Kehrt Mattel zur Investmentqualität zurück?
Von Dr. Oliver Everling | 11.April 2018
Ratingagenturen warfen mit ihren Ratings für einen führenden Spielwarenkonzern wie Mattel über viele Jahre hinweg Fragen auf. Kernargument für relativ niedrige Ratings knapp oberhalb der Schwelle „investment grade“ war nicht nur die relative und absolute Höhe der Verschuldung, sondern insbesondere auch die früher zu hohe Abhängigkeit von Mattel vom Erfolg einzelner Spielfiguren wie Barbie. Nun hat Mattel mit einem Absturz der Börsenkapitalisierung zu kämpfen.
Der Schweizer Asset-Manager Braun, von Wyss & Müller (BWM) erachtet die Aktie des US-amerikanischen Spielzeugherstellers Mattel für deutlich unterbewertet. Hintergrund ist der Kurssturz, der die Notierung seit Ende 2016 von knapp 30 auf nunmehr rund 13 USD je Aktien fallen ließ. „Mit derart bekannten und gut eingeführten Produkten, die sich in jedem Kinderzimmer finden, muss ein Management schon sehr viel falsch machen, damit der Aktienkurs derart abfällt, wie bei Mattel geschehen“, urteilt Georg von Wyss, Manager der CFM-Fonds. Etwa die verzweifelten Versuche, die Umsätze zu halten, was das Unternehmen viel Geld gekostet hat, oder das kurzsichtige und kopflose Agieren beim Verlust der Lizenz für Disney Princess. „Als der Schaden sich nicht mehr verschleiern ließ und in den Ergebnissen 2017 deutlich wurde, reagierten die Anleger massiv“, so von Wyss – das Bond-Rating ist mittlerweile auf „Junk“.
Die Aufmerksamkeit der CFM-Fonds als Deep-Value-Investoren wurde geweckt, als Anfang 2017 Margo Georgiades zur neuen CEO ernannt wurde, die seitdem das Unternehmen auf Vordermann bringt. „Sie fokussiert auf die wesentlichen Marken – immerhin sind das weltbekannte Produkte wie Barbie, Fisher-Price, Hot Wheels oder Matchbox –, führt rationale Planungsinstrumente und Prozesse ein, strafft die Zuliefererkette, reduziert riesige Warenlager – kurz: Sie macht aus Mattel einen modern und rational geführten Betrieb!“, resümiert Fondsmanager von Wyss.
Allerdings habe der Markt bis dato die eingeleiteten Maßnahmen noch nicht honoriert, auch, weil der größte Kunde in den USA, Toys “R” Us, Konkurs angemeldet habe. Dieser Vertriebskanal sollte auf mittlere Sicht aber ersetzt werden. Für Fondsmanager von Wyss ist der Titel deshalb attraktiv: „Da wir Mattel EBIT-Margen von um die 13 Prozent oder höher zutrauen, sollte der Unternehmenswert auf 25 USD je Aktie oder vielleicht sogar darüber hinaus steigen, was uns veranlasst hat, die Aktie für den Classic Value Equity Fund zu erwerben.“
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Tencent versus Facebook
Von Dr. Oliver Everling | 9.April 2018
Daten sind das neue Öl, ist allenthalben zu lesen. Letzten Monat wurde bekannt gemacht, dass Facebook einem Leck zum Opfer fiel. Jason Pidcock, Fondsmanager des Jupiter Asia Pacific Income SICAV bei Jupiter Asset Management, sieht darin ein Datenleck, „das mit der unerlaubten Datensammlung von 50 Millionen Nutzern im Ausmaß so katastrophal ist wie damals das Ölleck von BP.“
Es ist nicht das erste Mal, so Pidcock, das der US-Internetkonzern durch Datenmissbrauch im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. „Während Technologieunternehmen in den westlichen Ländern wegen dieser Affäre nun unter Druck sind,“ beobachtet Pidcock, „ergibt sich für Asien ein positiveres Bild. Dies gilt vor allem für den Liebling asiatischer Softwaretechnologie: Tencent.“
Seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten 2017 wurden immer wieder Vorwürfe gegen Facebook wegen Datenmissbrauchs laut. „Nach den jüngsten Enthüllungen,“ so Pidcock, „wonach sich die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica unerlaubt Zugang zu den Daten von Millionen Facebook-Nutzern verschafft hat, musste die Aktie nun jedoch ihren stärksten Kursverlust seit vier Jahren hinnehmen. Der Einbruch scheint die Technologiemärkte auf breiter Front verängstigt zu haben, zumindest kurzfristig.“
Ein anderes, freundlicheres Bild zeige sich indessen in Asien, wo der Internetriese Tencent weiter gute Fortschritte macht. Er gelte häufig als der chinesische Facebook-Rivale schlechthin und sei das wertvollste Unternehmen der Region. „Tencent hat vor Kurzem Ergebnisse vorgelegt,“ berichtet Pidcock, „die alle Analystenerwartungen übertrafen. Dabei lag der Nettogewinn, der im vierten Quartal erwirtschaftet wurde, mit 20,8 Milliarden Yuan (rund 2,7 Milliarden Euro) noch über der höchsten Schätzung von 18,05 Milliarden Yuan. Die Dividende ist zwar weiterhin niedrig, doch entspricht die Gesamtjahresausschüttung von 0,88 Hongkong-Dollar je Aktie immerhin einer jährlichen Steigerung von 44,3 Prozent. Der Aktienkurs sank dennoch, was auf die Investitionsvorgaben der Geschäftsleitung sowie den Großaktionär Naspers zurückzuführen ist.“
Dieser hatte entschieden, seine Tencent-Beteiligung zu verringern. In fundamentaler Hinsicht sieht Pidock das Unternehmen unverändert solide. Die Brokerhäuser seien daher generell bei ihrer positiven Einschätzung geblieben, wobei einige ihr Kursziel für Tencent sogar erhöht hätten. „So haben etwa die Analysten von HSBC ihr 12-Monats-Kursziel von 454 auf 527 Hongkong-Dollar nach oben korrigiert, während die Credit Suisse den Kurs weiter bei 540 Hongkong-Dollar sieht.“
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Behemoth will kein freies Geld
Von Dr. Oliver Everling | 8.April 2018
„Kryptowährungen sind stark schwankende virtuelle Vermögenswerte und noch weit davon entfernt, um dem normalen Verbraucher als Zahlungsmittel zu dienen. Die professionellen Investoren können das Wechselspiel dieser konkurrierenden Kryptowährungen am Computer mit Hilfe der Numerischen Mathematik simulieren. Solange als Ergebnis noch etwas von den Kryptowährungen übrig bleibt und es identifizierbare Gewinner und Verlierer unter diesen Kryptowährungen gibt,“ sieht Udo Schäfer, MA, voraus, „werden Finanzinvestoren mit Hilfe ihrer Mathematiker die Gewinner ermitteln und die virtuellen Werte in bilanzierungsfähige Werte verwandeln.“
Regulierung mache diese Kryptowährungen natürlich erst richtig interessant, denn dann lassen sich die Ergebnisse von solchen Simulationen noch viel besser und näher an der Realität ermitteln. „Der moralische Zeigefinger über die in den Kryptowährungen enthaltene heiße Luft ist unangebracht,“ kritisiert Schäfer, „im Euro ist viel mehr heiße Luft enthalten. Das Schürfen von Kryptowährungen und das Ermitteln der jeweiligen bilanzierungsfähigen Werte kann mit dem Bergbau verglichen werden, auch dort geht es darum, möglichst alles Wertvolle herauszuholen und nichts im Abraum zurückzulassen.“
Die Kryptowährungen selbst sind nicht wieder tot zu kriegen, ist Schäfer überzeugt, auch das Fiatgeld hat schwerste Erschütterungen und riesige Wertverluste seit Jahrhunderten überlebt. Die auch von George Soros ins Feld geführte Analogie der Kryptowährungen zur Tulpenkrise im 17. Jahrhundert trifft nach Ansicht von Schäfer den Sachverhalt nicht: die Tulpenzwiebel sei ein einfaches landwirtschaftliches Produkt, das mit der Komplexität einer Kryptowährung hinsichtlich Entstehung und Verwendung nicht vergleichbar sei.
„Die Erfahrungen mit dem Bergbau zeigen,“ so Schäfer weiter, „dass die neue entstehende Kryptoindustrie sich bereits jetzt um die Entsorgung des Kryptoabraums kümmern muss. Dass z.B. keine Ewigkeitslasten für folgende Generationen entstehen. Das Verhalten der Zentralbanken von China und Indien gegenüber westlichen Kryptowährungen ist durchaus konsequent.“ Die asiatischen Staaten wollen in dem Zukunftsmarkt Kryptowährungen die vorhandene angelsächsische Dominanz zurückdrängen, analysiert Schäfer, um dann selbst mit eigenen regulierten Kryptowährungen auf einen Markt zu treten, den diese Staaten aktiv beeinflussen wollen.
„Manche asiatische Staaten streben nach mehr als Einfluss,“ so Schäfer, „sie wollen die Kontrolle und gleichzeitig hat der Kampf um die besten Ausgangspositionen für mögliche Institutionen rund um die Kryptowährungen schon längst begonnen. Da kommen einige starke Kursschwankungen der Kryptowährungen, die asiatische Aufsichtsbehörden selbst geschaffen haben, gerade recht.“
Zittrige Hände von kurzfristig orientierten Spekulanten brauche man in Asien nicht, dort sei langer Atem gefragt. Welcher Standort wird sich in Asien als tonangebend für den Handel mit Kryptowährungen durchsetzen? „Wir werden mindestens eine bedeutende asiatische Ratingagentur sehen,“ prognostiziert Schäfer, „die rechtzeitig dabei ist. Die Chinesen haben schon lange darauf gewartet, den Finanzinstitutionen in den USA einmal voraus zu sein.“
Die von Sun Guofeng von der chinesischen Zentralbank geforderte Abschaffung des Papiergeldes, bei gleichzeitiger Einführung von tiefen negativen Zinsen, mache jedem klar, dass es hier nicht um mehr Effizienz im Geldverkehr, sondern um einen Baustein zur noch effektiveren Herrschaft über die chinesischen Untertanen gehe. „Der chinesische Behemoth will kein freies Geld, weder im Sinne von Friedrich August von Hayek noch von Silvio Gesell und schon gleich gar nicht dezentral organisierte Kryptowährungen, die keiner Kontrolle einer staatlichen Macht unterliegen. Die People’s Bank of China will eine von ihr kontrollierte Kryptowährung,“ ist sich Schäfer sicher, „mit der sie die chinesischen Untertanen kontrollieren und bei fehlendem Wohlverhalten gegenüber der Obrigkeit gleich sanktionieren kann.“
Den gebildeten Sympathisanten dieser von Kenneth Rogoff stammenden Idee in der EZB ist durchaus bewusst, dass man weder mit F.A. von Hayek noch Silvio Gesell die Kombination aus Bargeldabschaffung, negativen Zinsen und einer zentralisierten Kryptowährung mit einer liberalen Fassade versehen kann, deshalb muss auch in der europäischen Debatte, wie in China, die Kriminalitätsbekämpfung als Argument herhalten. Schäfer: „Die Umrisse des Brüsseler Leviathan zeichnen sich immer deutlicher ab. Der Bürger in Europa wird, wie in China, gar nicht erst gefragt. Im Ernstfall kann dann die Obrigkeit bei uns dem Bürgeruntertanen (bürgerliche Fassade aus Restfreiheiten, machtpolitisch der Obrigkeit unterworfen mit Luhmanns Legitimation durch Verfahren) das elektronische Geld zuteilen, rationieren und mit Hilfe eines digitalen Amtsgerichtes in Zukunft auch sperren. Ein von der Obrigkeit zentralisiertes bargeldloses System auf Blockchain-Basis erfordert zur wirksamen Umsetzung eine Sicherheitsarchitektur aus mehreren Ebenen. Denn die Gegner dieser Obrigkeit werden dieses System digital angreifen.“
Durch die noch engere und dichtere Vernetzung erhöhe sich die Verwundbarkeit gegen digitale Angriffe exponentiell. „Stuxnet vermittelt einen ersten Eindruck,“ gibt Schäfer ein Beispiel, „was passieren kann, aber es wird noch viel schlimmer. Im Ergebnis haben wir eine Konvergenz der Systeme zwischen dem autoritären China und einem politisch mächtiger werdenden Europa. Auf der Strecke bleibt die Freiheit des Bürgers, weil die Politik die Trennung von Imperium und Dominium nicht respektiert, würde Wilhelm Röpke sagen.„
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Der Trödeltrupp
Von Dr. Oliver Everling | 6.April 2018
„Das Buch zur Erfolgsserie“ erscheint farbig im FinanzBuch Verlag: „Der Trödeltrupp – Das Geld liegt im Keller“ ist der Buchtitel zur gleichnamigen Doku-Soap auf RTL II, die seit bald zehn Jahren, nämlich seit 2009, das Fernsehpublikum erfreut. „Das Praxisbuch zum Ausmisten – Platz machen – und auch noch Geld verdienen“, wie es auf dem Buchcover heißt, bringt den „Trödeltrupp“ zu Papier.
Der Erfolg einfacher Doku-Soaps wie „Der Trödeltrupp“ oder „Bares für Rares“ ist schier unfassbar: Allein „Der Trödeltrupp“ bringt es schon auf hunderte Sendungen, mehr als ein Dutzend Staffeln, täglichen Ausstrahlungsturnus, Millionen Zuschauer. Wer keine Zeit findet, sich die Sendung anzuschauen, hat nun mit dem Buch Gelegenheit zu ergründen, was die Zuschauer und nun auch die Leser daran interessieren sollte.
„Unsere ganze Erfahrung, unsere besten Verkaufstricks und Verhandlungs-Taktiken, all das ist in diesem Buch zusammengefasst. Dass es jeder von uns damit zum Trödel-Millionär schafft, wird nicht garantiert.“ Mit „von uns“ sind die Autoren Mauro Corradino, Sükrü Pehlivan und Otto Schulte gemeint. Dass es die Zuschauer kaum zu Trödel-Millionären bringen können, braucht nicht eigens erwähnt zu werden.
Während die Autoren noch eine berechtigte Hoffnung haben dürfen, mit Trödel Reichtum zu schaffen, ist dies für die Zuschauer (un)wahrscheinlich wie ein Lottogewinn. „Bisher haben wir beim ‚Trödeltrupp‘ für über 1 Million Euro Trödel verkauft.“ So die Bilanz nach all den Jahren. Hier wird vom Gesamtumsatz gesprochen, nicht vom Gewinn, geschweige denn von dem mit Trödel aufgehäuften Vermögen eines Einzelnen. Kühle Kopfrechner vermögen daher zu ermessen, wieviel Potential zur Vermögensbildung die Fahndung nach Trödel bietet.
„Zwar kommt keiner von uns drei aus dem Ghetto, und ebenso wenig ist einer von uns durch den ‚Trödeltrupp‘ zum Millionär geworden. Dennoch hat sich die Doku für uns ebenfalls als eine Art ‚Hauptpreis‘ erwiesen“ – dieses Bekenntnis der Autoren ist angesichts der vielen Sendungen ehrlich und glaubhaft.
Mit dem Buch lässt sich studieren, wie offenbar die Hoffnung auf kleinen Gewinn viele Menschenherzen immer wieder aufs neue motiviert und erfreut. „Denn Geld zu verdienen ist natürlich das,“ glaubt Mauro Corradino, „worauf es beim Trödelgeschäft letztendlich ankommt.“
Der Zuschauer – und nun auch der Leser des Buches – lernt Freunde kennen: „Dass wir drei zu dicken Kumpels wurden – und dass wir das sind, können wir heute mit Stolz sagen –, hat sich allerdings erst durch unsere Spezialfolgen ergeben. Gekannt und gemocht hatten wir uns davor schon, keine Frage. Doch wenn du wie wir bei solchen Drehs tagelang aufeinander hockst, von morgens bis abends, entsteht mit der Zeit eine Vertrautheit, aus der erst Zuneigung wird und schließlich Freundschaft.“
Ob mit Hühnern, Kaninchen oder Briefmarken – mit Hobbys lässt sich u.a. auch ein wenig Geld verdienen oder sogar dem Glück eine Chance geben. Die Aussicht auf einen Nebenverdienst dürfte vielen Ehemännern bzw. Ehefrauen eine zusätzliche Rechtfertigung gegenüber ihrer Familie bieten, viel Zeit buchstäblich zu vertrödeln. „Trödel ist eine Lebensweise. Laut Angaben der Fachzeitschrift ‚Trödler‘ gibt es bei uns jedes Jahr über 40 000 Flohmärkte, das sind rund 110 Märkte pro Tag! Über zwei Millionen Menschen leben mittlerweile sogar vom Geschäft mit dem Trödel – Tendenz steigend.“ Das Buch strahlt die gute Laune aus, die offenbar auch die Sendungen verbreiten.
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China lässt weniger Gas ab
Von Dr. Oliver Everling | 5.April 2018
China gilt als der weltgrößte Verursacher von Treibhausgasen. Bereits 2013 sagte China der Luftverschmutzung jedoch den Kampf an, verspricht Joyce Tan, Portfolio Specialist bei NN Investment Partners. „Konkret bedeutet das eine landesweite Begrenzung der Kohlenutzung,“ so Tan, „verschärfte Kontrollen von Stahl- und Aluminiumhütten und das Verbot von Kohle zum Heizen in Privathaushalten.“
Diese massiven Maßnahmen haben schon Wirkung gezeigt, recherchiert Tan: Laut Greenpeace ist die Konzentration des gefährlichen Feinstaubs der Partikelgröße PM 2,5 zwischen 2013 und 2017 im Durchschnitt um 33 Prozent gesunken. Zu Beginn dieses Jahres hat China – weltgrößter Importeur von Kunststoffmüll – die Einfuhr von Plastikmüll aus anderen Ländern untersagt.
Mit dem zunehmenden Engagement von Regierungen und der Privatwirtschaft für Nachhaltigkeit erlebt auch der Rentenmarkt eine rapide Zunahme der Emission von Green Bonds. Tan: „Dabei handelt es sich im Wesentlichen um normale Anleihen, allerdings mit dem Unterschied, dass sie für umweltfreundliche Investitionen genutzt werden.“
2017 war China schon der zweitgrößte Emittent von Green Bonds weltweit und übertraf damit traditionelle Vorreiter wie Frankreich. Nur die USA emittieren ein größeres Volumen. Nach Angaben der Climate Bonds Initiative legte China vergangenes Jahr Green Bonds im Wert von 37,1 Milliarden US-Dollar auf, sowohl in Form von Onshore- als auch Offshore-Anleihen.
Tan zieht einen Vergleich: Noch 2015 belief sich das Volumen auf nur eine Milliarde US-Dollar. Überdies gehen Chinas Unternehmen am jungen Green-Bond-Markt allmählich von inländischen Geldquellen und Interbankausleihungen zu Emissionen über, die auf US-Dollar oder Euro lauten.
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DEXTRO Investment Check
Von Dr. Oliver Everling | 5.April 2018
Die DEXTRO Group erwartet 2018 ein weiteres Wachstumsjahr für Crowdinvestments und nimmt dies zum Anlass, mit dem „DEXTRO Investment Check“ ihre Analysetätigkeit auszuweiten. DEXTRO bewertete bislang Alternative Investment Funds (AIF), Vermögensanlagen und andere Asset-basierte Kapitalanlagen sowie deren Emittentin, Managementgesellschaften und relevante Vertragspartner mittels eigener zertifizierter, quantitativer und qualitativer Methodiken.
Nun will die DEXTRO Group auch bei Schwarmfinanzierungen für Transparenz und Vergleichbarkeit sorgen, wovon Investoren und Intermediäre gleichermaßen profitieren. Das neue Analyseformat DEXTRO Investment Check ist differenziert gegliedert und prüft die Qualität von Crowdinvestment-Emissionen, insbesondere von Vermögensanlagen. Mit dem Investment verbundene Risiken werden identifiziert und die Auswirkungen der verschiedenen Einflussfaktoren auf die Investmentperformance analysiert.
Die jahrelange Erfahrung des DEXTRO Analyseteams bildet die Grundlage um die Risikotreiber der jeweiligen Emission zu erfassen und die Risiko-Rendite-Relationen zu bewerten.
Der Fokus eines Privatanlegers liegt aus Sicht der DEXTRO Group auf den Faktoren Prognosesicherheit (Renditevolatilität), Kapitalverlust- und Totalverlustwahrscheinlichkeit. Ein Kapitalverlust- bzw. Totalverlustrisiko einer Emission lässt sich hauptsächlich aus dem spezifischen Risiko der Anlageobjekte, der Investmentstrategie und der Marktexpertise sowie der Bonität der Emittentin ableiten. Weitere Risikofaktoren der Fundingphase wie Fundinghöhe und -zeitraum, initiale Kosten und Vergütungen der Emission werden berücksichtigt.
Der Analysebericht umfasst eine Kurzbeschreibung der Emission und der Investmentstrategie der Emittentin. Darüber hinaus umfasst der Bericht übersichtlich die Eckdaten, wesentliche Faktoren der Konzeption, eine SWOT-Analyse sowie eine Analyse der Emittentin. Abschließend findet sich eine Darstellung der Crowdinvest-Plattform mit Überblick zum Track-Record bisheriger Emissionen.
Die Ergebnisse der Prüfung schlagen sich in einer zu erwartenden Risiko-Rendite-Relation des Investments nieder. Die Analysten der DEXTRO Group klassifizieren eine Emission in drei Kategorien (sicherheitsorientiert, chancenorientiert oder spekulativ) und beurteilen die Angemessenheit des Risiko/Rendite Profils der Investition.
Die erste Emission, die DEXTRO einem Investment Check unterzogen hat, ist das Crowdinvesting-Angebot „Logistikzins 2018“ der Emittentin „Solvium Exklusiv GmbH & Co. KG“. Vermittlerin dieser Vermögensanlage ist die Moneywell GmbH (moneywell.de) mit Sitz in Nürnberg. Bei der Vermögensanlage handelt es sich um ein Nachrangdarlehen mit qualifiziertem Rangrücktritt. Die Emittentin plant den Aufbau eines diversifizierten Portfolios bestehend aus Containern (Maritime Seefahrt) und sog. Wechselkoffern (Transportbehälter für Schiene und Straße). Die Emission wird in die Kategorie „chancenorientiert“ eingeordnet und das Risiko/Renditeprofil als „angemessen“ bewertet.
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Mit Private Debt risikoadjustierter Ertrag
Von Dr. Oliver Everling | 5.April 2018
Institutionelle Investoren wollen in diesem Jahr ihr Engagement im Bereich Private Debt / Alternative Credit ausweiten, da die voraussichtliche Anhebung der Zinsen für herkömmliche festverzinsliche Anlageformen sehr herausfordernd ist. Das ist das Ergebnis einer Umfrage von NN IP, die im Dezember 2017 unter 100 institutionellen Investoren weltweit durchgeführt wurde.
94 Prozent der befragten Investoren gehen davon aus, dass die Leitzinsen in den USA in den nächsten zwölf Monaten weiter steigen werden, 61 Prozent erwarten einen Anstieg von mindestens 0,5 Prozent. Zudem glauben 69 Prozent der Befragten, dass die quantitative Lockerung in Europa bis 2019 enden und es kontrollierte Zinsanhebungen geben wird. 37 Prozent der Investoren geben an, ihr Engagement in Private Debt auszubauen, sollte dieses erwartete Zinsszenario eintreten. Bezüglich ihres Engagements in allen anderen festverzinslichen Anlageklassen äußerten sich die Befragten zurückhaltender.
14 Prozent der befragten Investoren gehen davon aus, dass sie in den kommenden zwölf Monaten erstmals in Private Debt Instrumente investieren werden. Zudem wollen 45 Prozent derjenigen, die bereits in diese Anlageklasse investieren, ihr Engagement ausweiten – unter allen befragten Investoren liegt die Quote bei 37 Prozent.
Gabriella Kindert, Leiterin der Alternative Credit Boutique bei NN Investment Partners: „Private Debt / Alternative Credit hat sich in den vergangenen Jahren dynamisch in eine breit gefächerte Anlageklasse entwickelt, die jetzt eine große Vielzahl von Anlagemöglichkeiten für unterschiedliche Bedürfnisse bietet. Unter Anlegern wächst das Interesse, den Anteil dieser Anlageklasse in ihren Portfolios auszubauen, da sich damit höhere risikoadjustierte Erträge erzielen lassen. Zudem erreicht man durch die Beimischung von Alternative Credit ein höheres Maß an Diversifizierung und erhält Zugang zu Krediten, die die Bereiche Umwelt, Soziales und Governance (ESG) berücksichtigen. 2017 stiegen die Zuflüsse in unsere Alternative-Credit-Strategien gegenüber 2016, um 33 Prozent an. Sofern die Zinsen wie prognostiziert steigen, dürfte diese Anlageklasse, im Vergleich zu herkömmlichen festverzinslichen Strategien, immer attraktiver werden.“
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Kapitalmarktorientierung statt Wertorientierung?
Von Dr. Oliver Everling | 4.April 2018
Unternehmen und Finanzdienstleistern fehlt es vielfach an geeigneten Instrumentarien für eine fundierte Bewertung und Risikoquantifizierung unternehmerischer Entscheidungen. Oft werden vollkommene Märkte angenommen, die z.B. keine Rating- und Finanzierungsrestriktionen kennen. Derartige methodische Schwächen schlagen nicht nur auf das Unternehmen zurück, sondern sie können weitreichende volkswirtschaftliche Folgen haben.
Der Beitrag „Kapitalmarktorientierung statt Wertorientierung: Volkswirtschaftliche Konsequenzen von Fehlern bei Unternehmens- und Risikobewertungen“ von Werner Gleißner zeigt, wie sich Defizite im Risikomanagement zu Ursachen von Finanzmarktkrisen ausweiten können (wie zuletzt 2007/2009).
Gleißner, W. (2009): Kapitalmarktorientierung statt Wertorientierung: Volkswirtschaftliche Konsequenzen von Fehlern bei Unternehmens- und Risikobewertungen, in: WSI Mitteilungen, Heft 6/2009, S. 310-318.
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Erholung in Nigeria
Von Dr. Oliver Everling | 4.April 2018
Nach einer Reihe positiver Entwicklungen im vergangenen Jahr ist Nigeria wieder zurück auf der Investment-Landkarte. Diese Einschätzung sollte Oliver Bell, Portfoliomanager des Frontier Markets Equity Fund von T. Rowe Price, zufolge auch für 2018 Bestand haben. Der Experte für Emerging Markets hatte Nigeria Anfang des Jahres im Rahmen einer Research-Reise besucht und ist insbesondere vor dem Hintergrund eines nun besser funktionierenden Wechselkursystems und steigender Ölpreise optimistisch.
In jüngster Zeit hat sich der Umtauschkurs des NAFEX (Nigerian Autonomous Foreign Exchange Fixing) als recht gut funktionierender Markt erwiesen, der dazu geführt hat, den Schwarzmarkt-Kurs verschwinden zu lassen. „Obwohl wir lieber einen frei schwankenden Wechselkurs sehen würden, hatten wir genug Vertrauen, unsere nigerianischen Positionen seit Mitte letzten Jahres wieder aufzustocken“, sagt Oliver Bell. „Unsere Frontier-Markets-Equity-Strategie haben wir zuletzt zugunsten einer übergewichteten Position Nigerias verändert“, so der Experte weiter.
Steigende Ölpreise haben die wirtschaftliche Erholung des Landes angetrieben. Zugleich sieht das Portfoliomanagement eine Verbesserung der Verbraucherdaten. Dangote Cement – ein verkappter Konsumwert, da das Unternehmen Zement in Säcken verkauft – vermeldete im letzten Quartal 2017 den ersten Anstieg der verkauften Mengen seit zwei Jahren. „Durch unsere Research-Reise, die Lagos und Abuja einschloss, haben wir die positiven Signale mit eigenen Augen gesehen. Dies stärkt unsere Zuversicht, dass sich Nigeria in diesem Jahr erholt“, unterstreicht Bell.
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Lebenslang
Von Dr. Oliver Everling | 30.März 2018
„Lebenslang“ lautet die Haftstrafe für Kapitalverbrechen. Die abschreckende Wirkung scheint bei vielen Menschen jedoch nicht groß genug zu sein. Zu sprechen ist nicht nur von Kriminellen, sondern auch von vielen Menschen, die ein Leben lang ziellos bleiben oder sich von falschen Zielen gefangen nehmen lassen. Begeben sich Menschen freiwillig in lebenslange Haft, eine Haft dauernder Unzufriedenheit?
Im Tilman Riemenschneider Verlag erscheint ein Buch mit dem originellen Titel „Lebenslang …einfach glücklich sein!“ Als Autoren finden sich mit Michael Mey und Frank Koschnitzke zwei positiv denkende Menschen zusammen.
Dem ersten Anschein nach handelt es sich lediglich um ein Buch, in dem zwei Autoren im Lebensalter von über 50 Jahren ihre Lebensweisheiten und Erfahrungen zu Papier bringen – keine schlechte Idee, denn auch Napoleon Hill schloss sein seit 1937 über 70 Millionen Mal verkauftes Buch „Denke nach und werde reich“, in dem es im Kern um das Setzen von Zielen geht, im Alter von 54 Jahren ab.
Bei genauerer Betrachtung aber zeigt sich, das hier dem Leser nicht altklug Binsenweisheiten präsentiert werden. Die Autoren haben vielmehr erkannt, dass vielen Menschen der rote Faden im Leben verloren gegangen ist. Im Zeitalter der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien wird dieser rote Faden unter der Fülle der medialen Eindrücke nicht nur verschüttet, sondern auch durch disruptiven wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und sozialen Wandel zerrissen.
Es ist das erste Buch von Michael May, der als Experte der Finanzwirtschaft bisher in der Literatur nur durch Fachbeiträge z.B. im Bank-Verlag bekannt wurde. Wie kaum andere Branchen sind derzeit Banken und Versicherungen von disruptiven Veränderungen bedroht, da sie einerseits seit der Finanzkrise durch eine überbordende Regulierung in Ketten gelegt werden, andererseits mit der Globalisierung und Digitalisierung der Schnittstelle zum Kunden einer völlig neuen Schärfe des Wettbewerbs ausgesetzt sind. Viele Finanzleute stellen sich daher existenzielle Fragen. Michael May zeigt mit der Wahl seines Buchtitels ein Gespür dafür, worauf es jetzt ankommt.
Mit Witz und Karikaturen erschüttern die Autoren das Weltbild auch jener Kreaturen, die in der heutigen Zeit nur Fehlentwicklungen und Bedrohungen zu sehen glauben. So erinnern sie daran, welchen elementaren Ängsten unsere Vorfahren ausgesetzt waren, und sie werfen immer wieder einen Blick in die Zukunft, wie unsere Welt von morgen mit neuen Berufen wie zum Beispiel digitalen Entgiftern, digitalen Bestattern, Privatheitsberatern, Webinatoren, Selbstorganisationsberatern, urbanen Gärtnern und Drohnenpiloten aussehen könnte.
„Wie töricht ist es, Pläne für das ganze Leben zu machen, da wir doch nicht einmal Herren des morgigen Tages sind“, so das angebliche Zitat des römischen Philosophen Seneca vor rund 2000 Jahren. Die heutigen Herausforderungen des Lebens scheinen den Autoren daher nicht völlig neu zu sein.
Den Autoren geht es nicht darum, ein bestimmtes Zukunftsszenario zu entwerfen oder den Leser von bestimmten Dogmen zu überzeugen. Anders als andere Bücher desselben Genres merkt man diesem Buch an, dass es nicht lediglich als Baustein einer Coachingkarriere geschrieben wurde, sondern im ehrlichen und unprätentiösen Bemühen entstanden ist, die besten Ideen fürs Leben zusammenzuschreiben. Es geht den Autoren nicht um ein wissenschaftliches Werk, sondern um Anleitung zur Selbstreflexion.
Dementsprechend werden viele Fragen aufgeworfen, die sich der Leser nur selbst beantworten kann. In der Art der seit der Antike bekannten sokratischen Methode erfährt der Leser so mehr über sich selbst. Das Buch ist ein „Mut-mach-Buch“, wie es die Autoren selber getauft haben, frei von religiösen, politischen oder sachfremden kommerziellen Absichten.
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