DEFAMA verspricht Pipeline weiterer Objekte

Von Dr. Oliver Everling | 20.Oktober 2016

​In den ersten neun Monaten 2016 erzielte die Deutsche Fachmarkt AG (DEFAMA)bei Umsatzerlösen von 2,39 (Vj. 0,59) Mio. € ein Ergeb­nis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 1.697 (442) T€. Dabei wurde ein Ergebnis vor Steuernvon 832 (241) T€ erwirtschaftet. Das Nettoergebnis betrug 662 (193) T€ bzw. 0,21 (0,09) Euro je Aktie. Die Funds From Operations (FFO) erreichten 1.144 (345) T€. Damit hat sich das profitable Wachstum weiter fortgesetzt. Zu beachten ist, dass im dritten Quartal positive Einmaleffekte in mittlerer fünfstelliger Höhe verbucht werden konnten.

Der Wert des Immobilien-Portfolio von DEFAMA beträgt rund 37 Mio. € und umfasst derzeit elf Standorte mit über 52.000 qm Nutzfläche, die zu 98% vermietet sind. Zu den größten Mietern zählen ALDI, EDEKA, LIDL, Netto, NORMA, Konsum, Penny, REWE, Hammer, toom, AWG Mode, Dänisches Bettenlager, Deichmann und KiK. Die annualisierte Jahresnettokaltmiete des Portfolios liegt bei rund 3,7 Mio. €. Der „Innere Wert“ (Net Asset Value, kurz NAV) der DEFAMA-Aktie belief sich per 30.9. auf 4,38 € je Aktie.

Nach fünf Objektkäufen seit Jahresbeginn verfügt DEFAMA über eine umfangreiche Pipeline weiterer potenzieller Objekte. „Angesichts der großen Zahl parallel vorangetriebener Projekte sind wir optimistisch, im laufenden Jahr noch mehrere weitere Transaktionen melden zu können“, sagt DEFAMA-Vorstand Matthias Schrade. Durch den stets mit Zeitversatz erfolgenden Nutzen-/Lasten-Übergang werden sich diese jedoch kaum noch auf die Ertragssituation des laufenden Geschäftsjahres auswirken.

Die am 12.7. erhöhte Prognose für das Gesamtjahr wird DEFAMA nach aktuellem Stand komfortabel erreichen beziehungsweise – bedingt durch positive Einmaleffekte und den Zukauf Löwenberg – leicht übertreffen. Der Vorstand konkretisiert diese daher auf einen Umsatz von rund 3,3 Mio. € bei einem Ergebnis nach Steuern von rund 0,85 Mio. € bzw. 0,26 € je Aktie. Beim FFO rechnet die Gesellschaft mit einem Anstieg auf gut 1,5 Mio. €, entsprechend 0,47 € je Aktie.

Vor diesem Hintergrund bekräftigt DEFAMA das Ziel, die Dividende für das laufende Geschäftsjahr deutlich anzuheben. Dabei strebt die Gesellschaft eine ähnliche Ausschüttungsquote wie zuletzt an und setzt die aktionärsfreundliche Dividendenpolitik damit fort. Eine erste Guidance für 2017 zu Umsatz, Ergebnis und FFO wird DEFAMA voraussichtlich im November veröffentlichen.

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LIQID tritt aus der Pilotphase

Von Dr. Oliver Everling | 19.Oktober 2016

Als digitaler Vermögensverwalter hat LIQID bereits in seiner Pilotphase zahlreiche Unternehmer, Manager und Freiberufler als Anleger gewonnen – bislang etwa 150 – die im Durchschnitt 300.000 Euro verwalten lassen. Dieser Erfolg zeige, argumentieren die Gründer der Gesellschaft, dass digitale Angebote auch für vermögende Kunden inzwischen eine echte Alternative zur Privatbank darstellen. Nun sei die Pilotphase zu Ende und LIQID starte durch: Mit eigener BaFin-Lizenz, namhaften Investoren und einem erweiterten Produktangebot. Zu den Finanzinvestoren bei LIQID gehören Project A Ventures, HQ Trust sowie Dieter von Holtzbrinck Ventures.

Das Anlagevolumen von LIQID wachse derzeit monatlich um 40 Prozent. In fünf bis sechs Jahren rechnet Schneider-Sickert, Mitgründer und CEO, mit dem Überschreiten der Milliardengrenze. Ab 350 bis 400 Millionen Euro verwaltetem Vermögen werde LIQID profitabel. Neu ist das Angebot von Private-Equity-Investments, bei dem Anleger schon ab 250.000 Euro in ein diversifiziertes Portfolio an Private-Equity-Beteiligungen investieren können, sofern sie die regulatorischen Anforderungen erfüllen.

Im Beirat von LIQID unterstützt Topmanager Dr. Eckhard Cordes das Unternehmen mit seinen langjährigen Erfahrungen. Cordes, unter anderem Aufsichtsratsvorsitzender von Bilfinger SE und Kunde von LIQID, unterstrich gestern in Frankfurt seine positiven Erfahrungen mit der LIQID-Anlagestrategie: „Ein überzeugendes Konzept! Man kann mit einer intelligenten, globalen Vermögensanlage auch heute noch gutes Geld verdienen – diese Erfahrung konnte ich mit LIQID bereits in der Pilotphase machen. Die Kombination aus professionellen und kostenbewussten Anlagestrategien mit einer interessenneutralen Beratung hat mich vollends überzeugt.“ Dafür stehe auch der bankenunabhängige LIQID-Partner HQ Trust. Banken müssten ihre Produkte verkaufen und seien damit aus Sicht vieler Kunden nicht interessenneutral, so Cordes, das werde zunehmend gesehen.

Christian Schneider-Sickert zu den Besonderheiten des FinTech-Unternehmens, bei dem Anleger ab 100.000 Euro online investieren können: „Wir ermöglichen Anlegern, ihr Geld auf einfachstem Weg digital anzulegen – ohne langwierige Prozesse, ohne interessengesteuerten Produktverkauf und mit der bestmöglichen Portfoliostrategie von HQ Trust bei sehr günstigen Kosten. Wir bieten nicht nur effiziente Technologie, sondern auch individuelle Beratung.“

HQ Trust ist das Multi Family Office der Familie Harald Quandt. Chief Investment Officer Reinhard Panse erläuterte, warum eines der größten Multi Family Offices Deutschlands die Zukunft der Vermögensverwaltung auch in einem digitalen, Algorithmus-gestützten Angebot sieht. „Bei LIQID können Anleger zwischen passiven ETF-Strategien und einer aktiven, weltweiten Portfoliostrategie wählen, die bislang über HQ Trust nur Hochvermögenden ab 10 Millionen Anlagevolumen zugänglich war“, so Panse. „Es ist teilweise politisch gewollt, dass Anleger nicht mehr richtig beraten werden und Anleihen kaufen sollen“, so Panse weiter. „Die zunehmende Verschuldung der Staaten und auch der Privatwirtschaft macht Anleihen zu einer gefährlichen Geldanlage. Wer heute noch Rentenpapiere kauft, hat dann keine positive Perspektive für seine Altersvorsorge. Nur eine hohe Aktienquote mit globalen Strategien kann Altersarmut vermeiden.“ LIQID sei hier der perfekte Partner, um auch Mittelschichten bei der langfristigen Vermögensanlage zu helfen. Mit dem Strategieexperten Dr. Daniel Stelter und dem Schweizer Mathematik-Professor Enrico De Giorgi sind zwei weitere bekannte Experten im Beirat vertreten.

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Städtepartnerschaft der oekom research

Von Dr. Oliver Everling | 18.Oktober 2016

oekom research, eine der international führenden Ratingagenturen auf dem Gebiet des nachhaltigen Investments, unterstützt die Städte Münster und Stuttgart bei ihren Dekarbonisierungsaktivitäten und dem Ausstieg aus der Finanzierung klimaschädlicher Projekte. Beide Städte gehören in Deutschland zu den ersten Kommunen, die ihre Geldanlagen CO2-neutral und damit frei von fossilen Brennstoffen wie Kohle oder Erdöl machen wollen. oekom research liefert die hierzu notwendigen Analysen und Reports und arbeitet dabei eng mit dem Partner South Pole Group, einem globalen Anbieter von klimabezogenen Wirkungsanalysen und Carbon-Footprinting-Daten, zusammen.

Um zu vermeiden, dass ihre Geldanlagen nicht mehr in klimaschädliche Projekte fließen, lässt die baden-württembergische Landeshauptstadt Stuttgart durch oekom research diejenigen Emittenten aus einem Anlageuniversum herausfiltern, die gegen spezifisch definierte Ausschlusskriterien verstoßen. Mit dem Screening stellt die Stadt sicher, dass keine Investitionen mehr bei Unternehmen stattfinden, die in den Abbau von Kohle bzw. die Förderung von Öl involviert sind oder Erdgas durch Fracking fördern. Ebenso werden Unternehmen vom Investment ausgeschlossen, die Kinder- oder Zwangsarbeit zulassen oder Saatgut gentechnisch verändern.

Michael Föll, Erster Bürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart erklärt: „Wir sehen es als Verantwortung unseren Bürgern gegenüber, den Zielen zur Eingrenzung des Klimawandels Rechnung zu tragen und außerdem drohende finanzielle Verluste abzuwenden, wenn Investments in klimaschädliche Projekte wertlos werden. Die qualitativen Analysen von oekom research helfen uns dabei, dieser Zielsetzung bestmöglich nachkommen zu können.“

Das Amt für Finanzen und Beteiligungen der Stadt Münster, die sich als bundesweit erste Stadt zur Dekarbonisierung bekannt hatte, lies seine mittel- bis längerfristigen Finanzanlagen durch oekom research auf mögliche klimaschädliche oder nicht nachhaltige Aspekte hin untersuchen. Hierbei führte die Ratingagentur sowohl ein Fossil Fuel Screening durch – also die Identifikation von Unternehmen, die im Bereich der fossilen Energieträger tätig sind – als auch eine Analyse der CO2-Risiken und der Carbon Performance der von der Stadt Münster gehaltenen Portfolios im Vergleich zu einer Benchmark.

Frank Möller vom Amt für Finanzen und Beteiligungen der Stadt Münster: „Durch die CO2- und klimabezogenen Analysen und Daten können wir einerseits sehen, wo wir derzeit im Bereich der fossilen Energieträger stehen und andererseits entscheiden, ob weitere Schritte im Hinblick auf Dekarbonisierungsaktivitäten eingeleitet werden sollten.“

Robert Haßler, CEO von oekom research, kommentiert: „Bei der Erstellung der umfangreichen Analysen arbeiten wir eng mit unserem Partner South Pole Group zusammen. Unser detailliertes Research zu Klimarisiken wird durch die Carbon-Footprinting-Daten ideal ergänzt und bietet den kommunalen Verantwortlichen eine optimale Grundlage zur Umsetzung ihrer Divestment- und Dekarbonisierungspläne.“

“Städte haben bei der Erreichung des 2-Grad-Zieles eine entscheidende Rolle – gerade auch im Rahmen ihrer Investitionsentscheidungen. Münster und Stuttgart haben diese Verantwortung erkannt und angenommen. Durch unsere Erfahrung aus der weltweiten Zusammenarbeit mit Städten und Investoren sowie unserer Partnerschaft mit oekom research begreifen wir uns als idealer Partner für weitere Städte, die den Vorbildern Münster und Stuttgart folgen wollen,” unterstreicht Maximilian Horster, Partner, Financial Industry bei South Pole Group.

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Brexit zeitigt Ratingkonsequenzen

Von Dr. Oliver Everling | 18.Oktober 2016

Der Kreditversicherer Coface hat in seiner Länderbewertung Großbritannien in A3 herabgestuft. Wesentlicher Grund ist die Ungewissheit nach dem Brexit. Vier weitere Länder wurden herabgestuft, die von gefallenen Rohstoffpreisen und ihren Folgen betroffen sind: Oman, Nigeria, Trinidad und Tobago und die Mongolei. Insgesamt erkennt Coface steigende Risiken auf der politischen Ebene und im europäischen Bankensektor. Das globale Wachstum wird derzeit mit „stabil in Industrieländern und leicht verbessert in Emerging Markets“ bewertet.

Europa ist nach Ansicht der Coface-Volkswirte aufgrund politischer Entwicklungen und der Bankrisiken destabilisiert. „Die politischen Risiken in Griechenland, Spanien und Italien halten an. Das größte Problem in Europa aber ist der Brexit“, heißt es in der Erläuterung zur Abstufung Großbritanniens. Während das Wachstum im Vereinigten Königreich dieses Jahr noch 1,9 Prozent betragen wird, bricht es 2017 voraussichtlich auf 0,9 Prozent ein. „Daran dürfte auch die Zinssenkung durch die Bank of England im August und eine womöglich günstige Einigung mit der EU nichts ändern“, erklärt Dr. Mario Jung, Economist bei Coface in Mainz.

Besonders der Immobilienmarkt müsse beobachtet werden, warnt Dr. Mario Jung. „Die Belastung der privaten Haushalte mit Krediten und Hypotheken beträgt 132 Prozent des verfügbaren Einkommens, die Preise sind um gut ein Drittel überbewertet. In diesem höchst unsicheren Umfeld, in dem die Modalitäten des EU-Ausstiegs noch nicht feststehen, schwankt das Britische Pfund und hat deutlich an Wert verloren, besonders gegenüber dem US-Dollar.“ So notierte das Pfund Ende Oktober auf einem 31-Jahrestief zum Dollar. Zwar profitiert der Export kurzfristig von den für die Ausfuhren günstigeren Währungsrelationen. Auf der anderen Seite bremst die Inflation die Konsumausgaben im Land.

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Mit LIQID zu Renditen von Private Equity

Von Dr. Oliver Everling | 18.Oktober 2016

Der Start-up „LIQID“ bietet ab 100.000 Euro eine unabhängige, digitale Vermögensverwaltung an. „Nutzen Sie unsere intuitive Online-Plattform und die Erfahrung von HQ Trust, dem Multi Family Office der Familie Harald Quandt. Sie erhalten Zugang zu exklusiven Anlagestrategien und Finanzprodukten, die bislang einem ausgewählten Kreis hochvermögender Anleger vorbehalten waren.“

Christian Schneider-Sickert, LIQID-Mitgründer und Managing Director, erläutert in Frankfurt am Main das Konzept seiner neuen Gesellschafft, die bisher kaum Marketing betrieb und dennoch bereits eine größere Anzahl von Kunden gewinnen konnte. „Das macht doch nie jemand alleine online“, so hieß die Kritik, auf die seine neue Firma anfänglich stieß. Schon in der Pilotphase habe sich aber gezeigt, dass Kunden bereit sind, dem neuen Online-Dienst sogar siebenstellige Beträge anzuvertrauen.

„Für den Kunden scheint es wichtiger zu verstehen, wem er sein Geld anvertraut, als mit den letzten Details der Anlagestrategie vertraut zu sein.“ Die größte Gruppe seien die 45 bis 55jährigen, leider seien rund 80 % der Kunden männlich. In der Diskussion um „aktiv“ oder „passiv“ will LIQID keinen „religiösen“ Standpunkt einnehmen, also einseitig auf eine Sichtweise festgelegt sein. Ab 250.000 Euro könne auch in Top-Tier Private Equity Fonds investiert werden. Schneider-Sickert macht mit Einzelheiten der Produkte vertraut, die dazu in Frage kommen.

Laut Reinhard Panse, HQ Trust Chief Investment Officer, führt vor allem unternehmerisches Engagement zu großen Vermögen. Die Transformation zu einem digitalen Prozess mache es nun möglich, hier zusätzliche Angebote zu schaffen.

Rekordhohe Schuldenberge in allen Industrieländern könnten den Anlegern keine attraktiven Anlagen mehr bieten, macht Panse klar. In zahlreichen Perioden mit Anleihenportfolien mussten negative Renditen hingenommen werden.

Bei Aktien komme es darauf an, ob diese „normal“ bewertet seien. Angesichts der politischen Wirren, die der Anleger heute erleben müsse, werde es immer schwieriger, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wenn eine ganzw Assetklasse wie Anleihen wegfalle, komme es auf die richtige Wahl von Alternativen an. „Private Equity stellt eine wichtige Komponente für uns dar“, sagt Panse. Für alle großen Vermögen würde diese Assetklasse eine große Rolle spielen.

Dr. Eckhard Cordes, ehemailiger Metro-Chef und heute u.a. Aufsichtsratsvorsitzender des Baukonzerns Bilfinger, bekennt sich als Senior Advisor von LIQID zu dem Konzept. Er sei nicht nur Advisor, sondern auch Kunde. Er räumt ein, zunächst nur mit einem Testbetrag eingestiegen zu sein.

„Sie haben hier die unglaubliche Möglichkeit, auch unter 2 oder 3 Millionen digital zu investieren und dennoch von professionellen Anlagestrategien zu profitieren, die sonst nur Vermögenden ab 10 Millionen zur Verfügung stehen“, sagt Cordes. „und zwar inklusive persönlicher Beratung“. Cordes sieht im Konzept von LIQID große Chancen. „Ich bin voll überzeugt von diesem Konzept.“ Hier wisse der Anleger, was vor sich gehe. Man müsse kein „IT-Crack“ sein, um als Anleger mit LIQID zu arbeiten. Man könne von absolut professionellen Anlagestrategien profitieren, die sehr kosteneffizient umgesetzt werden.

Panse nennt drei „Familien“: reines ETF-Portfolio (Kosten: 15 Basispunkte), globales ETF-Portfolio mit Gewichtungen (Kosten: bis zu 50 Basispunkte) und schließlich ein Portfolio, das praktisch alle Assetklassen umfasst (Kosten: bis zu 90 Basispunkte). Das letztere Portfolio würde schließlich die größte Ähnlichkeit zu einem Milliardärsportfolio aufweisen – mit strategischer und taktischer Allokation. Die Kosten würden komplett transparent auf der Website ausgewiesen.

Schneider-Sickert will die Performance der Vermögensverwaltung gegen investierbare ETFs beurteilt sehen. LIQID setze nicht auf rein theoretische Maßstäbe, sondern auf den Vergleich mit Anlagen, die von Sparern auch tatsächlich gewählt werden können. Außerdem sehe er Transparenz auch durch das Rating von Vermögensverwaltungen gegeben, wie es von firstfive angeboten werde.

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Nach der Rezession das Helikoptergeld

Von Dr. Oliver Everling | 17.Oktober 2016

„Angesichts der abflauenden globalen Deflation stellt sich die Frage, ob die Inflation ihrerseits vor einem Comeback steht. Die Antwort auf diese Frage lautet: Ja!“, sagt Steen Jakobsen, Chefvolkswirt und CIO bei der Saxo Bank. Die wichtigste Konsequenz dessen werde ein Rückgang der Konsumausgaben sein. Schließlich hätten niedrige chinesische Exportpreise den US-Konsum am Leben erhalten. „Das wird sich ändern“, sagt Jakobsen.

Es sei wichtig zu verstehen, dass die gefallenen chinesischen Preise die Geldpolitik des Pretend-and-Extend am Leben gehalten hätten. „Die stark gefallenen Importpreise in Netto-Defizitländern wie den USA, Großbritannien und Südafrika trugen zur Stabilisierung oder gar Verbesserung der Kaufkraft bei – und das in einem Umfeld mit weniger Wachstum und Gewinnen“, sagt Jakobsen

Was folgen dürfte, sei ein schwächerer Renminbi und daran anknüpfend, höhere globale Inflationserwartungen – typische Entwicklungen, wenn sich ein Wirtschaftszyklus dem Ende neige. „Das bestätigt meine These, dass uns ein grundlegender makroökonomischer Paradigmenwechsel bevorsteht. Wir bewegen uns weg von der Politik des lockeren Geldes über eine Rezession bis hin zum Helikoptergeld“, sagt Jakobsen.

Eine Rezession bedeute ökonomisch gesehen, dass reiner Tisch gemacht wird. „In meinen Augen muss die Weltwirtschaft wieder in die Realität zurückkehren – wofür die Rezession sorgen wird. Damit werden aber massive politische Veränderungen einhergehen sowie die weitere Erosion des Gesellschaftsvertrags und eine steigende Volatilität“, sagt Jakobsen.

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Lateinamerika bleibt exportschwach

Von Dr. Oliver Everling | 16.Oktober 2016

Ein Aufschwung bei den Exporten von Fertigprodukten aus Lateinamerika ist kurzfristig nicht zu erwarten. Dies ist Ergebnis einer Untersuchung des Kreditversicherers Coface. Waren die Rohstoffexporte zuletzt getragen von der starken Nachfrage aus China und den guten Preisen, lahmt dagegen die Ausfuhr von Produkten schon über die letzten zwei Jahrzehnte.

Hohe Arbeitskosten, schwache Infrastruktur und unzureichende Handelsabkommen sind nach Ansicht von Coface Ursachen für diese schwache Performance in sechs Ländern, die für ein neues „Panorama“ untersucht wurden: Argentinien, Brasilien, Mexiko, Kolumbien, Chile und Peru. Demnach dürfte auch in den nächsten Jahren der Außenhandel kaum wesentlich zum Wirtschaftswachstum der lateinamerikanischen Länder beitragen.

Eine Reihe von Faktoren trübt den kurz- und mittelfristigen Ausblick. So wurden keine großen Fortschritte in der preislichen Wettbewerbsfähigkeit erreicht. Im Gegenteil: Aufwertungen der Währungen sowie hohe Arbeitskosten belasten die exportierenden Unternehmen zusätzlich. Dringend notwendige Verbesserungen in der Infrastruktur sind vor dem Hintergrund von Korruptionsskandalen und mangelhafter regulatorischer Rahmenbedingungen schwierig. Und der weltweit zunehmende Protektionismus macht neue Handelsabkommen mit wichtigen Zielländern unwahrscheinlich.

Zwar stieg der Anteil der Warenexporte am BIP in allen sechs Ländern, aber nicht wesentlich. Zudem scheint sich der leichte Trend seit 2015 wieder umzukehren. Nur in Mexiko, wo das produzierende Gewerbe eine etwas stärkere Position hat, stieg der BIP-Anteil von 19 Prozent im Jahr 2005 bis 2015 auf 27 Prozent. In den anderen Ländern lag der Beitrag zum BIP 2015 jeweils unter 5 Prozent.

Lateinamerika müsse unbedingt die Infrastrukturprobleme lösen, auch um die Transportkosten zu senken und die Produktivität zu steigern, heißt es in dem neuesten Coface-Panorama. “Vor allem haben es die Länder versäumt, den jüngsten Rohstoffboom für Reformen zu nutzen. So bleiben enorme Herausforderungen bei geringeren Möglichkeiten”, erklärt Patricia Krause, Economist für Lateinamerika bei Coface.

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Die große Fondslüge

Von Dr. Oliver Everling | 15.Oktober 2016

Kann man sich umfassender mit den Mächtigen der Finanzindustrie anlegen als Dr. Michael Ritzau? Das ist wohl schwer vorstellbar. Schon auf dem Cover seines Buches „Die große Fondslüge“ aus dem Tectum Verlag werden die Profiteure eines Systems genannt, das – flankiert durch die Medien – für die Umverteilung von Milliarden Ersparnissen aus den Konten ahnungsloser Sparer auf die Ertragskonten von Sparkassen, Banken wie auch einzelnen Ratingagenturen unter Billigung einer großen Koalition von Politikern sorgt.

Während Bankenschelte ja nichts Neues ist und auch die vergleichsweise wehrlosen, da in Deutschland nur wenige hundert Mitarbeiter beschäftigenden Ratingagenturen gerne als Buhmänner herangezogen werden, wagt es Michael Ritzau, höchste Tabus der obersten deutschen Politik zu brechen. Es gehört schon einiger Mut dazu, nicht nur das Ansehen der dem Gemeinwohl dienenden Sparkassen zu ramponieren, sondern auch das der ehrenwerten Stiftung Warentest, die – der Gemeinnützigkeit verpflichtet – aufgrund eines staatlichen Auftrags und gefördert mit Steuermitteln mit ihrer Marke „Finanztest“ Verbrauchern Vertrauen in Finanzprodukte einflößt. Mit seinem Hauptkapitel „Der große Test der Finanztest-Fondsempfehlungen“ bringt Michael Ritzau die Ikone der deutschen Produkttester in einen Erklärungsnotstand.

Mit einer umfassenden „Medienschelte“, wie er es selber nennt, riskiert der promovierte Michael Ritzau zudem, auch noch mit seinem Buch von all denjenigen Medien bestenfalls ignoriert zu werden oder schlechte Rezensionen zu kassieren, die doch so gut an den Werbeeinnahmen aus den Inseraten der Fondsindustrie verdienen. Michael Ritzau gibt Beispiele der Mitwirkung an der „großen Fondslüge“ für Die Welt, Focus Money, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Euro am Sonntag usw. Michael Ritzau verschont in seiner Kritik nicht einmal Bildungspolitiker, Lehrer und Hochschullehrer, die dafür sorgen, dass in Deutschland die Hochschulreife nur erlangen kann, wer Gedichte zu analysieren vermag, aber nicht auch Finanzbildung vermittelt wird. „Zu einem Schwindel gehören immer zwei: Derjenige, der beschwindelt, braucht jemanden, der sich beschwindeln lässt“, so Michael Ritzau.

Wer ein solches Buch wie das von Michael Ritzau schreibt, das im heutigen Niedrigzinsumfeld eine der letzten verlässlichen Ertragssäulen des Bankgewerbes attackiert, landet mit seinem Buch auf dem Index und als Person auf den schwarzen Listen von Sparkassen- und Bankenverbänden, mit denen die Mitgliedsinstitute von der Einladung von für Kundenveranstaltungen „weniger geeigneten“ – da politisch unerwünschten – Referenten abgehalten werden. So dürfte der bis 2012 noch als Stiftungsratsvizepräsident der Novartis Pensionskassen II in Basel tätige Michael Ritzau zu den Aussteigern der Branche gezählt werden. Er ist heute nach eigenen Angaben als selbständiger bankenunabhängiger Honorarberater tätig.

Das Buch packt das Interesse des Lesers im Urteilsstil, denn die Quintessenz lernt der Leser schon in der Einleitung (im Gegensatz zum Gutachtenstil wird das Ergebnis im Urteilsstil vorangestellt). „Die Fondsanbieter leiten uns – um ihre Gebühreneinnahmen zu maximieren – bewusst in die Irre mit irrelevanten Informationen über Wertentwicklungen in der Vergangenheit. Gleichzeitig verschweigen sie uns, dass die Kosten die einzig relevanten Daten bei Fonds sind“, schreibt Michael Ritzau und ist überzeugt, dass die Rolle des Zufalls notorisch unterschätzt wird.

Michael Ritzau weiß zwischen Ratingagenturen und der Stiftung Warentest zu differenzieren. So darf man es immerhin bei aller Kritik an den Ratingagenturen als eine Abschwächung seines Vorwurfs der „Lüge“ betrachten, wenn er schreibt: „Da haben wir die Produzenten der Fondsratings, die meist zugeben, dass ihre Ratings nichts über die zu erwartende Wertentwicklung eines Fonds aussagen, …“ Die aus öffentlichen Mitteln finanzierte Stiftung Warentest dagegen lotse ihre Leser konsequent in überteuerte Zufallsgewinner. „Verantwortlich sind aber auch Politiker in Berlin und Brüssel, von denen zu wenige unabhängig von den Einflüsterungen der Finanz- und Fondsindustrie entscheiden.“ Michael Ritzau unterstreicht, mit seinem Buch keine generelle Kapitalismuskritik vorlegen zu wollen. „Die Kritik an der Fondslüge kann man gleich gut von einem marktliberalen Standpunkt wie aus Verbraucherschutzperspektive begründen.“

Bei aller fachlichen Fundierung der Ausführungen von Michael Ritzau dürfen nicht alle seine Formulierungen auf die Goldwaage gelegt werden. So schießt er zum Beispiel über das Ziel einer sachlichen Aufklärung von Privatanlegern mit der Behauptung hinaus, dass Fondsratings nichts über die zukünftige Wertentwicklung von Fonds aussagen würden. Gut geratete Fonds bleiben von einer Periode zur anderen mit höherer Wahrscheinlichkeit in derselben guten Kategorie, während schlechte Fonds mit höherer Wahrscheinlichkeit schlecht bleiben. Die Korrelation mag gering sein, aber sie ist nicht gänzlich zu negieren.

Michael Ritzau rechnet vor, dass schon nach dem Zufallsprinzip eine beachtliche Anzahl von Fonds der führenden Fondsgesellschaften Allianz Global Investors, Deka, DWS und Union Investment in den obersten Ratingkategorien landen würden, da diese Gesellschaften eine sehr große Anzahl von Fonds anbieten. Daraus leitet sich für diese Gesellschaften selbst dann ein Nutzen aus den Dienstleistungen von Ratingagenturen ab, wenn diese Ratings keinerlei Aussagekraft besäßen. Michael Ritzau liefert mit dieser Argumentation zwar eine plausible Erklärung dafür, wieso sich auch fragwürdige Ratinganbieter und „Tester“ im Markt für Fondsratings halten können, aber keinen Beweis dafür, dass die Ratings seriöser Agenturen gewürfelt wären. Mit derselben Argumentation könnte man auch sonst jedes Schulnotensystem aus den Angeln heben – was wohl kaum der allgemeinen Lebenserfahrung entspricht. Bei aller Fehlerhaftigkeit der Messverfahren lassen sich nun einmal bessere von schlechteren Leistungen unterscheiden, auch wenn dem einen oder anderen die Noten missfallen.

Den führenden Agenturen sind die Probleme ihrer Ratings in der Praxis der Anlageberatung privater Anleger durchaus bewusst. In Studien und auf einschlägigen Fachkonferenzen werden diese auch immer wieder thematisiert. So strömt die Masse der privaten Anleger erst dann in die top gerateten Fonds, wenn diese durch spektakuläre Wertsteigerungen oder als Bestqualifizierte im Rahmen von Award-Verleihungen auffallen. Bleibt dann der weitere Kursanstieg aus oder es kommt sogar zu Rückgängen der Performance, schichtet die Masse der Anleger wieder um und realisiert Verluste. Welche Rolle dabei die Bank- oder Finanzberatung spielt, sei dahingestellt. In jedem Fall ist dieses Phänomen nicht dem Rating selbst vorzuwerfen, sondern dem unreflektierten Umgang mit Ratings.

Selbst eine der führenden US-amerikanischen Ratingagenturen, Morningstar, „gebe mehr oder weniger unumwunden zu“, so Michael Ritzau, dass ihr Sterne-Rating nur die Vergangenheit bewertet. Er zitiert zudem die Klarstellung der Ratingagentur, dass Ratings keine Kaufempfehlungen darstellen. Diesen Hinweis geben übrigens aufgrund der Logik der Sache alle seriösen Ratingagenturen. Michael Ritzau glaubt nun sogar einen umgekehrten Zusammenhang zu sehen: Je besser das Morningstar Rating, desto schlechter die Performance. Was Michael Ritzau verschweigt: Wenn dieser Zusammenhang wirklich stabil wäre, könnten Anleger aus diesem Wissen Nutzen ziehen. Dies stünde aber im Widerspruch zu der These, dass die Ratings keinerlei informativen Nutzen haben. Auf diesen möglichen Widerspruch in seinem empirischen Befund geht Michael Ritzau nicht ein.

Mit Blick auf die Ratingagentur Lipper Leaders spricht Michael Ritzau von „sinnlosen Pünktchen statt nutzlosen Sternchen“. Dem aufmerksamen Leser wird allerdings auch in diesem Kapitel erfreulicherweise klar, dass Michael Ritzau auch diese Agentur vom Vorwurf der Lüge freisprechen muss. So stellt der Autor korrekt dar, dass es sich bei diesem System lediglich um ein Hilfsmittel zur Entscheidungsfindung bei der Auswahl von Investmentfonds handelt.

Als Kritik an den Feri Fondsratings, den Ratings aus dem Hause einer MLP Tochter in Bad Homburg, hat Michael Ritzau kaum mehr als allgemeine Skepsis zu präsentieren, da diese Ratings doch irgendwie von Banken, Versicherungen und Fondsgesellschaften finanziert würden. Michael Ritzau fragt: „Wo ist die Benchmark?“ Er glaubt einen Kritikpunkt darin erkennen zu können, dass die Feri aktiv gemanagte Fonds mit aktiv gemanagten Fonds vergleicht. Soll ein Ratingsystem nach Meinung von Michael Ritzau nur deshalb schlecht sein, weil einerseits Äpfel mit Äpfel und andererseits Birnen mit Birnen verglichen werden?

Michael Ritzau macht u.a. Ratingagenturen zur Zielscheibe seiner Kritik, da er nicht fragt, welche Transparenz im Markt für Investmentfonds ohne die Arbeit von Ratingagenturen gegeben wäre. Gäbe es die Ratingagenturen nicht, stünden auch ihm diese wichtigen Informationsquellen nicht zur Verfügung, auf die er doch auch sein Buch stützt. Wer sich gegen die Geschäfte von Ratingagenturen ausspricht, statt einfach nur bessere Ratingmethoden zu fordern, sägt an dem Ast, auf dem er sitzt.

„Das Provisionssystem ist eine der wichtigsten Stützen der großen Fondslüge“, analysiert Michael Ritzau. Dem „Sparkassen-Lobbyverband sei keine Begründung zu fadenscheinig, kein Argument zu konstruiert“, um das Provisionssystem zu verteidigen. Der Autor des Buches rechnet vor, dass kaum ein Fonds ohne empfindliche Performancenachteile gegenüber Indexfonds die gewaltigen Kosten zu tragen vermag, die die Sparkassen und Banken ihren Kunden in Form von Provisionen aufbürden.

Michael Ritzau favorisiert Exchange Traded Funds (ETFs), die dem Anleger bei minimalen Kosten erlauben, an den gegenüber Spareinlagen bei Banken höheren Renditen an den Kapitalmärkten teilzuhaben. Die riesigen Provisions- und Kostenbelastungen aktiv gemanagter Fonds lassen es nicht zu, dass diese Fonds in ihrer Mehrzahl die Performance von Indexfonds überbieten würden. Den Beweis, dass auch Volksbanken und Raiffeisenbanken an der „Fondslüge“ mitwirken sieht Michael Ritzau schnell erbracht. Vergeblich suche man auf Webseiten der Genossenschaftsbanken nach Empfehlungen für die kostengünstigeren Anlagealternativen, namentlich der ETFs.

Wer nun als Dachfondsmanager hofft, von Michael Ritzaus beißender Kritik verschont zu bleiben, geht fehl – sein Fazit zu diesen Produkten: „Dachfonds haben eine doppelte Gebührenstruktur! … Dachfonds sind so überflüssig wie ein Kropf und machen nur für die Fondsgesellschaften Sinn, weil sie ihre Gebühreneinnahmen steigern.“ Vernichtend sind – mit ähnlichem Kostenargument – auch seine Urteile über Mischfonds sowie fondsgebundene Versicherungen.

„Ungerechtfertigte Gebühren-Abzocke“ sieht Michael Witze auch bei den so gerecht klingenden „erfolgsabhängigen Gebühren“, da diese eben vom Erfolg, aber nicht von der Leistung abhängig sind. Der Anleger leidet bei diesen Gebührenmodellen der Banken in vollem Umfang unter Verlusten, während er sich die Gewinne mit den Managern teilen muss.

Ohne die Begriffe aus der Kognitionspsychologie zu verwenden, kommt Michael Ritzau auf die kognitive Verzerrung zu sprechen, sich systematisch falsch an frühere Vorhersagen zu erinnern, nachdem der Ausgang von Ereignissen erfahren wurde. Der Rückschaufehler wirkt sehr zugunsten der Fondsindustrie, denn in der Statistik bleiben immer nur die erfolgreichen Fonds übrig. Tausende von Fonds, die im Laufe ihrer Geschichte das Geld ihrer Anleger vernichteten und deshalb zusammengelegt oder geschlossen wurden, tauchen in den Datenbanken früher oder später nicht mehr auf. Nachvollziehbar stellt daher Michael Ritzau fest: „Der Survivorship Bias behinderte ganz konkret auch meine Untersuchungen in diesem Buch.“

Zu den Highlights des Buches gehören zwei Interviews mit Nobelpreisträgern: Eugene F. Fama und William F. Sharpe, die sich im März 2016 den Fragen des Buchautors stellten. Prägnanter als in diesen Interviews können die Probleme um Investmentfonds wohl kaum zum Ausdruck gebracht werden. Das Buch ist also lesenswert für jeden, der mit Investmentfonds Geld verdienen möchte.

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Rentenkürzungen unausweichlich

Von Dr. Oliver Everling | 11.Oktober 2016

Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und Universität Bergen, hält sich nicht lange mit Vorrede auf. Auf den Investmentfondstagen der Börsen-Zeitung geht Raffelhüschen direkt in medias res. Seine Keynote widmet sich dem Thema „Zur Nachhaltigkeit des Staatshaushalts: Eine mathematische Perspektive“.

Raffelhüschen steigt mit einigen einfachen Rechnungen in das Thema ein. Ein großer Teil der Staatsschulden sei nicht sichtbar. „Zum Beispiel ich“, sagt Raffelhüschen. Wenn er noch ein „paar Jahre“ durchhalte, habe er – oder gegebenenfalls seine Frau – einen Anspruch gegen den Staat. Dieser sei sogar im Grundgesetz verankert, sei aber nirgends als Statsschuld verbrieft.

Raffelhüschen räumt mit der Vorstellung auf, dass die von der Bundesregierung ermittelte und verkündete Staatsverschuldung das volle Ausmaß zum Ausdruck bringen würde. Die Haushalte der Gebietskörperschaften reflektieren nicht die Versprechen, die diese gemacht haben.

Unternehmen müssen für jede eventuelle Verbindlichkeit gegebenenfalls Rückstellungen bilden. „Der Staat ist wie eine Frittenbude“, sagt Raffelhüschen, denn der Staat bilanziere nicht, genauso wie eine Frittenbude das Bilanzieren für überflüssig halte. Entsprechend gibt es keine Bilanzierung von Staatsschulden. Anders als bei Unternehmen gebe es beim Staat auch kein Insolvenzrecht. Daher falle es leicht, die Schulden zu ignorieren. Ein Unternehmen müsste längst schon Insolvez anmelden, wenn es ohne Aussicht auf entsprechende Erträge immer höhere Rückstellungen bilden müsse.

„Wir haben Alte zuviel, auch Unqualifizierte zuviel“, sagt Raffelhüschen. Die Pilzstruktur der Bevölkerungsentwicklung habe nichts mit demografischen Katastrophenpolitikern zu tun. Raffelhüschen betont, dass er nicht über unsichere Zukunft spreche, sondern über das Jetzt und Heute. „Politiker werden die Demografie nicht mehr ändern können. Es ist gelesen, gesetzt.“

„Wir haben die beste Gesundheitsversorgung in diesem Land die wir jemals hatten, teuer“, sagt Raffelhüschen. Doppelt so viele Rentner, drei Mal so viele Pflegefälle usw. – Raffelhüschen macht die zusätzlichen Belastungen klar, die auf Deutschland zukommen werden.

Wenn der Aktuar mit Versicherungsmathematik errechne, was später an Leistungen erbracht werden soll und heute an Beiträgen geleistet wird, wäre Nachhaltigkeit nur gewährleistet, wenn sich diese ausgleichen. „Wenn das, was wir wollen, mehr ist, als das, was wir zu zahlen bereit sind, haben wir eine Lücke“, warnt Raffelhüschen.

Raffelhüschen zeigt die Nachhaltigkeitslücke der Gesetzlichen Rentenversicherung von 1998 bis 2014 auf. Die zwischenzeitlichen „Reformen“ seien in Wahrheit praktisch nur Rentenkürzungen gewesen, die keiner als solche verstanden habe. Der Leitgedanke der Reform von Gerhard Schröder sei es gewesen, die Lasten auf die Schultern zu legen, die sie verursacht haben. Norbert Blüm wie auch Andrea Nahles glauben, einfach durch Beitragserhöhungen alles regeln zu können. „Andrea Nahles verteilt nur Geschenke“, kritisiert Raffelhüschen, denn von Nahles Geschenken würden nur einige langjährige Facharbeiter profitieren, nicht einmal Frauen.

„Hätte man die Fehler von Nahles nicht gemacht, hätte man alles in Ordnung.“ Raffelhüschen sieht sich mit seinen Kollegen aus den Wissenschaften einig, „bitte haltet das Thema Rente aus dem Wahlkampf heraus“. Denn wenn es zum Wahlkampfthema würde, käme garantiert das Gegenteil von dem heraus, was Deutschland brauche.

Die Beamtenversorgung werde durch eine „Tretminenstruktur“ gekennzeichnet. DIe Beamten- und Pensionärsentwicklung von 2012 bis 2050 zeigt eine noch extremere Form auf als die der Gesamtbevölkerung. Der Anteil der Frauen unter den Beamten sei deutlich gestiegen. Während die früher sterbenden Männer eher für Entlastung gesorgt hätten, rolle nun eine Welle von langlebigen Frauen auf das Pensionssystem zu. Die Schuldenbremse werde für keinen Staatshaushalt mehr einhaltbar sein.

80 % wegen verbriefter Staatsschuld, plus 60 % wegen Rente plus 30 bzw. 60 % wegen Beamtenversorung mache die tatsächliche Staatsverschuldung aus. Die Beamten allein seien ein ebenso schwerwiegendes Problem wie der gesamte Rest.Hinzu komen 80 bzw. 220 % wegen Gesundheit.

Raffelhüschen warnt, dass die längere Lebenserwartung nicht „vorne“, sondern „hinten“ erzielt werde, also bei eher pflegebedürftigen und kranken Menschen. Das echte, große Risiko sei die Beteiligung der Bevölkerung an dem technologischen Fortschritt im Gesundheitssektor. Raffelhüschen sieht voraus, dass man nur mit schönen Begriffen darüber hinweg täuschen werde, dass die Leistungen zu kürzen sein werden.

Die Alten von heute seien zum größten Teil noch zuhause gepflegt. Für die Pflege hätten diese allerdings zum größten Teil gar nichts oder wenig bezahlt, da die Pflegeversicherung erst 1995 eingeführt wurde. Die Soziale Pflegeversicherung wurde erst 1995 in Deutschland als ein eigenständiger Zweig der Sozialversicherung eingeführt und ist im Sozialgesetzbuch XI gesetzlich geregelt.

„Wir sind nicht in der Lage, unseren Sozialstaat für uns selbst aufrechtzuerhalten und wollen ihn nun auch noch mit der Welt teilen“, macht Raffelhüschen. Er vergleicht die aktuelle Situation der Staatsverschuldung mit einem Eisberg. Der gefährlichere Teil sei der, den man nicht sehe.

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Erfolgreich anlegen mit ETFs

Von Dr. Oliver Everling | 10.Oktober 2016

„Ihre einfache regelbasierte Geldanlage mit Exchange Traded Funds“ ist der Untertitel des neuen Buches aus dem FinanzBuch Verlag, „Erfolgreich anlegen mit ETFS“. Wer seine Geldanlage einfach machen möchte und sich dabei auf bewährte Regeln verlassen will, für den ist dieses Buch genau richtig. Dem FinanzBuch Verlag gelingt es mit diesem Titel erneut, ein hochaktuelles Thema den Lesern zu präsentieren. Die Erfolgsgeschichte dieser Fonds ist ungebrochen und erhält sogar weiteren Auftrieb dadurch, dass zahlreiche so genannte FinTechs von ETFs Gebrauch machen, um ihren Kunden das Sparen per Mausklick oder App auf dem Smartphone zu ermöglichen. Robo-Advisor kommen vielfach ohne ETFs gar nicht aus.

Das Buch kommt von einem Schweizer Pionier auf diesem Gebiet des regelbasierten investieren mit ETFs. Wie dieses System funktioniert und was es an Rendite bringt, zeigen fünf erfahrene Experten vom VZ Vermögenszentrum und dem FinTech-Unternehmen Dufour Capital in diesem Ratgeber. Diese Experten arbeiten insbesondere mit Momentum, relativer Stärke und Rebalancing. So sehr die Autoren die starren Annahmen und Modelle der neueren Finanzierungstheorie, die Portfoliotheorie und das Kapitalmarktmodell des CAPM ablehnen, so sehr befürworten sie auf der anderen Seite eine strikt regelgebundene Geldanlage, die deshalb emotionslos einem vorgegebenen System folgt.

Die Autoren halten die Anwendung naturwissenschaftlicher Modelle in der Kapitalanlage für unmöglich und verweisen ausgerechnet auf die Wettervorhersage, die sie für die Errungenschaft loben, bis zu einer Woche im Voraus das künftige Wetter zu erraten. Hier wird offenbar mit zweierlei Maß gemessen, den auf Sicht nur einer Woche liegen auch viele kapitalmarkttheoretische Modelle erstaunlich richtig. Erinnert sei auch an die angeblichen Beweise der Erderwärmung. Die Naturwissenschaftler, die vor wenigen Jahren noch stets steigende Temperaturen vorausgesagt haben, sprechen heute nur noch von Klimawandel, was eigentlich eine Binsenweisheit ist und die Erdgeschichte immer schon kannte.

Eine Ironie der Geschichte der Geldanlage ist es jedenfalls, dass es gerade die Kapitalmarkttheoretiker waren, die Strategien populär gemacht haben, Marktindices zu folgen, denn heute werden solche Strategien auch von Kritikern der Kapitalmarkttheorie propagiert. Sie beziehen ihre Argumente allerdings aus einer neueren Richtung der Finanzierungstheorie, namentlich der Behavioural Finance. Diese beschäftigt sich insbesondere mit dem irrationalen Verhalten von Anlegern. Der Mensch ist nach letzterer Theorie kein homo oeconomicus, dem jedes Wechselbad von Gefühlen fremd wäre. Anleger entscheiden häufig aus dem Bauch heraus, neigen zu einem lockeren Umgang mit Gewinnen, gewichten leicht zugängliche Informationen höher, suchen Bestätigung für ihre Entscheidungen und entwickeln eine emotionale Bindung zu ihren Investitionen. Anleger haben größte Mühe, Verluste zu realisieren, und kaufen lieber dann, wenn auch andere kaufen.

Wissenswertes wird zum Beispiel wie folgt zusammengefasst: „Die meisten Modelle zur Vorhersage von Kursentwicklungen gehen davon aus, dass sich Menschen an den Finanzmärkten rational verhalten. Diese Annahme ist falsch: Das Verhalten der Anleger ist oft unberechenbar. Dieses unberechenbare Verhalten erschwert verlässliche Kursvorhersagen. Alternative Ansätze in der Geldanlage verzichten auf Vorhersagen von Kursentwicklungen. Sie betrachten historische Kursverläufe und stützen sich damit auf Fakten statt auf Prognosen. Kurse verlaufen oft in Trends. Als Anleger kann man sich diese Trends zunutze machen. Erfolgversprechend ist beispielsweise eine Anlagestrategie nach dem Prinzip der relativen Stärke. Sie lässt sich einfach umsetzen und investiert jeweils nur in jene Anlagen mit dem stärksten positiven Trend.“

Die Gratwanderung erscheint allerdings recht schmal zwischen erfolgreicher Momentumstrategie auf der einen Seite und Herdenverhalten auf der anderen Seite, wie es von den Autoren kritisiert wird. „Im Vermeiden von großen Korrekturen liegt ein großes Potenzial,“ argumentieren die Autoren, „eine langfristige Mehrrendite gegenüber dem Markt zu erzielen. Ein regelbasiertes Risiko-Management mit einem gleitenden Durchschnitt eignet sich hervorragend zur Verlustreduktion.“ Der Fokus des Buches liegt auf empirisch belegbaren Anlage erfolgt durch regelbasierte Portfolios. Ein Beispielportfolio hat zwischen 2002 und 2015 eine höhere Rendite erzielt als die Kaufen-und-Halten-Anlage bei gleichzeitig tieferem Risiko (Volatilität) und tieferem maximalem Verlust.

Ein weiteres Kapitel befasst sich auch mit der Perspektive von Unternehmen, die beispielsweise zur Altersvorsorge ihrer Mitarbeiter investieren müssen. Dem schließt sich ein ausführliches Kapitel zur Beschreibung und Erklärung von Exchange Traded Funds an. „Bei der Investition in ETFs empiehlt sich ein stufenweises Vorgehen. Der Investor sollte“, so der Rat des Buches, „sich zuerst für die Anlageklasse entscheiden, dann für den Index, dann für ETFs.“

Bei gegebener Kürze klammert das Buch keine Fragen aus. Am Ende des Buches erhält der Leser einen Überblick über Fragen und Antworten, die sich typischerweise einen Anleger stellen, der sich mit dem vorgestellten System der Geldanlage befasst. Das Buch ist klar nicht als wissenschaftliches Werk positioniert, sondern empfiehlt sich als Ratgeber für die Praxis.

Themen: ETF-Rating, Rezensionen | Kommentare deaktiviert für Erfolgreich anlegen mit ETFs

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