrseite der Haftungsbeschränkung. Die Publizität liegt somit im gesamtwirtschaftlichen Interesse. Die Pflicht zur Offenlegung kann sich aber auch aus dem Geschäftsgegenstand (z. B. bei Banken und Versicherungsunternehmen) ergeben. Für Investoren und Gläubiger gilt: Solange der Gesetzgeber hier nicht mit Sanktionen tätig wird, bleibt dieser Zustand wohl die nächsten Jahre erhalten. Darüber hinaus verzichten alle Säumigen freiwillig darauf, ihre Kreditwürdigkeit zu stärken – hauptsächlich zum Schaden der Unternehmen selbst.

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Für Portugal bleibt die Hoffnung

Von Dr. Oliver Everling | 9.Februar 2012

Die Feri EuroRating Services AG behält im Februar das Rating von Portugal bei. Die Bonitätseinschätzung von D- signalisiert ein hohes Risiko, dass Portugal seine Verpflichtungen nicht vollständig erfüllen wird. Eine akute Gefahr eines kurz bevorstehenden Schuldenschnitts sieht Feri jedoch derzeit nicht.

Im laufenden Jahr wird die Wirtschaftsleistung Portugals um mehr als drei Prozent sinken. Das Staatsdefizit wird trotz der eingeleiteten Sparmaßnahmen erneut deutlich mehr als fünf Prozent des BIP ausmachen und die Gesamtverschuldung damit weiter steigen. Ähnlich wie Griechenland kämpft auch Portugal mit dem Problem einer grundsätzlich wenig wettbewerbsfähigen Wirtschaft und einer im europäischen Vergleich schwachen industriellen Basis.

Die daraus folgende Wachstumsschwäche des Landes verschärft sich durch die geografische Lage am Rande Europas und die hohe Abhängigkeit vom ebenfalls krisengeschüttelten Spanien. Die wirtschaftlichen Perspektiven Portugals bleiben deshalb auch für die kommenden Jahre verhalten: 2013 wird die Wirtschaft nach unserer aktuellen Prognose stagnieren und ab 2014 um etwa ein Prozent jährlich wachsen.

Dennoch ist die Lage Portugals deutlich weniger dramatisch als in Griechenland. Der Schuldenstand überschreitet zwar die 100-Prozent-Marke, ist aber dennoch weit entfernt von der ausweglosen Situation Griechenlands. Die portugiesische Regierung hat in der jüngeren Vergangenheit Reformwillen gezeigt, und wir schätzen die Durchsetzbarkeit weiterer notwendiger Schritte optimistischer ein als für Griechenland. Wir prognostizieren deshalb keine fortdauernde Abwärtsspirale in Portugal, sondern eine allmähliche, wenn auch schwache wirtschaftliche Erholung. Der Schuldenstand könnte ab 2015 allmählich sinken. Ein Schuldenschnitt wie in Griechenland steht nach unserer Einschätzung damit nicht unmittelbar auf der Tagesordnung.

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Zeichen stehen weiterhin auf Wachstum

Von Dr. Oliver Everling | 7.Februar 2012

Die Zahlungsmoral deutscher Unternehmen hat sich zum Jahresauftakt trotz der weiter schwelenden Schuldenkrise in der Eurozone und der Unsicherheit an den Finanzmärkten erneut leicht verbessert. Der im Auftrag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX erstellte D&B-Zahlungsindex stieg im Januar auf 87,83 (Dezember: 87,75) Punkte und erreichte damit einen neuen Höchststand, wie der Wirtschaftsinformationsdienstleister D&B am Dienstag in Darmstadt mitteilte.

Gemäß Meldung von D&B bezahlen die deutschen Unternehmen ihre Rechnungen so pünktlich wie noch nie. D&B-Geschäftsführer Thomas Dold begründete dies mit der vergleichsweise guten konjunkturellen Situation Deutschlands. Dun & Bradstreet (D&B) wurde übrigens schon 1841 in New York als „Mercantile Agency“ gegründet und feierte 2011 170-jähriges Jubiläum. Als Weltmarktführer für Wirtschaftsinformationen und Firmenbewertungen verfügt der Dienstleistungskonzern über die größte Erfahrung und Kompetenz am Markt. Zusammen mit den bonitätsgeprüften, qualitativ hochwertigen Daten aus über 200 Ländern ist das die Basis für anhaltendes Kundenvertrauen.

„Die Zeichen stehen derzeit weiterhin auf Wachstum“, sagte er. „Es ist ein solides Wachstum, welches sowohl auf guten Exportzahlen fußt als auch auf einer starken Binnenkonjunktur.“ Das Bruttoinlandsprodukt werde zwar im laufenden Jahr nicht so stark zulegen wie 2011. „Die deutsche Wirtschaft wird aber im laufenden Jahr trotzdem wachsen.“

Die Unternehmen könnten in den kommenden Monaten mit einem stabilen Umsatz rechnen. „In Verbindung mit der aktuellen Geldpolitik der EZB ist damit in den Unternehmen absehbar die Verfügbarkeit liquider Mittel gesichert“, sagte Dold. „Somit sehen wir bei der Zahlungsmoral keinen Anlass zu Sorge. Sie wird sich weiterhin auf ihrem sehr guten Niveau bewegen.“

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BIG bestmöglich

Von Dr. Oliver Everling | 7.Februar 2012

Mit der Direktkrankenkasse BIG direkt gesund hat sich eine weitere Kasse der Assekurata-Finanzprüfung für gesetzliche Krankenversicherer gestellt. Die Prüfung ist ein Bestandteil des ganzheitlichen Ratings der BIG vom August 2011, in dem der Kasse eine sehr gute Unternehmensqualität (A+) bescheinigt.

Der BIG gelang es im Jahr 2010, ihren Versichertenbestand entgegen dem Markttrend um 1,39 % auszubauen. Dementsprechend stark beurteilt Assekurata die Wachstumssituation. Dies verdeutlicht, dass die Direktkrankenkasse trotz einheitlichem Beitragssatz weiterhin für internetaffine Versicherte sehr attraktiv ist. Sowohl die erfolgreiche vertriebliche Positionierung der Kasse im Internet als auch das Risikomanagement stützen die hervorragende Beurteilung des Managements. Auch hier erreicht die BIG die höchste Bewertungsklasse. Insbesondere die finanziellen Risiken der Kasse sind nach Auffassung der Assekurata-Analysten unterdurchschnittlich ausgeprägt. So hat sie keine Kreditverpflichtungen und muss auch keine Pensionsrückstellungen für ihre Mitarbeiter bilden. Da sie als Direktkrankenkasse keine Geschäftsstellen und keinen Außendienst finanziert, wendete sie für die Verwaltung ihrer Versicherten im Jahr 2010 lediglich 95,93 € pro Kopf auf, während der Marktdurchschnitt bei 136,24 € je Versichertem liegt. Dies ist ein wichtiger Grund für die starke Finanzsituation der Kasse. Zum Jahresende 2010 konnte sie ihre Ausgaben für überdurchschnittliche 25,41 Tage aus vorhandenen Mitteln finanzieren (Markt: 12,27 Tage).

Finanzanalysen bei Krankenkassen geben den Versicherten Orientierung
„Im Ergebnis können wir der BIG mit einer starken Finanzsituation das bestmögliche Urteil bescheinigen“, fasst Guido Leber, Bereichsleiter Anlayse bei Assekurata die Urteile zusammen. Die starke Finanzsituation des Unternehmens verdeutlicht, dass ihre Kunden bei einer finanziell soliden und erfolgreichen Kasse versichert sind. Auch weitere Kassen sind nach Angaben von Leber daran interessiert, die finanzielle Transparenz in der GKV zu fördern. „Besonders erfolgreich wirtschaftende Krankenkassen sind zunehmend bereit, ihre finanzielle Situation extern untersuchen und dokumentieren zu lassen. So können sie sich im Markt als finanziell solide positionieren“, beschreibt er die aktuelle Situation.

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Deutschland in der Falle der PIGS

Von Dr. Oliver Everling | 6.Februar 2012

„Europäische Zentralbank hat sich binnen weniger Wochen vollständig aus ihrer Aufgabe verabschiedet, für einen stabilen Geldwert zu sorgen“, schreibt Roland Tichy, Chefredakteur der WirtschaftsWoche. Die EZB „betreibt vielmehr direkte Fiskalpolitik, indem sie Hunderte von Milliarden an Euro für die klammen Staatshaushalte druckt.“

TIchy warnt davor, das Problem zu unterschätzen: „Der wahre Umfang dieser Finanzierung über die Druckerpresse ist der deutschen Öffentlichkeit noch gar nicht bekannt. Die Bundesregierung beschönigt dies, um ihr Versagen nicht offenkundig werden zu lassen. Und Medien, Sozialdemokraten und Grüne haben es nicht begriffen oder verschweigen es, um nicht als Anti-Europäer gebrandmarkt zu werden.“ Denn klar sei, dass Deutschland dafür hafte, wenn „neuerdings die griechische Zentralbank Schrottpapiere griechischer Pleitebanken als scheinbar solide Anleihen annimmt, dafür Milliarden an Euro hergibt, die dann wiederum in der Staatskasse landen und für die Deutschland bürgt.“

Die wirtschaftliche Logik erzwinge ein sofortiges Austreten aus der Euro-Zone, so Tichy. Der Chefredakteur ist besonnen genug, um auch die Konsequenzen des ökonomischen Kalküls zu erkennen: „Aber die politische Logik verbietet genau dies, weil dann Deutschland als der Zerstörer Europas an den Pranger gestellt werden würde. So sitzt Deutschland in der Falle, wie Sie nach der Lektüre unserer Titelgeschichte feststellen werden.“

Frank Schäffler von der FDP fordert unterdessen die Auflösung des staatlichen Zwangsgeldsystems, denn gäbe es kein staatliches Zwangsgeld, könnte sich jeder der Mithaftung für verantwortungslos handelnde Schuldenmacher entziehen. Der Ausweg aus der Krise besteht daher nicht in einer Antwort „ja“ oder „nein“ zum €uro,sondern in einem neuen, liberalen Geldsystem (http://www.frank-schaeffler.de/).

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Mit Kreditgebern auf Augenhöhe verhandeln

Von Dr. Oliver Everling | 6.Februar 2012

Betriebswirtschaftliche Beratung kompakt – das ist der Anspruch des neuen Buches von Carl-Dietrich Sander im NWB Verlag, Herne („Mit Kreditgebern auf Augenhöhe verhandeln, ISBN 978-3-482-69621-3www.nwb.de). Sander, Jahrgang 1951, kennt das Kreditgeschäft seit seiner Bankausbildung, seinem Betriebswirtschafts-Studium, als Diplomierter Bankbetriebswirt ADG und durch seine beruflichen Stationen bei der Deutsche Bank Saar AG (Prokura), Volksbank eG Kleve (Prokura) und Volksbank Neuss eG (Vorstandsmitglied) und seit 1998 als freiberuflicher UnternehmerBerater.

Sander legt einen Praxisleitfaden zur Bankenkommunikation für Unternehmer und Berater vor, der die Grundlagen einer Kreditentscheidung und typische Kreditunterlagen ebenso vermittelt wie die Möglichkeiten und Ansatzpunkte in Verhandlungen über Kreditkonditionen: „Banken verstehen – erfolgreich verhandeln“ lautet sein Credo.

Bei dem Buch von Sander handelt es sich nicht um einen solcher Titel, die von Consultants mit dem Ziel geschrieben werden, dem Leser auf vielen Seiten darzulegen, wie unverzichtbar es sei, einen teuren Consultant zu bezahlen. Wer das Buch aufschlägt, merkt vielmehr sofort, dass hier eine Fülle von praktischen Hinweisen und Fakten geboten wird. Schon Haptik und Optik sprechen für sich: In einem Griff erhält der Leser einen umfassenden Überblick nicht nur über elementare Anforderungen der Banken, sondern auch über die Hintergründe und Entscheidungsgrundlagen der Kreditgeber, an die diese gesetzlich oder aufgrund von Anforderungen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht gebunden sind.

Sander befasst sich mit den Gesprächsanlässen mit Kreditgebern und der jeweiligen Kommunikationsstrategie, mit den Gesprächspartnern und dem betrieblichen Rahmen, in dem diese arbeiten, mit dem engen rechtlichen „Korsett“ für Kreditgeber, den Grundlagen und dem Ablauf der Kreditentscheidung und damit, wie man den Kreditbedarf ermittelt und die Finanzierungsmöglichkeiten realistisch einschätzt.

„Behalten Sie die Deutungshoheit!“ Die Initiative liege beim Kreditnehmer, so Sander. Die typischen Kreditunterlagen seien aber die „unternehmerische Visitenkarte“. Nur wer die Sichtweise der Kreditgeber versteht, kann mit der Einbringung von Sicherheiten erfolgreich verhandeln. Sander arbeitet den Zusammenhang zwischen Sicherheiten und Kreditkonditionen heraus und leitet dazu an, Kreditverhandlungen mit Selbstbewusstsein und Gespür zu führen. Sander zeigt, wie aus den verschiedenen Formen des Kreditgesprächs, die unter Bezeichnungen wie Jahres-, Bilanz-, Rating- oder Zukunftsgespräch geführt werden, Früchte geerntet werden können und gibt abschließend einen Überblick über einschneidende Veränderungen unserer Bankenlandschaft.
Naturgemäß werden die für jeden Kreditnehmer entscheidenden Ratings an mehreren Stellen angesprochen.

Sander setzt sich kritisch mit den Möglichkeiten auseinander, auf ein gutes Rating hinzuwirken und glaubhaft gegenüber der Bank zu kommunzieren, ebenso wie mit Möglichkeiten, Ratings unabhängiger Agenturen in der Finanzkommunikation zu nutzen. Bei den Tipps und Empfehlungen des Autors kommen ihm sein langjähriges Erfahrungswissen zugute, denn er warnt ebenso vor überzogenen Erwartungen an ein externes Rating wie auch davor, die Bedeutung von Ratings zu unterschätzen.

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Plädoyer für transparente Kommunikationspolitik

Von Dr. Oliver Everling | 5.Februar 2012

Die Anwendung einer “transparenten Kommunikationspolitik“ eines an der Börse notierten Unternehmens mit dem Eigenkapitalgeber als auch mit dem Fremdkapitalgeber ist ein weitläufig bekanntes und auch in der jüngsten Vergangenheit oft angesprochenes Thema. “Doch stellt sich die Frage wie der Investor eine transparente Informationspolitik eines Unternehmens definiert?” Dieser Frage geht Metehan Sen in seinem Beitrag zu dem Buch “Transparenzrating – Wege zur effizienten Analyse und Bewertung der Rechnungslegung von Unternehmen“ nach (herausgegeben von Dr. Oliver Everling, Peter Schaub und Rolf Stephan, Gabler Verlag – Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, www.gabler.de, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-8349-3365-2).

Metehan Sen ist Vorstandssprecher der Franconofurt AG (www.franconofurt.de) und dort zuständig für die Verantwortungsbereiche Finanzen, Investor Relations, Controlling und Steuern. In seinem Urteil stützt er sich auf Kapitalmarkterfahrung bei Sal. Oppenheim, Credit Suisse und Barclays BZW. Er ist außerdem Aufsichtsratsvorsitzender des Tochterunternehmens OperaOne AG.

“Welches Ausmaß an Informationen ist notwendig, um die Geschäfts- sowie Finanzlage eines Unternehmens gut einschätzen zu können?” Die Lösung der durch das „Transparenzniveau“ hervorgerufenen Problematik könne sich sowohl für Eigenkapitalgeber/Fremdkapitalgeber als auch für Unternehmen als ein wesentlicher Erfolgsfaktor herausstellen.

Als Grundstein ist nach Sen die Festlegung eines Mindestmaßes an Informationen, welche von den Unternehmen veröffentlicht werden, erforderlich. Obwohl diese bereits durch regulatorische Anforderungen abgedeckt würden, sei hier eine Ausbaufähigkeit erkennbar. “Aufbauend darauf”, so Sen weiter, “ist das Management und der Eigenkapitalgeber/Fremdkapitalgeber verpflichtet, dass ‘optimale Transparenzniveau’ zu definieren. Ob sich eine genauere Eingrenzung dieser Thematik als richtungsweisend in der Finanzbranche etabliert und somit Anwendung durch Unternehmen findet, bleibt dahingestellt.”

Jedoch sei es im Zeitalter des Internets besonders wichtig, dass Unternehmen marktrelevante Informationen zeitnah publizieren und somit rechtzeitig den Investor informieren. “Es obliegt dem Unternehmen,” argumentiert Sen in dem Buchbeitrag, “inwieweit welche Mengen an Unternehmensinformationen und in welcher Häufigkeit dem Investor zur Verfügung gestellt werden. Nichtsdestotrotz sollte ein gewisses Gleichgewicht der Informationsverteilung vorliegen, damit keine Überflutung oder ein Mangel an Informationen entsteht. Deswegen wird die Erlangung eines optimalen Transparenzniveaus in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen.”

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Nachhaltigkeitsrating zeigt Bonität der Staaten

Von Joana Everling | 2.Februar 2012

Insgesamt 51 Staaten sowie die Europäische Union hat oekom research im Hinblick auf deren soziale und ökologische Zukunftsfähigkeit analysiert. Bewertet wurden unter anderem der Stand der Meinungs- und Pressefreiheit, die Investitionen in Bildung und moderne Infrastruktur sowie der Energiemix und der Umgang mit dem Klimawandel. Norwegen und Schweden konnten ihre Spitzenplätze verteidigen, Dänemark hat sich im Vergleich zum Vorjahr von Rang 9 auf Rang 3 verbessert. Ursache hierfür sind vor allem Verbesserungen im Umweltbereich, beispielsweise beim Klimaschutz und beim Energiemix. Österreich rangiert auf Platz 5 gefolgt von Deutschland auf Platz 6. Ebenso wie diese Länder erreichen auch die Schweiz, Großbritannien und Frankreich den oekom Prime Status, mit dem insgesamt 21 Staaten ausgezeichnet wurden. Er wird an Staaten vergeben, die den strengen von oekom research definierten Mindestanforderungen an eine verantwortungsvolle Gestaltung des politischen und gesellschaftlichen Systems genügen.

Den oekom Prime Status verpasst haben dagegen die südeuropäischen Krisenstaaten Griechenland, Italien, Portugal und Spanien. „Griechenland hat bereits schlechte Bewertungen in unserem Nachhaltigkeitsrating erhalten, als konventionelle Ratingagenturen hier noch Noten im A-Bereich verteilt haben,“ stellt Oliver Rüter, Research Director bei oekom research, fest. „Bei Investoren, die sich in der Vergangenheit am Nachhaltigkeitsrating orientiert haben, liegen heute keine griechischen Staatsanleihen im Depot.“

Die USA landen auf Rang 44. Viele der Hoffnungen, die mit dem Amtsantritt von Präsident Barack Obama verbunden waren, haben sich nicht erfüllt. So verweigern die USA nach wie vor einen konstruktiven Beitrag zum internationalen Klimaschutz und der Verbrauch an Energie und Ressourcen ist unverändert hoch. Die wachsenden Einkommensunterschiede führen zu sozialen Spannungen in der Gesellschaft, wie beispielsweise die Proteste der Occupy-Bewegung an der Wallstreet zeigen.

„Staaten, die in Bildung investieren, die die Erforschung und Entwicklung der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz fördern und ihren Bürgern Zugang zu modernen Informations- und Kommunikationsmedien verschaffen, legen damit die Grundlagen für eine positive wirtschaftliche Entwicklung des Landes,“ erläutert Oliver Rüter die Aussagekraft des Nachhaltigkeitsratings. Von ebenso hoher Bedeutung sind die rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Eine pluralistische Gesellschaft, in der die Bürger- und Menschenrechte, Presse- und Meinungsfreiheit umfassend gewährleistet sind und in der alle Bürger den Zugang zu staatlichen Leistungen unabhängig von ihrer Fähigkeit haben, Bestechungsgelder zu zahlen, findet in Krisensituationen andere Mechanismen der Konfliktlösung als Staaten, in denen diese Rechte eingeschränkt sind. Dies alles sind Faktoren, die sich positiv auf Leistungsfähigkeit eines Staates auswirken und damit auf deren Bonität.

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Gutes Rating geschäftsentscheidend

Von Dr. Oliver Everling | 1.Februar 2012

Die Hannover Rück zeigt sich zufrieden mit den Ergebnissen der Vertragserneuerungen in der Schaden-Rückversicherung zum 1. Januar 2012. ‚Wir haben im Durchschnitt bessere Konditionen und Raten erzielen können als im vergangen Jahr. In Segmenten, die von Naturkatastrophen betroffen waren, waren die Preiserhöhungen erwartungsgemäß besonders deutlich. Gleichwohl lässt sich für die gesamte Schaden-Rückversicherung noch nicht von einem harten Markt sprechen‘, erklärte der Vorstandsvorsitzende Ulrich Wallin.

Vom gesamten Vorjahres-Prämienvolumen in der Schaden-Rückversicherung (ohne fakultatives Geschäft und strukturierte Rückversicherung) in Höhe von 5.485 Mio. EUR standen zum 1. Januar 2012 knapp zwei Drittel der Verträge mit einem Volumen von insgesamt 3.477 Mio. EUR (63 %) zur Erneuerung an. Hiervon wurden Verträge im Umfang von 3.130 Mio. EUR verlängert, Verträge über 347 Mio. EUR hingegen gekündigt bzw. in veränderter Form erneuert. Inklusive der Zuwächse von 563 Mio. EUR aus neuen oder veränderten Verträgen und dank verbesserter Preise ergibt sich damit ein erneuertes Prämienvolumen von 3.693 Mio. EUR. Dies entspricht einem Zuwachs von 6 %.

Die Vertragserneuerungen zeigten abermals, dass die Finanzstärke eines Rückversicherers für Zedenten eine unverändert große Bedeutung hat. Ein sehr gutes Rating ist für einen Rückversicherer die Voraussetzung, um das gesamte Geschäftsspektrum angeboten und zugeteilt zu bekommen. Die Hannover Rück ist mit ihren hervorragenden Ratings (‚AA-‚ von Standard & Poor’s, Ausblick ‚stabil‘ und ‚A‘ von A.M. Best, Ausblick ‚positiv‘) einer der Rückversicherer, die diese Bedingung erfüllen.

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DNCA vertraut französischen Banken

Von Dr. Oliver Everling | 1.Februar 2012

Der Pariser Asset Manager DNCA Finance bewertet die Aussichten für den Bankensektor mit Blick auf 2012 wieder etwas positiver. Jean-Charles Mériaux, Leiter des Fondsmanagements bei DNCA Finance, zeigt sich von der Herabstufung französischer Banken durch Standard & Poor’s (S&P) unbeeindruckt und hält erstmals seit Oktober 2008 wieder Bankentitel im Portfolio.

 Jean-Charles Mériaux, Leiter des Fondsmanagements bei DNCA Finance„Der Herabstufung von Crédit Agricole und Société Générale durch S&P sowie der negative Ausblick für die Kreditwürdigkeit von BNP Paribas lässt uns weitestgehend kalt“, so Jean-Charles Mériaux. „Es ist klar, dass die Bewertung eines Landes eng mit den Institutionen, die indirekt vom Staat unterstützt werden, verflochten ist und entsprechende Auswirkungen hat.“ Mériaux hat kürzlich BNP Paribas-Titel in das Portfolio seines Aktienfonds Centifolia aufgenommen.

Seit Oktober 2008 hatte der Fondsmanager Bankaktien bisher aufgrund ihrer Komplexität und des starken Exposures gegenüber Staatsschulden strikt gemieden. Infolge der Krise hat die Branche laut Mériaux jedoch entscheidende Fortschritte gemacht: So sind die Zeiten, in denen die Banken verstaatlicht und unter politischer Kontrolle waren, vorbei. Geldhäuser, die 2008 staatliche Hilfen bekommen hatten, haben das Geld schnell zurückgezahlt und so auch dem Staat ein gutes Geschäft ermöglicht.

Der auf defensive Investments fokussierte Fondsmanager betont, dass er nur solche Bankentitel ins Portfolio aufnimmt, deren Geschäftsmodell er versteht und die seine Bewertungskriterien erfüllen. Laut Mériaux haben französische Banken zu Unrecht einen schlechten Ruf. Gleichzeitig zählt der Bankensektor für ihn immer noch zu den volatilsten Sektoren am Aktienmarkt, weshalb er bei der Titelauswahl vorsichtig bleibt.

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