LHI handelt 125 Mio. € Immobilien im ersten Halbjahr 2015
Von Dr. Oliver Everling | 17.Juli 2015
Im 1. Halbjahr 2015 hat die LHI Gruppe im Bereich der Investmentprodukte für private, professionelle und semi-professionelle Investoren alleine bei den Immobilien ein Transaktionsvolumen in Höhe von 125 Mio. Euro im deutschen Markt bewegt. Damit ist bereits fast die Hälfte der für 2015 für alle Assetklassen geplanten 300 Mio. Euro erreicht. Die Assets under Management bei Immobilien belaufen sich nach eigenen Angaben der Gesellschaft per 30.06.2015 auf 2,8 Mrd. Euro.
„Wir konnten den Deal-Flow auch in dieser Phase extremer Nachfrage und harten Wettbewerbs um interessante Objekte deutlich steigern. Dies ist aufgrund der erfreulich hohen, bereits bestehenden Kapitalzusagen unserer Versicherungen, Pensionskassen, Stiftungen und Family Offices auch immens wichtig“, sagt Oliver Porr, Sprecher der Geschäftsführung der LHI-Gruppe.
Die rund 125 Mio. Euro umfassen in Summe die An- und Verkäufe des Halbjahres 2015, die die LHI für die von ihr verantworteten AIFs, Fonds-, Co- und Eigeninvestments erfolgreich abgeschlossen hat. „Insbesondere bei den Ankäufen hat die LHI noch einmal zugelegt. Insgesamt wurden Immobilien in Höhe von knapp 40 Mio. Euro für die verschiedenen von LHI gemanagten Sachwertinvestments angebunden. Dabei wurde nicht nur in Büro-, sondern auch Handelsimmobilien investiert. Der Ankauf der Premium-Objekte Seidlstraße in München, ein Einzelhandelsobjekt in Friedrichshafen sowie eine Büroimmobilie in Karlsruhe haben das Transaktionsgeschäft maßgeblich geprägt“, berichtet LHI. Das Dispositionsportfolio dominierten die Objekte Laimer Atrium in München, ein Einzelhandelsportfolio in Süddeutschland sowie das Bauknecht-Areal in Schorndorf.
„Besonders stolz sind wir auf die Identifikation von Premium-Objekten mit einem mittelfristigen Upside-Potenzial. Die Produkte im Bereich core-plus sind derzeit bei unseren Investoren sehr gefragt“, so Dieter Seitz, Geschäftsführer der LHI Capital Management GmbH. Dr. Lars Schöne, Geschäftsführer der LHI Kapitalverwaltungsgesellschaft weiß außerdem: „Unsere Investoren kennen unsere Assetkompetenz, insbesondere auch bei der Vermietung und Revitalisierung.“ So wurden bereits im 1. Halbjahr Mietverträge über rund 32 Tqm prolongiert oder neu abgeschlossen. Die Vermietungsquote liege bei einem Gesamtvolumen von über 1,3 Mio. qm vermietbarer Fläche wie in den Vorjahren konstant über 98%.
Themen: Ratings | Kommentare deaktiviert für LHI handelt 125 Mio. € Immobilien im ersten Halbjahr 2015
Neue Gründerkultur für Deutschland
Von Dr. Oliver Everling | 16.Juli 2015
Seminar der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit zum Thema „Neue Gründerkultur für Deutschland“ vom 16. bis 18. Oktober 2015 in Gummersbach, hier mehr Informationen und Anmeldung: www.freiheit.org.
Themen: Nachrichten | Kommentare deaktiviert für Neue Gründerkultur für Deutschland
MiFID II verringert Research-Abdeckung
Von Dr. Oliver Everling | 16.Juli 2015
Ein großer Teil der führenden Brokerhäuser in Deutschland rechnet mit tiefgreifenden Veränderungen im Wertpapier-Research, falls die von der EU vorgesehene Finanzmarktrichtlinie (MiFID II) geltendes Recht in Europa wird. Dies war der Tenor des „MiFID-II-Roundtable Sell Side“ der DVFA. Mehr als 30 Broker waren der Einladung des Branchenverbandes der Investment Professionals in Deutschland gefolgt, um gemeinsam über die Auswirkungen der neuen Finanzmarktrichtlinie, insbesondere über das Verbot von Research-Leistungen als Zuwendung (Inducement) zu diskutieren.
MiFID II schränkt die Gewährung von Inducements nach derzeitiger Lesart erheblich ein. Sie gestattet unabhängigen Beratern und Portfolio Managern nicht, für die Erbringung ihrer Dienstleistung monetäre oder nichtmonetäre Vorteile von Dritten anzunehmen. Dies betrifft auch Research, das Broker den Beratern und Asset Managern zur Verfügung stellen. Research kann künftig nur noch gegen Bezahlung, entweder durch den Asset Manager selbst oder durch den Beratungskunden, bezogen werden. Dies werfe völlig ungeklärte Fragen der Verrechnung und Bewertung auf.
Einigkeit herrschte unter den Teilnehmer, MiFID II bedeute einen massiven Eingriff in den Markt für Wertpapier-Research und die damit verbunden Dienstleistungen. Eine Befragung der Teilnehmer durch die DVFA ergab, dass fast zwei Drittel der Teilnehmer davon ausgehen, die Research-Abdeckung von Small Caps – Werte des SDAX, Stoxx 200 Small und Unternehmen, die nicht in Auswahlindizes enthalten sind – werde mindestens um 30 Prozent zurückgehen. Knapp die Hälfte geht gar von einem Rückgang des Research-Universums von 50 Prozent oder mehr aus.
Auch die Kundenstruktur der Broker werde sich ändern, erwarten die Vertreter der Sell-Side-Analyse. So dürfte sich die Kundenzahl reduzieren und auf die großen Asset Manager konzentrieren. Kleinere Asset Manager könnten von Research-Leistungen abgeschnitten werden, und vor allem werde die Kundenprofitabilität noch stärker die Kundenstruktur bestimmen als bisher.
Chancen könnten sich dagegen für neue Anbieter von Analysen kleinerer Unternehmen bieten, die von den Unternehmen selbst in Auftrag gegeben werden.
Weniger eindeutig war das Meinungsbild etwa bei der Frage, wie sich die neuen Regeln auf die Börsengänge und die Kapitalaufnahme von Wachstumsunternehmen auswirken werde. In der Diskussion zeichnete sich aber ab, gerade kleinere Unternehmen würden, spätestens wenn der Börsengang vorbei sei, kaum noch von Analysten beobachtet und entsprechendes Research in Zukunft nicht erstellt.
„Wir beobachten, dass Marktteilnehmer sich schon intensiv mit der MiFiD II, insbesondere dem Thema Research-Leistungen als Zuwendungen auseinandersetzen, aber noch viele Unklarheiten zur konkreten Implementierung bestehen“, erläutert Michael Schmidt, Vorstandsmitglied der DVFA und Leiter DVFA Kommission Regulierung. „Wertpapier-Research wird sich in weiten Teilen neu aufstellen müssen. Das bedeutet nicht immer eine Verbesserung, und es wird auch ungewollte Verlierer geben“, so Ralf Frank, Generalsekretär der DVFA e.V.
Themen: Ratings | Kommentare deaktiviert für MiFID II verringert Research-Abdeckung
China im Blick behalten
Von Dr. Oliver Everling | 10.Juli 2015
Im Rahmen einer aktuellen Umfrage der DVFA bewerten fast drei Viertel (72,1 Prozent) der deutschen Investment Professionals die Verwerfungen an den chinesischen Aktienmärkten als Symptom für das Platzen einer Spekulationsblase. Nur 27,9 Prozent gehen davon aus, dass es sich lediglich um eine scharfe Korrektur im Rahmen einer weiter andauernden Hausse handelt.
Dass diese Verwerfungen zu einem Crash an den Aktienmärkten in China führen können, befürchten 43,3 Prozent der Befragten. Würden sich die Parallelen zum Platzen der Internetblase vor 15 Jahren bestätigen, könnten die Kurse noch deutlich tiefer fallen. Insgesamt 28,8 Prozent der Investment Professionals gehen hingegen davon aus, dass es der chinesischen Regierung beziehungsweise der Notenbank gelingen wird, die Märkte zu stabilisieren.
Sollte es zu einem Börsen-Crash in China kommen, würde dies – nicht zuletzt durch die negativen Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft – auch die internationalen Finanzmärkte treffen. Drei Viertel (75 Prozent) der Befragten rechnen mit gefährlichen oder sehr gefährlichen Konsequenzen. Nur ein Viertel (25 Prozent) hält eine solche Entwicklung für kaum oder nicht problematisch.
„Auch wenn sich die Situation an den chinesischen Aktienmärkten zwischenzeitlich zu beruhigen scheint, darf nicht vergessen werden, dass nach wie vor ein erheblicher Teil der gelisteten Aktien vom Handel ausgesetzt ist“, erläutert Ralf Frank, Generalsekretär der DVFA e.V.
Themen: Aktienrating, Länderrating | Kommentare deaktiviert für China im Blick behalten
FERI nimmt Griechenland auf CC
Von Dr. Oliver Everling | 10.Juli 2015
Die griechische Regierung hat offenbar die Chancen verpasst, die die Ratingagentur FERI EuroRating Services zuvor noch sah: Das Ratingkomitee für das Sovereign Rating der FERI EuroRating Services hat am 6. Juli beschlossen, das Rating für Griechenland außerhalb des normalen Rahmens für Ratinganpassungen mit „CC“ auf die niedrigste Stufe oberhalb des Default herabzustufen. Nach dem Auslaufen des zweiten Hilfsprogramms und dem Ergebnis des Referendums muss ein Zahlungsausfall noch im laufenden Monat als sehr wahrscheinlich angesehen werden.
Die nicht erfolgte Rückzahlung von Krediten an den IWF am 30. Juni verdeutlichte bereits, dass Griechenland nicht mehr über die notwendigen Mittel verfügt, seine Verbindlichkeiten ordnungsgemäß zu bedienen. Am gleichen Tag lief das zweite Hilfsprogramm der Gläubigerinstitutionen (Eurogruppe, IWF und EZB) aus, ohne dass es zuvor zu einer Einigung über eine Verlängerung oder über ein Anschlussprogramm gekommen wäre. Das griechische Referendum am 5. Juli schließlich erbrachte eine mehrheitliche Zustimmung der Bevölkerung für die Position der Regierung, bislang vorliegende Vorschläge seitens der Gläubiger abzulehnen. Neue Verhandlungen zwischen der griechischen Regierung und den Gläubiger-Institutionen sind zwar möglich. Es erscheint aber als sehr unwahrscheinlich, dass bereits in den kommenden Tagen eine Einigung erzielt werden könnte, die die Auszahlung neuer Hilfsgelder ermöglichen würde.
Bereits am 10. Juli werden Schatzwechsel im Volumen von 2 Milliarden Euro fällig, am 20. Juli folgt die Fälligkeit einer von der EZB gehaltenen Anleihe im Volumen von 3,5 Milliarden Euro. Angesichts der politisch verfahrenen Situation erscheint es aus heutiger Sicht sehr wahrscheinlich, dass Griechenland diese Verbindlichkeiten nicht wie vorgesehen bedienen kann, was als Default zu bewerten wäre.
„Das Ratingkomitee ist deshalb zu der Einschätzung gelangt,“ berichtet die Ratingagentur aus Bad Homburg, „dass ein Zahlungsausfall Griechenlands mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit unmittelbar bevorsteht, und hat entsprechend das Rating für Griechenland mit „CC“ auf die niedrigste Stufe oberhalb des Defaults gesenkt.“
Themen: Länderrating | Kommentare deaktiviert für FERI nimmt Griechenland auf CC
TELOS ratet DJE – Agrar & Ernährung PA
Von Dr. Oliver Everling | 10.Juli 2015
Die in Wiesbaden ansässige Ratingagentur TELOS hat den DJE – Agrar & Ernährung PA geratet. Der Fonds erfüllt nach Einschätzung dieser Agentur sehr hohe Qualitätsstandards und erhält die Bewertung „AA+“ auf einer Skala von A bis AAA (höchste Qualitätsstandards).
„Der DJE – Agrar & Ernährung PA ist ein aktiv gemanagter Aktienfonds. Als Themenfonds investiert er international in Unternehmen,“ berichtet TELOS, „die direkt oder indirekt in der Wertschöpfungskette im Agrar- oder Nahrungsmittelbereich tätig sind. Er folgt dabei der Grundidee eines langfristigen Wertsteigerungspotentials aufgrund eines erwarteten Nachfrageüberhangs im Agrar-/Nahrungsmittelbereich als Ergebnis einer wachsenden Weltbevölkerung bei tendenziell abnehmenden Anbauflächen.“
Der DJE – Agrar & Ernährung PA Fonds habe auf 5-Jahressicht (seit Fondsmanagerwechsel) eine annualisierte Performance von 11.3 % erzielen können, rechnen die Analysten vor. „Das Sharpe Ratio lag über 5 Jahre im positiven Bereich. Im Gegensatz zur Benchmark werden aus ethischen Gründen kritische Segmente wie die größeren Palmöl- und Glyphosatproduzenten ausgeschlossen.“
Währungseffekte haben nach Feststellung von TELOS die Fondsentwicklung im Jahre 2014 relativ zur Benchmark negativ belastet. „Die Maßnahmen zur Risikobegrenzung, Verlängerung der bestehenden Put-Optionen sowie vollständige Absicherung sorgten letztlich im Jahre 2014 für eine Performancebelastung. Für den Fonds wird u.a. eine Performance Fee von 10 % p.a. bezogen auf die jährliche Outperformance gegenüber dem Vergleichsindex erhoben.“
Themen: Fondsrating | Kommentare deaktiviert für TELOS ratet DJE – Agrar & Ernährung PA
Kein Europa ohne Hellas
Von Dr. Oliver Everling | 9.Juli 2015
„Schulden hin und her. Der Geist verbietet einen Grexit“, schreibt Christoph Quarch in seinem jüngsten Essay und stärkt damit der Griechischen Regierung ihre Verhandlungsposition. Quintessenz seines Essays ist Alternativlosigkeit. „Alternativlos“, Griechenland muss im Euro bleiben – ganz nach der auch von der deutschen Bundeskanzlerin oft benutzten Vokabel. Wer keine Alternativen hat, kann nicht verhandeln, sondern muss die einseitig gesetzten Bedingungen akzeptieren.
Christoph Quarch (*1964) ist freischaffender Philosoph. Als Buchautor, Publizist und gefragter Redner berät und inspiriert er Unternehmen im deutschsprachigen Raum. Er ist Herausgeber und Gründer des Magazins „Wir Menschen im Wandel“. Seine jüngsten Veröffentlichungen: Wir Kinder der 80er (2013), Der kleine Alltagsphilosoph (2014), Das große JA (November 2014).
„Europa kam übers Meer. Sie reiste auf dem Rücken eines Stiers,“ schreibt Quarch, „in den sich Zeus verwandelt hatte: Der mächtigste und größte der griechischen Götter hatte sich in das Mädchen verliebt und sie nach Kreta getragen. Sie war die Tochter des Königs Phönix – der zwar nicht der namensgleiche Vogel ist, der sich aus der Asche der Vernichtung erhebt, was aber gut passen würde. Denn der kontinentale politische Raum, der heut Europas Namen trägt, ist – wie wir alle wissen – tatsächlich aus der Katastrophe geboren. Dass auch er dabei auf dem Rücken des Griechentums ritt, wird derzeit aber vergessen; zum Unheil der Vergesslichen.“
„Was wäre Europa ohne den großen Aufbruch jenes Volkes,“ argumentiert Quarch, „das an seinen Göttern maß nahm, um wahre Menschlichkeit zu kultivieren – das die Demokratie erfand, das an die Freiheit des Menschen glaubte, das die Philosophie erschuf und sich nicht dem Diktat der Monarchien und Monotheismen fügte. Was wäre Europa ohne die Tragödie und die Lyrik, die Mathematik und die Wissenschaft, das Politische und den Glauben an Gerechtigkeit und Harmonie? Die Antwort ist einfach: Dieses Europa gäbe es nicht.“
Während manche Ratingagentur schon vor Jahren prognostizierte, dass Griechenland langfristig nicht in der Lage sein werde, seinen zwingend fälligen Zahlungsverpflichtungen vollständig und rechtzeitig nachzukommen, werden nun mit dem anstehenden „Grexit“ Ängste wach: „Ein Grexit tötete Europas Geist“, warnt Quarch. „Und dieses Europa wird es nicht mehr geben, wenn es zum Grexit kommt. Denn sollten sich die Kämmerer und Krämer in Brüssel und Berlin durchsetzen, verlöre die Eurozone viel mehr als nur ein wirtschaftsschwaches Land – es verlöre (vollends) seinen Geist. Dann nämlich wäre der Triumph des Ökonomismus über das Politische perfekt. Es wäre der Sieg einer Denkweise, der Wohlstand mehr gilt als Würde und die Freiheit gegen Sicherheit eintauscht; die menschliche Lebendigkeit für monetäre Profitabilität opfert.“
In den USA dachte niemand bei den Insolvenzen Kaliforniens, Orange County oder Detroit an Philosophie oder an das Auseinanderbrechen der Vereinigten Staaten. Öffentliche Einnahmen deckten nicht mehr die öffentlichen Ausgaben, das war jedem Amerikaner offenbar klar und eigentlich ganz einfach. Daher müssen Gläubiger auf Forderungen verzichten und sich Schuldner darauf einstellen, künftig besser zu wirtschaften. In Europa ist die Frage Griechenlands dagegen zu einer Identitätsfrage hochstilisiert worden.
„Das Nein der Griechen zu Spardiktat ihrer Gläubiger ist in Wahrheit ein Ja zum Leben – eines, das sich dagegen verwehrt,“ schreibt Quarch, „Politik und Markt zu verwechseln; das sich dagegen sträubt, die monetären Interessen von abstrakten Staaten, Institutionen und Anliegen höher zu werten als die konkrete Würde konkreter Menschen.“
Geld dient Menschen der Vereinfachung des Tauschs von Waren und Dienstleistungen, als Rechenheit und Wertaufbewahrungsmittel. In der Antike funktionierte noch ein großer Teil der Wirtschaft ohne jede Verwendung von Geld, obwohl damals noch nicht einmal das Papiergeld erfunden war. Geld ist auch heute eigentlich eine Ware wie jede andere, die für Menschen bestimmte Probleme löst bzw. Aufgaben wahrnimmt. Nur das Monopol auf Schöpfung des Euros als gesetzlichem Zahlungsmittel unter der alleinigen Kontrolle der EZB schafft die Abhängigkeiten, denen sich auch Griechen ohnmächtig ausgeliefert fühlen.
Längst ist es technologisch möglich, auf jedes staatliche Geldmonopol zu verzichten und statt dessen den Wettbewerb der Tauschmittel zu eröffnen. Der Euro würde dann genauso wenig und genauso viel als Symbol Europas gesehen wie ein Milchbrötchen oder eine Autobatterie. Jedes Wirtschaftsgut erfüllt Funktionen bzw. befriedigt Bedürfnisse, ebenso das Zahlungsmittel „Euro“. Nur die Politisierung des Euros führt zur Wahrnehmung, es hier mit einer Grundsatzfrage zu tun zu haben.
So auch die Sicht von Quarch: „Weil offenbar nur Griechenland zurzeit gewillt ist, die Rückbindung an jene Werte zu bewahren, denen Europa sich verdankt, wäre der Grexit für Europa eine Katastrophe. Es wäre der Verlust der eigenen Wurzeln. Es wäre der Abstieg — vom Rücken des Zeus, des kraftvollen Gottes, der die Lebendigkeit im Namen führt. Was aber bliebe dann noch von Europa? Ein armes, sterbliches Ding auf einem tosenden Meer; zum Untergang im (Mittel)Meer verdammt, ein heimatloser Flüchtling auf dem ungewissen Wege zu sich selbst.“
Wäre Griechenland schon vor fünf Jahren zahlungsunfähig gewesen und der griechischen Regierung nicht durch die Weltbank, die Europäische Union und der Europäischen Zentralbank (EZB) geholfen worden, wären die Staatsfinanzen längst auf dem Konsolidierungswege, denn damals hätten in erster Linie diejenigen Spekulanten Abschreibungen auf ihre Forderungen hinnehmen müssen, die sich hinsichtlich der Wirtschaftskraft Griechenlands verschätzt haben. Die Interventionen der „Troika“ hatte fatale Folgen: Nun müssen fast alle Abschreibungen von Steuerzahlern getragen werden, denn die EZB kaufte den Investoren ihre letzten, vom Zahlungsausfall bedrohten Staatsanleihen ab.
Die schon seit den ersten Rettungsaktionen verfehlte Politik der Bundesregierung rächt sich heute, da nun die Symbolkraft des Euros in Vordergrund steht und nicht mehr nur seine profane Funktion im Wirtschaftsleben. Originalton Quarch: „Wir sollten die nicht schmähen, deren Geist uns trägt. Europa braucht das neue Hellas, denn nur in ihm wird derzeit noch erkennbar, was einst Europa aus der Taufe hob. Die eigenen Quellen zu vergessen und die eigenen Wurzeln zu zerschneiden, bringt den Tod. Europa aber darf nicht sterben. Der Grexit muss vermieden werden.“
Themen: Rezensionen | Kommentare deaktiviert für Kein Europa ohne Hellas
Operational Risk Rating verbessern
Von Dr. Oliver Everling | 9.Juli 2015
Das Thema Datensicherheit ist derzeit in aller Munde. Nicht zuletzt durch die bisher noch ungeklärten Vorfälle in Wirtschaft und Politik. IT-Security erfährt also gerade ein verstärktes Interesse. Was bei all den derzeitigen Diskussionen allerdings meist unberücksichtigt bleibt, ist die faktische Anbindung an das World Wide Web. Denn nicht nur Hacker und Datendiebe bedrohen den Geschäftsalltag, sondern auch Baumaschinen, Kabelbrüche und Vandalismus. Wenn der Bagger die Leitung kappt, ältere Verbindungselemente verschleißen oder Kabelverteiler Opfer von Zerstörungswut werden, ist der durch den Netzausfall entstehende Schaden nicht zu vernachlässigen.
Die meisten Netzanbieter werben heutzutage mit einer Versorgungsleistung zwischen 96 und 98 Prozent der Zeit im Jahr. Das erscheint auf den ersten Blick ausreichend. Allerdings bedeutet dies eben auch eine maximal 4- bis 2-prozentige Netzausfallzeit. Das entspricht mehr als sieben bis 14 Tagen pro Jahr. Was dies für den Geschäftsalltag bedeuten kann, muss sich jeder Unternehmer selbst ausrechnen. 14 Tage keine E-Mails von Kunden, keine Warenwirtschaftssysteme, keine manuellen oder automatisierten Bestellvorgänge, etc.
Ein Bad Segeberger Internetanbieter hat hierfür ein Lösungskonzept entwickelt, welches die Ausfallwahrscheinlichkeit auf unter einem Tag reduziert. „Als Spezialist für Internetzugänge via Satellit sind wir in der Lage, kostenträchtige Netzausfälle mit geringem Aufwand auf ein absolutes Minimum zu verringern“, erklärt Utz C. Wilke, geschäftsführender Gesellschafter der Filiago GmbH & Co KG. „Durch den kombinierten Einsatz zweier voneinander unabhängiger Satelliten wird die Netzausfallwahrscheinlichkeit auf maximal 105 Minuten pro Jahr minimiert. Für dieses höchst unwahrscheinliche Szenario müssten dann allerdings sowohl die herkömmliche Leitung, als auch beide Satellitenverbindungen gleichzeitig ausfallen.“
Themen: Ratings | Kommentare deaktiviert für Operational Risk Rating verbessern
Mit Ratingprognosen ins Risikomanagement
Von Dr. Oliver Everling | 8.Juli 2015
Entscheidungen unter Unsicherheit erfordern Risikomessung. Unternehmerische Entscheidungen basieren auf der prognostizierten Performance und bestimmen den Risikoumfang eines Objekts, Projekts, Portfolios oder Unternehmens, sagt Marco Wolfrum von der FutureValue Group AG, und fügt hinzu: „Performancemaße verbinden erwartete Erträge und Risiken“. Wolfrum spricht in der Jahresversammlung des Bundesverbandes der Ratinganalysten e.V. (BdRA).
Jeder Unternehmer habe sich die Frage zu stellen, ab wann das Risiko „zu hoch“ sei, also existentiell gefährdet oder zumindest so hoch ist, dass es zu unangenehmen Gesprächen mit Banken und Kreditgebern kommt. Wolfrum zeigt, wie die Kapitalkosten als Mindestanforderung an die erwartete Rendite mit in die Betrachtung zu ziehen sind.
„Zukunft bedeutet Unsicherheit, Risiko ist das Abweichungspotenzial“, macht Wolfrum klar. Planung und Controlling liefern die Zielwerte (deterministische Planung), Risikomanagement zeigt dazu die Abweichungspotenzialke (stochastische Planung) und deren Steuerungsmöglichkeiten. Chancen und Gefahren sind gegenüberzustellen, positive wie auch negative Abweichungen vom Plan- bzw. Zielwert. „Der erwartete Wert ist für das Controlling letztlich entscheidend.“ Wolfrum spricht die Fragen an, die im Risikomanagement zu stellen sind.
Zur Risikoanalyse gehöre die Identifikation von Risiken sowie die Quantifizierung von Risiken. Strategische Risiken, unsichere Planannahmen und sonstige Risikofelder sind in der Risikoidentifikation und -analyse zu integrieren, verdeutlicht Wolfrum. Die Ermittlung von Risikoinformationen für relevante Risiken kann durch Auswertung von historischen Daten (z.B. Abweichungsanalysen) einerseits und/oder in Form von Expertenschätzungen (z.B. aus Interviews und Workshops) andererseits gewonnen werden.
Risikosimulation zeigt mögliche Planabweichungen und den Eigenkapitalbedarf zur Abdeckung möglicher Verluste. „Im Prinzip läuft das wie bei den Prognosen bei Bundestagswahlen ab. Die ersten Hochrechnungen sind meistens schon relativ nah am Endergebnis, es genügt also, eine realistische Stichprobe zu ziehen.“ Wolfrum sieht die Möglichkeit, sich auf Monte-Carlo-Simulationen zu stützen.
Wolfrum spricht im Risikomanagement provokant von „traditionell“ versus „richtig“, denn Risikomanagement ist nur dann komplett, wenn es auch in der Dimension eines Ratings mündet. Planung der Handlungsoption, Risikoanalyse, Risikoaggregation, risigogerechte Bewertung, Entscheidung und Durchführung der Maßnahme usw. müssen sich in einen Managementkreislauf integrieren.
Wolfrum skizziert die Entwicklungsstufen von Ratingprognosen auf Basis struktureller Modelle: Im einfachsten Fall durch eine deterministische Ratingprognose, besser aber durch stochastische, kennzhalenbasierte Ratingprognose oder schließlich simulationsbasierte, direkte Ratingprognose. Es wird bei letzterer unmittelbar die Wahrscheinlichkeit von Überschuldung und Illiquidität aus der Simulation berechnet. Die Insolvenzwahrscheinlichkeit wird direkt ermittelt und umgerechnet in eine Ratingnote.
Bei der Ratingprognose wird auf das zukünftig zu erwartende Rating geschlossen, indem aus der Unternehmensplanung die Finanzkennzahlen abgeleitet werden, die das Rating maßgeblich bestimmen. Wolfrum zeigt ein konkretes Beispiel: „Im Basisszenario verbessert sich das Rating um eine Ratingklasse auf ein BBB-Rating, während im Stressszenario ein Abfall auf ein B-Rating zu beobachten ist.“ Wolfrum stützt sich zur Gewinnung von Benchmarkdaten für Krisenszenarien auf Daten der Deutschen Bundesbank, so dass mehr als 40 Jahre betrachtet werden können.
Themen: Ratings | Kommentare deaktiviert für Mit Ratingprognosen ins Risikomanagement
Bessere Aktienperformance bei besserem Kreditrating
Von Dr. Oliver Everling | 8.Juli 2015
„Hinter einem Rating muss letztlich eine Ausfallwahrscheinlichkeit stehen. Hinter jedem Rating stehen auch Zahlen“, führt Prof. Dr. Werner Gleißner in seinen Vortrag auf der Jahreskonferenz des BdRA ein. Das Rating eines Unternehmens sei eine verbale Umschreibung für seine Insolvenz- oder Ausfallwahrscheinlichkeit. Ratings der Ratingagenturen werden über „Probability of Default“ (PD) „umgerechnet“, das sei der Anker für den Vergleich auch der Skalen verschiedener Ratingagenturen.
Erwartetes Ertragsniveau, Ertragsrisiko (Streuung des Unternehmensertrages um den Erwartungswert), Risikodeckungspotential (Finanzierungsstruktur, insbesondere Eigenkapital) sowie Glaubwürdigkeit und Transparenz der Prognose- und Planungsgrundlagen sind die Determinanten der Insolvenzwahrscheinlichkeit, erläutert Gleißner.
Dobretz und Heller (2014), steigt Gleißner in die Literatur ein, erklären die Ratingnoten von 162 gerateten Unternehmen in Deutschland in Abhängigkeit von 5 Finanzkennzahlen. Das Logit-Modell erkläre die tatsächlichen Ratingnoten in ca. 80 % der Fälle mit einer Abweichung von maximal 2 Nodges (mit „qualitativen Faktoren“ sogar auf ca. 90 % zu steigern). Größter Beitrag zur Erklärung der Ratingnoten durch Verschuldungsgrad (Leverage) und Zinsdeckungsquote. Auch Kombinationseffekte der Kennzahlen (z.B. zwischen Verschuldungsgrad und Unternehmensgröße) beeinflussen die Ratingnote. Statistisch nicht (ergänzend) signifikant sei dagegen ROCE.
Schmitt und Obermüller (2014) sehen einen statistisch hoch signifikanten (positiven) Einfluss der Unternehmensgröße (Logarithmus des Börsenwerts). Die Unternehmensgröße als Proxy für den Risikoumfang zeigt sich darin, dass bei größeren Unternehmen eine geringe Abhängigkeit von Personen oder Regionen z.B. besteht. Gleißner kommentiert die Untersuchung, die weitere Aufschlüsse über die wensetlichen Faktoren im Rating gibt.
Walkshäusl (2013) habe sich mit den „geringen Fundamentalrisiken“ (Ertragsvolatilität und Verschuldung/Rating) und zugleich hohen Renditen befasst. Die Wertentwicklung einer 1 € Investition in drei verschiedenen Portfolios zeigte für 1983 bis 2011 deutlich, dass Aktien mit fundamental niedrigerem Risiko eine bessere Rendite zeigten – ein Widerspruch zur neoklassisch basierten Kapitalmarkttheorie, wie auch dem Capital Asset Pricing Model (CAPM). „Zur Überbewertung kommt es durch Vernachlässigung der Insolvenzwahrscheinlichkeit“, berichtet Gleißner.
„Die Konsequenzen der Fremdkapitalzinssätze und Fremdkapitalkosten infolge einer Veränderung des Ratings müssen konsistent berücksichtigt werden, derzeit schenkt die Bewertungspraxis diesem Umstand oft keine Beachtung“, warnt Gleißner. „Die aktuelle empirische Forschung fängt an, ‚Rating‘ nicht mehr zu ignorieren: Krotter/Schüler (2013) berücksichtigen Ratings bei der Kalkulation der Kapitalkosten.“ Gleißner sieht Rating in der Verknüpfung von Risiko und Unternehmenswert.
Mehr zum Thema findet sich in dieser Studie: Gleißner, W.: Kapitalmarktorientierte Unternehmensbewertung: Erkenntnisse der empirischen Kapitalmarktforschung und alternative Bewertungsmethoden, in: Corporate Finance, 4 / 2014, S. 151 – 167
Themen: Ratings | Kommentare deaktiviert für Bessere Aktienperformance bei besserem Kreditrating