Größte Fondshäuser schrumpfen
Von Dr. Oliver Everling | 31.Oktober 2016
Nach vier Wachstumsjahren in Folge ist das Gesamtvermögen in US-Dollar der weltweit 500 größten Fondshäuser erstmals gesunken. Dies geht aus einer gemeinsamen Studie des US-Finanz- und Wirtschaftsmagazins „Pension & Investments“ und Willis Towers Watson hervor. Demnach sank das gesamte verwaltete Vermögen Ende 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 Prozent auf 76,7 Billionen US-Dollar. Auf Fünf-Jahressicht jedoch stieg das verwaltete Vermögen um fast 19 Prozent, was einem jährlichen Plus von knapp 3,5 Prozent seit 2010 entspricht. Deutlicher als an dem Rückgang im Jahresvergleich lassen sich die Hürden für Vermögensverwalter an der Portfolioallokation ablesen.
„Im vergangenen Jahr haben das Niedrigzinsumfeld und Währungsschwankungen die Vermögensverwalter weltweit vor Herausforderungen gestellt. Erschwerend kommt hinzu, dass die goldenen Zeiten sich nun eindeutig ihrem Ende neigen“, sagt Nigel Cresswell, verantwortlich für das Investment Consulting bei Willis Towers Watson Deutschland, und fügt hinzu: „Die Assetmanager wurden seit 2002 mit Ausnahme des Krisenjahres 2008 von jährlich wachsenden Vermögen verwöhnt. Ein Grund dafür waren auch die steigenden Marktrenditen. Doch die Erwartungen für ein starkes Wachstum in traditionellen Assetklassen sehen nun weniger vielversprechend aus“, sagt Cresswell. Dass sich die Investoren darüber im Klaren seien, könnte man an dem steigenden Anteil von alternativen Anlagen wie Investitionen in Infrastruktur, Hedgefondsstrategien oder Rohstoffanlagen erkennen.
Die durchschnittliche Zusammensetzung der Portfolien der 500 weltweit größten Vermögensverwalter hat sich seit 2014 zwar wenig verändert. Die Aktienquote lag im vergangenen Jahr nahezu unverändert bei rund 45 Prozent und die Anleihenquote bei fast 33 Prozent. Immobilien machten rund 2 Prozent aus, der Anteil sank leicht um 0,2 Prozentpunkte. Einzige Ausnahme: Alternative Anlagen. Hier stockten die Vermögensverwalter kräftig auf – um 25 Prozent. „Alternative Anlagen haben mit Blick auf das geringe Ausgangsniveau Nachholbedarf. Bemerkenswert ist dennoch, dass sie seit fünf Jahren erstmals einen Anteil von vier Prozent in den Portfolien erreichen und sich das Wachstum dieser Anlageklasse verstetigt“, sagt Cresswell. Dieser Trend sei ein Indikator.
„Der Anstieg von alternativen Anlagen zeigt deutlicher als alles andere, wie sehr Investoren in einem Umfeld, das auf der einen Seite von sinkenden Zinsen und auf der anderen Seite von zunehmenden Unsicherheiten geprägt wird, unter Druck stehen“, beschreibt Cresswell. Sie müssten andere Wege gehen, um eine echte Diversifikation und auch höhere Renditen zu erzielen. „Ein Strategiewechsel hin zu alternativen Anlageklassen, bei denen Fondsmanager attraktive Illiquiditätsprämien abschöpfen können, um sinkende Zinsen und das abnehmende Marktbeta auszugleichen, ist essenziell“, betont Cresswell.
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European Banking Institute diskutiert FinTechs
Von Dr. Oliver Everling | 28.Oktober 2016
„Neun Jahre nach der Krise hat sich die Regulierung stabilisiert“, sagt José Maria Roldan, Chair of the Spanish Banking Association und Vice President der European Banking Federation. In einigen Bereichen setze sich der Trend zur Reregulierung jedoch fort. Roldan macht den Zusammenhang zwischen der Regulierung und der Bereitschaft von Investoren klar, in Bankaktiva zu investieren. Unsicherheiten über die Regulierung würde auch Investoren verunsichern.
Roldan erinnert an die elementaren Transformationsfunktionen der Banken in den Volkswirtschaften. Im Retailgeschäft mit privaten Kunden sei es nicht möglich, negative Zinsen weiterzugeben, da sich für diese Kunden die Alternative biete, mehr Bargeld zu halten. So verkehre sich die Transformationsfunktion der Banken, denn die Banken werden um die aus dieser Funktion unter normalen Bedingungen ergebenden Ertrag gebracht. Derzeit würden die Banken damit allerdings noch zurechtkommen. FinTechs würden neue Möglichkeiten eröffnen, aber nicht zwangsläufig zur Schließung aller Geschäftsstellen führen.
Die Regulierung der Banken ist zu komplex geworden, stimmt Roldan in der Diskussion auf der Globalen Jahreskonferenz des European Banking Institute im Hause der Deutschen Bundesbank den Teilnehmern zu. Der Ideenreichtum der Regulierer sei kaum zu bremsen – „wenn wir sie nicht stoppen, denken sie bald über Basel 5 nach“, warnt Roldan.
Die Entwicklungen bei Unternehmen, die unter dem Rubrum „FinTech“ zu klassifizieren sind, sind Gegenstand einer Podiumsdiskussion unter der Moderation von Ignacio Tirado von der Universidad Autónoma de Madrid. Thierry Bonneau von der Univerité Paris II Panthéon-Assas, Heike Winter, Head of Section, DG Payments and Settlement Systems bei der Deutschen Bundesbank, Thomas Peeters, Chief Strategy Office bei der ING DiBa und COO ING Wholesalebanking, sowie DIrk Zetsche von der University Luxembourg diskutieren die rechtlichen Schlupflöcher und Unsicherheiten, die Geschäftsmodelle und betroffenen Bankgeschäftsarten.
Bonneau illustriert die Fragen, die sich im zusammenhang mit den Definitionen von Kreditinstitut und Kredit ergeben, denn Kredite können auch von Organisationen vergeben werden, die nicht als Kreditinstitut autorisiert sind. Wie auch das Kreditgeschäft so gebe es auch Unsicherheiten darüber, welche Firmen Investmentdienstleistungen erbringen dürfen, glaubt Bonneau.
Bonneau spricht vom Bankenmonopol (bezüglich Kredite) und dem Finanzmonopol (bezüglich Investments). Neue Regulierung von Crowdfunding ziele daher darauf, Gläubiger und Investoren zu schützen. Hier sieht Bonneau zwei rechtliche Rahmenwerke, nämlich einerseits für Crowdfunding, das auf Wertpapieren beruht, und andererseits Crowdfunding, das Darlehen beruht.
Heike Winter berichtet über die wachsende Rolle von Nicht-Banken im Zahlungsverkehr. Die Entwicklungen werden von der Deutschen Bundesbank seit vielen Jahren beobachtet. Schon 2012 wurde dazu aus Basel eine umfassende Studie vorgelegt. Winter stellt Octopus, Sofort, PayPal, M-Pesa, Sadad Payment System und Faster Payments als Beipiele für Treiber der Innovation im Zahlungsverkehr vor. Neue Anbieter, neue Technologien, Omnipräsenz mobiler Geräte, europäische Regulierung, Kundenerwartungen und starkes Wachstum der Investitionen sieht Winter als die treibenden Faktoren hinter den FinTechs.
Peeters zeigt eine erstaunliche Studie, nach der die Online-Banken wie die ING-DiBa bei Privatkunden das höchste Vertrauen genießt. Allerdings würden die meisten Kunden von ihrer jeweiligen Bank erwarten, dass diese auch eine Zahlungsapp anbietet. Bequemlichkeit des Zugangs sei ein Schlüsselfaktor für den Erfolg im Digital Banking. Junge Leute hätten sich daran gewöhnt, mit den kleinen Screens von Smartphones zurechtzukommen. Ältere Kunden – insbesondere bei größeren Beträgen – würden jedoch lieber zum Tablet bzw. Notebook greifen. Daher müsse die Bank die verschiedenen Zugänge gleichermaßen bereithalten.
Zetzsche zeigt, dass Big Data Anwendungen für traditionelle Apps zu groß sind. Die Chancen sieht Zetzsche in der Kombination von Big Data mit Artificial Intelligence (AI), denn diese würden erlauben, den Kunden besser zu kennen. Er spricht von der „Repersonalisierung von Daten“, um die Identität im Internet zu schützen. Dazu gehöre auch das Recht auf Vergessen. „RegTech“ sei die technologische Antwort auf regulatorische Anforderungen.
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Globale Jahreskonferenz des European Banking Institute
Von Dr. Oliver Everling | 27.Oktober 2016
Auf der Annual Global Conference of the European Banking Institute präsentiert Klaus Regling, Managing Director of the European Stability Mechanism, einige Fakten bezüglich der Integration der Finanzmärkte in Europa. Nach Einführung der Euroäischen Währungsunion seien die Banken zunächst rasch dazu übergegangen, ihre Aktivitäten über Landesgrenzen hinweg auszudehnen. Inzwichen habe sich der Trend jedoch – gemessen nach einigen Indikatoren – umgekehrt, da sich Banken offenbar refokussieren und damit befasst seien, ihre Eigenkapitalbasis zu stärken. Regling spricht auch die Rolle der FinTechs an, die einerseits Herausforderung, andererseits auch Chance zu mehr Kosteneffizienz darstellen.
Die unterschiedliche Implementierung der europäischen Regeln, differierendes Insolvenzrecht, Steuerrecht und Gesellschaftsrecht begründen die Schwierigkeiten einer noch weitergehenden Integration der Finanzmärkte in Europa, kommentiert Regling auf Nachfrage. Regling räumt außerdem die Schwierigkeiten ein, die sich für die Politik in der Kommunikation notwendiger Maßnahmen ergeben. „Aber es ist nicht hoffnungslos“, macht Regling klar. Immerhin sei ein Konsens über die Bankenunion erreicht worden, gibt Regling ein Beispiel.
Regling zeichnet insgesamt ein eher positives Bild der Europäischen Währungsunion, da Europa nach der Finanzkrise wieder auf einen Wachstumspfad gebracht werden konnte. Unmisserständlich trägt er sein Plädoyer für eine noch weitergehende Integration der Finanzmärkte vor. „London wird schrumpfen, aber nicht verschwinden“, sagt Regling mit Blick auf den Brexit und gibt dafür Beispiele.
Eilis Ferran von der University of Cambride spricht über den Einfluss des Single Supervisory Mechanism (SSM), des einheitlichen Bankenaufsichtsmechanismus, auf die Nicht-SSM-Länder. Einige Sorge bereite die Reputation, die sich durch mögliche Manipulationen der Stresstests und das systemische Risiko einzelner Banken ergebe, was außerhalb des Einflussbereichs der Europäischen Zentralbank liege.
Nicht alle Länder könnten dem SSM beitreten, warnt Ferran. Hier müsse zwischen Eurowährungsraum, Europäischer Union, Europäischer Wirtschaftsraum (EEA) und Drittländer unterschieden werden, letzteren könne nur partiell Zugang zum Binnenmarkt gegeben werden. Ferran kommt außerdem auf Besonderheiten zu sprechen, die sich für Großbritannien durch den Brexit ergeben.
Christos Hadjiemmanuil vom European Banking Institute und der Universität von Piraeus setzt sich mit den Voraussetzungen auseinander, nach denen Mitgliedsstaaten dem Einheitlichen Bankenaufsichtsmechanismus beitreten können. Hadjiemmanuil erläutert, dass es auch eine Reihe von Gründen für Outsiders gibt, dem Mechanismus nicht beizutreten. Dazu zählen der Zugang zur Liquidität der EZB u.a. Gründe. Hadjiemmanuil illustriert am Beispiel von Schweden, einem Land, das „theoretisch auf jeden Fall“ dabei sein sollte, warum die Entscheidungsstrukturen und befürchtete redistributive Effekte dieses Land von einer Teilnahme abhalte.
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Nachhaltigkeitsratings erfolgskritisch für Schwellenländer
Von Dr. Oliver Everling | 27.Oktober 2016
Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG) sind für die langfristige Performance von Schwellenländer-Investments besonders erfolgsrelevant. Diese Meinung vertritt Gonzalo Pángaro, Portfoliomanager des T. Rowe Price Emerging Markets Equity Fund. „In den Emerging Markets sind ESG-Probleme noch immer verbreiteter als in den entwickelten Ländern und dazu oft schwerwiegender. Ein Negativscreening beispielsweise kann Investoren dabei helfen, die daraus resultierenden Risiken zu vermeiden“, so Pángaro. „Gleichzeitig ist aber auch eine zunehmende Sensibilität von Unternehmen aus Schwellenländern gegenüber ESG-Kriterien zu beobachten, wodurch sich attraktive Investmentchancen eröffnen.“ Dass die Berücksichtigung von ESG-Kriterien für Investoren in Schwellenländern relevant sei, zeige sich am MSCI Emerging Markets ESG Index. Dieser habe sein Pendant, den MSCI Emerging Markets Index, in sieben der vergangenen acht Jahre outperformt.
Pángaro zufolge sollte jeder Investmentprozess in Schwellenländern zunächst mit der Analyse der Fundamentaldaten sowie der Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells des betroffenen Unternehmens beginnen. „Oftmals bevorzugen wir Unternehmen, die bereits von einem Management mit Verständnis für Nachhaltigkeit geführt werden und eine starke ESG-Praxis aufweisen“, erklärt der Experte. In Betracht kämen aber auch solche Unternehmen, die in ESG-Fragen vor einem Wendepunkt stehen. „Unternehmen, die Anzeichen einer starken Verbesserung in ESG-Kriterien aufweisen, können für Investoren attraktive Möglichkeiten bieten. Solche Anzeichen sind etwa ein neues Management oder neue Regularien“, so Pángaro. Sogar ernsthafte ESG-Probleme böten zukunftsträchtige Investitionsmöglichkeiten, unter der Voraussetzung eines kooperierenden Managements und stimmiger Fundamentaldaten.
Koreanische Unternehmen beispielsweise hätten oftmals Nachholbedarf im Bereich Unternehmensführung: „Wir sind allerdings zuversichtlich, dass der Druck von lokalen und institutionellen Investoren die Kapitalstruktur der Unternehmen positiv beeinflussen kann“, so Pángaro. Eine Reihe koreanischer Unternehmen hätte versprochen, ihre niedrigen Dividendenzahlungen auszubauen. Dafür hatte auch der Druck der nationalen Pensionskasse gesorgt, die eine Reihe von Unternehmen auf ihre Watchlist gesetzt hatte. Weiterhin bestehen bleibt Pángaro zufolge aber das Problem der hohen Kapitalverflechtung koreanischer Unternehmen. Auf Sektorenebene seien vor allem Bergbau und Energiesektor naturgemäß anfällig gegenüber ESG-Problemen wie Umweltverschmutzung, Arbeitnehmersicherheit und Widerspruch aus der Gemeinschaft. Allerdings hätten Unternehmen aus diesen Sektoren große Fortschritte gemacht. „In den vergangenen Jahren geht Projektvorschlägen allerdings eine längere Planung darüber voraus, wie erforderliche Standards eingehalten werden können“, berichtet Pángaro.
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Zentralbanken entdecken die Demografie
Von Dr. Oliver Everling | 27.Oktober 2016
in den vergangenen Jahren haben Forscher der US-Notenbank und der Bank of England die Rolle der Demographie bei der Entwicklung des Gleichgewichtszinses untersucht. Offenbar wirkt die demographische Entwicklung in den entwickelten Ökonomien dämpfend auf den Gleichgewichtzins, der in der Fachliteratur gerne als r* bezeichnet wird. Zu diesem Schluss kommt Gavyn Davies, einer der Gründer und Chairman von Fulcrum Asset Management.
In vom großen makroökonomischen Gesamtbild abgeleiteten Multi-Asset-Strategien verwaltet das in London ansässige Unternehmen Fulcrum Asset Management derzeit nach eigenen Angaben rund 5 Milliarden Dollar, die vornehmlich von institutionellen Investoren stammen. Vor der Gründung von Fulcrum Asset Management war Gavyn Davies 15 Jahre lang Chefvolkswirt von Goldman Sachs.
„Drei unterschiedliche Effekte haben nach den Ergebnissen der Forscher den Gleichgewichtszins r* seit 1980 um insgesamt 1 bis 1,5 Prozent gedrückt“, schreibt Davies. Die drei Effekte sind nach Davies: ein langsameres Wachstum des Arbeitskräfteangebotes, die alternde Bevölkerung und die wachsende Lebenserwartung. Diese drei Faktoren werden wohl noch eine ganze Weile anhalten.
Gavyn Davies bemerkt nun, dass die amerikanische Federal Reserve diesen demographischen Faktoren eine verstärkte Aufmerksamkeit entgegenzubringen scheint. Das ist seiner Meinung nach eine wichtige Beobachtung. Denn damit scheint die amerikanische Notenbank auch mit einer niedrigeren Wahrscheinlichkeit zu rechnen, dass der von ihr so genannte zeitweilige „Gegenwind“ in der Wirtschaft rasch wieder verschwinden wird.
Vor kurzem sei die Federal Reserve noch davon ausgegangen, dass dieser „Gegenwind“ bald wieder nachlassen würde. Nach Ansicht von Gavyn Davies verringert die in der Notenbank gestiegene Bedeutung des demographischen Einflusses auf den Gleichgewichtszins die Gefahr, dass es in den kommenden Jahren zu überraschend übertriebenen Kurswechseln in den geldpolitischen Rahmenbedingungen kommt.
Es fehlt nicht an Versuchen, das gegenwärtige Niedrigzinsniveau mit Faktoren zu erklären, die außerhalb kurzfristiger, politischer Willkür liegen, wie etwa mit dem demografischen Wandel. Im Kern wird argumentiert, dass die alternde Bevölkerung mehr gespart habe und dieses „überschüssige“ Kapital einer immer geringeren Anzahl arbeitender Menschen zur Verfügung gestellt werde.
Davies geht nicht auf die ungeheure Kapitalabsorption durch Staaten ein, die inzwischen als Emittenten alle Kapitalmärkte der Welt weit vor allen Emittenten aus der Industrie dominieren. Die explosionsartig gestiegene öffentliche Verschuldung wirkt der Zinssenkung eigentlich entgegen und führt zu einem „crowding out“ privaten Kapitals. Anstelle von Investitionen, die „sich einfach nur rechnen“, tritt öffentliche Verschuldung ohne investiven Charakter, da primär Sozialtransfers geleistet werden.
Die Geldflutung der Märkte hat möglicherweise schon längst eine – statistisch nicht von den Ämtern erfasste – Hyperinflation bei allen Kapitalgütern ausgelöst, die jede Investition teuer macht und mithin die Renditeerwartungen und damit auch die weitere Investitionsbereitschaft des privaten Sektors absenkt.
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Aktienfonds profitieren von Industrie 4.0
Von Dr. Oliver Everling | 25.Oktober 2016
„Die zunehmende Digitalisierung der industriellen Produktion hat auch Auswirkung auf zahlreiche Aktienfonds, mit denen Investoren auf die Entwicklung von Unternehmen setzen können, welche von dieser vierten industriellen Revolution (Industrie 4.0) besonders stark profitieren. Dies sind Unternehmen,“ schreibt die FERI EuroRating Services, „die vor allem in relativ jungen und innovativen Branchen tätig sind oder einen Bezug zu Informations- und Kommunikations-Technologie aufweisen.“
Viele der Fonds, die primär in Aktien von Technologie-Unternehmen investieren, haben in den vergangenen Jahren starke Wertzuwächse erzielen können. Sowohl auf Drei- als auch auf Fünf-Jahres Sicht liegen sämtliche Fonds der FERI EuroRating Services-Peergroup „Aktien Technologie Welt“ im Plus, wobei der Wertzuwachs über die Drei-Jahres Betrachtung am stärksten ausgeprägt war. Der Durchschnitt der Fondskategorie Aktien Technologie (FUX DE Equities Technology Global) erzielte über 16 Prozent Wertzuwachs pro Jahr über die letzten drei bzw. fünf Jahre (per 30.09.2016). Das geht aus aktuellen Analysen der FERI EuroRating Services hervor.
„Durch die zunehmende Vernetzung von Produktionsverfahren und den steigenden Bedarf an neuen Technologien sowie innovativen Lösungen könnte der Wachstumstrend noch lange anhalten“, sagt Christian Michel, Leiter Funds bei FERI EuroRating Services. Industrie 4.0 sei Treiber dieser Entwicklung und eine große Chance für Investoren. Durch die Vernetzung von Produkten und Maschinen über das Internet können Objekte selbstständig Informationen austauschen, Aktionen auslösen und sich wechselseitig steuern. Für diese übergreifende Kommunikation zwischen Menschen, Produkten und Maschinen seien komplexe Technologien und Lösungen erforderlich, denen Technologieunternehmen begegnen. Sie entwickeln leistungsfähige Mikrocontroller, Kommunikationssysteme, Sensoren und weiterer technischer Lösungen, die in die Objekte integriert werden. „Ebenfalls von dieser Entwicklung stark betroffen ist die Robotik-Branche“, sagt Michel.
Unter den Fonds der Peergroup Aktien Technologie Welt entwickelte sich auf fünf Jahres-Sicht der „DNB Fund Technology A EUR“ mit knapp 23 Prozent Wertzuwachs pro Jahr am besten, dicht gefolgt vom „Fidelity Funds – Global Technology A-EUR“ mit 22 Prozent. „Die positive Wertentwicklung des Sektors lässt sich auf diesem hohen Niveau nicht fortschreiben“, sagt Michel. „Dennoch werden auch zukünftig zahlreiche Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen bei der Umrüstung nachziehen beziehungsweise ihre bestehenden Prozesse verbessern, so dass der Bedarf nach innovativen und technischen Lösungen nach wie vor hoch sein wird“, so Michel weiter.
Derzeit kommen daher auch vermehrt Fonds auf den Markt, die Industrie 4.0-relevante Technologien wie die Robotik zum Thema haben. Der im vergangenen Jahr gestartete Fonds „Pictet-Robotics-R EUR“ von Pictet Asset Management, der auch im Rahmen der FERI EuroRating Awards 2016 für die Kategorie „Fund Innovation“ nominiert war, verfügt bereits über ein Fondsvolumen von 850 Millionen Euro. Credit Suisse hat mit dem „Credit Suisse (Lux) Global Robotics Equity Fund“ im Juli diesen Jahres ebenfalls einen auf die Robotik-Branche spezialisierten Fonds gestartet. Auch Deka Investment startet demnächst einen Fonds, der sich auf Industrie 4.0 fokussieren soll (www.feri-fund-rating.com).
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Mit „Euro plus“ Europa stärken
Von Dr. Oliver Everling | 24.Oktober 2016
Zur „Aufhebung der angeblich ‚unumkehrbaren‘ (‚irreversiblen‘) Europäischen Währungsunion und Substituierung durch ein neues europäisches Währungssystem“ ruft Prof. Dr. Martin Seidel die wesentlichen Fakten in Erinnerung. Prof. Dr. jur. Martin Seidel ist Honorarprofessor und ehemaliger Lehrbeauftragter für Europarecht an der Universität Münster, ehemaliger Angehöriger des Bundesministeriums für Wirtschaft, langjähriger Bevollmächtigter der Bundesregierung in Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof, Mitglied der deutschen Delegation bei den Maastrichter Verhandlungen über die Wirtschafts- und Währungsunion. Lehraufträge und Vorträge führen ihn ins In- und Ausland. Derzeit ist er Forschungsprofessor am Zentrum für Europäische Integrationsforschung an der Universität Bonn.
Als neues europäisches Währungssystem bietet sich nach Ansicht von Seidel „neben anderen Vorschlägen, aber wohl an erster Stelle“, das System einer Parallelwährung an, das unter dem Namen Euro plus näher bekannt sei. „Es baut auf dem von der britischen Regierung in Maastricht als Beitrag zur Diskussion eingeführten Vorschlag über die Einführung einer sog. Hard European Currency Unit (Hard Ecu) auf und wurde von Wilhelm Hankel fortentwickelt.“
Das Währungssystem Euro plus erleichtert und ermöglicht die Mitwirkung Großbritanniens, Dänemarks und Schwedens sowie möglicherweise die Beteiligung Norwegens und Islands bei seiner Errichtung, analysiert Seidel.
„Die Funktion, die der Euro plus in dem neuen Währungssystem, in dessen Mitte er steht, inne hat, weicht von der Funktion des bisherigen Euro als bisher exklusive einheitliche Währung für die Europäische Union zweifellos nicht unwesentlich ab,“ macht Seidel klar, „so dass er eigentlich eine andere Bezeichnung führen müsste. Eines der grundliegende Anliegen des von Wilhelm Hankel entwickelten Vorschlags besteht aber darin, den Euro wegen seines Prestigewertes und seines möglichen späteren Wiederauflebens als Einheitswährung mit seinem Namen zu erhalten.“
Mehr von Seidel zum Thema im ifo, Schnelldienst 6/2015 68. Jahrgang, München 26. März 2015, S.-9-22225) Zweitdruck „° in URO JOURNAL pro management, Nürnberg, 1/2015 S. 12-26.
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ebase digitalisiert mit Fincite
Von Dr. Oliver Everling | 24.Oktober 2016
Die European Bank for Financial Services GmbH (ebase) und das FinTech-Unternehmen Fincite haben eine strategische Partnerschaft geschlossen, um neben Banken und Vermögensverwaltern auch Versicherungsunternehmen bei der Umsetzung digitaler Innovationen zu unterstützen. „Die Digitalisierung schreitet voran, die Märkte verändern sich in rasantem Tempo“, sagt Rudolf Geyer, Sprecher der Geschäftsführung von ebase, „das macht auch vor der Versicherungsbranche nicht halt.“
„Technologisch sind in den letzten zwei Jahren völlig neue Lösungen möglich geworden“, ergänzt Ralf Heim, Co-CEO der Fincite GmbH. „Kunden können heute jederzeit ihre Finanzen im Blick haben. Sie können ihre Konten, Depots und Policen mit intelligenten Applikationen verknüpfen. Dieses Angebot muss nicht immer zuerst von einem Startup kommen.“
Gemeinsam mit Versicherungsunternehmen wollen ebase und Fincite neuartige digitale Versicherungslösungen entwerfen – und das im individuellen Layout des jeweiligen Versicherers. Die technischen Möglichkeiten, die ebase und Fincite Versicherungen bieten, basieren auf dem Angebot von Fincite für digitale Asset-Management-Lösungen sowie auf der Abwicklungsplattform und Produktvielfalt von ebase als Vollbank und Finanzportfolioverwalter.
Nachdem klassische Lebensversicherungen aufgrund des anhaltenden Niedrigzinsumfeldes deutlich an Attraktivität zu verlieren scheinen, sehen ebase und Fincite großes Potenzial für flexible digitale Lösungswege beim Thema Altersvorsorge. „Einen echten Bedarf sehen wir beispielsweise an dynamischen, individuellen Rentenpolicen, bei denen flexible Einzahlungen des Kunden direkt im Rahmen der Police rentabel investiert werden. Zum Beispiel in ein gemanagtes Portfolio aus Fonds oder ETFs, bei dessen Administration ebase über langjährige Erfahrung verfügt“, erläutert Geyer. „Man könnte den Kunden sein persönliches Rentenziel selbst definieren lassen und ihn mithilfe von smarten Sparregeln bei der Erreichung seines Ziels unterstützen. Solche Algorithmen könnten regelmäßig den Kontostand und die aktuelle Erreichung des Sparziels überprüfen. Je nach Erreichungsgrad könnten dem Kunden dann entsprechende Transaktionen vorgeschlagen und nach dessen Zustimmung ausgeführt werden“, führt Heim diese Idee weiter aus. Eine Selbstverständlichkeit für den Kunden sei heutzutage auch, dass er jederzeit online die aktuelle Erreichung seines Sparziels nachverfolgen und gegebenenfalls Einstellungen anpassen kann, so Heim.
„Die Digitalisierung wird in den kommenden Jahren auch in der Versicherungsbranche einen Schwerpunkt bilden“, so die Prognose der Partner. Durch die strategische Partnerschaft wollen ebase und Fincite Versicherern eine Möglichkeit bieten, neue digitale Lösungen zu entwickeln, mit denen sie mehr Aufmerksamkeit bei ihren Kunden wecken und sich einen Wettbewerbsvorsprung erarbeiten können. Zurzeit würden bereits mehr als 50 Versicherungen in Deutschland die Dienstleistungen von ebase nutzen.
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Jetzt online zum CCrA avancieren
Von Dr. Oliver Everling | 21.Oktober 2016
Die CCrA® Ausbildung zum Certified Credit Analyst ist mit fast 600 Absolventen das führende Postgraduierten-Programm für Spezialisten im Kreditbereich von Banken und am Kapitalmarkt in Deutschland.
Seit 2016 können die Teilnehmer den qualifizierten Abschluss neben dem klassischen Präsenzunterricht auch mit der Online-Variante erreichen. Die Teilnehmer können also die Variante wählen, die beruflich und privat am besten zu ihnen passt:
Einerseits CCrA® Classic: 17 Tage Präsenzunterricht im DVFA Center in Frankfurt am Main, andererseits CCrA® Online: online lernen mit Videos und Handouts – unabhängig von Zeit und Ort.
Der Präsenzunterricht startet am 30. März 2017. Mit der Online-Variante kann jederzeit – unter Berücksichtigung einer empfohlenen Mindestlaufzeit von 5 Monaten bis zur Prüfung – begonnen werden. Die Themenschwerpunkte Regulatorische Kapitalanforderung, Unternehmensanalyse, Rating sowie Credit Portfolio Management werden durch praxisnahe Workshops und Fallstudien ergänzt.
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Vermögen richtig schützen
Von Dr. Oliver Everling | 21.Oktober 2016
In den Anfängen des Neuen Marktes Ende der 1990er Jahre wäre es wohl kaum lohnend gewesen, einen solchen Buchtitel zu verkaufen: „Vermögen richtig schützen – Gefahren erkennen und Vermögenswerte gegen Risiken, Forderungen und Verluste absichern“. Damals fanden Bücher reißenden Absatz, die den schnellen Weg zu Reichtum versprachen. Heute müssen Sparer froh sein, wenn ihnen der Staat mit seinen vielfältigen Möglichkeiten der Geld- und Fiskalpolitik nicht die letzten Ersparnisse noch abnimmt.
Hans-Lothar Merten und Markus Schuhmann setzen sich als Autoren des neuen Buches aus dem FinanzBuch Verlag das Ziel aufzuzeigen, unter welchen Voraussetzungen und mit welchen Instrumenten Vermögen geschützt werden kann. Zu Beginn der Niedrigzinsphase schien es, Banken und Sparkassen würden die Negativzinsen der Europäischen Zentralbank nicht auch an private Kunden weitergeben. Diese Hoffnung hat sich inzwischen zerschlagen, denn fast alle Banken sind dazu übergegangen, ihre durch die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien ermöglichten Produktivitätsfortschritte nicht an Kunden durch Preissenkungen weiterzugeben, sondern – im Gegenteil – ihre fehlenden Zinserträge durch Gebührenerhöhungen wettzumachen. Von dieser Entwicklung sind insbesondere Sparer mit kleinen Vermögen betroffen, bei denen die Bankgebühren für Transaktionen und Kontoführung ein relativ hohes Gewicht haben.
Schon von der thematischen Ausrichtung her ist das Buch von Merten und Schumann daher kein bloßer Abklatsch der vielen Ratgeber zum Thema Geld. So ließen sich die Autoren auch eine originelle Gliederung einfallen, die das Buch in drei Teile teilt. Im ersten Teil geht es um Vermögensschutz 2.0, im zweiten Teil um alles, was schiefgehen kann, da es auch irgendwann schief gehen werde, und im dritten Teil um Risikoverortung und einen 360° Rundumblick. Den Autoren dürfte es gelungen sein, die Denkweise jedes Lesers nachzuempfinden, der nicht bereits bankwirtschaftliche und kapitalmarkttheoretische Vorbildung mitbringt.
Wer nämlich nach den ersten Abschnitten verstanden hat, dass sein Geld in Deutschland und eigentlich auch in ganz Europa ernsthaft in Gefahr ist, wird sich mit dem Gedanken tragen, die Flucht zu ergreifen. Der Thematik „going offshore“ werden daher gleich zwei Kapitel gewidmet. Wer sich durch diese Kapitel gearbeitet hat, wird erkennen, wie wenig von den alten Rezepten geblieben ist. Der neue, digitale Überwachungsstaat macht es möglich. Indem Finanzbehörden gestohlene Daten kaufen und ein engmaschiges Kontrollnetz über alle Bürger ziehen, gehen auch kleinste Beträge ins Fangnetz eines Staatsapparats, der sich durch supranationale Organisationen zudem noch zunehmend seiner demokratischen Legitimation entledigen kann.
Das Buch von Merten und Schuhmann widmet mit sich jedoch nicht der Ursachenforschung für diese politischen Entwicklungen, sondern den praktischen Fragen, wie Anleger ihr Vermögen heute noch schützen können. Alle wesentlichen „Gefahrenorte“, wie sie es nennen, kommen zur Sprache: Privat- beziehungsweise Finanzvermögen, Immobilie, Unternehmen, Unternehmensnachfolge, Steuerstaat, Familie, soziales und gesellschaftliches Umfeld und schließlich auch die Gefahrenquelle Todesfall.
Das Buch ist insbesondere denjenigen zur Lektüre anzuraten, die sich noch mit der Hoffnung tragen, eines Tages ein wenig ihres Vermögens ihren Kindern hinterlassen zu können. Der Staat kennt insbesondere für diejenigen kaum mehr Gnade, die aus eigenen Kräften sich eine Existenz aufgebaut haben. Wer ehrlich stets sein Einkommen versteuert hat, muss dennoch damit rechnen, dass im Erbfall der Staat auch noch das bereits versteuerte Vermögen wegnimmt.
Auf die Probleme von Erbschaft und Nachfolge kommen die Autoren daher wiederholt zu sprechen und räumen der Thematik breiten Raum ein. Dies mag auch damit zusammenhängen, dass Dr. Markus Schuhmann als Rechtsanwalt und Fachanwalt für Erbrecht, Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht, Fachanwalt für Steuerrecht sowie als zertifizierter Testamentsvollstrecker tätig ist.
Bei diesem Buch haben Autoren und Verlag erfolgreich zusammengewirkt. Der Titel trifft die aktuelle Sorge vieler Sparer und die Autoren liefern Antworten auf Fragen, die sich jeder Anleger heute stellen muss. Dabei gelingt es den Autoren und dem Verlag, das Buch mit höchster Aktualität auf den Markt zu bringen. So sind hier auch der Brexit sowie der US-Wahlkampf bereits verarbeitet.
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