Volatilität ohne Ende
Von Dr. Oliver Everling | 20.Juni 2016
„Das Brexit-Referendum am kommenden Donnerstag und die damit einhergehende Unsicherheit beeinflusst und stört zunehmend die Marktaktivitäten. Investoren suchten in der vergangenen Woche Schutz – Aktienkurse gingen auf Talfahrt, während Anleihen zumindest kurzzeitig zulegten“, sagt Ole Hansen, Rohstoffexperte bei der Saxo Bank. Hinzu kam Ende der Woche ein explizit zurückhaltendes Statement des Federal Open Market Committees (FOMC) hinsichtlich weiterer Leitzinserhöhungen. All diese Entwicklungen hätten den Rohstoffsektor in Mitleidenschaft gezogen. Der Bloomberg Rohstoffindex gab zum ersten Mal seit sechs Wochen nach. „Angesichts eines wohl sehr knappen Ausgangs des Referendums in Großbritannien ist mit erhöhter Volatilität an den Märkten und in sämtlichen Asset-Klassen zu rechnen“, sagt Hansen.
„Gold hingegen erlebte in der vergangenen Woche ein starkes Comeback. Dies lag nicht zuletzt am Fehlschlag des FOMC, an den Märkten eine aggressivere Geldpolitik zu etablieren“, sagt Hansen. Während Aktien unter Druck gerieten, verschärfte sich auch die Lage für Staatsanleihen. Zuletzt fiel die Rendite für zehnjährige deutsche Staatsanleihen sogar unter null Prozent. „Sobald sich der Staub im Anschluss an das Referendum legen wird, werden sich Investoren nach wie vor in einer Welt mit immer weniger positiven Anleihezinsen befinden. In Kombination mit dem jüngsten Statement des FOMC wird dies alternative Investments wie etwa Edelmetalle unterstützen“, sagt Hansen. Gold werde zwischen 1.271 und 1.258 USD pro Feinunze Unterstützung suchen. Um die Stimmung jedoch wieder auf die bullische Seite zu drehen und die Konsolidierung zu verlassen, müsse das gelbe Metall wieder über Marke von 1.300 USD pro Feinunze springen.
Unterdessen ging der mehrwöchigen Öl-Rallye die Luft aus und der Kurs konnte die Marke von 50 USD pro Barrel nicht behaupten. „Grund hierfür sind die Unsicherheiten um den Brexit-Ausgang sowie ein spürbar überkaufter Ölmarkt“, sagt Ole Hansen. Versorgungsstörungen in Nigeria, Libyen und Venezuela würden gleichwohl den Gleichgewichtsprozess weiter vorantreiben. US-Produzenten benötigten allerdings über mehrere Monate hinweg einen Ölpreis von deutlich über 50 USD pro Barrel, bevor es zu einem Umdenken hinsichtlich der Fördermengen käme. „Öl wird sich in den kommenden Monaten zwischen 45 USD und einem niedrigen 50 USD-Bereich pro Barrel bewegen. Die Brexit-Entscheidung und die potenziellen Auswirkungen eines Austritts bleiben die größten Unsicherheitsfaktoren für spekulative Positionen“, sagt Hansen abschließend.
Themen: Aktienrating, Rohstoffrating | Kommentare deaktiviert für Volatilität ohne Ende
Unbeliebter Konjunkturzyklus
Von Dr. Oliver Everling | 20.Juni 2016
„Seit sechs Jahren erleben wir nun einen der langanhaltendsten, aber zugleich auch unbeliebtesten Konjunkturzyklen der Geschichte“, schreibt James Swanson, MFS Chief Investment Strategist. „Die Märkte haben eine größere Fähigkeit bewiesen, die Effekte der globalen Finanzkrise zu überwinden, als es die Öffentlichkeit vermochte.“ Warum ist das so? Wenn man den Experten zugehört hat, konnte man den Eindruck gewinnen, dass die Märkte von nichts als heißer Luft und Zentralbankliquidität getragen wurden. „Doch dies trifft die Wahrheit nicht im Entferntesten“, warnt Swanson. „Tatsächlich haben die Unternehmensgewinne den Märkten zu neuen Höchstständen verholfen. Seit seinem Tiefststand Anfang 2009 hat sich der Wert des S&P 500 verdreifacht. Und es ist dabei kein Zufall, dass sich die Gewinne der S&P Unternehmen ebenfalls verdreifacht haben.“
Die Gewinne der großen multinationalen Unternehmen – wie etwa derjenigen im S&P – wurden nach Ansicht von Swanson getrieben durch den produktiven Einsatz von Arbeit und Kapital, einem schnellen Kapitalumschlag, geringen Energiekosten – und zugegebenermaßen auch durch historisch niedrige Kapitalkosten aufgrund der expansiven Zentralbankpolitik.
„In den letzten Monaten allerdings haben die Gewinne zunehmend nachgelassen und mit ihnen auch mein Vertrauen in den Aufwärtstrend der Märkte. Der Druck auf die Gewinne und Einnahmen kommt scheinbar aus zwei Richtungen. Erstens durch den Überschuss an weltweiter Produktionskapazität,“ unterstreicht Swanson, „vor allem in China. In den Industriestaaten reagiert die Produktion schneller auf eine geänderte Nachfragesituation. In China dagegen reagiert die Nachfrage aufgrund der dortigen politischen Gegebenheiten nicht so zügig. Die Überkapazitäten in der Weltwirtschaft reduzieren aber nicht nur die Preisgestaltungsmacht chinesischer Unternehmen sondern der Unternehmen weltweit.“
Der zweite Faktor, der die Gewinne nach Ansicht von Swanson schwächt, ist die zurückhaltende Verbrauchernachfrage. Er hatte erwartet, dass die „Energiedividende“ aufgrund der gesunkenen Gas- und Energiekosten, sich in einer höheren Nachfrage in den Industrieländern niederschlagen wird. Stattdessen zeigte sich bereits, dass ein signifikanter Anteil der Energiedividende angespart wird und nicht zurück in die Wirtschaft fließt. Gleichzeitig fangen die Energiekosten an zu steigen, wodurch die Verbrauchernachfrage langfristig unter Druck geraten dürfte. Dies könnte das Umsatzwachstum einiger Unternehmen zusätzlich beeinträchtigen.
Dieses ausbleibende Umsatzwachstum hat zu sinkenden Investitionen der großen, global tätigen Unternehmen geführt. „Dies ist meines Erachtens ein besorgniserregendes Zeichen, da Investitionen die Antriebskraft für Arbeitsplätze und Profite sind“, so
Swanson.
Themen: Aktienrating | Kommentare deaktiviert für Unbeliebter Konjunkturzyklus
Alles dicht mit ElringKlinger
Von Dr. Oliver Everling | 17.Juni 2016
Dr. Volker Wiedenhöft, Dipl.-Chemiker und Werkleiter der ElringKlinger AG in Runkel bei Limburg, erinnert an die Geschichte seines Unternehmens, die mit der Fusion von Elring und Klinger eine wichtige Etappe erreichte. Wiedenhöft erinnert an den Beginn der Metalldichtungen in den 1990er Jahren. Mit einem Umsatz von rund 100 Mio. € meldet sich innerhalb des Konzerns allein schon der Standort Runkel zu Wort.
„Wir haben die Stammmannschaft in der Rezession nach 2007 trotz Personalabbaus halten können. Heute beschäftigen wir wieder ungefähr 375 am Standort“, berichtet Wiedenhöft. Zylinderkopfdichtungen und Spezialdichtungen werden von Runkel aus in alle Welt geliefert. Fast in jedem Auto werden Dichtungen benötigt und meist sind es Dichtungen von ElringKlinger.
Wiedenhöft erläutert einige produktionstechnische Vorteile und Elemente des Produktportfolios. „Wir haben uns hier an diesem Standort spezialisiert auf Flachdichtungen“, berichtet Wiedenhöft. „Die Welt wird beliefert mit unserem Material, das aus Idstein oder aus Runkel kommt.“
„Wir sind in den letzten zehn Jahren sehr stark gewachsen“, berichtet Thomas Jessulat, seit 2016 CFO und seit 2005 bei ElringKlinger. Er berichtet von einem Umsatz der Gruppe von über 1,5 Mrd. €, mit dem ein EBIT von 135,2 Mio. € erwirtschaftet wird. Mit Produkten für einen effizienten Antrieb von Automobilen bewegt sich im Mittelpunkt eines der Megatrends der Automobilindustrie und bietet Lösungen an zur Optimierung des Verbrennungsmotors via Downsizing, für alternative Antriebskonzepte, für den Ersatz von Metall durch Kunststoff und zur Reduzierung von Emissionen.
Steigende Leistungsansprüche erfordern Produktanpassungen wie höhere Druckwerte in turbogeladenen Downsizing-Motoren sowie komplexes Hitzemanagement (z.B. Abschirmteile für den Motor). Die Reduzierung von CO2-Emissonen durch alternative Antriebssysteme beschäftigt ElringKlinger beispielsweise in Bezug auf die Energiespeicherung durch Batterietechnologie oder Energieumwandlung durch Brennstoffzellentechnologie. Hier kann ElringKlinger mit Zellkontaktiersystemen und Stacks aus einzelnen Brennstoffzellen aufwarten.
Cockpitquerträger werden bei ElringKlinger durch den Einsatz von Aluminium mit angespritzten Elementen aus Hochleistungskunststoff in ihrem Gewicht reduziert. Darüber hinaus bietet der Konzern faserverstärkte thermoplastische Kunststoffe (Organo-Bleche) an, u.a. für Türmodulträger oder für Seitenaufprallschutzelemente in Fahrertüren. Jessulat kommt auch auf neue Emissionsgrenzwerte zu sprechen, die verbesserte Abgasreinigungssysteme erforderlich machen.
Jessulat rechnet eine durchschnittliche Wachstumsrate seit 2005 von 12,3 % vor, ausgehend von einem Umsatz von 475 Mio. € in 2005, der auf 1,507 Mio. € in 2015 gesteigert werden konnte. Die Erfolgsgeschichte werde nicht nur durch Erschließung neuer Märkte, Einsatz einzigartigen Prozess-Know-hows, Einführung neuer Produkte für innovative Lösungen, Ausbau des bestehenden Produktportfolios und Sicherung der Marktführerschaft in profitablen und spezialisierten Nischen getragen, sondern auch durch gezielte Akquisitionen zur Ergänzung des Konzernwachstums: Firmen in der Abschirmtechnik, Dichtungen, Abgasreinigung, Werkzeuge, Kunststoffe, Brennstoffzellensysteme, Kunststoff-Wärmetauscher, Getriebesteuerplatten und Vertrieb von Hug-Produkten. „ElringKlinger wächst stärker als der globale Fahrzeugmarkt“, unterstreicht Jessulat.
Themen: Aktienrating, Unternehmensrating | Kommentare deaktiviert für Alles dicht mit ElringKlinger
Ausbildungsgruppe „FCM Finanz Coach“
Von Dr. Oliver Everling | 14.Juni 2016
Die persönliche Beziehung zu Geld und Risiko spielt bei allen wichtigen Entscheidungen eine bedeutende Rolle. FCM Finanz Coachs unterstützen ihre Klienten dabei, Zahlen, Daten, Fakten, mit Gefühlen, persönlichen Bedürfnissen und Zielen in Einklang zu bringen. Das Coaching schafft beste Voraussetzung für kluge Lebens- Unternehmens- und Finanzentscheidungen.
Themen der Ausbildung: Coaching, Rolle als Coach, 11 Kernkompetenzen (ICF); Finanzcoaching: Risikoprofiling von Finanzentscheidern; Finanzcoaching: Psychodynamik von Geld; Finanzcoaching: in Familie, Unternehmen, Organisationen; Der Coach, der Finanzcoach, das Finanzcoaching
Der Klient soll so ein klares Verständnis für seine Muster im Umgang mit Geld und Risiko entwickeln. Er nimmt seine Rolle als Finanzentscheider bewusst an, steigert seine Selbstwahrnehmungsfähigkeit, entdeckt seine blinden Flecken, lernt seine Gedanken, Gefühle und sein Handeln erfolgreich zu steuern und trifft bessere Entscheidungen und erreicht leichter sein Ziel – so das Versprechen der Coaches.
Der FCM Finanz Coach® stellt für Finanzdienstleister, Unternehmensberater und Coachs ein neues, attraktives und nachhaltiges Geschäftsfeld dar. Diese Dienstleistung – Finanzcoaching – ist eine optimale Ergänzung oder Alternative zur klassischen Finanzberatung. Ein Teilnehmer unserer Ausbildung sagt: „Ich empfehle diese Ausbildung weiter, weil sie genau das ist was ich gesucht habe, um Menschen zu ermächtigen eigenverantwortliche, autonome, bessere und bewusste Finanzentscheidungen zu treffen.“
Themen: Nachrichten | Kommentare deaktiviert für Ausbildungsgruppe „FCM Finanz Coach“
Wohl und Wehe von Bitcoin und Blockchain
Von Dr. Oliver Everling | 13.Juni 2016
„Bitcoin, Blockchain, und verteilte Register“, so das Thema von Prof. Dr. Michael Huth vom Imperial College London beim Vortrag im eff European Finance Forum in Frankfurt am Main. Dr. Udo Zietsch und Uwe Lill begrüßten mehr als 230 Teilnehmer zur Gemeinschaftsveranstaltung mit Hedgework. „Die Finanzindustrie ist im Umbruch“, erinnert Lill im Hause der IHK, wo einst auf dem Börsenparkett noch Arbitragegeschäfte möglich waren, indem örtliche Preisdifferenzen genutzt wurden.
Nun gehe es um neue Währungen. „Wir haben doch schon mit Draghi genug zu tun, und nun auch noch eine neue Währung?“ Lill zeigt auf, weshalb sich die Frankfurter Finanzbranche nicht nur mit neuen Technologien, sondern auch ihren Möglichkeiten zur Schaffung einer neuen Währung befassen muss.
Von Bitcoin zu Blockchain und ihre Transformation in die etablierte Finanzwelt steht im Mittelpunkt der Überlegungen der Referenten in ihren Impulsvorträgen. Prof. Dr. Michael Huth, Professor für Informatik am Imperial College, London, illustriert, „was uns Bitcoin lehrt.“ Eine Währungseinheit darf nicht mehrmals gleichzeitig ausgegeben werden. Bitcoin liefert dazu eine innovative Lösung, denn der „proof of work“ erfordere wirklich Energie und Arbeit.
Hashfunktionen spielen bei Blockchains eine zentrale Rolle. „Eine 50-€-Note lässt sich sehr schnell kopieren, natürlich illegal.“ Wie das illegale Kopieren digital verhindert werden kann, ist ein Kerngedanke der Bockchains und der auf diesen beruhenden Währung(en). „Ein Bitcoin ist eigentlich kein physikalisches Objekt“, erläutert Huth.
Dr. Stefan Teis, Senior Vice President in Group Product & Business Development, Deutsche Börse AG, erläutt das Konzept der Blockchain, die Kette von „gehashter“ Blöcke. Indem jede Transaktion nur auf Basis aller bisherigen Transaktionen möglich ist, wird der Blockchain fälschungssicher, denn ein Fälscher müsste auch alle vorhergehenden Transaktionen fälschen.
Nach den Impulsvorträgen wird eine Diskussionsrunde moderiert von Björn Godenrath, Redakteur Börsen-Zeitung.
Themen: Nachrichten | Kommentare deaktiviert für Wohl und Wehe von Bitcoin und Blockchain
Zahlungsverzögerung – mehr Regel als Ausnahme
Von Dr. Oliver Everling | 13.Juni 2016
Der internationale Kreditversicherer Coface hat erneut das Zahlungsverhalten von Unternehmen im Raum Asien-Pazifik untersucht. Erich Hieronimus von der Coface stellt das Ergebnis aus der Befragung von fast 3000 Unternehmen in den acht Ländern Australien, China, Hongkong, Indien, Japan, Singapur, Taiwan und Thailand vor: Sieben von zehn (69,8%) Prozent der Unternehmen erlebten Zahlungsverzögerungen. Das ist keine Verbesserung zur Untersuchung im Vorjahr (69,9%). Am schlimmsten ist die Situation in Thailand, berichtet Hieronimus: Dort erhielt fast kein Unternehmen pünktlich sein Geld. 96,6 Prozent berichten von Verzögerungen.
Auch in Indien (84%), Singapur (80,7%) und China (80,6%) ist die Zahlungsmoral schwach ausgeprägt oder die Zahlungsfähigkeit angeschlagen. Denn als Hauptgründe gaben die befragten Unternehmen finanzielle Probleme ihrer Kunden (52%) an. Auch der Druck auf die Gewinne aufgrund des harten Wettbewerbs (35,6%) sowie schwierige Finanzierungsmöglichkeiten (26,4%) spielten eine Rolle. Weniger Probleme haben Unternehmen in Japan (45,4% mit Zahlungsverzögerungen) und Taiwan (48,6%), wenngleich auch dort fast die Hälfte der Lieferanten länger als vereinbart auf das Geld wartet.
85 Prozent der Unternehmen gewähren ihren Abnehmern den Lieferantenkredit, liefern also auf Zahlungsziel. Damit einher geht nicht nur das Problem des Zahlungsverzugs. Auch das Risiko, dass Forderungen ganz ausfallen, steigt. Denn nach Erfahrungen von Coface werden 80 Prozent der sehr lange ausstehenden Forderungen – über 180 Tage Verzögerung – nicht mehr bezahlt. Sind mehr als zwei Prozent des Jahresumsatzes eines Unternehmens betroffen, ist in der Regel die eigene Liquidität und Zahlungsfähigkeit gegenüber Lieferanten gefährdet. Deshalb betrachtet Coface auch diesen Aspekt. Alarmierend sind die Anstiege der sehr hohen und lange überzogenen Außenstände in Indien (32% zu 24,1% im Jahr zuvor), China (33,4% zu 29,9%) und Singapur (35,2% zu 23,3%). Dagegen hat sich die Situation unter diesem Gesichtspunkt in Hongkong (23,9% zu 32,9%), Taiwan (10,2% zu 15,1%) und Thailand (7,0% zu 24,1%) verbessert. Am wenigsten haben Unternehmen in Japan damit zu tun. Dort gaben nur 2,9 Prozent (7,0%) an, solche Außenstände in den Büchern zu haben.
“Die Unternehmen in Asien haben deutlichen finanziellen Stress aufgrund der Zahlungsverzögerungen. Dies kommt zum Druck auf die Margen als Folge der Überkapazitäten und nachlassenden Nachfrage und dem härter gewordenen Wettbewerb hinzu. Auch 2016 dürfte sich die Zahlungssituation kaum verbessern“, erwartet Jackit Wong, Economist für Asien-Pazifik bei Coface.
Der Bau ist die derzeit am meisten gefährdete Branche in der Region Asien-Pazifik. Hier gab es die meisten Unternehmen mit sehr langen und hohen verzögerten Außenständen. Auch die durchschnittliche Überziehung um mehr als 90 Tage sowie die Summen der ausstehenden Forderungen stiegen an. Unternehmen aus dem Bereich Industriemaschinen und Elektronik hatten insgesamt am meisten mit Zahlungsproblemen zu tun. 78 Prozent gaben das an, im Jahr zuvor waren es 70 Prozent. Die Branchen Automobil und Transport erlebten 2015 eine deutliche Verschlechterung im Zahlungsverhalten gegenüber dem Jahr zuvor. Mehr Unternehmen verbuchten gestiegene Forderungsvolumen (35% zu 31%) und besonders lange Überziehungen (23% zu 14%).
Themen: Debitorenrating | Kommentare deaktiviert für Zahlungsverzögerung – mehr Regel als Ausnahme
Beratungsförderung für KMU
Von Dr. Oliver Everling | 10.Juni 2016
Unternehmensberatungen für Mittelständler werden mit öffentlichen Zuschüssen gefördert. Unternehmensberater müssen für diese Förderprogramme zugelassen werden und dafür die vom Fördermittelgeber aufgestellten Voraussetzungen erfüllen. 160 Beraterinnen und Berater, die die Qualitätsanforderungen des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) für die Beratungsförderung des Bundes erfüllen, finden Interessierte auf der Internetseite http://www.kmu-beraterboerse.de des Berufsverbandes „Die KMU-Berater – Bundesverband freier Berater e. V.“.
Anfang 2016 wurde die bundesweite Beratungsförderung für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) neu ausgerichtet. Sie wird jetzt vom BAFA auf Basis der „Rahmenrichtlinie zur Förderung unternehmerischen Know-hows“ organisiert. „Das BAFA stellt besondere Anforderungen an die Beratungsunternehmen. So ist ein Qualitätsmanagement der Berater eine Grundvoraussetzung. Nur wenn dieses nachgewiesen wird, fördert das BAFA die Beratung. Die Mitgliedschaft im Bundesverband ‚Die KMU-Berater – Bundesverband freier Berater e. V.‘ wird vom Bundesamt als Nachweis anerkannt“, sagt Christian Wegner, der im Vorstand der KMU-Berater für die Qualitätssicherung verantwortlich ist.
Basis für diese Handhabung sind die Beratungsgrundsätze des Berufsverbandes, zu denen sich die Mitglieder verpflichten. Die Einhaltung der Beratungsgrundsätze wird jährlich vom Verband überprüft. Bei Nichteinhaltung werden Mitglieder aus dem Verband ausgeschlossen. Ein weiterer Grund ist das Aufnahmeverfahren des Verbandes für neue Mitglieder. Dieses beinhaltet einen ausführlichen Antrag mit Qualifikations- und Erfahrungsnachweis, ein Aufnahmegespräch und letztlich einen Vorstandsbeschluss.
„Unsere Mitglieder sind ausgewiesene Praktiker, die einen beruflichen Hintergrund aus Aufgaben in der freien Wirtschaft in die Beratungstätigkeit mitbringen – häufig aus Führungspositionen. Die Zusammenarbeit mit den Unternehmen beruht also auf einer fundierten theoretischen Basis und ausgewiesenen praktischen Erfahrungen in Unternehmen selber und in der Beratung“, betont Wegner.
Diese Basis erweitern die Mitglieder ständig durch den intensiven Erfahrungsaustausch im Verband. In zehn Fachgruppen wird regelmäßig inhaltlich an den eigenen Beratungsschwerpunkten gearbeitet. Dabei stehen der Austausch von Praxisbeispielen und die Weiterentwicklung der Beratungsmethodik im Mittelpunkt. Der Austausch in den sechs Regionalgruppen und auf den beiden Fachtagungen im Jahr fördert den fachübergreifenden Blick über den Tellerrand.
„Damit finden Unternehmerinnen und Unternehmer auf www.kmu-beraterboerse.de qualifizierte Beraterinnen und Berater für die verschiedensten Themen im Unternehmen“ so Wegner.
Themen: Bankinternes Rating, Mittelstandsrating, Unternehmensrating | Kommentare deaktiviert für Beratungsförderung für KMU
oekom research goes West
Von Dr. Oliver Everling | 8.Juni 2016
oekom research, eine der international führenden Ratingagenturen für das nachhaltige Investment, verstärkt seine globale Präsenz und gründet eine Niederlassung in den USA. In einem ersten Schritt konnte das Unternehmen die erfahrene Investment- und Nachhaltigkeitsexpertin Ariane de Vienne als Leiterin des Büros in New York gewinnen. Sie ist seit dem 1. Juni an Bord und verantwortet den Aufbau und die Entwicklung der Geschäftstätigkeiten, sowie der Vertriebsaktivitäten und Kundenbetreuung in Nordamerika. Die Expansion von oekom research ist ein wichtiger Schritt, um den weltweit größten Investmentmarkt noch besser mit hoch qualitativem ESG Research und Dienstleistungen rund um die nachhaltige Geldanlage unterstützen zu können.
Ariane de Vienne kann auf langjährige Erfahrung und ein dichtes Netzwerk in der Investment-Gemeinschaft in den USA, Europa und Asien aufbauen. Bevor sie zu oekom research kam, war Frau de Vienne Managing Director bei dem Finanzdienstleister Cornerstone Capital und hier für den Aufbau des Geschäftsbereichs ESG / Integrated Investment Advisory verantwortlich. Ihre in Deutschland gestartete Bankkarriere führte Frau de Vienne nach New York und dann nach Hong Kong, wo sie ihr eigenes Impact- und ESG Beratungsunternehmen gründete. Zuvor war sie in New York als Managing Director bei Guggenheim Investment Advisors LLC, Senior Vice President bei David J. Green and Company und hatte mehrere Geschäftsführungpositionen bei JPMorgan Chase inne.
Zusätzlich zu ihrer Berufskarriere ist Frau de Vienne im Aufsichtsrat mehrerer gemeinnütziger Organisationen, die sich auf Social Impact Investing sowie ökologische Themen fokussieren, wie zum Beispiel dem US Board von The Climate Group. Sie ist zudem Senior Advisor bei SustainAsia Ltd in Hong Kong und Beraterin der niederländischen Organisation TBLI, die sich der Aufklärung zu den Vorteilen und Möglichkeiten des Impact Investment widmet.
Robert Haßler, CEO von oekom research kommentiert: “Der US-amerikanische Markt ist derzeit an einem Wendepunkt, was ESG-Integration betrifft. Obwohl die USA ja die Wiege des ethischen Investments sind, haben sich ESG-Aspekte erst vor kurzem soweit etabliert, dass sie nun anfangen, zum Mainstream gezählt zu werden. Immer mehr Investoren und Vermögensverwalter fragen nun nach stichhaltigen, transparenten und leicht zugänglichen Informationen als Grundlage für ihre Investmententscheidungen. Trotzdem ist die Verfügbarkeit von hochqualitativen ESG Daten noch immer limitiert. Wir sind daher umso mehr stolz, eine so angesehene Expertin wie Frau de Vienne im Team zu haben und die Marktmöglichkeiten nun ausschöpfen zu können.”
Ariane de Vienne fügt hinzu: “Das Interesse der amerikanischen Vermögensverwalter, ESG-Aspekte in ihre Prozesse zu integrieren, hat in den letzten beiden Jahren enorm zugenommen – nicht zuletzt auch durch den Druck, den Investoren auf sie ausgeübt haben. oekom research bietet mit seinen Dienstleistungen hier wertvolle Lösungen für Vermögensverwalter als auch für Investoren. Unter anderem ermöglichen die detaillierten ESG-Analysen sowie Gesamtportfolioanalysen, dass Investitionsentscheidungen besser entlang der Werte und Zielsetzungen der Investoren getroffen werden können. Ich freue mich sehr, das Geschäft von oekom research in Nordamerika aufbauen zu dürfen. Die Expertise von oekom kann einen entscheidenden Einfluss darauf haben, Kapitalflüsse zukünftig noch besser in Richtung nachhaltiger Investitionen zu lenken.”
Themen: Nachhaltigkeitsrating | Kommentare deaktiviert für oekom research goes West
Selten schlechte Prognose
Von Dr. Oliver Everling | 8.Juni 2016
Die Ungenauigkeit der früheren Wirtschaftsprognosen der US-Notenbank lässt sich mühelos nachweisen. „Aber diesmal steht die Fed besonders dumm da“, kommentiert John J. Hardy, Head of FX Strategy bei der Saxo Bank, die jüngsten Ereignisse, denn der Zeitpunkt, an dem sie das Potenzial von zwei bis drei Zinserhöhungen in diesem Jahr anzupreisen versuchte, wenn der Markt selbst die hohe Wahrscheinlichkeit einer einzigen Zinserhöhung nur höchst widerstrebend einrechnen will, sei einfach zu ungeschickt gewesen. „Aber angesichts der äußerst deutlichen Hinweise, dass die Fed förmlich auf eine Zinserhöhung brannte, beschloss der Markt in den letzten Wochen, den USD auf einen leicht höheren Wert hochzuschrauben. Man rechnete damit, dass die Fed bei guten Daten in der Lage sein werde, beim FOMC-Meeting im Juni, spätestens im Juli einen Anstoß zu geben.“
„Aber auch wenn der Markt mittlerweile widerstrebend zur Zaubermelodie des Fed-Fängers marschiert, haben die Zinserwartungen doch unter keinen Umständen gleich volle zwei Zinserhöhungen eingerechnet“, meint Hardy. „Außerdem herrschte und herrscht am Markt die Meinung, dass die US-Zinssätze absolut nirgendwohin führen werden“, urteilt Hardy, denn dies gelte selbst dann, wenn die FOMC-Zinsprognosen beim Meeting im März auf eine Normalisierung des Zinssatzes auf 3,0 Prozent bis Ende 2018 schließen lassen (auf der Grundlage der medianen Prognose); die am stärksten gemäßigte FOMC-Prognose rechnet dabei mit 2,0 Prozent für denselben Zeitraum.
„Der Markt sagt etwa 1,0 Prozent. Und obwohl der Markt sich weiterhin dagegen sträubt, Zinserhöhungen einzurechnen, flacht die US-Zinsertragskurve rasch weiter ab, während die niedrigen Erträge ins Bodenlose stürzen. Kein Signal wird stärker mit dem Risiko einer Rezession verknüpft als eine flache oder invertierte Zinsertragskurve, und diese aktuellen Datenmengen haben zusammen mit dem schwachen Wirtschaftswachstum in Q1, den niedrigen Unternehmensgewinnen und der kraftlosen Expansion im US-Dienstleistungssektor das Profil des Rezessionsrisikos zutage treten lassen“, so Hardy. „Die Entwicklungen von dieser Stelle aus werden für USD-Händler und Währungsinvestoren im Allgemeinen heftig sein.“
Themen: Länderrating | Kommentare deaktiviert für Selten schlechte Prognose
Boom der Roboter und künstlichen Gehirne
Von Dr. Oliver Everling | 8.Juni 2016
Didier Le Menestrel, Chairman von La Financière de l’Echiquier, hat keinen Zweifel daran, dass die Digitalisierung im Dienstleistungssektor mit Riesenschritten voranschreitet und nahezu alle Bereiche in unserem Alltag fundamental verändert. „Doch angesichts der Leichtigkeit und enormen Geschwindigkeit, mit der sich die digitale Wirtschaft vor unseren Augen ausbreitet, vergessen wir manchmal,“ warnt Le Menestrel, „in welchem Maße Roboter bereits bei der Produktion von Gütern eingesetzt werden.“
Die Volksrepublik China, die für ihre Effizienz und Ausführungsgeschwindigkeit bekannt ist, wie Le Menestrel schreibt, setzt in seinem Wachstumsplan „Made in China 2025“ auf „Innovationen, um einen Wandel von Quantität zu Qualität zu vollziehen“. Sie strebt eine industrielle Spitzenposition an, die durch höhere Investitionen in vier Schwerpunktbereichen erzielt werden soll: Informationstechnologie, Luft- und Raumfahrt, neue Materialien und Robotik. Das Übernahmeangebot des chinesischen Mischkonzerns MIDEA GROUP für das deutsche Unternehmen KUKA, einem der weltweit führenden Hersteller von Robotern, liefert hierfür ein konkretes Beispiel.
Auch andernorts sieht Le Menestrel Signale für das Ausmaß der Entwicklung: Der taiwanesische Hersteller von Apple-Smartphones FOXCONN hat 60.000 Mitarbeiter in einer seiner Fabriken in China durch „Foxbots“ ersetzt, und ADIDAS hat die Verlagerung der Produktion seiner Schuhe in eine Fabrik in Deutschland angekündigt, in der massiv Roboter zum Einsatz kommen.
Bei „Industrie 4.0“ geht es auch in Deutschland um den Übergang von der Massenproduktion bzw. dem Massenkonsum zur Industrieproduktion nach Maß. Bei diesen Smart Businesses im Bereich der vorbeugenden Instandhaltung und Optimierung durch Einsatz vernetzter Roboter und künstlicher Intelligenz explodieren geradezu die Investitionen weltweit, stellt Le Menestrel fest, und der „Krieg der Gehirne“ habe schon lange begonnen.
Deutsche Industrieunternehmen sind besorgt, da 50 Prozent der Produktionsingenieure in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand gehen werden. Die Roboterindustrie boomt daher vor allem in Ländern, die besonders stark unter Arbeitskräftemangel leiden.
Themen: Länderrating, Technologierating | Kommentare deaktiviert für Boom der Roboter und künstlichen Gehirne
Börse hören. Interviews zu aktuellen Ratingfragen im Börsen Radio Network. Hier klicken für alle Aufzeichnungen mit Dr. Oliver Everling seit 2006 als Podcasts.










