Unmissverständliches von Ralph Brinkhaus
Von Dr. Oliver Everling | 9.Dezember 2010
Früher habe man sich nicht vorstellen können, mit einem Thema wie der Bankenregulierung auf der ersten Seite der BILD-Zeitung zu landen, erinnert Ralph Brinkhaus, MdB, Mitglied der Arbeitsgruppe Finanzen der CDU/CSU Bundestagsfraktion, Berlin/Gütersloh. Bei den Banken gibt es eine gewisse Skepsis, das sei die eine Seite des Spielfelds, die andere Seite sei, dass die Öffentlichkeit „fed-up“ mit den Banken sei. „Die Wut ist relativ groß, weil die Politik es nicht geschafft hat eine Antwort zu geben, aber was noch schlimmer ist: Die Branche hat keine Antwort gegeben.“
Brinkhaus spricht Fraktur. Nun sei die Politik gezwungen, Antworten zu geben. Die Banken haben insbesondere in der Kommunikation komplett versagt, macht Brinkhaus klar. Alle Spareinlagen garantieren, Griechenland garantieren – dann das750 Mrd. €-Paket, das müsse nun halten, sonst sei das Vertrauen der Bevölkerung weg. Basel III sei eine Teilantwort, die drei Dimensionen habe: Handeln auf der betriebswirtschaftlichen Ebene regulieren, Stärkung der Aufsichtsstrukturen und möglich machen, dass Banken ein Solvency-Problem auch tatsächlich ausleben, indem sie vom Markt verschwinden. Die Beteiligung an den Kosten der Krise sei für Banken unvermeidbar. Wenn Deutschland nicht die Regulierung mache, würden es bald andere machen, warnt Brinkhaus und wirbt für Unterstützung. „Von den anderen würden sonst die Dinge totreguliert“, befürchtet Brinkhaus.
Hiltrud Thelen-Pischke, Director, Financial Services, Servicebereich Regulatory, PricewaterhouseCoopers AG, sieht sich „zwischen den Stühlen“, also den Aufsehern und den Banken. Die Chance, interne Modelle zu nutzen, sei von den Banken genutzt worden. „Man ist immer hinten dran, zu spät gewesen, als man regulieren wollte.“ Als ein zusätzliches Instrument sieht Thelen-Pischke die Leverage-Ratio.
Axel Hörger, CEO Wealth Management, UBS Deutschland AG, Frankfurt, weist darauf hin, dass doch der größte Teil des Bankgeschäfts in Deutschland schon vor der Finanzkrise in öffentlicher Hand gewesen sei. Gerade auch bei öffentlichen Banken seien Fehler gemacht worden. In der öffentlichen Diskussion um die Rolle und „Schuld“ der Banken werde übersehen, wer die Verantwortung bei den öffentlichen Banken trage. Seit mehr als 20 Jahren werde argumentiert, es gibt zu viele Banken, zu viele Versicherungen. Nun könne es zu einer sehr schnellen Konsolidierung kommen. 16 bis 19 % hartes Eigenkapital sei für die UBS eine wahrscheinliche Größenordnung, das die Schweizer Finanmarktaufsicht FINMA entschlossen sei, den Wealth Management-Standort Schweiz zu verteidigen.
Dirk Jäger, Mitglied der Geschäftsführung, Bundesverband deutscher Banken, Berlin, pflichtet dem Gedanken bei, dass es nicht um die Kontroverse zwischen „privaten“ oder „öffentlichen“ Banken gehen könne. Dr. Mathias Hanten, M.B.L., HSG, Rechtsanwalt, Partner, DLA Piper, Frankfurt, erinnert daran, dass es um die Durchsetzbarkeit des Versprechens der Politiker, dass pauschal alle Einlagen sicher seien, schlecht bestellt sei, denn dieses sei nicht einklagbar.
„Der Souverän ist nicht der Aktionär,“ wirft der Bundestagsabgeordnete Brinkhaus ein, „sondern der Souverän ist der Bürger.“ Es sei in der Diskussion genau das eingetreten, was er befürchtet habe: „Sie haben keinerlei Sensibilität dafür, wie der Mensch auf der Straße tickt.“ Brinkhaus wirbt für mehr Verständnis für die Regulierungsabsichten aus der Politik: „Ihr Geschäftsmodell wird platt gemacht. Wenn Sie das jetzige Maß der Regulierung ablehnen, wird diese Regulierung nur die Ouvertüre sein.“
„Wer immer die Krise verursacht hat, auch die Landesbanken: Wenn wir das weiterhin immer nur durch die Brille des Aktionärs sehen oder aus der technischen Umsetzung, kriegen wir immer nur die Breitseite.“ Es könne nicht sein, so Brinkhaus, dass sich die Bankensäulen ständig gegenseitig in den Rücken fallen. „Was da in Basel abläuft, ist Industriepolitik, und das ist die eigentliche Katastrophe,“ nimmt Brinkhaus kein Blatt vor den Mund, „da jeder nur damit beschäftigt ist, seine momentanen Vorteile herauszuholen.“
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Solider Aufschwung in Deutschland
Von Dr. Oliver Everling | 7.Dezember 2010
Die Zahlungsmoral deutscher Unternehmen hat sich im November wegen der starken Entwicklung der Wirtschaft abermals verbessert, berichtet D&B. Der im Auftrag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX erstellte D&B-Zahlungsindex stieg damit bereits den 18. Monat in Folge. „In der guten Zahlungsmoral zeigt sich der solide Aufschwung, der getrieben von der Exportwirtschaft mittlerweile die gesamte Wirtschaft erfasst hat“, sagte D&B Geschäftsführer Thomas Dold am Dienstag in Darmstadt. „Auch im Inland steigt die Nachfrage und sorgt für ausreichend Liquidität in den Kassen der Unternehmen.“
Die verbesserte Lage bei der Inlandsnachfrage zeige sich im November vor allem bei der positiven Entwicklung der Zahlungsmoral beim Handwerk und dem Baugewerbe. Weiter kräftig zulegen konnte hier auch die Automobilbranche. Dort verbesserte sich die Zahlungsmoral im November erneut deutlich. Die Schuldenkrise in einigen europäischen Staaten habe dagegen bisher kaum Auswirkungen. Dies sei unter anderem auch zurückzuführen, dass die europäischen Krisenländer Griechenland, Irland, Portugal und Spanien selbst zusammen nur eine sehr kleiner Exportmarkt für Deutschland sind.
Der D&B-Zahlungsindex legte im November auf 84,28 (Oktober: 83,86) Prozent zu. Seit dem Tiefpunkt des Zahlungsindex im Mai 2009 verbesserte sich die Lage deutlich. Der Index sagt aus, dass im Oktober etwas mehr als 84 Prozent der Unternehmen fristgerecht bezahlten. Von den in Deutschland rund 4,5 Millionen aktiven Unternehmen zahlten der Studie zufolge rund 270.000 mehr Firmen ihre Rechnungen pünktlich als zum Höhepunkt der Krise. Der Indikator wird seit knapp zwei Jahren auf Monatsbasis veröffentlicht und fiel von Januar bis Mai 2009 deutlich – seit Juni des vergangenen Jahres erholt er sich allerdings wieder.
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Rotationsprinzip in der Unternehmensanalyse
Von Dr. Oliver Everling | 6.Dezember 2010
„Aberdeen Asset Management ist am 24. November von der renommierten Ratingagentur Feri EuroRating Services (www.feri.de) bei der Award-Verleihung für 2011 als ‚Bester Asset Manager Aktienfonds‘ in Deutschland und Österreich ausgezeichnet worden. Darüber hinaus ist der Aberdeen Global – Emerging Markets Equity Fund wie auch im Vorjahr als bester Schwellenländerfonds seiner Kategorie gekürt worden“, schreibt Aberdeen Asset Management Deutschland AG (www.aberdeen-asset.de) in einer Pressemitteilung.
Ausschlaggebend für die Siegerplatzierung war das beste quantitative und qualitative Ergebnis in der Vergleichsgruppe, berichtet Robert Bauer, Marketing & Communications / Investment Communications Manager bei Aberdeen Asset Management Deutschland AG. Bei der Auszeichnung wurde besonderes Augenmerk auf den Investmentprozess der Fondsgesellschaft gelegt. „Die Feri-Auszeichnung bestätigt unseren ausgewiesenen Investmentprozess, der auch in Deutschland bei Investoren einen exzellenten Ruf genießt“, erklärt Dr. Hartmut Leser, Vorstandsvorsitzender der Aberdeen Asset Management Deutschland AG.
Aberdeens Aktienanlageprozess ist seit den frühen 90er Jahren implementiert, heißt es aus der die Gruppe, die auch Immobilienanlagen von rund 25 Mrd. Euro in Spezial-Sondervermögen, Publikums- und Spezialfonds verwaltet und damit einer der vier größten Immobilien-Asset-Manager Europas ist. Der Aktienanlageprozess „wird weltweit konsequent und einheitlich umgesetzt und zeichnet sich durch eine intelligente kaufmännische Solidität aus.“
Alle Experten arbeiten ausschließlich im Team, berichtet die Gesellschaft, was eine größtmögliche Interessengleichheit gewähren soll. Selbst für die Unternehmensanalyse habe Aberdeen ein regelmäßiges Rotationsprinzip eingeführt. Zusätzliche strenge Risikokontrollen und die Nutzung von Diversifikationsmöglichkeiten stellen eine konservative Ausrichtung der Kundenportfolios sicher. Von insgesamt 570 Fondsmanagern und Experten weltweit sind 95 für die Assetklasse Aktien tätig. Dem Team Schwellenländer-Aktienfonds steht Fondsmanager Devan Kaloo vor, der von einem Team mit 30 Kollegen unterstützt wird.
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ISO-zertifizierte Markenbewertung
Von Dr. Oliver Everling | 3.Dezember 2010
Marken schaffen Wert. Für Verbraucher, die eine Marke begehren und verwenden, genauso wie für Unternehmen, denen die Marke gehört. Wie viel Wert – mit dieser Frage beschäftigt sich Interbrand seit über 25 Jahren. Die Markenbewertungsmethodik von Interbrand ist nun erfolgreich nach ISO 10668:2010 zertifiziert. Damit ist Interbrand, mit rund 40 Standorten auf allen Kontinenten, das erste nach ISO 10668 zertifizierte Markenberatungsunternehmen weltweit. Diese internationale Norm legt Grundanforderungen an die Verfahren und Methoden zur Bestimmung des monetären Wertes einer Marke fest. Die Norm definiert damit einen in sich stimmigen und zuverlässigen Ansatz zur Markenbewertung, welcher finanzwirtschaftliche, verhaltenswissenschaftliche und rechtliche Aspekte einschließt. Das auf ISO 10668 basierende Zertifizierungsprogramm wurde in Trägerschaft von Austrian Standards plus Certification erstellt. Das externe Zertifizierungsinstitut bescheinigt Interbrand, dass das Bewertungsverfahren von Marken dem internationalen Standard ISO 10668 Markenwertbewertung entspricht.
„Wir sind sehr stolz darauf, dass unsere Methode zur Ermittlung des finanziellen Wertes einer Marke als erste weltweit ISO-zertifiziert ist“, freut sich Nik Stucky, Global Practice Leader Brand Valuation von Interbrand. „Wir sind Pionier auf dem Gebiet der Markenbewertung. In über 25 Jahren haben wir im Auftrag zahlreicher Unternehmen aus den verschiedensten Branchen über 5.000 Markenbewertungen weltweit durchgeführt. Unsere Markenbewertungen schaffen einen hohen Nutzen in verschiedenen Anwendungen wie zum Beispiel bei finanziellen Transaktionen, dem wertschöpfungsorientierten Markenmanagement, im Controlling oder in der Berichterstattung. Mit der Zertifizierung nach dieser nunmehr international anerkannten Norm unterstreichen wir unseren eigenen Qualitätsanspruch sowie unsere Leistungsfähigkeit. Die Zertifizierung schafft Vertrauen bei unseren Auftraggebern. An der Zertifizierung erkennt der Kunde, dass unsere Methode den Anforderungen an die monetäre Markenwertbewertung entspricht.“
Dr. Holger Mühlbauer, Geschäftsführer des IT-Sicherheitsverbandes TeleTrusT Deutschland e.V., war Geschäftsführer im DIN Deutsches Institut für Normung e.V. und als Secretary für die Erarbeitung nationaler, europäischer und internationaler Dienstleistungsnormen sowie als Auditor für ISO 10668 involviert. Er führte die Auditierung am Sitz von Interbrand in Zürich aus und begrüßt das Vorangehen von Interbrand bei der freiwilligen Zertifizierung: „Anlass für das unter „Dienstleistungsnormung“ laufende ISO-Normungsprojekt waren fehlende, allgemein anerkannte einheitliche Anforderungen an Methoden der Markenwert-Messung; dies vor dem Hintergrund von Rechnungslegungsstandards, die eine stärkere Berücksichtigung und Aufschlüsselung von immateriellen Vermögenswerten in Konzernbilanzen bei kapitalmarktnotierten Unternehmen vorsehen. ISO 10668 ist die neue, international maßgebende normative Referenz für monetäre Markenbewertung. Mit einer ISO-Zertifizierung durch eine unabhängige Instanz können professionelle Markenbewerter wie Interbrand Seriosität unter Beweis stellen und dies im Wettbewerb deklarieren.“
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Aufgepasst: Kundenorientierung
Von Dr. Oliver Everling | 2.Dezember 2010
„Kundenorientierung – eine Frage der Aufmerksamkeit“ titelt der Bank-Verlag Medien, Köln, ein Pressemitteilung zu einem neuen Titel des Verlags. Warum eigentlich Kundenorientierung? Diese Frage ist angesichts des Vertrauensverlustes in der Finanzdienstleistungsbranche schnell beantwortet. Aber was gehört eigentlich zu einer Neuorientierung? Wie kann dies in der Praxis umgesetzt werden?
Im Rahmen einer halbtägigen Veranstaltung trafen in Frankfurt Autoren und Herausgeber der Buch-Neuerscheinung „Erfolgsfaktor Kundenorientierung“ zusammen, um diese Fragen zu erörtern und erste Antworten zu geben. In Zukunft wird es darauf ankommen, „den Kunden als Partner und nicht als Gegner zu verstehen“, seine Bedürfnisse ernst zu nehmen und neue Formen in der Finanzberatung zu finden, so konstatierten die Herausgeber des Werkes, Erich Borsch, Christian Friedrich und Tobias Haustein von der aixigo AG gleich zu Beginn (Bank-Verlag Medien GmbH, Köln, ISBN 978-3-86556-242-5, 320 Seiten, gebunden, 49,00 €, www.bank-verlag-medien.de).
Vor allem sei es wichtig, beim Anleger realistische Erwartungen über Risiken und Renditen einer Investitionsentscheidung zu wecken: ein Anspruch, der nur durch Klarheit, Wahrheit und Detailgenauigkeit erfüllt werden kann. Dr. Ulrich Stephan von der Deutschen Bank, der an dem Buchprojekt als Autor beteiligt war, beschreibt seine Sicht der Dinge wie folgt: „Banken wird diese Kundenbindung nur gelingen, wenn sie es schaffen, durch neue kooperative Verhaltensweisen in Orientierung an entsprechenden theoretischen Konzepten und praktisch bereits erfolgreichen Vorbildern das verloren gegangene Vertrauen zurückzugewinnen.“ Und Detlev Dietz und Martin Nitsche von der Commerzbank ergänzen: „Die Welt verändert sich und mit ihr die Bedürfnisse und Erwartungen der Kunden. Es ist deshalb unsere Aufgabe, zukünftige Entwicklungen frühzeitig zu antizipieren und unser Geschäft an den sich verändernden Kundenerwartungen auszurichten.“
Verfasst wurde das Buch von rund zwanzig Autorinnen und Autoren aus Privatbanken und Vermögensberatungsgesellschaften, einem Unternehmensberater, einem Rechtsanwalt und zwei Wirtschaftswissenschaftlern. „Mal pragmatisch, mal wissenschaftlich, philosophisch und gern provokant formuliert“ soll das Werk die gesamte Finanzdienstleistungsbranche bei der Entwicklung einer neuen Kundenorientierung unterstützen: durch die direkte Einbindung der Kunden, durch eine bedarfsgerechte Auswahl von Produkten und durch gute Beratungsprozesse.
Übrigens verzichteten sämtliche Autorinnen und Autoren auf ihr Honorar – zugunsten der „aixigo academy“. Diese unterstützt im größten Township Kapstadts, Khayelitsha, die schulische und berufliche Ausbildung von Kindern und Jugendlichen. Die Schirmherrin des Projektes, Renate Schrempp, lebt seit mehr als 25 Jahren in Südafrika und kümmert sich beratend und organisatorisch um die Umsetzung vor Ort.
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Mehr Produkte, weniger Anbieter
Von Dr. Oliver Everling | 2.Dezember 2010
Laut einer aktuellen Umfrage der Feri EuroRating Services AG erwarten Fondsanbieter für das Jahr 2011 überwiegend gutes oder sehr gutes Absatzpotenzial für Produkte mit Fokus auf weniger konservative Anlageklassen. Vor allem Aktienfonds mit Schwerpunkt auf Europa oder Schwellenländer stünden ganz oben auf der Liste. Bei Geldmarkt- und Immobilienfonds hingegen sehen die befragten Gesellschaften nur wenig Absatzchancen. Feri befragte für die Studie 56 Fondsanbieter danach, wie sie die Absatzpotenziale bestimmter Anlageklassen und -segmente im Jahr 2011 einschätzen.
Großes Potenzial sehen die Fondsanbieter auch für Produkte, die auf Alternative Investments, Wandelanleihen und gemischte Sondervermögen setzen. Bei Renten sind die Erwartungen gemischt: Während Staatsanleihen unter den Rentenpapieren die Liste mit dem schlechtesten erwarteten Absatzpotenzial anführen, werden Unternehmensanleihen nach Emerging Market Bonds im Fixed-Income-Segment am aussichtsreichsten eingeschätzt.
„Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass die Fondsanbieter an eine Rückkehr der Risikofreude der Anleger glauben und dabei vor allem auf eine weitere Rallye am Aktienmarkt setzen“, sagt Christian Michel, Teamleiter Fonds und Zertifikate bei der Feri EuroRating Services AG. „Neben Aktien sind zudem Absolute-Return-Konzepte sehr attraktiv. Mehr als 85 Prozent der befragten Gesellschaften erwarten hier im nächsten Jahr steigende Nettomittelaufkommen.“
Befragt nach den Absatzpotenzialen für einzelne Anlageklassen im Jahr 2011, schätzen 85 Prozent der Fondsanbieter diese bei Aktienfonds gut oder sehr gut ein und nur 9 Prozent als schwach. Bei Renten ist das Ergebnis weniger klar, hier sehen 63 Prozent gutes oder sehr gutes und 39 Prozent schwaches oder sehr schwaches Potenzial. Bei Aktien und Renten führt mit rund 23 und 25 Prozent der Nennungen jeweils das Schwellenländersegment die Rangfolge der besten Absatzchancen an. Das schlechteste Potenzial haben für die Fondsanbieter mit mehr als einem Drittel der Nennungen Staatsanleihen.
Sehr eindeutig fällt der Tenor bei den Absatzchancen für Geldmarktprodukte aus, die eine überwältigende Mehrheit von 94 Prozent als schwach oder sehr schwach einschätzt und lediglich 6 Prozent als gut. Bei Immobilienfonds erwarten immerhin noch 39 Prozent gute Absatzpotenziale, wobei eine Mehrheit von 61 Prozent schwache oder sehr schwache Mittelaufkommen erwartet.
Für gemischte Sondervermögen sehen sogar 21 Prozent sehr gute Absatzpotenziale und 64 Prozent gute. Ähnlich die Erwartungen für Alternative Investments: Hier versprechen sich 17 Prozent sehr gute und 63 Prozent gute Absätze. Bei Wandelanleihen-Produkten schätzt immerhin ein knappes Drittel der Fondsgesellschaften das Absatzpotenzial im kommenden Jahr schwach oder sehr schwach ein, mehr als zwei Drittel jedoch gut oder sehr gut.
Die erwarteten Absatzchancen finden sich auch in den Angaben zur Entwicklung der eigenen Produktpalette wieder: Bei Aktien, Renten, gemischten Sondervermögen und Alternativen Investments wollen jeweils mehr als 40 Prozent der Fondsanbieter ihr Produktangebot vergrößern oder sogar stark vergrößern und jeweils rund die Hälfte zumindest unverändert lassen.
Allgemein rechnen die Fondsgesellschaften mit einem steigenden Produktangebot. Feri-Analyst Michel hierzu: „Mehr als die Hälfte der Befragten planen, ihre eigene Produktpalette im nächsten Jahr zu erweitern und erwarten dies auch für die Branche insgesamt. Gleichzeitig rechnen aber ebenso viele Befragte damit, dass es 2011 zu einem Rückgang der Anbieterzahl kommen wird.“
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Assekurata-Folgerating für HUK-COBURG-Personenversicherer
Von Dr. Oliver Everling | 2.Dezember 2010
Die HUK-COBURG Lebensversicherung (HUK-COBURG-Leben) und die HUK-COBURG-Krankenversicherung AG (HUK-COBURG-Kranken) bestätigen erneut ihr sehr gutes Unternehmensrating (A+), erteilt durch die ASSEKURATA Assekuranz Rating-Agentur (www.assekurata.de). Beide Gesellschaften positionieren sich überdurchschnittlich mit einem jeweils exzellenten Urteil in der Teilqualität Unternehmenssicherheit.
Beide Personenversicherer zeichnen sich auch im Jahr 2010 durch eine exzellente Sicherheitsmittelausstattung aus, schreibt die ASSEKURATA Assekuranz Rating-Agentur. Zudem berücksichtigt Assekurata, dass die Personenversicherer im Bedarfsfall von der hohen Sicherheitsmittelausstattung der Konzernmutter profitieren können. Die HUK-COBURG-Leben hat sowohl ihr Eigenkapital (157,2 Mio. €) als auch ihre freie RfB (302,8 Mio. €) deutlich gestärkt. Gemessen am Kundenguthaben weist der Lebensversicherer eine Eigenkapitalquote von 2,35 % (Markt: 1,77 %) auf. Die Eigenkapitalquote der HUK-COBURG-Kranken erhöht sich von 10,50 % auf 11,27 % und zeigt für eine Tochtergesellschaft, die im Durchschnitt 12,03 % erreichen, ein gängiges Niveau. Das bestehende konzerneinheitliche Risikomanagementsystem erfasst die unternehmerischen Risiken sehr detailliert. Besonders im Hinblick auf die Anforderungen aus den Mindestanforderungen für das Risikomanagement (MaRisk VA) sowie aus Solvency II sieht Assekurata das Risikomanagement der HUK-COBURG als außerordentlich fortschrittlich an, so das Urteil der ASSEKURATA Assekuranz Rating-Agentur.
In der Kapitalanlage erzielt die HUK-COBURG-Leben auskömmliche Erträge zur Erfüllung der Zinsversprechen an die Versicherungsnehmer. Nach einem Rückgang des Rohüberschusses (142,6 Mio. €) im Jahr 2008, kann dieser aufgrund der Erholung an den Kapitalmärkten im Jahr 2009 deutlich gestärkt werden (227,2 Mio. €). Zudem zeichnet sich, so die Assekurata, die Erfolgssituation der HUK-COBURG-Leben in den vergangenen Jahren durch exzellente Kosten- und Risikogewinne aus. Die hohen Ergebnisbeiträge aus der Versicherungstechnik und die sicherheitsorientierte Kapitalanlagestrategie führen zu einer sehr guten Erfolgslage des Unternehmens.
Die Teilqualität Gewinnbeteiligung bewertet Assekurata mit sehr gut. Entsprechend ihrer Gewinnbeteiligungspolitik gewährt die HUK-COBURG-Leben ihren Versicherten eine zeitnahe Gewinnbeteiligung. Hinsichtlich der deklarierten laufenden Verzinsung weist das Unternehmen einen Zinssatz von 4,25 % (Markt: 4,19 %) aus. Zudem positioniert sich die Gesellschaft mit einer garantierten Beitragsrendite von 1,62 % auf Rang zehn der von Assekurata untersuchten 66 Marktteilnehmer und erwirtschaftet damit eine überdurchschnittliche Rendite.
Für ihre Kundenorientierung erhalten die beiden Personenversicherer jeweils ein sehr gutes Urteil. Die HUK-COBURG-Kranken überzeugt nach Meinung von Assekurata durch eine sehr intelligente Produkt- und Programmpolitik, die das Ziel eines „vernünftigen“ Versicherungsschutzes zu bezahlbaren Beiträgen verfolgt. Dies gelingt dem Unternehmen in hervorragender Art und Weise. Im Rahmen der aktuell durchgeführten Kundenbefragung bescheinigen die Kunden der HUK-COBURG-Kranken erneut das beste Preis-Leistungsverhältnis unter den von Assekurata gerateten Krankenversicherungsunternehmen (Assekurata-Durchschnitt). Bei der Kundenzufriedenheit profitiert die Gesellschaft auch vom Bekanntheitsgrad und dem positiven Markenimage der Muttergesellschaft HUK-COBURG. So sind rund 70 % der Kunden mit dem Image des Unternehmens vollkommen oder sehr zufrieden (Assekurata-Durchschnitt: 54,9 %). Zudem sind 91,3 % der HUK-COBURG-Kranken-Kunden dazu bereit, ihre Gesellschaft weiterzuempfehlen und 95,8 % geben an, dass sie ihren Vertrag erneut bei der HUK-COBURG-Kranken abschließen würden (Assekurata-Durchschnitt: 85,0 % bzw. 89,4 %).
Die günstige Kostensituation der HUK-COBURG-Kranken stellt in diesem Zusammenhang aus Sicht von Assekurata einen Wettbewerbsvorteil dar. Abschluss- und Verwaltungskostenquote machen zusammen lediglich 4,79 % der verdienten Beiträge aus (Markt: 11,04 %). Das Unternehmen beweist damit einen sehr verantwortungsbewussten Umgang mit den Kundengeldern. Auch deshalb ist die HUK-COBURG-Kranken in der Lage, ihre Produkte äußerst preisgünstig anzubieten. Die hervorragende Wettbewerbsposition und die sehr hohe Kundenzufriedenheit führen jedoch dazu, dass weniger Versicherte das Unternehmen verlassen als angenommen. Dies wirkt sich auch auf die Höhe des versicherungsgeschäftlichen Ergebnisses aus, da die HUK-COBURG-Kranken dadurch mehr Geld der Alterungsrückstellung zuführen muss, als in die Beiträge einkalkuliert ist. Dies führt, neben der allgemeinen Kostensteigerung im Gesundheitswesen, dazu, dass die versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote in 2009 gemäß dem Markttrend zurückgeht, mit 4,89 % jedoch deutlich unterhalb des Branchenniveaus von 8,12 % liegt. Die HUK-COBURG-Kranken hat auf diesen Umstand reagiert und die Kalkulation entsprechend angepasst. Die Kapitalanlage der Gesellschaft zeichnet sich durch eine vergleichsweise geringe Risikoexponierung aus und zielt auf die Sicherstellung der rechnungsmäßigen Verzinsung ab. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2009 erwirtschaftet das Unternehmen mit 4,48 % eine marktüberdurchschnittliche Nettoverzinsung (Markt: 4,27 %). Insgesamt wird die Teilqualität Erfolg mit weitgehend gut bewertet (Vorjahr: gut).
Die weiterhin sehr gute Beitragsstabilität der HUK-COBURG-Kranken zeigt sich vor allem in den niedrigen Anpassungssätzen, die im Sechsjahresdurchschnitt 2005 bis 2010 über den Gesamtbestand der Vollversicherung 4,24 % betragen. Der Assekurata-Durchschnitt, dessen Mitglieder mehrheitlich eine Positivauswahl des Marktes darstellen, beträgt 4,19 %. Zu berücksichtigen ist an dieser Stelle jedoch das im Marktvergleich geringere Beitragsniveau der HUK-COBURG-Kranken, was bedeutet, dass deren Kunden absolut gesehen weniger stark von Beitragsanhebungen betroffen sind, als bei den Vergleichsunternehmen.
Das gute Wachstum der HUK-COBURG-Leben wird durch die ausgezeichnete Wachstumsnachhaltigkeit unterstrichen. Die exzellente Stornoquote des Unternehmens in Höhe von 2,44 % (Markt: 6,08 %) ist ein Anhaltspunkt für eine ausgeprägte Kundenzufriedenheit. Hingegen konnte das Unternehmen erstmals im Jahr 2009 die auslaufenden Verträge nicht vollständig über das Neugeschäft kompensieren, wodurch es zu einem Bestandsabrieb kam. Das Beitrags- und Personenwachstum der HUK-COBURG-Kranken ist gegenüber vergleichbaren Wettbewerbern deutlich überdurchschnittlich. Zudem zeichnet sich das Neugeschäft durch eine hervorragende Bestandsfestigkeit und Qualität aus. Die Stornoquote und der Anteil an Nichtzahlern sind bei der HUK-COBURG-Kranken nur etwa halb so hoch wie im Markt üblich, was auf eine hohe Bestandsgüte schließen lässt. Diese Aussage hat auch in Anbetracht des hohen Anteils an Beihilfeversicherten Gültigkeit. Im Ergebnis wird die Teilqualität Wachstum/Attraktivität im Markt mit exzellent bewertet.
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Mit RENA nahen Unternehmensanleihen für Privatanleger
Von Dr. Oliver Everling | 1.Dezember 2010
Aktien von Unternehmen sind traditionell Gegenstand von Analystenkonferenzen, mit denen Aktiengesellschaften über ihre Vermögens-, Ertrags- und Finanzlage informieren und über ihre Strategie und Geschäftspolitik informieren. DVFA-Analystenkonferenzen (www.dvfa.de) zum Zwecke der Einführung von Anleihen in den Kapitalmarkt sind dagegen ein Novum, berichtet Prof. Dr. Wolfgang Blättchen von Blättchen Financial Advisory bei der Unternehmenspräsentation zur Platzierung einer Anleihe der RENA GmbH (www.rena.com). Analog zum „IPO“ wird inzwischen von IBO – „Initial Bond Offering“ – gesprochen.
IBOs werden durch den Markt “Bondm” ermöglicht. Der Markt wurde am 17. Mai 2010 als kapitalmarktorientierte Antwort auf die Probleme der Bankfinanzierung von der Börse Stuttgart ins Leben gerufen. Mit diesem Markt soll langfristiges Fremdkapital bereitgestellt und die Wachstumsfinanzierung für mittelständische Unternehmen abgesichert werden. Über eine „Zeichnungsbox“, Fax, Internet usw. und über den Emittenten lassen sich beim IBO die Anleihen zeichnen.
„Die Börse Stuttgart engagiert sich in ganz besonderem Maß für den Privatanleger“, berichtet Blättchen. Der Primärmarkt der Platzierung ist privatanlegerfreundlich ausgestaltet, indem z.B. in 1.000 € gestückelt wird, 50 bis 150 Mi. € Emissionsvolumen für ausreichend Material sorgen und das Mittelstandsrating, im Falle der RENA von der Euler Hermes Rating aus Hamburg (www.ehrg.de), für eine Bonitätseinschätzung bereit steht. Am Sekundärmarkt soll fortlaufende Transparenz gesichert sein, insbesondere auch ein jährliches Folgerating, sagt Blättchen.
Jürgen Gutekunst, Gründer und Geschäftsführer der RENA GmbH, stellt sein Unternehmen als ein stark wachsendes und profitables High-Tech Maschinenbauunternehmen dar, das im Jahre 1993 gegründet wurde und im Südschwarzwald ansässig ist. „RENA ist Weltmarktführer bei nasschemischen Produktionsanlagen für die Photovoltaik-Industrie. Zurzeit beschäftigt RENA 1.150 Mitarbeiter“, berichtet Gutekunst.
Das Unternehmen erwirtschaftete im ersten Halbjahr 2010 eine Gesamtleistung von 104,3 Mio. Euro. „Wir wollen uns darauf einstellen, pro Jahr um mindestens 20 % zu wachsen“, gibt Gutekunst die Ziele vor. „Wir gehen davon aus, dass insbesondere Asien, aber auch die USA, Solarparks aufbauen.“
Produktionsstandorte befinden sich in Deutschland und Polen. Darüber hinaus unterhält RENA eigene Service- und Vertriebsstandorte, insbesondere in Europa, China, Südkorea, Taiwan, Singapur und in den USA. Um die finanzielle Basis für das weitere Wachstum zu sichern, plant RENA die Platzierung einer Anleihe, die im Qualitätssegment „Bondm“ der Börse Stuttgart notiert werden soll.
Volker Westermann, Geschäftsführer der RENA GmbH, macht Vision und Anspruch seiner Gesellschaft klar: „Mit den innovativen, zukunftsweisenden Technologien von RENA werden die Wertschöpfungsprozesse immer wieder effizienter und kostengünstiger.“ Westermann nennt strategische Ziele: Mit neuen Technologien und Produkten zukünftig den CAPEX-Anteil von RENA-Anlagen im Wafer-, Frontend- und Backend Bereich zu verdoppeln, sukzessive den Verbrauchsmittelmarkt (Consumables) erschließen, konsequente Transformation von RENA hin zum „Serienhersteller von kundenindividuellen Produktionsanlagen“.
Mittels Optimierung der Supply Chain/Produktionsverfahren sollen nachhaltig die Herstellkosten gesenkt werden (Aufbau des weltweiten Sourcings, weltweite Produktion, neue Werkstoffe, etc.). Westermann spricht über den Ausbau des Vertriebs- und Servicenetzes und begründet den vergleichsweise späten Einstieg in Indien. „In Indien sind die Entwicklungen längst nicht so schnell wie in China.“
Westermann tritt der Vorstellung entgegen, man könne chinesische Mitarbeiter nicht ausreichend an das Unternehmen binden. „Unsere chinesischen Mitarbeiter sind RENA-Mitarbeiter und verstehen sich auch so“, sagt Westermann. „Wir halten eine einzigartige RENA Kultur über Standorte, Länder und Hierarchiestufen hinweg.“ Mittels fokussierter M&A Aktivitäten werden neue Geschäftsfelder profitabel bedient und durch ausreichende Liquiditätsmittel das Wachstum gesichert werden.
RENA plant einen Mittelzufluss aus der Anleihe in Höhe von brutto 75 Mio. €, die bis 15. Dezember 2015 läuft. 7 % p.a., jährliche Zinszahlung, Rückzahlungskurs zu 100 % nach Ablauf der Gesamtlaufzeit stehen ab 2. Dezember 2010 zur Zeichnung an. Die Ratingagentur Euler Hermes Rating (www.ehrg.de) wartet zu dieser Anleihe mit einem Rating BB+ auf.
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Europas Staatsschuldenkrise: Das „Endgame“ naht
Von Karl-Heinz Goedeckemeyer | 1.Dezember 2010
Am gestrigen Abend gab die Ratingagentur S&P bekannt, die kurz- und langfristigen Kreditbewertungen von Portugal auf „Creditwatch Negative“ zu setzen. Damit droht in den kommenden drei Monaten eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit Portugals.
Nach Island, Lettland, Rumänien, Ungarn und Griechenland ist Irland der sechste Staat der Europäischen Währungsunion, der in der aktuellen Krise die Hilfe anderer Staaten erhält, wobei die zuletzt genannten unter den in der Eurozone gespannten Rettungsschirm gekommen sind. Normalerweise müsste mit der Rettungsaktion in Irland Ruhe an den Märkten einkehren – doch weit gefehlt. Inzwischen ist an den Märkten längst eingepreist, dass auch Portugal demnächst unter dem Rettungsschirm von EU und IWF kommen wird.
Wie desolat die Lage Portugal ist, zeigt der am Dienstag veröffentlichte Finanzstabilitätsbericht, in dem die portugiesische Zentralbank vor einem Scheitern der Haushaltssanierung gewarnt hat. Sollte es nicht zu Maßnahmen kommen, die Staatsfinanzen glaubwürdig und nachhaltig zu konsolidieren, werde das Risiko für die Banken untragbar, heißt es. Da Portugal so gut wie „abgehakt“ ist, richten sich die Blicke der Investoren bereits auf Länder wie Spanien und Italien. Danach dürften Belgien und Frankreich ins Visier geraten – und letztendlich auch Deutschland.
Wenn man die Risikoaufschläge für die bedrohten Länder in der Peripherie genauer unter die Lupe nimmt drängt sich der Verdacht auf, ob diese längst insolvent sein müssten. Das heißt der Markt verlegt sein Augenmerk weg von den unmittelbaren Funding-Problemen hinzu Solvenz- und Liquiditätsfragen einzelner Länder. Dass dies nicht unbegründet ist, lässt sich an der Rettungsaktion für Irland ablesen. Die Iren müssen für Ihre Hilfen einen Zinssatz in der Höhe von 5,8 % an den Rettungsfonds (ESFS) zahlen. Hier stellt sich mit Blick auf die ohnehin schon schwierige Finanzlage des Landes die Frage, wie lange Irland diesen Schuldendienst wird leisten können?
Da das Wachstum des Landes in den kommenden Jahren deutlich unter dem, das Irland in den vergangenen Jahren generiert hat und unter den Durchschnitt der Eurozone liegen wird, stellt sich die Frage, wie Irland diese Schuldenlast ohne Restrukturierung leisten will. Dass der Markt nunmehr bereits von einer Insolvenz ausgeht, lässt sich auch an der Rendite der zehnjährigen Anleihen ablesen, die am Dienstag auf 9,5 % gestiegen ist. Zugleich sind auch die Risikoaufschläge von Italien und Spanien gegenüber 10-jährigen Bundesanleihen auf neue Rekordhöhen gestiegen – und zwar auf 189bp bzw. 266bp. Hinzu kommt, dass der griechische Finanzminister Papaconstantinou eine Verlängerung der Darlehnszahlung auf 2017 – statt 2014 und 2015 – erbeten hat, unter Inkaufnahme eines höheren Zinssatzes von 5,5 % auf 5,8 %. Ähnlich wie Irland werden die Griechen unter der schweren Zinslast ächzten.
Doch damit nicht genug: Am gleichen Tag hat die Europäische Kommission ihre Prognose für das Wachstum in der Eurozone für 2011 auf ein realistisches Niveau von 1,5 % gesenkt. Des Weiteren teilte die Institution mit, dass, Spanien sein Defizitziel nicht erreichen und dass alle Peripherie-Länder hinter den ursprünglichen Wachstumsprognosen zurück bleiben dürften. Was für eine Überraschung!
Was Investoren jedoch viel mehr beunruhigen sollte ist die Tatsache, dass deutsche Bundesanleihen, die bisher einen „safe-heaven“-Status genossen, in den letzten Handelstagen in Verbindung mit einem positiven Beta bis auf 2,75 % gestiegen sind. Die Belastungen aus den Rettungspakten zeigen also auch bei den Bundesanleihen ihre Wirkung.
Bisher ist der Markt davon ausgegangen, dass sich die Schuldenkrise auf die Peripherie begrenzen wird. Da sich jedoch die Krise in Europa weiter zuspitzt werden auch Spanien und Italien bald unter Druck geraten und wohlmöglich Hilfsgelder aus dem Rettungsfonds beanspruchen müssen. Während Spanien die Verschuldung aus dem privaten Sektor (Unternehmen und Haushalte) auf über 200 % des BIP gestiegen ist (nur Irland ist mit rund 340 % stärker verschuldet) und der immense Hauspreisverfall noch nicht gestoppt ist (immerhin sind die Immobilienpreise im Zeitraum 1990 – 2009 um 80 % gestiegen) und die Arbeitslosenrate im September mit 20,8 % einen neuen Höchststand erreicht hat, beläuft sich die Verschuldung in Italien auf etwa 130 % des BIP. Wenn man jedoch die Gesamtschulden beider Länder betrachtet wird die Situation bedrohlicher. Laut dem IWF belaufen sich die Schulden in Spanien auf 342 % und in Italien auf 298 % des BIP. Nur in Großbritannien liegen die Gesamtschulden mit 380 % des BIP noch höher.
Bislang hat Italien immer darauf verwiesen das die Staatschulden fast 100 % durch Ersparnisse der Haushalte gedeckt sind. Inzwischen hat sich jedoch einiges gegen Italien entwickelt. Da die Italiener nicht mehr so sparen wie in der Vergangenheit werden die Staatsschulden nun schon mit 45 % vom Ausland finanziert. Da auch das Wachstum im kommenden Jahr schwächer ausfällt als die Eurozone, und die Politik vor einem Scherbenhaufen steht, dürft es nur eine Frage der Zeit sein, wann Italien zu einer Gefahr für die Eurozone wird. Zur Finanzierung des Defizits wird Italien 367 Mrd. Dollar (2009-2013) aufbringen müssen, Spanien in der gleichen Zeit 333 Mrd. Dollar. Das heißt, dass auf beide Staaten den Großteil der Refinanzierungslasten in der Eurozone tragen.
Solange die Staaten ihre Schulden über eine grundlegende Restrukturierung nicht in den Griff bekommen, solange dürften die fundamentalen Probleme in der Eurozone nicht verschwinden. Mit Blick auf die jüngsten Rettungsaktionen drängt sich der Eindruck auf, dass die Staaten lediglich an den Symptomen herumdoktern und die Verantwortung für die Schuldenlast auf internationale Institutionen abwälzen, statt die wirtschaftliche Stagnation mit Budgetkürzungen in Verbindung mit einer grundlegenden Umstrukturierung der Wirtschaft offensiv angehen.
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Überzogene Spezialfonds-Regulierung
Von Dr. Oliver Everling | 26.November 2010
Peter J. Hadasch, Director Pension and Insurance der Nestlé Deutschland AG stellt Spezialfonds als ein Vehikel “Made in Germany” vor. Investoren sind institutionelle Anleger (Versicherungen, Pensionskassen, Verbände u.ä.). Es darf mit Einverständnis der Anleger von einzelnen gesetzlichen Vorschriften abgewichen werden. Es dürfen nur nicht natürliche Personen beteiligt sein und in der Regel ist an einem solchen Spezialfonds nur ein einziger Anleger beteiligt. Hadasch leitet seinen Vortrag mit einem Blick in „Wikipedia“ ein, „aus dem wohl 90 % der Bevölkerung ihr Verständnis des Begriffes bezieht“, begründet Hadasch auf der FAROS/itechx-Fachtagung “Master-KAG und Depotbank im Spannungsfeld neuer Regularien und steigender Kundenanforderungen” in Frankfurt am Main (www.itechx.de, www.faros-consulting.de).
Pensionskassen versuchen nach wie vor, viele Funktionen „inhouse“ zu erledigen, berichtet Hadasch. Solvency II und MaRisk VA sorgen für quantitative und qualitative Aufsicht in der ersten und der zweiten Säule, in der dritten Säule für Marktdisziplin (Rechnugnslegung, IFRS, Transparenz). „Wie soll Vier-Augen-Prinzip mit einer einzigen Mitarbeiterin dargestellt werden?“, scherzt Hadasch und macht plakativ deutlich, wie bestimmte Größenordnungen mit den gesetzlichen Anforderungen konfligieren.
Wie wirkt sich MaRisk (VA) auf die Organisation der Pensionskasse bei Inhouse Bewirtschaftung der Kapitalanlagen aus? Ab welcher Größenordnung oder bis zu welcher Größenordnungen sollten Pensionskassen den Kapitalanlageprozess intern steuern? Hadasch verweist auf § 64a VAG. Auslagerung der Verwaltung, Reportingstandards und Sicherheit, Systemsicherheit, Flexibilität, Bilanzierung Steuern, Bildung stiller Reserven, Kosten – Hadasch geht detailliert die Vorteile von Spezialfonds durch, die üblicherweise in der Branche genannt werden.
Der erfolgreiche Weg der Deregulierung von Spezialfonds wird mit der AIFM RL-Vorschlag von KOM vom 30. April 2009 beendet, denn Spezialfonds werden in ein falsches Umfeld gestellt. Anlagebeschränkungen kehren zurück, womit die einheitliche und vielfältige Einsatzmöglichkeit des Spezialfonds, insbesondere in Form der Master-KAG eingeschränkt wird. Pensionskassen unterliegen eigenen Anlagebeschränkungen, die nicht mit den Anlagebeschränkungen eines Anlagevehikels koordiniert werden sollten, sagt Hadasch.
Kostensteigerung durch unnötige Regulierungsmaßnahmen seien ebenso zu kritisieren wie zeitliche Verzögerungen durch Genehmigungs- und Meldeverfahren. Hadasch mahnt auch bei den Beschränkungen beim Outsourcing von Fondsdienstleistungen und Managerverträgen. „Den Spezialfonds würde ich heute nicht mehr umbenennen“, sagt Hadasch mit Blick auf die Erfolgsgeschichte des Spezialfonds und auch im Vergleich mit internationalen Alternativen.
Aktuelles zur Positionierung und Beurteilung von Depotbanken findet sich im Sammelwerk von Volker Braunberger, Uwe Rieken und Oliver Everling (Herausgeber): Rating von Depotbank und Master-KAG, Gabler Verlag – Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, http://www.gabler.de/, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-8349-2578-7.
Themen: Depotbankrating, Master-KAG Rating | Kommentare deaktiviert für Überzogene Spezialfonds-Regulierung