Die große Geldschmelze

Von Dr. Oliver Everling | 5.April 2015

Selten kann eine Buchempfehlung so deutlich ausgesprochen werden wie bei diesem Titel: „Die große Geldschmelze: Wie Politik und Notenbanken unser Geld ruinieren“. Das Buch ist nicht nur ein Ritterschlag für die Autoren Dr. Hanno Beck und Prof. Dr. Aloys Prinz von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, sondern auch für die Jury des Deutschen Finanzbuchpreis. Die Jury stellte mit der Wahl dieses Buches für den Deutschen Finanzbuchpreis nicht nur zum fünften Mal ihre Kompetenz unter Beweis, Bücher auszuzeichnen, die Privatanlegern einen praktischen Mehrwert bei allen Fragen rund um die Geldanlage, den Vermögensaufbau, die Wertpapierauswahl und die Zusammensetzung des eigenen Depots bieten, sondern auch ihren Mut, den Scheinwerfer auf ein für Politik und Banken unangenehmes Thema zu schwenken.

Obwohl sich am Thema der Finanzkrise schon viele Autoren versucht haben, kommt erst mit diesem Buch eine sorgfältig recherchierte Aufarbeitung in den Buchhandel, die die Gratwanderung zwischen Allgemeinverständlichkeit auf der einen Seite und fachlicher Unangreifbarkeit auf der anderen Seite überzeugend bewältigt. „Dieses Buch ist der Versuch,“ schreiben die Beck und Prinz bescheiden, „ohne Fachchinesisch, Imponiervokabular und Verschwörungstheorien zu erklären, was in den vergangenen Jahren passiert ist und welche Folgen das haben könnte.“

Der Titel ist nicht nur als Ratgeber für irritierte Anleger, sondern auch als unterhaltsame Lektüre hervorragend geschrieben. „Die Notenbanken stehen vor dem, was wir“, schreiben Beck und Prinz, „das Balu-Dilemma nennen: Hat man den Tiger erst einmal beim Schwanz gepackt (also die Finanzmärkte mit billigem Geld gerettet), ist es extrem schwierig, den Tiger wieder loszulassen (die überschüssige Geldmenge wieder einzusammeln), ohne dabei zu Schaden zu kommen.“

„Angetrieben von einem Prozess namens Geldschöpfung, für Normalsterbliche so rätselhaft wie die Kernfusion im Inneren eines Sterns, haben sie sich in den vergangenen Jahren zu Roten Riesen unseres Wirtschaftssystems aufgebläht. Wie sehr,“ machen die Autoren an Beispielen klar, „kann man anhand der Summen sehen, mit denen sie jonglieren: Ob die Europäische oder britische Zentralbank oder das amerikanische Notenbanksystem, das Federal Reserve System (kurz Fed) – sie alle haben in den vergangenen Jahren innerhalb kürzester Zeit mit unglaublichen Mengen an neu geschaffenem Geld um sich geworfen und damit ihre finanzielle Leuchtkraft dramatisch erhöht.“

Verschlimmert werde das Ganze durch die Finanzmärkte, die das Geld bereitstellen, das die Politik durchbringt – „sie haben die Spendierhosen der Politik ausgepolstert und sich so von der Politik abhängig gemacht. Zahlt eine Regierung ihre Schulden nicht zurück, wackeln weltweit die Bankentürme. Das gilt auch umgekehrt“, warnen Beck und Prinz: „Wackeln Banken, wird die Politik aktiv, um diese zu retten, mit der Folge, dass die Zahlungsfähigkeit des Staates selbst in Gefahr gerät – ein Teufelskreis.“

„Über Jahrhunderte haben Alchemisten, Betrüger, Scharlatane und Forscher versucht, Gold herzustellen – vergebens. Es ist diese Vergeblichkeit, die Gold so wertvoll macht – es ist selten und nicht beliebig vermehrbar. Alle Stoffe, die rar, nicht beliebig vermehrbar und speicherbar sind, können als Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel, als Geld, dienen.“ Nur scheinbar haben die digitalen Codes, die heute Geld definieren, einen Menschheitstraum wahr gemacht. „Unser Geld ist nicht durch Gold gedeckt, sondern durch das Versprechen, dass ihm langfristig ein entsprechender Berg von Gütern und Dienstleistungen, das Sozialprodukt, gegenübersteht. Damit ist klar, wer den Wert unseres Geldes bestimmt: Alle diejenigen, die dieses Sozialprodukt herstellen.“

Wer über die Darstellungen der Autoren länger nachdenkt, dem wird klar, dass die Krisen im staatlichen Zwangsgeldmonopol wurzeln: „Der Staat nötigt die Notenbank, ihm gegen Wertpapiere, die er selbst ausstellt, Geld auszuhändigen, und dann zwingt er seine Bürger, dieses Geld als Zahlungsmittel zu akzeptieren.“

Bei der Europäischen Zentralbank heiße Rating „BBB– statt A–“ die Devise. Früher bekamen europäische Geschäftsbanken nur Zentralbankgeld, wenn sie Wertpapiere bester Bonität einreichten. „Im Fachchinesisch der Notenbanker sprach man davon, dass diese Sicherheiten von den Ratingagenturen, einer Art Finanzmarkt-Schufa, welche die Güte von Krediten benotet, mindestens mit der Note A– bewertet sein müssen – das entspricht etwa die Schulnote Zwei plus.“ Beck und Prinz skizzieren wie der Ramsch, der jetzt in den Bilanzen der EZB steht, und das Geld, das die EZB dafür im Gegenzug herausgegeben hat, nun durch das europäische Finanzsystem vagabundiert. „Hier wurde aus Schrott Geld gemacht, im schlimmsten Fall hat die Zentralbank Geld ausgegeben und im Gegenzug nur wertlose Kredite dafür bekommen.“

Diesem Geld steht kein Sozialprodukt gegenüber, mit bekannten Folgen, warnen die Autoren: ungedeckte Geldscheine, gebrochene Versprechen. „Die Garantien der Kundengelder der Banken durch die Regierung sind rein psychologischer Natur; im Ernstfall reichen die Mittel des Staates nicht aus,“ rechnen Beck und Prinz vor, „um die Einlagen des Bankensystems zu garantieren.“

Beck und Prinz illustrieren, warum auch die heutigen Talkshows populäre Wunschvorstellung des „Vollgeldes“ in die Irre führt. „Die entscheidende Frage in dieser Debatte ist, ob die Notenbank die Geld- und Kreditmenge einfach so bestimmen kann oder ob deren Höhe nicht letztlich durch die Kreditnachfrage der Kunden bestimmt wird – im letzteren Fall funktioniert die Sache mit dem Vollgeld dann auch nicht.“ In der Praxis kann ein Vollgeldsystem nur mit einer Zentralverwaltung à la DDR umgesetzt werden.

Die Autoren machen klar, dass die Ursachen der Krise nicht bei amerikanischen Immobilien zu finden sind. So zeigen sie auf, dass die Notenbanken weltweit schon ihren Anteil an der DotCom-, Internet- und Technologieblase Ende der 1990er Jahre sowie an weiteren Fehlentwicklungen hatten. „In den Augen der Öffentlichkeit standen sie unbeteiligt an der Seitenlinie und schauten dem Tollhaustreiben der Märkte und Anleger zu – doch ganz so unbeteiligt waren sie nicht, waren sie es doch letztlich, die diese Finanzmarkteskapaden ermöglichten.“ Die Notenbanken hatten „die Party an den Aktienmärkten finanziert – sie haben die Bowle-Schüssel für die Party bereitgestellt.“

Die Globalisierung und die Wirtschaftsliberalisierung weltweit trugen dazu bei, dass sich Geldvermehrung nicht in Güterpreisinflationen übersetzte. „Zunächst einmal dämpfte der Aufstieg Chinas zur Handelsmacht die Preisentwicklung – Waren kamen billiger auf die Weltmärkte, die Konsumenten bekamen für mehr Geld mehr Quantität.“ Ohne Privatisierungen wären die politischen Fehler wohl noch viel früher für jeden Bürger spürbar gewesen: „Nach der Privatisierung der Telekom und nach der Öffnung des Marktes für private Wettbewerber sanken die Preise für Telekommunikation drastisch – das entlastete den Geldbeutel der Verbraucher.“

Die Erfolge von Liberalisierungsmaßnahmen überdeckten lange die Schäden aus der Umsetzung einer weltweit „herrschenden Lehre“: „Längst ist Keynes’ General Theory ein Jahrhundertwerk, und längst hängt mehr oder weniger jeder Politiker an den Ideen des verstorbenen Jahrhundertökonomen – auch wenn man Zweifel daran anmelden muss, dass Politiker Keynes’ Ideen richtig verstanden haben.“ Im Kern hätten die Politiker nur verstanden, dass sie im Namen der Rettung der Wirtschaft mehr Geld ausgeben dürfen als sie einnehmen – „und was würden Politiker lieber tun?“, fragen Beck und Prinz.

Keynes’ Idee lebe davon, dass der Staat bei einem Boom das Gegenteil dessen tut, was er in einer Krise macht: Er zahlt seine Schulden zurück, nimmt einen Teil seiner Nachfrage aus dem Markt, verhindert damit eine Überhitzung der Wirtschaft und legt sich zugleich ein Polster für die nächste Krise zu. „Natürlich haben Politiker Letzteres nie gemacht – sie haben immer nur Geld ausgegeben und sich verschuldet“, stellen die Autoren nüchtern fest.

Der Leser des Buches lernt die zahlreichen Blüten kennen, die durch Staatseingriffe getrieben wurden: „Nichts könnte diesen zirkulären Wahnsinn besser beschreiben als die sogenannten Ninja-Loans, die gegen Ende dieser Blase vergeben wurden: Ninja, das steht als Abkürzung für »No income, no job, no asset« – kein Einkommen, keinen Job, kein Vermögen – und dennoch bekamen diese Ninjas Kredit von der Bank, um sich ein Häuschen zu finanzieren.“ Das sei „das Ärgerliche an keynesianischen Konjunkturprogrammen: Hier geht es nur darum, Geld auszugeben, über die Sinnhaftigkeit dieser Ausgaben wird kaum nachgedacht.“

So floss nach Einführung des Euros, Wegfall der Wechselkursrisiken und Angleichung der Zinsen auch Kapital aus ganz Europa in die Südstaaten – »Konvergenz-Trade« oder »Konvergenz-Spekulation« nannte man das, nur dass – im Gegensatz zum heutigen Kapitalmarkt-Bashing – jeder diese Form der Spekulation gut fand, „obwohl hier letztlich Kapitalmärkte eine Wette darauf abschlossen, dass die Europäische Union Pleitestaaten nicht hängen lassen wird.“

Beck und Prinz machen den Leser mit den quantitativen und qualitativen Spielarten des „Easings“ vertraut. Qualitative Easing besteht z.B. vereinfacht gesagt darin, „dass die Qualität der Kredite, die unser Geld besichern, immer schlechter wird. Man muss kein ausgesprochener Skeptiker sein,“ fügen Beck und Prinz hinzu, „um das problematisch zu finden.“

Dieser Politik wegen schwellen Vermögenspreise derzeit an und senken die realen Erträge von Sachwertinvestitionen, die Ersparnisse der Bürger werden auf diesem Weg noch weiter geschröpft. Zusammen mit den Maßnahmen der finanziellen Repression zeigen sich die Verlierer der kombinierten Finanz-, Euro- und Schuldenkrise eindeutig: „Es sind die Sparer. Die Erträge ihrer Ersparnisse werden durch finanzielle Repression und die Vermögenspreisinflation teilweise unter den Nullmeridian gedrückt, und wenn sie Pech haben, erwischen sie auch noch einen ungünstigen Moment zum Auflösen ihrer Ersparnisse und verlieren damit Vermögenssubstanz.“

Beck und Prinz begnügen sich in ihrem Buch nicht mit der Aufzählung von Missständen und Irrtümern, sondern zeigen auch den Weg in die Zukunft auf. „Die unheilvolle Allianz zwischen Banken und Staaten, die sich anschaulich in den Regelungen zur Bankenregulierung zeigen, muss aufgekündigt werden. Solange Banken Staaten finanzieren, die dann die Banken retten, wenn sie pleitegehen, und solange die Notenbanken das finanzieren, wird das Schulden-Perpetuum-mobile weiterlaufen, wird die Notenbank weiter gezwungen sein, Geldscheine zu drucken, werden die Bürger für diese Allianz aufkommen müssen.“ Es geht ihnen um die Prinzipien der Wirtschaft: Wer bestellt, bezahlt. Politiker werden gewählt, sie „bestellen“, bezahlen aber nicht: „Wer anderer Leute Geld ausgibt, entdeckt an sich freizügige Adern, vor allem dann, wenn er das Geld anderer Leute auch noch für andere Leute ausgibt – warum sich zurückhalten?“ Ihre Verbündeten sind dabei Banker: „Geht es gut, verdienst du an uns, geht es schief, kommt der Steuerzahler dafür auf. Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren.“ Damit haben Beck und Prinz die wahre Ursache des gegenwärtigen Dilemmas gefunden: „Es gab in den vergangenen Jahren zu wenig Pleiten. Das klingt zunächst einmal merkwürdig, wenn nicht sogar zynisch, schließlich haben wir jede Menge Abstürze gesehen – Griechenland, Island, Zypern, Lehman, Hypo Real Estate – und jetzt sollen wir noch mehr Pleiten brauchen?“

Risiko müsse wieder einen Preis bekommen, so ihre Forderung. „Wer sich auf ein riskantes Investment einlässt – und jedes Investment ist mit Risiko behaftet –, muss dieses Risiko auch selbst tragen, schließlich streicht er ja auch die Gewinne ein, wenn es gut geht. Mit anderen Worten: Die Welt braucht den Mut zur Pleite, wenn nötig im ganz großen Stil.“ Eine Vollkaskoversicherung für verschwenderische Staaten sei damit nicht vereinbar und werde zum Milliardengrab für alle Staaten, die auf solide Finanzen achten wollen. Die Autoren reden daher dem Modell der Solidität das Wort, das aus drei ineinandergreifenden, sich gegenseitig ergänzenden Elementen besteht: eine funktionierende Bankenunion, die Haftung der Eigentümer und Gläubiger der Finanzinstitute und Regeln für geordnete Staatsinsolvenz.

„Solange die Investoren nicht den Schmerz des Verlustes fürchten und fühlen müssen, werden wir immer wieder teure, steuerfinanzierte Rettungsaktionen bestaunen können. Sofern demgegenüber Investoren die Bonität der Institutionen prüfen, werden sie auch Wert darauf legen,“ folgern Beck und Prinz, „dass diese solide wirtschaften – und damit automatisch dazu beitragen, dass unser Bankensystem sicherer wird.“

Während in vielen anderen Ratgebern zum Thema Geld die Segnungen der Sachwertanlage oder des Goldes angepriesen werden, um dem angeblich bevorstehenden Zusammenbruch zu entkommen, legen Beck und Prinz nüchtern dar, welches die realistischen Optionen des Anlegers – je nach Lebensalter usw. – heute sind. Somit schließt das Buch mit einer Reihe praktisch umsetzbarer Regeln, die es für jeden Sparer lesenswert machen: „Die große Geldschmelze: Wie Politik und Notenbanken unser Geld ruinieren“.

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Russland mangelt Schutz von Eigentumsrechten

Von Dr. Oliver Everling | 31.März 2015

Die Niederlande und Belgien eine Stufe rauf in A2. Das ist die gute Nachricht aus den aktuellen Anpassungen der Coface-Länderbewertungen. Dagegen nimmt der internationale Kreditversicherer Brasilien und Ecuador auf die Beobachtungsliste für eine Herabstufung. Mit Russland geht es weiter bergab: Nun ist auch die gesonderte Bewertung des Geschäftsumfelds nur noch in C, der zweitschlechtesten Stufe.

Für die Industrieländer ist im laufenden Jahr ein Wachstum von 2,1 Prozent zu erwarten. Aus Sicht von Coface nehmen hier die Länderrisiken spürbar ab. In der Eurozone hat sie die Niederlande und Belgien heraufgestuft. Nach den Heraufstufungen Deutschlands, Spaniens, Großbritanniens und Österreichs in 2014 und der von Portugal zu Beginn dieses Jahres zeigen die jüngsten Änderungen, dass die Region schrittweise zum Wachstum zurückfindet. Coface erwartet für die Eurozone 1,3 Prozent nach 0,9 Prozent im Vorjahr. Zum Wachstum in den beiden Ländern tragen sowohl der private Konsum als auch der Export und Investitionen bei. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen geht weiter zurück. In Belgien hat sich zudem die politische Situation stabilisiert, die Regierung setzt auf finanzielle Konsolidierung. In den Niederlanden zeigten sich zu Jahresbeginn die Unternehmen des Bausektors zuversichtlicher. Dies geht einher mit wieder steigenden Immobilienpreisen.

Die Entwicklung in den Schwellenländern verläuft indessen sehr heterogen. Gute Nachrichten gibt es aus Tunesien, dessen Bewertung in B auf die positive Beobachtungsliste genommen wurde, und Kambodscha, das in C heraufgestuft wurde. In Tunesien hat sich das Geschäftsumfeld verbessert, zum Wachstum tragen sowohl die landwirtschaftliche als auch die industrielle Produktion bei. Profitieren sollte das Land vom niedrigen Ölpreis und der Erholung in Europa, der wichtigsten Exportregion. Allerdings dürfte der Tourismus noch unter den Sicherheitsrisiken leiden. Kambodscha ist weiter auf Wachstumskurs. Treiber sind der Tourismus und der starke Textilexport sowie der privilegierte Zugang in die EU, die USA und nach Kanada. Die ausländischen Direktinvestitionen steigen weiter, was der Verlagerung chinesischer und vietnamesischer Betriebe nach Kambodscha, aber auch Public Private Partnerships im Bereich der Energieinfrastruktur zu verdanken ist.

Lateinamerika wurde hingegen von ökonomischen und politischen Faktoren hart getroffen, so von den Problemen auf den Rohstoffmärkten und der geringeren Nachfrage aus China. Nicht nur Venezuela und Argentinien, die 2014 in heftige Liquiditätsprobleme gerieten, sind betroffen, sondern auch Brasilien und Ecuador. Deren Bewertungen A4 und B sind nun unter Beobachtung für eine Herabstufung. Eine Erholung in Brasilien ist 2015 eher unwahrscheinlich. Die Wachstumsprognose liegt bei minus 0,5 Prozent. Die Industrie leidet weiter unter der schlechten Infrastruktur und dem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Der Automobilbranche macht der Einbruch im Hauptexportland Argentinien zu schaffen. Ecuador ist nach Venezuela in der Region am stärksten vom niedrigen Ölpreis betroffen. Das Haushaltsdefizit wächst, während sich das BIP-Wachstum verlangsamt: von 3,8 Prozent 2014 auf voraussichtlich 1,5 Prozent in diesem Jahr. Auch Nichtölexporte sind, insbesondere in Europa, kaum wettbewerbsfähig.

Nachdem Russland im Oktober 2014 bereits in der Gesamtbewertung des Landes auf C herabgestuft wurde, ist die Bewertung des Geschäftsumfeldes nun ebenfalls nur noch in C. Die Wirtschaft leidet unter eklatanten Mängeln beim Schutz von Eigentumsrechten. Neben der fehlenden Sicherheit für Gläubiger beeinträchtigen die unzureichende Durchsetzung von Rechtsvorschriften und die fehlende Transparenz bei Finanzen und Beteiligungsverhältnissen in den Unternehmen das Geschäftsumfeld. Wichtiger Schwachpunkt bleibt die anhaltende Korruption.

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Falsche Hoffnungen durch EZB-induzierte Börsenhausse

Von Dr. Oliver Everling | 30.März 2015

Eine Vielzahl von Finanzdienstleistern der nächsten Generation setzen auf den Vertrieb von Fonds über das Internet. In zahlreichen Finanzportalen werden per Mausklick Angaben zur Performance von Fonds geboten, aus den bisherigen Wertentwicklungen sogar eine Art „Rating“ gemacht. Diese Informationen sollen es Anlegern erleichtern, auch ohne Berater den richtigen Fonds zu finden.

Die bloße Wertsteigerung, wie sie in der Vergangenheit zu beobachten war, ist für sich genommen jedoch noch kein Garant für zukünftige Performance. Dieses Thema wird angesichts der geldpolitisch induzierten Kurssteigerungen an den Renten – und Aktienmärkten der letzten Jahre an Bedeutung gewinnen und möglicherweise noch viele Anleger in die Irre führen, die auf eine Fortschreibung der ungewöhnlichen Wertentwicklung mancher Fonds hoffen.

Jens Kummer, Managing Partner von Mars Asset Management aus Bad Homburg, kennt die Probleme: „Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen quantitativen und qualitativen Ratings. Die Prognosekraft quantitativer Ratings ist jedoch sehr gering“, warnt Kummer. „Wählt der Investor heute nach gewissenhafter Recherche einen top-bewerteten Fonds, so sagt dies rein gar nichts über dessen Qualität in den nächsten Jahren aus.“

„Ein gutes quantitatives Fondsrating zum Zeitpunkt des Fondskaufs gibt dem Investor somit überhaupt keine Indikation bzw. keinen Anhaltspunkt, künftig eine überdurchschnittliche Wertentwicklung zu erzielen.“ Anders sieht Kummer die Möglichkeiten, mit einem qualitativen Fondsrating die Spreu vom Weizen zu trennen: „Die Trennschärfe und Prognosekraft qualitativer Fondsratings sehen wir wesentlich positiver.“

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Advanced Bank Credit Analysis Seminar

Von Dr. Oliver Everling | 29.März 2015

Capital Intelligence (CI), the EU-registered Credit Rating Agency, will be holding a new Workshop „Advanced Bank Credit Analysis Seminar“. Dates: Sunday 26th, Monday 27th and Tuesday 28th April 2015 (3 days), Location: Dubai, UAE. The Seminar is designed to ensure that participants gain an in-depth understanding of CI’s rating process and methodologies and receive practical training on how to analyse financial statements and identify risks.

The Seminar is of particular benefit to: Counterparty Risk Analysts, Financial Analysts, Treasury Officers, Rating Analysts, Credit Officers, and Emerging Market Specialists. The Seminar is led by experienced Senior Credit Analysts, typically with 20-30 years industry experience and combine a tutorial approach with hands-on case studies, usually based on real institutions.

Agenda: Significance of Credit Ratings; Key Financial Ratios; Bank Failures – panel discussion, International Accounting Standards (IAS 39 / IFRS 9); Window-dressing (case study); Liquidity, Funding & Interest Rate Sensitivity Analysis; Quantifying Liquidity Risks (case study); Financial Factors in Risk Assessment; Key Elements of Risk Management; Basel III; Sovereign & Country Risk; Strategic Risk & Risk Appetite; Due Diligence Discussions; Simulated Rating Commitee.

More on http://www.ciratings.com/seminars/advanced-bank-credit-analysis-seminar.

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EZB-Politik mit Folgen für Unternehmensanleihen

Von Dr. Oliver Everling | 27.März 2015

Die überwiegende Mehrheit der Investment Professionals (58,6 Prozent) bewertet die Liquiditätssituation an den Märkten für Unternehmensanleihen als problematisch oder sehr problematisch – das zeigen die Ergebnisse der aktuellen DVFA-Freitagsfrage. Ein knappes Drittel (31,2 Prozent) schätzt die Lage neutral ein, unproblematisch oder sehr unproblematisch ist die Situation laut 12,5 Prozent der Befragten.

Viel diskutiert wird momentan die Wirkung des EZB Ankaufprogramms. Einen negativen Effekt auf die Liquidität am Markt für Unternehmensanleihen befürchten 40,6 Prozent der Investment Professionals. Um die Hälfte weniger, 21,1 Prozent, rechnen damit, dass das Programm die Liquidität verbessern kann. Keinen nennenswerten Effekt auf den Markt für Unternehmensanleihen erwarten 38,3 Prozent der Befragten. In Kommentaren wurde ergänzend auf die unterschiedliche Marktsegmente verwiesen. So laufe der Primärmarkt gut, aber im Sekundärmarkt sei die Liquidität zuletzt stark zurückgegangen. Auch sei in diesem Zusammenhang der Effekt der neuen Regulierungsvorschriften für Banken nicht zu unterschätzen.   

„Die Investment Professionals werden die Wirkung des EZB-Ankaufprogramms weiterhin sehr genau verfolgen. Denn ein Austrocknen des volkswirtschaftlich bedeutenden Markts für Unternehmensanleihen ginge weit über einen bloßen Kollateralschaden hinaus“, kommentiert Ralf Frank, Generalsekretär der DVFA e.V.

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Ausgezeichnete Vermögensverwaltungen

Von Dr. Oliver Everling | 26.März 2015

Die firstfive AG zeichnet die besten Vermögensverwaltungen in drei Auswertungszeiträumen aus. Die Sieger sind die Walser Privatbank AG, BHF Trust Management GmbH und Flossbach von Storch AG. Sie mussten in unterschiedlichen Risikoklassen herausragende Leistungen zeigen, um den Spitzenplatz zu erreichen. Diese anspruchsvolle Aufgabe gibt den firstfive-Awards einen besonderen Stellenwert.

„Unsere Auswertungen werden auf Basis realer Depots vorgenommen. Die Datenbank der firstfive AG von rund 300 Depots ist einzigartig und wir grenzen uns damit von Performanceprojekten oder Depotcontests anderer Institutionen ab. Diese haben eher den Charakter eines Börsenspiels und müssen mit der realen Vermögensverwaltung eines Anbieters nicht identisch sein“ stellt Jürgen Lampe, Vorstand der firstfive AG, bei der Preisverleihung fest.

Im 12 Monatszeitraum haben Österreicher die Nase vorn. Platz 1 belegt die Walser Privatbank AG aus Riezlern knapp gefolgt von der Raiffeisen Capital Management Vermögensverwaltung aus Wien. Platz 3 belegt das Wealth Management der Deutsche Bank AG. Sehr ausgewogene Leistungen in drei Risikoklassen bescherten der Walser Privatbank den Gesamtsieg. Sie war bei moderaten Risiken mit ETFs auf euopäische Aktienindices sowie mit langlaufenden Staatsanleihen erfolgreich.

„Die Auszeichnung zur Vermögensverwaltung des Jahres 2015 ist für uns eine besondere Freude, weil sich unser seit fast acht Jahren über alle Anlagenstrategien eingesetzter risikokontrollierter Investmentansatz gegen unsere Mitbewerber durchsetzen konnte“ sagt Stephan Modler, Geschäftsführer der WALSER Privatbank Invest SA.

Bei der 3-Jahresauswertung erreichte BHF TRUST Management GmbH, die Vermögens verwaltung der BHF Bank AG, mit 99,7 Punkten von max. 100 das absolute Topergebnis und verwies die Walser Privatbank und M.M. Warburg & CO KGaA aus Hamburg mit deutlichen Abstand auf die Plätze. Erfolgreiches Stockpicking in Europa und Nordamerika und Investitionen in mittelfristige Unternehmensanleihen sind das Erfolgsrezept der Frankfurter.

„Wir sind stolz auf die Auszeichnung zum besten Vermögensverwalter über die letzten drei Jahre. Die Auswertung realer Depots über mehrere Risikokategorien belegt, dass unsere Investmentstrategie nicht nur im Lehrbuch funktioniert, sondern auch in einem schwierigen, von Krisen geprägten Marktumfeld echten Mehrwert für unsere Kunden erwirtschaftet. Wir sind sicher, dass uns das mit einer aktiven Asset Allocation und einer qualitätsorientierten Titelauswahl auch in 2015 wieder gelingen wird.“ sagt Dr. Manfred Schlumberger, Sprecher der Geschäftsführung von BHF Trust.

In der Königsdiziplin, der 5-Jahresauswertung, musste sich die BHF dagegen Flossbach von Storch AG aus Köln geschlagen geben. Die unabhängigen Vermögensverwalter sind mit ihren eigenen Fonds erfolgreich. Platz 3 belegt erneut die M.M. Warburg & CO KGaA aus Hamburg.

„Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung! Denn die vergangenen Jahre waren besonders herausfordernd – aus verschiedenen Gründen: Eurokrise, Nullzins, dazu wachsende geopolitische Risiken wie der Konflikt in der Ukraine. Die Auszeichnung zeigt, wie wichtig es ist, eine Anlagestrategie langfristig auszurichten und dann auch konsequent umzusetzen – und sich nicht vom Getöse der täglichen Nachrichten verrückt machen zu lassen. Wir orientieren uns ganz bewusst an keinerlei Referenzindizes. Oberstes Ziel ist es, langfristig attraktive Renditen für unsere Kunden zu erwirtschaften. Dieser Ansatz führt zum Ursprung allen Investierens: Anlagegelegenheiten erkennen und nutzen.“  sagt Michael Otto, Leiter der Privaten Vermögens verwaltung von Flossbach von Storch AG. Für die Zukunft empfiehlt er, dass „langfristig ausgerichtete Investoren Kursschwankungen nicht als Risiko missverstehen sollten, sondern als das erkennen, was sie sind: Normalität. Nur so werden sich die Herausforderungen der kommenden Jahre meistern lassen.“

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Benötigt die Stadt Frankfurt ein Geschäftsmodell?

Von Karl-Heinz Goedeckemeyer | 26.März 2015

Frankfurt platzt aus allen Nähten. Vergleichbar mit Immobilienhochburgen wie München und Hamburg profitierte die Mainmetropole von einer starken Zuwanderung. Jährlich zählt die Stadt 15.000 Einwohner mehr. Ende vergangenen Jahres lebten rund 700.000 Menschen mit Hauptwohnsitz in der größten hessischen Kommune. Setzt sich der Trend in diesem Tempo fort, könnte die Prognose des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) zutreffen, wonach Frankfurt die Marke von rund 860.000 Einwohnern bis 2030 erreichen könnte. Das wären dann fast 25 % mehr als im Jahr 2012. Städte mit einer wie Frankfurt profitieren nicht nur von ihrer hohen Internationalität und guten Infrastruktur, sondern auch davon, dass die Immobilienmärkte weltweit längst nicht mehr auf Länderebene miteinander konkurrieren. Inzwischen hat sich die Konkurrenz auf Städte und Standorte, die ein hohes Potenzial versprechen, verlagert.

Da bereits jetzt der Markt für Miet- und Eigentumswohnungen sehr angespannt ist und das Immobilienangebot zusehends knapper wird, stellt sich die Frage, wie eine wachsende Stadt wie Frankfurt sicherstellen will, auch künftig für „Normalverdiener“ genug bezahlbaren Wohnraum bereit zu stellen. Da im kommenden Jahr in Hessen Kommunalwahlen stattfinden, steht die Stadt – und in vorderster Front der Planungsdezernent Olaf Cunitz (Die Grünen) – unter enormen Handlungsdruck. Die Stadt versucht mit der Ausweisung neuer Baugebiete und einer stärkeren Nachverdichtung das Angebot zu vergrößern und somit auch die Preise auf dem Immobilienmarkt nicht aus dem Ruder laufen zu lassen. Dabei muss die Politik sich mit Widerständen auseinandersetzen.

„Grenzen sind in der Akzeptanz der Bevölkerung“, sagte Cunitz auf der Konferenz „Wohn-Dialog Frankfurt am Main“ des Veranstalters Heuer-Dialog am 25. März 2015. Der Dezernent, der seine Arbeit trotz der kommenden Kommunalwahl in Ruhe kontinuierlich fortsetzen will, hat auf der Konferenz auf die Erfolge bei der Ausweisung neuer Baugebiete wie z. B. dem Bosch- und Siemens-Areal und der Schaffung neuer Wohnungen hingewiesen und betont, dass kurz- und mittelfristig ausreichenden Wohnraum zur Verfügung stehe. Demnach bestehe ein Potenzial von 30.000 Wohneinheiten plus der Realisierung des Potenzials aus dem Wohnbauentwicklungsprogramm. Gleichwohl könnten aus den anvisierten 30.000 Wohneinheiten 3.000 wegen Störfälle (Soweso-Problematik) wohl nicht realisiert werden. Trotzdem zeigt sich Cunitz optimistisch, gemäß dem Planungsrecht in den nächsten drei Jahren 12.000 – 13.000 neue Wohnungen schaffen zu können. Um mehr Flächen auszuweisen, muss das Wachstum der Stadt regional betrachtet  und viel Überzeugungsarbeit bei den Kommunen im Umland geleistet werden, sagte der Grünen-Politiker. Da die Stadt zu 25% aus Ackerflächen besteht, ist das Realisierungspotenzial weiterer Baugebiete aber beschränkt.

Vor dem Hintergrund des gestiegenen Preisniveaus  – immerhin haben sich die Preise für Eigentumswohnungen in Frankfurt seit 2007 (Stand: Q4 2014) um nahezu 25 % verteuert – müsste man davon ausgehen, dass sich Familien zusehends Wohnraum in den Peripheriestandorten zu suchen. Laut Frank Alexander, Geschäftsführer der Hermann Immobilien GmbH, ist bislang zwar noch keine Trendwende in Richtung Umland zu erkennen. Allerdings gebe es Signale, dass die Zuwanderung in einigen Kreisen zunehme. So habe die Zuwanderung im Main-Taunus und Hochtaunus-Kreis im vergangenen Jahr um +13% im Vergleich zum Vorjahr zugenommen. In anderen Regionen wie dem Wetterau und Offenbach Kreis sei die Zuwanderung bislang moderat. Das treffe auch auf die Preisentwicklung für Eigentumswohnungen zu.

Gemäß Alexander liegen die Preise für ETW in Friedberg zwischen 2.600 und 2.900 Euro pro qm und im Main-Kinzig-Kreis zwischen 2.500 und 2.800 Euro pro qm – und damit deutlich unter Frankfurt, wo der durchschnittliche Quadratmeterpreis für Neubau-ETWs bei rund 4.000 Euro liegt. Großes Potenzial verspreche die Stadt Offenbach. Hier bestehe eine unfassbar große Nachfrage nach Reihenhäusern, betont Alexander.

Angesichts des enormen Zuwanderungsdrucks und der Tatsache, dass sich viele Stadtteile wie z. B das Nordend oder Ostend im Wandel befinden, stellen sich für Akteure wie Jürgen H. Conzelmann, Vorstandsvorsitzender Haus und Grund, die Frage, ob die Stadt ein Geschäftsmodell hat? „Wo ist die generelle Übersicht, was die Stadt noch erwartet und wie werden Landstücke nicht entvölkert“, will Conzelmann wissen. Mit Blick auf die Tatsache, dass derzeit viele Bauträger und Projektentwickler „viel Kohle machen“ weist der Haus und Grund-CEO auch auf die unkalkulierbaren Kosten und die hohe Rechtsunsicherheit für Vermieter hin. Abschließend betonte Conzelmann, dass er Angst habe, dass der Bestandswohnungsbau ausblutet. Im Rahmen der Podiumsdiskussion wurde auch baurechtlichen Aspekte wie die Stellplatzverordnung angesprochen. Während Städte wie Berlin und Hamburg diese abgeschafft habe, sollte auch Frankfurt die Stellplatzsatzung streichen.

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Mit Nachhaltigkeitskriterien die Rendite steigern

Von Dr. Oliver Everling | 26.März 2015

„Der Global Challenges Index (GCX) setzt seine Erfolgsgeschichte fort“, meldet die Börse Hannover. Nach einem Anstieg um mehrere Hundert Punkte innerhalb weniger Monate übersprang das Nachhaltigkeitsbarometer im März erstmals die Marke von 2000 Punkten. Erst im Juni 2014 war der Index, der 50 internationale Aktien von besonders nachhaltig orientierten Unternehmen umfasst, auf über 1.500 Punkte geklettert. Auf ein Jahr gesehen hat der GCX damit erneut den performancestarken Deutschen Aktienindex (DAX) geschlagen: Während dieser binnen Jahresfrist um rund 30 Prozent zulegte, notiert der GCX heute um 40 Prozent höher als noch Ende März 2014.

„Viele Titel profitieren vom aktuellen Positivtrend am Aktienmarkt. Die Aktien der besonders nachhaltig orientierten Unternehmen im GCX konnten den Markt sogar schlagen“, erläutert Dr. Sandra Reich, Geschäftsführerin der Börse Hannover, die Entwicklung. „Das ist ein erneuter Beleg dafür, dass sich die nachhaltige Geldanlage auszahlen kann.“

Aufgenommen werden in den GCX nur Unternehmen, die aktiv einen Beitrag zur Bewältigung von sieben globalen Herausforderungen leisten. Dazu zählen Klimawandel, Trinkwasserversorgung, Erhalt der Artenvielfalt, nachhaltige Waldwirtschaft, Bevölkerungsentwicklung, Armutsbekämpfung und verantwortungsvolle Führungsstrukturen. Die Index-Zusammensetzung wird laufend überprüft und halbjährlich angepasst. Wenn Aktien nicht mehr den strengen, von der Nachhaltigkeitsrating-Agentur oekom research und der Börse Hannover entwickelten Auswahlkriterien genügen, werden an ihrer Stelle neue Titel in den Index aufgenommen. Der Nachhaltigkeitsindex GCX wurde 2007 von der Börse Hannover initiiert und legte bis heute um fast 100 Prozent zu (Stand: 24.03.2015).

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Leifheit bringt Männer zum Putzen

Von Dr. Oliver Everling | 26.März 2015

Ein deutlich gesteigertes Konzernergebnis stellt Thomas Radke, Vorsitzender des Vorstands der Leifheit AG, in den Vordergrund der Analysten- und Bilanzpressekonferenz der Leifheit AG. In Frankfurt am Main berichtet er von einem Konzernumsatz von 220,7 Mio. €, einem EBIT von 21,5 Mio. € 9,8 %.

Von der deutlichen Dollarkurssteigerung profitierte auch die Leifheit AG, berichtet Dr. ClausO. Zacharias, CFO der Leifheit AG. Das positive Fremdwährungsergebnis beziffert Zacharias auf 21,5 Mio. €. „Auf der obersten Ebene haben wir einen relativ stabilen Umsatz. Produkte mit mehr Marge haben wir in den Mittelpunkt gestellt, Produkte mit weniger Marge haben wir an die Seite geschoben“, erklärt Zacharias die Bruttomarge von 47,7 %.

Das um das Fremdwährungsergebnis bereinigte EBIT präsentiert sich stabil mit 16,4 Mio. €. „Die Liquidität ist auch top gelaufen. Am Ende sitzen wir auf einer Kasse von 62,8 Mio. €.“ In 2015 werde ein Lager für 3 Mio. € gebaut und weiter investiert, so dass in 2015 mit einer niedrigeren Liquidität zu rechnen sei. Die Eigenkapitalquote sank auf 42,5 %.

Der Handel sei immer kurzfristiger geworden. Mit asiatischer Fertigung könne man dn Anforderungen nicht gerecht werden, daher bevorzuge Leifheit Standorte in Europa. Mit den Pensionsverpflichtungen komme auf manche Unternehmen – auch solche im DAX – im dauerhaften Niedrigzinsumfeld ein signifkantes Problem zu. Bei Leifheit habe man vorgesorgt.

„Eine falsche Entscheidung ist oft schwer zu korrigieren“, erinnert isch Zacharias mit Blick auf die Probleme, die sich vor rund zehn Jahren in Verlusten bemerkbar machten. Wie die Ergebnisentwicklung seit 2001 deutlich zeigt, wurde bei Leifheit die Wende zum Besseren offenbar nachhaltig geschafft.

Radke erläutert die erfolgreiche Strategie des Konzerns anhand eines Werbespots, der auf die neue Rolle von Männern im Haushalt anspielt. Die Etablierung der Strategie „Leiheit 2020″ fing mit einer gemeinsamen Vision aller Mitarbeiter an: „Wir sind deine führenden Experten für Lösungen, die dein tägliches Leben zuhause einfacher und bequemer machen.“

Das Leben werde digitaler werden, Mobilität werde zunehmen und doppelte Berufstätigkeiten würden sich weiter verbreiten. 10 strategische Leitlinien umreißen die Handlungsfelder und definieren, „wie wir wachsen werden.“ Die Leitlinien werden durch die Schlagworte Konsumenten, Marken/Kategorien, Regionen/Länder und Handelskunden (Frage nach dem Wo?) einerseits, Produktqualität, erstklassigen Nutzer-Fokus, innovative und führende Lösungen für die Zielgruppen, innovative und führend lösungen für die Handelskunden, Effizienz in der Wertschöpfungskette und Kultur und Mitarbeiter (Frage nach dem Wie?) andererseits rubriziert.

Gründe für ein Investment in Leifheit sind in starken Marken, einem stabilen Geschäftsmodell, solider Basis mit Blick auf Kostenstruktur, Eigenkapitalquote und Cashflows, attraktive Dividenpolitik und signifikantem Wachstumspotenzial zu suchen. Bekannte Marken mit hohem Verbrauchervertrauen, führende Marktpositionen in Deutschland und vielen europäischen Ländern sowie die Positionierung als Qualitätsanbieter im mittleren und gehobenen Preissegment kennzeichnen Leifheit mit einem weniger zyklischen Geschäft, da Produkte des täglichen Bedarfs immer gefragt sind. „Wir sind gut aufgestellt, um von wachsender E-Commerce-Dynamik zu profitieren“, sagt Radke und unterstreicht die „intelligente Kombination aus Fremd- und Eigenfertigung“.

„Wir werden uns extrem auf den Konsumenten ausrichten“, sagt Radke. „Wir sind mit Leifheit im obersten Preisbereich. Wir werden in Zukunft auch das mittlere Preissegment ansprechen.“

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Europäische Unternehmen deutlich vor US-amerikanischen

Von Dr. Oliver Everling | 25.März 2015

Die unabhängige Nachhaltigkeits-Ratingagentur oekom research hat die nachhaltigkeitsbezogene Performance von Unternehmen untersucht und vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion über das Freihandelsabkommen TTIP auch einen Vergleich zwischen europäischen und US-amerikanischen Unternehmen gezogen. Ergebnisse veröffentlicht oekom research heute in seinem Jahresbericht „oekom Corporate Responsibility Review 2015“.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion über das Freihandelsabkommen TTIP hat oekom research geprüft, wie sich die ökologische und soziale Verantwortung von europäischen und US-amerikanischen Unternehmen unterscheidet. Die europäischen Unternehmen erreichen eine durchschnittliche Bewertung von 40,6 auf der von 0 bis 100 (Bestwert) reichenden Skala, Unternehmen mit Sitz in den USA kommen auf eine durchschnittliche Bewertung von nur 25,2, also einen deutlich niedrigeren Wert. Auch in Branchen, in denen der Waren- und Dienstleistungsaustausch zwischen den beiden Wirtschaftsräumen besonders groß ist, wie z. B. in der Automobilbranche, dem Maschinenbau oder der Chemiebranche, zeigen europäische Unternehmen bessere Leistungen im Nachhaltigkeitsbereich. Kritiker des TTIP-Abkommens befürchten, dass das Abkommen zu einer Angleichung der sozialen und ökologischen Standards auf dem unteren Niveau führen wird. Bewahrheitet sich dies, wird es spannend, welche Auswirkungen auf das Nachhaltigkeitsmanagement der europäischen und US-amerikanischen Unternehmen damit verbunden sind.

Die Gesamtbewertung der Nachhaltigkeitsperformance der international tätigen, börsennotierten Großunternehmen mit Sitz in den Industrieländern ist im vergangenen Jahr recht stabil geblieben. Knapp die Hälfte (49,7%) der Unternehmen zeigt kaum oder kein Engagement im Bereich Nachhaltigkeit. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil um 3,4 Prozentpunkte gesunken. Als Ursache kann gelten, dass sich die Transparenz über das Engagement im Umwelt- und Sozialbereich insbesondere bei bisher intransparenten Unternehmen etwas verbessert hat. Allerdings erfüllt nicht einmal jedes sechste Unternehmen (16,3%) die von oekom research branchenspezifisch definierten Mindestanforderungen an das Nachhaltigkeitsmanagement und wird mit dem oekom Prime Status ausgezeichnet.

Im internationalen Branchenvergleich erreichen die Hersteller von Haushaltsprodukten für ihr Nachhaltigkeitsmanagement die höchste Bewertung. Auf Rang 2 der Branchenbewertung landen die Unternehmen der Automobilindustrie. Am unteren Ende der Rangliste platzieren sich der Einzelhandel, die Öl- und Gasbranche sowie die Immobilienbranche. Auffällig ist, dass selbst die besten Branchen nicht die Hälfte der Maximalpunktzahl erreichen, die meisten Branchen nicht einmal ein Drittel.

Unternehmen der Metall- und Bergbaubranche sowie der Öl- und Gasbranche verstoßen am häufigsten gegen mindestens eines der Prinzipien des UN Global Compact. Mehr als jedes dritte Unternehmen zeigt hier einen Verstoß gegen die Prinzipien, besonders häufig sind Umweltverstöße und Menschenrechtsverletzungen. Auf Rang 3 der Branchen mit den häufigsten Verstößen folgt die Textilbranche, in der rund jedes fünfte Unternehmen (20,7%) in Verstöße gegen die UN-Prinzipien verwickelt ist. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Arbeitsrechtsverletzungen, die vor allem in der Zulieferkette stattfinden.

„Im Vergleich zum vergangenen Jahr sehen wir bei den Unternehmen minimale Fortschritte beim Umgang mit den ökologischen und sozialen Herausforderungen“, fasst Matthias Bönning, COO und Head of Research von oekom research, die Ergebnisse zusammen. „Doch vor dem Hintergrund der großen globalen Probleme und der sich daraus ergebenden Handlungsnotwendigkeit reicht das mit Sicherheit noch nicht aus.“

Um Veränderungen im Unternehmensbereich anzustoßen, die für eine nachhaltige Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft von zentraler Bedeutung sind, ist der nachhaltige Kapitalmarkt ein wichtiger Impulsgeber. Das Rekordvolumen von fast zehn Billionen Euro allein in Europa und ein weltweiter Anteil nachhaltiger Geldanlagen am Gesamtkapitalmarkt von 30,2 Prozent werden die Unternehmen nicht unbeeindruckt lassen. „Der Anreiz für Unternehmen, sich bei der Gestaltung ihres Nachhaltigkeitsmanagements an den Anforderungen der Investoren zu orientieren, wächst mit jedem nachhaltig angelegten Euro“, so Matthias Bönning.

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