Qualitative Anforderungen an Master-KAGen
Von Dr. Oliver Everling | 17.November 2010
Master-KAGen zeichnen sich gegenüber „einfachen“ KAGen dadurch aus, dass sie selbst lediglich administrative sog. Middle- und Back-Office Aufgaben erfüllen, das eigentliche Front-Office (insbesondere die Portfolioverwaltung) jedoch auf dritte Unternehmen ausgelagert wird. Die Master-KAG legt das Sondervermögen auf, schließt den Depotvertrag, übernimmt die laufende Buchhaltung, und tritt gegenüber der BaFin als verantwortliche Gesellschaft auf, erläutert Dr. Sven Zeller in seinem Beitrag für das Sammelwerk von Volker Braunberger, Uwe Rieken und Oliver Everling (Herausgeber): Rating von Depotbank und Master-KAG (Gabler Verlag – Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, http://www.gabler.de/, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-8349-2578-7).
Dr. Sven Zeller ist seit 1999 Partner im Frankfurter Büro von Clifford Chance (www.cliffordchance.com) und dort im Bereich Bank- und Kapitalmarktrecht tätig. Insbesondere betreut er die Investmentfonds- und Vermögensverwaltungsteams von Banken und Finanzdienstleistern und unterstützt sie in aufsichtsrechtlichen Angelegenheiten. Der Schwerpunkt seiner Beratungstätigkeit liegt auf Fonds, dem Einsatz von Derivaten beim Fondsmanagement und sämtlichen kundenbezogenen Aspekten von Immobilien, Derivaten und Hedgefonds. Er ist Mitglied der IBA International Bar Association, war Dozent an der European Business School und hat über 100 Fachartikel zum Bankenrecht veröffentlicht.
„Das eigentliche Asset Management wird bei einer Master-KAG von einer anderen Gesellschaft wahrgenommen. Eine solche Auslagerung kann dabei als Beratungs- oder als Verwaltungsmandat ausgestaltet sein“, zeigt Zeller die Optionen auf. „Während die Master-KAG im Falle eines Beratungsvertrages die Umsetzung externer Verwaltungsentscheidungen noch selbst übernimmt, führt im Falle des Verwaltungsmandates das Auslagerungsunternehmen eine Anlageentscheidung weitestgehend selbst aus.“
Master-KAGen haben zunächst alle qualitativen Anforderungen zu erfüllen, macht Zeller klar, die KAGen im Allgemeinen zu erfüllen haben. „Dies bezieht sich auf ihre Zulassung,“ fügt Zeller hinzu, „das Auflegen des Sondervermögens sowie auf die innere Organisation. Die Auslagerung bestimmter Front-Office Aufgaben auf ein Auslagerungsunternehmen ist sodann an die Erfüllung weitergehender Bedingungen geknüpft.“
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Bewältigung der AIFM-Richtlinie
Von Dr. Oliver Everling | 16.November 2010
Die Vertreter des Europäischen Parlaments, der Mitgliedstaaten und der EU-Kommission einigten sich am 26. Oktober 2010 auf einen Gesetzeskompromiss zur Hedgefondsregulierung. Die künftige Richtlinie über die Verwalter alternativer Investmentfonds und zur Änderung der Richtlinie 2004/39/EG und 2009/../ („AIFM-Richtlinie“) sieht für die alternativen Investmentfonds ein EU-Passportsystem vor. Ferner werden mit der Richtlinie die Kontrollbefugnisse der neuen EU-Wertpapieraufsicht ESMA festgelegt sowie die Aspekten des so genanntes Asset-Stripping und Gehälter der Fondmanager geregelt.
Durch die neuen gesetzlichen und aufsichtsrechtlichen Rahmen für die in der EU tätigen Verwalter alternativer Investmentfonds („AIFMs“) sollen die systemischen Risiken der Finanzmärkte reduziert und institutionelle Investoren besser geschützt werden. „Die AIFM-Richtlinie ist auf alle offenen und geschlossenen Fonds anwendbar, die nicht unter die OGAW-Richtlinie (85/611/EWG) fallen. Betroffen sind somit private Equity-Fonds, Immobilienfonds, Hedgefonds, Rohstofffonds, Infrastrukturfonds und andere Arten institutioneller Fonds“, erläutert Raphael Slowik, Rechtsanwalt, Partner, Corporate Finance & Real Estate Investments bei Hammonds LLP (www.hammonds.com/people/raphaelslowik). „Neben den AIFMs mit Sitz in der EU werden von der neuen Richtlinie auch die Fonds aus Drittstaaten erfasst, wenn sie alternative Investmentfonds in der EU vertreiben.“
Als Kernelemente der AIFM-Richtlinie sieht Slowik folgende: EU-Passportsystem & Informationspflichten der AIFMs – Künftig müssen sich die AIFM-Verwalter ab einem verwalteten Vermögen von 500 Mio. Euro bei den nationalen Aufsichtsbehörden nach einheitlichen Standards registrieren lassen. Dafür müssen die AIFMs den Umfang des eingesetzten Kapitals offen legen und ein eigenes Mindestkapital nachweisen sowie sicherstellen, dass das Fondsvermögen ordnungsgemäß in Depotbanken verwahrt wird. „Ferner sind die AIFMs verpflichtet,“ fügt Slowik hinzu, „gegenüber Investoren, Aufsichtsbehörden und den Beschäftigten ihre Anlagestrategien sowie ihre Bewertungsmethoden offenzulegen. Im Gegenzug kann ab 2013 jeder AIFM-Verwalter, der in einem Mitgliedstaat zugelassen ist, EU-weit tätig werden. Für Fonds aus Drittstaaten soll diese Regelung ab 2015 gelten. Die nationalen Privatplatzierungssysteme für Drittstaatenfonds sollen bis 2018 auslaufen.“
Kontrollbefugnisse des Europäischen Aufsehers („ESMA“) – Die neue Richtlinie sieht für ESMA hinsichtlich der AIFMs konkrete Kontrollbefugnisse vor. Unter anderem wird ESMA ein Zentralregister über die von den nationalen Regulierungsbehörden zugelassenen AIFMs verwalten. Ferner kann ESMA künftig Regulierungsleitlinien vorgeben oder in Streitfällen zwischen nationalen Behörden zugreifen.
Vorschriften gegen Asset-Stripping – Die Ausplünderung von Unternehmen zur kurzfristige Gewinnmaximierung – sog. Asset-Stripping – sollte künftig durch die Begrenzung der Gewinnausschüttungen in den ersten Jahren nach einer Unternehmensübernahme verhindert werden, berichtet Slowik. Gleichzeitig bleibt aber das Geschäftsmodell als solches bestehen.
Neue Regeln für Managementvergütung – Die Richtlinie ermächtigt die EU-Kommission Leitlinien für die Vergütungspolitik des AIFM-Managements zu erlassen. Die neuen Leitlinien sollen sich an den Grundsätzen der Empfehlung der Kommission vom 30. April 2009 zur Vergütungspolitik im Finanzdienstleistungssektor enthaltenen Grundsätzen orientieren, kommentiert Slowik aus Berlin.
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Ärger macht sich am Platz „The Squaire“ Luft
Von Dr. Oliver Everling | 15.November 2010
Spaßeshalber werden schon Wetten darüber abgeschlossen: Wann wird der „Airrail Center Frankfurt“, die sinkende „Titanic“ am Frankfurter Flughafen, endgültig fertig? Sogar der Stichtag 1. Januar 2012 in gut einem Jahr bringt es nur noch auf 1 Flasche Rotwein, nur noch spätere Termine lassen Wetten interessant erscheinen und bringen es bei Frankfurter Immobilienprofis auf höhere Einsätze. Um mehr als um solche Einsätze geht es bei denjenigen, die hier auf engem Raum bereits rund 1 Mrd. € verbaut haben.
Die Fertigstellung 2009 war schon bald nach Baubeginn illusorisch, obwohl schon seit November 2006 an der Erweiterung des Fernbahnhofs am Frankfurt Flughafen gearbeitet wird. Per Gutachten sollte später eine Fertigstellung Ende 2010 glaubhaft gemacht werden. Diese erwies sich als ebenso illusorisch wie neuere Prognosen.
Über eines braucht man nicht mehr zu wetten: Als „Airrail Center Frankfurt“ (http://www.airrail.de/) wird der Bau nie fertig werden, denn zwischenzeitlich wurde der Bau mit einem Kofferwort umgetauft in „The Squaire“ (http://thesquaire.com/). Die Morphologie der Wortbildung folgt aus der Amalgamierung der englischen Begriffe von „Platz“ ( = engl. square) und „Luft“ (= engl. air). In der Tat wurde das unaussprechliche bzw. homophone „The Squaire“ für viele zum Platz, um sich ihrem Ärger Luft zu machen, nicht nur über das geschaffene Unwort (vgl. FAZ v. 2. 7. 2010).
Die wortkreative Ablenkung vom „Airrail Center Frankfurt“ hin zu „The Squaire“ folgt der Idee, Spuren in den Suchmaschinen des Internets zu verwischen. Denn nur, wer nicht bloß nach Seiten über den „Airrail Center“ sucht, wird sich über die Widersprüche zwischen Versprechungen, Hoffnungen und Erwartungen einerseits sowie unerfüllte Wünsche, Desillusion und schlagende Risiken andererseits klar werden.
Ausgerechnet an einer so unfall- und terrorgefährdeten Zielscheibe wie dem zwischen stark befahrenen Autobahnen eingekeilten Bau über neuralgisch wichtigen ICE-Gleisen für die Deutsche Bahn unmittelbar am größten deutschen Flughafen fehlt nun auch noch Brandschutz. Als wäre das Gefährdungspotential des auf 86 filigranen Säulen getragenen Baus nicht genug, wurden angeblich zu enge Korridore geplant, Fluchtwege angesichts aktueller Belegungspläne offenbar nicht ausreichend durchdacht – so lautet ein Gerücht – und die Eventualität folgenschwerer Katastrophen verdrängt – Risiken, die am infrastrukturellen Drehkreuz nicht tragbar sind. Wie das der „zu engen Flure“ kursieren weitere Gerüchte am Platz, „The Squaire“.
„Das Auftreten der Gerüchte kommt wahrscheinlich daher, dass man auch eine bewußte Desinformationspolitik betreibt“, vermutet dazu ein Unternehmer aus Frankfurt und zeigt Verständnis dafür, dass so möglicherweise auch Unruhe in der Belegschaft ein wenig begrenzt werden soll.
Der Bau wird für alle zur Belastung, die auf die rechtzeitige Fertigstellung angewiesen sind, um selbst Pläne einhalten zu können. Darüber hinaus sei nur an die zahlreichen Handwerker und Lieferanten erinnert, für die ihre eigene Kapazitätsplanung von existentieller Bedeutung ist. Nicht für jeden kann ohne weiteres Ersatz gefunden werden. Insolvenzen können zu weiteren Verzögerungen führen.
Bei Mietern im „The Squaire“ haben sich die Hoffnungen auf eine verlässliche Terminplanung jedenfalls zerstreut. Wer etwa den Start ins neue Jahr 2011 in einem der geplanten Hotels von Hilton (www.hilton.de) verbringen wollte, musste schon bald seine Pläne ändern. Aber auch auf Termine in 2011 gibt es keinen Verlass. Gäste versuchen vergeblich, fürs Hilton erste Zimmerreservierungen vorzunehmen. Die Buchungshotline informiert: „Fragen Sie im Juni 2011 wieder nach.“
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Mehrwert einer spezialisierten, nationalen Depotbank
Von Dr. Oliver Everling | 12.November 2010
Das Geschäft mit institutionellen Anlegern ist ein Kerngeschäftsfeld der Deutschen Apotheker- und Ärztebank und die angebotene Depotbankdienstleistung leistungsfähig. Dies dokumentiert Mirko Engels von der Deutschen Apotheker- und Ärztebank eG, Geschäftsbereich Wertpapiere – Institutionelle Anleger, in seinem Beitrag zum Buch von Volker Braunberger, Uwe Rieken und Oliver Everling (Herausgeber) zum Thema „Rating von Depotbank und Master-KAG“ (Gabler Verlag – Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, http://www.gabler.de/, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-8349-2578-7).
Mirko Engels arbeitet seit 1999 bei der Deutschen Apotheker- und Ärztebank. Seit 2004 ist er für die Betreuung institutioneller Anleger im Wertpapiergeschäft zuständig. Zu den Kunden seines Geschäftsbereiches zählen schwerpunktmäßig berufsständische Versorgungswerke, aber auch Pensionskassen, Zusatzversorgungskassen und weitere Versorgungseinrichungen und Institutionen, die die apoBank unter anderem als Depotbank für die Verwahrung ihrer Sondervermögen nutzen.
Das von der Deutschen Apotheker- und Ärztebank eigenentwickelte modulare Dienstleistungsangebot beinhaltet Added-Value-Produkte, die auch heute schon von Anlegern außerhalb des Kernkundenkreises eingesetzt werden, und die ein weiteres Wachstum des Depotbankgeschäftes unseres Hauses ermöglichen, legt Engels dar.
Die apoBank steht im heutigen Depotbankenmarkt vor allem als Alternative zu Großanbietern und ihrem Massengeschäft. Sie ist in Ihrer Nische gemeinsam mit ihren Kunden organisch gewachsen, und hat in den über einhundert Jahren ihres Bestehens ein Beziehungsgeschäft gelebt, das nicht den schnellen Erfolg sondern die gute und langfristig erfolgreiche Zusammenarbeit bedeutet.
„Eine persönliche Betreuung durch feste Ansprechpartner mit größtmöglichen Kenntnissen über Situation und Bedarf Ihrer Kunden ist für uns selbstverständlich“, fügt Engels hinzu, „und die Basis für die Geschäftsbeziehung – sozusagen die Pflicht. Die Kür besteht heute und künftig mehr denn je darin, im Dialog mit dem Anleger maßgeschneiderte Lösungen für Strategie, Umsetzung, Kontrolle und Reporting zu entwickeln, die das Kapitalanlagegeschäft für die Entscheidungsträger auf der Investorenseite in allen Marktphasen transparent und jederzeit beherrschbar machen.“
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Rating bei Auswahl von Unterverwahrern
Von Dr. Oliver Everling | 12.November 2010
Die systematische Due Dilligence anhand definierter Auswahlkriterien bei der Auswahl von Unterverwahrern steht im Depotbankenbereich noch am Anfang, berichtet Dr. David Lohmann von M.M.Warburg & CO Luxembourg S.A. in seinem Beitrag für das Buch „Rating von Depotbank und Master-KAG“ (herausgegeben von Volker Braunberger, Uwe Rieken und Oliver Everling, Gabler Verlag – Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, http://www.gabler.de/, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-8349-2578-7.). Lohmann geht davon aus, dass die aufsichtsrechtlichen Vorgaben zukünftig nicht nur die Auswahl, sondern auch die laufende Überwachung von Unterverwahrern durch die Depotbank verlangen und sich über kurz oder lang auch allgemeine Standards zu den dafür anzuwendenden Auswahlkriterien herausbilden.
Dr. David Lohmann ist seit 2005 Sprecher der Geschäftsleitung der M.M.Warburg & CO Luxembourg S.A., einer Tochterbank der M.M.Warburg & CO KGaA, Hamburg. In Luxembourg sind wesentliche Teile der Assetmanagement-Aktivitäten der Warburg Bankengruppe konzentriert. Als Depotbank verwahrt die Warburg-Bank in Luxembourg 120 Sondervermögen mit einem Volumen von rd. EUR 10,3 Mrd.. Insgesamt hat die Warburg Bankengruppe EUR 32,3 Mrd. Assets under Management (31.12.2009).
Ratings können zu den Unterverwahrern eine sinnvolle und nützliche Ergänzung sein, urteilt Lohmann. „Sie können aber die eingehende Beschäftigung der Depotbank mit dem Unterverwahrer nicht ersetzen. Depotbank und eingeschalteter Unterverwahrer müssen die gleichen Qualitätsstandards verfolgen.“ Sie müssen, sagt Lohmann salopp, gleich „ticken“. Ist das gewährleistet, stehe der Beauftragung von Unterverwahrern eigentlich nichts entgegen.
„Schon gar nicht kann es als Nachteil im Markt ausgelegt werden. Eine nach einer gründlichen Due Dilligence ausgewählte und kontinuierlich überwachte Unterverwahrfunktion ist allemal besser,“ so das Fazit von Lohmann, „als eine leichtfertig unter einheitlichem Firmenauftritt zugelassene Konzernverbindung, die die eigentlichen Risiken aus der rechtlichen und organisatorischen Eigenständigkeit ausblendet.“
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BVMW-Volkswirt sieht Bedeutungszuwachs für Rating
Von Dr. Oliver Everling | 12.November 2010
Politische Vorgabe der G20 ist es, höhere Eigenkapitalquoten bei den Banken durchzusetzen. In Basel spielten die Auswirkungen auf die Realwirtschaft eine untergeordnete Rolle. „Es existiert nur eine globale Auswirkungsstudie auf die Realwirtschaft“, kritisiert Dr. Michael Vogelsang, Chefvolkswirt des Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) e.V. (http://www.bvmw.de/) in seinem Vortrag bei der Mitgliederversammlung des Bundesverbandes der Ratinganalysten und Rating Advisors e.V.
Vogelsang zeigt auf, wie sich aus den an Banken gestellten Anforderungen, Risiken durch zusätzliches Eigenkapital zu unterlegen, eine Finanzierungslücke ergeben könnte. Denn die verlangte Eigenkapitalquote würde nur in Proportion zum jeweiligen Risikogewicht erhöht werden. Da aber die in Brüssel festgelegten Risikogewichte für Kredite an den Mittelstand höher als für Kredite zwischen Banken oder Investitionen in Staatsanleihen ausfallen, würden die Vorschläge aus Basel Kredite an kleine und mittlere Unternehmen benachteiligen.
„Der Mittelstand und die Konsumenten in Deutschland werden für andere bestraft“, sagt Vogelsang. „Dabei sind Kredite in Deutschaland an den Mittelstand relativ risikoarm.“ Der Chefvolkswirt äußert Zweifel, ob das Finanzsystem wirklich stabiler werde. Obwohl sinnvolle Maßnahmen, z. B. in Bezug auf das Handelsbuch, eingeleitet wurden. „Aber z. B. die Behandlung systemrelevanter Banken bleibt weiterhin offen“, warnt Vogelsang.
„Was bringt die Zukunft?“, fragt Vogelsang und zeigt länderspezifische Pfade („Währungskrieg“) auf. Niedrigzinspolitik durch die Zentralbanken und gleichzeitig höhere Kosten für Mittelstandskredite durch Basel III seien ökonomisch widersinnig.
Die Prognose: Die Bedeutung der Banken für den Mittelstand sinkt. Die Bedeutung alternativer Finanzierungsinstrumente steigt. Die Wichtigkeit von validen und transparenten Ratings wird steigen, weist Vogelsang nach. „Deshalb ist auch die Bedeutung Ihrer Tätigkeit und Ihres Verbandes so enorm wichtig“, spricht Vogelsang zu den Mitgliedern des Bundesverbandes der Ratinganalysten und Ratingadvisor.
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Weiter wachsender Berufsverband der Ratingexperten
Von Dr. Oliver Everling | 12.November 2010
Der BdRA Bundesverband der Ratinganalysten und Ratingadvisor zieht eine weiter steigende Mitgliederzahl an sich. Heinz Raschdorf, Vorsitzender des Berufsverbandes (http://www.bdra.de/), berichtet bei der Mitgliederversammlung 2010 in Mainz über inzwischen mehr als 400 Mitglieder. Raschdorf gibt im Hause des Gastgebers der Veranstaltung, dem Kreditversicherer Coface in Mainz, einen tiefen Einblick in die aktuellen Entwicklungen der Ratingbranche. Raschdorf stellt die Tätigkeiten des Verbandes in den größeren Kontext der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen.
Raschdorf lässt es jedoch nicht mit großer Politik bewenden, sondern kommt in der Mitgliederversammlung auch auf für jedes Mitglied praktische Aspekte zu sprechen. Wie sich die Professionalisierung der Beratung in Ratingfragen fortsetzt, kommt u. a. auch in der exklusiven Vermögensschaden-Haftplichtversicherung für Ratingadvisor, Ratinganalysten und Ratingagenturen für Mitglieder des BdRA zum Ausdruck. Raschdorf weist darauf hin, dass durch dises Absicherung jedes Mitglied die Möglichkeit hat, abgesichert durch die Versicherung seiner Tätigkeit nachzugehen.
Mit Pressemeldungen sei der BdRA verstärkt erkennbar geworden, wie etwa auch durch die Gesetzesinitiative und Petition des BdRA im Deutschen Bundestag. Artikel in der „Kredit & Rating Praxis“ mit diversen Fachartikeln, zuletzt zur Verbesserung der Abschlussprüfung, tragen zur Fortentwicklung der Themen des Vereins bei. Gespräche mit Politik und Wirtschaft kennzeichneten die Tätigkeit von Vorstand und Mitgliedern des Vereins.
Raschdorf berichtet über die Aufnahme des BdRA in der KfW Beraterbörse. Raschdorf gibt einen Ausblick auf die Aktivitäten 2011: Mehr und qualitativ hochwertige Informationsmedien, Präsentation für Mitglieder und der Aufbau eines Referentenservice sind neue Ansatzpunkte. Bei der Mitgliedergewinnung steht im Vordergrund, die aus der Aus- und Fortbildung zum Ratinganalysten und Ratingadvisor qualifizierten Absolventen zur Mitarbeit im Verband zu motivieren.
Raschdorf macht die Profilschärfung deutlich, die für den Verband aus der Ausbildung und Fortbildung sowie aus der Zusammenarbeit mit anderen Organisationen hervorgeht. Die Steigerung des Bekanntheitsgrades durch Zusammenarbeit mit Wirtschaftsverbänden und –organisationen, Bankenorganisationen und –vertreter sowie weitere Öffentlichkeitsarbeit stehen auf der Agenda.
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Zertifizierte Credit Management-Prozesse der EVB BauPunkt
Von Dr. Oliver Everling | 11.November 2010
Der Kongress im Maritim Hotel Stuttgart bot dafür einen gediegenen Rahmen: Einen Höhepunkt erreichten die „Kreditirisiko- und Forderungsmanagement Tage“ der Neue DEUTSCHE KONGRESS (http://www.deutsche-knogress.de/) mit der Zertifikatsübergabe durch die TÜV Rheinland Cert GmbH (http://www.tuev-rheinland.de/). Die EVB BauPunkt Einkaufs- und Handelsgemeinschaft GmbH & Co. KG (http://www.evb.de/) aus Göppingen wurde mit einem Zertifikat ausgezeichnet. Aus den Händen von Horst Döller, Auditor des TÜV Rheinlands und selbst Bankfachwirt sowie Certified Credit Manager (http://www.credit-manager.de/), erhielt Geschäftsführer Gerhard Eberle die begehrte Zertifizierung für die EVB BauPunkt.
Die Zertifizierung ist Ergebnis des Auditverfahrens des TÜV Rheinland. Im Audit wird die Umsetzung und Anwendung der CM-Prozesse für das Kreditrisiko- und Forderungsmanagement nachvollzogen. TÜV Rheinland erfüllt dabei die Aufgabe festzustellen, inwieweit CM-Prozesse eingeführt sind, verstanden und nachhaltig angewendet werden. Gespräche mit den verantwortlichen und ausführenden Mitarbeitern und die Verifizierung anhand von Aufzeichnungen, welche einen Rückschluss auf die systematische Anwendung zulassen (Stichproben) gehen jeder Zertifizierung voraus. Das Ergebnis ist ein ausführlicher Bericht, ein Zertifikat und ein Prüfzeichen mit einer Zertifikatsgültigkeit von 3 Jahren und jährlichem Folgeaudit.
Die ausgezeichnete EVB BauPunkt Einkaufs- und Handelsgemeinschaft GmbH & Co. KG ist eine Einkaufskooperation für Baumaschinen-, Baugeräte- und Werkzeughändler. Derzeit wirkt die Gruppe mit 90 Gesellschaftern an über 137 Standorten in Deutschland un dem angrenzenden Ausland sowie mit über 600 Vertragslieferanten zusammen. Der Außenumsatz der Kooperation wird mit über 700 Mio. € angegeben.
Warum Zertifizierung, welche sind die Vorteile? Eberle macht das Erreichte klar: Das gesamte Debitorenmanagement war überarbeitet worden. „Somit gibt es klare und auch strenge Richtlinien und Strukturen, nachvollziehbare Dokumentation und mehr Transparenz“, sagt Eberle. Mit den getroffenen Maßnahmen wurden eine Optimierung des Risikomanagements und eine Verbesserung von Rating und Warenkreditversicherung erreicht.
Eberle lobt die durchgehende Begleitung von Anfang an. Die Auditoren haben sich in die EVB BauPunkt „hineinversetzt, hineingedacht“, fügt Jasmin Patruno von der EVB BauPunkt Einkaufs- und Handelsgemeinschaft GmbH & Co. KG hinzu. Die Verbesserungen durch Empfehlung und Sensibilisierung seien auf der Grundlage einer durchweg partnerschaftlichen und absolut professionellen Zusammenarbeit erreicht worden.
Das Zertifikat weist externen Interessenten nach, dass leistungsfähige Credit Management-Prozesse systematisch und nachhaltig betrieben werden. „Vergangenheitsbezogene Kennzahlen erhalten aufgrund leistungsfähiger CM-Prozesse eine zukunftsgerichtete Qualitätsaussage“, sagt Döller mit Blick auf professionelle Finanzkommunikation und die Verwendung für die Beurteilung durch Dritte (http://www.tuv.com/de/creditmanagement.html).
Bernhard E. H. Klier, Geschäftsführer der Neue DEUTSCHE KONGRESS GmbH in Frankfurt am Main, freut ich über den Erfolg der „Kreditrisiko- und Forderungsmanagement Tag“: „Es zeigt sich, dass es eine Veränderung in den Finanzabteilungen und Buchhaltung zu beobachten gibt. Sicherlich begünstigt durch die Entwicklungen der letzten zwei Jahre.Der Finnanzleiter kann sich in seinem Internationalen Geschäft nicht mehr nur auf seine Banken verlassen, sondern muss auch selbst stärker das Kreditrisiko einschätzen und die Finanzplanung darauf abstimmen“, so Klier weiter. „Es zeigt sich, dass hier die Neue DEUTSCHE KONGRESS GmbH die richtigen Veranstaltungen zu dem Thema Zahlungsverkehr, Forderungsmanagement und Kreditrisikomanagement aufgelegt hat und sicherlich in den kommenden Monaten einen breiten Zuspruch auf diesen Veranstaltungen erfahren wird.“
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RRTS für Ratingagenturen und Fondsbranche
Von Dr. Oliver Everling | 10.November 2010
Neben den Kredit- und Serviceratings für Depotbanken, die sich vor allem an institutionelle Nutzer wenden, könnten individuelle Fondsratings eine zusätzliche Erkenntnisquelle über die Qualität und Sicherheit der Depotbank sein. Dies wird in einem Beitrag von Rudolf Siebel im Buch von Volker Braunberger, Uwe Rieken und Oliver Everling (Herausgeber) zum „Rating von Depotbank und Master-KAG“ deutlich (Gabler Verlag – Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, http://www.gabler.de/, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-8349-2578-7).
Rudolf Siebel trägt im BVI Bundesverband Investment und Asset Management e.V., Frankfurt, die Verantwortung für Recht und Aufsicht, Research und Marktanalyse sowie EDV und Organisation. Er vertritt die Interessen der Investmentbranche im Fachbeirat der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Er ist stellvertretendes Board-Mitglied des Europäischen Fonds und Asset Management Verbandes (EFAMA) und leitet dessen Fund Processing Standardisation Group (FPSG). Er ist Vice Chair der internationalen Wertpapierstandardisierungsvereinigung Securities Market Practice Group (SMPG). Herr Siebel war von April 1993 bis Mitte Juli 1998 als Vice President Senior Credit Officer bei der Moody´s Deutschland GmbH in Frankfurt a.M. beschäftigt. Herr Siebel ist Rechtsanwalt und Master of Law (LL.M) des Georgetown University Law Center, Washington D.C.
Die Zahl der in Deutschland für den Vertrieb zugelassenen Investmentfonds wächst trotz Finanzkrise ebenso wie der Umfang der angebotenen Informationen, stellt der Verbandsmanager in seinem Artikel fest. „Gegenwärtig werden ca. 10.000 Anteilscheinklassen (gezählt als ISIN) in Deutschland angeboten. Das stellt den Anleger vor die zunehmend schwierigere Herausforderung, den Überblick zu bewahren, notwendige Angaben rasch, zuverlässig und vor allem in übersichtlicher Form zu beziehen.“
Mit ihren Beurteilungen und deren Vermarktung in den Medien erreichen die Anbieter von Fonds-Rankings und -Ratings einen großen Teil der Anleger. Obwohl Rankings und Ratings die unüberschaubare Fülle der für Investmentfonds verfügbaren Informationen verdichten und zusammenfassen, hat ihre Vielfalt einen Grad erreicht, der nach einem eigenen „Navigationssystem“ verlangt, urteilt Siebel.
Ziel der vom BVI bereits 2004 veröffentlichten Ranking-/Rating-Transparenz-Standards (RRTS) sei es, allen Marktteilnehmern erleichterte und verbesserte Vergleichsmöglichkeiten von Rankings, Ratings, Agenturen und deren Methoden zu bieten. „Damit werden Voraussetzungen für sachgerechte Anlageentscheidungen geschaffen. Zu den Adres¬saten der RRTS“, legt Siebel dar, „zählen die privaten und institutionellen Investoren sowie Multiplikatoren wie Presse, Vertrieb und Berater.“
Ein wesentliches Ergebnis der Kooperation von Fondsbranche und Ranking-/Rating¬anbietern bildet eine tabellarische Übersicht der Angaben zu einem Fragebogen, der die Kernpunkte der RRTS erschließt. Es hält hinsichtlich Marktabdeckung und Methodendarstellung umfassende Angaben zur Mehrzahl der Anbieter von Rankings und Ratings in Deutschland bereit:
Siebel freut sich über den Erfolg: „Mit Euro am Sonntag/Verlag Finanzen, Feri Trust, Financial Webworks, Fitch Deutschland, FondsConsult, Lipper, Moody’s, Morningstar, RCP, Sauren, Scope, Standard & Poor’s und Südprojekt sind oder waren für viele bekannte Häuser alle wesentlichen Informationen zu den angebotenen Rankings und Ratings auf dem neuesten Stand zusammengetragen.“ Das auf der Website des BVI verfügbare Tableau liefert alle wesentlichen Informationen zu den maßgeblichen Themenbereichen (http://www.bvi.de/).
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Ausbaubedürftige Europa-Expertise deutscher Fonds
Von Dr. Oliver Everling | 10.November 2010
Laut einer Studie der Feri EuroRating Services AG zur Anlageregion Europa als Kerninvestment bleiben die meisten deutschen Fondsgesellschaften hinter ihren internationalen Wettbewerbern zurück. Bei europäischen Aktienfonds kam lediglich MEAG unter die Top 15, bei europäischen Renten Allianz Global Investors, die dank ihrer Tochter Pimco immerhin Rang fünf erreichte. Im Gesamtranking über beide Assetklassen hinweg schafften es MEAG, Allianz Global Investors, LBBW AM und Union Investment unter die besten 15. Untersucht wurden mehr als 1.000 zum Vertrieb in Deutschland zugelassene Aktien- und Rentenfonds mit Schwerpunkt Europa von insgesamt mehr als 80 Fondsgesellschaften.
„Für private und institutionelle Anleger spielt Europa als Anlageregion für Aktien und Renten eine große Rolle. Das zeigt sich auch bei den deutschen Fondshäusern vor allem an der Zahl der Produkte und dem verwalteten Vermögen, die beide klar von Europa-Anlagen dominiert werden“, sagt Christian Michel, Teamleiter Fonds & Zertifikate bei der Feri EuroRating Services AG. „Wenn man allerdings auf die Europa-Expertise der deutschen Gesellschaften schaut, zeigt sich ein ganz anderes Bild, denn hier können die heimischen Anbieter kaum punkten.“
Beim Expertise-Ranking der Europa-Aktienfonds erreichten vor allem angelsächsische Anbieter und Fondsboutiquen die besten 15 Plätze. Hier liegen MFS, Financière de l’Echiquier und Comgest auf den ersten drei Rängen. Als einzige deutsche Gesellschaft unter den Top 15 belegte MEAG Platz zwölf.
Wenig überraschend belegten Schweizer und österreichische Fondsanbieter einen großen Teil der Top 15 bei europäischen Rentenfonds. Angeführt von Invesco, Blackrock und LGT, wird das Ranking von Namen wie Volksbanken Invest, Vontobel, Swisscanto und anderen Schweizer und österreichischen Adressen dominiert. Allianz Global Investors sticht hier auf Rang fünf als einziger deutscher Anbieter heraus und dürfte dabei von der starken US-amerikanischen Tochter Pimco profitiert haben.
Im Gesamtranking der Europa-Expertise über beide Anlageklassen hinweg haben dennoch vier deutsche Anbieter den Weg in die Top 15 gefunden. MEAG und Allianz Global Investors kamen hier sogar unter die besten zehn, LBBW AM und Union Investment folgen auf den Rängen zwölf und 14.
„Insgesamt haben wir festgestellt, dass die Qualitätsunterschiede zwischen Produkten ein und desselben Anbieters auch innerhalb einer Vergleichsgruppe groß sind. Blind auf die Expertise einer Gesellschaft zu vertrauen, ist also nicht ratsam. Vielmehr muss die Management-Qualität jedes einzelnen Produktes gesondert betrachtet werden“, so Christian Michel abschließend.
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