Aufgaben für Depotbanken wachsen

Von Dr. Oliver Everling | 26.November 2010

Zurzeit gibt es in Deutschland 52 genehmigte Depotbanken in Deutschland in einer heterogenen Landschaft aus Global Custodians bis zu Regionalbanken, berichtet Patrick Arora mit Blick auf die Marktsituation. Arora vom Bundesverband deutscher Banken e.V. sprach zum Thema „Zwischen AIFM, OGAW und BaFIN-Rundschreiben –Depotbankenlandschaft im Umbruch“ auf der itechx Fachtagung „Master-KAG und Depotbank im Spannungsfeld neuer Regularien und steigender Kundenanforderungen“ in Frankfurt am Main.

Depotbanken befinden sich im „investmentdreieck“ zwischen Anleger und Kapitalanlagegesellschaft. Der Anleger strebt eine sichere Verwahrung der Assets an, erwartet eine Überprüfung der Kapitalanlagegesellschaft zu möglichst niedrigen Kosten. „Nicht sehr viel anders sieht es bei der Kapitalanlagegesellschaft aus“, sagt Arora, denn auch diese strebe sichere Verwahrung und niedrige Kosten an, auch einen geringen Aufwand bei Kontrollhandlungen der Depotbank.

Der „Madoff-Fall“ hatte umfangreiche Auswirkungen auf die Regulierung. Hier geht es um die Haftung der Depotbank für die Unterverwahrung. „Ist Haftungsbeschränkung nach nationalem Recht zulässig (§ 19 Abs. 2 Sonderbedingungen für Wertpapiergeschäfte)? Ist Haftungsbeschränkung nach europäischem Recht zulässig?“ Diesen Fragen geht Arora auf der FAROS/itechx-Fachtagung nach. Rundschreiben 6/2010 (WA) gibt Auskunft zu den Aufgaben und Pflichten der Depotbank nach den §§ 20 ff. InvG vom 2. Juli 2010 (Prüfplichten nach § 22 InvG; insbesondere Anlagegrenzoprüfung nach § 27 Abs. 1 Nr. 5 InvG).

Arora macht klar, dass die AIFM-Richtlinie einen sehr viel breiteren Anwendungsbereich hat, als ursprünglich nach den Erfahrungen mit den „Heuschrecken“ geplant war. Es werden z.B. auch Spezialfonds durch das 210 Seiten starke Werk erfasst. Die Richtlinie ist vom Europaparlament verabschiedet, Level-2-Maßnahmen folgen, kündigt Arora an.

Die Richtlinie zur Koordinierung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften betreffend bestimmte Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren (OGAW-IV-Richtlinie) ist inklusive Level-2-Maßnahmen verabschiedet. Der nationale Umsetzungsprozess läuft, ein Referentenentwurf liegt vor. Regulatorische und geschäftspolitische Herausforderungen ergeben sich aus der Anpassung der Geschäftsprozesse, z.B. bei der Anlagegrenzkontrolle, bei der Anpassung der bestehenden Verträge (Depotbankvertrag, Service-Level-Agreements, Vertrag mit Unterverwahrern usw. Arora stellt den Vorschlag des Bankenverbandes für einen Depotbankvertrag vor.

Arora gibt einen Ausblick auf kommende Entwicklungen, deren Chancen und Perspektiven. Das Gesetz zur Stärkung des Anlegerschutzes und Verbesserung der Funktionsfähigkeit des Kapitalmarktes gibt verstärkt eine Aufgabe für Depotbanken bei der Abwicklung von Immobilienfonds. Der KOM-Vorschlag richtet sich auf eine Richtlinie zur Änderung der Richtlinie 97/9/EG des über Systeme für die Entschädigung der Anleger vom Juli 2010 mit Einbeziehung der Verwahrstellentätigkeit. OGAW V beginnt mit der Konsultation ab Dezember 2010/Januar 2011 – OGAW IV ist noch nicht umgesetzt, da geht es bereits wieder um Aufgaben und Haftung der Depotbank, die Frage der Regelung analog AIFM oder darüber hinausgehend sowie um die Erweiterung der Produktspektrums. Für Arora ist die Frage offen, ob regulatorische Veränderungen zu einem Konzentrationsprozess führen.

Mehr zum Thema „Depotbanken“ findet sich im Buch von Volker Braunberger, Uwe Rieken und Oliver Everling (Herausgeber): Rating von Depotbank und Master-KAG, Gabler Verlag – Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, http://www.gabler.de/, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-8349-2578-7.

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Zum vierten Mal beste Fonds und Fondsgesellschaften

Von Dr. Oliver Everling | 24.November 2010

Die Feri EuroRating Awards 2011 sind vergeben: Feri EuroRating Services AG und der Nachrichtensender n-tv zeichneten bei der Preisverleihung im Bad Homburger Schloss vor mehr als 200 geladenen Gästen bereits zum vierten Mal die besten Fonds und Fondsgesellschaften Deutschlands, Österreichs und der Schweiz aus.

Auch in diesem Jahr wurden aus einer Vielzahl sehr guter Produkte und Anbieter die jeweils besten fünf einer Kategorie nominiert und daraus in einem zweiten Schritt die Sieger ermittelt. Die Liste der Gewinner führt in Deutschland Fidelity Investment Managers an, die sich hierzulande in zwei Fondskategorien sowie einmal als Bester Asset Manager durchsetzen konnte. Im gesamten deutschsprachigen Fondsmarkt konnte Fidelity sogar achtmal das Rennen für sich entscheiden.

Zweiterfolgreichste Gesellschaft in Deutschland ist Aberdeen Asset Management mit je einem Sieg in einer Fondskategorie und einem Preis als „Bester Asset Manager“. Im gesamten deutschsprachigen Raum an zweiter Stelle liegt Franklin Templeton Investment Services, die sechsmal auf dem Siegertreppchen stand. Positiv überrascht hat Allianz Global Investors, die im Vorjahr nicht zu den Nominierten gehörte, in diesem Jahr aber auf Anhieb „Bester Asset Manager Rentenfonds“ wurde.

„Der positive Trend vor allem bei Aktien macht sich auch in der Fondsbranche bemerkbar. Dennoch tun die Anleger gut daran, sich bei der Fondsauswahl weiterhin an objektiven und fundierten Bewertungen zu orientieren“, sagt Dr. Tobias Schmidt, Vorstand bei der Feri EuroRating Services AG. „Was für unsere Fondsratings gilt, ist natürlich auch für die Feri EuroRating Awards maßgeblich: Nominiert und letztlich ausgezeichnet wird nur, wer uns durch überdurchschnittliche Performance bei einem ausgeglichenen Chance-Risiko-Profil am meisten überzeugt hat“, so Schmidt.

Insgesamt wurden Fonds in 15 Kategorien ausgezeichnet, darunter neun Aktien-, vier Renten- und eine Mischfondskategorie sowie in der Sonderkategorie „Fund Innovations“ ein besonders innovatives Fondskonzept. Zudem vergaben Feri und n-tv auch in diesem Jahr Auszeichnungen auf Gesellschaftsebene. Mit dem Preis „Bester Asset Manager“ wurden Fondsgesellschaften in den Kategorien Universal- und Spezialanbieter sowie Aktien- und Rentenfonds ausgezeichnet. Darüber hinaus gab es auch hier eine Sonderkategorie, in der dieses Jahr der beste Absolute-Return-Anbieter prämiert wurde.

„Nachdem wir letztes Jahr erstmals auch Preise für die Fondsgesellschaften selbst vergeben hatten, bekamen wir dafür ausschließlich positive Rückmeldungen von Anlegern wie auch Fondsgesellschaften”, kommentiert Schmidt.

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Glanzvolle Feri EuroRating Awards 2011

Von Dr. Oliver Everling | 23.November 2010

„Es ist nicht einzusehen, dass Credit Ratings für institutionelle Investoren einer Regulierung unterliegen, nicht aber die Ratings, die für Fonds erstellt werden, die von jedermann gekauft werden, sagt Helmut Knepel, CEO der Feri EuroRating Services AG in Bad Homburg anlässlich der „Feri EuroRating Awards 2011“. „Unser Rating für Irland zeigte schon lange eine hohes Ausfallrisiko an“, bemerkt Knepel mit Blick auf aktuelle Diskussionen über Ratings US-amerikanischer Agenturen und steckt damit den Anspruch der Feri EuroRating Services im Credit Rating ab.

„Unsere Awards orientieren sich sehr eng an der Oskar-Verleihung“, scherzt Knepel. „Wir haben uns auch deswegen an dieser orientiert, da auch bei dieser bis zum Schluss niemand weiß, wer gewonnen hat.“ Nur die Kollegen, die die Berechnungen durchgeführt haben, wissen bereits, wer gewonnen hat, steigert Knepel die Spannung. „Alle, die hier sind, haben eigentlich schon gewonnen, denn sie gehören zu den besten.“ Die Sieger werden nach einem nachvollziehbaren quantitativen Verfahren ermittelt.

Seit 31. August ist er Finanzminister in Hessen: Dr. Thomas Schäfer leitete die feierliche Veranstaltung mit seinem Vortrag ein. „wir liegen mit dem BIP pro Kopf, das ganz wesentlich in der Finanzindustrie in Frankfurt erwirtschaftet wird, an der Spitze in Deutschland“, erinnert Schäfer und sagt bezüglich des Rufs nach Regulierung der Ratingagentur, dass hier möglicherweise nicht alles perfekt gelöst sei, in jedem Fall aber eine staatliche Ratingagentur keine Alternative sein kann.

„Der Staat als Bankier hat nicht bewiesen, ein besserer Bankier als private Banken zu sein“, macht Schäfer klar. Wettbewerb und Transparenz stellt der Finanzminister als die zentralen Themen heraus. „Wenn dieser Markt funktioniert, wird sich gute Qualität durchsetzen und schlechte Qualität vom Markt verschwinden“, prognostiziert Schäfer.

„Die Griechen haben alle Probleme der Welt“, führt er weiter aus und warnt davor, griechische Verhältnisse mit denen in Irland zu vergleichen. Die enorme Bankenabhängigkeit und das starke Wachstum der Banken in Irland macht es für Irland bedrohlich, die Steigerung der Staatsverschuldung alleine meistern zu wollen. Die Ratings und dadurch bewirkten Zinsaufschläge bewirken in Irland eine Verteuerung der Refinanzierung, die destabilisierend wirken kann.

Dr. Tobias Schmidt, Vorstand der Feri EuroRating Services AG erläutert detailliert das Bewertungsverfahren für Fondsgesellschaften und die Auswertungen, die zur Nominierung von Fonds führen. Objektivität der Kriterien und Transparenz der Maßstäbe stehen dabei im Vordergrund. Der Fernsehsender n-tv fügt den fachlichen Ausführungen die Optik und Kommentare von Berichten hinzu, die die Themen und Probleme der Anlagethemen illustrieren.

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Vier Augen sehen mehr

Von Dr. Oliver Everling | 22.November 2010

Berater-Lotse.de Experten kooperieren: „Erstmals lässt eine deutsche Vermögensverwaltung ihre Anlageempfehlungen von einer unabhängigen, auf Kapitalanlegerecht spezialisierten Anwaltskanzlei prüfen“, heißt es dazu vom Online-Portal www.berater-lotse.de.

In der bisherigen Praxis der Anlageberatung erhält der Kunde Informationen über die Wirtschaftlichkeit und das Risiko seines Investments aus einer Hand durch den Finanzdienstleister. Die eigentümergeführte, auf Honorarbasis arbeitende Vermögensverwaltung CISAMAG schlägt einen neuen Weg ein. Sie führt mit dem „Vier-Augen-Prinzip“ eine strikte Trennung der wirtschaftlichen und rechtlichen Prüfung der Anlageempfehlung ein.

Dabei beschäftigt sich die wirtschaftliche Beratung mit Aspekten der Produktrendite, den Anlagekosten und der Transparenz der Investmentstrategie und wird wie bisher vom Vermögensverwalter selbst durchgeführt. Die auf Kapitalanlagerecht spezialisierte Anwaltskanzlei Gallandi untersucht nach dem Prüfsystem Assets Legal Control (ALC) unabhängig die Rechtsrisiken des Wertpapiers auf Grundlage des Verkaufsprospektes.

Das maximale Verlustpotenzial, die Flexibilität der Handelbarkeit des Produkts und die Einhaltung von Transparenzvorschriften stehen im Vordergrund. Beide Experten sind auf berater-lotse.de vertreten, dem Online-Portal für unabhängige Finanz-, Steuer- und Rechtsexperten. Die Kooperation sei ein Ansatz, die Stärken zweier unterschiedlicher Fachgebiete zu bündeln und durch eine präventive, auf das Risiko einer Anlageempfehlung ausgerichtete Beratung verlorengegangenes Vertrauen zurückzugewinnen, so die berater-lotse.de Experten.

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ETFs vergleichen lohnt sich

Von Dr. Oliver Everling | 19.November 2010

„Euro Government Exposure“ heißt nicht unbedingt, dass alle europäischen Staaten durch einen so bezeichneten Exchange Traded Fund (ETF) abgebildet werden, warnt Thomas Merz. Götz Kirchhoff, Geschäftsführer von AVANA Invest (www.avanainvest.com), diskutierte mit Bettina May, Senior Client Relationship Manager von ETF Amundi, und Thomas Merz, Head ETF Securities von Credit Suisse, auf der „2010 Morningstar Investment Konferenz“ in Frankfurt am Main über die notwendige qualitative und quantitative Analyse von passiven ETFs.

May macht deutlich, dass die von ETF Amundi aufgelegten ETFs stets den Namen des Index auch im Namen des Fonds führen. Dadurch kann der Anleger leicht erkennen, welchen Index er durch Erwerb des ETFs folgt. May fordert dazu auf, auch sorgfältig die Spreads zu beachten. Diese können bei verschiedenen ETFs auf den gleichen Index weit auseinander liegen.

Ebenso sind die unterschiedlichen Replizierungsmethoden, Kosten und Möglichkeiten zur Generierung einer Outperformance zu beachten. Kirchhoff zeigt dazu die Performanceunterschiede verschiedener ETFs im Vergleich zum DAX Index. IShares DE T/T, db-x-trackers S/T, Lyxor S/A, ETFlab R/T, Comstage S/T und Amundi S/T. Die Wertentwicklung ist an einer Nulllinie abzutragen, die eine genaue Replikation des verfolgten Index implizieren würde. Tatsächlich liegen die meisten ETFs unter dieser Linie. Wie weit sich die Fonds von der Nulllinie entfernen und wie stark die Differenzschwankungen sind, geben dem Investor einen Hinweis auf die Trackingqualität der ETFs.

Der Amundi ETF bildet den MSCI Germany ab – Kirchhoff hinterfragt die Performancesprünge, die bei diesem Fonds zu beobachten waren. May erklärt diese mit Steuererträgen, die man aus Dividenden zurückbekommen habe, so dass sich für den ETF daraus ein Zusatzertrag ergeben hat. Der MSCI Germany und DAX seien allerdings unterschiedliche Indices, merkt May an, ein Vergleich mit den anderen Fonds ist somit nur eingeschränkt möglich.

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Schlüssel zur „Key Investor Information“

Von Dr. Oliver Everling | 19.November 2010

„Key Investor Information“ nach der OGAW IV sind „vollharmonisierte“ Informationen in der Europäischen Union, die nicht für spezifische Verhältnisse einzelner Länder abgeändert werden können. Daraus resultieren einige Probleme, berichtet Rudolf Siebel vom BVI Bundesverband Investment und Asset Management e.V. (www.bvi.de) auf der „2010 Morningstar Investment Konferenz“ in Frankfurt am Main (www.morningstar.de). KID muss in Deutschland entgegen den Vorgaben der EU-Richtlinie bereits am 1. Juli 2011 dem Anleger zur Verfügung gestellt werden.

Die BaFin-Genehmigung von Fonds-Vertragsbedingungen muss ca. Anfang April bis spätestens Mitte Juni 2011 erfolgen. Siebel zeigt auf, wie der Zeitstrahl für die BaFin mit den Beratungen im Bundestag und im Bundesrat kollidiert. Wenn am 17. Juni 2011 die erneute Beratung im Bundesrat und Zustimmung erfolgt, müssen gut zwei Wochen später am 1. Juli 2011 die Investmentgesellschaften das neue Gesetz gelesen und umgesetzt haben.

Siebel erläutert den Ersatz des Vereinfachten Verkaufsprospekts durch ein „Key Information Document“ (KID), zu Deutsch: „das Dokument mit den wesentlichen Anlegerinformationen“. Das KID enthält die von der OGAW-Richtlinie und Verordnung (EU) 583/2010 vorgegebene „Key Investor Information“ (KII), zu Deutsch: „wesentliche Anlegerinformationen“.

Es geht um eine voll standarisierte Information über wesentliche Charakteristika des Fonds in knapper Form (2-Seiter) – mit einer Haftungseinschränkung: Es gibt keine Haftung für Angaben des KID, außer wenn sie irreführend, unrichtig oder widersprüchlich zu den entsprechenden Teilen des (vollständigen) Prospektes sind. Das Informationsblatt hat eine Darstellung der wichtigsten Kategorien von Anlagegenständen im Sinne der Anlagestrategie, ggfs. branchen-, regionaler und sonstiger Anlageschwerpunkt usw. zu bieten.

Zur „Key Investor Information“ gehört eine Rendite-/Risikodarstellung in Form eines einfachen, numerischen Ratings. Die numerische Skala von 1 bis 7 ist vom Gesetzgeber vorgegeben, die Klassifizierung hat auf Grundlage der vergangenen Volatilität mit einer Beschreibung des Indikators und der Beschreibung der nicht vom Indikator erfassten Risiken zu erfolgen. Detailvorgaben zur Klassifizierung fehlen noch, merkt Siebel an.

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Morningstar Credit Ratings sind anders

Von Dr. Oliver Everling | 19.November 2010

“Wir beurteilen Verbindlichkeiten als eine Forderung gegen die zukünftigen Cashflows von Unternehmen”, sagt Heather Brilliant, CFA, Director of Securities Research bei Morningstar Inc. (www.morningstar.de). Aktien- und Kreditanalysten arbeiten bei Morningstar „in Tandem“, wie Brilliant formuliert. Der Aktienanalyst führt die erste Analyse des Unternehmens durch. Der Kreditanalyst fordert diese Analyse heraus, indem er das Ausfallrisiko fokussiert. Aus der Zusammenarbeit werden Investmentideen generiert.

Brilliant stellt auf der „2010 Morningstar Investment Konferenz“ in Frankfurt am Main Einzelheiten des neuen Ansatzes von Morningstar vor, das seit letztem Jahr weltweit auf Unternehmen angewandt wird, in Europa auf 216 Unternehmen. Brilliant stellt den Einfluss von Wechselkosten von Kunden, immateriellen Wirtschaftsgütern dar.

„Wir zielen auf Emittentenratings“, sagt Brilliant und macht klar, dass Ratings von Morningstar in direkte Konkurrenz zu Ratings von Moody’s oder S&P’s treten, nicht nur durch Gebrauch ihrer bekannten Ratingsymbole, sondern auch durch die Anspruch, Ausfallwahrscheinlichkeiten zu ermitteln. Der Fokus liege auf solche Unternehmen, bei denen Morningstar eine von den führenden Agenturen abweichende Meinung gut begründen könne.

Bisher wurden 630 Ratings veröffentlicht. Allein Investoren tragen die Kosten des Ratings, es gibt keine Gebührenzahlungen von Emittenten wie bei Moody’s oder S&P’s. Das Modell beruhe auf den Erfahrungen aus den letzten 10 Jahren, die aus dem Aktienresearch der Ratingagentur gespeist werde. „Wir decken die Unternehmen ab, die für Anleiheinvestoren wirklich interessant sind“, sagt Brilliant.

Brilliant beteuert, transparenter als andere Ratingagenturen zu sein, da Kunden der Agenturen vollen Zugang zu allen Daten und Annahmen in der Modellierung und Entscheidung des Ratings haben würden. Wettbewerbsanalyse, Cashflow-Prognose, Szenarioanalyse, quantitative Checks und Ratingkomitee sind die wesentlichen Bausteine des neuen Kreditratings.

Geschäftsrisiko, Cash-Flow-Cushion, Sovency Score, Distance to Default – dies sind die Markenzeichen des neuen Ratings von Morningstar. Vier Scores gelangen in den finalen Entscheidungsprozess des Ratingkomitees.

Brilliant gibt eine Übersicht über die Unterschiede der Ratings von Morningstar im Vergleich zu anderen NRSROs, national anerkannter Ratingagenturen in den USA wie S&P’s oder Moody’s. Brilliant zeigt einige Statistiken und konkrete Scores, die für eine Reihe von Unternehmen ermittelt wurden. „Wir haben einige dramatische Unterschiede ermittelt“, sagt Brilliant.

Die von Brilliant aufgezeigten Unterscheiden haben einen massiven Einfluss auf die Einschätzung durch Investoren. Brilliant erläutert sowohl Fälle, nach denen die Urteile von Morningstar besser ausfallen, ebenso aber Fälle, in denen Morningsatr vor höheren Risiken warnt. Linde AG (BBB) und Deutsche Telekom AG (BBB-) gehören zu den Gesellschaften, die bisher „zu gut“ eingestuft werde und vor denen Morningstar aufgrund der vorgefundenen Fakten nun mit schlechteren Ratings warnt.

Brilliant zeigt schonungslos die Gesichtspunkte auf, die den Urteilen der führenden US-Agenturen entgegengesetzt werden müssen. Ein bestechendes Argument liegt für Morningstar in der besseren Integration mit der Beurteilung der Aktien, denn nur eine ganzheitliche Sichtweise vermag die von Gläubigern zu tragenden, langfristigen Risiken adäquat abbilden.

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Sorgen um überbordende Staatsverschuldung

Von Dr. Oliver Everling | 18.November 2010

Die Idee ist nicht neu und auch nicht originell, hinterlässt dennoch einen alarmierendem Eindruck: Neil Dwane, CIO Europe, RCM Allianz Global Investors, führt auf der „2010 Morningstar Investment Konferenz“ in Frankfurt am Main plastisch anhand von Stapeln von US-Dollars vor Augen, welche Dimensionen die Staatsverschuldung angenommen hat. War der Stapel der täglich „neu gedruckten“ Geldscheine einst einmal kleiner als der Mensch, verschwindet heute der Mensch in Relation zur Geldmenge zu einer winzigen Randfigur.

Dwane zeigt auf, dass die Korrelation der Aktienkursentwicklungen enorm zugenommen hat. „Wie heißt diese Korrelation?“, fragt Dwane rhetorisch und antwortet: „Die Korrelation heißt China.“ In China, dem wichtigsten Kfz-Markt der Welt, werden die Autos verkauft, von China wird auch der weitere Ressourcenverbrauch bestimmt. Daher sei es kaum erstaunlich, dass praktisch alle Branchen und Aktien heute von den Entwicklungen in China beeinflusst werden.

„Wir sehen US-amerikanische Aktien nicht als einen großartigen Ort, um dort zu sein“, berichtet Dwane. Im Moment könne man europäische Aktien unter ihren historischen Durchschnittswerten kaufen. Dwane zeigt sich besorgt über den krassen Preisanstieg bei Lebensmitteln. „Regierungen neigen dazu, zuerst ihre eigene Bevölkerung zu füttern“, warnt Dwane und weist auf die Risiken hin, die bei den Lebensmittelpreisen bedenklicher seien als bei den Rohstoffen.

Angebots- und Nachfrageanalysen seien unterschiedlich, je nachdem, von welchem Platz der Welt aus man diese analysiere. So müssen die divergierenden Alterspyramiden der Bevölkerungen in den verschiedenen Ländern berücksichtigt werden. Dwane erinnert an die Nachfrageeffekte der Generation der Baby-Boomers.

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Verlorene Kontrolle über Staatsdefizite

Von Dr. Oliver Everling | 18.November 2010

D&B senkte Anfang November das Länderrating Irlands deutlich ab auf DB4a. „Angesichts des maroden irischen Bankensektors und der aktuellen Entwicklungen wurde die Abwertung notwendig“, heißt es dazu aus dem weltweiten D&B Netzwerk. Noch im September rangiert Irland in der Einschätzung der D&B Länderrisikoexperten um drei Quartile besser bei DB3b.

Vor allem in die Anglo Irish Bank musste die Regierung in Dublin bisher mehr als 25 Milliarden Euro pumpen, um den heimischen Bankensektor zu stabilisieren und den europäischen nicht zu erschüttern. Das Institut ist mittlerweile verstaatlicht, aber immer noch nicht gerettet. Gleichzeitig macht der Regierung das daraus resultierende Haushaltsdefizit zu schaffen, das mittlerweile auf mehr als 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts angewachsen ist.

„Vom Primus im Euro-Raum ist Irland neben Griechenland zum Sorgenkind geworden“, heißt es bei D&B. „Die Konjunkturprogramme zeigen kaum Wirkung und eine nachhaltige Erholung im Bankensektor ist nicht abzusehen. Mehrere irische Banken sind nur noch am Leben durch die großzügige Versorgung mit frischem Geld der EZB, was jedoch keine dauerhafte Lösung darstellt. Derzeit ist nicht mehr die Frage ob sondern nur wann die Regierung um Ministerpräsident Brian Cowen Hilfen aus dem Euro-Rettungsfond in Anspruch nimmt. Hier stellen EU und IWF Kreditgarantien in Höhe von insgesamt 750 Milliarden Euro bereit.“

Trotz Ausgabenkürzungen bekommt Irland das Haushaltdefizit nicht in den Griff, stellen die Spezialisten von D&B fest. Zusätzlich muss sich die Regierung mit der steigenden Arbeitslosigkeit auseinandersetzen. Lag die Quote 2008 nur bei 6 Prozent so wird sie auf 14 Prozent Ende dieses Jahres steigen. Auch die Wirtschaftsaussichten für das kommende Jahr zeigen wenig Hoffnungsvolles. D&B erwartet für 2011 ein Wirtschaftswachstum von 1,0 Prozent (nach -1,0 Prozent in diesem Jahr). Damit verbunden steigt auch die Zahl der Insolvenzen irischer Unternehmen. Vor allem den Immobilienbereich wird es hier treffen. Denn nicht zuletzt waren es die Spekulationen mit Immobilien, die die irische Wirtschaft in die Rezession gestürzt haben.

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Auf dem Weg zur Hyperinflation

Von Dr. Oliver Everling | 18.November 2010

„Eine neue Realität ist da“, sagt Anne E. Connelly, Director European Marketing der Morningstar Europe Ltd., mit Blick auf die Fondsbranche. Sparer leiden unter einem Vertrauensverlust, der zu entsprechend reduzierten Mittelzuflüssen führt. Vor dem Hintergrund der Erfahrungen aus der Finanzkrise befasst sich die „2010 Morningstar Investment Konferenz“ folgerichtig u. a. mit den Turbulenzen der Märkte. Connelly gibt mit ihrer Konferenz kontroversen Auffassungen und Meinungen eine Bühne.

Paul D. Kaplan, Ph.D., CFA, Quantitative Research Director der Morningstar Europe Ltd. befasst sich mit den “Jahrhundertereignissen” (Stichwort „Schwarzer Schwan“) wie denen der Subprime-Krise und zeigt auf, dass „Jahrhundertereignisse“, die zu dramatischen Neubewertungen ganzer Assetklassen führen, in fast allen Märkten vorkommen, wenn man nur den Betrachtungszeitraum entsprechend ausdehnt.

Kaplan gelingt es, durch einige einfache Modellierungen aufzuzeigen, wie irreführend eine einseitige Beurteilung von Chancen und Risiken eines Portfolios anhand von erwarteter Rendite und Varianz der Rendite sein könnte. Es liegt im Wesen dieser statistischen Maße, dass sie katastrophale Verluste oder gar das gänzliche Ausradieren eines Vermögens, wenn ein solches Ereignis nur hinreichend unwahrscheinlich ist, nicht so abbilden, wie sie nach gesundem Menschenverstand bewertet würde.

1962 begründete mit Diplomen aus Karlsruhe ausgestattet Roland Leuschel seine berufliche Laufbahn. „Hätte ich damals eine Meinung gegen die Deutsche Bank gehabt, wäre meine Karriere schnell zu Ende gewesen“, erinnert sich Leuschel und vertritt seine „andere“ Meinung in der „2010 Morningstar Investment Konferenz“.

Leuschel befasst sich mit der Verschuldung ausgewählter Länder und Regionen und greift anekdotisch Missstände auf, zitiert dazu beispielsweise den „Spiegel“, der über mehr als 200.000 tote Japaner berichtete, für die deren Angehörigen weiterhin Renten beziehen.

„Die Ursachen von Hyperinflationen sind immer Staatshaushalte“, zitiert Leuschel Bernholz und fügt hinzu, „Er spricht uns aus dem Herzen“. Wenn man die Schweiz beurteile, solle man berücksichtigen, dass man dort die Altersversorgung ganz privat gemacht habe. Für die Schweiz stelle sich das Problem wie in den meisten anderen Industrienationen nicht, der Staat sei nicht gezwungen, einen „offensichtlichen Betrug am Bürger“ zu begehen.

Leuschel weist darauf hin, dass dieser „Betrug am Bürger“ sogar gerichtlich legitimiert wurde – so hätte schon zu früheren Hyperinflationen Gerichte festgestellt, dass die Gläubiger von Staatsanleihen eben nur eine Nominalforderung haben, aber keinen Anspruch auf Rückzahlung in real gleichen Werten. „Ich sehe nur Immobilien und Gold, um sich zu schützen“, sagt Leuschel, „und das ist mein optimistisches Szenario.“

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