Family Office setzt auf Rock Tech

Von Dr. Oliver Everling | 23.Dezember 2020

Was hat den Aktienkurs von Rock Tech Lithium Inc. (Rock Tech) innerhalb von nur zwei Monaten verdoppelt? Die Antwort könnte hier sein: Die Apeiron Investment Group, das Family Office des Serienunternehmers und Investors Christian Angermayer, setzt sich für den Erfolg von Rock Tech ein.

Christian Angermayer sieht eine große Chance und den perfekten Zeitpunkt für seine weitere Investition in Rock Tech Lithium: „Die Welt konzentriert sich auf den Aufstieg von Elektroautos – angetrieben von Innovatoren wie Tesla und jetzt auch Apple. Und das zu Recht. Die Ära der fossilen Fahrzeuge ist vorbei. Viele unterschätzen immer noch die massiven Veränderungen, die viele traditionelle Autohersteller mitreißen werden. Aber alle neuen EV-Spieler benötigen Lithiumbatterien. Es fasziniert mich, wie viele Stakeholder den Lithiummangel, auf den wir meiner Ansicht nach bald stoßen werden, immer noch unterschätzen. Rock Tech Lithium hat die mutige Vision, nicht nur einer der führenden Rohstoffproduzenten, sondern auch ein innovatives Chemtech-Unternehmen zu werden. “

Rock Tech gab gerade den erfolgreichen Abschluss seiner Privatplatzierung von 9.994.447 Stück zu einem Preis von 0,85 USD pro Einheit für einen Bruttoerlös von 8.495.279,95 USD bekannt. „Wir haben von renommierten institutionellen Investoren sehr positive Rückmeldungen und eine hohe Nachfrage nach unserer Privatplatzierung erhalten, was bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagte Dirk Harbecke, Vorsitzender von Rock Tech, der selbst erheblich investiert hat. „Die gesammelten Mittel werden uns helfen, unsere Projektentwicklung weiter zu beschleunigen – eine große Chance in einem Umfeld, in dem andere Projekte, auch der Global Player, aufgrund der Unsicherheiten in der Coronakrise immer noch auf Eis liegen.“

Die Angebotsrunde wurde von der Apeiron Investment Group, dem Family Office von Christian Angermayer, geleitet, die über 30% des Angebots gezeichnet hat und nach Abschluss 19,6% des Unternehmens (teilweise verwässert) besitzen wird. Dirk Harbecke zeichnete über 11% des Angebots und erhöhte seine (teilweise verwässerte) Anteilsposition nach Abschluss auf 17,7%.

Der Erlös aus der Privatplatzierung wird laut Dirk Harbecke zur Finanzierung einer Vor-Machbarkeitsstudie („PFS“) an einem Lithiumhydroxid-Konverter verwendet, um die Untersuchungen des innovativen Lithiumhydroxid-Verarbeitungskreislaufs des Unternehmens fortzusetzen, die Entwicklung des Unternehmens voranzutreiben und Arbeiten am Georgia Lake Lithium-Projekt zu ermöglichen, wie auch allgemein das Betriebsvermögen zu stärken.

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Operationelle Risiken durch FFP2-Masken begrenzen

Von Dr. Oliver Everling | 22.Dezember 2020

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Für Unternehmen, in denen die Mitarbeiter nicht immer einen sicheren Abstand zu anderen Personen einhalten können, können durch die Infektion einzelner Mitarbeiter und die dadurch behördlich angeordneten Quarantänemaßnahmen unter Umständen große wirtschaftliche Verluste entstehen.

Dem können Unternehmen durch die Nutzung von FFP2-Masken wirksam entgegenwirken, denn FFP2 Masken schützen im Gegensatz zum normalen Mund-Nasenschutz auch den Träger der Maske wirksam. Hier ist eine Filterleistung von mehr als 94% vorgeschrieben.

Die EPG Pausa GmbH aus Eichelhardt zielt mit ihrem Angebot von FFP2-Masken auf die Einhaltung dieser Vorgabe. „Unser besonderes Angebot für unsere Abnehmer ist die Möglichkeit, ihre Masken mit ihrem Logo, einer exklusiven Prägung, zu fertigen. Das Logo kann auf einer Fläche von max. 30 x 20 mm eingeprägt werden“, sagt dazu Wei Hong, Geschäftsführerin der deutschen Firma.

Farbliche Darstellungen sind allerdings nicht möglich. Die Prägung der Masken lohnt sich umso mehr, wenn größere Mengen benötigt werden. „Dieser besondere Service kostet bei einer Abnahmemenge von bis zu 3.000 Masken einmalig 300 € zzgl. MwSt. Bei der Abnahme von größeren Mengen ist dieser Service kostenfrei. Wir können die Masken bereits in den Farben Weiß, Schwarz, Rot und Blau anbieten.“

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Für Unternehmen wirkt die Investition in hochwertige Masken für alle Mitarbeiter wie eine Versicherungsprämie, mit der finanzielle Entlastung bei Gefahren erreicht werden kann. Der Einsatz von Masken, die von Mitarbeitern gerne getragen werden, begrenzt operationelle Risiken und wirkt daher tendenziell positiv auf das Unternehmensrating.

„Wir gehen davon aus,“ so die Erwartung der Geschäftsführerin, „dass wir im Laufe des Dezembers 2020 das Zertifizierungsverfahren abschließen werden und dann zertifizierte FFP2-Masken anbieten können. Aber auch schon jetzt können Sie unsere Masken in der gleichen Qualität erwerben. Wir müssen aber ausdrücklich darauf hinweisen, dass diese Masken dann weder Medizinprodukte noch persönliche Schutzausrüstung sind. Unsere Lieferfrist beträgt zurzeit für Ihre personalisierten Masken 10 Arbeitstage nach Eingang der Bestellung und der Vorlage für das Logo bei einer max. Produktionsmenge von 10.000 personalisierten Masken pro Tag.“

„Neben den von uns produzierten Masken können wir aktuell auch bereits – zwar nicht aus eigener Produktion – voll zertifizierte FFP2-Masken anbieten“, berichtet die Geschäftsführerin.

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Vectrons wiederkehrende Erträge stärken das Rating

Von Dr. Oliver Everling | 22.Dezember 2020

Die Vectron Systems AG (Vectron), ein führender Anbieter intelligenter, digitalisierter Kassensysteme bestehend aus Hardware, Software und Cloud-Services, mit Schwerpunkt in den Branchen Gastronomie und Bäckerei, verschafft sich eine bessere Ausgangsposition für Credit Rating. Eine stabile Ratinghistorie wird insbesondere durch nachhaltige, wiederkehrende Erträge gesichert.

So hat die Gesellschaft mit der von Allwörden Gruppe einen Vertrag über eine umfangreiche Erneuerung der Kassenflotte vereinbart. Wie die Meldung der Vectron zu erkennen gibt, wird mit diesem Vertrag ein neuer Weg ausgebaut, von Einmalerträgen hin zu dauerhaften Ertragsquellen zu kommen.

Mit insgesamt 493 Filialen ist die von Allwörden Gruppe – u.a. mit den Marken „Von Allwörden“, „Nur Hier“ und „Dallmeyers“ – eine der größten Bäckereiketten in Deutschland. Mit mehr als 225.000 Installationen ist die börsengelistete Vectron Systems AG einer der größten europäischen Hersteller von Kassensystemen. Die Allwörden Gruppe lässt nun einen großen Teil ihrer Kassenflotte erneuern.

Gleichzeitig werden alle Filialen mit digitalen Services wie dem Kundenbindungssystem bonVito ausgestattet. Der Kunde erhält Hardware, Software und digitale Dienstleistungen im Rahmen eines 60 Monate laufenden Gesamtvertrags, der die wiederkehrenden Einnahmen bei Vectron deutlich erhöhen wird. Wenn auch die genauen Vertragskonditionen – es wurde Stillschweigen vereinbart – nicht bekannt sind, so ist klar, dass damit eine Ertragsstabilisierung für die nächsten Jahre erreicht wird.

„Mit diesem innovativen Angebot setzt Vectron auch im Kerngeschäft der Bäckereien zunehmend auf wiederkehrende Einnahmen, statt einmaliger Verkaufserlöse“, erklärt Thomas Stümmler, Vorstand der Vectron Systems AG.

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Moody’s unterstützt Kampagne „Say on Climate“

Von Dr. Oliver Everling | 22.Dezember 2020

Die Kampagne „Say on Climate“ hat einen Unterstützer mehr: Moody’s Corporation (NYSE: MCO). Damit bekräftigt Moody’s die durch die Kampagne dargelegten Grundsätze. Bei der Kampagne handelt es sich um eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Initiative zur Offenlegung von Emissionen.

Moody’s ist das erste S&P 500-Unternehmen, das sich der Initiative anschließt. Dies spiegelt Moody’s anhaltende Führungsrolle und das Engagement für Klimaschutzmaßnahmen und Nachhaltigkeit von Unternehmen wider. Damit profiliert sich Moody’s als Ratingagentur, die nicht nur mit Daten und Expertise zum Thema Nachhaltigkeit Unternehmen unterstützt, sondern strenge Maßstäbe auch an sich selbst anlegt – „walk the talk“.

Die „Say on Climate„-Kampagne wird von The Children’s Investment Fund Management (TCI) und The Children’s Investment Fund Foundation (UK) gesponsert und zielt darauf ab, nachhaltige Geschäftspraktiken auf der ganzen Welt umzusetzen, indem sie sich für Klimaschutzpläne von Unternehmen einsetzt.

„Die Aktivierung einer nachhaltigen Zukunft für die Umwelt ist ein zentrales Ziel von Moody’s und wir sind stolz darauf, eine führende Rolle bei der Unterstützung der Kampagne ‚Say on Climate‚ zu übernehmen“, sagte Robert Fauber, neuer Vorstandsvorsitzender der Moody’s Corporation.

Moody’s Unterstützung für die Kampagne „Say on Climate“ baut auf den im Jahr 2020 angekündigten Zielen für ökologische Nachhaltigkeit auf. Diese Ziele konzentrieren sich auf wissenschaftlich fundierte Ziele und beinhalten einen Weg zur Netto-Null-Emission bis 2050 im Einklang mit dem Klimaziel der Vereinten Nationen für 1,5° C, die Beschaffung von 100% erneuerbarem Strom und die Ausweitung anderer Bemühungen zur CO2-Neutralität.

Moody’s war eines der ersten Finanzdienstleistungsunternehmen, das auf der Grundlage von Empfehlungen der Task Force für klimabezogene finanzielle Angaben (TCFD) Bericht erstattet hat, und wurde als Fallstudie in den TCFD 2020-Statusbericht aufgenommen. Moody’s sammelte aufgrund dieser Bemühungen des Unternehmens bereits eine Reihe von Auszeichnungen ein.

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Neue Investoren trotzen Stigma von CDOs

Von Dr. Oliver Everling | 22.Dezember 2020

Die Ratingagentur Kroll Bond Rating Agency, LLC gibt im „European CLO Outlook 2021″ ihre aktuellen Einschätzungen zum seit der großen Finanzkrise gebeutelten Markt der Collateralized Loan Obligations (CLO) preis: „12 Jahre später kehren viele Investoren zurück, aber ein bedeutender Teil der Investorengemeinschaft setzt immer noch Leveraged Loan CLOs mit hoch verschuldeten CDOs aus ABS- und CDO Squared-Produkten gleich, die während der großen Finanzkrise die höchsten Verluste erlitten haben. Es ist kein Zufall,“ meinen die Analysten von Kroll Bond Rating Agency, LLC, „dass die Performance in europäischen Leveraged Loan CLOs in den letzten 9 Monaten sehr gut war, was das Argument bestätigt, ob es eine gute Sache ist oder nicht, das Kreditrisiko in Portfolios steuern und handeln zu können.“

Die Regulierung der CLO-Produkte bleibe ein großes Hindernis, da eine große Anzahl von Investoren aus der Versicherungswirtschaft angesichts des strafrechtlichen Solvency II-Rahmens für dieses Produkt an diesem Markt nicht teilnehmen kann. Darüber hinaus sind CLOs trotz der genannten Fähigkeiten dieses Produkts zur Steuerung des Kreditrisikos nicht einmal annähernd gleichberechtigt mit ABS oder Covered Bonds.

Das Fehlen einer Unterstützung der Zentralbank für diese Anlageklasse lässt die Anlegergemeinschaft auch bei einem Rückschlag im Stich, anders, als dies bei anderen Anlageklassen für strukturierte Finanzierungen der Fall ist. Fraglich erscheine daher, ob das Stigma der CDOs jetzt hinter uns liegt und neue oder wiederkehrende Investoren 2021 ihre Augen auf CLOs richten werden. Von Kroll Bond Rating Agency befragte Investoren antworten fast zu gleichen Teilen zustimmen, ablehnend oder nur teilweise zustimmend.

„Es gibt zwei weitere Hebel für Anleger, die erwähnt werden müssen“, schreibt Kroll Bond Rating Agency: Erstens die Fähigkeit bestehender Anleger, ihre Portfolios / CLO-Buckets netto positiv zu vergrößern und Rücknahmen entsprechend dem erwarteten Wachstum des CLO-Marktes im Jahr 2021 entwickeln zu lassen. Zweitens kann man die Auswirkungen nicht außer Acht lassen, die von asiatischen Investoren mit ihrer großen Liquidität sowie von neuen Investoren aus Asien ausgeht.

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Betriebswirtschaftliche Betrachtungen zum Social Credit Rating

Von Dr. Oliver Everling | 20.Dezember 2020

Welche Handlungsalternativen ergeben sich für Unternehmen mit Blick auf die Volksrepublik China nach Abwägung der Rahmenbedingungen und Restriktionen? Dieser Frage geht Thomas Pache in seinem Beitrag zum Buch „Social Credit Rating“ im Springer-Verlag nach.

Alternative 1 sei der „Verzicht auf Teilnahme am chinesischen Markt“: Abstinente Unternehmen müssen – zumindest kurzfristig – kein gesteigertes Augenmerk auf Gesetzeskonformität mit chinesischen Vorschriften legen, die Opportunitätskosten durch das außer Acht lassen eines solch großen und zukünftig noch wichtiger werdenden Marktes dürften mittel- bis langfristig jedoch gravierend sein.

Alternative 2 sei das „Abwarten – Nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird.“ Hierdurch spare ein Unternehmen kurzfristig die Aufwendungen zur Identifizierung und Erreichung gesetzeskonformen Verhaltens, „wird aber höchstwahrscheinlich mittelfristig einen hohen wirtschaftlichen Preis, bis hin zur Aufgabe des Geschäftsbetriebs in China, zahlen müssen“, warnt Pache.

Paches Alternative 3 lautet „SCS-konforme Aufstellung des Unternehmens“: Diese Alternative scheine bei kurzfristiger Betrachtung die kostenintensivste zu sein, sie sei jedoch wahrscheinlich die langfristig einzige Erfolgversprechende, da heutige Verhaltensmuster (inkl. Schmiergeldzahlungen etc.) in einem funktionierenden SCS kaum noch realisierbar sein dürften.

Thomas Pache verantwortet den Bereich Cyberversicherungen bei einem großen skandinavischen Assekuradeur. Er beschäftigt sich seit mehr als 25 Jahren mit Technologierisiken und deren Absicherungsmöglichkeiten. Pache ist Mitglied in den Arbeitsgruppen Cyber und IT-Haftpflichtversicherungen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sowie Dozent bei der Deutschen Versicherungsakademie (DVA) und Autor von Fachbüchern und Artikeln zu dieser Thematik.

In seinem Beitrag zum Buch „Social Credit Rating“ im Springer-Verlag wird das Thema des Sozialkrediratings aus konsequent betriebswirtschaftlicher Unternehmensperspektive beleuchtet. Zukünftig zu erwartende Risiken, Kosten aber auch die aus einem unbestechlichen Social Credit System resultierenden Chancen werden gegenübergestellt und Handlungsalternativen abgewogen um Unternehmensentscheidern einen ersten Überblick zu geben.

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Von Alibaba als „Amazon Chinas“ zu Amazon als „Alibaba der USA“

Von Dr. Oliver Everling | 19.Dezember 2020

„Innovative Marktführer können sich in Schwellenländern hervortun“, schreibt ein kluger Investor in seinem „Weihnachtsbrief“, der hier zwar zitiert werden darf, aber anonym bleiben will, da sein Brief nur an seine „Investoren und zur Kontakterhaltung an einige wenige andere Bekannte/Freunde“ gehe: „Wenn es um Innovation geht, scheinen die großen US-Technologieunternehmen die meiste Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Dies könnte sich jedoch auf China und andere Schwellenländer verlagern.“

Sein Brief erreicht nun schon seit Jahrzehnten seine Investoren sowie einen kleinen Kreis aus Bekannten und Freunden. Seine Website gibt sich keine Mühe mit Design, vielleicht nach dem Vorbild von https://www.berkshirehathaway.com/. Er  habe gelernt, dass Bescheidenheit, Diskretion und Zurückhaltung für seine Arbeit nützlich sind. „Demgemäß dürfen Sie die Informationen gerne verwenden, aber zitieren Sie mich bitte nicht. Und ein Vergleich mit Warren ist zwar schmeichelhaft, aber schon allein von der Größenordnung nicht richtig; er beschäftigt immerhin 25 Mitarbeiter“, scherzt unser Kontakt mit Blick auf seinen eigenen Mitarbeiterstab.

Wer das Privileg hatte, so viele Jahre seinen Weihnachtsbrief lesen zu dürfen, wird sich an viele seiner Prognosen erinnern, die später teils freudige, teils bittere Realität wurden. Liegt es an seiner strengen Logik? Darüber und über seinen Track-record kann an anderer Stelle nachgedacht werden, hier sei es erlaubt, einen kleinen Teil seiner Prognosen 2021 zu zitieren:

„Wir werden erleben,“ sieht er voraus, „wie sich Unternehmen aus Schwellenländern von Nachahmern zu wahren Innovatoren entwickeln. Früher bezeichneten wir Unternehmen wie Alibaba als ‚Amazon Chinas‘ oder Baidu als das ‚Google Chinas‘, aber diese Unternehmen haben tatsächlich ihre Technologie entwickelt und lokalisiert und gleichzeitig ihr Wachstum auf andere Weise als in den USA beschleunigt.“

„Erfolgreiche Neueinsteiger werden möglicherweise schneller wachsen als etabliertere Unternehmen,“ so seine Mathematik, „wahrscheinlich lange bevor sie sich außerhalb ihrer lokalen Märkte einen Namen machen. Pinduoduo, ein E-Commerce-Unternehmen in China, das noch keine 10 Jahre existiert, aber bereits eine Marktkapitalisierung von mehr als 100 Mrd. US-Dollar aufweist, ist dafür ein Beispiel. Ebenso hat die 150 Mrd. US-Dollar schwere Multi-Service-Plattform Meituan über 450 Millionen aktive Nutzer. Solche Unternehmen werden branchenübergreifend wie Pilze aus dem Boden schießen.“

Der Weihnachtsbrief zeugt von Optimismus: „Die Prognose für die Behandlung von Krebs sieht gut aus: Die Heilung von Krebs ist vielleicht näher, als man denkt. Durchbrüche in der Gentherapie und neue Anwendungen von künstlicher Intelligenz beschleunigen die Medikamentenentwicklung. Möglicherweise werden einige Krebsarten bis 2030 durch Zelltherapie funktionell geheilt werden können. Neue, zuverlässige Tests werden eine sehr frühe Erkennung und Lokalisierung der Krebsentstehung ermöglichen. Nach 2030 könnte Krebs als eine der Haupttodesursachen durch Früherkennung weitgehend ausgemerzt werden.“

Die nächste Welle der pharmazeutischen Innovation könnte von einer ganz unerwarteten Stelle kommen: „Wahrscheinlich werden bis 2030 viele globale ‚Blockbuster-Präparate‘ aus China kommen. Das Land hat die größte Population von Krebspatienten auf der Welt, und jeder zweite von ihnen nimmt an einer klinischen Studie teil, gegenüber einem von 20 in den USA. Ich gehe davon aus, dass China innerhalb von fünf bis zehn Jahren mit der Produktion neuer Medikamente beginnen wird, bei einem Zehntel der Kosten in den USA.“

Die Rivalität zwischen den USA und China könnte die Geopolitik bestimmen: „Vor einer gefühlten Ewigkeit, in der Zeit vor COVID-19, bestimmte der Handelskonflikt zwischen den USA und China die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, aber die frostigen Beziehungen zwischen den beiden Supermächten werden auch mit dem neuen US-Präsidenten eines der wichtigsten Anlagethemen bleiben.“

Es gehe nicht nur um Geopolitik. Dieser Konflikt werde sich auch direkt auf die Unternehmen auswirken, da sie gezwungen sind, Partei zu ergreifen und vielleicht ihre Arbeitsweise auf beiden Seiten anzupassen. Unser Ratgeber erinnert daran, dass die USA Durchführungsverordnungen zum Verbot der beliebten Apps TikTok und WeChat erlassen wollten, wenn die US-Segmente nicht von ihren chinesischen Muttergesellschaften verkauft werden.

„Zwar empfiehlt sich diejenigen Akteure zu meiden, die ins Kreuzfeuer geraten könnten, aber großartige Anlagemöglichkeiten sind trotzdem im Überfluss vorhanden. Rein am Binnenmarkt tätige chinesische Internetfirmen, wie zum Beispiel Alibaba und Baidu,“ resümiert der Kapitalmarktexperte, „werden von einem Handelskrieg nicht in Mitleidenschaft gezogen. Und es gibt branchenübergreifend innovative Startups, die von großartigen Unternehmern gegründet wurden.“

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Mittelständische Emittenten meiden staatliche Kredite

Von Dr. Oliver Everling | 19.Dezember 2020

Die in 2020 veröffentlichten Finanzberichte mittelständischer Anleiheemittenten in Deutschland wurden von URA Research ausgewertet und analysiert. So wurden die URA-Beurteilungen für 7 Anleihen bestätigt. Bei 1 Anleihe hat sich die Beurteilung verbessert, bei 10 Anleihen verschlechtert, so der Bericht aus München.

Die 3. Anleihe der Karlsberg Brauerei GmbH sowie die 6. Anleihe der Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH wurden neu in die URA-Beobachtung aufgenommen, berichtet Jens Höhl, Geschäftsführer der URA Research GmbH.

URA Research fällt die Entwicklung der Nettofinanzschulden bei den beobachteten Unternehmen auf. Unter Nettofinanzschulden versteht URA Research Finanzschulden abzüglich Liquidität. „Immerhin die Hälfte der beobachteten 13 Emittenten, die Zwischenberichte zum 30.9.2020 oder zumindest zum 30.6.2020 veröffentlicht haben, konnten ihre Nettofinanzschulden abbauen bzw. ihre vorhandene Nettoliquidität halten.“

Ebenso konnte nach Feststellung von URA Research fast die Hälfte der Emittenten in 2020 bisher einen positiven Free Cashflow erreichen. Als Free Cashflow definiert URA Research den Mittelzufluss aus dem laufenden Geschäft inklusive Zinsergebnis minus Investitionssaldo.

„Fehlende Mittelzuflüsse durch den Corona-bedingten Umsatzeinbruch konnten also“, folgert URA Research, „durch Kosteneinsparungen wie Kurzarbeit beziehungsweise Aussetzung der Leiharbeit, durch Mittelfreisetzungen im Working Capital und niedrigere Investitionen zumindest teilweise ausgeglichen werden. Dazu passt auch, dass nur von wenigen Anleiheemittenten bisher bekannt ist, dass sie staatliche Kredite nutzen.“

Ein ähnliches Bild zeigt der „URA-Stresstest“ für 45 von URA Research beobachtete Firmen: Auch hier hatte fast die Hälfte eine grüne Ampel in dem Sinne, dass die Liquidität nach einem 12-monatigen Umsatzrückgang um 25% geschätzt noch länger als 720 Tage (d.h. 2 Jahre) reicht. Bei einem Umsatzrückgang um 50% waren es immerhin noch gut 15% der Unternehmen.

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CoStar: Ein Stern steigt höher

Von Dr. Oliver Everling | 18.Dezember 2020

Die in Washington ansässige CoStar Group (WKN: 922134 / ISIN: US22160N1090, Symbol: CSGP) mit über 4.300 Mitarbeitern weltweit ist ein Unternehmen, das in der Ratingbranche zu beachten ist, da CoStar ein führender Anbieter von Informationen, Analysen und Online-Marktplätzen für gewerbliche Immobilien ist. Zusätzlich zu seiner Bedeutung für die Ratingbranche wird es von führenden Ratingagenturen (Moody’s, Fitch Ratings) mit „Investment Grade“ bewertet.

CoStar wurde 1987 gegründet und ist durch Research bekannt. Anspruch des Unternehmens ist es, die größte und umfassendste Datenbank mit gewerblichen Immobilieninformationen zu erstellen und zu pflegen. CoStar kaufte Thomas Daily in Deutschland- eine Firma, die unter Ratinganalysten nicht nur in Deutschland bereits bekannt war. Thomas Daily wurde 2016 eine Tochtergesellschaft von CoStar.

CoStar bietet eine umfangreiche Suite von Online-Diensten, mit denen Kunden Einblicke in die Werte und Wertentwicklungen von Gewerbeimmobilien und in die Marktbedingungen erhalten sowie die aktuellen Verfügbarkeiten analysieren, interpretieren und verfizieren können.

CoStar umfasst neben Thomas Daily eine Reihe starker Marken wie STR. STR bietet Daten-Benchmarking, Analysen und Markteinblicke für den globalen Gastgewerbesektor. Ten-X bietet eine führende Plattform für die Durchführung von Online-Auktionen für gewerbliche Immobilien und für ausgehandelte Angebote. LoopNet ist mit über 7 Millionen monatlichen Einzelbesuchern einer der am stärksten frequentierte gewerbliche Immobilienmarkt im Internet. Realla ist der umfassendste digitale Marktplatz für Gewerbeimmobilien in Großbritannien. Apartments.com, ApartmentFinder.com, ForRent.com, ApartmentHomeLiving.com, Westside Rentals, AFTER55.com, CorporateHousing.com, ForRentUniversity.com und Apartamentos.com sind führende Online-Dienste für Mieter, die nach Apartmenthäusern suchen, und bietet Immobilienverwaltern und Eigentümern eine bewährte Plattform für die Vermarktung ihrer Immobilien.

Am 17. Dezember 2020 hat die US-amerikanische Federal Trade Commission (FTC) die Übernahme von Homesnap, Inc., einem branchenführenden Anbieter von Technologielösungen für die Immobilienbranche, durch die CoStar Group genehmigt. CoStar und Homesnap hatten den geplanten Zusammenschluss Ende November 2020 zur Überprüfung durch die FTC eingereicht.

Homesnap unterstützt Makler mit einem Konsortium aus Hunderten der größten Multiple Listing Services (MLS) der USA und gewährt mehr als 1,1 Millionen Immobilienmakler Zugriff auf das kostenlose Produkt Homesnap Pro von Homesnap, das über 90% der Immobilienmakler und Listings in den USA repräsentiert. Das öffentliche Wohnimmobilienportal von Homesnap zeigt 1,3 Millionen aktive Immobilienanzeigen, und Millionen Käufer von Eigenheimen nutzen die Homesnap-Website und -App, um nach einem Eigenheim zu suchen.

„Das Hinzufügen von Homesnap zum Netzwerk der CoStar Group bietet einen erheblichen Mehrwert zu unserem bestehenden Arsenal an Tools für Makler und Agenten, von denen die gesamte Branche direkt profitiert“, sagt Andy Florance, Gründer und CEO der CoStar Group. „Wir sind stolz darauf, der CoStar Group beizutreten und ihr mehr als 30-jähriges Wissen und ihre Erfahrung in den Bereichen Immobiliendaten, Software und Marketing zu nutzen, um diese bedeutende Wachstumschance zu nutzen“, fügt John Mazur, CEO von Homesnap hinzu.

Die Websites der CoStar Group zogen im dritten Quartal 2020 insgesamt durchschnittlich 69 Millionen Besucher pro Monat an.

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Shenzhen – Die Weltwirtschaft von morgen

Von Dr. Oliver Everling | 17.Dezember 2020

In alten deutschen Reiseführern kann man es nachlesen: Shenzhen war einmal ein Fischerdorf. Im fünfbändigen „Der Neue Brockhaus“ von 1975 findet Shenzhen keine Erwähnung. Noch 1993 berichtete die renommierte Brockhaus Enzyklopädie in 24 Bänden unter dem kurzen Stichwort „Shenzhen“ von nur 280.000 Einwohnern. Schon damals mag es aber Leser irritiert haben, dass im Brockhaus die Existenz eines 52stöckigen Hochhauses Erwähnung findet. 2017 zählte Shenzhen schon 12,53 Mio. Einwohner. Wer Antworten auf die Frage sucht, was da passierte, findet sie im Buch von Wolfgang Hirn: Shenzhen – Die Weltwirtschaft von morgen (2020 Campus Verlag GmbH, Frankfurt am Main).

Wer Wolfgang Hirn bzw. seinen beruflichen Hintergrund kennt, macht sich um den fachlichen Anspruch des Buches keine Sorge – es liest sich evidenzbasiert, detailreich und außerdem spannend. Wolfgang Hirn studierte Volkswirtschaftslehre und Politische Wissenschaften in Tübingen. Nach Stationen als Wirtschaftsredakteur arbeitete er als Reporter beim manager magazin. Seit 1986 reist er regelmäßig nach China, veröffentlichte den Bestseller „Herausforderung China“ (2005) und zuletzt bei Campus „Chinas Bosse“ (2018). Er lebt als Autor in Berlin und schreibt über Themen mit Bezug zu China.

Das Buch zeichnet nicht bloß die Historie einer Stadt nach, die schon seit 2009 Pilotstadt der Zentralregierung zur Förderung der Elektromobilität ist und heute mehr als 200.000 Ladestationen bereithält. Hirn vermittelt mit seiner Aufarbeitung des märchenhaften Aufstiegs Shenzhens zu einer globalen Modellstadt dem Leser das Verständnis für die folgenden Kapitel, in denen es um „die Fabrik der Welt“ geht, die Stadt im Gründerrausch und um Beispiele der Konzerne Tencent und Ping An, wie sie ihre Macht mit Alogrithmen entfalten.

Hirn stellt Shenzhen als „Smart City“ vor, geladen mit Elektromobilität, die die Unternehmen verbindet, Unternehmen, die – statt Universitäten – die Forschungslandschaft prägen und in denen Nobelpreisträger ihre Forschungslabore haben wollen. Wer jedoch glaubt, bei „Shenzhen Valley“ ginge es nur um Geld, dem öffnet Wolfgang Hirn die Augen für die Kunst am Bau und dafür, die Architekten, Künstler und Designer eine Stadt kreieren.

Schließlich zeigt Hirn auch das Verhältnis der beiden „schwierigen Nachbarn“ auf: Wie Shenzhen vom Niedergang Hongkongs profitiert. Wer sich den beispiellosen Aufstieg Shenzhens vor Augen führt, wird überdenken, ob es bei der „Demokratiebewegung Hongkong“ wirklich um Demokratie, oder vielleicht auch um ein bei vielen Hongkongern gestörtes Selbstbewusstsein geht: „Die ehemals britische Kronkolonie strotzte vor Selbstbewusstsein“, schreibt Hirn: Hongkong wirke heute museal, sieht plötzlich alt aus.

Wer erinnert sich noch an die „Hidden Champions“ in Deutschland, an deutschen Erfindungsreichtum? „Im Jahr 2005 hatten folgende fünf Unternehmen weltweit“, schreibt Wolfgang Hirn, „die meisten Patentanmeldungen eingereicht: Philips, Panasonic, Siemens, Nokia und Bosch. Also vier Europäer – darunter sogar zwei Deutsche – und ein Japaner.“ Wer die heutigen Verhältnisse kennt, kommen diese Worte vor wie aus einem alten Geschichtsbuch mit Erzählungen aus einer vergessenen Zeit. „2018 war keiner von diesen Konzernen mehr unter den Top Five vertreten. Die Reihenfolge lautet jetzt: Huawei, Mitsubishi Electric, Intel, Qualcomm und ZTE. Kein Europäer war mehr dabei, dafür gleich zwei Unternehmen aus Shenzhen.“

Statt das „Heute“ in Kalifornien, im Silicon Valley, zu bestaunen, sollte sich der Blick von Politikern, Wirtschaftsführern und Journalisten, die unablässig auf extrovertierte Milliardäre der sogenannten PayPal-Mafia (Elon Musk usw.) schauen, auf das „Morgen“ richten, auf die noch unbekannten Stars nach Osten wenden. und  „Die Damen und Herren sollten mal die Richtung wechseln“, so der Aufruf von Wolfgang Hirn, der einerseits das Glück hatte, Chinas Startbedingungen in den 1980er Jahren gesehen zu haben, und andererseits die Weitsicht hatte, immer wieder nach China zurückzukehren, um Zeuge eines beispiellosen Aufstiegs zu werden.

Dieser Aufstieg Chinas konkretisiert sich insbesondere am Beispiel der Modellstadt, des Reformlabors „Shenzhen“, der Stadt, die Hongkong näher liegt als Frankfurt zu Wiesbaden, näher als Köln zu Düsseldorf. „Shenzhen profitiert immer noch sehr davon, dass in seinem Umland die größte Fabrikdichte der Welt herrscht. Wie diese entstanden ist, konnte ich mit eigenen Augen verfolgen, als ich Anfang der 1990er Jahre zum ersten Mal nach Shenzhen reiste“, schreibt Wolfgang Hirn.

Wolfgang Hirn analysiert, auf welchen grundlegenden Reformen der Erfolg beruhte: In der Landwirtschaft, im privaten Unternehmertum, im freien Arbeitsmarkt und der Abschaffung staatlicher Preise. Vor dem Hintergrund der Entwicklungen im Westen, insbesondere in Europa, wird dem Leser klar, in welche Tragödie Europa und speziell auch Deutschland steuert: Mehr Kollektivierung der Landwirtschaft als Markt, private Unternehmen am Tropf öffentlicher Aufträge und Subventionen, im Detail staatliche geregelte Arbeitsplätze und Tarife, geld- und fiskalpolitisch manipulierte Preise usw., die dort hinführen, wo China herkam: Ressourcenverschwendung, Warteschlangen, Ineffizienz, bis hin zu Mangelversorgung (Wohnung, Bildung, Pflege, Gesundheit usw.).

Nachdem Xi Jinping im November 2021 gewählt wurde, führte ihn seine erste, mit Spannung erwartete Reise nach Shenzhen, um dort u.a. Tencent und die Qinhai-Entwicklungszone zu besuchen – „ohne großen Pomp“, wie Wolfgang Hirn berichtet und zitiert den Präsidenten: „Chinas Reform- und Öffnungspolitik wird nie aufhören. In den nächsten 40 Jahren wird China die Welt mit weiteren Erfolgen beeindrucken“, verkündete Xi Jinping.

Wolfgang Hirn zeigt die Schattenseiten auf, die mit der Öffnung einherging. Im Schatten von Shenzhen entstand die Millionenstadt Dongguan „als das Mekka der globalen Schuhindustrie“. Dongguan war das Schmuddelkind im Perlflussdelta. Eine Stadt mit einst schlechtem Ruf. „Es war die Hauptstadt der Prostitution“, so ein Zitat von Leslie C. Chang aus ihrem Buch „Factory Girls“. Dem China-Experten Wolfgang Hirn gelingt es, die verschiedenen Entwicklungsphasen und differenziert aufzuzeigen, wie der Aufstieg Chinas und speziell von Shenzhen nicht geradelinig nur von frohen Botschaften gekennzeichnet war, sondern teils die Beseitigung von Missständen in einem Bereich mit Missständen in einem anderen Bereich erkauft wurde. Leider wird in den deutschen Staatsmedien oft nicht differenziert, welche Missstände in China überwunden, welche hinzugekommen sind und welche hinzukamen, aber auch schon wieder überwunden wurden. Wer das Buch von Wolfgang Hirn aufmerksam liest, wird sich ein eigene, fundiertere Meinung bilden können.

Dem Autor gelingt es, immer wieder auf zwei Seiten derselben Sache zu sprechen zu kommen, so zum Beispiel im Fall von Drohnen und dem führenden Hersteller in Shenzhen: „DJI schätzt, dass ein Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche Chinas mit Drohnen bearbeitet werden könnte. In der vom ehemaligen Microsoft-Manager Peng Bin gegründeten XAircraft aus dem nahen Guangzhou hat DJI in diesem Segment jedoch einen ernstzunehmenden Wettbewerber.“ Wolfgang Hirn fügt aber gleich noch eine andere, für deutsche Leser noch unvorstellbare Anwendung von Drohnen hinzu: „Und noch ein wichtiges Einsatzgebiet für Drohnen wurde in Shenzhen entdeckt. Die Verkehrspolizei dort setzt seit 2016 zunehmend Drohnen ein, um Verkehrssünder aller Art – vom Schnellfahrer bis zum Falschparker – von oben herab aufzuspüren. Offenbar mit Erfolg: Alle drei Minuten würden sie mit ihren Drohnen ein regelwidriges Verhalten registrieren, meldet die Polizei.“

„Ein neues Kürzel werden wir uns merken müssen. Drei Buchstaben, die in Zukunft eine wichtige Rolle spielen werden: GBA“, schreibt Wolfgang Hirn und sieht ein neues Machtzentrum der Welt voraus: „Greater Bay Area.“ Es geht um den Zusammenschluss der beiden Sonderverwaltungszonen und ehemaligen Kolonien Hongkong und Macau mit neun Städten in der Provinz Guangdong.

Wer sich mit der Sicht von Wolfgang Hirn nicht befasst, wird künftig Ratings für Länder, Branchen, Städte und Unternehmen kaum noch verstehen. „Die Schwellenländer, also auch das restliche China, sehen, wie man Wachstum durch eine geschickte Industriepolitik beschleunigen kann. Und entwickelte und satte Industriestaaten wie Deutschland sehen, wie man Hightechindustrien fördert, wie man in einer Stadt einen entrepreneurial spirit kreiert, und wie man konsequente Verkehrspolitik betreibt.“

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