Ergebnisanstieg vorprogrammiert
Von Dr. Oliver Everling | 27.Juli 2017
Der Ergebnisanstieg im zweiten Halbjahr sei vorprogrammiert, heißt es aus dem Hause der DEFAMA: Im ersten Halbjahr 2017 erzielte die Deutsche Fachmarkt AG (DEFAMA) bei einem Umsatz von 2,45 (Vj. 1,45) Mio. € ein Ergeb¬nis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in Höhe von 1.581 (986) T€. Dabei wurde ein Ergebnis vor Steuern von 744 (494) T€ erwirtschaftet. Das Nettoergebnis betrug 592 (393) T€. Dies entspricht einem Gewinn von 0,17 (0,12) € je Aktie. Die Funds From Operations (FFO) erreichten 1.089 (666) T€ und erhöhten sich somit um 63% gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
In den Zahlen enthalten waren nach Angaben der Gesellschaft im ersten Quartal die Erträge von zwölf Bestandsobjekten, im zweiten Quartal kamen Büdelsdorf und Wittenburg sowie für wenige Wochen noch das Westerwald-Portfolio hinzu. Zudem konnten im zweiten Quartal abgeschriebene Mietforderungen sowie ein Schadenersatz verbucht werden. Dem standen im ersten Quartal 2017 Kosten für den Aufbau des eigenen Property Managements gegenüber. In der Halbjahresbetrachtung gleichen sich die Effekte hieraus weitgehend aus.
„Im zweiten Halbjahr wird das Westerwaldportfolio über den vollen Zeitraum zum Ergebnis beitragen“, verspricht Vorstand Matthias Schrade. „Hinzu kommen im Laufe des dritten Quartals der Nutzen-/Lasten-Wechsel des Fachmarktzentrums in Florstadt sowie die Erstkonsolidierung der Anteile an den Objektgesellschaften Sangerhausen und Harzgerode. Im vierten Quartal werden dann erstmals alle 20 bislang erworbenen Immobilien über den vollen Zeitraum enthalten sein. Ein weiterer Ergebnisanstieg im zweiten Halbjahr ist damit bereits vorprogrammiert.“
Der Vorstand geht daher davon aus, dass DEFAMA die bisherige Prognose eines FFO von 2,4 Mio. € und eines Nettogewinns nach HGB von rund 1,3 Mio. € bzw. 0,37 € je Aktie übertreffen wird. Erwartet wird nun ein FFO von 2,6 Mio. € und ein Nettogewinn nach HGB von 1,4 Mio. € bzw. 0,40 € je Aktie. Vor diesem Hintergrund bekräftigt der Vorstand das Ziel, die Dividende für 2017 erneut deutlich anzuheben.
Auf Basis des aktuellen Portfolios liegt der annualisierte FFO bei gut 3 Mio. €, entsprechend 0,86 € je Aktie. Da die DEFAMA zum 30. Juni 2017 über einen Cashbestand von rund 2,6 Mio. € verfügte, geht der Vorstand davon aus, den annualisierten FFO mit den vorhandenen liquiden Mitteln noch deutlich steigern zu können.
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Keine neue Botschaften von der EZB
Von Dr. Oliver Everling | 25.Juli 2017
Die EZB bleibt noch für einen längeren Zeitraum bei ihrem sehr expansiven, geldpolitischen Kurs, glaubt Philippe Waechter, Chefvolkswirt von Natixs Asset Management. Die Diagnose der EZB zur wirtschaftlichen Lage in der Eurozone weise keine strategische Veränderung auf. Die Erholung verstärke sich, und die Risiken seien jetzt weitgehend ausgeglichen. Doch die Inflationsrate liege weiterhin deutlich unter dem Ziel der EZB von knapp unter 2 %.
Der niedrige Ölpreis, so die EZB, tauge nicht als alleinige Erklärung – auch die Kerninflationsrate liege weiterhin nahe 1 %. Die realwirtschaftliche Erholung ist stark, führt aber bislang kaum zu Nominalwachstum. „Solange die Inflationsrate niedrig bleibt, wird die ultralockere Geldpolitik fortgesetzt. Die EZB wird weiterhin in großem Maßstab Wertpapiere kaufen,“ erwartet Waechter, „bis die langfristigen Inflationserwartungen im Zielkorridor liegen. Eine vorzeitige Kursänderung für den Fall, dass die Inflation in den kommenden Monaten anziehen sollte, ist ebenfalls eine Option, würde aber dem Rollenverständnis der EZB eher widersprechen.“
„Ich sehe in der EZB-Mitteilung keine Hinweise darauf, dass sich die Geldpolitik in Zukunft ändern wird. Wer auf der EZB-Konferenz im portugiesischen Sintra eine neue Botschaft zu vernehmen glaubte, hat sich geirrt“, warnt Waechter. „Über das Programm zum Ankauf von Vermögenswerten wird im Herbst verhandelt (wahrscheinlich im September), denn das aktuelle Programm soll im Dezember auslaufen, falls die langfristigen Inflationserwartungen bei annähernd 2 % liegen oder die tatsächliche Inflationsrate nahe bei diesem Ziel liegt. Der Umfang des Programms, momentan 60 Milliarden Euro im Monat, wird 2018 wahrscheinlich reduziert werden, da die Erholung stark ist. Ein konkretes Datum für das Auslaufen wird aber wohl erst verkündet, wenn die Inflationsrate von 2 % in Sicht ist. Wir rechnen mit einem Umfang von 30 oder 40 Milliarden Euro nach Dezember 2017.“
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Digitalisierungsprojekte finanzieren
Von Dr. Oliver Everling | 19.Juli 2017
Kunden und Lieferanten aber auch die Kreditinstitute verlangen von Unternehmen, dass diese sich zukunftsfest aufstellen und dafür die Digitalisierung ernst nehmen und umsetzen – aber wer finanziert den Unternehmen die damit verbundenen Kosten? Banken und Sparkassen tun sich damit oftmals schwer, beobachten die Finanzierungsexperten des Verbandes „Die KMU-Berater – Bundesverband freier Berater e. V.“ und geben Hinweise für die mittelständische Finanzierung von Digitalisierungsprojekten.
„Das Problem aus Bankensicht ist die Struktur der Investitionskosten, die in hohem Maße sogenannte ‚weiche Kosten‘ beinhalten, zum Beispiel für Strategie-Entwicklung, Software, Mitarbeiterschulungen“ erläutert Georg Gerdes, Mitglied der Fachgruppe Fachgruppe Finanzierung-Rating der KMU-Berater. „Bei der Finanzierung von Investitionen in ‚weiche Kosten‘ fehlen den Banken die üblichen Sicherheiten. Außerdem können Banken die Auswirkungen von Digitalisierungsprojekten auf die Geschäftsmodelle ihrer Kunden nur schwer einschätzen – müssen also eine hohe Unsicherheit in Kauf nehmen“, so Gerdes.
Um Kreditinstitute zu überzeugen, empfiehlt Gerdes, frühzeitig zu erarbeiten und zu erläutern, welche Veränderungen die Digitalisierung in Geschäftsmodell, Abläufen und IT-Strukturen des Unternehmens voraussichtlich auslösen wird. Auf dieser Basis sollten die sich daraus ergebenden und oftmals über Jahre notwendigen Investitionen möglichst konkret nach Zeitverlauf und Höhe erfasst und regelmäßig fortgeschrieben werden. Parallel dazu sollte die eigene Finanzierungssituation realistisch überprüft werden – sowohl hinsichtlich der Finanzierungsstrukturen wie der Sicherheiten-Situation.
„Auf dieser Basis kann eine Finanzierungsstrategie entstehen, bei der alle Sachinvestitionen des Unternehmens langfristig z. B. über öffentliche Fördermittel oder Leasing finanziert werden“. Das schont die eigene Liquidität, so dass die ‚weichen Kosten‘ der Digitalisierung möglichst durch die eigene Finanzierungskraft des Unternehmens über die Jahre finanziert werden können“ zeigt Gerdes einen „Königsweg“ auf.
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SRH Fernhochschule erweitert Professorenschaft
Von Dr. Oliver Everling | 19.Juli 2017
Um gleich sieben Professoren baut die SRH Fernhochschule – The Mobile University ihr Professorenteam bis zum Herbst aus. Deren Expertise wird in allen Fachbereichen der Mobile University – Wirtschaft, Gesundheit sowie Naturwissenschaft – zum Einsatz kommen.
Seit Jahren entwickelt sich die SRH Fernhochschule positiv. Neben steigenden Studierendenzahlen – derzeit rund 3.800 – wird auch das Studienangebot kontinuierlich ausgebaut. Allein in diesem Jahr starten mit „Psychologie (B.Sc.)“, „Soziale Arbeit (B.A.)“, „Digital Management & Transformation (M.Sc.)“ und „Angewandte Psychologie mit Schwerpunkt Wirtschaft (M.Sc.)“ vier neue Studiengänge. Weitere sind für 2018 bereits geplant, daneben zahlreiche maßgeschneiderte Hochschulzertifikate. Durch die Neuberufungen der Professorinnen und Professoren sichert die SRH Fernhochschule auch zukünftig ihren hohen vom Wissenschaftsrat bestätigten anerkannten Qualitätsanspruch an Lehre und Forschung sowie die persönliche Betreuung jedes einzelnen Studierenden.
Zu den neuen Professor zählt Senator h.c. Dr. Wolfgang Biegert, Vorsitzender des Präsidiums des Bundesverbandes der Rating-Analysten e.V., Berlin (BdRA). Ihm wurde eine Honorarprofessur verliehen. Der Finanzexperte war maßgeblich an der erfolgreichen Kooperationsschließung zwischen dem BdRA und der Mobile University bezüglich des Zertifikatskurses „Rating, Risk & Finance“ beteiligt. Zukünftig werden die Studierenden der Fernhochschule von seinem Know-how in Banking, Finance, Rating and Risk profitieren.
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Nahversorgungszentren im Harz gehen an DEFAMA
Von Dr. Oliver Everling | 18.Juli 2017
Die Deutsche Fachmarkt AG (DEFAMA) hat Kaufverträge über zwei Nahversorgungszentren mit Wohnanteil geschlossen, berichtet die Gesellschaft: „Die Transaktion wird als sogenannter Share-Deal abgewickelt, wobei DEFAMA jeweils 94% der Objektgesellschaften erwirbt. Der Kaufpreis beläuft sich auf insgesamt 3,75 Mio. €. Die jährlichen Nettomieterträge werden nach Vollvermietung bei rund 420 T€ liegen.“
Die Nutzfläche der zwei Objekte betrage insgesamt gut 7.200 qm, davon knapp ein Drittel Wohnen. Wichtigste Mieter der Objekte in Sangerhausen und Harzgerode sind EDEKA, TEDi und NKD. „Daneben sind in den Objekten weitere kleinere Mieter wie Bäcker, Fleischer, Lotto/Zeitschriften und Friseur vertreten. Beide Objekte sind voll bzw. nahezu vollvermietet und in ihrem jeweiligen Marktumfeld stark positioniert“, berichtet DEFAMA.
Mit Abschluss dieser Käufe steigt die annualisierte Jahresnettomiete der DEFAMA-Gruppe auf mehr als 5,8 Mio. €. Das Portfolio umfasst 20 Standorte mit rund 80.000 qm Nutzfläche, die zu 97% vermietet sind. Zu den größten Mietern zählen ALDI, EDEKA, LIDL, Netto, NORMA, Penny, REWE, Coop/Sky, Dänisches Bettenlager, Deichmann, Takko, Hammer und toom. Auf Basis des aktuellen Portfolios liegt der annualisierte FFO nun bei über 3 Mio. €, entsprechend 0,86 € je Aktie, heißt es aus dem Hause der DEFAMA.
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Erster Komplett-Anbieter für digitales Management von Fondspolicen
Von Dr. Oliver Everling | 14.Juli 2017
Der erste Komplett-Anbieter für das digitale Management von Fondspolicen ist gestartet: die f-fex AG in Bad Homburg. Das Geschäftsmodell von f-fex sieht vor, den Bestand an Fondspolicen von Versicherern zu optimieren. So sollen das Bestandsgeschäft gesichert, das Neugeschäft gestärkt, die Beratungsqualität verbessert und die Kundenzufriedenheit gehoben werden. f-fex steht für Frankfurt Fund Experts.
„Unser Ziel ist es, einen Mehrwert für alle Beteiligten zu generieren“, sagt Dr. Tobias Schmidt, CEO der f-fex AG. „Das heißt, erstens faire Renditen und verständliches Reporting für den Policeninhaber, zweitens Stärkung des Neugeschäfts und Sicherung des Bestandsgeschäfts für den Versicherer durch effizientes, kostensparendes Policenmanagement und drittens Unterstützung des Beraters bei der Optimierung seiner Bestände und der Generierung von Neugeschäft unter Berücksichtigung aller regulatorischen Vorgaben.“
Im Wettbewerb der Banken, Versicherer und FinTechs reiche es nicht mehr aus, einmal jährlich eine Bestandsinformation an Kunden auszusenden. Vielmehr seien regelmäßige Information und Betreuung sowie attraktive Renditen trotz Niedrigzinsumfeld ein Qualitätsausweis für Versicherer und zugleich eine Sicherung des Fondsgeschäfts in Zukunft. Die derzeit bei f-fex laufenden Produktentwicklungen sollen, so Schmidt, auch dazu beitragen, die Prozesskosten beim Versicherer zu senken. f-fex werde damit der ideale Partner für neue digitale Versicherungsanbieter.
Transparente, effiziente Lösungen für mehr Rendite mit fondsgebundenen Lebensversicherungen erreicht f-fex mit einem dreistufigen Modell, das Risikotoleranz, Allokationsvorgaben und Fondsauswahl analysiert und im Portfoliozusammenhang optimiert: Ein eigens entwickeltes Software-Tool ermöglicht es, sämtliche Fondspolicen-Portfolios eines Versicherers zu überprüfen, Handlungsbedarf zu erkennen und entsprechende Optimierungsvorschläge zu unterbreiten. Über eine interaktive digitale Plattform werden Policeninhaber und Berater somit in die Lage versetzt, fundierte und renditeorientierte Portfolioentscheidungen zu treffen. Mit dieser Lösung gewährleistet f-fex vollständige Transparenz und unterstützt gleichzeitig die neuen regulatorischen Anforderungen, die ab 2018 in nationales Recht umzusetzen sind.
Neben digitalen Lösungen für das Fondspolicen-Management von Lebensversicherern ist f-fex in zwei weiteren Kompetenzfeldern aktiv: Digitale Lösungen für das fondsbasierte Vermögensmanagement werden Maklerpools und Plattformen dabei unterstützen, Kundenportfolios mit aktiven und passiven Fondslösungen transparent und kostengünstig anzubieten. Darüber hinaus wird f-fex Fondsgesellschaften mit Fonds- und Wettbewerbsanalysen bei der Produkt- und Wettbewerbspositionierung unterstützen.
f-fex vereint Experten aus der Versicherungswirtschaft, der Fondsindustrie und der IT-Branche unter einer Marke: f-fex. Die Gründer verfügen über langjährige Erfahrung in ihren Bereichen. Ihre Vision ist es, f-fex zum präferierten Partner der Versicherungswirtschaft auszubauen und neue Standards im „digitalen“ Wettbewerb zu setzen. Ein Netzwerk zu allen relevanten Marktteilnehmern rundet die Expertise des neuen f-fex Teams ab.
Die f-fex AG wurde im Mai 2017 in Bad Homburg von einem 7-köpfigen Team gegründet: Zum Gründerteam um Dr. Tobias Schmidt gehören die früheren FERI Manager Gunter Fritsche, Dr. Matthias Klöpper und Dr. Helmut Knepel, die beiden ehemaligen Versicherungsvorstände Reinhard Kunz und Anton Wittl sowie dessen Sohn Anton S. Wittl.
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Zahlungsverzögerungen mehr Norm als Ausnahme
Von Dr. Oliver Everling | 14.Juli 2017
Für die jüngste Zahlungsstudie im Raum Asien-Pazifik hat der internationale Kreditversicherer Coface 2795 Unternehmen in acht Märkten befragt: Australien, China, Hongkong, Indien, Japan, Singapur, Taiwan und Thailand. Am auffälligsten ist der Anstieg des Nichtzahlungsrisikos in China, gefolgt von Thailand. Verbessert haben sich die Zahlungserfahrungen der Unternehmen in Singapur und Hongkong, Taiwan blieb stabil.
In Australien (14%) und Japan (9%), wo die Anzahl der Verzögerungen am niedrigsten ist, berichteten mehr Unternehmen von extrem langen Überschreitungen der Zahlungsziele und von Summen größer als zwei Prozent des Jahresumsatzes. Die Zwei-Prozent-Marke erachtet Coface nach Erkenntnissen aus der Kreditversicherungspraxis als gefährlich für den Cashflow und die Liquidität. 2016 erlitten in den untersuchten Ländern zusammen mehr Unternehmen Zahlungsverzögerungen in einer Höhe, die mehr als zwei Prozent des Jahresumsatzes ausmachten: 25,8 Prozent nach 24,2 Prozent im Vorjahr. Genauer betrachtet ist die Entwicklung noch schlechter, denn der Anteil der Firmen, bei denen sich die sehr langen Verzögerungen auf zehn oder mehr Prozent des Jahresumsatzes beliefen, stieg von 3,4 Prozent 2014 über 5,1 Prozent 2015 auf 5,4 Prozent 2016.
Die Ergebnisse zeigen auch die Zahlungserfahrungen in Branchen. So stellt Coface fest, dass die Überziehungen in der Hälfte der untersuchten Branchen zunehmen. Am riskantesten sind demnach Bau, Industriemaschinen und Elektronik, IT-Telekommunikation und Metall. Im Bausektor verbuchten 33 Prozent der Unternehmen Zahlungsstörungen mit mehr als zwei Prozent vom Jahresumsatz. Das ist der größte Wert unter allen untersuchten Branchen. Auf der Risikoskala folgt knapp nach der Baubranche der Sektor Industriemaschinen und Elektronik. 32 Prozent der Unternehmen hatten hier extrem lange Verzögerungen. Das Nichtzahlungsrisiko beginnt sich auch in der IT-Telekommunikationsbranche zu erhöhen. Mehr Unternehmen (68 Prozent nach 63 Prozent 2015) berichteten von gestiegenen Zahlungsstörungen.
“2017 dürfte ein weiteres herausforderndes Jahr werden, gespickt mit zunehmenden globalen Unwägbarkeiten, auch in Verbindung mit dem gebremsten Wachstum in China“, erwartet Carlos Casanova, Economist für Asien-Pazifik bei Coface. „Dies wird verstärkt durch die Finanzpolitik der Rohstoff-exportierenden Länder und in den USA. In Anbetracht dieser Rahmenbedingungen bleibt das Zahlungsverhalten in den acht untersuchten asiatischen Ländern voraussichtlich schwach.“
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Schluss mit Luther
Von Dr. Oliver Everling | 13.Juli 2017
Von der Reformation bis zum Holocaust – eine Fülle glücklicher wie auch erschütternder Ereignisse der Menschheitsgeschichte wären ohne den Einfluss des Reformators Martin Luther kaum denkbar gewesen. So ist deutschen Schulbüchern sicherlich nicht zu entnehmen, dass der Nationalsozialismus ohne den Antisemiten Martin Luther kaum die Duldung durch protestantische Wählerschaft gehabt hätte, die zur Machtergreifung Adolf Hitlers führte – einem Diktator, der weder auf die Unterstützung des Papstes noch der katholischen Kirche im Deutschen Reich zählen konnte. Das deutsche Volk gehörte 1933 noch zu 95 % den Kirchen an.
Bis heute finden nicht nur im dogmatischen Amerika für die Wirtschaft maßgebliche Glaubenssätze ihre Wurzeln in protestantischen Lehren. In Großbritannien erlaubte die Abkopplung von der katholischen Kirche im 19. Jahrhundert die Entstehung des Manchesterkapitalismus. Dem Beispiel Luthers folgten Reformatoren wie Johannes Calvin, dessen Lehren zur protestantischen Askese bis heute nachwirken.
Im Sachbuch des Tectum Verlags (ISBN 978-3-8288-3958-8) mit dem Titel „Schluss mit Luther – Von den Irrwegen eines Radikalen“ gibt Peter Henkel im Reformationsjahr 2017 eine Fülle weiterer, weniger bekannter Fakten über den Mann preis, für den nicht nur in deutschen Städten Denkmäler gebaut wurden. Der Journalist Peter Henkel, bekannt u.a. aus der Frankfurter Rundschau, fügt mit seinem Buch über die „Lichtgestalt“ Martin Luther der Literatur nicht einfach nur einen weiteren Titel hinzu, der sich mit Leben und Werk dieses Protestanten befasst. Er leitet vielmehr den Leser dazu an, Martin Luther „nicht wie üblich als Glücksfall der Weltgeschichte“ zu verstehen.
Während sich Theologen bei Kritik an Luther um einen zerbrechlichen Konsens sorgen, redet Henkel Fraktur. Luther war kein Pionier der Zukunft, sondern eher Reaktionär. „Von Luthers kühner, widersprüchlicher und im Kern deprimierender Dogmatik trennen uns Heutige und darunter die große Mehrzahl der Gläubigen tiefe Gräben“, schreibt Henkel und kritisiert die „postfaktisch“ „erfundenen oder zurechtgestutzten Legenden und hübschen Anekdoten“.
Mit Akribie geht Henkel den historischen Quellen nach und beweist eine glückliche Hand beim Griff in die inzwischen unübersehbar umfangreiche Literatur über Martin Luther, um Daten und Fakten zu präsentieren, die in keiner Kirche gepredigt werden. Henkel macht sich den gesunden Menschenverstand seiner Leser zunutze, um Luther als vermeintlichen Impulsgeber „tiefschürfender und leidenschaftlicher religiöser Auseinandersetzung“ zu relativieren. „Wenig wahrscheinlich ist dies schon deshalb, weil nach jüngeren Schätzungen 90 Prozent der damals höchstens zwölf Millionen Einwohner zwischen Nord- und Bodensee nicht lesen konnten.“
Wer das Buch von Henkel liest fragt sich, ob Deutschland nicht größere Denker zu ehren weiß als einen in der Satanologie gefangenen Martin Luther. Welcher Kirchensteuerzahler ist sich Luthers „bizzare Welt“, wie Henkel sie nennt, bewusst, die sich noch heute in Kirchen wiederfindet? Henkel sieht „das Verhältnis Gott/Teufel bei Luther erschreckend kompliziert“.
Henkel entlarvt Luther als einen Feind der Vernunft: „Bald hatte Luther nämlich entdeckt, welche Gefahren in der Vernunft lauern“. „Aufklärung bedeutet den Versuch,“ schreibt Henkel, „die Menschheitsphase der Mythen, der unhinterfragten, vielleicht sogar unhinterfragbaren Dogmen hinter sich zu lassen, sie zu überwinden durch Forschen, Beobachten, Ausprobieren und ein Denken, das sich beim Verifizieren und Falsifizieren weder von respektheischenden Überlieferungen allzu sehr beeinflussen lässt noch von anderen Voreingenommenheiten.“
Wer bezweifelt, welchen Grausamkeiten Martin Luther das Wort redete, sollte zu diesem Buch von Henkel greifen und den Quellenangaben nachgehen. In die Verherrlichung des Reformators kann kaum einstimmen, wer sich nicht in Luthers Vorstellungswelt aus Hexen und Teufel einfinden will.
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Milliardenaufwand gegen Geldwäsche
Von Dr. Oliver Everling | 12.Juli 2017
Finanzdienstleistungsinstitute in Deutschland müssen für ihre Prozesse im Bereich Anti-Geldwäsche-Compliance (AML*-Compliance) insgesamt mehr als 46 Mrd. US-Dollar jährlich aufwenden. Diese Hochrechnung ergibt sich aus einer zwischen April und Juni 2017 im Auftrag von LexisNexis® Risk Solutions durchgeführten Umfrage unter 250 Verantwortlichen für Geldwäsche-Compliance in fünf europäischen Ländern – darunter 51 Befragte in Deutschland.
„Innerhalb der vergangenen zwei Jahre sind die Kosten der Geldwäsche-Compliance bei Banken, Asset Managern und anderen Finanzdienstleistern in Deutschland um durchschnittlich 22 Prozent gestiegen. Allein im laufenden Jahr dürften laut den Umfrageergebnissen die Kosten um 15 Prozent bei kleineren und bis 23 Prozent bei größeren Anbietern weiter zulegen“, so heißt es in der Zusammenfassung der Ergebnisse. „Diese Entwicklung klingt vor dem Hintergrund der seit 26. Juni 2017 wirksamen Umsetzung der 4. EU-Geldwäsche-Richtlinie in die nationale Gesetzgebung plausibel, denn das neue Geldwäschegesetz ist im Vergleich zum Vorgänger mit deutlich umfangreicheren Sorgfaltspflichten versehen.“
Insgesamt verteilen sich die Kosten der Geldwäsche-Compliance laut der Studie „Die tatsächlichen Kosten der AML-Compliance“ zu 75 Prozent auf Personal- und zu 25 Prozent auf Technologie-Kosten. Nach Tätigkeiten aufgeteilt fallen 40 Prozent der Kosten auf Prüfungen im Bereich „Know-Your-Customer“ (KYC).
Seyfi Günay, Direktor für Finanzkriminalität und Compliance bei LexisNexis Risk Solutions, sagt: „Personalkosten machen den wesentlichen Teil der AML-Compliance-Kosten bei Finanzinstituten in Deutschland aus. Wenn es stimmt, dass die Risikomanagement-Technologie nicht ausgiebig genutzt wird, dann trägt dies zu höheren Kosten bei. Ausschlaggebend sind dabei Prozesse, in denen Aufgaben manuell durchgeführt und Entscheidungen nicht automatisiert getroffen werden und damit mehr Arbeitsstunden erforderlich sind.“
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Noch eine Chance für die FDP?
Von Dr. Oliver Everling | 10.Juli 2017
„Der Nettoertrag aus dem Autorenhonorar dieses Buches kommt der gemeinnützigen Anke und Dr. Gerhard Papke-Stiftung zur Förderung sozial benachteiligter Kinder und Jugendlicher zugute.“ Dr. Gerhard Papke strebt mit seinem Buch nicht an, sich an der Offenlegung seiner persönlichen Eindrücke von der FDP und insbesondere der Führung der Partei zu bereichern. Der Lohn seiner Arbeit ist immaterieller Art, seine Absicht: „Am Ende einer ereignisreichen parlamentarischen Laufbahn politische
Bilanz zu ziehen“. Papke will „nicht nur Einblicke in einige spannende Kapitel nordrhein-westfälischer Landespolitik“ geben, sondern auch die Bezüge zur Bundespolitik eben auch den Entwicklungsrahmen für seine Einschätzungen von Prozessen und Personen“ preisgeben.
Für einen solchen Buchtitel eher ungewöhnlich ist der von Papke gewählte Verlag in München, dem FinanzBuch Verlag aus der Münchner Verlagsgruppe. „Was ich über ihn [Guido Westerwelle], Jürgen Möllemann oder auch Christian Lindner schreibe, erhebt keinen Anspruch auf wissenschaftliche Objektivität. Es basiert auf belegbaren und belegten Fakten und meinem gut geführten Privatarchiv“, so Papke und schreibt über seine Sorgen: „Die repräsentative Parteiendemokratie verliert an Unterstützung.“ Insbesondere während der FDP-Regierungsbeteiligung in Nordrhein-Westfalen zwischen 2005 und 2010 konnte Papke als Fraktionschef der FDP wichtige Elemente marktwirtschaftlicher Reformpolitik mit durchsetzen.
„Mut“ ist für Papke nicht bloß eine „stylische Werbebotschaft“, wie er schreibt: „Die FDP hat wesentliche Richtungsentscheidungen in der Geschichte der Bundesrepublik bewirkt, weil sie bereit war, ihre Existenz für ihre Haltung aufs Spiel zu setzen.“ Christian Lindner verfolge „eine Politik systematischer Risikominimierung“, ist Papke überzeugt und bescheinigt ihm einen Spürsinn dafür, Positionen zu vermeiden, mit denen Lindner eine umstrittene politische Debatte auslösen könnte. „Christian Lindner wird gewissermaßen zum modernen Perfektionierer des politischen Mainstreams.“
„Beschlüsse wie für die generelle Einführung von Mehrfachstaatsbürgerschaften oder die Freigabe von Rauschgift widersprechen meiner persönlichen Überzeugung und rücken die FDP innenpolitisch nach links. Damit wird der Weg für Ampel-Koalitionen mit SPD und Grünen erleichtert“, begründete Papke im September 2016 seine Entscheidung, nicht erneut für den Landtag in Nordrhein-Westfalen zu kandidieren. Ihm fehlte „eine wirklich klare Haltung gegen die ungesteuerte Massenzuwanderung nach Deutschland und die Bereitschaft zur nationalen Sicherung unserer Grenzen“.
„Der Zustrom Hunderttausender junger Männer aus rückständigen, islamisch geprägten Gesellschaften, denen die Gleichberechtigung von Frauen und Männern völlig fremd ist, gefährdet unsere offene Gesellschaft“, glaubt Papke, dessen Positionen in dieser Frage nicht in einem Widerspruch zur aktuellen Position der FDP steht. Möglicherweise bedurfte es aber seines politischen Rückzugs, um seine Parteifreunde in diesen und weiteren Fragen aufzurütteln. Papke nutzt sein Buch, um seine teils missverstandenen Thesen zum Islamismus in Deutschland zu rechtfertigen.
Mit seinem Buch leistet Papke darüber hinaus einen wertvollen Beitrag zur Geschichtsschreibung der FDP, denn er stellt kurzweilig und flüssig für die Partei wesentliche, historische Stationen dar. Wer sich die Spannung alter Tage der Partei in Erinnerung rufen will, kommt hier auf seine Kosten. Detailliert kommt Papke auf seine ersten Begegnungen mit Christian Lindner und ihren gemeinsamen Weg ins Parlament, die Arbeit im Landtag, das „Projekt 18″ und das tragisches Ende, den Machtwechsel in Nordrhein-Westfalen, die Landtagswahl 2005 und den Kurs marktwirtschaftlicher Eneuerung, Guido Westerwelle, den missverstandenen Wahlerfolg 2009 und die „Boygroup“, die Landtagsauflösung 2012, das Wahldesaster der FDP 2013 und weitere Ereignisse zu sprechen.
Selbst für politisch ambitionierte Leser dürften einige Passagen des Buches jedoch zu detailliert sein, um über die Parteigrenzen der FDP hinaus von Interesse zu sein. Wen interessieren genaue Wahlergebnisse von Parteitagen, die Jahre zurückliegen? Spätestens seit ihrer Kritik am erzwungenen Rundfunkbeitrag und seit ihrem Ausscheiden aus dem Bundestag werden die FDP und ihre politischen Talente im deutschen Staatsfernsehen geschnitten. Der öffentliche Bekanntheitsgrad vieler, fähiger FDP-Politiker ist daher so begrenzt, dass Papke über NRW hinaus kaum Aufmerksamkeit eines breiten Leserpublikums erwarten darf. Das könnte sich mit dem Wiedereinzug der FDP in den Bundestag allerdings ändern.
Dem politischen Gegner tut Papke in seinem Buch nicht den Gefallen, durch Bruch der Vertraulichkeit oder Privatsphäre in aller Öffentlichkeit schmutzige Wäsche zu waschen. Dazu gibt es weder bei Gerhard Papke, noch bei Christian Lindner oder anderen Politikern der FDP Ansatzpunkte. Papke lässt es aber in seinem Buch nicht zu, dem bisher jüngsten Parteivorsitzenden in der Geschichte der FDP schon heute Bronzestatuen und Denkmäler zu bauen. Zieht die FDP nach der Wahl wieder in den Bundestag ein, wird Lindner unter Beweis stellen können, ob die in Lindner und die Partei gesetzten neuen Hoffnungen berechtigt sind.
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