REAG, WISAG, Lagerhallen24.de & IndustrialPort erstellen Online-Ertragswertermittlung für Logistikimmobilien 

Von Dr. Oliver Everling | 14.Oktober 2014

Die Immobilienberatungsgesellschaft REAG, der FM-Dienstleister WISAG, das Industrieimmobilienportal Lagerhallen24.de und die Industrieimmobilien-Researchgesellschaft IndustrialPort haben gemeinsam eine online-Ertragswertermittlung für Lager-, Logistik- und Produktionsimmobilien erstellt. 

Die bundesweite Auswertung von Daten von Lagerhallen24, IndustrialPort, WISAG und REAG ermöglicht es, eine erste Wertindikation im Rahmen der vom Nutzer eingegebenen Daten abzuleiten. So werden verschieden Nutzungsarten, Objektqualitäten, regionale und objekttypische Mieten, Instandhaltungs- und Verwaltungskosten berücksichtigt und mittels Ertragswertverfahren nach deutschen Regularien (ImmoWertV) verarbeitet. 

Zum ersten Mal wird diese Expertise mittels einer Online-Plattform (www.industrialport.de) zur Verfügung gestellt. Die Kooperation der vier bundesweit agierenden Unternehmen ermöglicht eine flächendeckende Betrachtung des gesamten Hallenflächenbestandes inklusive der dazugehörigen Büroflächen. 

„Viele Eigentümer, Nutzer oder Kaufinteressenten möchten sich zunächst ein grobes Bild über den Wert der Immobilie verschaffen“, erläutert Peter Salostowitz, Geschäftsführer von IndustrialPort. „Dennoch ersetzt die Indikation selbstverständlich keine gutachterliche Begehung und sachverständige Wertermittlung einer individuellen Immobilie“, fügt Thomas Kral, Leiter Bewertung bei der REAG, an. 

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Deutschland am Tropf des Euroraums

Von Dr. Oliver Everling | 13.Oktober 2014

„Deutschland kann sich der schwachen Dynamik im Euroraum nicht länger entziehen. Folge ist ein sehr moderates Wachstumauch im Jahr 2015. Die Politik bleibt gefordert, die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu sichern und einen Beitrag zur Lösung der Probleme in Europa zu leisten“, so die These von Axel Angermann von der FERI EuroRating Services auf der FERI Herbsttagung am Frankfurter Flughafen. Die deutsche Industrieproduktion leide unter der schwachen Exportentwicklung in den Euroraum. Die deutsche Industrieproduktion knickte ab. Während nach China und in die USA kräftig exportiert werde, blieben die Nachfrageimpulse aus dem Euroraum aus.

Angermann bemerkt die gute Lage in den binnenmarktorientierten Bereichen, hegt aber verhaltene Erwartungen, sowohl nach Betrachtung des Geschäftsklimas Dienstleistungen, als auch bei den Baugenehmigungen. Arbeistmarkt und Einkommensentwicklungen stützen in Deutschland den privaten Verbrauch. 2015 sieht Angermann einen Wachstumsrückgang trotz höheren Konsums voraus und empfiehlt, unter fundamentalen Gesichtspunkten deutsche Aktien unterzugewichten.

Angermann bemerkt den Unterschied zwischen den USA und Europa auch im Bankensektor. Während in Japan keine einzige Großbank unverändert durch die Krise gegangen sei, blieb der Bankensektor z.B. in Deutschland praktisch ohne Veränderung. „Das zeigt den noch bestehenden Konsolidierungsbedarf“, kommentiert Angermann, denn viele maßgebliche Faktoren zur Veränderung der Bankwirtschaft wirken auch hier.

„Zwischen der Umsetzung der beabsichtigten Wirtschaftsreformen in China und einer periodisch wiederkehrend expansiver ausgerichteten Geldpolitik besteht ein Zielkonflikt“, richtet Angermann den Blick nach Asien. „Kurzfristig wird so zwar die Wirtschaft stabilisiert, langfristig erscheint der Ausgang der Reformagenda allerdings unsicherer denn je.“ Angermann beobachtet in China eine leicht expansiver ausgerichtete Geldpolitik und vermag Stabilisierung zu erkennen, aber keine grundsätzlich höhere Wachstumsdynamik. China biete Chancen für risikobewusste Anleger.

„Die Wachstumsdynamik der Schwellenländer bleibt – bei deutlichen Unterschieden zwischen den einzelnen Ländern – insgesamt begrenzt.“ Angermann seiht verbesserte Aussichten für Indien und Malaysia und macht dies an der Analyse von Faktoren wie Inflation, Leistungsnbilanz, Wechselkurs und Devisenreserven fest. In Osteuropa bestehen größere Risiken in Ungarn und Russland.

Wer in Schwellenländer investiert, muss sich detailliert mit den Länderratings der FERI EuroRating Services befassen. Die Wachstumsperspektiven für Schwellenländer zeigen, dass Länderdifferenzierung wichtig ist. Mit Blick auf Aktien sei die Hoffnung auf neuen Aufschwung noch nicht fundamental gedeckt. Renten aus Schwellenländern bieten allerdings eine Alternative zu Industrieländern.

Zusammenfassend warnt Angermann vor den Rentenmärkten in den USA, ist aber bullish bezüglich der US-Aktienmärkte. In Lateinamerika sind die Rentenmärkte attraktiver als die Aktienmärkte. Nur bei China sieht Angermann sowohl die Aktien- als auch die Rentenmärkte im grünen Bereich.

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Auch die sicheren Häfen sind in Gefahr

Von Dr. Oliver Everling | 10.Oktober 2014

„Die Mehrheit der Deutschen glaubt nicht daran, dass es bei der Geldanlage überhaupt möglich ist, einen Blick in die Zukunft zu werfen. Das meiste Geld investiert sie daher in die eigene Wohnung oder ins Eigenheim.“ Dass doch mit gesundem Menschenverstand der eine oder andere Blick in die Zukunft zu gelingen vermag, stellt Guido Lingnau in seinem Buch unter Beweis.

Guido Lingnau „Auch die sicheren Häfen sind in Gefahr – Schützen Sie Ihr Vermögen vor der demografischen Katastrophe“ 288 Seiten ISBN 978-3-89879-869-3 FinanzBuch Verlag, München 2014.

Im ersten Kapitel geht es um Prognosen und die analytischen Werkzeuge, „The trend is your friend“, Mode- und Megatrends. Lingnau taucht tief in die Geschichte ein, indem er sich Kondratieff-Zyklen vornimmt, Superzyklen an den Aktienmärkten, politische Ereignisse vom Fall der Mauer bis zum Putin-Hitler-Vergleich, Finanzkrisen und Preisentwicklungen. Im dritten Kapitel geht er Fragen nach dem Wie und Warum nach, identifiziert alterabhängiges Verhalten in den fünf Rollen „Produzieren, Konsumieren, Investieren, Sparen, sowie Reformieren und Risiken eingehen“. In diesem Kapitel geht er auch dem Kernelement seiner Argumentationen nach, nämlich den demografischen Wellen und den aus ihnen folgenden – wie er es nennt – „Jahreszeiten“: Es folgt ein Kapitel über die nächsten Krisenherde, ein Kapitel über lohnende Investitionsländer sowie ein Kapitel über konkrete Empfehlungen. Das Buch schließt mit einem Kapitel über „Deutschland: gestern, heute und morgen“.

Lingnau analysiert u.a. den Dow Jones Industrial, der seit 1900 insgesamt drei Phasen mit deutlich überdurchschnittlichen Erträgen durchlaufen hat. „Jede dieser Phasen wurde von einer Babyboomer-Generation angeschoben, als diese mehrheitlich das 20. Lebensjahr erreicht hatte, und der Boom endete jeweils, als diese Generation Anfang 40 war.“ Lingnau glaubt in den drei Superzyklen am US-Aktienmarkt und drei Kondratieff-Wellen ein gemeinsames demografisches Muster zu erkennen. „Die jeweils dominierenden Volkswirtschaften, im 19. Jahrhundert die europäischen und im 20. Jahrhundert die US-amerikanische, gaben dabei auch den weltweiten Takt für Wirtschaft und Finanzmärkte vor.“

Lingnau geht einer Reihe von Beobachtungen auf den Grund und gibt Beispiele von einem markanten Trend: „Sind die Babyboomer im Alter von unter 20 Jahren, so ist die Wahrscheinlichkeit einer hohen Inflation recht groß. Danach sinkt sie in der Tendenz deutlich.“

Da sich die Altersstruktur einer Gesellschaft langsam, aber fortlaufend ändere, ändere sich auch beispielsweise die Summe aller altersabhängigen Angebots- und Nachfrageimpulse in der Wirtschaft Tag für Tag ein klein wenig. „Die Babyboomer üben dabei aufgrund ihrer zahlenmäßigen Stärke zwangsläufig mit ihrem jeweiligen altersabhängigen Verhalten einen größeren Einfluss auf die Gesamtentwicklung aus als kleinere Altersgruppen.“

Aufgrund der Veränderungen des Verhaltens der Babyboomer durchleben Volkswirtschaften demografische – wie Lingnau es nett – „Jahreszeiten“. Die Jahreszeit, in der sich die Babyboomer zu einem gegebenen Zeitpunkt befinde, bestimme die Jahreszeit, die die Gesellschaft insgesamt durchlebt, folgert Lingnau. Zum Winterland werde ein Land, so Lingnau, dessen Babyboomer in den Ruhestand übergehen, ohne dass eine neue, stärkere Babyboomer-Generation geboren wurde. „Das Japan des Jahres 2014 bietet ein Beispiel.“

Lingnau befasst sich jedoch nicht nur mit demografischen Beobachtungen, sondern stellt diese auch in den Kontext weiterer Faktoren, wie etwa der Schuldenkrise der Staaten in Europa. „Bleibt es bei der positiven Leistungsbilanz der Eurostaaten, könnte eine neue Schuldenkrise tatsächlich in eine fernere Zukunft hinausgezögert werden. Der Unterschied zu Japan ist aber, dass die Eurostaaten keinen gemeinsamen Staatshaushalt haben. Die Bonität der einzelnen Staaten ist, gelinde gesagt, teilweise äußerst zweifelhaft. Banken und große Unternehmen werden ihre Guthaben eher ins Ausland bringen, als sie klammen Staaten anzuvertrauen.“

Unter den Industrieländern hält Lingnau langfristig aus rein demografischer Sicht nur die USA, Schweden und Australien für interessant. „Die letztgenannten Länder dürften aber erst dann zu attraktiven Anlageländern werden, wenn sie ihre Überwertung am Immobilienmarkt abgebaut und die nicht unwahrscheinliche Finanzkrise überwunden haben. Später, ab etwa 2023, könnte Großbritannien folgen. In Spanien und Portugal endet der Sommer in den kommenden beiden Jahren. Irland hätte noch bis 2020 demografischen Rückenwind. Junge Sommerländer finden sich ansonsten nur unter den Schwellenländern.“

Lingnau dämpft die Hoffnungen für Afrika. „Afrika galt in den letzten Jahren bei vielen Anlegern als eine Art Geheimtipp. Vor allem das starke Bevölkerungswachstum und die sehr junge Bevölkerung wurden immer wieder als Investitionsgründe benannt.“ Dabei sieht Lingnau zu viele Kinder eher als einen Bremsklotz für die Entwicklung an den Aktienmärkten. „Frühlingsländer leiden häufig unter einer hohen Inflation, Verteilungskämpfen und mangelnden Innovationen. All diese Faktoren behindern die Wertentwicklung von Aktien und erst recht von Anleihen.“

Innovationen identifiziert Lingnau als die Haupttriebkraft für Wirtschaft und Aktien. „Innovationssprünge fand man seit 1789 überwiegend in großen marktwirtschaftlich organisierten Ländern, wenn dort eine neue Babyboomer-Generation ins Erwerbsleben eintrat, also im demografischen Sommer. Dann lief es auch meist sehr gut an den Aktienmärkten, wie wir bereits gesehen haben.“

Zu den Guthaben der Deutschen bei Banken und Lebensversicherungen sieht Lingnau wesentlich bessere Alternativen. „Neben dem selbst genutzten Wohnraum sollte jetzt auch kein neues, nicht selbst genutztes Immobilienvermögen in Deutschland mehr erworben werden. Sehr viel spricht für ein breit gestreutes Portfolio aus Aktien, Anleihen, Währungen und Gold.“

Lingnau bleibt nicht bei diesem groben Raster der Empfehlungen, sondern kommt in seinem Buch noch wesentlich konkreter zur Sache, etwa in der Frage, wann Versicherungen zur Altersvorsorge optimalerweise abgeschlossen werden sollten. Indem er praktische Vorschläge macht, erhöht er den Nutzwert des Buches deutlich über eine rein akademische Abhandlung, denn seine Vorschläge erlauben es dem Leser, die Implikationen der Beobachtungen des Autors auch subjektiv nachvollziehen zu können.

Lingnau bezeichnet sich selbst – bescheiden – als „ökonomischen Laien“. Der Text des Buches zeigt, dass dies offenbar eine gute Voraussetzug für nachvollziehbare Argumentationen und Schlussfolgerungen ist, denn Lingnau argumentiert erkennbar frei von theoretischem Ballast und frei vom Streit unter Denkschulen, die gewöhnlich die Chefvolkswirte zur Einseitigkeit vorverurteilen. So kann sich der Leser ganz auf die Sache konzentrieren und muss sich nicht mit allfälligen Sticheleien gegen Keynsianer, Monetaristen oder mit Dogmen befassen.

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Die Geld Apokalypse

Von Dr. Oliver Everling | 10.Oktober 2014

„Die Geld Apokalypse – Der Kollaps des internationalen Geldsystems“ von James Rickards aus dem FinanzBuch Verlag der Münchner Verlagsgruppe trifft den Nerv einer Zeit, in der die Sorge um den künftigen Wert des Geldes offenbar ganz neue politische Parteien und Initiativen hervorzubringen vermag. Das Buch von Rickards reiht sich an weitere Titel aus dem FinanzBuch Verlag, die sich aus verschiedenen Persepktiven mit dem Thema „Geld“ und seiner Ordnung befassen.

Das Buch gliedert sich in drei Teile: Geld und Geopolitik, Geld und Märkte, Geld und Wohlstand. Im ersten Teil hat es der Leser mit einem Kapitel „Prophezeiung“ zu tun mit Abschnitten zu Trading, Terror-Trade, „Projekt Vorhersage“ und MARKINT, sowie einem zweiten Kapitel „Das Gesicht des Kriegsgotts“. Wie in einem unterhaltsamen Hollywood-Film präsentiert Rickards Action, Comedy, Drama usw. Der Leser erfährt Gruseliges von dunklen Machenschaften der Geopolitik, bekommt bekannte Klischees präsentiert, z.B. den Schrecken von Millionen getöteter chinesischer Mädchen als angebliche Folge der Ein-Kind-Politik usw.

Wie für amerikanische Bücher inzwischen typisch, spielt auch im Buch von Rickards China eine große Rolle – bis hin zu Reiseeindrücken vom pompösen Südbahnhof in Nanjing. „Die ökonomischen Kosten eines Finanzkriegs gegen die USA sind vielleicht nicht höher als die eines Kriegs auf dem Wasser und in der Luft und der verursachte Schaden könnte sogar noch größer sein. China besitzt keine Flotte mit hochmodernen Flugzeugträgern, aber es hat Geld und Computer und wird sich sein eigenes Schlachtfeld aussuchen.“

„Die Federal Reserve glaubt, dass sie einen umkehrbaren Prozess managt. Sie glaubt, dass man mit der angemessenen Menge an Geld und Zeit Deflation in Inflation und später zu Disinflation verwandeln kann. In diesem Punkt liegt sie falsch“, schreibt Rickards. Deflation sei aus vielerlei Gründen der schlimmste Albtraum der Federal Reserve. „Reale Gewinne durch Deflation sind schwer zu besteuern. Wenn eine Schuldirektorin bei konstanten Preisen 100 000 Dollar im Jahr verdient und eine Gehaltserhöhung von 5 Prozent erhält,“ gibt Rickards ein Beispiel, „erhöht sich ihr realer Lebensstandard vor Steuern um 5000 Dollar. Aber die Regierung besteuert den Gehaltsanstieg und für die Direktorin bleibt weniger übrig. Wenn ihr Gehalt gleich bleibt und die Preise um 5 Prozent sinken, hat sie denselben Anstieg ihres Lebensstandards um 5000 Dollar. Diesen Zuwachs kann die Regierung aber nicht besteuern, weil er nicht durch eine Gehaltserhöhung, sondern durch niedrigere Preise zustande gekommen ist.“

Die Federal Reserve verstehe nicht, legt Rickards dar, dass Geldschöpfung ein irreversibler Prozess sein kann. „Ab einem bestimmten Punkt kann das Vertrauen in das Geld verloren gehen und es gibt keine Möglichkeit, es wiederherzustellen. Ein ganz neues System muss den Platz des Geldes einnehmen. Aus der Asche des alten Dollarsystems wird ein neues internationales Währungssystem hervorgehen, so wie das Dollarsystem 1944 in Bretton Woods aus der Asche des Britischen Commonwealth hervorgegangen ist, noch bevor die Flammen des Zweiten Weltkriegs gelöscht waren. Die Crux des Problems im heutigen internationalen Finanzsystem ist, dass es nicht um Geld, sondern um Schulden geht. Geldschöpfung dient dem Zweck, faule Schulden zu managen.“

Wie so oft bei volkswirtschaftlich orientierten Büchern, ist das Buch von Rickards stark in der Kompilation vieler Fakten, die Herleitung von konsistenten Schlussfolgerungen und Empfehlungen steht dagegen auf einem dünnen Fundament. So passt Rickards Sympathie für die Nutzung von Sonderziehungsrechten (SDR) wohl kaum zu seinen zahlreichen Beobachtungen vom „Ruin der Finanzmärkte“, der doch gerade durch sich jahrzehntelang ausweitende staatliche Eingriffe verursacht wurde. Woher die Hoffnung kommen soll, dass Politiker mit einer gestärkten Weltbank, der niemand mehr entrinnen kann, alles besser machen, bleibt daher offen.

Statt in den politischen Verlockungen staatlicher Zwangsgeldsysteme und Schuldenwirtschaft die Ursache der Krisen zu suchen, hofft Rickards offenbar auf die „Zentralbank der Welt“: „Um SDRs auf diese Weise zu verwenden, wird die Zustimmung der Chinesen erforderlich sein und im Austausch gegen diese Zustimmung werden die Chinesen darauf bestehen, dass SDRs nicht dazu verwendet werden, um wie in der Vergangenheit den Dollar zu retten, sondern um den Dollar so schnell wie möglich zu ersetzen. Dieser Prozess wird sich innerhalb weniger Monate abspielen, sozusagen in Lichtgeschwindigkeit, gemessen an den Standards des internationalen Währungssystems. Auf Dollarbasis wird dieser Übergang inflationär sein, nicht wegen des Druckens neuer Dollars, sondern weil der Dollar gegenüber dem SDR abgewertet werden wird. Ab diesem Zeitpunkt wird die US-Volkswirtschaft schwierigen strukturellen Anpassungen ausgesetzt sein, weil sie ihre SDRs im internationalen Wettbewerb verdienen muss und nicht durch beliebiges Drucken von Banknoten.“

Rickards hofft offenbar auf übergeordnetes Geschick einer Weltbank, die er selbst als „auf transparente Weise intransparent“ beschreibt. Die Aufweichungen der Prinzipien, nach denen die Europäische Zentralbank ursprünglich einmal ans Beispiel der Deutschen Bundesbank anknüpfen sollte, sind mit Blick auf weitere Zentralisierung keine ermutigende Erfahrung. Rickards scheint sich aber für diese Machtfülle zu begeistern: „Die fünf Topmanager des IWF sprechen effektiv für die ganze Welt, wenn sie an einem Konferenztisch sitzen.“

„Jede Bewegung hin zu Gold-Dollars oder Gold-SDRs wäre inflationär,“ analysiert Rickards, „weil man Gold wesentlich höher bewerten müsste, um den Welthandel zu stützen und mit den existierenden Goldbeständen zu finanzieren. So wie beim Szenario mit den Papier-SDRs würde die durch die Abwertung des Dollar ausgelöste Inflation jede Art von Ersparnissen auslöschen.“

Am Ende des Buches stellt Rickards plötzlich vor, wie man sein Geld anlegen sollte: „Alles in allem sollte ein Portfolio aus 20 Prozent Gold, 20 Prozent Land, 10 Prozent Kunst, 20 Prozent alternativen Fonds und 30 Prozent Cash unter den Bedingungen von Inflation, Deflation und sozialen Unruhen eine optimale Kombination der Wohlstandswahrung bieten und zudem hohe risikoadjustierte Renditen und angemessene Liquidität gewährleisten. Aber kein solches Depot wird funktionieren, wenn man es einfach kauft und hält.“ Bei seinen Empfehlungen überrascht vor allem, dass nach den vielen Seiten der Lektüre über den Kollaps des Dollars der Leser nun einen hohen Anteil Dollars als Bargeld halten soll. Abgesehen davon fehlt solchen Empfehlungen der praktische Nutzwert für den Leser, wenn z.B. sein persönliches Risikoprofiling und viele andere Faktoren wie die steuerliche Situation außer Acht bleiben.

Hohe Inflation und hohe Deflation sind Szenarien, die – gemessen am selben Warenkorb – nicht gleichzeitig richtig sein können. So bleibt nach Rickards letztlich nur die Unsicherheit: „Die erhoffte milde, mittelmäßige Inflation, die sich selbst trägt und mit einer Geldillusion alle Boote anzuheben scheint, ist nicht mehr möglich. Das verbliebene Angebot besteht nur noch aus hoher Inflation, Deflation, Unruhen, Zahlungsausfällen und Repression.“

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Geldreform gefordert

Von Dr. Oliver Everling | 10.Oktober 2014

Das Buch von Thorsten Polleit und Michael von Prollius „Geldreform: Vom schlechten Staatsgeld zum guten Marktgeld“ gibt es nun bereits in der dritten Auflage, erstmals jetzt im FinanzBuch Verlag der Münchner Verlagsgruppe.

„In einem System des freien Marktgeldes steht es den Marktakteuren frei,“ schreiben die beiden Autoren, „dasjenige Gut zu wählen, das sie als Geld verwenden wollen. Niemand macht den Geldnachfragern Vorgaben, was sie als Geld nachfragen müssen. Jedem ist es zudem freigestellt, Angebote bereitzustellen, die sich als Geld etablieren können. Das Zusammenspiel von freiwilligem Angebot von und freiwilliger Nachfrage nach Geld bestimmt, was Geld ist, welche Qualität es hat, und in welcher Menge es umläuft. Geld wird durch ein Ausleseverfahren hervorgebracht – wie es üblicherweise bei jedem anderen Gut auch der Fall ist.“

Die Folgerungen von Polleit und von Prollius liegen auf der Hand: „Die Geldnachfrager werden nur dasjenige Gut als Geld nachfragen, von dem sie erwarten, dass es gutes Geld ist. Aus Sicht der Geldnachfrager wäre gutes Geld vermutlich ein Geld, das sich vor allem nicht beliebig und unkontrolliert vermehren lässt. Ein Gut, das diese Mindestanforderungen nicht erfüllt (wie zum Beispiel bunt bedruckte Papierzettelchen), würde nicht als Geld nachgefragt werden.“

Es ist das Verdienst der Autoren, ganz gegen den Ruf nach immer mehr Bankenregulierung sich mutig mit der Idee des „Free Banking“ zu bfeassen: Banken sind unter Bedingungen des „Free Banking“ im Kern nur in zwei Geschäftsfeldern aktiv: im Depositengeschäft und im Kreditgeschäft. Banken sind hier keine Geldproduzenten, sondern in beiden Geschäftsfeldern handhaben sie nur bereits vorhandenes Geld.

Der Staat beanspruche aber heute noch das Monopol der Geldproduktion, weil sich auf diesem Wege Zwangsumverteilungspolitiken verfolgen lassen, die in einem freien Marktgeldsystem in dieser Größenordnung nicht möglich wären. „Das Ersetzen des Sachgeldes durch ein staatliches Zwangspapiergeld, das beliebig vermehrt werden kann, vergrößert die Finanzkraft und damit auch die Wirkungsmacht des Staates in unerhörtem Ausmaß.“

Bei vielen Menschen stehe der Staat in allergrößtem Ansehen. Zwar rege sich hier und da auch Missmut über ihn, wenn etwa bekannt wird, dass er Steuergelder verschwendet hat. „Trotzdem wird der Staat von vielen als unverzichtbar angesehen. Schließlich könne eine moderne Gesellschaft ohne Staat nicht funktionieren, so die Mehrheitsmeinung. Die Regierenden mögen zwar schlecht sein, aber ohne sie wäre alles noch viel schlechter. Es sei besser, mit den Unzulänglichkeiten des Staates zu leben, als das Chaos zu ertragen, das sich ohne ihn unweigerlich ausbreiten würde.“

Der Wertverfall des Geldes ist daher auch ein herausragendes Merkmal des staatlich beherrschten Geldwesens. Die Beschränkungen einer ausufernden Verschuldung und Aufblähung des Finanzwesens verschwanden mit dem Übergang zum nicht einlösbaren Papiergeld: Dieses Geld kann jederzeit in jeder beliebigen Größe vermehrt werden. „Ob US-Dollar, japanischer Yen, Euro, britisches Pfund, chinesischer Renminbi oder Schweizer Franken – sie alle sind staatliches Zwangsmonopolgeld. Sie werden von staatlichen Zentralbanken durch Kreditvergabe ‚aus dem Nichts‘ geschaffen.“ Dieses „Nichts“ kann eben beliebig vermehrt werden.

Polleit und von Prollius zeigen, wie Mindestreserven praktisch obsolet geworden sind, denn das Szenario, in dem die Kunden die Bankenschalter stürmen (man spricht hier auch von einem „Bank-Run“), kann mittlerweile das ungedeckte Papiergeldsystem wohl nicht mehr ernstlich erschüttern. Im heutigen Zentralbanksystem kann jederzeit neues Geld geschaffen und den Banken zur Verfügung gestellt werden.

In der Konsequenz befördere das Eigennutzkalkül des Individuums Politiken, durch die die Gesellschaft zusehends in ein kollektivistisch-sozialistisches Gemeinwesen überführt wird: einen zusehends dominierenden Staat und einen immer größer werdenden Regel- und Regulierungswust, und zwar zulasten der individuellen Freiheit. Freie Währungswahl und freie Geldproduktion, verbunden mit Free Banking, seien dagegen die natürlichen Bausteine eines marktwirtschaftlichen Geldwesens.

„Gutes Geld erfordert nicht nur den freien Eintritt in die Geldproduktion, es muss auch eine gänzlich freie Nachfrage nach Geld gewährleistet sein. Ein jeder darf das Geld, das seinen Zwecken am besten entspricht, frei auswählen. Keine Geldart darf privilegiert werden“, warnen die Autoren, denn jedes Fiatgeld sei inflationär, es begünstige einige wenige auf Kosten vieler. Das „aus dem Nichts“ geschaffene Geld sorge zudem für Wirtschaftsstörungen: Fehlinvestitionen, Spekulationswellen und Boom-und-Bust-Zyklen.

Polleit und von Prollius zeigen grundlegende Eigenschaften eines marktwirtschaftlichen Geldwesens auf: „(1) Das Angebot von und die Nachfrage nach Geld ist vollkommen frei; (2) es gibt keine Zentralbank, die das Monopol der Geldproduktion innehat; (3) es herrscht Bankfreiheit (Free Banking) und (4) Banken operieren mit einer 100-prozentigen Reserve; keine Bank darf etwas verleihen, was ihr als jederzeit fällige Sichteinlage anvertraut wurde.“

Thorsten Polleit und Michael von Prollius geben dem Leser ein klares Bild davon, was Geld eigentlich ist, was seine Kaufkraft ausmacht und wie Geld entstanden ist. Wer daran noch zweifeln sollte: Inflation ist „immer und überall ein Übel“, daher widmen die Autoren diesem Nachweis ein ganzes Kapitel.

Nachdem klar ist, wie staatliches Zwangsgeldmonopol und Inflation zusammenhängen, widmen sich Polleit und von Pollius der Idee des freien Marktgeldes und des „Free Banking“. Vor diesem Hintergrund beschreitet der Leser dann „den leidvollen Weg vom Sach- zum Papiergeld“ und versteht, warum Geld heute verstaatlicht ist, wie der Staat Geld produziert und bekommt mit auf den Weg, was man über Zentralbanken wissen sollte.

Zinspräferenz, Zins und Zinsfeindschaft, „Boom und Bust“, Überschuldung, Hyperinflation, kollektive Korruption, trügerische Rettungspolitiken – der Leser darf auf eine spannende Lektüre bis zum „Happy End“ der „Rückkehr zu gutem Geld“ gefasst sein. Leider wird der Leser jedoch das Buch mit der Sorge zusammenklappen müssen, dass wir heute noch weit von „gutem Geld“ entfernt sind.

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Die neue Ordnung des Geldes

Von Dr. Oliver Everling | 10.Oktober 2014

Thomas Mayer ist für seine Publikationen zum Euro bekannt: „Die neue Ordnung des Geldes“ ist sein neuester Titel im FinanzBuch Verlag (ISBN 978-3-89879-840-2). Hier legt er dar, „warum wir eine Geldreform brauchen“, so lautet deshalb auch der Untertitel seines Buches, mit dem der Verlag aus der Münchner Verlagsgruppe geradezu ein Sperrfeuer von fundierten Buchpublikationen fortsetzt, die sich mit der immer noch nicht überwundenen Euro-Krise staatlicher Schuldenpolitik auseinandersetzen.

Das Buch eignet sich für jeden, der prägnante Antworten auf eigentlich einfache Fragen sucht: Was ist Geld? Wie entsteht Geld? Was machen Banken? Wie entsteht Inflation? Was ist Zins? Gibt es ein stabiles Geldsystem? Wie geht es weiter mit dem Euro? Was wird aus unserem Papiergeldsystem? Anhand dieser interessierenden Fragen gliedert Mayer auch sein Buch.

Die möglichen Antworten auf diese Fragen – aus der Sicht unterschiedlichster Denkschulen und Ideologien – füllen ganze Bibliotheken. Mayer gelingt es aber, dem Leser die Antworten anhand der wichtigsten Fakten und Zusammenhänge in schlüssiger Form zu präsentieren, ohne den Leser zu sehr mit den unterschiedlichen Theoriegebäuden zu belasten. Mayers strikte Orientierung an konkreten Fragen wird den Leser erfreuen, der auf 256 Seiten Antworten auf immer wichtiger und drängender werdende Fragen zu unserem Geldsystem sucht.

„In ihrer komplizierten Modellwelt, die mit viel Mathematik verwissenschaftlicht werden soll,“ kommentiert Mayer die Geldtheoretiker,  „haben sie den Bezug zur Wirklichkeit verloren. Und weil sie sich über die elementaren Fragen im Unklaren sind, sind sie unfähig, unser Geldwesen richtig zu ordnen, den Euro nachhaltig zu stabilisieren und eine Geldkrise als Folge der Finanzkrise abzuwehren.“

Geld verändert seinen Charakter als Maß für Kredit und Schuld und wird zum Tauschmittel erst dann, wenn das Vertrauen innerhalb einer Gesellschaft verloren geht und durch Machtverhältnisse ersetzt wird, berichtet Mayer, und kommt auf Graebers Münzgeld zu sprechen, das vornehmlich aus militärischen Gründen entstand: Herrscher gaben ihren „Soldaten“ Münzen und verlangten, dass die Bauern ihre Steuern in eben diesen Münzen entrichteten. „Besonders Soldaten konnten dafür sorgen, dass die Bauern ihrer Steuerpflicht auch nachkamen. Dem so geschaffenen Geldangebot stand damit eine künstlich erzeugte Geldnachfrage gegenüber. Die Bauern mussten den Soldaten Waren gegen Münzen abtreten,“ legt Mayer dar, „die sie für die Zahlung ihrer Steuern benötigten, um von den Soldaten in Ruhe gelassen zu werden.  (…) Wenn nun Geld seiner Natur nach vornehmlich ein Maß für die Schuld des Untertanen oder (später) des Bürgers an den Staat ist, so ist es folgerichtig, wenn der Staat das Geld emittiert, mit dem diese Schuld beglichen werden kann, …“

Mayer skizziert, wie Banken Einlagen schaffen, indem sie Kredite vergeben. „Erst dann borgen sie sich die notwendigen Reserven von der Zentralbank. Wollen die Kunden einen Teil ihrer Einlagen in Bargeld tauschen, borgen sich die Banken auch diese Form des Außengelds von der Zentralbank und geben es an die Kunden gegen eine Abbuchung bei ihrer Bankeinlage ab.“

In der öffentlichen Wahrnehmung dominiere die Vorstellung von den Banken als Vermittler zwischen Sparern und Investoren. Dabei werde die Kreditvergabe an private Haushalte und Unternehmen meist als das nützliche traditionelle Bankgeschäft gesehen, während die Aktivitäten der Banken auf den Kapitalmärkten argwöhnisch betrachtet würden. Mayer zeigt, warum Vorschläge heute Konjunktur haben, das „riskante Kapitalmarktgeschäft“ vom scheinbar „sicheren Kreditgeschäft“ abzutrennen. Banken spielen aber die wesentliche Rolle bei der Schaffung von Geld, das durch die Vergabe von Krediten entsteht. „Nimmt man dies zur Kenntnis, kommt man zu dem der öffentlichen Meinung entgegengesetzten Schluss: Das Kreditgeschäft ist riskant, weil mit ihm die Schaffung von Einlagen, oder anders gesagt, die Schöpfung von Giralgeld verbunden ist. Dagegen ist das Kapitalmarktgeschäft sicherer, weil es sich im Kern mit der Vermittlung zwischen Anlegern und Investoren befasst.“

Mayer zeigt die Anreizstrukturen für Bankmanager auf, die in deutschen Banken schon Realität geworden sind und die Zustimmung der Bankenverbände zur Verschärfung der Eigenkapitalanforderungen nach Basel III erbrachte: „Die Aktionäre mögen zwar ihr investiertes Kapital verlieren, aber dies ist für Bankmanager nicht notwendigerweise eine Katastrophe. Wenn der Staat das Institut mit öffentlichen Geldern rekapitalisiert, werden sie wahrscheinlich nicht einmal ihre Stellung verlieren. Man kann schwerlich auf die Leute verzichten, die die Geschäfte der Bank bis in alle Einzelheiten verstehen. Daher stehen die Chancen für die Bankmanager nicht schlecht, dafür bezahlt zu werden, die Probleme zu beheben, die sie zuvor verursacht haben. Vielleicht wird das Gehalt nicht mehr so hoch wie vorher sein. Aber sie haben natürlich die ihnen in der Vergangenheit, in besseren Zeiten, als Bonus zugeteilten Aktien längst verkauft und in sicheres Bargeld umgewandelt, sodass sie eine Gehaltskürzung gut verkraften können. Was also liegt angesichts dieser Umstände näher, als den Banken eine höhere Eigenkapitalquote vorzuschreiben und die Boni zu deckeln, insbesondere, wenn sich dadurch nicht einmal die Kreditkosten für die Realwirtschaft verteuern? Jeder, der dies fordert, kann sich des Beifalls des Publikums gewiss sein. Übersehen wird dabei allerdings, dass eine höhere Eigenkapitalquote das System nur ändert, aber nicht abschafft.“

Die eigentliche Aufgabe von Banken sieht Mayer nicht in der Vergabe von Krediten, sondern dem Angebot von Giralgeld, also Einlagen. Investmentfonds könnten Unternehmensanleihen oder sekuritisierte Kredite kaufen und den Kauf mit der Ausgabe von Fondsanteilen finanzieren, so der konkrete Vorschlag von Mayer: „Investmentfonds schaffen kein eigenes Geld, sondern erwerben von den Banken geschaffenes Geld gegen die Ausgabe von Anteilen und geben es an die Nachfrager nach Eigen- oder Fremdkapital gegen Aktien oder Anleihen weiter. Der Preis der Anteile schwankt mit dem Wert der Anlagen und ist nicht im Verhältnis 1 : 1 an Zentralbankgeld gekoppelt. Investmentfonds sind die wirklichen Vermittler zwischen Sparern und Investoren.“

Im Vergleich zum Kreditgeschäft sieht Mayer das Kapitalmarktgeschäft als deutlich weniger riskant. „Im Kapitalmarktgeschäft werden Ersparnisse in Investitionen verwandelt. Tatsächlich leisten die Kapitalmärkte, was üblicherweise den Banken zugeschrieben wird: die Vermittlung zwischen Sparern und Investoren. Es ist deshalb widersinnig, Kapitalmarktgeschäfte als besonders riskant zu brandmarken und sie deshalb besonders strengen Regulierungen zu unterwerfen. Letztendlich sind die Risiken eines Akteurs auf dem Kapitalmarkt eher mit denen eines Händlers mit Tomaten vergleichbar, während die Risiken eines Bankiers näher bei denen eines Betreibers eines Atomkraftwerks liegen.“

Mayer kommt auf einen wichtigen Denkfehler der aktuellen „Rettungsmaßnahmen“ rund um den Euro, die Staaten der Eurozone und den Banken zu sprechen: „Je länger die Zentralbanken an ihrer Politik der quantitativen Lockerung festhalten, desto mehr entwickelt sich das Geld- und Kreditsystem zu einer planwirtschaftlichen Veranstaltung. Im Unterschied zum real existierenden Sozialismus früherer Jahre steuern nun aber die staatlichen Planer nicht mehr die Realwirtschaft, sondern den Finanzsektor. Dabei wird die Zins- und Kreditpolitik durch eine umfassende Regulierung der Finanzindustrie ergänzt. Diese Reaktion auf die Finanzkrise kommt Schumpeters Vision eines bürokratischen Sozialismus als Antwort auf die Instabilität des Geldsystems recht nahe.“

Im Unterschied zu anderen Autoren, die ihre Leser lediglich mit volkswirtschaftlichen Apokalypsen unterhalten, ohne aber fundiert Auswege aufzuzeigen, präsentiert Mayer seine Idee eines Aktivgeldsystems, das im Kern nicht länger auf leeren, staatlichen Versprechungen beruht: „In einem Aktivgeldsystem spielt der Staat nur eine passive Rolle, denn Aktivgeld beruht auf gesellschaftlicher Konvention und nicht auf staatlichem Zwang. Aktivgeld entsteht am besten im Wettbewerb um die Gunst der Nutzer. Auf diese Weise haben sich in der Vergangenheit Gold und Silber als Warengeld durchgesetzt. Der Staat sollte jedoch für Transparenz und Fairness im Währungswettbewerb sorgen und gegen Betrug vorgehen. Bildet sich im Wettbewerb ein Oligopol der Geldanbieter heraus, so muss staatliche Ordnungspolitik den Missbrauch der Marktmacht der Oligopolisten verhindern.“

Nach der Lektüre des Buches von Mayer ist dem Leser klar, dass das gegenwärtige „staatliche Passivgeld ohne Staat“ den Euro nicht retten wird. „Vertragliche Vereinbarungen, die staatliche Strukturen ersetzen sollen, können ohne zentrale Staatsgewalt in der EWU nicht dauerhaft durchgesetzt werden.“ Eine Alternative zu nationalen Währungen sieht Mayer in als Aktivgeld konzipierten Gemeinschaftswährungen für Ländergruppen innerhalb der bestehenden EWU. „Im Gegensatz zur Passivgeldordnung, die den Staat braucht, stützt sich die Aktivgeldordnung auf gesellschaftliche Konvention und kann daher auch in einem Staatenverbund ohne Zentralstaat bestehen. Da Aktivgeld ohne staatlichen Annahmezwang auskommt, kann es jedoch nur Gemeinschaftswährung, aber keine staatlich verordnete Einheitswährung sein. Deshalb sollte gemeinschaftliches Aktivgeld in der EWU im Hayek’schen Währungswettbewerb entstehen.“

Mayer kommt erstaunlich gut ohne wissenschaftliche „Fachsimpelei“ in seinen Darstellungen aus und widersteht erfreulicherweise der Versuchung, sein unerhört tiefes Verständnis der Geldpolitik und Geldtheorie allerorten zur Schau zu stellen. Das Buch dürfte auch für jeden fachlich interessierten Laien lesbar sein, denn diese hindern weder komplizierte Formeln noch Fachjargon an den Einsichten. Für die Kenner der Volkswirte der letzten Jahrhunderte wird die Lektüre aber zum besonderen Genuss, da Mayer auf die führenden Köpfe zu sprechen kommt.

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Pfandkredit online noch diskreter

Von Dr. Oliver Everling | 8.Oktober 2014

„Ebbe im Portemonnaie, der Geldautomat streikt und im Briefkasten liegt die Nebenkostenabrechnung der Hausverwaltung – die meisten Deutschen kennen wahrscheinlich das Gefühl,“ heißt es in einer Meldung von iPfand, „mehr auszugeben als einzunehmen.“ iPfand versteht sich als das erste Online-Angebot in Deutschland, das Kredite gegen Wertgegenstände vergibt. Als Angebot der Deutsche Pfandkredit AG ermöglicht iPfand insbesondere Menschen mit Sachvermögen sowie Kleinunternehmern und Selbstständigen innerhalb von 24 Stunden Liquidität bis 100.000 € durch Hinterlegung von Leihgütern wie Luxus-Uhren, Schmuck, Edelmetallen, Edelsteinen oder anderen Wertgegenständen zu erhalten.

„Mehr als 80 Prozent der Deutschen haben bei ihrer Bank einen Dispokredit eingerichtet. Jeder Fünfte nimmt die Überziehung regelmäßig in Anspruch. Aber bei einer unerwartet hohen Steuernachzahlung oder anderen überraschenden Sonderbelastungen reicht auch das Dispolimit oft nicht mehr aus“, so die Beobachtungen von iPfand. Ein neuer alternativer Weg sich Liquidität zu beschaffen, sind die in Großbritannien und in den USA bereits erfolgreich etablierten Peer2Peer-Kreditportale.

Auch das älteste Kreditgeschäft der Welt, das traditionsreiche Pfandgeschäft erlebt eine Renaissance – fernab von Bonitätsprüfungen oder Schufa-Abfragen. Pro Jahr werden über 2 Millionen Kreditverträge mit einem Volumen von rund 700 Millionen Euro abgeschlossen. Worauf bei der Pfandleihe zu achten ist, weiß Finanzexperte Dr. Achim Illner, CEO und Gründer des ersten Online-Pfandhauses iPfand: „Einfach, diskret und vor allem schnell: Im Pfandgeschäft gilt Verschwiegenheit und Diskretion. Anders als bei den vielen Peer2Peer- und Lending-Plattformen mit aufwendigen Anmelde- und Informationsanforderungen liegt die Pfandleihe klar im Vorteil. Kreditanfragen werden – ob am Schalter oder online – schnell, ohne Schufa-Abfragen, Bonitätsauskunft und vor allem ohne jegliche Angabe über die Kreditgründe bearbeitet.“

Die Kreditvergabe wird als „Geld gegen Pfand“-Sicherungsgeschäft stark vereinfacht und vom informatorischen und bürokratischen Ballast befreit. Somit kann der benötigte Geldbetrag innerhalb kürzester Zeit zur Verfügung gestellt werden.

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Eurozone bleibt in Gefahr

Von Dr. Oliver Everling | 6.Oktober 2014

Von der FERI Herbsttagung kommen weiterhin Warnsignale bezüglich des Bestandes der Eurozone. Axel Angermann von der FERI EuroRating Services analysiert die Säulen der Weltwirtschaft und setzt die Faktoren in einen globalen Kontext. „Die Geldpolitik aller großen Notenbanken ist weiterhin darauf ausgerichtet, den Strukturwandel mit der Bereitstellung größtmöglicher Liquidität zu begleiten. Die Wirksamkeit einer immer weiter expansiven Geldpolitik stößt allerdings an Grenzen“, warnt Angermann.

Gleich, ob USA, Japan, UK oder China, überall habe man es mit einer weiteren Ausweitung der Bilanzsumme der Zentralbanken zu tun. „Eine Ausnahme ist die EZB.“ Die FED in den USA sei mit großer Unsicherheit dem Mitgliedern der FED über das Ausmaß der ersten Zinserhöhung(en) konfrontiert. Erste Leitzinsanhebungen durch FED und Bank of England (BoE) erwartet Angermann im Jahr 2015. „Wir machen eine neue Erfahrung: Leitzinsanhebungen bergen die Gefahr deflatorischer Tendenzen.“ Angermann zeigt Szenarien für mögliche Leitzinssteigerungen im Euroraum, in den USA und in Großbritannien auf.

„Das Umfeld extrem niedriger Zinsen bleibt bis auf weiteres bestehen. Die Zinsdifferenz zwischen USA und UK einerseits und Deutschland andererseits vergrößert sich weiter.“ Die Langfristzinsen stehen vor einem moderaten Anstieg in den USA, es gebe aber kaum Potenzial für deutsche Staatsanleihen. Als Folge sieht Angermann einen weiter steigenden Spread zwischen USA und dem Euroraum.

Angermann wartet auf der FERI Herbsttagung mit konkreten Prognosen auf. „Die US-Wirtschaft wird im Jahr 2015 um 3 % wachsen und damit die entscheidende Triebkraft für das globale Wachstum bleiben. Das mittelfristige Wachstumspotenzial bleibt begrenzt.“ Angermann geht auf die Komponenten des Bruttoinlandsproduktes (BIP) ein: Der private Verbrauch werde 2015 um 2,8 % (2014: 2,3 %) steigen, Bauinvestionen 4,5 % (3,2 %), Ausrüstungsinvestionen 6,2 % (5,2 %), Staatsverbrauch -0,4 % (0 %), Exporte 6,2 % (3,2 %) und Importe 5,2 % (4,5 %). Die hohe Verschuldung insgesamt begrenze in den USA aber das langfristige Wachstumspotenzial. Der Aufwärtstrend an den amerikanischen Aktienmärkten ist daher ungebrochen, birgt aber steigende Risiken.

„Im Euroraum bleibt es bei einer sehr schwachen Wirtschaftsentwicklung mit der Möglichkeit des Rückfalls in die Rezession. Die Risiken für den langfristigen Bestand der Währungsunion sind deutlich gestiegen.“ Diese These macht Angermann an den überwiegend negativen Konjunkturindikatoren für den Euroraum fest. Warnleuchten leuchten nach wie vor für Frankreich und Italien auf, während sich Spanien und Portugal z.B. bei ihren Exporten in den grünen Bereich bewegt haben, während Irland z.B. das Konsumentenvertrauen und den Einzelhandelsumsatz in den grünen Bereich schieben konnte.

Die Industrieproduktion bleibt im Euroraum im Abwärtstrend. Positiv äußert sich Angermann zur iberischen Halbinsel: „Spanien findet dank Strukturreformen zu solidem Wachstum.“ Umso mehr sei der Stillstand in Frankreich zu beklagen. In den Sorgenfällen Frankreich und Italien werde es ohne Reformen keine Wachstumsbelebungen geben. Die fortdauernde Tristesse im Euroraum kombiniert sich mit dem Problemfeld Kreditvergabe, das die Frage aufwirft, wie wirksam das EZB-Programm sein könne. „Für den Euroraum droht das Japan-Szenario.“

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Weiter hohe Hallenflächennachfrage

Von Dr. Oliver Everling | 1.Oktober 2014

Unter den 50 nachfragestärksten Landkreisen und kreisfreien Städten in Deutschland sind neben den fünf großen Bürostandorten (Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt, München) fast ausnahmslos Kreise aus den Regionen Rhein-Ruhr, Rhein-Neckar und Rhein-Main vertreten. Erst auf Platz 58 folgt mit der Stadt Leipzig der erste Kreis – bzw. kreisfreie Stadt – in den neuen Bundesländern – gefolgt von Erfurt auf Platz 69. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der IndustrialPort GmbH.

„Die Nachfrage spiegelt sich aber weder in der Miete noch in den Bodenwerten wieder. Dies stellt der neuerschienene Marktreport Industrieimmobilien für moderne Hallenflächen dar“, sagt Peter Salostowitz, Geschäftsführer von IndustrialPort GmbH & Co. KG. Der in kartografischer Form (DIN A1) erscheinende Marktreport wurde gemeinsam von TÜV SÜD ImmoWert und IndustrialPort veröffentlicht.

Auf Kreisebene werden die Mediane der Mieten getrennt für moderne Lager- Logistik- und Produktionsflächen dargestellt. Der Nachfrage nach modernen Hallenflächen sind anschaulich fünf Bodenwertzonen gegenübergestellt. Hierfür wurden mehr als 20 Mio. Quadratmeter moderne Hallenflächen, verteilt auf über 1.000 Gebäude, untersucht.

„Ganz besonders bemerkenswert fand ich an den Ergebnissen, dass es kaum Zusammenhänge zwischen Nachfrage, Bodenpreisen und Miethöhen gibt“, sagt Rüdiger Hornung, Geschäftsführer von TÜV SÜD ImmoWert GmbH.“ Peter Salostowitz, Geschäftsführer von IndustrialPort GmbH & Co. KG bemerkt hingegen „dass die Nachfrage nach Flächen nicht immer dort hoch ist, wo in den letzten Jahren viel gebaut wurde“. Zum Report auf www.industrialport.de.

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Medienleistung gegen Eigenkapital

Von Dr. Oliver Everling | 1.Oktober 2014

Prof. Dr. Christoph Schalast, Academic Director M&A der Frankfurt School of Finance & Management positioniert in seiner Einführung das Thema „Media for Equity“. Mit dem Thema „Media for Equity“ wendet sich Dr. Thorsten Lottici, Vice President Finance & Corporate Development, InteractiveMedia CCSP GmbH, an die Konferenz „M&A und Private Equity 2014″ des Frankfurt School Verlags in Frankfurt am Main. Im Kern gehe es bei „Media for Equity“ um eine Unternehmensbeteiligung als Gegenleistung für Medienarbeit.

„Die klassische Tageszeitung hat ausgediehnt“, erläutert Lotttici den Hintergrund dieser Geschäftsidee. Die tief greifende Veränderung der Medienlandschaft durch Internet zeigt sich u.a. darin, dass sich die Mediennutzung auf internetbasierte Angebote verlagert.

„Money follows Eyeballs – Werbemittel werden anders allokiert – der Internet-Brutto-Werbeanteil steigt von 4% in 2005 auf 24% in 2013″, berichtet Lottici. Im Internet erfolge eine Verteilung einerseits auf schnell wachsendes Inventar (9294 Nutzer pro Website in Internet 2004, 4 Nutzer in 2012), andererseits globale Marktanteilsgewinne von Google und Facebook.

Media-for-Equity heißt Medienleistung gegen Unternehmensbeteiligung, Einsatz unverkaufter Werbeflächen als „Beteiligungswährung“. Die Monetarisierung der Media-Leistung erfolgt über Exiterlöse / Unternehmensbeteiligung. Als ein Vorbild zitiert Lottici Aggregate Media, 2002 in Schweden gegründet. Die Beteiligung von ProSieben.Sat1 an Zalando sei ein weiteres.

P7S1 sei führend mit 18 Beteiligungen. Der German Media Pool sei als größter Mediafond. Lottici sieht einen Trend zu Mehrheitsinvestments. Häufig seien Investments in relativ „etablierte“ Internetgeschäftsmodelle mit klarem Playbook zu erkennen. Der Fokus liegt im Bereich E-Commerce, Online-Travel und Online Vergleiche.

Die Media-for-Equity-Landschaft sieht Lottici in Deutschland mit Blick auf Größe und Historie derzeit noch in einer frühen, teils  experimentellen Phase. „Eher Rand- / Nischenphänomen, das sich auf überschaubare Zahl von Akteuren beschränkt. Es wird in nennenswertem Umfang erst seit einigen Jahren betrieben, langfristige Betrachtungen liegen noch nicht  vor. Der weitere Erfolg wird davon abhängen,“ glaubt Lottici, „inwieweit die in der Arbeit herausgearbeiteten Prämissen sich bei den  einzelnen Transaktionen tatsächlich bewahrheiten.“

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