Unbestimmtheiten beim Nachhaltigkeitsbegriff
Von Dr. Oliver Everling | 9.November 2010
Bernhard Engl, Vorstandsmitglied des Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V. (http://www.forum-ng.org/), stellt auf der 23. Feri Herbsttagung in Frankfurt am Main (http://www.feri.de/) die steile Entwicklung nachhaltiger Geldanlagen in Europa seit 2002 dar. Manche Anbieter bieten das Thema zwar von sich aus an, so Engl, meist sei es aber die Nachfrage der Anleger, die den Anbietern die Bedeutung des Themas zeige.
Die wichtigsten institutionellen Investoren im Nachhaltigkeitsbereich sind die Pensionsfonds in Europa. In Deutschland werden rund 13 Mrd. € nachhaltig investiert, in Österreich 2 Mrd. € und in der Schweiz 23 Mrd. €, berichtet Engl. Der Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen 2010 zeigt die Marktanteile auf. Seit 2008 gab es ein Plus von 68 %, aber der Marktanteil liegt immer noch unter 0,8 %. In der Schweiz kommen nachhaltige Geldanlagen auf einen Marktanteil von 3,8 % (bei einem ähnlich starken Wachstum von 63 %).
Im Jahr 2009 habe man sich bereits über die Zahlen von 2007 hinauskatapultiert, trotz des Einbruchs der Finanzmärkte in 2008. Deutsche Finanzdienstleister setzen in erster Linie auf wertbasierte Ausschlusskriterien und Best-In-Class. Kirchliche Institutionen und Wohlfahrtsorganisationen spielen mir rund 1,3 Mrd. € die größte Rolle als institutionelle Investoren im Nachhaltigkeitsbereich Deutschlands.
In Deutschland wird von Finanzdienstleistern ein Wachstum von 56 % erwartet, in der Schweiz von über 100 %. Privatkunden, institutionelle Investoren, Druck von Seiten der Medien, NGOs und Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen werden dazu beitragen, das nachhaltiges Investieren weiter an Bedeutung gewinnen wird.
„Jede Restriktion kostet Geld“, sagt dazu Ralf Lochmüller von Lupus Alpha. Tatsächlich habe sich aber gezeigt, dass diese Faustregel bei Nachhaltigkeitsfonds nicht ohne weiteres gelte, denn manche haben die Nase vorn.
„Ökonomisch, ökologisch und sozial“, sagt Carsten Eckert, Sprecher der Geschäftsführung der KG Allgemeine Leasing GmbH & Co. (KGAL), das seien die Grundkriterien seiner Investments. „Die höchste Anforderung ist die Absicherung des Kalküls auf lange Sicht“, sagt Eckert. Gerade um langfristig eine überdurchschnittliche Rendite zu erwirtschaften, führe an den Kriterien ökonomischen, ökologischen und sozialen Maßstäben kein Weg vorbei.
Kai Friedrich von der Cortal Consors Deutschland zeigt auf, wie stark sich Unternehmen bereits vom Nachhaltigkeitsgedanken leiten lassen. Kinderarbeit, ökologisch schädlicher Ressourcenverbrauch usw. sieht Friedrich als Beispiele für Themen, die längst erfolgreich ins Management der Unternehmen als Ausschlusskriterien Eingang gefunden haben. Kein großer Hersteller könne es sich mehr leisten, sich durch die Medien Kinderarbeit in ihren Fabriken der Welt nachweisen zu lassen.
Thomas Richter vom BVI Bundesverband Investment und Asset Management e.V. zeigt auf, wie vielfältig die Interessen und Wertesysteme der Anlagekunden sind. Der Assetmanager könne sich nicht zum Richter über Weltanschauungen aufschwingen. Daher gebe es ein Zögern der Assetmanager, in diese Bereiche hineinzugehen. Der Begriff „Nachhaltigkeit“ werde bis heute nicht einheitlich definiert.
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Risikoscheue Fondsinitiatoren
Von Dr. Oliver Everling | 9.November 2010
Das bisherige Emissionsjahr 2010 hat die Zweiteilung der Branche Geschlossener Fonds forciert. Im Gesamtjahr 2009 hatten sich insgesamt 53 der von Scope als marktrelevant betrachteten, knapp 200 Emissionshäuser, mit der Neuauflage von Produkten aufgrund der schwierigen Märkte zurückgehalten. Im laufenden Jahr haben bislang sogar 72 Initiatoren kein neues Produkt auf den Markt gebracht. Andere Emittenten dagegen interpretierten die Bedürfnisse der Anleger richtig und lancierten Fonds mit risikoarmen Zielmärkten, nachvollziehbaren Investmentstorys und soliden Cash Flows. Ihre „Zugpferde 2010“ waren mit weitem Abstand Immobilienfonds mit Zielmarkt Deutschland und soliden Ankermietern.
Ein Beispiel hierfür ist die Deutsche Fonds Holding, die mit einem prospektierten Eigenkapital von 282 Millionen Euro per Ende September 2010 den Spitzenplatz im Ranking der Initiatoren einnahm. Dagegen musste eine Reihe zum Teil etablierter Häuser Marktanteile abgeben. Entsprechend deutliche Verschiebungen ergaben sich bei den „Top Ten“ der Emissionshäuser (www.scope.de).
Insgesamt hat sich die Risikofreudigkeit der Branche bei der Emissionstätigkeit zurückgebildet. Die Anbieter halten sich überwiegend mit Nachfolgeprodukten solange zurück, bis die Ausplatzierung des Vorgängerfonds in Sichtweite gerückt ist. Diese Haltung ist auch mit verantwortlich für die noch zögerliche Emissionstätigkeit im Frühjahr 2010, nachdem zum Jahreswechsel zahlreiche neue Produkte auf den Markt gebracht worden waren, die über Monate in der Platzierungspipeline steckten.
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Folgerungen für die Anlagepolitik
Von Dr. Oliver Everling | 8.November 2010
„Was heißt das alles für die Anlagepolitik“, fragt Dr. Tobias Schmidt, Vorstand der Feri EuroRating Services AG am Ende des ersten Tages der 23. Feri Herbsttagung nach den Vorträgen der Feri-Experten zu den Entwicklungen der Volkswirtschaften und Branchen. „Motor 1: China, Motor 2: Brasilien und Lateinamerika, Motor 3: Deutschland – mit einer Entwicklung, die nach vorne ganz gut aussieht“, sagt Schmidt.
Die Rettung aus der Krise, getrieben durch eine Fiskalpolitik, aber auch geldpolitische Maßnahmen, hat sich in den Unternehmensgewinnen wie auch in der Beschäftigung ausgewirkt. Schmidt zeigt auf, wie die USA Geldpolitik weltweit machen. Um die Ungleichgewichte auszugleichen, werden viele Länder gezwungen sein, gegenüber dem US$ aufzuwerten.
Die globale Liquidität sei bisher insbesondere in die Aktienmärkte geflossen. Mittelfristig ergeben sich in der aktuellen Situation große Chancen, sagt Schmidt. „Im Großen und Ganzen sind wir über das Schlimmste hinweg“, sagt Schmidt mit Blick auf die Wertberichtigungen, die bei den Banken erforderlich wurden. „Die Risiken aus dem Bankensystem selbst treten inzwischen in den Hintergrund.“
Die relative Stärke der Aktienmärkte in Asien (außer Japan) gründet sich in den großen Produktivitätsunterschieden und –fortschritten. „An vielen Stellen kommen wir zu alten Mustern zurück, die vor der Krise die großen Trends waren, Beispiel Rohstoffe“, sagt Schmidt.
Das weltwirtschaftliche Wachstum verliert allerdings an Momentum, zeigt Schmidt trotz vieler guter Botschaften auf. Die Inflation auf Konsumprodukte bleibe mittelfristig moderat. In den Aktienmärkten bleibt die Liquidität der wichtigste Einflussfaktor. Deutschland habe das stärkte Potential in Europa, glaubt Schmidt. Die Schwellenländer würden von dem starken Produktivitätswachstum profitieren.
Die öffentliche Verschuldung bleibt für die Anleihemärkte zentral, macht Schmidt klar. Die Zinsen werden mittelfristig wieder steigen. Anleihen sind daher weniger attraktiv als Aktien. Der Markt für Unternehmensanleihen gewinnt nach Ansicht von Schmidt weiter an Bedeutung.
Rohstoffe sieht Schmidt in einem gemischten Bild. Die hohe Liquidität komme diesen Märkten entgegen. Real gerechnet seien Gold und Öl immer noch unter ihren historischen Höchstwerten, zeigt Schmidt auf. Die US-Immobilienmärkte sind nach Beobachtung der Feri EuroRating Services auf dem Weg der Erholung. Schmidt erwartet keine großen Preissteigerungen bei Wohnimmobilien.
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Zwischen Mengengeschäft und Anlegerschutz
Von Dr. Oliver Everling | 8.November 2010
Es gibt für Banken viele Möglichkeiten, das Depotbankgeschäft unter Profitcenter-Gesichtspunkten intern rentabel darzustellen, zeigen Joachim Hüfken und Andreas Beck auf. Hüfken und Beck von der Landesbank Baden-Württemberg sind Autoren im Buch von Volker Braunberger, Uwe Rieken und Oliver Everling (Herausgeber): Rating von Depotbank und Master-KAG – Anlegerschutz und Effizienzsteigerung für Investmentfonds (Gabler Verlag – Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, http://www.gabler.de/, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-8349-2578-7).
„Selbst wenn es in der singulären Betrachtung im Einzelfall defizitär sein sollte,“ schreiben Hüfken und Beck, „werden unter Kundenbindungsaspekten immer wieder Gründe gefunden werden, die eine Aufrechterhaltung des Betriebes rechtfertigen. Aus dieser Richtung heraus wird die Konsolidierung somit auch nicht angestoßen werden.“
Allerdings schlage bei betriebswirtschaftlichen Überlegungen die Stunde der „Insourcer“. Mit Inkrafttreten der Anforderungen des Depotbankrundschreibens im Jahr 2011 werden einige Häuser Handlungsbedarf haben. Hüfken und Beck erwarten, dass die Wertschöpfungskette weiter zergliedert wird und Teildienstleistungen von den Depotbanken ausgelagert oder an andere Depotbanken übertragen werden.
Nach Ansicht von Hüfken und Beck bietet sich die Fondsbuchhaltung an, die Erstellung von Kundenreportings und Analysen, die Abwicklung von Transaktionen etc. „Welcher Weg im Einzelnen beschritten wird,“ so die Experten von der Landesbank Baden-Württemberg, „dürfte sehr unterschiedlich sein. Allerdings wird Depotbanken ohne eigene Fondsbuchhaltungsinfrastruktur sicherlich kaum ein langfristiges Committment zum Geschäft abgenommen.“
Gewinner sehen Hüfken und Beck bei den Häusern, die sich so flexibel aufstellen, dass sie auf wechselnde Technikregimes und aufsichtsrechtliche Anforderungen mit geringstmöglichen Aufwänden reagieren können. „In der Summe dürfte die Landschaft rund um das Depotbankgeschäft mit einer Vielzahl von Dienstleistern und Umsetzungswegen sogar noch heterogener als bisher werden.“
Global Custodians stehen Lokalen Champions gegenüber, heißt es aus Stuttgart (http://www.LBBW.de). Der Volumenzuwachs der Global Custodians in Deutschland wird sich nach Einschätzung von Hüfken und Beck verlangsamen, aber nicht zum Stillstand kommen. „Die Tendenz zum Oligopol wird stärker werden,“ verdeutlichen Hüfken und Beck in ihrem Beitrag zum Buch im Gabler-Verlag, „mit den Globals auf der einen Seite und aktiven lokale Depotbanken auf der anderen Seite, die gegen die großen Massenanbieter mit speziellen Serviceargumenten, wie der Betonung des Anlegerschutzgedankens, ihrer speziellen Kundenbindungsphilosopie oder der regionalen Verankerung punkten werden.“
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Geschäftsführerwechsel bei URA Rating Agency B.V.
Von Dr. Oliver Everling | 8.November 2010
Fritz Witt CRA nimmt nach drei Jahren Abschied als Geschäftsführer der URA Rating Agency B.V. Sein Abgang markiert den Übergang in eine neue Phase des Unternehmens. Per 1. Oktober 2010 überträgt Fritz Witt seinen Posten an Herrn Jens Höhl, Vorstand der Muttergesellschaft URA Rating Agentur AG, München (http://www.ura.de/).
Fritz Witt spielte eine bedeutende Rolle in einer entscheidenden Phase bei der Einführung von Ratingdiensten in den Niederlanden. Im April 2010 wurde die URA Rating Factory eröffnet. Wirtschaftsprüfer, Berater und finanzielle Dienstleister oder Branchenorganisationen die ihre Kunden oder Mitglieder auf Basis eines bewehrten Systems und Methoden auf Kreditwürdigkeit untersuchen wollen, können mit der URA Rating Factory ihre Dienstleistung verbessern und erweitern. Das Unternehmen URA Rating Agency B.V. geht hiermit in eine neue Phase ihrer Entwicklung. Das ist dann auch der entscheidende Moment für den Wechsel der Geschäftsführung.
Herr Witt wird sich ab dem 1. Oktober 2010 als unabhängiger Rating Advisor niederlassen. Er bleibt für das SRA und seine Mitglieder als Berater verfügbar. Daneben wird Witt sich in der Zukunft hauptsächlich mit der Entwicklung und dem Marketing von neuen Rating Diensten, der Fachlichen Unterstützung der Kunden der URA Rating Factory sowie mit den Lehrgängen für Rating Advisor und Rating Analyst an der Nyenrode Universität befassen.
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Gründe des deutschen Wirtschaftsbooms
Von Dr. Oliver Everling | 8.November 2010
„Worauf gründet sich der Wirtschaftsboom?“ Das fragt Axel D. Angermann, Diplom-Volkswirt, als Direktor Economic Analysis verantwortlich für die Prognoseaktivitäten der Feri EuroRating Services AG, auf der 23. Feri Herbsttagung in Frankfurt am Main (http://www.feri.de/). Angermann räumt ein, dass es den meisten schwer gefallen sei, nach der Finanzkrise das Wort „Boom“ wieder in den Mund zu nehmen. Angermann zeigt aber am Zyklus von Situation und Erwartung anhand des Ifo-Konjunkturindikators, dass es am Boom in Deutschland keinen Zweifel mehr gibt.
Mit Ausnahme von Eisen und Stahl profitieren praktisch alle Branchen in Deutschland vom Boom in China. Die Exporte der Automobilindustrie nach China haben sich verdoppelt, fast alle anderen Branchen warten ebenfalls mit deutlich überdurchschnittlichen Zuwächsen auf. „Die Verkaufszahlen in China haben sich in der Tat deutlich erhöht,“ sagt Angermann, „seit April steigen die Verkaufszahlen jedoch nicht weiter.“
„Der Zuwachs der Exporte nach China und in die USA erklären rund die Hälfte des Booms“, erläutert Angermann. Das Vorkrisenniveau werde im kommenden Jahr bereits in der Automobilindustrie erreicht. Der Einbruch im letzten Jahr habe sich in Verlusten ausgewirkt, nun aber kehrt sich der Trend um. Die Rentabilität der Autoindustrie sei in diesem Jahr noch bescheiden, da es einen intensiven Wettbewerb gebe. Die Autoindustrie hat trotz des großen Booms deshalb ein durchschnittliches Rating, also ein durchschnittliches Ausfallrisiko im Vergleich der Branchen.
Die Exporte nach China steigen um 64 %, das ist insbesondere für Maschinen, Fahrzeuge und andere Branchen wichtig, die den größten Teil dieser Exporte nach China ausmachen. Rund 77 % wird von diesen Branchen im Export nach China bestritten. Boomt China weiter, kommt dies den typischerweise stark im Export nach China engagierten Branchen in besonderem Maße zugute.
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Etablierung von Master-KAG-Strukturen
Von Dr. Oliver Everling | 8.November 2010
„Die Frage, ob zur Auswahl der geeigneten KAG- und Depotbankpartner ein (externer) Berater zum Einsatz kommen soll, war von vielen Faktoren abhängig“, berichtet Michael Stark-Urzendnik von der verSAM Versicherungs-Assetmanagement. Er geht in seinem Beitrag zum Thema „Etablierung von Master-KAG-Strukturen: Die Schaffung einer optimalen Administrationsplattform“ im Buch von Volker Braunberger, Uwe Rieken und Oliver Everling (Herausgeber) „Rating von Depotbank und Master-KAG – Anlegerschutz und Effizienzsteigerung für Investmentfonds“ den maßgeblichen Kriterien nach. Das Buch erscheint im Gabler Verlag – Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, http://www.gabler.de/, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-8349-2578-7.
Im Sinne eines transparenten glaubwürdigen Auswahlprozesses erschien der Einsatz eines (spezialisierten) Beraters in jedem Falle sinnvoll, berichtet Stark-Urzendnik. Unabhängig davon, ob die eigene Organisation intellektuell in der Lage gewesen wäre, das KAG- und Depotbankauswahlverfahren eigenständig zu begleiten, bedeutete der Einsatz eines externen Spezialisten einen sinnvollen „Einkauf“ von Zusatz-Know-how sowie eine Entlastung der eigenen Organisation und Kapazitäten durch die Übernahme vieler aufwändiger administrativer Arbeiten seitens des Beraters (Erstellung der Fragebögen, Versand, Führen der Interviews mit Vertretern der KAGen und Depotbanken, Auswerten der Rückläufer, Erstellen von Präsentation mit den (Zwischen-) Ergebnissen).
„Zudem lag es nahe,“ sagt Stark-Urzendnik, „dass ein spezialisierter Berater aufgrund seiner Erfahrung tiefere Einblicke in die Qualität und Nachhaltigkeit der internen Prozesse des jeweiligen Master-KAG- bzw. Depotbankenanbieters, der Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells oder ausreichender Kapazitäten zur Übernahme des ausgeschriebenen Mandats haben sollte.“
Stark-Urzendnik lenkt den Blick des Lesers auch auf den Anspruch der VersAM, ihre finale Entscheidung für die jeweilige Master-KAG-Stuktur und die hier involvierten Partner weitestgehend nachvollziehbar und objektivierbar (und damit „gremienfest“) zu gestalten. Vor diesen Hintergrund sei die Entscheidung gefallen, einen Berater einzusetzen. Stark-Urzendnik: „Dies auch vor dem Hintergrund, dass ein spezialisierter Berater auch im Implementierungsprozess – Stichworte: Gebührenverhandlungen, Vertragsverhandlungen – ein wichtiger Begleiter sein kann.“
Stark-Urzendnik gibt in dem neuen Buch die von der VersAM angewandte Logik für die Beraterauswahl preis und legt detailliert die maßgebenden Kriterien offen. Stark-Urzendnik gibt praktisch eine Checkliste an die Hand, um die Wahl selbst nachvollziehen zu können.
„Im Rahmen des Auswahlverfahrens wurden seitens des Projektteams der VersAM fünf Anbieter mit Hilfe eines eigens entwickelten Fragebogens detailliert untersucht, davon kamen zwei Anbieter in die engere Auswahl und konnten sich im Rahmen einer Präsenzveranstaltung persönlich vorstellen. Letztlich fiel die Entscheidung seitens des Projektteams“, hält Stark-Urzendnik nicht hinter dem Berg, „zugunsten von FAROS Consulting GmbH & Co. KG, Frankfurt am Main.“
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Deutschlands Gleichgewichtsbeitrag
Von Dr. Oliver Everling | 8.November 2010
Angesichts anhaltender Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft gewinnen die Herausforderungen und Risiken der Wege zum Gleichgewicht an Bedeutung. Alexander Ruddies, Economist bei der Feri EuroRating Services AG (http://www.feri.de/), zeigt auf der 23. Feri Herbsttagung in Frankfurt am Main einerseits die Ungleichgewichte, andererseits auch die Ansatzpunkte auf, um Gleichgewicht zu schaffen.
Eine massive Aufwertung des Renminbi würde den Export der USA steigern. Auch China würde aber profitieren, da das Kapital nicht mehr nur investitionsgetrieben gelenkt werde, sondern auch in die Binnenwirtschaft fließen könnte. Die Aufwertung des Renminbi würde Produkte aus den USA aus chinesischer Sicht billiger machen, umgekehrt würde der Import chinesischer Güter für Amerikaner teurer. Damit würden die Anreize gesetzt, verstärkt eigene Produkte zu konsumieren, statt aus China zu importieren.
„Wir haben ein Simulation durchgeführt, was passiert, wenn die Chinesen auf einen Schlag um 30 % aufwerten würden“, berichtet Ruddies und kritisiert die „Blauäugigkeit“ von Nobelpreisträgern. Die Importe würden zwar steigen, aber nicht so stark, wie der Konsum wirken könnte. In China wäre der dämpfende Effekt nicht zu unterschätzen, da zahlreiche exportorientiere Firmen in China „schlicht Pleite gehen würden“, so Ruddies.
Die Strategie der USA sich aus der Krise hinaus zu exportieren, würde nicht funktionieren, da sie das in diese Ländern erforderliche Wachstum untergraben würden, das für die Importe dieser Länder notwendig ist. „Es ist außerdem nicht im Sinne der USA, dass eine wesentliche Nachfrage nach ihren Staatsschuldtiteln ausfällt“, warnt Ruddies. Die Effekte auf die Zinsen wären evident. Das Defizit würde weiter ansteigen. Die Verschuldung würde eine wesentlich ungünstigere Dynamik aufweisen, mit erheblich stärkeren Problemen und Risiken.“
Ruddies sieht die Chancen in einem neuen Wachstumsmodell für China, das weniger exportorientiert, sondern vielmehr konsumgetrieben sei. Die Verschuldungsdynamik in den USA sei allen klar und nicht aufrechtzuerhalten. „Das ist keine dauerhafte, tragfähige Entwicklung“, sagt Ruddies und merkt die negativen Begleiteffekte an. „Die reine Konsumorientierung in den USA kann nicht mehr so weitergehen wie bisher, hier wird ein Umdenken stattfinden müssen.“ Die Produktionsverlagerungen waren Konsequenz der abnehmenden Wettbewerbsfähigkeit der USA im Vergleich.
Erfreulich nahm die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen zu. Der Deindustrialisierungsprozess in den USA mache es den Amerikanern unmöglich, kurzfristig auf die Entwicklungen zu reagieren. Eine Schuldenbremse gegen Überkonsum könnte in den USA hilfreich sein. Ruddies warnt vor der nächsten Geldblase, die durch zu niedrige Zinsen aufgebläht werden könnte.
Ruddies kommentiert kritisch den für Deutschland von manchen vorgeschlagenen Aktionismus. „Wenn man sich den Handel anschaut, zeigt sich, dass zwei Drittel in Europa stattfindet“, sagt Ruddies. Die USA machen nur gut 10 % der bilateralen Zahlungsbilanz aus. Deutschland hat die Leistungsbilanzüberschüsse nicht durch Devisen finanziert, sondern ein großer Teil des Kapitalexports ist in Direktinvestitionen geflossen.
In Deutschland zeigt sich die stärkere Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Die Treiber der Leistungsbilanzüberschüsse sind im Vergleich von Deutschland und China völlig unterschiedlich, sagt Ruddies und führt vor, was in Deutschland zu tun bleibt: Mehr Deregulierung und Beseitigung von Marktbarrieren im Dienstleistungssektor, Stärkung der Anreize für Investitionen, Verbesserung von Forschung und Bildung sowie Offenheit für qualifizierte Immigranten.
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OGAW IV-Richtlinie ohne Restrukturierungsfolgen
Von Dr. Oliver Everling | 8.November 2010
„Es ist nicht davon auszugehen, dass die Umsetzung der OGAW IV-Richtlinie auf Ebene der einzelnen Mitgliedstaaten zu einer unmittelbaren Restrukturierung der Investmentbranche innerhalb der Europäischen Union führen wird“, prognostizieren Jörg Ambrosius und Johannes-Wilhelm Fischer von der State Street Bank GmbH. In ihrem Beitrag zum Buch „Rating von Depotbank und Master-KAG“ befassen sich Ambrosius und Fischer mit Hintergründen, Regelungsinhalten und Auswirkungen der Neuordnung des europäischen Binnenmarkts für Investmentfonds (Gabler Verlag – Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, http://www.gabler.de/, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-8349-2578-7).
„Vielmehr“, zeigen Ambrosius und Fischer die wahrscheinlicheren Perspektiven auf, „wird es zu einem evolutionären Entwicklungsprozess kommen, in dessen Verlauf die einzelnen Anbieter zunächst bestimmen, welche im Rahmen der OGAW IV-Richtlinie zur Verfügung gestellten Instrumente am ehesten geeignet sind, ihre spezifische langfristige Geschäftsstrategie zu unterstützen. Erst im Anschluss daran wird es dann zur Planung und Umsetzung der entsprechenden Maßnahmen kommen. Dabei werden die Lösungsansätze in Abhängigkeit von den verfolgten Zielen (beispielsweise Expansion in neue Märkte innerhalb Europas, Schaffung eines einheitlichen operativen Modells für den europäischen Markt usw.) von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich ausfallen.“
Außerdem wird nach dem Urteil der Autoren die OGAW IV-Richtlinie auf indirekte Weise auch zu einer weiteren Konsolidierung der europäischen Investmentbranche beitragen, indem sie die Instrumente zur Verfügung stellt, die im Rahmen von Unternehmenszusammenschlüssen erst die Schaffung eines einheitlichen Geschäftsmodells und die Realisierung von Synergieeffekten ermöglichen.
Als Teil dieses Entwicklungsprozesses wird es nach Einschätzung von Ambrosius und Fischer auch zu einer Konsolidierung auf Ebene der Anbieter von Depotbankdienstleistungen kommen. Hierbei wird es künftig entscheidend sein, dass diese einerseits über ein breites Know-how der einzelnen Fondsmärkte innerhalb Europas und andererseits auch über die geschäftliche Infrastruktur vor Ort verfügen, um gesamteuropäisch agierende Anbieter von Fondsprodukten umfassend unterstützen zu können.
In diesem Zusammenhang sei auch die laufende Weiterentwicklung der aufsichtsrechtlichen Standards auf europäischer Ebene zu berücksichtigen. So zeichne sich gegenwärtig bereits ab, schreiben zeigen Ambrosius und Fischer in dem Buch des Gabler-Verlags, dass neben der Unabhängigkeit der Fondsbewertung ein weiterer Schwerpunkt einer künftigen OGAW V-Richtlinie in der umfassenden Regelung der Verwahrstellenfunktion liegen wird, die sich hierbei an den diesbezüglichen Vorschriften der AIFM-Richtlinie und des Anlegerentschädigungsgesetztes – insbesondere in Haftungsfragen – orientieren werde.
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Bedarfsgerechte Kriterien an Depotbanken
Von Dr. Oliver Everling | 8.November 2010
Die allgemeinen und die spezifischen Anforderungen institutioneller Investoren und Kapitalanlagegesellschaften an Depotbanken verändern sich in Abhängigkeit vom jeweiligen Geschäftsmodell unterschiedlich, aber dennoch stetig. „Die Finanzmarktkrise hat nicht nur dazu beigetragen,“ sagen Dr. Holger Sepp, Co-Head CACEIS Deutschland, und Marco Wilms, Head of Business Development, von der CACEIS Bank Deutschland GmbH, „dass die Akteure auf der Investorenseite ihr Geschäftsmodell hinterfragen und Teile neu formieren.“
Auch die nationalen und internationalen Gesetzgeber sowie die verantwortlichen Aufsichtsbehörden seien längst aktiv geworden – sie gestalten und definieren die Rahmenbedingungen neu. Sepp und Wilms: „Dieser Prozess hält derzeit an und wird sich auch in der Zukunft fortsetzen. Folglich sind die Akteure gefordert den richtigen Depotbankpartner mit Sorgfalt und Gespür auszuwählen.“
Sepp und Wilms berichten über ihre Erfahrungen aus der CACEIS Bank Deutschland GmbH im neuen Buch von Volker Braunberger, Uwe Rieken und Oliver Everling (Herausgeber) „Rating von Depotbank und Master-KAG, Anlegerschutz und Effizienzsteigerung für Investmentfonds“ (erscheint im Gabler Verlag – Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, http://www.gabler.de/, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-8349-2578-7).
Viele Depotbanken betreuen nicht nur Investmentgesellschaften, sondern gleichzeitig auch unterschiedliche Investorengruppen wie Versicherungen, Pensionskassen etc. „Dabei gibt es einige Anforderungen, die sämtliche Kundengruppen gleichermaßen an die Depotbanken haben. Dazu gehören“, führen Sepp und Wilms weiter aus, „neben der klaren Positionierung das nachhaltige Bekenntnis zum Markt – insbesondere bei internationalen Depotbanken.“
Die Experten von CACEIS Deutschland zeigen Faktoren auf, die für Depotbanken entscheidend sind: „Eine gute Depotbank verfügt über ein solides Kredit-Rating sowie eine ausgezeichnete Eigenkapitalausstattung. Daneben fordert jeder Kunde service-orientiertes Personal mit hoher, fachlicher Expertise. Auch eine innovative IT-Landschaft, die Lösungen für künftige Anforderungen zulässt, ist von großer Bedeutung. Dies ist verbunden mit der entsprechenden Investitionsbereitschaft der Depotbank.“ Zu einem umfangreichen Produkt- und Service Angebot gehört schließlich auch ein attraktives Preis-Leistungsverhältnis, so ein Fazit der Autoren.
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