Deutsche Zahlungsmoral im Sinkflug
Von Dr. Oliver Everling | 7.Juli 2014
Der Darmstädter Wirtschaftsinformationsdienst Bisnode veröffentlichte den Zahlungsindex für Juni 2014. Der Index erreicht den Wert 86,10 Prozent und ist im Vergleich zum Vormonat (Mai 2014: 86,42%) weiter gesunken.
„Das bedeutet,“ so der Kommentar dazu aus Darmstadt, „dass jede siebte Rechnung nicht pünktlich bezahlt wird. Damit setzt der Index seine Abwärtsbewegung weiter fort. So schlecht war die Zahlungsmoral der deutschen Unternehmen zuletzt im Februar 2011, zudem verzeichnet der Index seit Jahresbeginn (Januar 2014: 88%) eine kontinuierliche Abwärtsbewegung.“
Absolut betrachtet befindet sich die Zahlungsmoral weiterhin aber noch auf einem hohen Niveau. Der Zahlungsindex drückt aus, welcher Anteil der deutschen Unternehmen seine Rechnungen pünktlich oder vorzeitig zahlt.
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Renminbi mitten in Frankfurt am Main
Von Dr. Oliver Everling | 7.Juli 2014
„Heute, beim Besuch der Kanzlerin in China, werden auch in China die Weichen für Frankfurt gestellt“, führt Staatsminister Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, in die Konferenz „Internationalisierung des Renminbi – Nächste Schritte für Frankfurt“ ein. Hervorragende deutsch-chinesische Beziehungen, hervoragende wirtschaftliche Beziehungen im Sinne des Handels, Großbritannien, Frankreich und It“alien zusammen bringen nicht so viel auf die Waage wie Deutschland. Außerdem lobt Tarek Al-Wazir die gute Zusammenarbeit von Bund, Land und Stadt in der Frage des Renminbi. „Nun ist die Finanzwirtschaft am Zuge, die Möglichkeiten zu nutzen. Es stehen zwar die Handelsbeziehungen im Vordergrund, aber auch Frankfurt als Eingangstor für chinesische Investoren“, ruft Tarek Al-Wazir den Teilnehmern zu.
Geog Braunberger von der FAZ. moderiert eine illustre Runde von Fürsprechern des Renminbi. „Die chinesische Zentralregierung habe immer die Ansicht vertreten, den Prozess seiner wirtschaftlichen Natur zu überlassen“, berichtet Frau Zhang, Senior Official der The People’s Bank of China. „Die gute Erfahrung mit der Deutschen Mark habe man in China sehr genau analysiert. Das gute Beispiel der D-Mark sei viel schneller aufgenommen worden als erwartet.“
„Wir haben ein Limit von 80 Mrd. RMB erhalten“, skizziert Zhang das Vollumen, das für RMB-Geschäfte freigegeben sei. Die letzte Phase sei das Asset Management im Offshore-Zentrum, so dass auch Panda-Anleihen gehandelt werden können. Braunberger erinnert daran, dass auch die D-Mark bis 1957 gebraucht habe, bis sie voll konvertibel war.
Dr. Joachim Nagel, Mitglied des Vorstands, Deutsche Bundesbank, zeigt sich überzeugt, dass China den Weg gehe in Richtung Öffnung der Währung. Wolfgang Köhler Mitglied des Vorstands, DZ BANK AG, sieht Potentiale sowohl für Firmenkunden, als auch für private Kunden mit Fonds und anderen Anlagemöglichkeiten. „Wir wollen einen breiten Strauß von Möglichkeiten für unsere Kunden erschließen.“
Andreas Preuss, Mitglied des Vorstands, Deutsche Börse AG, stellt seine Gesellschaft als ein international tätiges Unternehmen vor, das den Blick auf den Wandel der Funktionsweise der internationalen Märkte gerichtet halte. „Der Wandel in China ist atemberaubend“, fasst Preuss seine Eindrücke aus China zusammen. Jedes Jahr erreichen mehr als 20 Millionen Menschen in China die Schwelle zum „Mittelstand“, berichtet Preuss und geht auf die drei Stufen Handels-, Investitions- und Reservewährung ein. Preuss unterstreicht die Rolle der Börse als Dienstleister, daher gebe es auch von der Börse keine Zeiteinschätzung, wie schnell es weitergeht. „Wachstum im Derivatehandel findet fast nur noch in Asien statt. Wer die Entwicklung in Asien verschläft, der hat den Anschluss im globalen Geschäft bald verpasst.“
Nagel lobt die Investitionsquote mit umgerechnet rund 9,5 Mrd. € und zeigt sich zuversichtlich, dass diese nach den ersten Erfahrungen rasch erhöht werden könne. „Wir haben keinen Zeitplan“, unterstreicht Zhang, „und wir haben nur intern Erwartungen, die wir nicht bekanntgeben. Es ist schwierig, festzulegen und den Bedarf abzuschätzen.“
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HanseYachts mit einem URA-Haken
Von Dr. Oliver Everling | 4.Juli 2014
Die 2. Anleihe der HanseYachts AG, ein weltweiter Top-3-Anbieter von Segelyachten, hat 1 „URA-Haken“ erhalten, berichtet die Ratingagentur aus München, die URA Rating Agentur GmbH.
Die Agentur nennt die Positivfaktoren: „stark überdurchschnittlich gläubigerfreundliche Anleihebedingungen. Zum 31.3.2014 rd. 25% bilanzielle und ratingorientierte Eigenkapitalquote (mit Anleihe rund 20%). Entgegen Beate Uhse und VEDES“, ziehen die Analysten der URA Rating Agentur einen Vergleich, „ist die Emittentin keine reine Holding (geringere strukturelle Nachrangigkeit der Anleihegläubiger). Wie Beate Uhse mit Aktiennotierung (General Standard); deshalb ebenfalls überdurchschnittlich publizitätsfreudig. Verpfändung der deutschen Rechte an 5 HY-Marken zugunsten der Anleihegläubiger; von HY genannter Wert der umfassenderen weltweiten Markenrechte (11 Mio. EUR) allerdings niedriger als das Anleihevolumen (13 Mio.). Sicherstellung der ersten Zinszahlung (2015) durch Hinterlegung beim Treuhänder.“
Negativfaktoren sehen die Münchner in den sehr schwachen bondspezifischen Kennzahlen zu EBIT / Zinsaufwand und Net Debt / EBITDA, wegen zu geringer Kapazitätsauslastung (hohe Fixkosten, Nachfrageeinbruch nach der Finanzkrise 2008). Seit 2009 seien EBIT und Free Cash Flow negativ, in 2013 erstmals wieder ein positives EBITDA (allein wegen Veräußerungsgewinnen und Rückstellungsauflösung). Außerdem werden Integrationsrisiken bei der „Sealine“-Akquisition (Motoryachten; bisher ein HY-Randgebiet) gesehen, mit der sich HY ein deutliches Umsatz- und Ergebniswachstum erhofft. „Financial Covenants bei Bankkrediten im GJ 06.2014 vermutlich das 3. Jahr hintereinander gebrochen (der Anleiheerlös von 13 Mio. EUR – statt angestrebter 20 Mio. – würde grundsätzlich reichen, um wie geplant 3,8 Mio. EUR der Bankverbindlichkeiten zu tilgen). Kein veröffentlichtes Emittentenrating: HY wendet – im Gegensatz zu Beate Uhse – eine Ausnahmeregelung an“, berichtet die URA. Bei gleichzeitiger Aktiennotierung in EU-regulierten Märkten sei kein Rating verpflichtend.
Die Anleihen von HanseYachts II und Vedes II überzeugen die URA aber insgesamt mit sehr gläubigerfreundlichen Anleihebedingungen sowie einigen bisher noch seltenen Sicherungsmechanismen (v.a. Verpfändung der deutschen Rechte an den jeweiligen Marken zugunsten der Anleihegläubiger). „Jedoch fallen jeweils die Bondspezifischen Kennzahlen und das URA Bilanzrating ungünstig aus,“ warnt die URA, „insbesondere unter Berücksichtigung der Anleihe. Beide Anleihen dienen u.a. zur Rückzahlung einer einjährigen Vorgängeranleihe (aufgenommen zur Finanzierung von Akquisitionen).
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EACRA berichtet auf der BdRA Jahreskonferenz
Von Dr. Oliver Everling | 2.Juli 2014
Der europäische Verband der Ratingagenturen zählt inzwischen 16 Mitglieder, darunter auch eine Agentur in der Schweiz und eine aus Russland, ansonsten nur Agenturen aus der Europäischen Union. EACRA, so der Name des Vereins, steht für „European Assocation of Credit Rating Agencies„. Thomas Missong vom Verband EACRA schildert auf einer Konferenz des Bundesverbandes der Ratinganalysten e.V: (BdRA) die jüngsten Entwicklungen im Verein EACRA.
Dienste für die Mitglieder, Beziehungen zu Institutionen wie der Europäischen Kommission sowie öffentliche Beziehungen stehen im Vordergrund der Arbeit der EACRA. Missong gibt einen Marktüberblick über die registrierten Ratingagenturen sowie auch über diejenigen, die als ECAI, also als Externe Bonitätsbeurteilungsinstitutionen, tätig waren. Missong kommt darüber hinaus auf die zertifizierten Agenturen zu sprechen.
„Nicht alle Agenturen wurden registriert oder zertifiziert. Das ist ein aufwändiger Prozess“, berichtet Missong und nennt die strengen Kriterien der Euroäischen Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA, die über die Arbeit der Ratingagenturen wacht. Neue Agenturen in Europa können mit einer Registrierung in Europa nicht ohne weiteres damit rechnen, auch in Japan oder in den USA anerkannt zu werden. „Fangen Sie mit einem Marktsegment an und wenden sich später anderen zu“, rät Missong den Ratingagenturen.
Die Banque de France habe eine Ausnahmegenehmigung, dass sie ihre internen Ratings für französische KMUs auch für Zwecke bankinternen Ratings zur Verfügung stellen darf. Lässt man die Banque de France außen vor, zeigt das Verzeichnis der ESMA namens CEREP die Zahl der erteilten Ratings. Auf der European Rating Platform werden künftig alle veröffentlichten Ratings anerkannter Agenturen erfasst. „Was mit meiner eigenen europäischen Ratingplattform passieren wird, bleibt abzuwarten“, überlegt Missong. „Wenn aber die European Rating Platform so nutzerfreundlich ist wie das CEREP, mache ich mir gute Hoffnungen.“
Missong kommt auf organisatorische Fragen zu sprechen, auf die Anforderungen der EU zur Anerkennung von Ratingagenturen: Trennung von Verkauf und Analyse, Compliance-Funktion und Review-Funktion. Im Anhang 3 der EU-Verordnung über Ratingagenturen gibt es eine alnge Liste von Strafen für Ratingagenturen, die zudem in absoluten Zahlen definiert seien. „Wir haben versucht, die absoluten Zahlen durch relative zu ersetzen“, berichtet issong aus seiner Lobbyarbeit zugunsten der kleineren, europäischen Ratingagenturen. Würde eine kleinere Ratingagentur wegen eines „Vergehens“ gegen die EU-Verordnung verurteilt, würde sie damit de facto wirtschaftlich ausgelöscht, da drakonische Strafen festgeschrieben sind.
Bis Ende 2013 waren nur 7 Ratingagenturen als „Externe Bonitätsbeurteilungsinstitutionen“ (ECAI) für Zwecke der Solvabilitätsverordnung anerkannt. „Seit 1. Januar 2014 sind es nun 25 Agenturen“, berichtet Missong. Daher sind auch die Ratings zum Beispiel der Feri EuroRating Services AG aus Bad Homburg für Finanzinstitute unbeschränkt verwendbar. Die Feri EuroRating Services AG zählt nicht zu den Mitgliedern der EACRA, gehört aber zu den ersten, die eine Anerkennung durch die Aufsichtsbehörden erlangte.
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Neuer Schwung im BdRA
Von Dr. Oliver Everling | 2.Juli 2014
Die Mitgliederversammlung des Bundesverbandes der Ratinganalysten e.V: (BdRA) in Kassel zeigt den neuen Schwung, der den Verband erfasst hat. Der Verein fokussiert sich auf Ratinganalysten, aus der Vereinsbezeichnung wurde der Zusatz „und Ratingadvisor“ gestrichen.
Leicht rückläufige Mitgliederzahl spricht nicht gegen die Dynamik des Vereins, denn mit neuen Mitgliedern, Geschäftsführern und unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Helmut Roland kommen neue Impulse in den Verein, der schon seit Ende der 1990er Jahre sich um Standards und Qualität im Rating bemüht.
Äußerlich sichtbarstes Zeichen für die Veränderungen sind die Professionalisierung des Außenauftritts. Das neue Logo strahlt vieles aus, was den Verein beschäftigt, nämlich sowohl die für Unternehmen angestrebte Wachstumsdynamik, die durch Fakten fundierte Auseinandersetzung mit Risiko und hoffnungsfrohes Grün.
„Der Code of Conduct und die Grundsätze für die Akkreditierung ersetzen die bisherigen Regelungen der Berufsordnung, Prüfungsordnung und Grundsätze des Unternehmens- und Nachhaltigkeitsratings. Künftig wird die Bezeichnung „Certified Rating Analyst (BdRA)“ geführt und auch an Weiterbildungsmaßnahmen geknüpft.
Der modulare Aufbau des Seminarkonzepts der Rating Cert Academy wird mehr Flexibilität bieten. Das Modul 1 bezieht sich auf Bilanzierung nach HGB und IFRS (optional), mit Modul 2 wird das Verständnis von Credit Ratings geschult. „Solide Kenntnisse im Credit Rating sind für jeden unverzichtbar, der sich mit Fremdfinanzierung beschäftigt“, kommentiert Roland.
Im Modul 3 geht es um die Erstellung des Credit Ratings und spricht daher insbesondere die Analysten an, aber auch Mitarbeiter von Unternehmen, die damit die Qualität ihrer Finanzkommunikation wesentlich verbessern können. Modul 4 nennt sich „Credit Ratings steuern“, Modul 5 „Credit Ratings kommunizieren“, so dass hier die Finanzkommunikation zu vertiefen ist. Modul 6 wendet sich einem Spezialthema zu, nämlilch dem Immobilienrating und dem Werthaltigkeitstest. Modul 7 schließlich wendet sich ausschließlich an Steuerberater, „Updating Fachberater für Rating“ (DStV). Von Steuerberatern wird zwei Tage Weiterbildung jedes Jahr verlangt.
Die Akkreditierung als „Certified Rating Analyst (BdRA)“ gilt weiter, ein Verbandssiegel und einen Ausweis gibt es auf Antrag. Die Verlängerung erfolgt auf Nachweis der Fortbildung. Der „Certified Rating Advisor“ hat die Möglichkeit, durch Teilnahme am Modul 5 auf den Titel „Certified Rating Analyst“ überzugehen.
Die Maßnahmen zeigen, dass der Verband weiter auf dem Weg fortgeschritten ist, die Tätigkeit als Ratinganalyst an strenge Voraussetzungen zu knüpfen die das Ansehen und die Professionalität des Berufs des Ratinganalysten stützen.
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Noch kein E&Y Gutachten für die MIFA
Von Dr. Oliver Everling | 27.Juni 2014
Die Beratungsgesellschaft Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft erstellt derzeit für die MIFA Mitteldeutsche Fahrradwerke AG („MIFA“) ein Sanierungsgutachten, auf dessen Basis weitere Maßnahmen zur künftigen Ausrichtung des operativen Geschäfts getroffen werden sollen. Das Gutachten lässt auf sich warten, es sollte schon im Juni vorliegen.
Aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage hat die MIFA ein umfassendes Konzept zur finanziellen und zur operativen Sanierung der Gesellschaft vorzulegen. Dabei stehen Interessen der Anleihegläubiger im Rahmen der Ausarbeitung und der Umsetzung eines Gesamtsanierungskonzepts der MIFA auf dem Spiel, denn diese dürften auf der Basis von Informationen über ihre Investments entschieden haben, die sich inzwischen als fehlerhaft herausstellten.
Gemäß vorläufiger, ungeprüfter HGB-Zahlen hat die MIFA meldete die Gesellschaft im Mai für das Geschäftsjahr 2013 einen Jahresfehlbetrag in Höhe von ca. 15 Mio. Euro. Auf Ebene des Einzelabschlusses setzte die Gesellschaft im Geschäftsjahr 2013 rund 108 Mio. Euro um, so dass es nicht mehr zu einem ausgeglichenen Ergebnis kommen kann.
„Im Zuge der Untersuchungen durch den Vorstand und Aufsichtsrat der MIFA wurde festgestellt,“ berichtete die Gesellschaft, „dass auch die Abschlüsse der Vorjahre wesentliche falsche Angaben enthalten. Betroffen hiervon sind die Bilanzposten Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe sowie fertige Erzeugnisse. Aktuelle Erkenntnisse ergeben eine kumulierte Bestandsdifferenz in Höhe von ca. 19 Mio. Euro, die sich aus dem Jahresabschluss 2012 und aus Vorjahren ergibt. Gemeinsam mit dem Jahresfehlbetrag des Geschäftsjahres 2013 wird dies voraussichtlich zu einem Bilanzverlust in Höhe von ca. 28 Mio. Euro zum 31. Dezember 2013 führen.“
Nun macht der indische Fahrradhersteller Hero Cycles Ltd. („HERO“) für sein Investment insbesondere erhebliche Finanzierungsbeiträge der relevanten Finanzierungspartner der MIFA zur Voraussetzung. Daher ist mit den Anleihegläubigern ein Gesamtrestrukturierungskonzept abzustimmen.
Die Bestellung eines gemeinsamen Vertreters für die Anleihegläubiger und Stundung der am 12. August 2014 fälligen Zinsansprüche und der vorübergehenden Ausschluss von Kündigungsrechten jeweils bis zum 31. Oktober 2014 stellen aus des Ratings Tatbestände des Ausfalls dar, da die Gläubigeransprüche nicht mehr vollständig und rechtzeitig bedient werden.
Der Fall der MIFA zeigt, wie jedes Rating u.a. auch von der Verlässlichkeit der Arbeit von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften abhängig ist. Rechtzeitige, vollständige und zutreffende Informationen sind für die Analysten der Ratingagenturen elementare Voraussetzungen treffsicherer Urteile. Stellt sich heraus, dass wesentliche Angaben des Emittenten falsch sind, bleibt nur die Herabstufung – gegebenenfalls auch über mehrere Ratingklassen hinweg.
Die plötzliche Herabstufung hat dann nichts mehr mit Qualität der Arbeit der Ratingagentur zu tun, sondern allein damit, dass vorsätzlich, fahrlässig oder leichtfertig falsche Daten an die Ratingagentur geliefert werden und dieser sich kaum oder gar keine Möglichkeiten bieten, die Fehlerhaftigkeit zu erkennen. Der Fall der MIFA reiht sich daher in eine Kette von Fällen, die in der Öffentlichkeit teils großes Aufsehen erregten und zu Unrecht das Ansehen führender Ratingagenturen beschädigten.
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Gegen Nullzinsen soll vaamo helfen
Von Dr. Oliver Everling | 23.Juni 2014
Das FinTech-Startup vaamo (www.vaamo.de) startet am 23. Juni die einfache Geldanlage für jedermann. Der völlig neuartige Online-Service ermöglicht es Sparern, ihre finanziellen Ziele zu definieren und durch konsequentes Sparen zu erreichen. Das zugrundeliegende Anlagekonzept beruht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und wurde in Zusammenarbeit mit der Goethe-Universität Frankfurt entwickelt. Die Fondsplattform FFB ist Partner für Depotführung und Transaktionsabwicklung. Investiert wird in Indexfonds von Dimensional Fund Advisors.
Mit diesen Partnern will vaamo deutschen Sparern einen einfachen und transparenten Zugang zum Kapitalmarkt bieten und damit einen rentablen Ausweg aus dem Dilemma der niedrigen Sparbuch- und Tagesgeldzinsen. Kernidee von vaamo ist ein völlig neuartiger Online-Service, der es Privatanlegern erstmals ermöglicht, mit minimalem Aufwand und ohne Expertenkenntnisse ihre persönlichen finanziellen Ziele zu planen und ihre Ersparnisse in ein auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhendes Anlagekonzept zu investieren.
Im April 2013 wurde die Gesellschaft von Thomas Bloch, Yassin Hankir und Oliver Vins gegründet. „Wir haben das gemeinsame Ziel, Geldanlage und Vermögensaufbau endlich intuitiv und leicht verständlich zu machen. Zudem lösen wir für unsere Kunden das Problem der Nullzinsen. Mit vaamo wollen wir in Deutschland bis Ende 2018 insgesamt 100.000 Kunden mit einem Gesamtanlagevermögen von 1,5 Milliarden Euro gewinnen“, sagt Dr. Thomas Bloch, vaamo-Mitgründer und Vorstand.
Dazu stellt vaamo die persönlichen finanziellen Ziele seiner Kunden wie z.B. ein Eigenheim, die Ausbildung der Kinder, die Altersvorsorge oder den Vermögesaufbau in den Vordergrund. „Unser Online-Service informiert unsere Kunden ständig über den aktuellen Status ihrer Ziele und schlägt ihnen automatisch Lösungsmöglichkeiten vor, falls Anpassungsbedarf besteht. Dadurch sparen sie viel Mühe und Zeit. Bei vaamo kann jeder mit nur drei Mausklicks ein neues Sparziel anlegen, Geld ein- oder auszahlen und Sparplanraten flexibel anpassen oder pausieren“, sagt Dr. Yassin Hankir, vaamo-Mitgründer und Vorstand.
Die Kunden investieren ihr Geld in ein weltweit gestreutes Portfolio aus Aktien und Anleihen, das auf anerkannten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht und das vaamo zusammen mit Prof. Dr. Andreas Hackethal von der Goethe-Universität entwickelt hat. Dafür bezahlen Kunden einen Pauschalpreis von 0,49 bis 1,19 Prozent pro Jahr bezogen auf ihr durchschnittliches Anlagevolumen. So können sie bereits bei einem Anlagebetrag von 5.000 Euro bis zu 120 Euro Bankgebühren pro Jahr sparen.
„Bei Banken steht das Kundeninteresse leider nicht im Mittelpunkt. Geldanlage ist extrem kompliziert, meist nicht lohnenswert und Kunden zahlen hohe, oftmals versteckte Gebühren. Diese Probleme haben wir in unseren alten Berufen als Berater und Banker täglich selbst miterlebt. Auch in unserem privaten Umfeld beobachten wir, dass die Meisten ihre finanziellen Ziele nicht erreichen. Das wollen wir ändern“, sagt Dr. Oliver Vins, vaamo-Mitgründer und Vorstand. Deshalb hat das Gründerteam seine alten Berufe bei McKinsey und J.P.Morgan aufgegeben, um mit vaamo die Finanzindustrie zu verändern.
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Neue Ansätze für das quantitative Asset Management
Von Dr. Oliver Everling | 23.Juni 2014
Die Dissertation von Eduard Baitinger „Neue Ansätze für das quantitative Asset Management“ im Uhlrenbruch Verlag (ISBN 978-3-933207-82-1) muss man sich allein schon deshalb ansehen, weil mit dieser Arbeit ein Mitarbeiter der FERI AG aus Bad Homburg bei Prof. Dr. Thorsten Poddig von der Universität Bremen promoviert. Eine solche Veröffentlichung lässt immer auch erahnen, welches wissenschaftliche Niveau ein qunatitativer Senior Analyst in dem Bereich Asset Alloction / Investment Strategy bei der FERI AG erreicht haben muss, um sich für diese Aufgaben bei der FERI AG zu qualifizieren.
Bei der Geburt neuer Ansätze für die Geldanlage fehlen oft zunächst die geeigneten (Schlag-) Worte, um das Neue geeignet zu bezeichnen. So verhält es sich auch bei diesem Titel, der bescheiden einfach von „neuen Ansätzen“ spricht. Auch die grobe Kapitelgliederung hilft dem Leser zunächst kaum weiter, denn Hauptkapitelüberschriften wie „Phasen des Portfoliomanagementprozesses“, „Klassische Finanzanalyse“, „Argumentation der klassischen Finanzanalyse“, „Empirische Studie I“, „Porfolioplanung und Performancemessung“ oder „Empirische Studie II“ sind für den Profi kaum neu oder erhellend.
Das Buch von Baitinger ist keine Nacherzählung verschiedener Ansätze des quantitativen Asset Managements, die es erlauben würde, sich mit der Lektüre einzelner Abschnitte zu begnügen. Der Wert des Buches kommt daher erst zum Tragen, wenn man möglichst vollständig dem Gedankengang des Autors folgt und sein Anliegen versteht, nicht einfach ein neues Patentrezept zur Vermögensmehrung zu präsentieren.
Dem AUtor gelingt es, Protfolioplanungsmodelle mit Prognoosemodelllen zu kombinierren und die resultierenden Investmentstrategien modernen, robusten Methoden der Performancemssung zu unterstellen. Je weniger gleichgerichtet die Aussagen unterschiedlicher Prognosemodelle sind, desto wahrscheinlicher ist eine Phase hoher Volatilität. So lieffert Baitinger einen neuen Erkenntniswert.
„Gegenteilig zur qualitativen Finanzanalyse ist das quantitative Porftoliomanagement frei von subjektiven Werturteilen und menschlichen Irrationalitäten“, glaubt Baitinger und erhebt damit einen Anspruch, dem bisher kaum Wissenschaftler gerecht werden können: Menschliche Erkenntnis bleibt letztlich immer limitiert, reflektiert immer auch subjektive Werturteile und menschliche IIrrationalitäten, da schon die Wahl von Begriffen mit ihren Konnotationen nie gänzlich ohne kulturellen und historischen Bezug erfolgen kann: Wenn sich diese nicht auf der Ebene der Selektion von einfließnden Daten zeigen, so doch spätestens auf der philosophischen Ebene.
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Derivative Finanzinstrumente
Von Dr. Oliver Everling | 22.Juni 2014
Bei der 4. Auflage „Derivate Finanzinstrumente – -Eine anwendungsorientierte Einführung“ aus dem Schäffer-Poeschel Verlag Stuttgart handelt es sich um ein reifes Lehrbuch. Sein Autor, Prof. Dr. Martin Schmidt, lehrt Statistik, Volkswirtschaft und FInanzwirtschafft an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) in Gießen.
Seit der ersten Auflage 1999 haben derivative Finanzinstrumente Hhen und Tiefen erlebt, nicht nur, weil es der Natur ihrer Bewertungen entspricht, sondern auch im Ansehen des Bankwesens. Zunächst galten derivative Finanzinstrumente als Inbegriff für Wissenschaftlichkeit in Bankgeschäften, denn Derivate erlaubten höchst komplexe, strukturierte Finanzierungen. Zahlreiche Karrieren namhafter Banker gründeten sich auf dem besseren Verständnis der mit diesen Instrumenten verbundenen Finanzmathematik und Wahrscheinlichkeitsrechnung.
Die FInanzkrise ab 2007 versetzte dem Geschäft mit Derivaten einen schweren Schlag, da doch in der Spekulation mit den aus „Underlyings“ abgeleiteten Geschäfften nicht zuletzt wegen gefährlicher Hebelwirkungen und Kettenreaktionen eine Ursache der Krise gesehen wurde – vorschnell, wie zum Beispiel immer wieder vom Deutschen Derivate Verband (DDV) argumentiert wurde, denn der Zertifikatehandel in Deutschland hatte zum Beispiel wenig mit der Immobilienblase in den USA oder strukturierten Finanzierungen zu tun, die in den Vereinigten Staaten zu massenhaften Herabstufungen im Rating führten.
Inzwischen scheint wieder mehr Normalität in den Markt zurückgekehrt zu sein, wenn auch das Geschäftsvolumen in den meisten Derivaten noch weiter hinter dem Niveau vor der Krise zurückbleibt. In jedem Fall lohnt sich die Besinnung auf die vielen sinnvollen und nützlichen Anwendungsbereiche von derivativen Finanzinstrumenten und mithin auch ihr Studium.
Das Buch von Schmidt wird dem Anspruch an ein gutes Lehrbuch voll gerecht, denn es vermittelt nicht nur die Grundlagen und das Verständnis für Termingeschäfte, Swaps und Optionen, sondern geht auch speziellen Anwendungen nach. Jedes Kapitel beginnt mit Lernzielen und einer Einführung, diie wesentliche Punkte hervorhebt. Das Buch ist sehr gut lektoriert und durchstrukturiert, das zielgerichtetes Lernen ermöglicht. Hervorhebungen im Text, Merksätze ,Tabellen und Grafiken machn das Buch abwechslungsreich.
Schmidt begrenzt die Mathematisierung aufs Notwendige. Online finden sich auf www.schaefffer-poeschel.de/webcode ergänzende Unterlagen, insbesondere auch Aufgaben sowie Lösungen, was besonders praktisch zum Wiederholen des Stoffes ist. Wie der Test zeigt, lassen sich die Excel-Tabellen sogar problemlos auf einem Smartphone öffnen, so dass bei jeder Gelegenheit damit gearbeitet werden kann. Neben Wiederholungsfragen bietet das Buch natürlich auch Literaturhinweise, wobei das Buch bereits eine abgerundete Einführung bietet.
Mit sparsam eingestreuten „Geschichten am Rande“ lockert Schmidt die teils trockene Materie durch unterhaltsame, aber dennoch an der Sache orientierten Anekdoten oder Bemerkungen auf. Zur Kontrolle des Erlernten sind auch die Auflistungen von Schlüsselbegriffen nützlich, wobei Schmidt der Versuchung widersteht, einfach jede noch so drollige Begriffsbildung, die im Laufe der Jahre in der Praxis mal zur Mode wurde, hier aufzulisten. So erfährt der Leser die Begriffe, die für die Kommunikation mit Derivateprofis unentbehrlich sind.
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Thomas Morgenstern verlässt Scope
Von Dr. Oliver Everling | 20.Juni 2014
Ein Stern weniger im Geschäft mit den Ratingsternen: Thomas Morgenstern verlässt Scope, so die Mitteilung der Ratingagentur aus Berlin: „Scope gibt bekannt, dass Thomas Morgenstern, COO der Scope Corporation AG und Geschäftsführer der Tochtergesellschaft Scope Ratings GmbH, zum 30. Juni die Unternehmensgruppe auf eigenen Wunsch verlassen wird.“
„Ich möchte Thomas Morgenstern für die ausgezeichnete Zusammenarbeit in den letzten Jahren aufs Herzlichste danken. Sein unternehmerisches Engagement und positiv aufgeschlossener Managementstil sind eine Bereicherung für jede Unternehmung“, kommentiert Florian Schoeller, CEO, Scope Group.
Thomas Morgenstern wird sich ab Anfang Juli neuen Herausforderungen stellen. Morgenstern hatte die Prof. Schneck Rating GmbH in Reutlingen übernommen und zunächst in Tübingen als „PSR Rating GmbH“ weitergeführt, bevor er die Agentur – nach offizieller Registrierung durch die Europäische Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA – an Scope weiterverkaufte.
Scope wurde im Jahre 2002 als unabhängige Ratingagentur mit Sitz in Berlin gegründet und bewertet mittelständische Unternehmen, Banken, strukturierte Finanzprodukte, Anleihen und asset-based Fonds. Scope hat den Anspruch, mit ihren Analysen und Ratings zu mehr Transparenz und Meinungsvielfalt auf den europäischen Kapitalmärkten beizutragen. Die Ratingagentur beschäftigt Mitarbeiter in Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Scope ist von der ESMA als offiziell registrierte Credit Rating Agency (CRA) in der Europäischen Union zugelassen. www.scoperatings.com.
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