TELOS ratet DJE – Agrar & Ernährung PA

Von Dr. Oliver Everling | 10.Juli 2015

Die in Wiesbaden ansässige Ratingagentur TELOS hat den DJE – Agrar & Ernährung PA geratet. Der Fonds erfüllt nach Einschätzung dieser Agentur sehr hohe Qualitätsstandards und erhält die Bewertung „AA+“ auf einer Skala von A bis AAA (höchste Qualitätsstandards).

„Der DJE – Agrar & Ernährung PA ist ein aktiv gemanagter Aktienfonds. Als Themenfonds investiert er international in Unternehmen,“ berichtet TELOS, „die direkt oder indirekt in der Wertschöpfungskette im Agrar- oder Nahrungsmittelbereich tätig sind. Er folgt dabei der Grundidee eines langfristigen Wertsteigerungspotentials aufgrund eines erwarteten Nachfrageüberhangs im Agrar-/Nahrungsmittelbereich als Ergebnis einer wachsenden Weltbevölkerung bei tendenziell abnehmenden Anbauflächen.“

Der DJE – Agrar & Ernährung PA Fonds habe auf 5-Jahressicht (seit Fondsmanagerwechsel) eine annualisierte Performance von 11.3 % erzielen können, rechnen die Analysten vor. „Das Sharpe Ratio lag über 5 Jahre im positiven Bereich. Im Gegensatz zur Benchmark werden aus ethischen Gründen kritische Segmente wie die größeren Palmöl- und Glyphosatproduzenten ausgeschlossen.“

Währungseffekte haben nach Feststellung von TELOS die Fondsentwicklung im Jahre 2014 relativ zur Benchmark negativ belastet. „Die Maßnahmen zur Risikobegrenzung, Verlängerung der bestehenden Put-Optionen sowie vollständige Absicherung sorgten letztlich im Jahre 2014 für eine Performancebelastung. Für den Fonds wird u.a. eine Performance Fee von 10 % p.a. bezogen auf die jährliche Outperformance gegenüber dem Vergleichsindex erhoben.“ 

Themen: Fondsrating | Kommentare deaktiviert für TELOS ratet DJE – Agrar & Ernährung PA

Kein Europa ohne Hellas

Von Dr. Oliver Everling | 9.Juli 2015

„Schulden hin und her. Der Geist verbietet einen Grexit“, schreibt Christoph Quarch in seinem jüngsten Essay und stärkt damit der Griechischen Regierung ihre Verhandlungsposition. Quintessenz seines Essays ist Alternativlosigkeit. „Alternativlos“, Griechenland muss im Euro bleiben – ganz nach der auch von der deutschen Bundeskanzlerin oft benutzten Vokabel. Wer keine Alternativen hat, kann nicht verhandeln, sondern muss die einseitig gesetzten Bedingungen akzeptieren.

Christoph Quarch (*1964) ist freischaffender Philosoph. Als Buchautor, Publizist und gefragter Redner berät und inspiriert er Unternehmen im deutschsprachigen Raum. Er ist Herausgeber und Gründer des Magazins „Wir Menschen im Wandel“. Seine jüngsten Veröffentlichungen: Wir Kinder der 80er (2013), Der kleine Alltagsphilosoph (2014), Das große JA (November 2014).

„Europa kam übers Meer. Sie reiste auf dem Rücken eines Stiers,“ schreibt Quarch, „in den sich Zeus verwandelt hatte: Der mächtigste und größte der griechischen Götter hatte sich in das Mädchen verliebt und sie nach Kreta getragen. Sie war die Tochter des Königs Phönix – der zwar nicht der namensgleiche Vogel ist, der sich aus der Asche der Vernichtung erhebt, was aber gut passen würde. Denn der kontinentale politische Raum, der heut Europas Namen trägt, ist – wie wir alle wissen – tatsächlich aus der Katastrophe geboren. Dass auch er dabei auf dem Rücken des Griechentums ritt, wird derzeit aber vergessen; zum Unheil der Vergesslichen.“

„Was wäre Europa ohne den großen Aufbruch jenes Volkes,“ argumentiert Quarch, „das an seinen Göttern maß nahm, um wahre Menschlichkeit zu kultivieren – das die Demokratie erfand, das an die Freiheit des Menschen glaubte, das die Philosophie erschuf und sich nicht dem Diktat der Monarchien und Monotheismen fügte. Was wäre Europa ohne die Tragödie und die Lyrik, die Mathematik und die Wissenschaft, das Politische und den Glauben an Gerechtigkeit und Harmonie? Die Antwort ist einfach: Dieses Europa gäbe es nicht.“

Während manche Ratingagentur schon vor Jahren prognostizierte, dass Griechenland langfristig nicht in der Lage sein werde, seinen zwingend fälligen Zahlungsverpflichtungen vollständig und rechtzeitig nachzukommen, werden nun mit dem anstehenden „Grexit“ Ängste wach: „Ein Grexit tötete Europas Geist“, warnt Quarch. „Und dieses Europa wird es nicht mehr geben, wenn es zum Grexit kommt. Denn sollten sich die Kämmerer und Krämer in Brüssel und Berlin durchsetzen, verlöre die Eurozone viel mehr als nur ein wirtschaftsschwaches Land – es verlöre (vollends) seinen Geist. Dann nämlich wäre der Triumph des Ökonomismus über das Politische perfekt. Es wäre der Sieg einer Denkweise, der Wohlstand mehr gilt als Würde und die Freiheit gegen Sicherheit eintauscht; die menschliche Lebendigkeit für monetäre Profitabilität opfert.“

In den USA dachte niemand bei den Insolvenzen Kaliforniens, Orange County oder Detroit an Philosophie oder an das Auseinanderbrechen der Vereinigten Staaten. Öffentliche Einnahmen deckten nicht mehr die öffentlichen Ausgaben, das war jedem Amerikaner offenbar klar und eigentlich ganz einfach. Daher müssen Gläubiger auf Forderungen verzichten und sich Schuldner darauf einstellen, künftig besser zu wirtschaften. In Europa ist die Frage Griechenlands dagegen zu einer Identitätsfrage hochstilisiert worden.

„Das Nein der Griechen zu Spardiktat ihrer Gläubiger ist in Wahrheit ein Ja zum Leben – eines, das sich dagegen verwehrt,“ schreibt Quarch, „Politik und Markt zu verwechseln; das sich dagegen sträubt, die monetären Interessen von abstrakten Staaten, Institutionen und Anliegen höher zu werten als die konkrete Würde konkreter Menschen.“

Geld dient Menschen der Vereinfachung des Tauschs von Waren und Dienstleistungen, als Rechenheit und Wertaufbewahrungsmittel. In der Antike funktionierte noch ein großer Teil der Wirtschaft ohne jede Verwendung von Geld, obwohl damals noch nicht einmal das Papiergeld erfunden war. Geld ist auch heute eigentlich eine Ware wie jede andere, die für Menschen bestimmte Probleme löst bzw. Aufgaben wahrnimmt. Nur das Monopol auf Schöpfung des Euros als gesetzlichem Zahlungsmittel unter der alleinigen Kontrolle der EZB schafft die Abhängigkeiten, denen sich auch Griechen ohnmächtig ausgeliefert fühlen.

Längst ist es technologisch möglich, auf jedes staatliche Geldmonopol zu verzichten und statt dessen den Wettbewerb der Tauschmittel zu eröffnen. Der Euro würde dann genauso wenig und genauso viel als Symbol Europas gesehen wie ein Milchbrötchen oder eine Autobatterie. Jedes Wirtschaftsgut erfüllt Funktionen bzw. befriedigt Bedürfnisse, ebenso das Zahlungsmittel „Euro“. Nur die Politisierung des Euros führt zur Wahrnehmung, es hier mit einer Grundsatzfrage zu tun zu haben.

So auch die Sicht von Quarch: „Weil offenbar nur Griechenland zurzeit gewillt ist, die Rückbindung an jene Werte zu bewahren, denen Europa sich verdankt, wäre der Grexit für Europa eine Katastrophe. Es wäre der Verlust der eigenen Wurzeln. Es wäre der Abstieg — vom Rücken des Zeus, des kraftvollen Gottes, der die Lebendigkeit im Namen führt. Was aber bliebe dann noch von Europa? Ein armes, sterbliches Ding auf einem tosenden Meer; zum Untergang im (Mittel)Meer verdammt, ein heimatloser Flüchtling auf dem ungewissen Wege zu sich selbst.“

Wäre Griechenland schon vor fünf Jahren zahlungsunfähig gewesen und der griechischen Regierung nicht durch die Weltbank, die Europäische Union und der Europäischen Zentralbank (EZB) geholfen worden, wären die Staatsfinanzen längst auf dem Konsolidierungswege, denn damals hätten in erster Linie diejenigen Spekulanten Abschreibungen auf ihre Forderungen hinnehmen müssen, die sich hinsichtlich der Wirtschaftskraft Griechenlands verschätzt haben. Die Interventionen der „Troika“ hatte fatale Folgen: Nun müssen fast alle Abschreibungen von Steuerzahlern getragen werden, denn die EZB kaufte den Investoren ihre letzten, vom Zahlungsausfall bedrohten Staatsanleihen ab.

Die schon seit den ersten Rettungsaktionen verfehlte Politik der Bundesregierung rächt sich heute, da nun die Symbolkraft des Euros in Vordergrund steht und nicht mehr nur seine profane Funktion im Wirtschaftsleben. Originalton Quarch: „Wir sollten die nicht schmähen, deren Geist uns trägt. Europa braucht das neue Hellas, denn nur in ihm wird derzeit noch erkennbar, was einst Europa aus der Taufe hob. Die eigenen Quellen zu vergessen und die eigenen Wurzeln zu zerschneiden, bringt den Tod. Europa aber darf nicht sterben. Der Grexit muss vermieden werden.“

Themen: Rezensionen | Kommentare deaktiviert für Kein Europa ohne Hellas

Operational Risk Rating verbessern

Von Dr. Oliver Everling | 9.Juli 2015

Das Thema Datensicherheit ist derzeit in aller Munde. Nicht zuletzt durch die bisher noch ungeklärten Vorfälle in Wirtschaft und Politik. IT-Security erfährt also gerade ein verstärktes Interesse. Was bei all den derzeitigen Diskussionen allerdings meist unberücksichtigt bleibt, ist die faktische Anbindung an das World Wide Web. Denn nicht nur Hacker und Datendiebe bedrohen den Geschäftsalltag, sondern auch Baumaschinen, Kabelbrüche und Vandalismus. Wenn der Bagger die Leitung kappt, ältere Verbindungselemente verschleißen oder Kabelverteiler Opfer von Zerstörungswut werden, ist der durch den Netzausfall entstehende Schaden nicht zu vernachlässigen.

Die meisten Netzanbieter werben heutzutage mit einer Versorgungsleistung zwischen 96 und 98 Prozent der Zeit im Jahr. Das erscheint auf den ersten Blick ausreichend. Allerdings bedeutet dies eben auch eine maximal 4- bis 2-prozentige Netzausfallzeit. Das entspricht mehr als sieben bis 14 Tagen pro Jahr. Was dies für den Geschäftsalltag bedeuten kann, muss sich jeder Unternehmer selbst ausrechnen. 14 Tage keine E-Mails von Kunden, keine Warenwirtschaftssysteme, keine manuellen oder automatisierten Bestellvorgänge, etc.

Ein Bad Segeberger Internetanbieter hat hierfür ein Lösungskonzept entwickelt, welches die Ausfallwahrscheinlichkeit auf unter einem Tag reduziert. „Als Spezialist für Internetzugänge via Satellit sind wir in der Lage, kostenträchtige Netzausfälle mit geringem Aufwand auf ein absolutes Minimum zu verringern“, erklärt Utz C. Wilke, geschäftsführender Gesellschafter der Filiago GmbH & Co KG. „Durch den kombinierten Einsatz zweier voneinander unabhängiger Satelliten wird die Netzausfallwahrscheinlichkeit auf maximal 105 Minuten pro Jahr minimiert. Für dieses höchst unwahrscheinliche Szenario müssten dann allerdings sowohl die herkömmliche Leitung, als auch beide Satellitenverbindungen gleichzeitig ausfallen.“

Themen: Ratings | Kommentare deaktiviert für Operational Risk Rating verbessern

Mit Ratingprognosen ins Risikomanagement

Von Dr. Oliver Everling | 8.Juli 2015

Entscheidungen unter Unsicherheit erfordern Risikomessung. Unternehmerische Entscheidungen basieren auf der prognostizierten Performance und bestimmen den Risikoumfang eines Objekts, Projekts, Portfolios oder Unternehmens, sagt Marco Wolfrum von der FutureValue Group AG, und fügt hinzu: „Performancemaße verbinden erwartete Erträge und Risiken“. Wolfrum spricht in der Jahresversammlung des Bundesverbandes der Ratinganalysten e.V. (BdRA).

Jeder Unternehmer habe sich die Frage zu stellen, ab wann das Risiko „zu hoch“ sei, also existentiell gefährdet oder zumindest so hoch ist, dass es zu unangenehmen Gesprächen mit Banken und Kreditgebern kommt. Wolfrum zeigt, wie die Kapitalkosten als Mindestanforderung an die erwartete Rendite mit in die Betrachtung zu ziehen sind.

„Zukunft bedeutet Unsicherheit, Risiko ist das Abweichungspotenzial“, macht Wolfrum klar. Planung und Controlling liefern die Zielwerte (deterministische Planung), Risikomanagement zeigt dazu die Abweichungspotenzialke (stochastische Planung) und deren Steuerungsmöglichkeiten. Chancen und Gefahren sind gegenüberzustellen, positive wie auch negative Abweichungen vom Plan- bzw. Zielwert. „Der erwartete Wert ist für das Controlling letztlich entscheidend.“ Wolfrum spricht die Fragen an, die im Risikomanagement zu stellen sind.

Zur Risikoanalyse gehöre die Identifikation von Risiken sowie die Quantifizierung von Risiken. Strategische Risiken, unsichere Planannahmen und sonstige Risikofelder sind in der Risikoidentifikation und -analyse zu integrieren, verdeutlicht Wolfrum. Die Ermittlung von Risikoinformationen für relevante Risiken kann durch Auswertung von historischen Daten (z.B. Abweichungsanalysen) einerseits und/oder in Form von Expertenschätzungen (z.B. aus Interviews und Workshops) andererseits gewonnen werden.

Risikosimulation zeigt mögliche Planabweichungen und den Eigenkapitalbedarf zur Abdeckung möglicher Verluste. „Im Prinzip läuft das wie bei den Prognosen bei Bundestagswahlen ab. Die ersten Hochrechnungen sind meistens schon relativ nah am Endergebnis, es genügt also, eine realistische Stichprobe zu ziehen.“ Wolfrum sieht die Möglichkeit, sich auf Monte-Carlo-Simulationen zu stützen.

Wolfrum spricht im Risikomanagement provokant von „traditionell“ versus „richtig“, denn Risikomanagement ist nur dann komplett, wenn es auch in der Dimension eines Ratings mündet. Planung der Handlungsoption, Risikoanalyse, Risikoaggregation, risigogerechte Bewertung, Entscheidung und Durchführung der Maßnahme usw. müssen sich in einen Managementkreislauf integrieren.

Wolfrum skizziert die Entwicklungsstufen von Ratingprognosen auf Basis struktureller Modelle: Im einfachsten Fall durch eine deterministische Ratingprognose, besser aber durch stochastische, kennzhalenbasierte Ratingprognose oder schließlich simulationsbasierte, direkte Ratingprognose.  Es wird bei letzterer unmittelbar die Wahrscheinlichkeit von Überschuldung und Illiquidität aus der Simulation berechnet. Die Insolvenzwahrscheinlichkeit wird direkt ermittelt und umgerechnet in eine Ratingnote.

Bei der Ratingprognose wird auf das zukünftig zu erwartende Rating geschlossen, indem aus der Unternehmensplanung die Finanzkennzahlen abgeleitet werden, die das Rating maßgeblich bestimmen. Wolfrum zeigt ein konkretes Beispiel: „Im Basisszenario verbessert sich das Rating um eine Ratingklasse auf ein BBB-Rating, während im Stressszenario ein Abfall auf ein B-Rating zu beobachten ist.“ Wolfrum stützt sich zur Gewinnung von Benchmarkdaten für Krisenszenarien auf Daten der Deutschen Bundesbank, so dass mehr als 40 Jahre betrachtet werden können.

Themen: Ratings | Kommentare deaktiviert für Mit Ratingprognosen ins Risikomanagement

Bessere Aktienperformance bei besserem Kreditrating

Von Dr. Oliver Everling | 8.Juli 2015

„Hinter einem Rating muss letztlich eine Ausfallwahrscheinlichkeit stehen. Hinter jedem Rating stehen auch Zahlen“, führt Prof. Dr. Werner Gleißner in seinen Vortrag auf der Jahreskonferenz des BdRA ein. Das Rating eines Unternehmens sei eine verbale Umschreibung für seine Insolvenz- oder Ausfallwahrscheinlichkeit. Ratings der Ratingagenturen werden über „Probability of Default“ (PD) „umgerechnet“, das sei der Anker für den Vergleich auch der Skalen verschiedener Ratingagenturen.

Erwartetes Ertragsniveau, Ertragsrisiko (Streuung des Unternehmensertrages um den Erwartungswert), Risikodeckungspotential (Finanzierungsstruktur, insbesondere Eigenkapital) sowie Glaubwürdigkeit und Transparenz der Prognose- und Planungsgrundlagen sind die Determinanten der Insolvenzwahrscheinlichkeit, erläutert Gleißner.

Dobretz und Heller (2014), steigt Gleißner in die Literatur ein, erklären die Ratingnoten von 162 gerateten Unternehmen in Deutschland in Abhängigkeit von 5 Finanzkennzahlen. Das Logit-Modell erkläre die tatsächlichen Ratingnoten in ca. 80 % der Fälle mit einer Abweichung von maximal 2 Nodges (mit „qualitativen Faktoren“ sogar auf ca. 90 % zu steigern). Größter Beitrag zur Erklärung der Ratingnoten durch Verschuldungsgrad (Leverage) und Zinsdeckungsquote. Auch Kombinationseffekte der Kennzahlen (z.B. zwischen Verschuldungsgrad und Unternehmensgröße) beeinflussen die Ratingnote. Statistisch nicht (ergänzend) signifikant sei dagegen ROCE.

Schmitt und Obermüller (2014) sehen einen statistisch hoch signifikanten (positiven) Einfluss der Unternehmensgröße (Logarithmus des Börsenwerts). Die Unternehmensgröße als Proxy für den Risikoumfang zeigt sich darin, dass bei größeren Unternehmen eine geringe Abhängigkeit von Personen oder Regionen z.B. besteht. Gleißner kommentiert die Untersuchung, die weitere Aufschlüsse über die wensetlichen Faktoren im Rating gibt.

Walkshäusl (2013) habe sich mit den „geringen Fundamentalrisiken“ (Ertragsvolatilität und Verschuldung/Rating) und zugleich hohen Renditen befasst. Die Wertentwicklung einer 1 € Investition in drei verschiedenen Portfolios zeigte für 1983 bis 2011 deutlich, dass Aktien mit fundamental niedrigerem Risiko eine bessere Rendite zeigten – ein Widerspruch zur neoklassisch basierten Kapitalmarkttheorie, wie auch dem Capital Asset Pricing Model (CAPM). „Zur Überbewertung kommt es durch Vernachlässigung der Insolvenzwahrscheinlichkeit“, berichtet Gleißner.

„Die Konsequenzen der Fremdkapitalzinssätze und Fremdkapitalkosten infolge einer Veränderung des Ratings müssen konsistent berücksichtigt werden, derzeit schenkt die Bewertungspraxis diesem Umstand oft keine Beachtung“, warnt Gleißner. „Die aktuelle empirische Forschung fängt an, ‚Rating‘ nicht mehr zu ignorieren: Krotter/Schüler (2013) berücksichtigen Ratings bei der Kalkulation der Kapitalkosten.“ Gleißner sieht Rating in der Verknüpfung von Risiko und Unternehmenswert.

Mehr zum Thema findet sich in dieser Studie: Gleißner, W.: Kapitalmarktorientierte Unternehmensbewertung: Erkenntnisse der empirischen Kapitalmarktforschung und alternative Bewertungsmethoden, in: Corporate Finance, 4 / 2014, S. 151 – 167

Themen: Ratings | Kommentare deaktiviert für Bessere Aktienperformance bei besserem Kreditrating

Ratinghilfe für institutionelle Investoren

Von Dr. Oliver Everling | 8.Juli 2015

Hendrik Emrich von der Euler Hermes Rating GmbH aus Hamburg berichtet auf der Jahresversammlung des Bundesverbandes der Ratinganalysten e.V. (BdRA) in Mainz über den EH-Ansatz der Bonitätsanalysen für Corporates, Banken und Länder. Indikative Finanzratings (IFR) werden für für Corporates, Banken und Sovereigns erstellt, einerseits auf der Grundlage von quantitativen Faktoren, andererseits durch Einbeziehung qualitativer Faktoren. Für alle drei Gruppen gibt es bei Euler Hermes Rating globale Datenbanken.

„Wir sind für die Investoren tätig“, kommentiert Emrich den Ansatz von Euler Hermes Rating. Das Interesse von Anlegern und Kreditgebern, rechtzeitig Risiken zu erkennen bzw. diese korrekt zu klassifizieren, stehe im Vordergrund. Durch ein modellbasiertes Rating auf Basis weniger Finanzratios wird ein indikatives Rating errechnet, das einem externen Rating gegenübergestellt werden kann. Das Modell stützt sich u.a. auf eine Doktorarbeit von Sascha Heller, ebenfalls bei Euler Hermes Rating.

Emrich führt die Funktionalitäten live in der Jahresversammlung des BdRA vor. Das Vergütungsmodell ist einzelfallbezogen, pro abgerufenem Rating. Informationen zu qualitativen Kriterien wie Refinanzierung, Schlüsselmärkte, allgemeine Bedingungen, Zyklizität, Wettbewerbsposition, strategische Positionierung usw. erlauben die weitere Differenzierung der errechneten Indikation. Die qualitative Adjustierung kann durch den Investor erfolgen, der damit das Notching bestimmt.

Der Prüfer, die Revisoren oder die Aufseher, wer auch immer dazu befugt ist, könne sich anhand der abgespeicherten Daten davon überzeugen, wer wann wie und was beurteilt habe. Emrich erläutert die Idee des Expertenmodells, das zugleich auch plausible Verknüpfungen enthalte. So sei es kaum wahrscheinlich, dass alle qualitativen Faktoren exzellent beurteilt werden, die quantitativen Faktoren aber genau das andere Extrem zeigen, wie auch umgekehrt. Vom Emittentenrating gelange man dann unter Berücksichtigung weiterer Kriterien zum Emissionsrating.

„Unser Rating hier ist immer ein Stand-alone-Rating“, sagt Emrich und nicht durch Ratingfloors usw. beeinflusst. Auch sei das Modell kein Marktmodell, das sich an den Spreads am Markt orientiere oder diese gegenüberstelle.

Themen: Unternehmensrating | Kommentare deaktiviert für Ratinghilfe für institutionelle Investoren

BdRA stärkt seine Bildungsangebote

Von Dr. Oliver Everling | 7.Juli 2015

Der Bundesverband der Ratinganalysten e.V. führt in Mainz seine Jahresversammlung durch: Dr. Wolfgang Biegert berichtet aus dem Präsidium über die aktuellen Veränderungen und Weiterentwicklungen im Bundesverband. Dem bisherigen Vorsitzenden des BdRA, Prof. Dr. Helmut Roland, sprach er auch im Namen seiner Kollegen im Vorstand seinen ausdrücklichen Dank für die geleistete Arbeit aus.

Biegert schildert ausführlich die Interna des Vereins. Für den Vertrieb in der Rating Cert GmbH wurden Reinhard Streibel, zugleich Geschäftsführender Gesellschafter der ProCreditControl GmbH, Waghäusel, sowie Martin Grotz gewonnen, weiterhin Vertriebsbeauftragter (BdRA/RCA) und Inhaber der mg Mittelstandsberatung, Recklinghausen.

Biegert berichtet über das Verbandsorgan des BdRA, der Zeitschrift „Kredit & Rating Praxis“. Die Zeitschrift soll als offizielles Verbandsorgan auch anderen Verbänden zugänglich gemacht werden.

Mit der Risk Management Association (RMA) e.V., München, wird eine Kooperation geplant, das sich auf gemeinsame Aktivitäten wie Jahrestagung, Seminare, Aus- und Weiterbildung bezieht. Weitere Kooperationen wurden mit dem Deutschen Steuerberaterverband e.V. und mit dem Bundesverband der Kreditmediatoren e.V. (BdKM) fortentwickelt.

Die Rating Cert Academy startete mit einem neuen, modularen Fortbildungskonzept, das im Herbst 2014 erfolgreich anlief. Das Konzept wurde im April 2015 modifiziert: Der Modulare Aufbau schafft mehr Flexibilität. 16 BdRA-Mitglieder haben die Möglichkeit genutzt, ihre Akkreditierung als „Certified Rating Analyst (BdRA)“ zusätzlich durch Ausweis und Stempel nach außen dokumentieren zu können.

Verstärkt sollen die Zertifizierungslehrgänge auch als maßgeschneiderte Inhouse-Qualifizierung angeboten werden. Aktuell werde eine Inhouse-Maßnahme in Berlin durchgeführt (bis September 2015).

Willem Okkerse vom European Rating House berichtete über den Dialog mit der ESMA. Das European Rating House bietet ausschließlich Ratings für Industrieunternehmen bzw. Nicht-Finanzunternehmen an, die sich auf den sogenannten OK-Score stützen. Da das Modell allein mit objektiven Daten und mathematisch-statistischen Methoden arbeitet, subjektive Einflüsse durch einzelne Analysten insoweit also ausgeschlossen sind, dass die Ratings nicht im Rahmen von Ratingkomitees festgelegt werden, bedarf es keiner Registrierung und Aufsicht durch die ESMA. Ratings des European Rating House dürfen daher für die Beurteilung von Ausfallrisiken am Kapitalmarkt eingesetzt werden.

Themen: Nachrichten | Kommentare deaktiviert für BdRA stärkt seine Bildungsangebote

Neue FERI-Analyse zu Rentenfonds

Von Dr. Oliver Everling | 7.Juli 2015

Die jüngsten Turbulenzen an den Anleihemärkten haben die soliden Kurs- und Volumenzuwächse vergangener Jahre bei Rentenfonds gebremst. Einige gut gemanagte Fonds konnten sich allerdings trotz starker Kursschwankungen am Markt behaupten. Dazu zählen insbesondere Fonds für Unternehmensanleihen im Investment Grade-Bereich. Hier ist die Angebotsvielfalt größer als bei Staatsanleihen, was einem aktiven Fondsmanagement mehr Spielraum für eine erfolgreiche Selektion bietet. Diese ist umso bedeutender, da am Rentenmarkt weiterhin die Gefahr größerer Kurseinbrüche durch steigende Zinsen besteht, wie eine aktuelle Analyse der FERI EuroRating Services ergeben hat.

In der Anlageklasse der Investment Grade-Unternehmensanleihefonds konnten einige Fonds mit einem Volumen von über einer Milliarde Euro und einem FERI Top-Rating der Noten A oder B den Peergroup-Durchschnitt von vier Prozent Kursgewinn auf Ein-Jahres Sicht deutlich übertreffen (Stand 30.5.2015). Der „Vontobel Fund – EUR Corporate Bond Mid Yield“ hat in diesem Zeitraum eine Performance von 6,5 Prozent erzielt. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres legte der Peergroup-Durchschnitt jedoch nur noch um 0,8 Prozent zu. Im unruhigen Monat Mai haben nur zwölf von 138 Fonds dieser Peergroup noch Kursgewinne erzielt. Auch der „Vontobel Fund – EUR Corporate Bond Mid Yield“ musste mit -0,5% einen leichten Verlust hinnehmen.

Auch in der Anlageklasse der Euro-Rentenfonds konnten einige größere Fonds mit Top-Rating den Peergroup-Durchschnitt von 4,8 Prozent auf Ein-Jahres-Sicht teils deutlich übertreffen. Im laufenden Jahr ist allerdings bis Ende Mai der durchschnittliche Kurszuwachs der Peergroup ebenfalls auf 0,8 Prozent gesunken. Im Mai konnten nur 15 von 231 Fonds dieser Anlagekategorie Kursgewinne erzielen. Fonds dieser Kategorie investieren überwiegend in Staatsanleihen.

„Im Moment könnte die bislang starke Nachfrage am gesamten Anleihemarkt kippen, da die Zinsen nicht mehr in der Geschwindigkeit der letzten zwei Jahre fallen können und dieser Markt sehr empfindlich auf Zinssteigerungen reagiert. Bei niedriger Inflation konnten bisher noch akzeptable Real-Renditen erzielt werden. Sobald die ersten Großanleger den Anleihemarkt dann verlassen, würden starke Kursverluste und entsprechende Renditeanstiege eintreten. Das beträfe insbesondere passive Anlageprodukte, die keine Liquiditätsquote als taktischen Puffer einsetzen können. Letztlich hängt momentan alles vom Verhalten der Notenbanken ab“, sagt Andreas Köchling, Senior Analyst Funds & Derivatives der FERI EuroRating Services.

„Mit der richtigen Selektion können sich aktiv gemanagte Fonds auch in diesem Szenario überdurchschnittlich entwickeln. Das trifft insbesondere auf den Unternehmensanleihemarkt zu. Hier ist die Angebotsvielfalt größer“, so Köchling weiter. Allerdings sei bei Unternehmensanleihen das Adressenausfallrisiko höher als bei Staatsanleihen. Anleger sollten daher gerade bei Unternehmensanleihefonds auf die Qualität des Risikomanagements und die Expertise der Fondsmanager achten. Diese Aspekte würden im FERI-Fondsrating besonders berücksichtigt. Die Tabelle in der Pressemitteilung anbei gibt einen Überblick über die Investment Grade-Unternehmensanleihefonds und Euro-Rentenfonds mit FERI Top-Rating A oder B und einem Fondsvolumen von mindestens einer Milliarde Euro. Eine komplette Übersicht der FERI-Ratings ist im FERI-Fondsportal aufgeführt.

Themen: Fondsrating | Kommentare deaktiviert für Neue FERI-Analyse zu Rentenfonds

Unechter Grexit möglich

Von Dr. Oliver Everling | 6.Juli 2015

Die Ratingagentur FERI EuroRating Services AG aus Bad Homburg warnte schon vor Jahren: Griechenland wird seine Schuldenlast nicht schultern können. Das Ergebnis des griechischen Referendums bedeutet nun nach Einschätzung der FERI eine Absage an die bisherige Hilfs- und Rettungspolitik. Die griechische Bevölkerung unterstützt mehrheitlich die Position ihrer Regierung, zur Lösung der Griechenland-Krise andere Wege als bisher zu finden. „Die bisherige Politik im Umgang mit der Griechenland-Krise ist damit gescheitert“, kommentiert Axel D. Angermann, Chefvolkswirt der FERI Gruppe.

Angermann zufolge werden sich die europäischen Politiker dem griechischen Wunsch nach neuen Verhandlungen aller Voraussicht nach nicht verweigern. Kurzfristig stehen eine Telefonkonferenz von EU-Kommissionspräsident Juncker mit EZB-Präsident Draghi und Eurogruppen-Chef Dijsselbloem am Montag, ein Treffen von Bundeskanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Holland ebenfalls am Montag und eine Diskussion der Eurogruppe am Dienstag auf dem Programm.

Echte Verhandlungen zwischen der griechischen Regierung und den Gläubiger-Institutionen müssen sich wegen des beendeten zweiten Hilfsprogramms notwendigerweise auf ein neues, drittes Hilfsprogramm beziehen. Die griechische Seite wird in diesen Verhandlungen einerseits einen klaren Schuldenschnitt fordern, andererseits die mit einem Programm verbundenen Auflagen möglichst gering halten wollen. Die Eurogruppe wird wahrscheinlich höchstens einen impliziten Schuldenschnitt anbieten und muss darauf achten, dass das Verhandlungsergebnis nicht als Nachgeben gegenüber der griechischen Regierung erscheint, weil damit fatale politische Implikationen vor allem in Spanien und Portugal verbunden sein könnten.

Wegen der sehr unterschiedlichen Positionen und des zerrütteten Vertrauens zwischen der griechischen Regierung einerseits und den Vertretern der Eurogruppe sowie des IWF andererseits erscheint eine Einigung in absehbarer Zeit als äußerst unwahrscheinlich.

Die EZB wird aller Voraussicht nach die bisher gewährten ELA-Kredite im Umfang von rund 89 Mrd. Euro zunächst weiterführen, jedoch nicht ausweiten. Die Banken in Griechenland werden deshalb wohl auch weiterhin geschlossen bleiben. Vor dem Hintergrund der fälligen Rückzahlung einer Anleihe über 3,5 Mrd. Euro im Besitz der EZB am 20. Juli gewinnt die Frage an Bedeutung, ob die EZB auch dann noch die Notversorgung des griechischen Bankensystems über ELA-Kredite weiter gewährleistet.

Ein Ende der Stützung des griechischen Bankensystems mittels ELA-Krediten hätte die schlagartige Insolvenz der griechischen Banken und damit auch des griechischen Staates zur Folge. Griechenland wäre damit von der Euro-Finanzierung abgeschnitten. Das Land könnte unter Umständen dennoch am Euro als Zahlungsmittel festhalten, wenn die ELA-Kredite nicht an die EZB zurückgezahlt werden, sondern noch vorhandene Mittel zur Rekapitalisierung des eigenen Bankensystems verwendet werden. Nach dem Vorbild Montenegros hätte Griechenland dann zwar keinen direkten Zugang zum Zentralbanksystem mehr und wäre faktisch auch nicht mehr Mitglied der Europäischen Währungsunion, würde aber am Euro als Währung festhalten (unechter Grexit).

Griechenland könnte allerdings dadurch keine Vorteile aus einer Abwertung der heimischen Währung ziehen und hätte außerdem keinerlei eigenständigen geldpolitischen Spielraum. Das Abrutschen ins wirtschaftliche Chaos könnte so zwar vorerst vermieden werden, die wirtschaftliche Gesundung wäre aber deutlich erschwert.

Die Alternative wäre die Einführung einer eigenen (Parallel-)Währung. Dies würde das faktische Ausscheiden Griechenlands aus der Währungsunion bedeuten, wobei sich der Prozess über mehrere Wochen hinziehen würde. Realwirtschaftlich hätte dies für Griechenland kurzfristig eine dramatische Verschlechterung der Wirtschaftslage zur Folge. Mittel- bis langfristig könnte die deutliche Abwertung der griechischen Währung gegenüber dem Euro zu einer wirtschaftlichen Erholung und positiven Wachstumsraten des BIP in der Größenordnung um 3 Prozent p.a. beitragen (abhängig von der Ausgestaltung der Rahmenbedingungen durch die griechische Regierung).

Beide Fälle wären für die Gläubiger mit der Einstellung sämtlicher Zahlungen des griechischen Staates verbunden. Im Ergebnis langwieriger Verhandlungen müssten die Gläubiger wahrscheinlich einen großen Teil ihrer Forderungen gegenüber Griechenland abschreiben. Daneben würden die jüngst wieder stark angestiegenen Target-Salden ebenfalls relevant – auch diese Summen wären zum größten Teil nicht einholbar.

Die Politik könnte angesichts dieser hohen Kosten versucht sein, einen Grexit zu vermeiden und insbesondere die weitere Notversorgung des griechischen Bankensystems über ELA-Kredite für die Dauer von Verhandlungen sicherzustellen. Denkbar wäre etwa, dass die bestehenden Fälligkeiten gegenüber der EZB auf den ESM übertragen werden, der sie seinerseits von Griechenland für die Dauer von Verhandlungen nicht einfordern würde. Dies würde der EZB ein Argument an die Hand geben, die ELA-Kredite weiterzuführen. Die Nichtbedienung der fälligen Anleihen im Juli und im August bliebe für Griechenland ohne ernsthafte Folgen. Vorausgesetzt wäre allerdings, dass Griechenland wenigstens die fälligen privaten Anleihen bedienen könnte, was gegenwärtig unsicher erscheint. „Die Konsequenz wäre in jedem Fall ein Zombie-Dasein Griechenlands im Euroraum und faktisch eine Verlängerung der Hängepartie um Griechenland mit ungewissem Ausgang“, so Angermann.

Für die Märkte stellt dies eine andauernde Belastung dar. In den kommenden Wochen und Monaten ist weiter mit einer erhöhten Volatilität der Marktbewegungen zu rechnen. Starke und lang andauernde Verwerfungen an den Märkten halten wir zwar für unwahrscheinlich, jedoch dürfte das Potenzial der europäischen Aktienmärkte trotz positiver Konjunktur nach oben begrenzt sein, weil die von der Griechenland-Krise ausgehende Unsicherheit dominiert. Auf den Anleihemärkten ist mit steigenden Renditen der Anleihe der südeuropäischen Länder zu rechnen, während die Renditen von Bundesanleihen der Tendenz nach eher fallen dürften. Der Euro dürfte wegen der Zweifel am Fortbestand der Währungsunion unter Druck stehen.

Themen: Länderrating | Kommentare deaktiviert für Unechter Grexit möglich

Moody’s Rating für Berliner Wohnungsbau

Von Dr. Oliver Everling | 6.Juli 2015

Moody’s Public Sector Europe (MPSE) hat heute erstmals ein langfristiges Emittentenrating von A1 für die GEWOBAG Wohnungsbau-AG Berlin (GEWOBAG) erteilt. Der Ratingausblick ist stabil.

Moody’s liefert für das Rating eine detaillierte Begründung: Das für die GEWOBAG erteilte A1-Emittentenrating ist, so heißt es bei Moody’s dazu, Ausdruck 1. des soliden institutionellen Rahmens mit guter Aufsicht; 2. des recht risikoarmen Geschäftsprofils und Betriebsmodells mit einem Schwerpunkt auf der Vermietung von Wohnraum zu moderaten Mieten, einschließlich Sozialwohnungen, die besonderer Regulierung unterliegen; 3. des für die Wohnungswirtschaft durchschnittlichen Verschuldungsgrades und der erwarteten ausreichenden Zinsdeckungsquoten; 4. der relativ niedrigen Rentabilitätskennzahlen, was auf das öffentliche Mandat der Stadt Berlin zur Bereitstellung von preisgünstigem Wohnraum zurückzuführen ist und sich in diversen vertraglichen Vereinbarungen mit der Stadt niederschlägt; sowie 5. der – gemessen am Volumen der ausstehenden Finanzschulden – aktuell geringen Liquiditätsausstattung, was durch den beträchtlichen Bestand an nicht belastetem Immobilienvermögen und ein gewisses Maß an Ausgabenflexibilität abgemildert wird.

Das Rating berücksichtigt nach Angabe der Ratingagentur ferner eine hohe Wahrscheinlichkeit außerordentlicher Unterstützung seitens des Landes Berlin für den Fall, dass sich bei der GEWOBAG ein akuter Liquiditätsengpass ergibt.

Im GEWOBAG-Rating komme eine Kombination aus folgenden Faktoren zum Tragen: 1. eine Basiskreditrisikoeinschätzung (Baseline Credit Assessment, BCA) von a3 und 2. eine hohe Wahrscheinlichkeit außerordentlicher Unterstützung durch das Land Berlin (Aa1, stabil) als Eigentümerin im Falle eines akuten Liquiditätsengpasses bei der GEWOBAG.

Die GEWOBAG ist in der Bundeshauptstadt Berlin vornehmlich auf dem Gebiet der Vermietung von Wohnungen tätig. Mit einem Bestand von annähernd 60.000 Wohnungen ist sie die zweitgrößte der sechs Berliner kommunalen Unternehmen, die sich in diesem Bereich betätigen. Die GEWOBAG weitet ihren Wohnungsbestand kontinuierlich aus, indem sie existierende Bauprojekte oder bestehende Immobilien übernimmt, sowie zum Teil aber auch durch eigene Neubauten. Aktuell peilt die GEWOBAG an, ihren Bestand mittelfristig auf 65.000 Wohnungen zu erhöhen.

Themen: Immobilienrating, Unternehmensrating | Kommentare deaktiviert für Moody’s Rating für Berliner Wohnungsbau

« Voriger Beitrag Folgender Beitrag »