Überflüssige Ratingersteller

Von Dr. Oliver Everling | 7.Juli 2017

„In den letzten Jahren sind Ratingagenturen, Analyseinstitute u. ä. wie Pilze aus dem Boden geschossen. Daraus resultierend wurde der Markt mit diversen neuen Unternehmensratings und ähnlichen Ansätzen zur Bewertung von (Lebens-) Versicherungsunternehmen geradezu überschwemmt“, schreibt Dr. Jörg Schulz Geschäftsführer der infinma Institut für Finanz-Markt-Analyse GmbH in seinen „infinma news“ Nr. 7 2017.

Diese Analysen haben nach Ansicht von Schulz vor allem eins gemeinsam: „Ihre Vorgehensweise und Systematik ist fragwürdig und in vielen Fällen vor allem dem aktuellen Bestandsmix der meisten Unternehmen nicht (mehr) angemessen. In der Konsequenz hat dann jeder noch so marode Versicherer mindestens ein Verfahren gefunden, bei dem er gut abgeschnitten hat.“ Wenn bei einem LV-Rating einer eher kleinen Gesellschaft wie der Mecklenburgischen (Schulz: „liebe Mitarbeiter / innen und Vertriebler der Mecklenburgischen: bitte nicht persönlich nehmen, es ist auch nicht böse gemeint“) eine drei Mal so hohe Finanzstärke attestiert werde wie der Allianz, dann müsse man sich das Verfahren nicht im Detail anschauen, um zu wissen, dass es unzutreffend sei. „So wurden denn Vermittler und Makler, aber auch Endkunden, mit allen möglichen Gütesiegeln wie Kochmützen, Kronen oder Adlernasen konfrontiert, die sich nicht selten widersprochen haben.

Im Mai 2017 mussten die Versicherer erstmals die nicht unproblematische, sog. Solvenzquoten nach Solvency II veröffentlichen. Strittig sei, ob die Solvenzquote wirklich ein alleiniges Bewertungs- oder Auswahlkriterium für einen Lebensversicherer sein kann. „Unabhängig davon dürften jedoch all die Ersteller der o. g. ‚populärwissenschaftlichen Ratings‘ einen erheblichen Erklärungsbedarf bekommen, wenn plötzlich ein Unternehmen mit sieben Kronen und neun Adlernasen eine Solvenzquote von unter 100% ausweist“, warnt Schulz. Umgekehrt stelle sich auch die Frage, warum ein Unternehmen mit nur zwei Kochmützen eine Solvenzquote von 500% oder mehr haben kann. Das eine habe mit dem anderen allenfalls zufällig etwas zu tun.

Kommt zukünftig eines dieser Ratingverfahren zu einem Ergebnis, das sich mit der veröffentlichten Solvenzquote nur schwer vereinbaren lässt, stellt Schulz dem Ratingersteller die Frage, was er anders gemacht hat und warum sein anderes Ergebnis dennoch seine Berechtigung haben soll. Kommt das Ratingverfahren hingegen zu einem vergleichbaren Ergebnis, ist es redundant. „Die Ratingagenturen verdienen Geld mit dem Verkauf von Gütesiegeln und die Versicherer sehen sich durch ein gutes Rating in Ihrer Arbeit bestätigt. Nach dem Sinn des Verfahrens, der hinter einem werbewirksamen Siegel steht, fragt ohnehin niemand.“

Insofern hegt Schulz die Hoffnung, dass das eine oder andere dieser Verfahren vielleicht zukünftig vom Markt verschwinden könnte. „Dann besteht auch nicht mehr die Gefahr, dass ein Versicherer wenige Wochen bevor er unspektakulär vom Markt verschwindet, noch mit einer sehr guten Unternehmensqualität ausgezeichnet wird.“

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Aufwertung des Euro bald am Ende

Von Dr. Oliver Everling | 7.Juli 2017

„Seit Jahresbeginn hat der Euro gegenüber dem Dollar um 7 Prozent aufgewertet. Ende Juni wurde der höchste Stand gegenüber der US-Währung seit 13 Monaten erreicht. Stärke des Euro oder Schwäche des Dollar?“ Das fragt Axel D. Angermann – er analysiert als Chef-Volkswirt der FERI Gruppe die konjunkturellen und strukturellen Entwicklungen aller für die Asset Allocation wesentlichen Märkte.

Für beide Sichtweisen sieht Angermann gute Argumente. „Für eine relative Schwäche des Dollar sprechen derzeit vor allem zunehmende Zweifel an der generellen Handlungsfähigkeit der amerikanischen Regierung. Offenbar rechnen die Marktteilnehmer nicht mehr mit einer schnellen Umsetzung einer Steuerreform oder anderer konjunkturstimulierender Maßnahmen seitens der Trump-Regierung und verfolgen zunächst eine Strategie des Abwartens. Zudem deuten die aktuellen Konjunkturindikatoren nicht gerade auf ein besonders kräftiges Wachstum in den kommenden Monaten hin.“

Für eine Euro-Aufwertung aus eigener Kraft spricht nach Ansicht der Analysten aus Bad Homburg die verbesserte konjunkturelle Lage im Euroraum und das Ende politischer Unsicherheit nach dem eindeutigen Votum für Emanuel Macron bei den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Frankreich. Auch die Erwartung, dass die EZB damit beginnen könnte, aus der ultraexpansiven Geldpolitik auszusteigen, spielt hier eine Rolle.

„Die genannten Faktoren dürften nun allerdings im Wechselkurs des Euro zum Dollar weitgehend eingepreist sein. Dass der Euro jetzt noch weiter deutlich aufwertet,“ warnt Angermann, „ist daher unwahrscheinlich. Zwar dürfte der konjunkturelle Rückenwind im Euroraum eine Weile anhalten. Doch die strukturellen Probleme und die Heterogenität der wirtschaftlichen Entwicklung zwischen den einzelnen Ländern sind nicht verschwunden. Und auch wenn die Chancen für eine Erneuerung in Europa mit dem Wahlsieg Macrons gestiegen sind, wird der Weg dorthin schwierig sein und viel Zeit beanspruchen.“

Eine weitere Prüfung sieht Angermann für den Euro in den Parlamentswahlen in Italien. „Spätestens im Frühjahr 2018 entscheidet sich dort, ob es den populistischen Kräften gelingt, genügend Stimmen für ein Referendum über den Verbleib Italiens in der Währungsunion zu sammeln. Selbst wenn dieses Szenario nicht die größte Wahrscheinlichkeit haben mag, bleibt es doch eine latente Gefahr und steht im deutlichen Kontrast zur aktuellen Sorglosigkeit an den Märkten.“

Gegen eine Fortsetzung der Euro-Aufwertung spreche auch die im Vergleich zu den USA schwächere Wachstumsdynamik. Auch wenn sich der Abstand deutlich verringert habe, sei die US-Wirtschaft auch ohne zusätzliche Stimulierung mittels einer Steuerreform oder ähnlichem robuster als die des Euroraums.

„Vor allem aber wird in den Märkten derzeit die Tatsache unterschätzt, dass die Fed ihren Zinserhöhungszyklus fortsetzen wird, während die Leitzinsen im Euroraum noch längere Zeit bei Null bleiben dürften. Die an den Märkten derzeit herrschende Erwartung,“ so Angermann, „dass die Fed bis Ende des Jahres 2018 nur zwei weitere Zinsschritte unternimmt, könnte sich schnell als falsch herausstellen.“

Nehme man alle diese Faktoren zusammen, spreche vieles dafür, dass der Aufwertungstrend des Euro bald ein Ende findet und der Wechselkurs am Ende des Jahres spürbar niedriger sein wird als derzeit. Ein Drama wäre dies freilich nicht, schließlich gehen von einem schwächeren Euro noch einmal positive Wirkungen auf die Exporte und damit auf die Konjunktur im Euroraum aus.

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Fossiles Divestment

Von Dr. Oliver Everling | 6.Juli 2017

Auf der heute von oekom research veranstalteten Fachtagung „Fossiles Divestment – Nachhaltiges Investment“ waren sich die Teilnehmer aus Finanzwirtschaft und öffentlicher Hand in ihrer Forderung einig: Nur eine umfassende Finanzwende mit einer baldmöglichen Abkehr von der Kohle-, Öl- und Erdgasfinanzierung kann sicherstellen, dass die Ziele des Pariser Klimaabkommens realisiert werden können. Aufgerufen zum Handeln sind nicht nur die Finanzwirtschaft, sondern verstärkt auch Bundesländer, Kommunen und Gebietskörperschaften als öffentliche Investoren. Auch wenn es hier bereits ermutigende Beispiele gibt, ist man jedoch noch weit von einer flächendeckenden Bewegung entfernt.

Für die Erreichung der Pariser Klimaziele zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf maximal 2 Grad Celsius ist der Einfluss von institutionellen und privaten Investoren von großer Bedeutung. Sie können gemeinsam mit der Politik die zentralen Treiber für die Dekarbonisierung der Wirtschaft sein. Die Vereinten Nationen sehen darüber hinaus auch die Kommunen in der Position, hier eine starke Hebelwirkung ausüben zu können, sind diese doch größtenteils an der Finanzierung der jeweiligen regionalen Versorgungsinfrastruktur beteiligt.

Für Robert Haßler, CEO oekom research, zeigt die Fachtagung auf beeindruckende Weise, wie groß die Motivation der Finanzakteure für das Thema Divestment bereits ist: „Auch Versorgungswerke, Pensionskassen und weitere institutionelle Investoren beobachten die aktuellen Entwicklungen im Bereich Divestment aufmerksam. Je mehr einzelne Erfahrungswerte kommuniziert werden, desto eher können sich weitere Interessierte an ihnen orientieren. Der Austausch der einzelnen Akteure, wie er bei dieser Fachtagung stattgefunden hat, ist daher von enormer Wichtigkeit. Er zeigt den Weg auf, wie eine Dekarbonisierung im Finanzbereich realisiert werden kann.“

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Mehr lokale Spezialisten im Credit Management

Von Dr. Oliver Everling | 6.Juli 2017

Drei Tochtergesellschaften der DKV MOBILITY SERVICE Holding arbeiten mit dem Credit Application Manager CAM der Prof. Schumann GmbH. Von Portugal bis Russland und von Norwegen bis nach Marokko können diese Unternehmen nach Angaben von Prof. Schumann ihre Kunden vollautomatisch bewerten und effizient verwalten. Inzwischen wurde die Informationsbeschaffungs-Strategie im Credit Management um die Möglichkeit der Nutzung von Daten regionaler Spezialisten ergänzt. Dadurch wird neben einer besseren Informationsqualität auch eine deutliche Kostenreduktion erreicht.

Bei lokalen Auskunfteien sei häufig festzustellen, so Prof. Schumann, dass diese mehr Treffer ohne langwierige Recherche bei der Kundensuche zurückliefern können und die Daten häufig auch aktueller sind. Internationale Anbieter nutzen auch häufig die Datenbasis der lokalen und transformieren sie in ein Standardformat. Hierbei können wertvolle Informationen verloren gehen. „Wenn ein Kunde in einem Land eine umfangreiche Kundenbasis besitzt und dort regelmäßig Geschäfte tätigt, kann es durchaus vorteilhaft sein, lokale Anbieter zu wählen, die eine besondere Nähe zu den Kunden haben und oftmals auch günstiger sind“, erklärt Dr. Martina Städtler-Schumann, die Geschäftsführerin der Prof. Schumann GmbH.

In der CAM-Standardsoftware sei deshalb aktuell eine Schnittstelle zum französischen Informationsanbieter Ellisphere implementiert und an DKV als Erstkunden ausgeliefert worden. Im Ergebnis konnten bei der DKV EURO SERVICE GmbH & Co. KG die Prozesse durch gute Abdeckung beschleunigt und die Informationsqualität verbessert werden. „In Zusammenarbeit mit der Prof. Schumann GmbH wurde hier ein fließender Übergang von einem globalen Provider zu einem lokalen Spezialisten geschaffen. Parallel zum Alltagsgeschäft konnte dieser Wechsel störungsfrei vollzogen werden.“, berichtet Matthias Rauh, Leiter Kreditmanagement der DKV EURO SERVICE GmbH & Co. KG, zufrieden.

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Von Big Data zu Smart Data im Asset Management

Von Dr. Oliver Everling | 6.Juli 2017

Die geburtenstarken Jahrgänge erreichen das Rentenalter und verstärken damit die demografischen Probleme in weiten Teilen der westlichen Welt. Um Produktivität und nachhaltiges Wirtschaftswachstum dennoch langfristig aufrecht zu erhalten, werden nach Meinung von Javier Rodriguez-Alarcon, Head of EMEA Client Portfolio Management innerhalb der Quantitative Investment Strategies (QIS) Gruppe bei Goldman Sachs Asset Management, Technologien immer wichtiger: „Weltweit greifen immer mehr Menschen auf digitale Technologien im Alltag zurück und erzeugen so automatisch immer größere Datenmengen. Allein in den letzten zwei Jahren wurden über 90 Prozent aller jemals generierten Daten erzeugt und dieser Trend dürfte sich weiter beschleunigen. Bis 2020 wird das weltweite Datenvolumen das 128-fache des im Jahr 2013 bestehenden Volumens erreichen.“

Dieses exponentielle Datenwachstum berge enorme Herausforderungen, eröffne aber gleichzeitig große Chancen. „Ein Großteil der Daten hat wenig Informationsgehalt und dient bestenfalls der Unterhaltung. Das trifft unter anderem auf diverse Katzen-Videos auf YouTube zu, die für Anlageentscheidungen kaum interessant sein dürften. Doch genauso gibt es unzählige Informationen, die für Anleger höchst relevant sind. Sie liefern frühe und präzise Signale – etwa über die Wirtschaftsaktivität oder menschliche Präferenzen und Verhaltensmuster.“ Für Investoren eröffnen sich so neue Möglichkeiten, Rodriguez-Alarcon gibt Beispiele: Um die künftige Entwicklung eines Unternehmens abzuschätzen, kann nunmehr neben einer menschlichen- auch eine algorithmenbasierte, Analyse angewandt werden. „Wir haben das Zeitalter von ‚Big Data‘ erreicht. Anleger sollten die Chance ergreifen, bei der Weiterentwicklung von Big Data zu ‚Smart Data‘ eine führende Rolle einzunehmen.“

Entscheidend für den Erfolg datenorientierter Anleger ist es nach Ansicht von Rodriguez-Alarcon, die Masse an unstrukturierten Daten so zu verarbeiten, dass daraus mehrwertige Erkenntnisse gewonnen werden können. „Es ist wichtig, dass Anlagestrategien möglichst alle verfügbaren und relevanten Informationen berücksichtigen. Denn letztendlich geht es beim Investieren immer darum, einen Informations- und Analysevorsprung zu nutzen. Das aktive Vermögensmanagement zielt darauf ab, Investmentchancen aufzudecken, bevor der Markt sie erkennt und einpreist. Dabei verschaffen datengetriebene Modelle Anlegern einen wesentlichen Vorsprung und können ihren Erfolg maßgeblich beeinflussen.“

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Nachhaltigkeitsfonds in der Immobilienwirtschaft

Von Dr. Oliver Everling | 6.Juli 2017

Der neue Catella Market Tracker „Nachhaltigkeitsfonds in der Immobilienwirtschaft – ein Blick auf Europa“ analysierte den Markt für nachhaltige Immobilienfonds: Im Ergebnis zeigt sich ein deutlicher Fokus der Investoren auf Deutschland, Schweiz und Österreich.

Der Prozess einer von nachhaltigen Investmentaspekten geprägten Transformation der Finanzwirtschaft gewinnt zunehmend an Fahrt. Nachhaltig wird dabei durch zwei Funktionen beschrieben: zum einen der Investmentansatz auf Basis des Managements der Finanzprodukte, zum anderen die Objektebene, also im Falle der Immobilie die Fokussierung auf den Lebenszyklus der Objekte.

„Aktuell liegt das Fondsvolumen für sog. nachhaltige Immobilienfonds in Europa bei rund 2,73 Mrd. €. Auf den ersten Blick mag das viel erscheinen, bezogen auf den europäischen Gesamtmarkt  von rund 11,04 Bill. € fristet dieses Segment aber noch ein Nischendasein “, so Dr. Thomas Beyerle, Head of Group Research bei Catella. Wir konnten insgesamt 9 Immobilienfonds identifizieren, welche nach grundsätzlichen Maßgaben der Nachhaltigkeit gemanagt werden, so Beyerle weiter.

Hierbei falle allerdings auf, dass sich der europäische Markt in erster Linie auf die sog. DACH Regionen (Deutschland, Austria, Schweiz) fokussiert. Vor allem die Schweiz nimmt hier eine Vorreiterrolle ein. In Deutschland machen Immobilienfonds 17% des nachhaltigen Anlagemarktes aus. Die Schweiz steht hier nach Angaben von Catella mit 20% an der Spitze. In Österreich können nachhaltige Immobilienfonds gegenwärtig nur einen Anteil von 1,7% auf sich vereinen, gleichwohl gehen wir hier davon aus, dass sich dies in absehbarer Zeit ändern wird“, so die Catella Analysten weiter. Als Zielfondsvolumen für nachhaltige Immobilienfonds bis 2018 prognostiziert Catella 3,2 Mrd. €.

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Upgrades auf der iberischen Halbinsel

Von Dr. Oliver Everling | 5.Juli 2017

Spanien und Portugal waren von der Finanz- und Wirtschaftskrise und deren Folgen in Europa mit am stärksten betroffen. Aber Schritt für Schritt arbeiten sich diese Staaten nach Ansicht des internationalen Kreditversicherers Coface aus der Krise heraus. Nun hat Coface im Rahmen seiner regelmäßigen Aktualisierung von Länderbewertungen die beiden Nachbarn heraufgestuft: Spanien in A2, Portugal in A3. Leichten Aufwind sieht Coface auch für Russland. Im arabischen Raum und in Afrika hingegen steigen die Risiken.

In Spanien entwickeln sich nach Einschätzung der Coface-Analysten Wachstum und Außenhandel dynamisch. Das Wachstum legt 2017 mit voraussichtlich 2,7 Prozent schneller zu als erwartet. Getragen wird der Aufschwung von starken Exporten. Die verbesserte Arbeitsmarktlage dürfte aber auch den privaten Konsum ankurbeln. Portugal ist aus dem Defizitverfahren der Europäischen Kommission genommen worden. Auch wenn die Verschuldung noch eine große Bürde ist, markiert dies einen Wendepunkt für das Land. Bei einem weiter starken Exportbeitrag dürfte die portugiesische Wirtschaft nach 1,4 Prozent 2016 in diesem Jahr um 2 Prozent und 2018 um 1,7 Prozent zulegen.

Eine leichte Erholung sieht Coface in Russland und hat die Länderbewertung von C in B heraufgesetzt. Die Investitionen stiegen im ersten Quartal 2017 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,3 Prozent. Die Industrieproduktion legte im April gegenüber dem Vorjahr ebenfalls um 2,3 Prozent zu. Die Einzelhandelsumsätze gingen nicht weiter zurück, stellt Coface fest. Ursächlich sei unter anderem die kontrollierte Inflation, die bei rund 4 Prozent liegt. Auch der Absatz von Autos zieht an (2017 bis jetzt um 11 Prozent). Die Unternehmen machten im ersten Quartal 2017 gut 5 Prozent mehr Gewinn als im ersten Vierteljahr 2016. Besser lief es in dieser Hinsicht vor allem im Bergbau, bei der Energiegasproduktion und in der Immobilienwirtschaft. Im verarbeitenden Gewerbe hingegen gingen die Netto-Erträge zurück.

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Mehr als Reichtum

Von Dr. Oliver Everling | 4.Juli 2017

Das Buch „Mehr als Reichtum – Wie Sie nie mehr finanzielle Sorgen haben und langfristig Vermögen aufbauen“ von Robert Velten im Wiley-VCH Verlag (ISBN 978-3-527-50915-7) gehört zu einer seltenen Sorte: Der Leser spürt hier nicht schon auf den ersten Seiten, wie bei manch anderen Büchern mit ähnlich klingenden Titeln, dass es dem Autor im Endeffekt um den Verkauf eines bestimmten Anlageproduktes geht, sei es beispielsweise um Fonds, um Aktien, um Gold oder um andere Edelmetalle, oder das Angebot der Dienstleistungen eines Vermögensverwalters oder -beraters.

Velten will in seinem Buch auch nicht einfach nur zeigen, wie man aus einem kleinen Vermögen ein großes macht, oder darum, wie gewöhnlich Bankberater ihr Versprechen einhalten, ihrem Kunden ein kleines Vermögen zu verschaffen, indem sie mit einem großen Vermögen des Kunden anfangen. „Darum geht es hier nicht. Aber darum, sich ab sofort als vermögend zu erkennen und in der Folge auch immer reicher zu werden. Wenn Sie Ihr Vermögen wahrnehmen, können Sie leicht reich sein. Aber der Reichtum wird Ihnen dann weniger bedeuten. Denn Vermögen ist mehr als Reichtum.“

Der kluge Kerngedanke des Buches ist es, den Blick des Lesers auf sein eigenes Vermögen zu lenken, das eben nicht nur aus Münzen und Banknoten, nicht nur aus Spareinlagen, Wertpapieren oder Immobilien besteht, sondern neben materiellem auch immaterielles Vermögen umfasst, auch Fähigkeiten, Kenntnisse, Kontakte und sonstige Möglichkeiten. Der Leser spürt, wie der junge Autor seinen eigenen Reflexionsprozess offen mit dem Leser teilt.

Der Markt der „Schnell Reichwerden“-Bücher ist überflutet mit Titeln, die aus dem Amerikanischen übersetzt wurden. Dementsprechend unscharf sind oft die Übersetzungen und unpassend die Empfehlungen. Für den deutschen Leser wohltuend beweist Velten dagegen auch sprachliches Feingefühl, indem er sich präziser mit den Wortbedeutungen z.B. von „Vermögen“ und „Reichtum“ befasst. Außerdem gelingen ihm manche Wortspiele, die das Buch zur unterhaltsamen Lektüre werden lassen.

Das Buch ist aus der Perspektive privater Anleger geschrieben. So fragt sich Velten beispielsweise nach dem Sinn der Abwrackprämie. Ausgelöst durch die Wirtschaftskrise 2008/2009, unter der auch die Autoindustrie schwer litt, beschloss die schwarz-rote Bundesregierung im Januar 2009 eine Umweltprämie von 2.500 Euro für bestimmte Fahrzeuge. Einen Sinn für die damals vorgeblich beglückten Privatleute sucht Velten natürlich vergeblich, denn es ging der Bundesregierung damals auch nur um die Stützung der von Automobilkonzernen dominierten Leasingwirtschaft, die in den „offiziellen“ Begründungen kaum erwähnt wurde.

Ohne sich des analytischen Instrumentariums der Österreichischen Schule zu bedienen, gelangt Velten in seiner Analyse des Verhältnisses von Investition und Konsum zu ähnlichen Schlussfolgerungen: Eine nachfrageorientierte Politik à la Keynes führt durch künstliche Steigerung des Konsums nicht zu besseren Investitionen, also auch nicht zur Vermögensmehrung. Korrekt unterscheide Velten auch zwischen Krediten für Konsum, die er als „kontraproduktiv“ bezeichnet, und solchen für Investitionen.

„Beschäftigen Sie sich nicht allzu viel mit Krisen anderer oder mit möglichen Katastrophen“, warnt Velten, der aber dennoch auch für die Ängstlichsten Tipps für die sekundäre Krisenvorsorge im Ausnahmefall bereithält. Die medienvermittelten Krisen der Welt dürfen aber kein Grund dafür sein, nicht auch in Aktien zu investieren, urteilt Velten und gibt Beispiele.

Velten ermuntert den Leser dazu, sich konkret mit eigenem Erwerbs- und Zeitvermögen zu beschäftigen. Seine Anleitungen können als Denkanstöße gelesen werden, die bei jedem Leser zu individuell unterschiedlichen Entscheidungen führen können. Auch Zeit lässt sich verbrauchen oder investieren. Indem sich Velten mit dem Thema Zeit befasst, streift er auch Fragen des Selbstmanagements, der Prioritätensetzung und der Opportunitätskostenanalyse.

Velten kommt auf alle wesentlichen Assetklassen zur Vermögensbildung zu sprechen und zeigt auf, dass jedermann „einsteigen“ kann. Korrekt zieht er aus Erkenntnissen der Kapitalmarktforschung zur Informationseffizienz der Märkte die Konsequenz, dass auch Aktienanlagen selbst dann noch als Beimischung sinnvoll sein können, wenn Kenntnisse über den optimalen Einstiegszeitpunkt fehlen – das perfekte Timing gelingt auch den Profis kaum.

Biografien bekannter Persönlichkeiten sowie die Erfahrungswerte, die von diesen weitergegeben wurden, spielen in diesem Buch eine größere Rolle als in anderen Büchern zur Geldanlage. Velten schreibt nicht einfach nur zusammen, was er sich angelesen hat, sondern das Buch trägt eine deutliche, sehr persönliche Handschrift des Autors. Es ist daher Veltens Verdienst, die Literatur zum Thema „Reichtum“ um einen zwar nicht wissenschaftlichen, aber dafür leicht verständlichen und erfahrungsfundierten Titel bereichert zu haben.

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Vontobel will für Rendite sorgen

Von Dr. Oliver Everling | 4.Juli 2017

Euro-Anleger, die nach stabilen Erträgen suchen, stoßen auf Probleme. Infolge des lang anhaltenden Zinsrückgangs sind viele Staatsanleihen in den negativen Bereich gefallen, und kurzfristige Anleihenanleger müssen ihr Anlageuniversum ausweiten, um weitere attraktive Quellen für Erträge zu finden.

Der Fondsmanager Tolga Yildirim will für Abhilfe sorgen. Er verwaltet bei Vontobel seit 2010 kurzfristige Anleihen und wird von Jamil Bouallai als stellvertretendem Portfoliomanager unterstützt. Zusätzlich stellt das gesamte Fixed Income Team, mit seinen globalen Unternehmens- und Schwellenländerkompetenzen, sein Fachwissen für die Auswahl der optimalen Anlagen im globalen Universum zur Verfügung.

Der Vontobel Fund – Euro Short Term Bond strebt nun danach, den Referenzindex zu übertreffen und durch die selektive Anlage in kurzfristigen Unternehmens- und Staatsanleihen überlegene risikobereinigte Erträge zu erzielen. Der Fonds richtet den Fokus auf kurzfristige Chancen in aller Welt. Er investiert währungsneutral hauptsächlich in auf Euro lautende Anleihen und sichert verbleibende Wechselkursrisiken in Euro ab.

„Als aktive Einzelwertanleger investieren wir nur in sorgfältig analysierte Anleihen, deren Kreditrisikoprämie unserer Einschätzung nach mehr als ausreichend für das Kreditrisiko entschädigt“, erklärt Jamil Bouallai, der stellvertretende Portfoliomanager. „Wir sind überzeugt, dass wir mit diesem Ansatz mit geringer Volatilität eine Rendite erwirtschaften können, die den Referenzindex übertrifft“, fügt Tolga Yildirim, der leitende Portfoliomanager hinzu.

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Erneuerbare Energieprojekte webbasiert modellieren

Von Dr. Oliver Everling | 29.Juni 2017

Mit einer neuen und optimierten Organisationsstruktur geht die greenmatch AG in die Zukunft. Neben den bisherigen Verwaltungsräten sind neu Harald D. Zenke und Andres Huber im Verwaltungsrat vertreten. Moris Isik und Tobias Bitterli übernehmen neu die operative Leitung als Co-CEOs. Matthias Stettler wird sich als Verwaltungsratspräsident weiterhin auf die langfristige Unternehmensstrategie und strategische Partnerschaften fokussieren.

Kern des Angebots von Greenmatch ist die webbasierte Finanzmodellierungs-Software für erneuerbare Energieprojekte. Mit greenmatch kann die gesamte finanzielle Seite von erneuerbaren Energieprojekten – unabhängig von Technologie, Projektfortschritt und Land – abgebildet werden. Unter www.greenmatch.ch kann ei-ne kostenlose 30-tägige Testversion beantragt werden.

Greenmatch ist im Sommer 2013 gegründet worden und hat sich auf die Finanzmodellierung und Bewertung von erneuerbaren Energieprojekten spezialisiert. Nach knapp drei Jahren Entwicklungszeit ist die webbasierte Software ab 2016 für Projektentwickler, Investoren, Banken und Berater in den Markt eingeführt worden. Interessierte Nutzer können sich über www.greenmatch.ch kostenlos registrieren und die zertifizierte Applikation für 30 Tage testen. Mit bereits über 750 registrierten Nutzern konnte nach Angaben der Gesellschaft der Umsatz im laufenden Monatsvergleich gegenüber dem Vorjahr jeweils um über 300% gesteigert werden. Das Ziel von greenmatch besteht darin, die vorherrschenden, individuellen und wissensintensiven Tabellenkalkulationen abzulösen, um einen globalen Bewertungsstandard zu setzen.

„Die neue Struktur und die klarere Trennung zwischen strategischer und operativer Leitung werden den nächsten Wachstumsschritt unterstützen um den Erfolgskurs weiterzugehen“, erklärt Matthias Stettler und ergänzt: „In einem nächsten Schritt werden wir Spezialwissen rund um die Projektfinanzierung von erneuerbaren Energien auf unserer Webseite veröffentlichen, um den weltweiten Know-How Transfer zu unterstützen“. Zudem wird die Plattform aktuell laufend durch länder- und technologiespezifische Vorlagen ergänzt, wobei Partner aus dem Netzwerk von greenmatch eine bedeutende Rolle einnehmen werden.

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