Alexa sagt die Aktienkurse

Von Dr. Oliver Everling | 26.April 2017

Die comdirect Gruppe hat das erste Quartal 2017 mit einem Vorsteuerergebnis in Höhe von 27,4 Millionen Euro abgeschlossen, berichtet die Gesellschaft. Damit liegt das Ergebnis 16 Prozent über dem Vorjahreswert (23,7 Millionen Euro). Die Eigenkapitalrendite vor Steuern stieg auf 18,6 Prozent (Vorjahr 17,1 Prozent).

„Wir legen trotz weiterhin historisch niedriger Marktzinsen ein starkes Ergebnis vor, wir wachsen dynamisch und wir entwickeln uns strategisch konsequent weiter – immer mit Fokus darauf, die erste Adresse für Sparen, Anlegen und Handeln mit Wertpapieren zu sein“, sagt Arno Walter, Vorstandsvorsitzender der comdirect bank AG. „Wir wollen es den Kunden so einfach wie möglich machen, in den Vermögensaufbau mit Wertpapieren zu investieren, sei es mit der neuen intuitiven Depotübersicht, der bequemen Abfrage von Aktienkursen über Alexa oder dem Digitalen Assetmanagement, das wir Mitte Mai einführen werden.“

Die Gesamterträge in den ersten drei Monaten lagen bei 90,1 Millionen Euro und damit 1,6 Prozent über dem Wert des Vorjahresquartals (88,7 Millionen Euro). Geprägt sind die Erträge durch den Provisionsüberschuss. Dieser übertraf mit 59,1 Millionen Euro den Vorjahreswert (54,9 Millionen Euro) um 7,8 Prozent. Zwar lag die Anzahl der B2C-Trades im ersten Quartal 2017 mit 3,7 Millionen unterhalb der Rekordanzahl des Vorjahres (4,0 Millionen), jedoch war die Zusammensetzung der Trades bei zugleich höherem durchschnittlichem Ordervolumen profitabler. Zum anderen zog der Anstieg des Depotvolumens durch Kurseffekte und Nettozuflüsse höhere Vertriebsfolgeprovisionen aus dem Fondsgeschäft nach sich. Der Zinsüberschuss nach Risikovorsorge sank angesichts des weiterhin schwierigen Zinsumfelds auf 24,5 Millionen Euro (Vorjahr: 32,0 Millionen Euro). Das sonstige Ergebnis trug mit 6,5 Millionen Euro zum Ertragswachstum bei. Dieses resultiert im Wesentlichen aus einem positiven Finanzanlageergebnis.

Ein weiterer Grund für das starke Ergebnis ist das in diesem herausfordernden Marktumfeld flexible und bewusste Steuern der Kosten und Investitionen: Die Verwaltungsaufwendungen wurden um 3,5 Prozent auf 62,7 Millionen Euro gesenkt (Vorjahreswert: 65,0 Millionen Euro).

Die Gesamtkundenzahl der comdirect Gruppe kletterte im ersten Quartal auf 3,13 Millionen, ein Plus von 17 Tausend. Das betreute Kundenvermögen stieg um 4,3 Milliarden Euro auf den Rekordwert von 80,03 Milliarden Euro. Die Nettomittelzuflüsse in der Gruppe summierten sich auf 1,8 Milliarden Euro, davon allein 1,3 Milliarden Euro in Wertpapier-Depots. „Immer mehr Kunden machen bei uns immer mehr Wertpapiergeschäft,“ sagt Walter. „Genauso soll es weitergehen. Denn gerade beim langfristigen Vermögensaufbau führt an Wertpapieren kein Weg vorbei.“

Themen: Aktienrating | Kommentare deaktiviert für Alexa sagt die Aktienkurse

Bank für ein freieres Leben der Kunden

Von Dr. Oliver Everling | 25.April 2017

Die 9. Jahreskonferenz „Finanzdienstleister der nächsten Generation“ geht mit einem Höhepunkt zu Ende: In der Frankfurt School of Finance Management gibt Arno Walter, Vorstandsvorsitzender der comdirect bank AG, eine Keynote über „Bank neu denken: Für ein freieres Leben der Kunden“.

Walter spricht über die Meilensteine des Retail-Bankings. 1955 stiegen private Banken in das Privatkundengeschäft ein. 1968 gab es den ersten Geldautomaten in Deutschland. Vor zehn Jahren startete das iPhone mit gerade einmal 4 GB Speicherkapazität. „Neue Welt – neue Rolle“, ist für Walter die zwingende Konsequenz bei Banken.

„Die Trennschärfe zwischen den einzelnen Industrien geht völlig verloren“, warnt Walter. Die Kunde-Bank-Beziehung habe sich verändert und zwinge zur ständigen Weiterentwicklung. „Die Befreiung der Kunden“, titelt Walter: Extrem viel Research, das finde parallel statt. Ein durchschnittlicher Kunde google mindestens 20 mal über Baufinanzierungen, bevor er eine Filiale aufsuche.

Von Juli 2008 bis 2016 wurden mehr als 140 Mrd. Apps heruntergeladen. Die „digital adptors“ seien hochspannend. Ansehen und Marke der Bank seien passé, denn Einfachheit, Flexibilität, Kompetenz, Individualität, Vertrauen und Transparenz zählen heute. Walter gibt aus seinem Hause das Beispiel der Trading App oder MoBox, der App zum JuniorGiro.

„Multibanking ist ein alter Hut“, urteilt Walter. Die smarte Finanzzentrale mit allen Konten auf einem Blick werden dem Kunden selbstverständlich. „Die Deutschen lieben ihr Bargeld. Das werden wir auch in zehn Jahren noch haben“, ist Walters erste These „zum Aufmuntern“. Seine These 2: „Mehr Freiheit für Kunden.“ Rankings, Followers, Flashmops, Shitstorms usw. dürfen nicht unterschätzt werden.

„Der nächste Step ist Virtual Banking“, so Walters dritte These. „Damit meine ich nicht die 3D-Brille. Das ist nicht der Business Case. Sondern es geht um die Vernetzung von Voice Response“, Kundenschnittstelle und Backoffice verschmelzen. Real-time, proaktiv und im privaten Umfeld zu Hause.

„Aus unserem Haushalt ist Alexa nicht mehr wegzudenken“, berichtet Walter aus seinem persönlichen Umfeld. Alexa werde an Portfolien erinnern, aber auch daran, vielleicht die falsche Entscheidung getroffen zu haben. Wer sich die Entwicklung des Smartphones klarmache, könne vorausahnen, was Alexa leisten werde.

„Die einfache Flugreise buchen Sie selber. Wenn Sie einige Zwischenstopps haben, finden Sie dagegen ein Reisebüro nicht mehr so doof“, sagt Walter und sieht eine Analogie zur Bankberatung. Walter lädt dazu ein, Ideen auf www.bank-neu-denken.de zu teilen.

Themen: Bankenrating | Kommentare deaktiviert für Bank für ein freieres Leben der Kunden

Mehr Verlass auf chinesische Unternehmen

Von Dr. Oliver Everling | 25.April 2017

Nur noch 68 Prozent der vom Kreditversicherer Coface befragten Unternehmen gaben für China an, 2016 Zahlungsverzögerungen erlebt zu haben. Im Vorjahr und im Fünf-Jahres-Durchschnitt der Befragung waren es noch rund 80 Prozent. Von den über 1000 Unternehmen, die sich an der jährlichen Untersuchung beteiligten, gaben zudem weniger Unternehmen an, dass sich die jeweiligen Beträge an Außenständen erhöht hätten. „Dennoch geben sehr lange Verzögerungen weiter Grund zu Sorge“, warnt der Kreditversicherer.

Über ein Drittel (35,7 Prozent) warteten länger als sechs Monate als vereinbart auf ihr Geld, wobei diese Außenstände mehr als zwei Prozent des Jahresumsatzes ausmachten und damit eine kritische Marke überschritten. 2015 waren es 33,4 Prozent der befragten Unternehmen. Auch die Überschreitungen der Zahlungsziele um mehr als 90 Tage nahmen zu: 2015 waren es 21 Prozent der Unternehmen, im vergangenen Jahr 26,3 Prozent. Über 150 Tage Verzug erlebten 15,9 Prozent nach 9,9 Prozent im Jahr zuvor.

Nach Erfahrungen von Coface werden 80 Prozent der um mehr als 180 Tage überfälligen Rechnungen nicht mehr beglichen. Machen die Forderungsverluste mehr als zwei Prozent des Jahresumsatzes aus, wird die Liquidität angegriffen. 10,9 Prozent der Unternehmen gaben sogar an, dass die sehr langen Überziehungen um mehr als 180 Tage über 10 Prozent des Umsatzes betrugen. Damit wird der Cashflow gefährlich beeinträchtigt.

Themen: Debitorenrating, Unternehmensrating | Kommentare deaktiviert für Mehr Verlass auf chinesische Unternehmen

Banken nur noch Zulieferer

Von Dr. Oliver Everling | 25.April 2017

Die Veranstaltungsserie „Finanzdienstleister der nächsten Generation“ geht in ihre 9. Jahreskonferenz. Der Dauerbrenner in der Frankfurt School of Finance & Management füllt auch am 24. April 2017 wieder die Säle der Hochschule. „AI and the Future of Business – Was Künstliche Intelligenz für die Zukunft von Unternehmen bedeutet“ macht einleitend Hans-Christian („Chris“) Boos klar, Geschäftsführer der arago GmbH.

„Jeder nur denkbare Prozess wird von einer KI übernommen“, sieht Boos für die Unternehmen voraus. „Mit all ihren Anwendungen bauen sie akribisch an einer Landkarte der Welt gespiesen von den Daten, die sie so erzeugen.“ Das sei das Erfolgsrezept der Internetgiganten. Eine Karte werde benötigt, um sich die Welt zu erschließen und generalisieren zu können. Hierauf baue Künstliche Intelligenz auf.

„Eine KI ist anfangs wie ein leeres Gefäß. Sie braucht unsttrukturierten Input und schult adurch ihre Sinne . Sie braucht ein semantisches Verständnis der Welt und detaillierte Informationen über ihr Umfeld, um Erfahrungen übertragbar zu machen.“ Unter diesen Bedingungen lasse sich Erfahrungswissen multiplizieren.

Boos erläutert, welche Komponenten zu einer starken KI gehören. „Die etablierte Wirtschaft steht momentan unter Angriff“, warnt Boos. Die Plattformunternehmen hätten enorme Vorteile. Wie andere Unternehmen suchen Plattformen Wachstum – und laufen dabei „automatisch“ in neue Branchen hinein. Im Unterschied zu den „etablierten“ Unternehmen könnten sich die Network-Effect-Unternehmen es leisten, in „irgendetwas“ zu investieren. „Der eine kann es nicht einmal probieren, weil er die Mittel nicht hat, der andere kann es dagegen so lange probieren, bis er es hinbekommen hat.“

Bis jetzt gab es immer eine Beziehung zwischen Marke und Kunden. Mit ihren „Assistenten“ liefern die „Network Effect Companies“ jedes Produkt und jede Dienstleistung, der „Point of Sale“ wandert in die Plattform. „Die Plattform wählt aus den angebotenen Produkten und Dienstleistungen für den Kunden. Die Plattform sucht aus, wer gekauft wird. Wo ich in Urlaub fahre. Dann sind Sie nur noch Zulieferer“, sagt Boos zu der in der Frankfurt School versammelten Bankwirtschaft.

Themen: Nachrichten | Kommentare deaktiviert für Banken nur noch Zulieferer

Globale Kunden Due Diligence

Von Dr. Oliver Everling | 25.April 2017

Regulierungsbehörden konzentrieren sich auf Know Your Customer (KYC) Anforderungen, um Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung und Steuerhinterziehung zu bekämpfen. Ein Schritt auf dem Weg zu diesem Ziel wäre  die Etablierung einer weltweiten Due Diligence Organisation, in der die beteiligten Finanzinstitute ihre Daten und Dokumente im Rahmen ihrer Kunden Due Diligence sammeln und diese teilen. 2016 hat LexisNexis® Risk Solutions in der Studie „Financial Inclusion & Transparency“ 300 Compliance-Verantwortliche von Finanzinstituten befragt. Im Mittelpunkt dieser Studie steht die Frage, wie Finanzinstitute den Herausforderungen eines internationalen Datenaustauschs und Transfers begegnen.

Gemäß der Umfrage bestätigen 91 Prozent der Befragten in Deutschland, dass ihr eigenes Finanzinstitut mit den gesetzlichen Verpflichtungen zurechtkommt, Dienstleistungen für Personen, die von einem finanziellen Ausschluss bedroht sind, zu erbringen und aufrechtzuerhalten. Für die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer (87 Prozent) ist es unbestritten, dass finanzielle Inklusion zu mehr Transparenz im Finanzsektor führen kann. Bezogen auf ihr Finanzinstitut sagen 86 Prozent der Befragten, es wäre hilfreich, eine weltweite Due Diligence Organisation zu errichten, die sich auf finanzielle Transparenz konzentriert.

Der Zugang zu Informationen über alle Mitglieder einer Bevölkerung würde das operative Onboarding sowie Sicherheitsüberprüfungen effizienter machen, glauben 83 Prozent der Teilnehmer. Die Studie zeigt in dieser Hinsicht, dass es immer noch Handlungsbedarf gibt, da fast alle Banken infolge von Defiziten im Onboarding-Prozess auf Geschäft und Einnahmen verzichten müssen. Ob dies für das Rating der Banken Auswirkungen haben kann, müssen Ratingagenturen beurteilen.

68 Prozent der Befragten erklären, ihr Finanzinstitut sei bereit, seine Daten zu teilen, um Onboarding-, KYC- und Watchlist-Prozesse zu optimieren. In Bezug auf Onboarding glauben 71 Prozent der Compliance-Manager, es sei schwerer, Menschen ohne Bankverbindung als Kunden anzunehmen, da es bei ihnen an Transparenz mangelt.

Seyfi Günay, Direktor für Finanzkriminalität und Compliance in der Region EMEA bei LexisNexis Risk Solutions, kommentiert: „Die Umfrage der Compliance-Beauftragten zeigt erneut, dass die Mehrheit der Finanzinstitute große Vorteile in der Ausweitung der weltweiten Zusammenarbeit sieht. Ein Meilenstein in der internationalen Zusammenarbeit wäre die Einrichtung einer weltweiten Due Diligence Organisation, in der relevante Daten zentral erfasst werden, um mehr Transparenz zu erreichen.“

Themen: Bankenrating | Kommentare deaktiviert für Globale Kunden Due Diligence

Blockchain-Technologie und Zentralbank

Von Dr. Oliver Everling | 24.April 2017

Dirk Bullmann, Adviser, Directorate General Market Infrastructure and Payments bei der European Central Bank (EZB) spricht auf der 1. Blockchain-Jahreskonferenz der Frankfurt School of Finance and Management über „Mögliche Auswirkungen der Blockchain-Technologie auf die Rolle der Zentralbank“.

In der Marktinfrastrukturrolle der EZB gehe es um Cash, Collateral und Securities. Die EZB stelle zwei der weltgrößten Marktinfrastrukturen zur Verfügung: „target 2″ und „target2securities“. Bullmann macht anhand der über diese Systeme realisierten, riesigen Umsätze klar, dass die EZB nicht „mal eben“ auf Blockchain umstellen könne.

Die EZB setze Blockchain derzeit nicht ein und plane dies auch nicht in naher Zukunft. Es gehe bei der EZB daher umden potentiellen Einfluss von Distributed Ledger Technology auf die Rolle der Zentralbank. Außerdem würden Anwendungsfelder geprüft. „Kleinere Lösungen könnten möglicherweise DLT-basiert sein“, sat Bullmann, daher würden entsprechende Anwendungen analysiert, wie auch die Frage, ob die Systeme der EZB kompatibel sind oder bleiben.

Themen: Bankenrating, Technologierating | Kommentare deaktiviert für Blockchain-Technologie und Zentralbank

Aufsichtsrechtliche Sicht zur Blockchain-Technologie

Von Dr. Oliver Everling | 24.April 2017

Zum Thema „Aufsichtsrechtliche Sicht zur Blockchain-Technologie“ spricht auf der 1. Blockchain-Jahreskonferenz in der Frankfurt School of Finance and Management Christoph Kreiterling, Referent, Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). „Nach § 54 KWG können Sie im Gefängnis landen“, macht Kreiterling Unterschiede zwischen Banken und Unternehmen aus anderen Branchen klar, die mangelnder Anmeldung ihres Gewerbes lediglich mit Bußgeldern zu rechnen hätten.

Fälschungssichere, verteilte Datenstrukturen, ohne zentrale Instanz, in denen Transaktionen in der Zeitfolge protokolliert und nachvollziehbar sind, wurden erstmals im US Patent 4074066 schon 1976 erwähnt. „Blockchain eignet sich nicht für alles“, unterstreicht Kreiterling. Data, Application, Host, Infrastruktur und Perimeter definieren das mögliche Sicherheits- und Schutzniveau.

Blockchain bewege sich nur auf dem untersten Niveau der Daten. Oberstes Ziel der BaFin sei es aber, die Funktionsfähigkeit, Stabilität und Integrität des deutschen Finanzplatzes sicherzustellen. Grundsatz der Proportionalität, prinzipienbasierter Regulierungsansatz – also führe ein gleiches Geschäftsmodell zu gleicher Regulierung.

Interoperabilität ist für Kreiterling ein wichtiges Schlagwort. „Was nutzt es, wenn jeder seine eigene Blockchain einsetzt?“ Für die BaFin sei es außerdem nicht entscheidend, ob ein Unternehmen Blockchains einsetze, sondern, was damit gemacht werde. Hinsichtlich der Erlaubnispflicht weist Kreiterling darauf hin, dass es fürr die Verwirklichung eines Straftatbestandes nicht wichtig sei, ob auch Anleger geschädigt wurden.

Themen: Bankenrating, Technologierating | Kommentare deaktiviert für Aufsichtsrechtliche Sicht zur Blockchain-Technologie

Revolution oder Evolution der Finanzmarktinfrastruktur

Von Dr. Oliver Everling | 24.April 2017

Zum Thema „(R)evolution der Finanzmarktinfrastruktur durch Blockchain – Rechtliche Aspekte“ sprechen auf der Konferenz „Blockchain-Technologie – Revolutionärer Impact“, der 1. Jahreskonferenz am 24. April 2017 in Frankfurt am Main in der Frankfurt School of Finance & Management Dr. André Hofmann, Rechtsanwalt, Linklaters LLP, und Dr. Florian Reul, Rechtsanwalt, Linklaters LLP.

„Vertrauen ist die Grundlage einer Transaktion“, führt Reul in das Thema ein. Blockchains stellen eine ALternative dar, wie Vertrauen unter Transaktionspartnern hergestellt werden kann. Distributed Ledger Technology (DLT) birgt eigene Risiken: „Starke Interdependenz führe zu hoher Komplexität“, sagt Reul und spricht Aspekte wie Unwiderruflichkeit, Angriffsflächen, „hard fork“ mit der Gefahr einer Zersplitterung und das Risiko der Potenzierung von Fehlern an.

„Recht als geronnene Politik ist von Natur aus rückwärtsgewandt“, macht Reul klar und kontrastiert den „Trial and Error“-Prozess in der Praxis. Das Aufsichtsrecht sei jedoch nicht das einzige Hindernis der Entwicklung.

Hofmann widmet sich einzelnen Regelwerken, die Organisation, Produkte und Infrastruktur betreffen, und fragt danach, wie zum Beispiel Blockchain mit Geldwäscherecht vereinbar ist. „Der Vertragspartner muss eindeutig identifiziert werden“, das ist ein Fundament der Geldwäschegesetzgebung. Hofmann ist sich sicher, dass der Gesetzgeber in diesem Thema nicht den Schritt zurück in die Anonymität gehen wird. Dementsprechend bleiben auch bei Einsatz der Blockchain-Technologie die hinter den Transaktionen stehenden Parteien eindeutig zu identifizieren.

„Die aufsichtsrechtlichen Grenzen wiegen schwer“, sagt Hofmann. Die regulatorische Unklarheit hindert die Entwicklung und Anwendung der Technologie. „Die Aufsicht muss es auch ermöglichen, technische Erfahrung außerhalb des bestehenden Rahmens zu sammeln“, fordert Hofmann. Marktaufsicht, Institutsaufsicht, Verbraucherschutz, Marktentwicklung, Wettbewerbsförderung – die Ausrichtung von Aufsichtsbehörden ist unterschiedlich.

„Weder Bestandsschutz für Etablierte, noch Privilegien für Neue“ seit der Grundsatz der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). In vielen Ländern sei eine „Regulatory Sandbox“ aktiv oder geplant. In den USA gelte das Prinzip „Do No Harm“, so dass Innovation durch den Regulator nicht behindert wird. „Man fragt sich, warum das nicht in Deutschland geht. Vielleicht geht es Deutschland zu gut“, spekuliert Hofmann.

Themen: Bankenrating | Kommentare deaktiviert für Revolution oder Evolution der Finanzmarktinfrastruktur

DEFAMA mit beachtlicher FFO-Steigerung

Von Dr. Oliver Everling | 21.April 2017

Im ersten Quartal 2017 erzielte die Deutsche Fachmarkt AG (DEFAMA)  nach eigenen Angaben der Gesellschaft bei einem Umsatz von 1.061 (Vj. 670) T€ ein Ergeb­nis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in Höhe von 684 (463) T€. Dabei wurde ein Ergebnis vor Steuern von 296 (241) T€ erwirtschaftet, teilt die börsennotierte Gesellschaft mit. Das Nettoergebnis betrug 236 (192) T€. Dies entspricht einem Gewinn von 0,07 € je Aktie. Die Funds From Operations (FFO) erreichten 472 (320) T€ und erhöhten sich somit um 47% gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Zu beachten sei, das hebt der Vorstand hervor, dass im ersten Quartal 2017 Kosten für den Aufbau des eigenen Property Managements anfielen, während das Ergebnis im Vorjahresquartal durch Einmaleffekte aus dem Erwerb des EKZ Radeberg positiv beeinflusst war. Zudem seien in den Zahlen des ersten Quartals 2017 erst die Erträge von zwölf Bestandsobjekten enthalten.

Der Nutzen-/Lasten-Wechsel für die Objekte Büdelsdorf und Wittenburg wird im zweiten Quartal 2017 erfolgen, kündigt die Gesellschaft an. Das nach dem Bilanzstichtag erworbene Westerwald-Portfolio wird voraussichtlich ab dem dritten Quartal 2017 zusätzliche Ergebnisbeiträge generieren. Daher sind deutliche Ergebnisschübe im weiteren Jahresverlauf bereits vorprogrammiert, glaubt der Vorstand.

Der Vorstand sieht die DEFAMA daher auf gutem Kurs, die Prognose eines FFO von 2,4 Mio. € und eines Nettogewinns nach HGB von rund 1,3 Mio. € bzw. 0,37 € je Aktie zu erreichen. Vor diesem Hintergrund ist es das erklärte Ziel der Gesellschaft, die Dividende für 2017 erneut anzuheben.

Auf Basis des aktuellen Portfolios liegt der annualisierte FFO bei 2,9 Mio. €, entsprechend 0,82 € je Aktie. Da die DEFAMA zum 31. März 2017 über einen Cashbestand von mehr als 4 Mio. € verfügte, geht der Vorstand davon aus, den annualisierten FFO mit den vorhandenen liquiden Mitteln noch deutlich steigern zu können.

Themen: Aktienrating, Immobilienrating | Kommentare deaktiviert für DEFAMA mit beachtlicher FFO-Steigerung

Verkaufen und nicht kaufen

Von Dr. Oliver Everling | 20.April 2017

Ratingagenturen müssen bei ihrem Credit Rating stets auch das Verhalten von Investoren in Aktien im Auge behalten. In seiner neuesten Ausgabe des „Investment Outlook“ analysiert Dieter Wermuth, Head of Macroeconomic Research bei Wermuth Asset Management, die derzeitigen Aussichten für Aktien, Bonds und den Euro-Wechselkurs.

Im Januar riet Wermuth zum Verkauf von Bonds und Kauf von Aktien. Letztere sind seit Anfang des Jahres an den wichtigsten Märkten um 5 bis 10 Prozent gestiegen und sind inzwischen sehr teuer. Deshalb lautet Wermuths aktuelle Empfehlung „verkauft Bonds, kauft keine Aktien“. Gemessen an den Kurs-Gewinnverhältnissen müssten die Unternehmensgewinne erneut stark steigen, um die aktuellen Bewertungen zu rechtfertigen. Das ist nach seiner Meinung in dieser Spätphase des Aufschwungs nicht realistisch.

Außerdem werde die EZB nach dem Sommer allmählich einen Kurswechsel einleiten, also über höhere Leitzinsen zu diskutieren beginnen und so mit einer langen Verzögerung der amerikanischen Notenbank folgen. „Steigende Leitzinsen sind Gift für die Aktienmärkte“, schreibt der Autor der Studie. Allerdings ist nicht erwiesen, dass die guten Absichten der Europäischen Zentralbank über die nächsten Wahltermine, insbesondere die Bundestagswahl, hinausreichen werden. Die Parteien der großen Koalition in Deutschland wie auch in anderen Ländern für Eurozone haben ein massives Interesse daran, bis zur Wahl den Eindruck zu erwecken, die Wirtschaft und die Finanzmärkte hätten sich seit der Finanzkrise stabilisiert und normalisiert.

„Europäische Bonds dürften nach den jüngsten Zahlen für die Verbraucherpreise erst einmal auf der Stelle treten. Noch hat sich der beträchtliche Anstieg der Inflation auf den vorgelagerten Stufen nicht voll auf die Konsumentenpreise ausgewirkt. Da die Kapazitätsauslastung aber weiter zunimmt und die Einfuhrpreise infolge des schwachen Euro kräftig steigen,“ so Wermuth, „ist das nur eine Frage der Zeit. Ein Ausverkauf an den Anleihemärkten wird kaum zu vermeiden sein. Bisher liegen die Renditen weit unter dem Niveau, das angesichts des erfreulichen Wirtschaftswachstums und der Inflationsaussichten zu erwarten ist.“

Euro und Dollar haben ein symbiotisches Verhältnis. Real und handelsgewogen bewegen sich die Wechselkurse seit Jahrzehnten seitwärts – wenn sie stark vom Mittelwert abweichen, also stark aufgewertet oder abgewertet haben, stellt sich früher oder später eine Korrektur ein. Damit rechnet Wermuth erneut: Der Euro wird nach seiner jahrelangen Schwäche wieder aufwerten, der Dollar abwerten.

Themen: Aktienrating | Kommentare deaktiviert für Verkaufen und nicht kaufen

« Voriger Beitrag Folgender Beitrag »