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Risiko eines langfristigen Konflikts

Von Dr. Oliver Everling | 3.März 2022

Norman Villamin, Chief Investment Officer (CIO) Wealth Management der Union Bancaire Privée (UBP) rechnet damit, dass die Krise große Auswirkungen auf die globale politische Dynamik in den USA, der EU und Asien hat. In einem aktuellen Marktkommentar schreibt er, dass es bereits seismische Verschiebungen wie die Entscheidung Deutschlands, die Verteidigungsausgaben zu erhöhen, sowie die Diskussionen in Finnland über die NATO-Mitgliedschaft gebe. Solche Entwicklungen werden sich Villamin zufolge nachhaltig auf die Investitionslandschaft auswirken. Auf kürzere Sicht könnten die Aussicht auf steigende Energiepreise und potenziell höhere Agrarrohstoffpreise zusätzliche Stagflationsrisiken für die Volkswirtschaften in aller Welt mit sich bringen.

Mit der weiteren Entwicklung der Krise sieht Patrice Gautry, Chefökonom der UBP, das Basisszenario der Bank für das laufende Jahr in Frage gestellt. „Wir haben bereits erhebliche Veränderungen in den Mitteilungen der Zentralbanken festgestellt. Da Russland und die Ukraine wichtige Exporteure von Rohstoffen, Metallen und Getreide sind, werden sich die Risiken für die Weltwirtschaft über den mit diesen Exporten verbundenen Handel und die globale Inflation ausbreiten.“ Auf Russland entfielen 30-40 % der Gaseinfuhren der EU und 10 % der weltweiten Rohöleinfuhren. Russland und die Ukraine kontrollierten zusammen mehr als ein Drittel der weltweiten Weizenexporte und fast 15 % der weltweiten Maisexporte. „Selbst wenn der Konflikt nicht lange andauert, wird er langfristige Folgen haben und ein hohes Maß an Unsicherheit mit sich bringen“, so Gautry.

„Die Landschaft verändert sich weiterhin sehr dynamisch. Diese Situation bringt neue Herausforderungen und Auswirkungen für die Anleger mit sich“, schreibt Norman Villamin. Seiner Meinung nach klingen die Auswirkungen geopolitischer Schocks auf die Märkte zwar in der Regel nach sechs bis zwölf Monaten ab, aber es kommt auf die Art des Schocks an. Die Situation könnte sich jedoch zu einem längeren bewaffneten Konflikt ausweiten, der sich auch auf die Weltwirtschaft auswirken würde. „Der Konflikt hat eindeutig das Potenzial, sich in die Länge zu ziehen“, warnt Villamin.

Themen: Aktienrating, Länderrating | Kein Kommentar »

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