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Refinanzierungswelle der Unternehmen auf der TSI in Diskussion

Von Dr. Oliver Everling | 24.September 2015

Mit Blick auf die anrollende Refinanzierungswelle im Mittelstand interessieren auf dem TSI Congress 2015 klassische und alternative kapitalmarktnahe Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen. Zu diesem Thema diskutieren unter der Moderatin von Dr. Frank Schaum von der IKB Andreas Carlone von der Commerzbank, Dr. Markus Herrmann von der LBBW, Stefan Leipold von der UniCredit und Mark Währisch von Standard & Poor’s.

Carlone glaubt, dass neue Finanzierungsfaormen die Gestaltungsmöglichkeiten für Unternehmen erweitern, nicht aber klassische Instrumente verdrängen werden. Leipold fügt hinzu, dass bei kapitalmarktbasiereten Finanziierungen meist auch eine Backup-Linie benötigt werde. Insofern könne nicht von rein kapitalmarktbasierten Finanzierungen in den meisten Fällen nicht gesprochen werden. Nur wenn die Adressen bestens bekannt sind, können sich Unternehmen auch direkt ohne weitere Absicherungen am Kapitalmarkt refinanzieren. Meist reicht die Bonität jedoch nicht aus, um genügend Anleger im Alleingang zu finden.

Hermann kommt auf die unterschiedlichen Standards in Europa zu sprechen, so dass man die Frage nach den Refinanzierungsmöglichkeiten in Europa differenzierrt beantworten muss. „Da, wo es drauf ankommt, nämlich bei der Dokumentation, müssen die unterschiedlichen Verhältnisse berücksichtigt werden.“

Eine Diskussioin entspannt sich um die künftige Rolle von Big Data. Leipold spricht dazu das „sehr starke Instrument“ des Schuldscheindarlehens an.

Währisch sieht Mittelständler im Investment Grade Bereich, die direkt an den Kapitalmarkt gehen und mit ihrer Finanzierung kein Problem haben. Anders verhalte es sich bei der Mehrzahl der Mittelständler, die kein Rating von BBB- oder besser erreichen. In Europa wolle man die notwendige Transparenz nicht so geben wie in den USA. Daher müsse die Informationsasymmetrie zwischen Kapitalgebern und -nehmern durch den direkten Kontakt überbrückt werden. Impulse für die Entwicklung der Kapitalmärkte in Europa nimmt Währisch dort wahr, wo Unternehmen eine bessere Diversifizierung ihrer Finanzierungsquellen wünschen.

Schaum wirft die Frage auf, inwieweit Kreditfonds Angebote der Banken ersetzen können. Carlone weist darauf hin, dass Deutschland „over-banked“ sei, so dass sich die Banken bei den Unternehmen „die Klinke in die Hand geben“ würden. Carlone erwartet aber, dass Kreditfonds durchaus Impulse für den Wettbewerb geben werden. „Das Rad dreht sich weiter, aber die Welt wird sich durch Kreditfonds nicht sonderlich verändern.“ Insbesondere an der reibungslosen Kreditversorgung werde sich insgesamt nichts ändern. Leipold fügt hinzu, dass Deutschland zwar over-banked sei, aber nicht anzunehmen sei, dass es deshalb zu einer Reduziierung der Zahl der Bankverbindungen kommen werde.

Währisch zeigt Verständnis für den Versuch von Investoren, mit Kreditfonds eine höhere Rendite zu erzielen. „Das ist dem gegenwärtigen Zins- und Liquiditätsumfeld geschuldet. Das kann sich aber auch schnell wieder ändern.“ Währisch deutet an, dass sich unter veränderten Zinsen das Thema schnell wieder anders darstellen könnte.

„Ein Mitelständler will nicht unbedingt einen Private Equity Investor dabei haben“, sagt Währisch, denn diese Investoren hätten eigene Vorstellungen über Einflussnahmen. Um die Unterschiede zwischen den USA und Europa zu verstehen, sind eine Vielzahl von Einflussfaktoren auf die Finanzierungsentscheidungen der Unternehmen zu beachten.

Themen: Anleiherating, Mittelstandsrating, Unternehmensrating | Kein Kommentar »

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