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Niedrigzinsen für Strukturreformen nutzen

Von Dr. Oliver Everling | 4.November 2016

Werden die Chancen des Niedrigzinsumfeldes genutzt? Im Asset Management sieht Carsten Mumm, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Privatbank Donner & Reuschel, „Abwarten“ als falsche Strategie: „In der aktuellen Situation erheblicher Unsicherheit und allgemein hoher Asset-Preise sei Liquidität keine Lösung. Wer heute abwartet, bis es an den Märkten wieder ruhiger wird, muss unter Umständen Jahre oder Jahrzehnte warten.“

In dieser Zeit verliert Geld an Kaufkraft, „denn wir werden uns auch weiterhin auf eine lange Zeit einrichten müssen, in der das Zinsniveau auf Null oder zumindest sehr niedrig liegen wird“, so Mumm.

Notwendig wäre wirtschaftliches Wachstum, aber die Konjunktur ist seit Jahren schwach. „In der Eurozone und speziell in Deutschland hemmt die demographische Entwicklung das Wachstum, hinzu kommen spezifische Probleme wie der Brexit, die sowohl die Investitions- und Industriegüternachfrage als auch den Konsum zurückwerfen“, urteilt Mumm.

Der Analyst nennt ein weiteres Problem: „Auch in den Schwellenländern gehen die Wachstumsraten strukturell zurück. China baut seine Wirtschaft von einer exportorientierten zu einer Binnenwirtschaft um, andere Schwellenländer leiden unter den niedrigen Rohstoffpreisen. Weltweit kommt es derzeit zu einer Abkehr von der Globalisierung, die wesentlicher Treiber des Wachstums der vergangenen Jahre war. Vor diesem Hintergrund können Unternehmensgewinne nicht mehr so stark wachsen.“

Um das Wachstum wieder anzuschieben, wären nach Urteil der Experten bei Donner & Reuschel fiskalische Impulse, etwa Investitionen in Infrastruktur und Bildung, nötig. „Um Grundlegendes zu ändern, sind hingegen Strukturreformen notwendig. An dieser Stelle bietet das Nullzinsumfeld eine Chance, die genutzt werden sollte“, so der Aufruf von Mumm.

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