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Konjunktur im Rating

Von Dr. Oliver Everling | 22.März 2022

Der Ukraine-Konfliktes hat in den letzten Wochen Forschungsinstituten, internationalen Organisationen und Banken Anlass gegeben, ihre Wachstumsprognosen für dieses Jahr nach unten und die Inflationsprognosen nach oben zu revidieren. Für nahezu alle Regionen und Volkswirtschaften unterliegen die Konjunkturprognosen besonders großen Unsicherheiten, denn sie erfolgen in einem sehr dynamischen und von der Corona-Pandemie sowie globalen Lieferkettenproblemen belasteten Umfeld.

Die Auswirkungen des Krieges können bisher nur grob abgeschätzt werden. In dieser Woche stehen nun die März-Schnellschätzungen einiger besonders relevanter Markit-Einkaufsmanagerindizes sowie der ifo-Geschäftsklimaindex zur Verfügung. Die Umfragen unter Unternehmen in Deutschland, der Eurozone, Großbritannien und den USA erfolgten erstmals nach der militärischen Eskalation in der Ukraine.

Die direkten Auswirkungen auf einzelne Unternehmen hängen von individuellen Umsatz- bzw. Gewinnanteilen in Russland oder der Ukraine und dem Ausmaß zusätzlich durch Sanktionen unterbrochener Lieferketten sowie kriegsbedingter Produktionsstopps ab.

„Die gesamte Wirtschaft leidet jedoch unter stark gestiegenen Preisen für viele Rohstoffe,“ schreibt Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL, „zumindest kurzfristigen Dämpfern für die Konsum- und Investitionsstimmung sowie erneuten Belastungen globaler Lieferketten.“

Für Deutschland und die Eurozone besteht nach seiner Ansicht trotzdem noch keine akute Rezessionsgefahr, denn die Industrie hat nach wie vor einen stark erhöhten Auftragsbestand abzuarbeiten und Dienstleister profitieren von den weiteren Lockerungen von Corona-Restriktionen.

„Diesem Bild entspricht“, so die Argumentation des Chefvolkswirts, „beispielhaft das Ergebnis einer Blitzumfrage des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) von Anfang März. So sehen 85 Prozent der befragten Unternehmen den Krieg als gravierendes oder merkliches Risiko für ihre Geschäfte an. Die Erwartungen an das Wachstum der Maschinenproduktion in Deutschland wurden für das laufende Jahr zwar ebenfalls von vorher 7 Prozent nach unten korrigiert, liegen mit einem Plus von 4 Prozent aber immer noch deutlich im positiven Bereich. Nur ein kompletter Stopp der Rohstofflieferungen aus Russland würde die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession deutlich erhöhen.“

Themen: Branchenrating, Länderrating, Unternehmensrating | Kein Kommentar »

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