Mehr Syndicated Loans-Aktivität in Europa

Von Dr. Oliver Everling | 15.November 2016

Der auf Unternehmensanleihen und -kredite spezialisierte institutionelle Asset Manager Muzinich & Co. verstärkt seine europäische Loans-Expertise mit vier Investmentexperten. Torben Ronberg ist ab sofort als neuer Head of Syndicated Loans bei Muzinich tätig. Stuart Fuller, Sam McGairl und Alex Woolrich starten jeweils als Director Syndicated Loans. Gemeinsam ergänzen sie die laufenden Aktivitäten von Muzinich im Bereich europäischer Unternehmensanleihen.

Ronberg und sein Team konzentrieren sich künftig auf den Ausbau der europäischen Senior Secured Loans-Expertise von Muzinich durch die Einführung von zwei neuen Strategien: Neben der Strategie eines European Loans Funds, der in ungehebelte, breit diversifizierte Syndicated Loans mit einer Mindestgröße von 200 Millionen Euro investiert, setzt das Team künftig auch auf eine Multi-Asset-Strategie mit einer Mischung aus Senior Secured Loans und Senior Secured High Yield-Anleihen. Damit verstärkt das neue Loans-Team die Kernstrategien im Credit-Management von Muzinich.

Beide Strategien profitieren vom stringenten, risikoaversen Ansatz von Muzinich sowie der breiten Diversifikation in verschiedene Sektoren und Länder. Die Auflage wird unter dem in Irland registrierten Fondsvehikel ICAV erfolgen, einem qualifizierten alternativen Investmentfonds, der sich unter anderem an Pensionskassen, Versicherungsunternehmen und andere institutionelle Investoren richtet.

Hierzu George Muzinich, Gründer und Chairman bei Muzinich & Co.: „Torben Ronberg und sein Team arbeiten seit über zehn Jahren erfolgreich zusammen und haben eine hervorragende Reputation am Markt. Wir freuen uns, unsere langjährige Expertise im Credit-Management mit diesem erfahrenden Team auszubauen und fortzusetzen.“

Torben Ronberg ergänzt: „Gemeinsam mit Fuller, McGairl und Woolrich konnten wir mit Senior Secured Loan-Strategien einen 10-jährigen, die Benchmark schlagenden Track-Rekord aufbauen und hohe einstellige Renditen generieren. Wir sind überzeugt, dass diese Asset-Klasse weiterhin attraktive risiko-adjustierte Renditen bieten wird. Auch Pensionsfonds und andere institutionelle Investoren zeigen steigendes Interesse an Senior Secured Loans, da die anhaltend attraktiven Floating Rate Returns einen gewissen Schutz gegen steigende Zinsen bieten.”

Zuvor waren Ronberg, Fuller, McGrail und Woolrich gemeinsam bei ECM Asset Management tätig, einer Tochtergesellschaft von Wells Fargo Asset Management. Torben Ronberg verantwortete dort als Head of Sub-Investment Grade jegliche Loans und High Yield Investments. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Corporate Banking, mit weiteren Stationen bei der Dankse Bank Group. Stuart Fuller, Sam McGrail und Alex Woolrich waren bei ECM als Portfolio Manager tätig. Sie weisen jeweils mehr als 15 Jahre Expertise im Leveraged Finance-Geschäft auf. Fuller startete seine Karriere bei Tullett & Tokyo Liberty, McGrail sammelte Erfahrungen bei der Bank of Scotland sowie BNP Paribas und Woolrich begann bei Merrill Lynch.

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Bleibende Eindrücke vom TSI Kongress 2016

Von Dr. Oliver Everling | 9.November 2016

Am 28. und 29. September 2016 trafen sich knapp 650 Vertreter von Banken, Investoren aus dem In- und Ausland, Kanzleien und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, Dienstleistungs- und Beratungsunternehmen, Aufsicht und EZB, Ratingagenturen sowie der Politik in Berlin auf dem diesjährigen TSI Kongress, der unter dem Titel stand „Die Zukunft des Verbriefungs- und Structured Finance Marktes in Deutschland und Europa“.

Eines der Kernthemen, dass sowohl auf dem Eröffnungspanel im Beisein von Vertretern des BMF und des europäischen Parlamentes diskutiert wurde als auch in einem weiteren großen Fachpanel, war die Einführung eines Qualitätssegmentes unter der Bezeichnung STS-Verbriefung als eines der Prestigeprojekte im Rahmen der Kapitalmarktunion der EU. Die politische Erkenntnis und der Wille, Verbriefungen über ein STS-Segment innerhalb der Kapitalmarktunion zu fördern, sind zwar vorhanden. Indes fehlen den vorliegenden Entwürfe seitens des Rates und des Parlamentes die fachlichen Konzepte, diese Ambitionen im Hinblick auf die geplante Verabschiedung der STS-Regulierung entsprechend zeitnah umzusetzen, war das Fazit der Diskussionen. Den aktuellen Status Quo der Regulierungsentwicklungen in den letzten 2 Jahren bringen die Folien von Dr. Hartmut Bechtold, Geschäftsführer der TSI, aus seiner Eröffnungsrede bildlich auf den Punkt.

Einige zentral diskutierte Themen des Kongresses im kurzen Überblick:

Nach einem schwachem Jahr 2015 zieht die Nachfrage nach Kreditfonds dieses Jahr unter neuen regulatorischen Rahmenbedingungen und einer rückläufigen Zinsentwicklung in den Anleihemärkten wieder deutlich an.

Das enorme Infrastrukturfinanzierungsvolumen in Europa sollte unter den neuen aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen für Banken und Versicherungen eher über partnerschaftliche Kooperation gestemmt werden.

Die Verbriefung von P2P-Krediten sollte sich in Europa weiter fortsetzen und damit das MPL-Segment (Marketplace Lending) eine ähnlich dynamische Entwicklung wie in anderen Ländern nehmen. Ähnliches gilt auch für NPLs, die bei Restrukturierung von Banken entweder direkt an spezialisierte NPL-Investoren veräußert oder via NPL-Verbriefung einem größeren Investorenkreis angeboten werden.

Auch die Diskussion um die Privilegierung von Staatsanleihen in der Regulierung und dies im Zusammenhang mit Europas Finanzmarktstabilität wurde thematisiert und im Rahmen des Schlusspanels intensiv geführt. Einerseits werden Banken und Versicherungen aufsichtsrechtlich ermutigt, Staatsanleihen zu halten, andererseits manifestiert sich in den hohen Beständen von Staatsanleihen bei Banken der Defizitstaaten Südeuropas die enge Verquickung von Staats- und Bankenrisiken. Hinzu kommt, dass die EZB in den letzten zwei Jahren in ihren Bilanzen im Rahmen ihres Ankaufprogramms erhebliche Bestände von europäischen Staatsanleihen aufgebaut hat. Trotz politischer Einsicht in die Notwendigkeit einer Entprivilegierung ist eine Änderung der regulatorischen Behandlung von Staatsanleihen in näherer Zukunft nicht zu erwarten.

Der Brexit zog sich als Querschnittsthema durch den gesamten Kongress. Nach der High Court Entscheidung ist der zeitliche Fahrplan und die inhaltliche Ausgestaltung jedoch noch ungewisser als zuvor.

Über den Hintergrund des aktuellen Wahlergebnisses und eines möglichen, unerwarteten Wahlausganges konnten sich die Kongressteilnehmer bereits in Berlin durch einem Kenner der gesellschaftlichen und politischen Szenerie ein Bild machen. Dass Donald Trump als 45. Präsident der Vereinigten Staaten ins Weiße Haus einziehen wird, ist vielmehr ein Spiegelbild der aktuellen Lage der amerikanischen Gesellschaft ist und weniger überraschend, als viele nun meinen. Dies ließ Stephan G. Richter, Herausgeber und Chefredakteur des in Washington D.C. ansässigen „The Globalist“ in seinem Vortrag zum Thema “Wahlen in den USA: Was treibt die amerikanischen Wähler wirklich um?“, der die gesellschaftlichen Entwicklungen in den USA und die aktuelle Spaltung der amerikanischen Bevölkerung aufs Treffendste beschrieb, klar durchblicken.

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Kurzfristige Erschütterung

Von Dr. Oliver Everling | 9.November 2016

„Donald Trump hat also tatsächlich das Rennen gemacht – der zuletzt doch überraschende Wahlausgang erschüttert weltweit die Kapitalmärkte – zumindest kurzfristig, kommentiert Dr. Heinz-Werner Rapp, Vorstand und Chief Investment Officer von FERI, die Wahl in den USA.

„Trump als US-Präsident gilt als globaler und geopolitischer Risikofaktor. Der Republikaner verbreitet durch seine harsche und unüberlegte Rhetorik Unsicherheit – und das ist Gift für die Börsen. Seine indirekte Andeutung eines Defaults bei US-Staatsanleihen und seine klare Ablehnung der Notenbankpolitik von Janet Yellen verstärken die Sorge und Skepsis“, sagt Rapp.

Aber trotz aller Aufregung gilt nacg Rapp: „An den Börsen wird das Leben weiter gehen. Zum einen, weil die neue Situation an den Märkten bereits durch Kursverluste partiell antizipiert wurde. Zum anderen, weil Trump grundsätzlich als ‚business friendly‘ wahrgenommen wird. Wir gehen daher davon aus, dass nach den ersten Marktturbulenzen auch bald wieder partielle Erholungen an den internationalen Finanzmärkten möglich sind.“

Zu den Aktien, die von der Politik des neuen US-Präsidenten profitieren, gehören vor allem Werte in den Bereichen Infrastruktur, Waffen und Fossile Brennstoffe. Negative Effekte ergeben sich vor allem für exportorientierte Unternehmen, die unter Trumps Protektionismus zu leiden hätten. Dazu gehört unter anderem auch die deutsche Automobilindustrie.

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Nachhaltiger Aktienindex für Berlin mit oekom research

Von Dr. Oliver Everling | 8.November 2016

Die oekom research AG und die Solactive AG werden gemeinsam für das Land Berlin einen an Nachhaltigkeitskriterien orientierten Aktienindex für Geldanlagen aus der Versorgungsrücklage des Landes entwickeln und betreuen. Die Kooperationsbewerbung der beiden Unternehmen hat sich im Wettbewerb um den Auftrag für die Entwicklung dieses Index durchgesetzt.

Dazu erklärte Finanzsenator Dr. Matthias Kollatz-Ahnen: „Wir haben auf unsere Ausschreibung hin eine Vielzahl sehr guter Bewerbungen erhalten. Das zeigt, dass Nachhaltigkeit auch für die Finanzbranche ein zunehmend interessantes Thema wird. Ich bin überzeugt, dass das Land mit seiner Auswahlentscheidung starke Kooperationspartner gefunden hat und neue Maßstäbe setzen kann, wenn es um an Nachhaltigkeit orientierte Anlagestrategien für öffentliche Gelder geht.“

Bei den für das Land Berlin anzulegenden Mitteln handelt es sich um Geld aus dem Sondervermögen „Versorgungsrücklage des Landes Berlin“, das aktuell insgesamt über rund 823 Millionen Euro verfügt. Nach den gegenwärtig noch geltenden Anlagerichtlinien können bis zu 15 Prozent der Mittel in Aktien angelegt werden. Es gibt Überlegungen, diesen Anteil perspektivisch auf bis zu 25 Prozent zu erhöhen.

Bisher investiert das Land im Aktiensegment ausschließlich in voll replizierende börsengehandelte Indexfonds  (ETFs – Exchange Traded Funds), die den DAX 30 bzw. den EURO STOXX 50 nachbilden.

Robert Haßler, CEO oekom research AG: „Wir freuen uns sehr, das Land Berlin mit unserem Nachhaltigkeits-Research und unseren Daten zu unternehmensbezogenen Klimarisiken unterstützen zu können. Unsere Erfahrung als Divestment-Partner von kommunalen Klimapionieren wie Münster oder Stuttgart sowie die langjährige Zusammenarbeit mit Solactive bei Nachhaltigkeitsindizes werden hier von großem Vorteil sein.“

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Überrendite

Von Dr. Oliver Everling | 7.November 2016

Wer sich selbst um seine eigenen Finanzen kümmert und Ersparnisse so anlegen will, dass er mehr als die von Banken und Sparkassen versprochenen Zinsen auf sein Vermögen erwarten darf, greift sicher gerne zu einem Buch mit dem Titel „Überrendite“. Mit dem neuen Buch im FinanzBuch Verlag aus der Münchner Verlagsgruppe fasst Dr. Alexis Eisenhofer 25 Jahre seiner Erfahrungen als Investor und Unternehmer am Kapitalmarkt zusammen.

Kein Buch vermag mehr einen kompletten Überblick über alle Finanzanlagen zu bieten. „12 Millionen Instrumente umfassen außerdem weitaus mehr,“ macht Eisenhofer klar, „als die weltweiten Sparer überhaupt Geld haben. Damit es in diesen Wertpapieren Kurse gibt, die ein Privatanleger handeln könnte, müssen Maschinen nach bestimmten Modellen künstliche Preise stellen.“

„Der Glaube an besonders kluge Portfoliomanager veranlasst Millionen Kleinsparer weltweit, insgesamt 74 Billionen US-Dollar in 122.000 Fonds zu investieren. Dass es nur 52.000 börsennotierte Unternehmen gibt, von denen eigentlich nur 5.000 genügend Aktien für den Börsenhandel haben, zeigt das besondere Gewicht von Fondsmanagern in der Finanzbranche“, gibt Eisenhofer zu denken. Selten finde man aber die von Fonds erhoffte Überrendite.

„Außerdem verlieren Ansätze, die historisch gut funktionierten, aufgrund von hoher Nachahmung ihren Wert. Was nutzt der Nobelpreis von Harry Markowitz zur Berechnung optimaler Portfolios,“ fragt Eisenhofer, „wenn jeder diese Vorgehensweise anwendet?“ Das Buch ist locker formuliert: Erstens ist es wohl der falsche Ort, in diesem Kontext nach dem Nutzen des Nobelpreises zu fragen, und zweitens dürfte wohl gerade dann die Theorie von Harry Markowitz – rein theoretisch – ihren höchsten Nutzen bringen würde, wenn sich jeder an sie halten würde. Zu den realitätsfernen Annahmen seiner Theorie gehört nämlich, dass der Anleger stets rational auf vollkommenen Märkten handelt.

Eisenhofer skizziert die Gründe, weshalb es den meisten Anlegern nicht gelingen dürfte, mit aktiv gemanagten Fonds zur Überrendite zu gelangen, und erläutert die Vorteile von Indexfonds. „Wenn es jedoch nur passive Anlagen gäbe und niemand die Fundamentaldaten der Unternehmen prüfen würde,“ räumt er ein, „wäre der Kapitalmarkt nicht effizient. Bei aller Kritik an aktivem Portfoliomanagement kann insgesamt hierauf jedoch nicht völlig verzichtet werden. Je mehr Indexfonds entstehen, desto stärker wird ab einem gewissen Zeitpunkt das Pendel in Richtung aktives Management zurückschwingen.“

Diese Aussage passt zu seiner Feststellung an anderer Stelle, als es um die Effizienzmarktthesen von Eugene Fama geht: „Dass Kapitalmärkte gar nicht völlig effizient sein können, liegt auch am Informationsparadoxon: Wären Märkte nämlich effizient, könnten kostenintensive Informationen gar nicht durch Gewinne refinanziert werden und würden unterbleiben. Folglich kann der Markt auch nicht mehr alle Informationen verarbeitet haben, weil diese ja nicht beschafft worden sind.“

Dem Leser wird die Vielfalt der Einflussfaktoren klar, die auf den Ertrag jeder Kapitalanlage einwirken. „Komplexität entsteht aber nicht nur bei den Entscheidungsträgern,“ so Eisenhofer, „sondern wird diesen auch oftmals durch Gesetze und Anlagerichtlinien vorgegeben. In guter Absicht geben Aufsichtsbehörden Rahmenbedingungen vor, die allerdings Rendite kosten. Dies gilt insbesondere für die großen institutionellen Anleger wie Pensionskassen und Versicherungen.“

Während Credit Ratings nur am Rande diskutiert werden, geht Eisenhofer ausführlicher auf Fondsratings ein. „Fondsratings und Analystenempfehlungen sind wichtige Vertriebsmittel. Nur selten haben sie aber“, so sein Fazit, „eine echte Prognosekraft. Bei Fondsratings sind meist nur die schlechten Ratings aussagekräftig, weil schlechte Fonds keine weiteren Mittel einsammeln können und daher strukturelle Kostenprobleme haben.“

Das Buch liest sich flüssig, weißt aber keine sonderlich ausgeklügelte Gliederung auf. 22 Themen reihen sich aneinander. So folgen beispielsweise den Ausführungen zur Effizienzmarkthypothese Darstellungen wissenschaftlicher Renditeanomalien, Erläuterungen der technischen Aktienanalyse und Bemerkungen zur Prognosegüte bei Daytrading. Weiter geht es mit dem Fondsmanagerparadoxon, Ex-Post-Verzerrung von Renditen, mit einem Abschnitt mit dem Titel „Der falsche Guru“ und die Auflistung typischer Verhaltensfehler von Anlegern.

Das Buch kann fast wie eine Zeitschrift gelesen und durchblättert werden, da die einzelnen Kapitel unterhaltsam und in sich schlüssig formuliert sind. Der Leser lernt Grundlagen wichtiger Theorien und eine Vielzahl von Begriffen kennen, ohne ein trockenes Studium von Definitionen fürchten zu müssen.

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Erste Prognose für 2017

Von Dr. Oliver Everling | 7.November 2016

Der Aufschwung der Weltwirtschaft bleibt auch im Jahr 2017 zahlreichen Risiken ausgesetzt. Die hohe Verschuldung der privaten Haushalte und vieler Staaten, politische Unsicherheiten und ungelöste Probleme im Bankensektor dämpfen weltweit Konsum, Investitionen und Handel. Diesen Befund stellt FERI über ihren gesamtwirtschaftlichen Ausblick auf das Jahr 2017. Da zudem weder die USA noch China derzeit die Kraft besitzen, die Weltwirtschaft anzukurbeln, ist mit einem insgesamt moderaten Wachstum zu rechnen. Bestimmte Märkte und Regionen und nicht zuletzt die weitere Entwicklung der Inflation besitzen jedoch Potenzial für Überraschungen.

„Der starke Dollar und ein drastischer Rückgang der Investitionen zur Erschließung neuer Ölfelder bremsten die wirtschaftliche Dynamik der US-Wirtschaft bis zur Jahresmitte 2016 ab“, berichtet Axel Angermann, Chefvolkswirt der FERI. „Diese Sonderfaktoren lassen in ihrer Wirkung nun nach. Spürbar war dies bereits im dritten Quartal 2016, als die wirtschaftliche Dynamik deutlich anzog. Insgesamt dürfte das BIP-Wachstum in den USA im Jahr 2017 wieder oberhalb von 2 Prozent liegen.“

Denkbar sei, dass die steigende Beschäftigung die Konjunktur anregt und das Wachstum über die Marke von 2,5 Prozent treibt. In diesem Fall geriete die Fed in eine schwierige Lage, weil sie mit Blick auf die eigene Wirtschaft die Zinsen schneller anheben müsste als allgemein erwartet. Gerade dies würde aber eine starke Aufwertung des Dollar mit der Gefahr neuer Turbulenzen in den Schwellenländern und negativer Rückkopplungen auf die USA auslösen.

Der chinesischen Führung sei es mit einer sehr expansiven Geldpolitik und massiven fiskalpolitischen Interventionen nach Ansicht der FERI vorerst gelungen, die wirtschaftliche Lage zu stabilisieren. Die chinesische Wirtschaft wird deshalb im Jahr 2017 um etwas weniger als 6,5 Prozent wachsen. Die derzeit verfolgte Wirtschaftspolitik stellt allerdings einen Rückgriff auf jene Krisenbewältigungsmechanismen dar, die seit 2010 das Grundproblem der chinesischen Wirtschaft – die extrem hohe (private) Verschuldung – erst hervorgebracht haben. Der Umbau der Wirtschaft zu einem nachhaltigeren Wachstumsmodell, das vor allem auf den privaten Konsum setzt, und die Stützung bestehender Strukturen durch fortgesetzte wirtschaftspolitische Interventionen sind auf Dauer unvereinbare Ziele.

China bleibt damit das größte Risiko für die Fortsetzung des weltwirtschaftlichen Aufschwungs, urteilt Angermann. Gelingt es der chinesischen Führung nicht, Investoren davon zu überzeugen, dass sie den Strukturwandel im Griff hat, dürfte es erneut zu massiven Kapitalabflüssen kommen, die wiederum negativ auf den Rest der Welt abstrahlen würden.

In den Schwellenländern ist davon auszugehen, dass sich die moderate Erholung fortsetzt. Wichtige Länder wie Russland und Brasilien werden im kommenden Jahr wieder positive Zuwachsraten des BIP verzeichnen. Es bestehen jedoch weiterhin strukturelle Ungleichgewichte. Für deren Bereinigung ist der erforderliche politische Wille nicht überall vorhanden (Südafrika) oder zweifelhaft (Brasilien). Einige Länder kämpfen mit sich verschärfenden Ungleichgewichten (Türkei), für die ein wirtschaftlicher Einbruch, ausgelöst durch eine Zahlungsbilanzkrise, das wahrscheinlichste Szenario darstellt.

Das wirtschaftliche Wachstum im Euroraum verläuft im Jahr 2017 gemäßigt und dürfte sich aufgrund der verschlechterten Exportaussichten nach Großbritannien sogar leicht abschwächen. Sowohl außenwirtschaftlich als auch binnenwirtschaftlich fehlen entscheidende Impulse für mehr Wachstum. Probleme bereitet insbesondere die Divergenz der ökonomischen Entwicklung innerhalb des Euroraums: Frankreich und in noch stärkerem Maße Italien leiden weiterhin unter strukturellen Problemen, eine Lösung ist auf absehbare Zeit nicht in Sicht. Hinzu kommen politische Risiken: Das Referendum in Italien im Dezember, die Wahl eines neuen Staatspräsidenten in Frankreich, die Bundestagswahl in Deutschland und die Aufnahme von Verhandlungen, die den möglichen Austritt Großbritanniens aus der EU regeln sollen, erhöhen die Unsicherheiten. Die Handlungsfähigkeit der EU, die nach dem Brexit schwer angeschlagen ist, dürfte angesichts dessen ebenfalls sehr einschränkt bleiben.

In Deutschland wird der Aufschwung zwar weiterhin von einer vergleichsweise robusten Binnenkonjunktur getragen, schwächt sich aber wegen der Auswirkungen des Brexits und der schwachen Dynamik des Euroraums ebenfalls ab. Für das Jahr 2017 rechnet FERI mit einem Wirtschaftswachstum von nur noch 1,3 Prozent.

Die höheren Rohstoffpreise führen derzeit zu steigenden Inflationsraten. Dieser Prozess wird sich in den kommenden Monaten fortsetzen, spätestens im Frühjahr 2017 aber an Wirksamkeit verlieren. Die schwache Wachstumsdynamik verhindert fortdauernde Inflationsimpulse mit der Folge, dass die Inflationsraten im Jahr 2017 höher liegen werden als im Jahr 2016, insgesamt aber moderat bleiben.

Überraschend höhere Inflationsraten könnten allerdings aus einer stärkeren Dynamik der US-Wirtschaft und den Auswirkungen eines stärkeren Dollar auf die Importpreise der europäischen Länder resultieren.

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Das Ende der Lebensversicherung

Von Dr. Oliver Everling | 7.November 2016

Dr. h.c. Michael Grandt schreibt über „Das Ende der Lebensversicherung – Warum Sie jetzt handeln müssen und wie Sie Ihre Altersvorsorge retten – Schritt für Schritt“ im FinanzBuch Verlag, einem Imprint der Münchner Verlagsgruppe. Während „Disclaimer“ in den Prospekten von Finanzdienstleistern inzwischen zum Standard gehören, sind sie in Büchern eher noch eine Seltenheit. Bei Grandt liest sich dieser so: „Ich weise darauf hin, dass diese Studie kein Ersatz für eine gründliche Analyse Ihrer individuellen finanziellen Situation darstellt, die von Leser zu Leser variiert. Diese Publikation stellt einen Gesamtüberblick dar. Sie sollten sich zusätzlich informieren und Ihre Entscheidungen eigenverantwortlich treffen. Meine Einschätzungen, Prognosen und Tipps sind als persönliche Meinungsäußerung und als unverbindliche Information anzusehen.“

Wer das Buch bis zum Ende liest, wird sich an den Disclaimer erinnern. Der Autor zahlreicher Bücher Grandt ist so schreibgewandt, dass er dem Leser fasst das Gefühl gibt, er säße vor dem Leser und würde mit ihm sprechen. Er schreibt praktisch so, wie ein unabhängiger Finanzberater mit seinem Kunden sprechen würde (oder vielleicht besser: sollte).

Grandts Darstellungen enthalten politischen Sprengstoff. „Das Durchschnittsrentenniveau in der EU beträgt rund 60 Prozent, 28 in Deutschland nur knapp 44 Prozent. Das heißt: Sie als größter EU-Nettozahler subventionieren die viel höheren Renten in anderen europäischen Ländern und müssen selbst immer mehr Kürzungen hinnehmen.“ Jeder Beitragszahler in Deutschland trage im Schnitt die Kosten von knapp „0,7 Rentner“ pro Monat, Tendenz steigend. „Dazu kommt: Aktuell beziehen Männer im Schnitt 17,3 Jahre Rente, Frauen 20,8 Jahre – fast doppelt so lange wie 1960. So kann das Umlageverfahren nicht mehr funktionieren!“ Rund 43 Millionen Erwerbstätige stehen also rund 33 Millionen Menschen gegenüber, rechnet Grandt vor, die vom Staat finanziert werden müssen.

„Die staatliche Regierungspropaganda erklärt,“ warnt Grandt, „die Rente sei sicher, propagiert aber zugleich die Riester-Rente als Zusatzversorgung, weil die »normale« Rente nicht reicht! Merken Sie was?“ Grand will aber nicht nur kritisieren, sondern konstruktive Vorschläge machen: „Nachgelagerte Besteuerung abschaffen. Dem Staat entgehen dann zwar Einnahmen, aber langfristig kommt dies billiger, als die Menschen später über Hartz IV oder die Alterssicherung zu finanzieren. Anrechnung auf Alterssicherung abschaffen. Bei fondsgebundener Riester-Rente: Nur in sichere festverzinsliche Wertpapiere investieren.“ Grandt streut in sein Buch zahlreiche Politikempfehlungen ein. Leider erweist sich Grandt dabei schon zu sehr als Experte, um zu sehen, dass seine Vorschläge nicht immer auch zu einer wirklich durchgreifenden Vereinfachung des Systems beitragen würden.

Dabei ist Grandt um Einfachheit und Verständlichkeit sogar um den Preis willen bemüht, Themen, die in den Bibliotheken der Volkswirtschaftslehre ganze Regale füllen, in wenigen Sätzen abzuhandeln. Zum Beispiel bei seiner Definition von „Inflation“: „Volkswirtschaftlich exakt errechnet man die »wahre Inflation« so: Geldmengenwachstum (M3) ./. Wirtschaftsleistung“. Auch wenn man wissenschaftlich über Details seiner Darstellung lange diskutieren kann, stimmen seine wesentlichen Aussagen: „Sie sehen also, bei einer wahren Inflation von 5 Prozent verlieren 100 Euro in 30 Jahren fast 80 Prozent an Kaufkraft.“

Noch in den 1990er Jahren wurde jeder belächelt, der ein Credit Rating für Versicherungen forderte. Die erste Insolvenz einer Versicherungsgesellschaft in den Turbulenzen des Neuen Marktes machte aber das Erfordernis einer Absicherung deutlich. „Der Sicherungsfonds garantiert zwar für die Lebensversicherungsverträge, aber praktisch kann Protektor sehr schnell selbst überfordert werden. Die ‚Sicherheit‘ der Auffanggesellschaft Protektor ist also nur als bedingt anzusehen.“

Grandt hat einen Spürsinn für Achillesfersen. So attackiert er einen Exportschlager des deutschen Finanzwesens, den Pfandbrief. „Pfandbriefe sind also sicher? Da lachen ja die Hühner! Selbst dem Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) ist das nicht mehr ganz geheuer. Denn er hat nicht umsonst ein Bonitätsdifferenzierungsmodell entwickelt.“ Um seine Skepsis zu untermauern, weitet er den Blick auf alle Covered Bonds, denen die Pfandbriefe zugerechnet werden: „Waren 2008 noch 92 Prozent der Covered Bonds mit der Spitzen-Ratingnote „AAA“ versehen, sind es aktuell nur noch 62 Prozent! Zudem ist ein Drittel davon noch von einer Herabstufung bedroht! Wer angesichts dieser Tatsachen weiterhin am Credo der Sicherheit von Pfandbriefen festhält, ist ignorant gegenüber dem tatsächlichen Marktgeschehen.“

Der Deutsche Derivate Verband dürfte sich über manche seiner Formulierungen freuen: „Zwischenzeitlich sind Staatsanleihen mancher Länder noch spekulativer als Derivate.“ In nur 65 Jahren sei die Staatsverschuldung Deutschlands um das 222-Fache gestiegen. Grandt: „Alleine seit Einführung des Euro um das 99-Fache!“

Nicht beachtet werde bei diesen Zahlen die implizite Verschuldung (»versteckte Verschuldung«), die sich aus der Höhe der zukünftigen staatlichen Zahlungsverpflichtungen, wie etwa Renten- oder Pensionszahlungen und zukünftige Aufwendungen für die Sozialsysteme, ergibt. „Jetzt schon würde Deutschland ohne Zinsen bis zu 200 Jahre benötigen (bei Tilgung 1 Prozent bis 2 Prozent), um die bestehenden Schulden abzuzahlen. Verbindlichkeiten in dieser Größenordnung kann der Staat nie wieder zurückführen, wenn nichts Einschneidendes geschieht. Ich meine damit eine Währungsreform.“

Allein um die Zinslast der auslaufenden Anleihen bewältigen zu können, werden immer wieder neue Anleihen aufgelegt. Grandt sieht darin dasselbe Muster wie bei einem Schneeballsystem. „Für die mehr als unsicheren Staatsanleihen ist von den Aufsichtsbehörden jedoch überhaupt kein Eigenkapitalpuffer vorgeschrieben.“

„Durch den anhaltenden Negativzins entstehen Zombie-Wirtschaften. Das Kapital ist durch das unermüdliche Gelddrucken der Zentralbanken nämlich keine knappe Ressource mehr. Kapital wird im wahrsten Sinne des Wortes nur noch ‚verramscht‘. Das ist höchst gefährlich, denn die steuernde Funktion des Zinses bei Investitionen entfällt somit. Die Folge: Hochriskante Projekte werden billigst finanziert und de facto bankrotte Länder mit Geld überschüttet, die – anstatt Schuldentilgungen durchzuführen – weiter über ihre Verhältnisse leben.“

Grandt geht detailliert auf die Ansprüche von Sparern und Versicherten ein, die oft ins Leere laufen: „Sie müssen trotzdem die Beiträge in der bisherigen Höhe weiterbezahlen und das, obwohl keine Leistungen mehr erfolgen! Schlussfolgerung: § 314 ermöglicht der staatlichen Aufsichtsbehörde einen direkten Zu- und Eingriff in die Ersparnisse von Lebensversicherungskunden.“

Als Kritiker der Währungsunion bleibt Grandt konsequent bei seinen Empfehlungen: „Tilgen Sie diese bitte zuerst und halten Sie sich zurück, neue Schulden zu machen. Privatschulden können anders als Staatsschulden bei einer Währungsreform aufgewertet werden. Und das, obwohl Ihr Geldvermögen dann vielleicht nur noch aus einem Fünftel oder Zehntel seiner ursprünglichen Höhe besteht.“

Jenseits des Atlantiks wie auch in Fernost macht sich Grandt keine größeren Hoffnungen auf einen stabileren US-Dollar oder japanischen Yen. Er rät zur Anlage z.B. in Norwegen, jedoch möchte er „nichts verschweigen oder beschönigen, denn auch die Anlage in Fremdwährungen hat ihre Risiken. Doch diese sind beim Schweizer Franken und bei der Norwegischen Krone um einiges geringer als bei der Zeitbombe Euro. Immerhin gibt es die beiden Währungen schon seit 166 bzw. 141 Jahren. In Deutschland gab und gibt es seit dieser Zeit sechs Währungen!“

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Trader-Kompetenzen

Von Dr. Oliver Everling | 7.November 2016

Im FinanzBuch Verlag kann sich jedermann mit dem Buch „Trader-Kompetenzen“ von Stefan Sillmann und John O’Donnell das notwendige Basiswissen aneignen, um in die Welt des Tradings einzusteigen. Heute ermöglichen es die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien jedermann, sich mit wenigen Klicks auf einem Tradehub einzuloggen, mitzumachen und mitzuverdienen. Wer jedoch ohne Vorwissen an schnellen Reichtum glaubt, kann herbe enttäuscht werden. Daher lohnt sich vor dem ersten Trade die Investition in ein Buch.

„Trading heißt ‚billig kaufen – teuer verkaufen‘. Alles klar, ist verstanden. Die Umsetzung ist leider nicht so einfach,“ warnen die beiden Autoren, beide erfahrene Trader,  „sonst könnte es ja jeder. Tatsächlich hast Du als Trader in jedem Moment eine 50/50 Chance, mit deiner Entscheidung richtigzuliegen. An den Märkten hast Du nur zwei Bewegungen, stärker oder schwächer.“

Wer mit Trading bereits Erfahrung hat, mag über die angebliche 50% Wahrscheinlichkeit hinweg lesen, die die Autoren hier unterstellen, und die damit zum Ausdruck gebrachte, gut gemeinte Warnung verstehen. Wehe aber, man nimmt das wörtlich. Insbesondere solche Politiker, die staatliche Planung an die Stelle des Auf und Ab der Märkte treten lassen wollen, vergleichen die Kapitalmärkte gerne mit einem Spielcasino, als ob an den Märkten nicht mehr passieren würde, als auf Rot oder Schwarz zu setzen wie beim Roulette. Tatsächlich sind aber die Wahrscheinlichkeiten nicht gleichverteilt, sondern von vielen Faktoren und Meinungen beeinflusst, deren Koordination gerade Gegenstand jedes Marktes als ökonomischen Ortes des Zusammentreffens von Angebot und Nachfrage ist.

Mit einer wissenschaftlichen Rechtfertigung des volkswirtschaftlichen Nutzens der täglichen Arbeit von Tradern halten sich die beiden Autoren nicht auf, sondern ist ihnen nach Jahrzehnten ihrer Berufstätigkeit in diesem Feld selbstverständlich. So richtet sich das Buch nicht an die Zweifler, sondern an diejenigen, die vom Nutzen des Tradings überzeugt sind, aber praktische Anleitung suchen. So sind die Autoren mit ihren Lesern auch gleich per „Du“.

In ihrem Buch „… lernst Du nun unser kleines Verfahren kennen, das wir speziell für Trader entwickelt haben. Wir haben es TraderTypenWelt© genannt, weil es ausschließlich für eben diese Trader und solche, die es werden möchten, ausgerichtet ist. Es ist nicht wissenschaftlich unterlegt und basiert hauptsächlich auf eigenen empirischen Studien in unserem Umfeld bei Tradern aller Asset-Klassen.“

Manche Amateure stolpern ins Trading hinein, ohne sich auch nur elementar über ihre eigene Persönlichkeit mit allen Implikationen für Stärken und Schwächen im Handel im Klaren zu sein. „Es gibt immer wieder Menschen, die meinen, an der Börse Geld verdienen zu können, indem sie mit 10.000 Euro ein Depot eröffnen und nun beginnen, mit diesem Geld zu handeln. Man kauft und verkauft auf ‚Teufel komm raus‘ und das auf einer täglichen Basis (Day-Trading). Mit dem Ergebnis, dass nach einem Monat schon die ersten 40 Prozent dieser »Neulinge« wieder verschwunden sind, weil sie ihr ganzes Geld bereits nach kurzer Zeit ‚verbrannt‘ haben. In den nächsten drei Jahren bleiben nur 13 Prozent übrig, die immer noch traden“, schreiben Sillmann und O’Donnell unter Berufung auf Odean et al, Haas School of Business, UCLA: „Do Day Traders Learn About Their Ability?“

Die Autoren machen den Leser mit Blick aufs Trading mit gesicherten Erkenntnissen aus der wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsrichtung der Behavioral Finance vertraut: „Wir Menschen haben Angst zu verlieren (wenn es schlecht läuft) oder werden gierig (wenn es gut läuft). Je stärker der emotionale Zustand, desto stärker verändert sich auch die Qualität unserer Wahrnehmung – und damit auch die einhergehende Verarbeitung von Informationen. Auf Deutsch: Der Verstand setzt aus und wir schalten um auf Automatismen.“ Wer als Trader am Computer sitzt und sich von Marktsignalen leiten lässt, benötigt ein hohes Maß an Disziplin, um auf Überraschungen nicht voreilig zu reagieren.

„Beim Handel an der Börse entscheiden sich dann auch viele Trader für die ‚Blue Chips‘. Das liegt meistens nicht daran,“ analysieren Sillmann und O’Donnell, „dass der Trader hier ein besseres Research betrieben hat, sondern vielmehr an der Tatsache, dass eine ‚Deutsche Bank‘ bekannter ist als eine ‚State Street Bank‘. Oder daran, dass Siemens bei uns bekannter ist als Phillips (obgleich Phillips deutlich teurer ist). Sowohl die Deutsche Bank als auch Siemens stehen eben hier weit häufiger im öffentlichen Interesse. Diese Form von Bekanntheitsgrad schafft den Menschen eine Illusion von Sicherheit“, so die Warnung der Experten.

Kernstück des Buches sind sehr brauchbare Trader-Checklisten, die – wie auch ein Glossar – am Ende des Buches noch einmal kompakt zusammengefasst den Trader auf den Handelstag vorbereiten wie einen Piloten auf seinen Flug. „Zu einer persönlichen Tagesvorbereitung gehört mehr, als die Zeitungen oder das Internet durchzuforsten. Wenn die persönliche Haltung am Morgen schon nicht stimmt, wird es verdammt schwer, einen erfolgreichen Handelstag hinzulegen.“

Der Leser braucht nicht zu befürchten, hier nur Tabellen präsentiert zu bekommen. Im Gegenteil: Fast jedes Element der Checklisten wird sorgfältig argumentiert und unterhaltsam mit mancher Anekdote garniert. Wieviel in dem Buch steckt, wird anhand der Gliederung leider nicht deutlich, denn 18 identisch formulierte Überschriften wie Überschrift 11, „Ziehung 11 der Farben Trading-Colors-Game“ erhellen kaum den Inhalt. Die Überschriften dienen nicht dazu, das Buch lediglich als Nachschlagewerk zu nutzen. Eingestreute Notizseiten regen vielmehr dazu an, es von vorne bis hinten durchzuarbeiten.

Wer sich schließlich die von den Autoren zur Benennung ihrer Checklisten gewählten Akronyme MOMA, PREPARE, LAST, RELAX, CLOSE und FORDEC merken kann, der wird sich die Inhalte der sechs Checklisten leichter in Erinnerung rufen und zum praktischen Nutzen einsetzen können.

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Niedrigzinsen für Strukturreformen nutzen

Von Dr. Oliver Everling | 4.November 2016

Werden die Chancen des Niedrigzinsumfeldes genutzt? Im Asset Management sieht Carsten Mumm, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Privatbank Donner & Reuschel, „Abwarten“ als falsche Strategie: „In der aktuellen Situation erheblicher Unsicherheit und allgemein hoher Asset-Preise sei Liquidität keine Lösung. Wer heute abwartet, bis es an den Märkten wieder ruhiger wird, muss unter Umständen Jahre oder Jahrzehnte warten.“

In dieser Zeit verliert Geld an Kaufkraft, „denn wir werden uns auch weiterhin auf eine lange Zeit einrichten müssen, in der das Zinsniveau auf Null oder zumindest sehr niedrig liegen wird“, so Mumm.

Notwendig wäre wirtschaftliches Wachstum, aber die Konjunktur ist seit Jahren schwach. „In der Eurozone und speziell in Deutschland hemmt die demographische Entwicklung das Wachstum, hinzu kommen spezifische Probleme wie der Brexit, die sowohl die Investitions- und Industriegüternachfrage als auch den Konsum zurückwerfen“, urteilt Mumm.

Der Analyst nennt ein weiteres Problem: „Auch in den Schwellenländern gehen die Wachstumsraten strukturell zurück. China baut seine Wirtschaft von einer exportorientierten zu einer Binnenwirtschaft um, andere Schwellenländer leiden unter den niedrigen Rohstoffpreisen. Weltweit kommt es derzeit zu einer Abkehr von der Globalisierung, die wesentlicher Treiber des Wachstums der vergangenen Jahre war. Vor diesem Hintergrund können Unternehmensgewinne nicht mehr so stark wachsen.“

Um das Wachstum wieder anzuschieben, wären nach Urteil der Experten bei Donner & Reuschel fiskalische Impulse, etwa Investitionen in Infrastruktur und Bildung, nötig. „Um Grundlegendes zu ändern, sind hingegen Strukturreformen notwendig. An dieser Stelle bietet das Nullzinsumfeld eine Chance, die genutzt werden sollte“, so der Aufruf von Mumm.

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FERI gewinnt BANCO Swiss Hedge Funds Award

Von Dr. Oliver Everling | 31.Oktober 2016

FERI Trust gewinnt mit seinem Aktien Long-Short-Dachfonds „FERRUM Fund Equity Hedge” den BANCO Swiss Hedge Funds Award. Der Fonds überzeugt in der Kategorie „Best Fund of Hedge Fund Equity Hedge over 3 years”.

Der BANCO Swiss Hedge Funds Awards gilt als wichtigster Preis für Hedgefonds und Hedgedachfonds in der Schweiz. Er wird seit 2006 jährlich vom Magazin BANCO verliehen, einem Fachmagazin für institutionelle Investoren. Die hochkarätige Jury legt bei ihrer Auswahl großen Wert auf eine sowohl quantitative als auch qualitative Bewertung von Investmentkonzepten.

Der FERRUM Fund Equity Hedge investiert seit 2002 in die besten globalen Aktien Long Short-Manager und konnte seit Auflage eine annualisierte Rendite von plus 6 Prozent nach Kosten erwirtschaften. Damit schlägt er den globalen Aktienmarkt über die vergangenen zehn Jahre, und das bei einer erheblich niedrigeren Volatilität von nur 6,8 Prozent, berichten die Manager des Fonds aus Bad Homburg.

„Selbst in extrem schwierigen Marktphasen konnte der FERRUM Fund Equity Hedge seine Investoren in den vergangenen zehn Jahren vergleichsweise gut vor tiefen Drawdowns schützen und trotzdem eine sehr gute Performance erwirtschaften“, sagt Marcus Storr, Head of Hedge Funds Investment Management bei FERI. Vergleicht man die Performance mit dem MSCI World TR, erzielte der FERRUM Fund Equity Hedge in drei der zehn schlechtesten Monate sogar eine positive Rendite.

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