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Michael Speth von der DZ BANK auf der Jahrestagung Bankenaufsicht 2024: Von Cybercrime bis Zinswende – Neue Prioritäten im Risikomanagement

Von Dr. Oliver Everling | 18.März 2024

Michael Speth, Vorstandsmitglied der DZ BANK, nutzte die Plattform der „Jahrestagung Bankenaufsicht 2024″, um über die vielfältigen Herausforderungen im Risikomanagement zu sprechen, die von Cybercrime bis zur Zinswende reichen. Speth hob hervor, dass die Schnelligkeit in der Datenlieferung zu einem dauerhaften Stressfaktor im „täglichen Doing“ geworden sei. Er betonte, dass sich das Ordnungssystem für operationale Risiken, Kreditrisiken und weitere Risikokategorien zwar nicht verändert habe, aber die Priorität einzelner Risiken sich verschoben habe. Insbesondere das Reputationsrisiko nehme einen neuen Stellenwert ein.

Die globale Wirtschaftslage, so Speth, sei durch ein stärkeres Ineinandergreifen verschiedener Risiken gekennzeichnet, darunter Zinsen und Energiepreise, die zusätzlich in sozialen Medien ihre Abbildung finden. „Ad-hoc-Berichte“ seien mittlerweile eher die Regel als die Ausnahme. Krisensituationen hätten sich paradoxerweise als Innovationsmotoren herausgestellt, wobei die größten Engpässe in den Bereichen Daten und Personal lägen. Er erwähnte speziell die durch die Sanktionen gegen Russland erforderliche manuelle Bearbeitung, die das Personal unter erheblichen Stress gesetzt habe.

Die jüngsten Entwicklungen im Risikomanagement erfordern laut Speth auch Anpassungen in der Bankenaufsicht. Er kritisierte die Lücke zwischen Theorie und Praxis in der Bankenaufsicht und argumentierte, dass mehr Regulierung nicht zwangsläufig mehr Sicherheit schaffe, insbesondere wenn die Überprüfungen rein regelbasiert und formal erfolgen. Das Kreditrisikomanagement sei vielfältiger und facettenreicher geworden, mit einer stärkeren Betonung des Portfoliorisikomanagements und der Einbeziehung von ESG-Aspekten. Speth hob hervor, dass die Betrachtung der Branche mindestens ebenso wichtig sei wie die des einzelnen Unternehmens und plädierte für eine bessere Integration dieser Ansätze.

Die ESG-Bewertungsscores stehen bei der DZ Bank neben dem Kreditrisikorating, was die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeitsaspekten unterstreicht. Allerdings warnte Speth, dass die EU-Regulatorik die Rolle der Banken als Begleiter im Transformationsprozess gefährden könnte. Er bemängelte speziell die Aussagekraft der Green-Asset-Ratio.

Diese Perspektiven von Speth auf der „Jahrestagung Bankenaufsicht 2024″ bieten einen umfassenden Einblick in die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen im Risikomanagement und die Notwendigkeit, regulatorische Rahmenbedingungen anzupassen, um sowohl Sicherheit als auch Innovationsfähigkeit im Bankensektor zu gewährleisten.

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