« | Home | »

Morningstar Credit Ratings sind anders

Von Dr. Oliver Everling | 19.November 2010

“Wir beurteilen Verbindlichkeiten als eine Forderung gegen die zukünftigen Cashflows von Unternehmen”, sagt Heather Brilliant, CFA, Director of Securities Research bei Morningstar Inc. (www.morningstar.de). Aktien- und Kreditanalysten arbeiten bei Morningstar „in Tandem“, wie Brilliant formuliert. Der Aktienanalyst führt die erste Analyse des Unternehmens durch. Der Kreditanalyst fordert diese Analyse heraus, indem er das Ausfallrisiko fokussiert. Aus der Zusammenarbeit werden Investmentideen generiert.

Brilliant stellt auf der „2010 Morningstar Investment Konferenz“ in Frankfurt am Main Einzelheiten des neuen Ansatzes von Morningstar vor, das seit letztem Jahr weltweit auf Unternehmen angewandt wird, in Europa auf 216 Unternehmen. Brilliant stellt den Einfluss von Wechselkosten von Kunden, immateriellen Wirtschaftsgütern dar.

„Wir zielen auf Emittentenratings“, sagt Brilliant und macht klar, dass Ratings von Morningstar in direkte Konkurrenz zu Ratings von Moody’s oder S&P’s treten, nicht nur durch Gebrauch ihrer bekannten Ratingsymbole, sondern auch durch die Anspruch, Ausfallwahrscheinlichkeiten zu ermitteln. Der Fokus liege auf solche Unternehmen, bei denen Morningstar eine von den führenden Agenturen abweichende Meinung gut begründen könne.

Bisher wurden 630 Ratings veröffentlicht. Allein Investoren tragen die Kosten des Ratings, es gibt keine Gebührenzahlungen von Emittenten wie bei Moody’s oder S&P’s. Das Modell beruhe auf den Erfahrungen aus den letzten 10 Jahren, die aus dem Aktienresearch der Ratingagentur gespeist werde. „Wir decken die Unternehmen ab, die für Anleiheinvestoren wirklich interessant sind“, sagt Brilliant.

Brilliant beteuert, transparenter als andere Ratingagenturen zu sein, da Kunden der Agenturen vollen Zugang zu allen Daten und Annahmen in der Modellierung und Entscheidung des Ratings haben würden. Wettbewerbsanalyse, Cashflow-Prognose, Szenarioanalyse, quantitative Checks und Ratingkomitee sind die wesentlichen Bausteine des neuen Kreditratings.

Geschäftsrisiko, Cash-Flow-Cushion, Sovency Score, Distance to Default – dies sind die Markenzeichen des neuen Ratings von Morningstar. Vier Scores gelangen in den finalen Entscheidungsprozess des Ratingkomitees.

Brilliant gibt eine Übersicht über die Unterschiede der Ratings von Morningstar im Vergleich zu anderen NRSROs, national anerkannter Ratingagenturen in den USA wie S&P’s oder Moody’s. Brilliant zeigt einige Statistiken und konkrete Scores, die für eine Reihe von Unternehmen ermittelt wurden. „Wir haben einige dramatische Unterschiede ermittelt“, sagt Brilliant.

Die von Brilliant aufgezeigten Unterscheiden haben einen massiven Einfluss auf die Einschätzung durch Investoren. Brilliant erläutert sowohl Fälle, nach denen die Urteile von Morningstar besser ausfallen, ebenso aber Fälle, in denen Morningsatr vor höheren Risiken warnt. Linde AG (BBB) und Deutsche Telekom AG (BBB-) gehören zu den Gesellschaften, die bisher „zu gut“ eingestuft werde und vor denen Morningstar aufgrund der vorgefundenen Fakten nun mit schlechteren Ratings warnt.

Brilliant zeigt schonungslos die Gesichtspunkte auf, die den Urteilen der führenden US-Agenturen entgegengesetzt werden müssen. Ein bestechendes Argument liegt für Morningstar in der besseren Integration mit der Beurteilung der Aktien, denn nur eine ganzheitliche Sichtweise vermag die von Gläubigern zu tragenden, langfristigen Risiken adäquat abbilden.

Themen: Unternehmensrating | Kein Kommentar »

Kommentare

Sie müssen eingelogged sein um einen Kommentar zu posten.