Geschäftsethik in China – ein Praxisbericht
Von Dr. Oliver Everling | 16.Dezember 2020
Die herausragende wirtschaftliche Entwicklung der Volksrepublik China hat in den vergangenen Jahrzehnten viele positive Effekte herbeigeführt: Sinkende Armut, wachsende Mittelschicht, innovative High-Tech-Unternehmen – die Liste ließe sich lange fortführen, schreiben Thomas Stewens und Axel Rose in ihrem Beitrag zum Buch „Social Credit Rating.“
Die Autoren sind bei der BankM AG beschäftigt, einer 2007 gegründeten deutschen Spezialbank, die in der Mittelstandsfinanzierung tätig ist und hier insbesondere als Spezialist für strategische Kapitalbeschaffung im Fremd- und Eigenkapitalbereich eine führende Stellung einnimmt. Dabei unterstützt BankM auch chinesische Unternehmen mit Interessen in Deutschland und deutsche Unternehmer bei Expansionsvorhaben in China und hat in dieser Funktion mehrere Börsengänge, M&A-Transaktionen und Wirtschaftsförderungsprojekte begleitet.
„Der massive Bedeutungsgewinn materieller Leitmotive hat aber auch eine Ethik des Gewinnens gefördert,“ so Stewens und Rose, „in der ein clever agierender Geschäftsmann sich zum Erreichen des Erfolges sehr weitreichender Mittel bedienen kann, während der Verlierer nicht geschickt oder klug genug war, um das Risiko zu erkennen.“
Ein moralisch ethischer Konsens im Geschäftsleben fehlt nach Ansicht der China-erfahrenen Experten. „Manipulation, Spekulation sowie ein riesiger grauer Kapitalmarkt sind die Kehrseite des wirtschaftlichen Erfolgs. Folge ist ein gesellschaftlicher Vertrauensverlust, der sich negativ auf die gesamte volkswirtschaftliche Entwicklung auswirkt.“
Der 2014 veröffentlichten Plan der chinesischen Regierung, im Jahr 2020 ein umfassendes, datenbasiertes Social Credit System einzuführen, ist nach Ansicht der Autoren unter anderem der Versuch, das geringe gesellschaftliche Vertrauen zu adressieren und ein faires, transparentes, und berechenbares Wirtschaftsumfeld zu schaffen.
„Das Mammut-Projekt bezieht auch alle in China tätigen Unternehmen mit ein,“ so Stewens und Rose, „die Daten aus rund 30 Bereichen an die zuständigen lokalen und nationalen Behörden weiterreichen müssen. Dort werden die Daten in einer zentralen Datenbank konsolidiert und analysiert. Mittels eines komplexen, intransparenten Algorithmus wird schließlich ein Rating ermittelt, das sowohl Strafen als auch Vergünstigungen zur Folge haben kann. Der vorliegende Beitrag liefert einen Praxisbericht über die chinesische Geschäftsethik und analysiert inwieweit das Corporat Social Credit System geeignet ist, die Schattenseiten des wirtschaftlichen Erfolgs einzudämmen.“
Thomas Stewens ist Gründungspartner, Vorstand und Leiter China Desk der BankM sowie Gründungsvorstand des Vereins Kapitalmarkt KMU und Mitglied der Landesfachkommission Finanzmarktpolitik & Vorsorge im Wirtschaftsrat der CDU. Herr Stewens verfügt über langjährige Erfahrung im Investment Banking und hat zahlreiche Transaktionen mit China-Bezug in führender Position begleitet.
Axel Rose ist seit 2013 bei der BankM im Projektgeschäft tätig und hat seitdem verschiedene Projekte in China begleitet. Herr Rose ist Spezialist für Unternehmens- und Investorenkommunikation, hat mehrere Jahre für die F.A.Z.-Gruppe als Finanzjournalist gearbeitet und ist Autor des 2009 im Peter Lang Verlag erschienen Buches „China – Indien: Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich“.
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Kroll gibt EU-Zertifizierungsstatus auf
Von Dr. Oliver Everling | 15.Dezember 2020
Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) hat der Kroll Bond Rating Agency LLC (Kroll LLC) die Möglichkeit entzogen, ihre Kreditratings für die Verwendung in der Europäischen Union (EU) zu zertifizieren.
Die Rücknahmeentscheidung folgt auf die offizielle Mitteilung der Kroll LLC an die ESMA vom 23. Juli 2020 über ihre Absicht, auf die Zertifizierung von Ratings zur Verwendung in der EU unter den in Artikel 20 Absatz 1 Buchstabe a der Ratingagentur festgelegten Bedingungen zu verzichten, berichtet die Behörde. Nach der Aufhebung des Zertifizierungsstatus von Kroll LLC wird die Kroll Bond Rating Agency EU weiterhin Ratings vergeben und einige der Ratings von Kroll LLC für die Verwendung in der EU bestätigen.
Artikel 20 Absatz 1 Buchstabe a der CRA-Verordnung sieht vor, dass die ESMA unbeschadet des Artikels 24 die Registrierung einer Ratingagentur (CRA) zurückzieht, wenn die CRA „ausdrücklich auf die Registrierung verzichtet oder keine Ratings für bereitgestellt hat die vorangegangenen sechs Monate“. Artikel 5 Absatz 8 der CRA-Verordnung erklärt, dass Artikel 20 auch für zertifizierte CRA gilt.
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Aptar nachhaltig in Spitzenposition
Von Dr. Oliver Everling | 15.Dezember 2020
AptarGroup, Inc. (NYSE: ATR), ein weltweit führender Anbieter von Lösungen für die Arzneimittelabgabe, die Abgabe von Konsumgütern und aktive Verpackungen, wurde kürzlich von der ISS ESG, einer der weltweit führenden Ratingagenturen für nachhaltige Investitionen, mit dem Prime-Status ausgezeichnet. Das ISS ESG Corporate Rating berücksichtigt Umwelt-, Sozial- und Governance-Praktiken („ESG“), indem mehr als 100 branchenspezifische Indikatoren bewertet werden. Unternehmen werden als Prime eingestuft, wenn ihre ESG-Leistung die Schwellenkriterien für Unternehmen in ihrem Sektor überschreitet. Im Vergleich zu Nicht-Prime-Peers gelten diese Unternehmen als besser positioniert, um wesentliche ESG-Herausforderungen und -Risiken zu bewältigen und Chancen zu nutzen.
Aptar wurde außerdem von CDP für seine Maßnahmen zur Emissionsreduzierung, Minderung von Klimarisiken und zur Förderung der kohlenstoffarmen Wirtschaft mit dem Score „A“ ausgezeichnet, basierend auf den Daten, die das Unternehmen im Rahmen des CDP-Fragebogens zum Klimawandel 2020 gemeldet hat. Aptar ist – wie auch Moody’s – eines von wenigen leistungsstarken Unternehmen von mehr als 5.800, die bewertet wurden. Durch bedeutende nachweisbare Klimaschutzmaßnahmen ist Aptar weltweit führend in Bezug auf Umweltambitionen, Maßnahmen und Transparenz von Unternehmen.
CDP ist eine gemeinnützige Organisation, die ein globales Offenlegungssystem für Investoren, Unternehmen, Städte, Bundesstaaten und Regionen betreibt, um ihre Umweltauswirkungen zu analysieren. CDP versteht sich als „Goldstandard“ der Umweltberichterstattung mit dem umfangreichsten und umfassendsten Datensatz zu Unternehmensmaßnahmen und Maßnahmen von Kommunen.
„Wir sind sehr stolz darauf, von der CDP als führend in der Nachhaltigkeit von Unternehmen anerkannt zu werden. Unsere Maßnahmen zur Förderung einer kohlenstoffarmen Wirtschaft sowie die von uns angebotenen Produkte und Lösungen spielen für Patienten und Verbraucher auf der ganzen Welt eine wichtige Rolle im Alltag “, sagte Stephan B. Tanda, Präsident und CEO von Aptar. „Da wir unser Unternehmen langfristig führen, werden wir uns weiterhin darauf konzentrieren, Klimarisiken zu reduzieren und immer nachhaltigere Lösungen zu entwickeln.“
Anfang 2020 hat Aptar seine wissenschaftlich fundierten Ziele formalisiert und ein Emissionsreduktionsziel festgelegt, das den Anforderungen entspricht, die globale Erwärmung bis zum Jahr 2030 deutlich unter 2 ° Celsius zu halten. Diese Ziele wurden von der wissenschaftlich fundierten Zielinitiative (SBTi) validiert. Das Unternehmen hat auch seine Angaben zu Risiken und Chancen gemäß der Task Force für klimabezogene finanzielle Angaben (TCFD) verbessert. Darüber hinaus erhielt Aptar die ISO 14046-Zertifizierung, die die Reduzierung der Treibhausgasemissionen in allen Bereichen sicherstellt, insbesondere durch die Erhöhung der Einkäufe von erneuerbarem Strom.
„Die Erstellung der CDP-A-Liste ist ein Beweis für die hervorragende Zusammenarbeit unserer Teams auf der ganzen Welt, die mit diesen und anderen Initiativen unsere CO2-Emissionswerte gegenüber dem Vorjahr verbessert haben und daran arbeiten, eine Netto-Null-Energiestrategie zu entwickeln Der nächste Meilenstein auf unserem Weg zur Nachhaltigkeit “, sagte Beth Holland, Vizepräsidentin für Nachhaltigkeit.
Der jährliche Offenlegungs- und Bewertungsprozess von CDP für die Umwelt wird allgemein als Goldstandard für die Transparenz der Unternehmensumwelt anerkannt. Im Jahr 2020 forderten mehr als 515 Investoren mit einem verwalteten Vermögen von über 106 Billionen US-Dollar und mehr als 150 Großabnehmer mit Beschaffungsausgaben von 4 Billionen US-Dollar Unternehmen auf, Daten über Umweltauswirkungen, Risiken und Chancen über die CDP-Plattform offenzulegen. Über 9.600 antworteten – das höchste Niveau aller Zeiten.
CDP verwendet eine detaillierte und unabhängige Methodik, um diese Unternehmen zu bewerten. Dabei wird eine Bewertung von A bis D vergeben, die auf der Vollständigkeit der Offenlegung, dem Bewusstsein und dem Management von Umweltrisiken sowie dem Nachweis bewährter Verfahren im Zusammenhang mit der Umweltführerschaft, wie z. B. der Festlegung ehrgeiziger, sinnvoller Ziele. Diejenigen, die keine unzureichenden Informationen offenlegen oder bereitstellen, sind mit einem F gekennzeichnet.
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Auf Pandemie, Klima und China kommt es an
Von Dr. Oliver Everling | 15.Dezember 2020
Bidens Erfolg hängt von drei Dingen ab, sagt Ron Temple, Co-Head von Multi-Asset und Head von US Equity bei Lazard Asset Management. Er gibt einen Ausblick auf die politische Lage in den USA für das kommende Jahr und beleuchtet, was das für Investoren bedeutet.
„Erfolg oder Misserfolg der Biden-Administration dürfte von drei Dingen abhängen: Covid-19, Klimawandel und China. Die ersten Aufgaben des neuen Präsidenten werden die Pandemie betreffen. Dazu zählen ein weiteres Steuerpaket, Test- und Rückverfolgungsinitiativen sowie Impfstoffverteilung und Logistikmanagement.“ Außerdem gelte es, Herausforderungen anzugehen, die schon lange vor dem Virus bestanden, insbesondere Einkommensunterschiede und Rassismus. Für die Biden-Administration werde es allerdings schwierig sein, Gesetze ohne die Unterstützung der Republikaner zu verabschieden. Parteiübergreifende Unterstützung erwartet Ron Temple eher bei Infrastrukturausgaben, da mehrere Republikaner bei diesem Thema bereits Bereitschaft signalisiert haben.
Biden hat immer wieder betont, wie wichtig das Thema Klima für seine Wirtschaftspläne sei. Ein Infrastrukturpaket könnte daher klimafreundliche Vorschläge enthalten, wie z.B. die Begrünung und energetische Sanierung bestehender Gebäude und die Auflage, dass Neubauten energieeffizient sein müssen.
In der Außenpolitik schließlich wird Biden die Chance haben, einige wichtige Beziehungen neu zu gestalten, insbesondere auch die Beziehungen zur Europäischen Union geradliniger zu gestalten. „In Bezug auf China wird sich die US-Politik wahrscheinlich nicht wesentlich ändern, wohl aber der Umgangston. Biden ist dafür bekannt,“ berichtet Ron Temple, „gegen China einen strengen Kurs anzustreben, sowohl aus wirtschaftlichen als auch aus humanitären Gründen. Zunächst wird er entscheiden müssen, was mit den milliardenschweren Zöllen auf chinesische Produkte geschehen soll. Statt sie ganz abzuschaffen, wird Bidens Team sie wahrscheinlich als Druckmittel einsetzen, um politische Ziele zu erreichen. Die Biden-Administration dürfte für China als auch für Investoren größere Stabilität und Vorhersehbarkeit bei der Entscheidungsfindung bedeuten.“
„In den USA erwarten wir vom designierten Präsidenten Biden bedeutende politische Veränderungen,“ gibt Ron Temple seine Erwartung preis, „rechnen aber gleichzeitig mit einem Stillstand in der Gesetzgebung. Der EU-Rettungsfonds und die Konjunkturprogramme in China sollten das Wachstum vor Ort ankurbeln, während die USA auf eine zyklische Erholung nach der Pandemie werden warten müssen. Wir gehen davon aus, dass die Zentralbanken weiterhin versuchen werden, das Wachstum zu stimulieren, obwohl sie nur noch wenige Instrumente zur Verfügung haben.“
Insgesamt sieht Ron Temple Investoren auch im kommenden Jahr vor schwierigen Entscheidungen in Bezug auf eine angemessene und ausgewogene Kapitalanlage: „Wir gehen davon aus, dass es für den Erfolg mehr denn je auf die Titelselektion ankommen wird. Wir würden dazu raten, sich auf die Fundamentaldaten jedes einzelnen Wertpapiers zu konzentrieren und gleichzeitig dem Drang zu widerstehen, sich zu großen Risiken auszusetzen. Das vergangene Jahr war turbulent, aber es gibt einen Lichtblick am Horizont. Die Pandemie hat außerdem die Kraft wissenschaftlicher Innovationen unter Beweis gestellt und stimmt uns optimistisch hinsichtlich der Bewältigung anderer großer Herausforderungen wie chronischer Gesundheitsprobleme und des Klimawandels.“
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Steigende Kreditausfälle für 2021 erwartet
Von Dr. Oliver Everling | 15.Dezember 2020
93,3 Prozent der Finanzexperten erwarten einen Anstieg der Kreditausfälle im Jahr 2021. Knapp die Hälfte dieser geht sogar von einem starken Anstieg aus. Dies geht aus einer neuen „Handelskontor“-Infografik hervor.
Lediglich 4,1 Prozent erwarten hingegen einen Rückgang der Kreditausfälle. 2,7 Prozent sind der Auffassung, dass sich das Niveau kaum verändern wird. „Dennoch ist die Stoßrichtung eindeutig“, sagt Handelskontor-Herausgeber Raphael Lulay.
Ein hohes Maß an Kreditausfällen könnte für Banken gefährlich werden. Folgt man den Finanzmarktexperten, dann sind insbesondere die Sparkassen gefährdet. Hier sehen 58 Prozent dieser überdurchschnittlich hohe Risiken. Bei Großbanken und Privatbankiers sehen hingegen lediglich 32 Prozent bzw. 9 Prozent höhere Risiken.
Indes schlägt sich die wirtschaftliche Not vieler Unternehmen noch nicht in den angemeldeten Insolvenzen wider. Die Anzahl dieser befindet sich sogar auf einem historischen Tief. Dies hängt nicht zuletzt mit den außer Kraft gesetzten Antragspflichten zusammen. Allerdings befürchten knapp 61 Prozent der Finanzexperten, dass diese Aussetzung zu mehr sogenannten Zombiefirmen führt.
Wie die Infografik aufzeigt, könnte sich die Zunahme der Unternehmensinsolvenzen von 2019-2021 auf 12 Prozent belaufen. Hinsichtlich der Entwicklung in den USA sind die Experten unterdessen deutlich skeptischer. Hier erwarten diese sogar einen Anstieg der Insolvenzen von 57 Prozent.
„Dass es zu vermehrten Kreditausfällen kommen wird, hierin sind sich die meisten Profis einig“, so Handelskontor-Herausgeber Raphael Lulay. „Deutlich kontroverser wird hingegen diskutiert, ob die Banken gewappnet hierfür sind“.
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Komplizierte Herausforderung „China“
Von Dr. Oliver Everling | 15.Dezember 2020
„Nach vier Jahren der Unbeständigkeit entwickeln sich Vorhersehbarkeit und Koordination zu den zentralen Themen der neuen amerikanischen China-Politik. Aber noch wichtiger als eine stetige Strategie, um Chinas Aufstieg in der Weltwirtschaft zu managen, wird die Formulierung erreichbarer Ziele sein“, sagt Christopher Smart, Chefstratege und Leiter des Barings Investment Institute. Er befasst sich in seinen aktuellen „Leitgedanken“ mit dem Verhältnis der USA zu China, das der neue US-Präsident – trotz vieler Widerstände – kitten und weiterentwickeln möchte. Er sieht einen Punkt, an dem man mit der Formulierung erreichbarer Ziele beginnen kann: das asiatische Handelsabkommen, das Donald Trump aufgegeben hat.
Joe Bidens erste Worte als gewählter Präsident zu China versprachen Konsultationen mit Verbündeten darüber, wie die gemeinsamen Interessen am besten vorangebracht werden können. Christopher Smart warn, dass „sein Team wird hart arbeiten müssen, um einen Konsens über wirtschaftliche Prioritäten zu schmieden.“
Christopher Smart hält es für wahrscheinlich, dass die Wiederbelebung der Transpazifischen Partnerschaft (Trans-Pacific Partnership) ein Schritt zu weit für Biden inmitten einer politischen Landschaft ist, die die Initialen TPP zu einem Kürzel für alles gemacht hat, was an der amerikanischen Handelspolitik falsch ist.
Dennoch setzt das Abkommen, dem 11 andere pazifische Volkswirtschaften 2018 ohne die USA zugestimmt haben, Standards für wirtschaftliches Verhalten, die Handelspartner überall gerne in China weiter vorangebracht sehen würden: Verhaltenskodizes für staatliche Unternehmen, Regeln für Dienstleistungen und digitalen Handel, Schutz von geistigem Eigentum und Verpflichtungen zu Arbeitsrechten und Umweltstandards.
Die Interessensbekundungen des chinesischen Präsidenten Xi Jinping, dem umbenannten Comprehensive and Progressive Agreement for Trans-Pacific Partnership (CPTPP) beizutreten, werde zwar als „politisches Getue“ kritisiert, aber es lohnt sich eindeutig, schreibt Christopher Smart, sein Engagement auf die Probe zu stellen.
„China stellt eine viel kompliziertere Herausforderung dar, als es die Sowjetunion jemals war. Die USA und ihre Verbündeten sind besorgt über Chinas politisches Modell und seine diplomatischen Ambitionen, aber nur wenige wollen riskieren, vom zweitgrößten Markt der Welt ausgeschlossen zu werden. Was die Sache noch schwieriger macht,“ warnt der Experte von Barings Investment Institute, „ist die Tatsache, dass die Verbündeten, die Biden zu beeinflussen hofft, alle recht unterschiedliche Prioritäten im Umgang mit China haben. Dabei ist die Liste der US-Bedenken über die chinesische Politik wohl die längste von allen und reicht von diplomatischen (Taiwan und Nordkorea) und wirtschaftlichen (vor allem Handel und Investitionen) bis hin zu politischen (Hongkong und Uiguren) und globalen (Klima und COVID).“
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Ratings und Bewertungen – wichtig im E-Commerce Bereich
Von Alex Bergmann | 15.Dezember 2020
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Bewertungen und Ratings sind für den Erfolg eines Webshops sehr wichtig. Praktisch jeder Shop im Netz setzt auf die Optimierung seines Bewertungssystems. Eine schlechte Bewertung ruiniert den Ruf und schreckt zukünftige Kunden ab. Wenn Kunden im Shop einen Artikel erwerben, dann sollen sie eine gute Bewertung hinterlassen. Die Bedeutung dieser Kommentare darf nicht unterschätzt werden.
Oft wird angenommen, dass Interessenten die Bewertungen nicht lesen. Es gibt viele Untersuchungen, die genau das Gegenteil behaupten. Bewertungen sind für Interessenten oft wichtiger als das Profil des Webshops. Kunden haben ein Interesse daran, was andere Kunden über den Shop zu sagen haben. Schlechte Bewertungen werden stärker wahrgenommen als gute Bewertungen. Besonders trifft dies auf Fälle zu, die in keinem gesunden Verhältnis zueinander stehen.
Ein Fehlen an Erfahrungsberichten lässt bei vielen Interessenten auch die Stirne runzeln. Ein Artikel, der noch niemals bewertet worden ist, zeigt Unverständnis. Somit stellen sich viele Interessenten die Frage, woher die Distanz zwischen Anbieter und Kunden kommt. Darauf stützen die meisten Kunden auch die Aussagen über die Qualität des Angebotes im Online Shop.
Kommerzialisierung des Shops oder Nicht-Kommerzialisierung einer Webseite
Bewertungen und Kommentare sind nicht ausschließlich für einen Shop gedacht. Wenn zum Beispiel ein Blog betrieben wird, dann verkauft dieser keine Waren oder Dienstleistungen. Diese Seite generiert seine Umsätze mit Werbung. Auch hier wirken sich positive Kommentare auf das Vertrauen der Nutzer aus und schafft Vertrauen.
Schnelle Erstellung von Ratings und Bewertungen
Google hat sich als Innovator einen Namen gemacht. Insbesondere die Business-Lösungen können überzeugen. Als Beispiel dient der Google My Business Generator, mit dem verschiedene Vorteile genossen werden können. In Bezug auf die leichtere Erstellung von Ratings und Bewertungen lässt sich eine URL (eine sogenannte Kurz-URL) erstellen.
Mit dem Google My-Business Generator lässt sich über verschiedene Endgeräte (das Tool ist sowohl vom PC als auch dem Tablet benutzbar) eine Kurz-URL teilen. Damit lassen sich dann sehr rasch Ratings, Rezensionen oder Bewertungen posten. Die Verbindung zum Unternehmensprofil soll damit direkt aufgerufen werden können. Es besteht auch kein Konflikt mit anderen, bereits zuvor erstellten URLs. Zur weiteren technischen Handhabe empfiehlt sich aber, den von Google zur Verfügung gestellten Ratgeber durchzulesen.
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S&P und Moody’s verlieren Marktanteile in der EU
Von Dr. Oliver Everling | 14.Dezember 2020
Die europäische Marktaufsichtsbehörde ESMA meldet erstmals für beide großen US-amerikanischen Ratingagenturen einen Rückgang ihrer Marktanteile in Europa. Damit zeigt die Behörde eine bemerkenswerte Entwicklung auf. Nie zuvor mussten die beiden Marktführer, die seit rund 100 Jahren nach anerkannten Maßstäben und Kriterien ihre Ratings weltweit erteilen, Marktanteile zugunsten von Agenturen abgeben, die in Europa ihren Hauptsitz haben.
Zu den Gewinnern gehören neben europäischen Agenturen allerdings auch die Wettbewerber von den beiden Marktführern Standard & Poor’s und Moody’s in den USA, namentlich Fitch Ratings mit einem von 16,62 % auf 17,55 % gestiegenen Marktanteil, sowie DBRS Ratings, mit einem von 2,46 % auf 2,99 % gestiegenen Marktanteil. Die kanadische DBRS Ratings wurde von Morningstar übernommen, einer US-Ratingagentur, die im Rating von Investmentfonds unbestritten führend ist. Verbessern konnte sich auch der Versicherungsspezialist A.M. Best Rating Services. Mit einer Marktanteilserhöhung von 0,82 % auf 0,95 % zeigt sich für A.M. Best Rating Services, wie sich die jahrzehntelange Ausrichtung auf die Versicherungswirtschaft auszahlt, um zunehmend auch sonst als Credit Rating Agency (CRA) im Markt wahrgenommen zu werden. Alle genannten fünf Agenturen werden von Muttergesellschaften in den USA kontrolliert.
Die größten Ratingagenturen mit Sitz in Europa bringen es laut Europäischer Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA immer noch nicht auf je einen vollen Prozentpunkt Anteil am europäischen Ratingmarkt. Die größten Ratingagenturen mit Wurzeln in Europa sind die aus Italien stammende Cerved Rating Agency sowie die zur Economist Group in London gehörende The Economist Intelligence Unit. Während sich die italienische Agentur, die ihre Dienste ebenso in der Europäischen Union anbietet, von 0,81 % auf 0,84 % verbessern konnte, musste The Economist Intelligence Unit von 0,87 % auf 0,79 % eine Einbuße hinnehmen. Diese ist allerdings vor dem Hintergrund zu verstehen, dass The Economist Intelligence Unit eine klare Ausrichtung auf mikro- und makroökonomische Analysen zeigt und für Länderratings bekannt ist, also nicht bei Ratings für Emissionen und Emittenten aus dem Kreis der Industrieunternehmen, der Finanzdienstleister – also insbesondere Banken und Versicherungen – sowie beim Rating vermögensgedeckter Wertpapiere (Asset-Backed Securities usw.) als Konkurrent auftritt. Unter dem Strich hat sich also an den Marktanteilen der beiden größten europäischen Agenturen am Gesamtmarkt in Europa praktisch nichts geändert.
Unter den fünf Typen von Kreditratings, die von ESMA unterschieden werden, bietet The Economist Intelligence Unit nur Ratings im Sektor „Sovereign and Public Finance“ an. In den anderen vier Marktsegmenten konkurriert diese Agentur nicht mit den Wettbewerbern innerhalb der Europäischen Union. Auch A.M. Best Europe Rating Services erreicht ihren Marktanteil allein schon durch die Aktivitäten dieser Agentur in den Marktsegmenten „Corporate Non-Financial“ und „Corporate Financial“ (zu letzterem gehört insbesondere die Versicherungswirtschaft). Auch der Marktanteil von Cerved Rating Agency ist vor dem Hintergrund zu analysieren, dass diese Agentur nur Ratings im Segment „Corporate Non-Financial“ meldet und nicht in den anderen vier Marktsegmenten mit den übrigen Konkurrenten in direktem Wettbewerb steht.
Bemerkenswerte Veränderungen – wenn man von der Reduktion der Marktanteile von S&P Global Ratings Europe und Moody’s Investors Service einmal absieht – gibt es nur unter den „Ferner liefen“. So nahm eine Ratingagentur in Berlin der Agentur Creditreform Rating den achten Platz im Ranking ab. Dies ist insofern bemerkenswert, da Creditreform Rating als Tochtergesellschaft der Creditreform AG im Verbund mit dem Verband der Vereine Creditreform e.V. in Deutschland einen sehr starken Markennamen trägt und sich weltweit auf über 158000 Mitglieder des Vereins stützen kann. Während Creditreform Rating nur noch einen Marktanteil von 0,53% verzeichnet, zuvor 0,55 %, schaffen es nun die Berliner auf 0,62 %, zuvor 0,49 %. Dies entspricht einem Wachstum des Marktanteils von mehr als ein Fünftel binnen Jahresfrist. Es bleibt allerdings dabei, dass von den in Deutschland ansässigen Agenturen diejenige mit dem größten Marktanteil nur den achten Platz belegt.
Im Unterschied zu A.M. Best Europe Rating Services, Cerved Rating Agency, The Economist Intelligence Unit und Creditreform Rating nimmt die Berliner Scope Ratings jeden Ratingauftrag entgegen, also auch im Marktsegment „Corporate Insurance“, der zum Beispiel von Creditreform Rating nicht bedient wird. Durch sogenanntes „Rating Shopping“ suchen Emittenten diejenige Agentur, die am besten in der Lage ist, ihren Interessen zu dienen. Bietet eine Agentur bestimmte Ratings erst gar nicht an, kann der betreffenden Ratingagentur dieser Ertragseffekt aus dem „Rating Shopping“ nicht zugute kommen.
Im Unterschied zu allen anderen Agenturen sieht sich die Berliner Agentur mit einem Marktanteil von 0,62 % als die führende europäische Ratingagentur. Dieser Anspruch ist auf die unermüdliche Arbeit in den letzten 20 Jahren zurückzuführen, die auch durch die Insolvenz der vorhergehenden Agentur FondScope nicht entmutigt wurde, aus der die heutige Agentur Scope Ratings hervorging. Über die letzten zwei Jahrzehnten konnte die Agentur zwar noch in keinem Jahr Gewinne erzielen, sondern es addierten sich Jahresfehlbeträge. Die sich inzwischen auf einen insgesamt achtstelligen Betrag summierenden, dauernden Verluste werden aber von einem kleinen Kreis renommierter Persönlichkeiten, finanzstarker Kapitalsammelstellen und strategisch motivierter Gesellschafter einzelner gerateter Unternehmen getragen.
Unter den sonstigen Agenturen gibt es keine wirklich auffälligen Bewegungen, wenn man zudem berücksichtigt, dass einige Agenturen zwischenzeitlich aufgegeben und damit auch Marktanteile abgegeben haben. Hervorzuheben ist das dynamische Wachstum von Kroll Bond Rating Agency Europe, denn die Agentur verzehnfachte ihren Marktanteil von 0,03 % auf 0,34 %. Mit diesem Marktanteil ist nun Kroll Bond Rating Agency Europe die größte Ratingagentur vor allen anderen 17 Adressen auf den letzten Plätzen in Europa.
Misst man die Marktanteile nicht an den erzielten Umsätzen, sondern an der bloßen Anzahl der Finanzinstrumente, für die Ratings erteilt wurden, zeigt sich ein noch differenzierteres Bild. So haben sich die Marktanteile in dem für Ratingagenturen so wichtigen Segment „Structured Finance“ deutlich zugunsten der Ratingagentur Scope verschoben: Während die Berliner Scope im Jahr zuvor nur einen Marktanteil von 1,2 % erreichte, waren es 2019 schon 1,5 %, während der Marktanteil von Moody’s von 59,5 % auf nur noch 55 % sank. In diesem Markt positioniert sich Fitch Ratings an zweiter Stelle mit 44,5 % (nach 45,0 %), S&P mit leicht gestiegenen 37,5 % (nach 35,8 %) und DBRS mit 14,3 % ebenfalls besser als zuvor (13,9 %). Nach dieser Statistik summieren sich die Marktanteile nicht zu 100 %, da dieselben Finanzinstrumente von mehreren Agenturen beurteilt werden können.
Wer schon über ein Rating von Moody’s oder S&P verfügt, kann es sich leisten, auch noch das Rating einer weniger bekannten, lokalen Agentur hinzuzunehmen, ohne Nachteile bei der Platzierung der Anleihe erwarten zu müssen, insbesondere dann nicht, wenn eine kleinere Agentur mit einem noch besseren Urteil aufwartet. Ein Beispiel dafür gibt der Emitttent Grenke, der von Standard & Poor’s ein langfristiges Rating von BBB+ erhielt, von der in Deutschland domizilierenden GBB Rating dagegen ein besseres Rating auf vergleichbarer, langfristiger Ratingskala, A.
Nach Artikel 8d der EU-Regulierung über Ratingagenturen ist die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA lediglich verpflichtet, die Marktanteile der von ihr beaufsichtigten Ratingagenturen zu errechnen. Daher finden sich in dem Dokument der Behörde keine Angaben, auf welcher absoluten Basis die Zahlen errechnet wurden. Da die Marktanteile in der EU nur auf Basis der Zahlen errechnet werden, die der Behörde ESMA von den ihr zur Aufsicht unterstellten Agenturen gemeldet werden müssen, sind die relevanten Weltmarktanteile tatsächlich erheblich geringer, als die von der EU-Behörde vorgerechneten EU-Marktanteile.
Würde man zum Beispiel allein die 57 chinesischen Ratingagenturen oder sogar die mehr als 200 anderen Ratingagenturen weltweit mit Sitz außerhalb Europas und ohne Aktivitäten im Markt der Europäischen Union in die Rechnung einbeziehen, würden sich naturgemäß erheblich niedrigere Weltmarkanteile für die in der EU 2019 erfassten 27 Agenturen ergeben.
Das deutsche Handelsgesetzbuch umschreibt nach § 267 die Größenklassen der Unternehmen, die von bestimmten Offenlegungspflichten befreit sind. So handelt es sich bei kleinen Kapitalgesellschaften um solche, die mindestens zwei dieser drei Merkmale nicht überschreiten: 6 Mio. € Bilanzsumme, 12 Mio. € Umsatzerlöse in den zwölf Monaten vor dem Abschlussstichtag oder im Jahresdurchschnitt fünfzig Arbeitnehmer; mittelgroße Kapitalgesellschaften sind solche, die mindestens zwei der drei in Absatz 1 bezeichneten Merkmale überschreiten und jeweils mindestens zwei der drei nachstehenden Merkmale nicht überschreiten: 20 Mio. € Bilanzsumme, 40 Mio. € Umsatzerlöse in den zwölf Monaten vor dem Abschlussstichtag oder im Jahresdurchschnitt zweihundertfünfzig Arbeitnehmer.
Von den in Deutschland ansässigen – sich teils selbst als „führend“ bezeichnenden – Agenturen werden diese Schwellenwerte nicht überschritten, so dass sie im Unterschied zu den US-Agenturen nicht zur Offenlegung verpflichtet sind. Aus diesem Zusammenhang lässt sich schließen, dass diese deutschen Agenturen höchstens im Bereich von Tausendstel des Umsatzes der Marktführer S&P Global und Moody’s angesiedelt sind, zumal die deutschen Agenturen im Unterschied zu den US-Amerikanern in Afrika, Asien und Amerika nahezu unbekannt sind. Moody’s zum Beispiel ist weltweit mit mehr als 11400 Mitarbeitern mit 33 Büros von A wie Argentinien bis Z wie Zypern präsent und bedient Kunden in mehr als 100 Staaten der Welt.
Moody’s Corporation verzeichnete im dritten Quartal 2020 einen TTM (Trailing Twelve Months) Umsatz von 5,3 Mrd. US$ mit einer operativen Ergebnismarge von rund 45 %. Noch höhere Gesamtumsätze erzielte S&P Global, wobei ein großer Teil durch Dienste jenseits des Kreditratings erwirtschaftet wird. So sichert sich S&P beispielsweise Marktdominanz durch die Übernahme von IHS Markit für 44 Mrd. US$ – alle in Europa gegründeten Agenturen sind weit davon entfernt, in diesen für institutionelle Anleger wie auch für öffentliche und für private Emittenten wichtigen Diensten mitspielen zu können. Moody’s sicherte sich z.B. 2017 mit der Übernahme von Bureau van Dijk Informationen zu rund 375 Millionen Unternehmen, so dass Moody’s als wichtigste Anlaufstelle für Unternehmensdaten gelten kann.
Insofern dürften S&P Global Ratings mit einem Marktanteil allein in der EU von 40,40 % (statt bisher 42,09 %) und Moody’s Investor Service mit einem Marktanteil 33,12 % (statt bisher 33,39 %) die Marktanteilsgewinne der kleinen Agenturen nicht als gefährlichen „game changer“ sehen, auch wenn z.B. Scope Ratings bereits zu hunderten Unternehmen Daten gesammelt und eigene Meinungen gebildet hat. Zumal diese Ratings der Berliner Agentur kaum – sofern vorhanden – von den Ratings der Marktführer abweichen, ergibt sich kein disruptiver Effekt und kein Grund für Anleger, sich mit diesen Ratings zu befassen. Mehr als 70 % aller im Geschäft mit anerkannten Ratings erzielten Umsätze in der Europäischen Union bleiben in den Büchern von Moody’s und S&P’s, und rechnet man Fitch Ratings noch hinzu, fließen mehr als 90 % aller Zahlungen aus Europa allein zu diesen drei US-amerikanischen Agenturen.
Kaum ein professioneller Investor weiß die von ESMA beaufsichtigen, kleineren Ratingagenturen auch nur aufzuzählen, geschweige denn, von ihren aktuell erteilten Ratings zu berichten. In der Praxis der Finanzmärkte spielen die meisten dieser Agenturen eigentlich keine Rolle. Mit einem Marktanteil von zusammen mehr als 90 % dürfte die Bedeutung und Rolle der drei führenden US-amerikanischen Agenturen S&P, Moody’s und Fitch Ratings daher noch deutlich unterschätzt werden, denn die Umsätze spiegeln nicht die Interessen von Anlegern, um die es eigentlich geht, sondern von Emittenten, die die Ratinggebühren bezahlen.
Da die den Ratingagenturen von der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde auferlegten Verwaltungsgebühren in Abhängigkeit von ihrem Geschäftsvolumen errechnet werden, haben die führenden US-Agenturen ein Interesse daran, die für diese Berechnungen relevanten Umsätze – und damit auch ihre Marktanteile in der EU – möglichst niedrig erscheinen zu lassen, indem sie zusätzliche Entgelte für sonstige Dienstleistungen über andere Tochtergesellschaften laufen lassen. Entsprechend werden die Marktanteile der kleinsten Agenturen überschätzt, denn diese werden nicht durch Meldung höherer Umsätze auch proportional höher mit Verwaltungsgebühren ihrer Aufsichtsbehörde belastet. Außerdem haben die Mini-Agenturen ein Interesse daran, ihren von andauernden Verlusten gebeutelten Gesellschaftern bzw. Aktionären wachsenden Erfolg durch steigende Marktanteile vorzurechnen.
Die hoch komplexe EU-Regulierung der Ratingagenturen, die 2009 mit dem Ziel auf den Weg gebracht wurde, das US-amerikanische Oligopol zu brechen, hat nichts daran geändert, dass nur die führenden Agenturen Emittenten die benötigte „Eintrittskarte“ zu den Weltfinanzmärkten ausstellen. An ihrer Dominanz hat sich nichts geändert – im Gegenteil: Der Marktanteil dieser drei Agenturen, S&P, Moody’s und Fitch Ratings, ist nach dem Jahr 2012 zum Beispiel mit 87,02 % jetzt mit 91,07 % noch höher als damals, als die Politik in Europa meinte, die Chance der Finanzkrise nutzen zu können, die US-Agenturen in Schranken zu verweisen. Nach einer verlorenen Dekade wird es daher Zeit, über eine Deregulierung nachzudenken und die allen in der EU registrierten bzw. zertifizierten Agenturen gewährten Privilegien endgültig abzuschaffen.
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Bewegung der Marktanteile von Ratingagenturen
Von Dr. Oliver Everling | 14.Dezember 2020
Die Europäische Wertpapieraufsichtsbehörde (ESMA), die EU-Aufsichtsbehörde für Wertpapiermärkte, hat ihre jährliche Marktanteilsberechnung für in der EU registrierte Ratingagenturen (Ratingagenturen) veröffentlicht.
Der Zweck der Marktanteilsberechnung besteht darin, Emittenten und verbundenen Dritten die Bewertung einer Ratingagentur mit einem Gesamtmarktanteil von höchstens 10% in der EU zu erleichtern. Für Emittenten sind die an Ratingagenturen zu entrichtenden Gebühren ein Kostenfaktor. Kürzlich hatte noch S&P Global angekündigt, im Einklang mit dem weiter steigenden Nutzen, den ein Rating von S&P den Emittenten bietet, die Gebühren zu erhöhen.
Diese Berechnung ist in Artikel 8d der Ratingagenturverordnung vorgeschrieben, der darauf abzielt, den Wettbewerb in der Ratingbranche zu fördern, indem Emittenten und verbundene Dritte aufgefordert werden, kleinere Ratingagenturen zu ernennen.
Die CRA-Verordnung (CRAR) gemäß Artikel 8d besagt, dass Emittenten oder verbundene Dritte die Ernennung einer CRA mit einem Gesamtmarktanteil von nicht mehr als 10% in Betracht ziehen müssen, wenn sie beabsichtigen, eine oder mehrere CRAs zur Bewertung einer Emission oder eines Unternehmens zu ernennen. Mit dieser Regelung soll verhindert werden, dass insbesondere die auch in Europa dominanten US-amerikanischen Ratingagenturen ihre Wettbewerbsstellung weiter verbessern und den Markt oligopolisieren.
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„Social Credit“ bei der Auswahl von Mitgliedern des Aufsichtsrates einer Aktiengesellschaft
Von Dr. Oliver Everling | 12.Dezember 2020
„Der Aufsichtsrat ist verpflichtet, der Hauptversammlung die Mitglieder des nächsten Aufsichtsrats vorzuschlagen, und ist damit de facto für die Auswahl der Aufsichtsratsmitglieder verantwortlich“, schreibt Yvette Bellavite-Hövermann in ihrem Beitrag zum Buch „Social Credit Rating“. „Daraus können Schadenersatzansprüche in Form eines Auswahlverschulden gegen ihn entstehen. Zudem können daraus auch Reputationsrisiken für die Unternehmen erwachsen, deren Tragweite sehr weitreichend sein können und die nicht unterschätzt werden sollten.“
Dr. Yvette Bellavite-Hövermann ist Steuer- und Unternehmensberaterin. Zuvor war Dr. Bellavite-Hövermann über zwei Jahrzehnte in verschiedenen Führungspositionen bei Kreditinstituten insbesondere in den Bereichen Rechnungslegung / Risikocontrolling / Bankenaufsicht tätig. Auf diesen Gebieten hat sie zudem zahlreiche Beiträge veröffentlicht, darunter aber auch ein Leitfaden für den Aufsichtsrat. Dr. Bellavite-Hövermann hat Betriebswirtschaft und Volkswirtschaft studiert, im Versicherungswesen und Steuerrecht promoviert und eine Banklehre absolviert.
Digitalisierung, Vernetzung, wachsende Datenspeicher- und -verarbeitungskapazitäten verändern die industrielle Landschaft massiv und dringen in alle Lebensbereiche ein. „Es gehört zur Professionalität eines Aufsichtsrats,“ macht Bellavite-Hövermann klar, „sich dem nicht zu verschließen. Big Data-Analysen und -Technologien können im Auswahlprozess neuer Aufsichtsratsmitglieder zu einer besseren Auswahl führen sowie Haftungsrisiken für den Aufsichtsrates und letztlich auch für das Unternehmen reduzieren, auch wenn Algorithmen nur ein Element im Auswahlverfahren sein können und die letzte Entscheidung sowie die Haftung immer bei dem Gremium verbleiben muss.“
Angesichts der Komplexität von Big Data-Technologie muss die Aufbereitung der Daten, auf die der Aufsichtsrat zugreift, von darauf spezialisierten Unternehmen geleistet werden, am besten in privatrechtlicher, nicht öffentlich-rechtlicher Form, jedoch unbedingt kontrolliert von einer staatlichen Aufsicht, z.B. nach dem Vorbild der beaufsichtigen Ratingagenturen, folgert Bellavite-Hövermann in ihrem Artikel: „Bewertung und Gewichtung der Informationen werden dabei eine ständige Herausforderung bleiben.“
Eine solche Innovation bei der Auswahl von Aufsichtsratsmitgliedern wäre nicht vergleichbar mit dem Social Credit System der chinesischen Regierung, unterscheidet Bellavite-Hövermann, mit dem sie das ganze Land flächendeckend überwachen will. „Sie wäre aber in jeden Fall auch weit von den engen Datenschutzbedenken entfernt, die in Deutschland vorherrschen. Das schwedische Beispiel zeigt, dass Transparenz von Personendaten durchaus mit Demokratie und Meinungsfreiheit vereinbar ist.“
Social Credit sieht Bellavite-Hövermann nicht als Allheilmittel, bei der richtigen Ausgestaltung könne es jedoch ein wichtiges Tool sein bei der Auswahl von Aufsichtsratsmitgliedern und folglich dabei helfen, die Professionalisierung der Aufsichtsratstätigkeit weiter zu entwickeln.
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