Dämpfer für Großbritannien

Von Dr. Oliver Everling | 6.Juni 2016

Die wirtschaftliche Lage in Großbritannien hat sich in den vergangenen Monaten deutlich verschlechtert, berichtet Axel Angermann von der FERI: „In unserer aktuellen Prognose erwarten wir für das laufende Jahr daher nur noch ein Wirtschaftswachstum von 1,6% statt wie bisher 2,0%.“ Axel D. Angermann analysiert als Chef-Volkswirt der FERI Gruppe die konjunkturellen und strukturellen Entwicklungen aller für die Asset Allocation wesentlichen Märkte.

Die konjunkturelle Abkühlung hatte sich bereits seit längerem abgezeichnet: „Praktisch sämtliche Stimmungsindikatoren haben sich deutlich von ihren im Jahr 2014 erreichten Höchstständen entfernt. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie liegt aktuell nahe der 50-Punkte-Marke und signalisiert damit für die nahe Zukunft eine Stagnation der Industrieproduktion. Zwar liegt der Einkaufsmanagerindex im gesamtwirtschaftlich weitaus wichtigeren Dienstleistungssektor noch deutlich über 50 Punkten,“ analysiert Angermann, „weist aber bereits seit Ende 2013 einen kontinuierlichen Abwärtstrend auf. Der Einzelhandelsumsatz ist aktuell knapp 4% höher als im Vorjahr, Anfang 2015 waren es jedoch noch etwa 6%.“

Die Abkühlung sei zunächst als Normalisierung im Konjunkturzyklus anzusehen: „Großbritannien erreichte 2014 mit 3,1% und 2015 mit 2,6% hohe Wachstumsraten fast auf dem Niveau der Jahre vor Ausbruch der Finanzkrise. Als sehr hilfreich für die Überwindung der Krisenfolgen erwies sich die expansive Geldpolitik der Bank of England, die sehr viel früher als die EZB zu Maßnahmen der quantitativen Lockerung griff und die Zinsen auf Rekordtiefs senkte, auf denen sie noch immer verharren.“

Daneben bestand, so Angermann, ein gewisser Aufholbedarf: „Großbritannien brauchte deutlich mehr Zeit als etwa Deutschland, um den Einbruch infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise zu überwinden. Während Deutschlands Wirtschaftsleistung bereits im 1. Quartal 2011 wieder das Vorkrisenniveau erreichte, war dies  in Großbritannien erst im 2. Quartal 2013 und damit mehr als zwei Jahre danach so weit. Zuletzt hatte die britische Wirtschaft mit der 2014 ausgelösten Rallye die deutsche deutlich überflügelt. Mit der Beendigung des QE-Programms der Zentralbank, dem Wiedererreichen eines sehr hohen Beschäftigungsstandes (die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 5,1%) und außenwirtschaftlichen Belastungen, die auch an Großbritannien nicht spurlos vorbeigehen, ist eine Normalisierung hin zu Wachstumsraten um die 2% nicht überraschend.“

Zusätzlich wirkt die Unsicherheit um den Ausgang des EU-Referendums am 23. Juni belastend: Das drohende Szenario eines EU-Austritts dürfte nach Einschätzung des Chefvolkswirten dazu führen, dass sich viele Unternehmen vor dem Referendum mit Investitionen zurückhalten werden. Im 2. Quartal ist deshalb vor allem mit einem spürbaren Sinken der Investitionstätigkeit zu rechnen, was die gesamtwirtschaftliche Dynamik in die Nähe der Null bringen dürfte.

„Für unsere Prognose unterstellen wir derzeit“, so Angermann, „ein Verbleiben Großbritanniens in der EU und folgerichtig wieder anziehende Investitionen in der zweiten Jahreshälfte sowie eine Fortsetzung des grundsätzlich positiven Trends im privaten Verbrauch sowie eines leicht negativen Außenbeitrags. Insgesamt ergibt sich damit für das Jahr 2016 eine Wachstumserwartung von 1,6% – etwa ein Prozentpunkt weniger als im Vorjahr. Sollten die Briten am 23. Juni allerdings gegen einen Verbleib ihres Landes in der EU stimmen, ist mit einem weiteren Verfall des Pfunds und vor allem mit einem mindestens temporären Versiegen der für das Land wichtigen Kapitalimporte zu rechnen. Die wirtschaftlichen Perspektiven für das zweite Halbjahr 2016 und auch für das Jahr 2017 würden sich dann erheblich eintrüben.“

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Effekte des chinesischen Auslandstourismus

Von Dr. Oliver Everling | 6.Juni 2016

Das anhaltend rasante Wachstum der chinesischen Mittelschicht hat einen wahrhaften Boom des Auslandstourismus ausgelöst, da die Erwartungen und Horizonte der neuen Wohlhabenden über die heimischen Grenzen hinauswachsen, schreibt Jason Pidcock, Head of Strategy, Asian Income, bei Jupiter Asset Management in seinem Kommentar. In den letzten fünf Jahren ist die Zahl der ins Ausland reisenden Chinesen beständig und signifikant gestiegen.

„Das Land ist dadurch zum zweitgrößten Tourismusmarkt der Welt geworden und steuert 50 Prozent zum Wachstum der globalen Reisebranche bei“, rechnet Pidcock vor. „Chinesische Touristen haben das Geld, um zu reisen, aber auch für Waren und Dienstleistungen an ihrem Urlaubsort. Die neue Tourismuswelle hat sich demnach als riesiger Segen für all jene Unternehmen erwiesen, die sich an diese Entwicklung anpassen konnten.“

In Macau etwa haben Kasinobetreiber, die sowohl den High-End-Tourismus als auch den Massenmarkt bedienen, ihre jüngste Flaute überwunden und erwirtschaften nun wieder sehr ordentliche Erträge, berichtet Pidcock. „Flughafenbetreiber und andere Reiseinfrastruktur-Unternehmen, die für die beliebtesten Urlaubsziele positioniert sind, verzeichnen einen ungebrochen starken Anstieg der Passagierzahlen. Gleichzeitig profitieren im Einzelhandel die Betreiber und Eigentümer von Einkaufszentren von einem boomenden Touristengeschäft in den 1A-Lagen.“

Auch weniger offensichtliche Formen des Tourismus üben nach Eindruck von Pidcock Einfluss darauf aus, wie der Geldfluss zwischen den asiatisch-pazifischen Ländern (ohne Japan) verläuft. China beende nun die besonders wachstumsstarke Phase seiner Industrialisierung und wende sich einem stärker konsumorientierten Wirtschaftsmodell zu. Daher besteht für das Land auch ein immer geringerer Bedarf an Metallen und anderen Rohstoffen aus benachbarten Ländern, allen voran Australien.

„Doch für die Unternehmen dort wurde diese rückläufige Entwicklung durch den Bildungssektor aufgefangen. In Chinas zunehmend wettbewerbsintensivem Beschäftigungsumfeld“, berichtet Pidcock, „ist die Bildungsqualität eines der größten Anliegen der neuen chinesischen Mittelschicht. Jenseits des Südchinesischen Meeres bieten Australiens öffentliche und private Bildungseinrichtungen eine erstklassige Ausbildung nach westlichen Standards. Dies hat dem Land einen enormen Zustrom an chinesischen Studenten sowie einen entsprechenden Vermögenszufluss beschert. Für Australien ist Bildung damit faktisch zu einem Dienstleistungsimport geworden.“

Ein weiteres wichtiges Anliegen der neuen wohlhabenden und mobilen Mittelschicht in Asien ist die Gesundheit, denn die Region weist bei der staatlichen Gesundheitsversorgung mitunter sehr unterschiedliche Standards auf. Dies schafft einen wachsenden Markt für Gesundheitstourismus. Die zunehmende Nachfrage nach gesundheitsbezogenen Dienstleistungen im Ausland hat Unternehmen der Branche dazu veranlasst, private Krankenhäuser in zentraler Nähe zu Bevölkerungszentren zu errichten. Die besten Projekte haben meines Erachtens gute Chancen, den Unternehmen langfristig hohe Erträge zu bescheren.

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Auf die Rückzahlung kommt es an

Von Dr. Oliver Everling | 3.Juni 2016

EXPORO, deutscher Marktführer bei Crowdinvesting für Immobilienfinanzierungen, zahlt bereits das fünfte abgeschlossene Projekt planmäßig an seine Privatanleger zurück. Insgesamt wurde der Bau von 99 Wohneinheiten in der Metropole Hamburg ermöglicht. Die Anleger erhalten je nach Zeichnungszeitpunkt eine Verzinsung von bis zu 6% pro Jahr, bei einer durchschnittlichen Kapitalbindung von 29 Monaten.

EXPORO sieht sich bundesweit als einzigen aktiven Immobilien-Crowdinvesting-Anbieter, der mehrere Projekte erfolgreich beendet und das investierte Kapital an die Anleger wieder zurückbezahlt hat. Die Verzinsung für den Anleger lag nach Angaben der Gesellschaft, je nach Zeichnungszeitpunkt der ausgezahlten Projekte BarrioE und Drosselstraße in Hamburg, zwischen 5 und 6 Prozent pro Jahr. Bei einem Gesamtinvestitionsvolumen für beide Projekte von knapp 41 Millionen Euro betrug die Funding-Gesamtsumme 3,1 Millionen Euro. „Es macht uns ein wenig stolz, dass wir unsere Versprechen hundertprozentig eingehalten haben“, resümiert Julian Oertzen, Mitgründer und Geschäftsführer von EXPORO. „Kein anderes Portal in Deutschland kann diesen Trackrecord aufweisen.“    

Die beiden Immobilien-Projekte BarrioE und Drosselstraße in Hamburg seien vor wenigen Wochen fertiggestellt worden. Bei BarrioE wurden dem Bericht nach mit Hilfe des über EXPORO eingesammelten Schwarmkapitals 51 Wohneinheiten erstellt. Das Gesamtinvestitionsvolumen betrug 19,8 Millionen Euro, das Funding 1,8 Millionen Euro. Die Investoren erhalten eine jährliche Verzinsung ihrer eingesetzten Gelder von fünf bis sechs Prozent. In der Drosselstraße wurden 48 Wohnungen gebaut. Die Fundingsumme betrug 1,3 Millionen Euro bei einem Investitionsvolumen von 21 Millionen Euro und einer Verzinsung von 6 Prozent p.a.

Die Immobilienschwarmfinanzierung hat für Julian Oertzen in Deutschland eine große Zukunft. „Viele Immobilien-Projekte und Unternehmen benötigen Kapital. Der Vorteil bei Crowdinvesting ist dabei, dass wir Kapital schnell und flexibel zur Verfügung stellen können. Immer mehr Privatanleger sind bereit, an diesem Wachstumsmarkt der Immobilienbranche mitzuwirken.“

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Mehr Insolvenzen in Paris

Von Dr. Oliver Everling | 1.Juni 2016

Ungeachtet der aktuellen Streiks sieht der Kreditversicherer Coface die französische Wirtschaft in einem leichten Aufschwung. Einige Indikatoren im 1. Quartal stimmen optimistisch: Wachstum, Konsumausgaben, Investitionen. Auch bei den Insolvenzen gibt es eine deutliche Verbesserung: Sie gingen zuletzt um über vier Prozent zurück, für 2016 rechnet Coface mit einem Minus um 3,2 Prozent. Davon ausgenommen ist die Textil- und Bekleidungsbranche sowie regional betrachtet der Großraum Paris. Neben strukturellen Problemen bleibt eine Schwäche: Die Exporte sinken, hauptsächlich wegen der gebremsten Dynamik in den Emerging Markets und schwacher Wettbewerbsfähigkeit der französischen Unternehmen. Bei der Risikobetrachtung der Branchen hat sich allerdings die Hälfte in der Coface-Bewertung verbessert.

Zwischen Januar und April 2016 haben sich einige Wirtschaftsindikatoren verbessert. Das Wachstum hält, wenn auch auf niedrigem Niveau, an. Im ersten Quartal 2016 standen gegenüber dem Vorjahreszeitraum plus 0,6 Prozent zu Buche, primär aufgrund der Inlandsnachfrage. Die Ausgaben der privaten Haushalte erreichten mit plus 1,2 Prozent einen Höchstwert seit 2004. Und auch die Investitionen übertrafen die Erwartungen: Zum ersten Mal seit 2012 tragen die Unternehmensinvestitionen wieder zum Wachstum bei. Coface erwartet für Frankreich ein Wachstum von 1,6 Prozent in diesem und 1,3 Prozent im nächsten Jahr.

Lediglich der Außenhandel trübt das Bild. Während die Importe im ersten Quartal 2016 um 0,5 Prozent zulegten, gingen die Ausfuhren um 0,2 Prozent zurück. Hier wirkt sich vor allem das gebremste Wachstum in den Emerging Markets aus. Allerdings tragen auch strukturelle Probleme zur Schwäche Frankreichs auf den globalen Exportmärkten bei. Seit 2011 gingen die Ausfuhren um 3,5 Prozent zurück. Frankreich hat nur ein Drittel so viel exportierende Unternehmen wie Deutschland – bei einer insgesamt etwa gleich großen Gesamtzahl an Firmen. Von zehn Unternehmen, die in den Export einsteigen, sind nach einem Jahr nur noch drei aktiv, nach drei Jahren nur noch eins.

Die wirtschaftliche Erholung zeigt sich deutlich in den Insolvenzzahlen und einer verbesserten Risikolage der Branchen. Nach Berechnungen von Coface dürften die Insolvenzen in diesem Jahr um 3,2 Prozent zurückgehen. Ende April betrug die Gesamtzahl in der Zwölf-Monatsbetrachtung 58.846, das waren 4,3 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum. Die daraus resultierenden Insolvenzkosten beliefen sich auf 3,35 Milliarden Euro, 8,6 Prozent weniger. Die Zahl der betroffenen Arbeitsplätze war um 2,4 Prozent geringer. Zuversichtlich stimmt zudem, dass die Verbesserung alle Firmengrößen betrifft und der Rückgang bei großen Unternehmen mit 21,5 Prozent besonders ausgeprägt ist. Auch der durchschnittliche Umsatz, der durch Insolvenzen wegfiel (591.800 Euro), sank auf Vorkrisenniveau.

Nur in Zentralfrankreich und im Großraum Paris (Ile-de-France) stiegen die Insolvenzzahlen um 2,9 und 3 Prozent. Dabei ist der Anstieg in Ile-de-France nur bedingt auf die Terroranschläge im November 2015 zurückzuführen, denn die Zahl stieg schon zuvor an, und die Insolvenzen betreffen alle Branchen, nicht nur den Tourismus mit Hotels und Restaurants. 21 Prozent aller Insolvenzen in Frankreich entfallen auf den Großraum Paris.

Sechs von zwölf Branchen, die Coface regelmäßig untersucht, bewertet der Kreditversicherer nun besser. Dank der anhaltenden Konsumfreude ist der Einzelhandel die erste Branche in Frankreich, die in „niedriges Risiko” eingestuft wird. Automobil, Pharma, Chemie und Transport wurden in “mittleres Risiko” aufgewertet. Auch der Bau erholt sich und wurde von “sehr hohes Risiko” in „hohes Risiko“ heraufgestuft. Allerdings wird eine Branche jetzt schlechter bewertet: Textil-Bekleidung ist nun in „hohes Risiko“ eingestuft.

In einem neuen Panorama betrachtet Coface detailliert den Transportsektor. Obwohl die Branche insgesamt in “mittleres Risiko” heraufgestuft wurde, sind die mittelfristigen Aussichten für den Straßentransport eher unsicher. Da sich der Sektor primär aus kleineren und anfälligeren Unternehmen zusammensetzt, hängt die Insolvenzrate unter anderem stark von gesetzlichen Eingriffen bei Löhnen und der Ölpreisentwicklung ab. Zwar gehen die Insolvenzzahlen derzeit zurück. Die Gründung vieler neuer Unternehmen zu Jahresbeginn lässt aber ein Wiederansteigen mit einem Höhepunkt 2019 befürchten.

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EZB-Milliarden landen nicht auf Kundenkonten

Von Dr. Oliver Everling | 1.Juni 2016

„Die Milliarden der EZB kommen kaum in der Realwirtschaft an“, leitet Dr. Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, seinen Vortrag beim NPL Forum des Frankfurt School Verlags ein. Er glaubt, dass durch die EZB-Politik statt der Realwirtschaft die Vermögenspreise profitieren und die EZB weiterhin Geld locker halten wird. Außerdem würde ein Brexit die Währungsunion schwächen.

Die EZB schaffe nur Zentralbankgeld, aber eben kein Guthaben auf den Bankkonten von Kunden. Krämer skizziert den Transmissionsprozess. „Der Riemen überträgt die Kraft nicht“, illustriert Krämer die Situation. Faule Kredite und hohe Verschuldung seien dafür Ursachen. Die EZB-Milliarden implizieren eine fehlende Lenkungsfunktion des Zinses, Immobilienblasen, auftürmenden Reformstau, ausurfernde Altersvorsorge-Probleme und eine nicht enden wollende Interventionsspirale.

Krämer glaubt nicht an die Liberalisierung des Arbeitsmarktes in Italien, gibt Krämer ein Beispiel für die mangelnden Verbesserungen in der Realwirtschaft. Die Verbesserungen in Italien würden sich derzeit noch auf die rein politische Ebene begrenzen. Die Negativzinspolitik habe aber beträchtliche negative Wirkungen für die Realwirtschaft.

Die Fünf-Jahres-Inflationserwartungen, beginnend in jeweils fünf Jahren, liegen weit unter 2 %. Der Marktwert wird ermittelt aus Inflationsswaps sowie einem Modellwert basierend auf Kerninflation, Ölpreis und Risikoaversion, erläutert Krämer. Bis Mitte 2014 lagen Inflationserwartungen noch auf einer Linie mit den Realdaten. Als Draghi seine berühmte Rede gehalten habe, hätten die Märkte mit höheren Inflationserwartungen reagieren müssen, um die von Draghi gewünschten Effekte seiner Politik zu unterstützen. Tatsächlich hätten die Märkte aber erkannt, dass Quantitative Easing nicht ohne weiteres zur Inflation führen werde.

„Im Zweifel wird die EZB noch einmal lockern“, sagt Krämer. Einlagesatz von -0,3% auf -0,4% gesenkt, Kauf von Unternehmensanleihen und Erhöhung des monatlichen Kaufvolumens von 60 auf 80 Mrd. Euro und TLTRO 2.0 sind bereits Elemente der erhöhten Dosis.

In Sachen Brexit sieht Krämer – gestützt auf verschiedene Umfragen – einen knappen, aber wachsenden Vorsprung für einen EU-Verbleib. Der Brexit wäre ein Sargnagel für eine tiefere politische Integration: Die Ursachen der Staatsschuldenkrise seien noch nicht gelöst. Notwenig sei mehr europäische Integration, der Brexit gäbe EU-Gegnern im Euroraum Auftrieb. Die EZB bliebe dann leider als „Ausputzer“ eingespannt. Krämers Fazit: „Das Umfeld bleibt für Banken aus makroökonomischer Sicht schwer.“

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Risiko einer größeren Ölpreiskorrektur

Von Dr. Oliver Everling | 31.Mai 2016

„Rohstoffe kamen in der vergangene Woche kaum von der Stelle. Verluste im Energie- und insbesondere Edelmetallsektor wurden durch Gewinne bei Industriemetallen und Agrarrohstoffen ausgeglichen“, sagt Ole Hansen, Rohstoffexperte bei der Saxo Bank. Edelmetalle, darunter auch Platin und Palladium, befänden sich bereits den gesamten Mai über unter Druck. Grund hierfür seien ein stärkerer US-Dollar und neuerliche Spekulationen um steigende US-Leitzinsen, die eine lang überfällige Preiskorrektur und Gewinnmitnahmen auslösten. Der Energiesektor erlebte eine uneinheitliche Woche. „Während der Gaspreis aufgrund eines größer als erwarteten Lagerbestands gesunken ist, konnten die beiden Ölbenchmarken Brent und WTI leichte Gewinne verbuchen und durchbrachen die psychologisch wichtige Marke von 50 USD pro Barrel“, sagt Hansen.

„Edelmetalle wurden in den vergangenen Tagen durch zunehmend hawkische Aussagen des Federal Open Market Committees erschüttert. Dies befeuert die Prognosen bezüglich einer US-Leitzinserhöhung und stärkt zudem den Dollar“, sagt Hansen. Letzteres erschaffe in Kombination mit steigenden Anleihezinsen jedoch ein schwieriges Marktumfeld für Edelmetalle – nicht zuletzt für Gold. Zum ersten Mal seit Beginn der Rallye im Januar dieses Jahres stelle sich die Frage, wie nachhaltig der Aufschwung sei. „Während sich die Erwartungen bezüglich einer Leitzinserhöhung nach oben schrauben und der Dollar sich weiter erholt, wird es Gold schwer haben. Aufgrund des Niedrigwachstums, negativer Staatsanleihenrenditen und potenzieller Inflation betrachten wir den aktuellen Kursrücksetzer aber als gesunde Korrektur innerhalb des bestehenden Aufwärtstrends“, sagt Hansen.

„Der Energiesektor erlebte eine gemischte Woche. Zunächst durchbrachen die beiden Ölsorten Brent und WTI die Marke von 50 USD pro Barrel. Da weitere Kursanstiege jedoch ausblieben, kam es zu Gewinnmitnahmen und technischen Verkäufen“, sagt Hansen. Dieses Kurslevel und zahlreiche Versorgungsstörungen hätten die Rallye in den vergangenen Wochen gestützt und sogar die gewöhnlich starke negative Korrelation zum US-Dollar kompensiert. Davon abgesehen hätten Investoren mittlerweile Longpositionen mit einem Volumen von 650 Millionen Barrel aufgebaut. Damit befände man sich nicht weit entfernt vom Rekordwert aus dem vergangenen Monat. „Der Aufbau dieser spekulativen Longpositionen, zunehmend negative technische Signale, eine sich stabilisierende Zahl von aktiven US-Bohranlagen und saisonbedingt schwächere Gewinnmargen von Raffinerien bergen somit das Risiko einer größeren Preiskorrektur“, sagt Hansen abschließend.

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Top 10 der Fondsgesellschaften aufgemischt

Von Dr. Oliver Everling | 28.Mai 2016

Für alle Gesellschaften, die in Deutschland mindestens acht von der FERI EuroRating Services aus Bad Homburg geratete Fonds zum Vertrieb zugelassen haben, wurde das Verhältnis der mit A oder B gerateten Fonds zur Gesamtheit aller jeweils gerateten Fonds ermittelt. Je höher der Anteil der Fonds mit Top-Ratings ausgefallen ist, desto besser sind die Fondsgesellschaften eingestuft worden. Um unterschiedlichen strategischen Ansätzen verschiedener Gesellschaften gerecht zu werden und Anbieter mit einer kompletten Produktpalette nicht direkt mit kleineren Gesellschaften und Nischenanbietern zu vergleichen, werden zwei separate Ranglisten erstellt: Eine enthält ausschließlich Gesellschaften mit acht bis 24 gerateten Fonds, die andere alle Gesellschaf-ten, die in Deutschland 25 oder mehr geratete Fonds zum Vertrieb zugelassen haben. Veröf-fentlicht werden jeweils die besten zehn Gesellschaften. Die Sortierung erfolgt nach exakter Quote der Top-Ratings.

Auf Basis dieses analytischen Ansatzes der Feri hat sich das Bild der best-gerateten KAGs stark verändert. Zum Stichtag vom 31. März 2016 erreichte Goldman Sachs AM im jährlichen KAG Ranking der FERI EuroRating Services Platz eins der großen Gesellschaften. 53,8 Prozent der bewerteten Fonds von Goldman Sachs AM erreichten das FERI Top-Rating mit Ratingnote A oder B. Noch im Vorjahr war Goldman Sachs AM lediglich auf Platz 18. „Damit gibt Fidelity die Spitzenposition ab und belegt Platz zwei. Verbessern konnten sich neben Goldman Sachs AM außerdem Union Investment und Deka sowie Kepler-Fonds KAG und MFS, die beide neu in das Top-10 Ranking der großen Gesellschaften aufgerückt sind“, berichten die Analysten der Feri. „Plätze eingebüßt haben Columbia Threadneedle, Comstage, AXA IM, Invesco. Mit 46,6 Prozent Fonds mit Top-Rating belegte Invesco den zehnten Platz des Top-10 Rankings der großen Gesellschaften. Schroders und JPMorgan konnten im aktuellen Ranking ihre Plätze in den Top-10 nicht behaupten.“

„Unser Ranking verdeutlicht die Bedeutung einer kontinuierlichen Reevaluierung der Fondsgesellschaften – die Ratingunterschiede sind stetig im Fluss“, sagt Christian Michel, Direktor und Leiter Funds bei der FERI EuroRating Services AG. „Interessant ist, dass fast alle Positionen innerhalb der Top-10 der großen Gesellschaften einen höheren Anteil an Fonds mit FERI Top-Rating aufweisen als im Vorjahr. Bei den Top-10 der kleinen Gesellschaften hingegen zeigt sich ein gemischteres Bild – hier weisen mehrere der Top-10 Positionen auch niedrigere Anteile auf als noch im Vorjahr“, so Michel weiter. 

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Elektroantrieb auf Fahrt bergauf

Von Dr. Oliver Everling | 28.Mai 2016

„Geht es mit Elektrofahrzeugen bergauf?“ Dieser Frage widmet sich Charlie Thomas, Fondsmanager des Jupiter Global Ecology Growth SICAV.  „Der Investitionsumfang in Technologie für Elektrofahrzeuge ist beeindruckend, aber das Rennen um die Produktion von Batterien mit großer Reichweite zu den geringstmöglichen Kosten könnte für Anleger eine holprige Fahrt werden“, warnt Thomas.

Er sieht handfeste Gründe, im Hinblick auf das künftige Wachstum des Marktes für Elektrofahrzeuge optimistisch zu sein. „Allein in 2015 wuchs der Markt für reine Elektrofahrzeuge weltweit sprunghaft um 76 Prozent, wobei die meisten Neuwagenverkäufe in China und Europa verzeichnet wurden.“ Branchenanalysten prognostizieren, berichtet Thomas, dass die Gesamtkosten (Anschaffungs- plus Betriebskosten) von Elektrofahrzeugen im Jahr 2020 zum ersten Mal unter denen von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren liegen werden. „Dies könnte tiefgreifende Auswirkungen auf die Dynamik von Angebot und Nachfrage auf diesem Markt haben“, glaubt Thomas. „Einigen Schätzungen zufolge könnten Elektrofahrzeuge im Jahr 2040 bis zu 50 Prozent der Neuwagenverkäufe ausmachen, wenngleich dem durch anhaltend niedrige Ölpreise Grenzen gesetzt sein könnten.“

Der Preis pro Kilowattstunde (kWh) einer Lithium-Ionen-Batterie falle zurzeit rapide. Aus Studien von Bloomberg New Energy Finance gehe hervor, dass der durchschnittliche Preis für eine Batterie seit 2010 von USD 1.000/kWh auf heute USD 350/kWh gefallen ist. Bis zum Jahr 2030 werde ein weiterer Rückgang auf rund USD 120/kWh erwartet. Eine Analyse von Liberum ist noch optimistischer und rechnet bei der branchenführenden Lithium-Ionen-Batterie bis 2020 mit einer Verbesserung der Energiedichte um 30 Prozent und mit einer Halbierung der Kosten pro kWh. „Diese Schätzungen basieren auf der Annahme, dass jede Verdopplung der Kapazität zu einer Kostensenkung von ca. 14  Prozent führen wird“, kommentiert Thomas.

China habe seine aufkommende Elektrofahrzeugbranche als einen Sektor von nationaler Bedeutung eingestuft, berichtet Thomas von seinen Reisen in Asien, und demzufolge großzügige staatliche Subventionen eingeführt. „Diese haben zu einer Verdreifachung des Absatzes von reinen Elektrofahrzeugen im Jahr 2015 geführt.“

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Big Data ändert Chinas Rolle in der Welt

Von Dr. Oliver Everling | 25.Mai 2016

Ein Video auf dem „China Big Data Industry Summit & China E-Commerce Innovation and Development Summit“ im Rahmen der World Big Data Expo in Guiyang, Guizhou, macht kurz klar, was „Big Data“ für China bedeutet: Das Video stellt den Tagesablauf eines Polizisten dem einer Familie gegenüber. Früher wurde lediglich der Tagesablauf des Polizisten minutengenau aufgezeichnet. Jede Bewegung seines Polizeifahrzeugs, jede Minute seines Einsatzes sowie jede Person werden durch Kameras und Sensoren erfasst. Künftig soll dies in China nahezu lückenlos für praktisch jeden Menschen möglich sein.

Liu  Nianxiu, Vice Chairman der National Development and Reform Commission der Volksrepulik China, rechnet vor, wie China bis zum Jahr 2020 die größte Datensammlung der Welt haben werde. Alle Wirtschaftssektoren werden davon betroffen sein. Die Treiber der Entwicklung sieht Liu nicht nur in Anwendungen der Regierungen, sondern auch im Unternehmertum.

Big Data spiele in der Entwicklung der chinesischen Wirtschaft eine entscheidende Rolle. Traditionelle Branchen würden durch Big Data und E-Commerce auf ein neues Niveau gehoben. Der Fokus liege auf Technologien mit der Qualität, alte Strukturen aufzubrechen und Innovationen möglich zu machen. Liu zeigt den Zusammenhang zur Armutsbekämpfung auf.

Die Sicherheit von Daten sei ein wichtiges Thema. Die Welt sei zum Dorf geworden. Um die Früchte der neuen Technologie zugänglich zu machen, komme es auf die effiziente Integration an. Liu sieht für China eine Rolle in der Zukunft.

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Ministerpräsident Li Keqiang setzt auf Big Data

Von Dr. Oliver Everling | 25.Mai 2016

Li Keqiang, Ministerpräsident der Volksrepublik China, heißt auf der World Big Data Expo in Guiyang, Guizhou, insbesondere die ausländischen Gäste willkommen. Li spricht auf dem „China Big Data Industry Summit & China E-Commerce Innovation and Development Summit“. Li lobt die Fortschritte, die in Guizhou auf dem Gebiet von Big Data erreicht wurden. „Wir starteten auf der grünen Wiese damit“, sagt Li.

Der Ministerpräsident spricht von den verschiedenen Etappen der Entwicklung des Internets. Weniger entwickelte Regionen würden von den neuen Möglichkeiten besonders profitieren. Die Weltgeschichte zeige, dass Innovationen und Erfindungen immer Einfuss auf die Menschheitsentwicklung hatten. Li ist sich sicher, dass Daten alle Aspekte des Lebens betreffen werden. Die schnelle Entwicklung zeige sich praktisch überall.

China habe eine Phase hinter sich gelassen, in der China von neuesten Technologien kaum Gebrauch gemacht habe. Guizhou sei nun ein Beispiel dafür, wie schnell eine weniger entwickelte Region vorankommen könne. China habe alle Voraussetzungen, höchste Ziele erreichbar zu machen. Natürliche Ressourcen seien begrenzt, die Kreativität des Menschen aber nicht. China stützt sich daher auf die Menschen.

Die Exploration natürlicher Ressourcen sei begrenzt. Menschen, die Daten sammeln und verwerten, haben sich dagegen selbst zur wichtigsten Ressource gemacht. Der Wert der Daten sei weit über allen Erwartungen. Die Provinz Guizhou verdanke Big Data ein Wachstum von 40 % bis 50 % pro Jahr. Von der Kraft dieses Wachstums profitieren auch alle anderen Branchen.

Der Ministerpräsident des bevölkerungsreichsten Landes der Welt macht klar, dass die Volksrepublik China den Menschen in den Mittelpunkt ihrer Politik stellen will. Li preist die „share economy“, die noch mehr Vitalität für die Wirtschaft bringen werde. Es gehe nicht nur um Produktivität, sondern auch um neue Formen der Zusammenarbeit, des Unternehmertums und der Innovation.

Li lenkt den Blick auf Beispiele von Unternehmen, die ein bisher ungekanntes Wachstum zeigen. Dienstleistungen werden eine immer größere Rolle spielen. Wichtig sei bei der Entwicklung der „share economy“, dass alle Menschen davon profitieren werden. Die Gegensätze zwischen Stadt und Land werden aufgehoben, da auch die entlegensten Regionen Zugang haben. Li spricht von Fiarness und Gleichberechtigung.

Mehr als 80 % Prozent der Daten in China seien in der Hand des Staates. Die Daten könnten aber nicht nur die Effizienz der Arbeit der Regierung verbessern und mehr Serviceorientierung öffentlicher Stellen bringen, sondern auch zum Beispiel Erziehung und Gesundheit seien Profiteure von Big Data. Li will Daten für noch mehr Menschen nutzbar machen und auch die öffentlichen Datenquellen für noch mehr Nutzungsmöglichkeiten öffnen.

China sei ohnehin schon der größte Produzent für IT-Produkte der Welt. E-Commerce öffne daher eine praktisch unbegrenzte Expansionsmöglichkeit für China. Die IT- und speziell Big-Data-Industrie habe jeder wirtschaftlichen Abschwächung zum Trotz das Momentum für weiteres Wachstum beibehalten.

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