Sorge um Verfehlungen der Europäischen Zentralbank

Von Dr. Oliver Everling | 5.Juni 2014

Die Europäische Zentralbank hat auf ihrer heutigen Ratssitzung weitere Lockerungsmaßnahmen für die europäische Geldpolitik beschlossen. Die Entscheidung kommentiert der Chefvolkswirt der TARGOBANK, Dr. Otmar Lang, wie folgt: „Die Entscheidung der EZB, den Leitzins auf 0,15 Prozent abzusenken, vor allem aber der Beschluss für einen negativen Einlagezinssatz von minus 0,1 Prozent ist für den Euro-Raum völliges Neuland. Auch wenn sich die konkreten Auswirkungen für private Sparer stark in Grenzen halten werden, ist die Strategie der EZB aus mehreren Gründen kritisch zu sehen.“

Zum einen nehme die Niedrigzinspolitik immer extremere Formen an, warnt Lang, obwohl schon die bisherigen Maßnahmen keinen wirklich durchgreifenden Erfolg zeigten. „Eines ihrer wichtigsten Ziele, nämlich die Banken zu einer großzügigeren Kreditvergabe an die Wirtschaft zu bewegen, hat die EZB bislang nicht erreicht.“

Zum anderen erreichen die europäischen Aktienmärkte – und insbesondere der DAX – befeuert durch die niedrigen Zinsen Woche für Woche neue Höchststände. „Diese Entwicklung ist jedoch nicht“, macht Lang deutlich, „durch die konjunkturelle Entwicklung in Europa unterlegt. Insbesondere für europäische Aktien sehe ich daher die Gefahr für eine Blasenbildung. Ähnliches gilt auch für die Rentenmärkte.“

Last but not least existiere derzeit auch keine wirkliche Deflationsgefahr, die extreme Maßnahmen rechtfertigen würde. „Wir befinden uns in einer Phase deutlich rückläufiger Inflationsraten, was positiv zu werten ist. Schließlich erhöht ein stabiles inländisches Preisniveau die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Genau das ist es,“ unterstreicht Lang, „was gewünscht ist. Die heutige Entscheidung der EZB geht daher zu weit.“

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Nachhaltige Zinserträge mit Green Bonds

Von Dr. Oliver Everling | 3.Juni 2014

Green Bonds sind Anleihen, deren Emissionserlös ausschließlich für neue und laufende ökologisch nachhaltige Projekte verwendet wird und/oder deren Rückzahlung und Verzinsung von einem solchen abhängen, definiert Sebastian Maerker von Clifford Chance auf dem Kapitalmarkttag 2014 diese neue Art von Anleihen.

„Green Bonds ermöglichen eine Kapitalaufnahme und Investitionen zugunsten ökologisch nachhaltiger Projekte“, führt Maerker aus, „die Green Bond Principles sind freiwillige Leitlinien, die von Bank of America Merrill Lynch, Citi, Crédit Agricole und J.P. Morgan erarbeitet wurden, um die Verwendung der Erlöse und die einzelnen Projekte für Investoren transparenter zu gestalten. Inzwischen unterstüzten 21 Banken die Green Bond Principles.“

Maerker differenziert verschiedene Arten von Green Bonds. Die Green Bond Principles nennen vier Arten: Green Use of Proceeds Bonds, Green Use of Proceeds Revenue Bonds, Green Project Bonds und Green Securitized Bonds. Diese lassen sich wiederum einteilen in Bonds ohne oder mit projektspezifischen Risiken.

Bonds mit projektspezifischen Risiken können non-recourse aufgelegt werden mit teilweise Koppelung von Zins und Rückzahlung an die zugrunde liegenden Projekte. Hierunter fallen Green Use of Proceeds Revenue Bonds, Green Project Bonds und Green Securitized Bonds. Maerker nennt das Beispiel der Securitization von energieeffizienten Vermögensgegenständen.

Maerker erläutert die Green-Bond-Leitlinien, die aus vier Komponenten bestehen: Verwendung des Emissionserlöses, Offenlegung des Projektverlaufs und der Projektentwicklung, Verwaltung des Emissionserlöses und Reporting. Die Emittentin hat in ihrem Prospekt die Einhaltung der Leitlinien zu dokumentieren, indem der Prospekt konkrete Angaben zu den von den Leitlinien betroffenen Punkten macht, etwa der Verwendung des Emissionserlöses.

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Rechtliche Risiken im Finanzierungsmix

Von Dr. Oliver Everling | 3.Juni 2014

Dr. Arne Klüwer von Clifford Chance spricht beim Kapitalmarkttag 2014 über aktuelle Rechtsthemen bei der Verbriefung von Forderungen. Es geht um die Abgrenzung von Factoring und Forderungsverbriefung, die Themen aus Sicht des Unternehmens, der arrangierenden Bank und existierender Kreditgeber.

Der Käufer ist bei der Factoringtransaktion wesensgemäß ein Factoringunternehmen, i.d.R. eine Bank, das Verfahren kann „offen“ oder „still“ sein. Bei einer Verbriefungstransaktion ist der Käufer dagegen eine Zweckgesellschaft, i.d.R. im Ausland, das Verfahren läuft im Stillen ab und der wesentliche Unterschied liegt in der Finanzierung der Zweckgesellschaft über den Kapitalmarkt.

Gegebenenfalls beschränken existierende Kreditverträge die Zulässigkeit von Factoring oder Verbriefungstransaktionen (Stichwort „negative covenants“) oder es bestehen implizite Hindernisse wie z.B. das Verbot, Konten zu führen, die nicht den kreditgebenden Banken verpfändet sind. Insofern kann die Zulässigkeit einer Transaktion nach Kreditverträgen in Frage gestellt sein.

Klüwer geht auch auf die Frage der Übertragbarkeit der Forderungen ein: Unterliegen die Forderungen selbst Abtretungsverboten? Gibt es Factoringverbote von Vorbehaltslieferanten? Gibt es Datenschutzthemen oder Vertraulichkeitsvereinbarungen, die einer Abtretungs im Wege stehen? Welchem Recht unterliegen die Forderungen?

Die Kündigungsmöglichkeiten der (arrangierenden) Bank, die Vorteile eines Zugangs zum Kapitalmarkt, die Diversifizierung der Finanzierungsbasis, die Bilanzierungs bei Bilanzabgang durch Forderungsverkauf sind weitere Aspekte, die Klüwer durchleuchtet. Bei letzterem Punkt merkt er den bisweilen erhöhten Aufwand im Umgang mit Wirtschaftsprüfern an.

Einmalige Kosten entstehen z.B: durch Due Diligence, Vertragsdokumentation, Rechtsgutachten, sowie laufende Kosten durch Finanzierungskosten der Bank bzw. der Finanzierung der Zweckgesellschaft und etwaiger Versicherungen und Gebühren.

Aus Sicht der arrangierenden Bank ist zu Untersuchen, ob die Forderungen übertragbar sind und welche Hindernisse sich gegebenenfalls stelle. Klüwer skizziert die Alternativen einer Due Dilligence versus Zusicherungen in den Ankaufsverträgen (vergleiche hier insbesondere Themen zur Übertragbarkeit der Forderungen).

Klüwer geht auf die potenziellen Konflikte zwischen Factoring und existierenden Forderungen ein. Rechtliche Risiken können sich aus dem Finanzierungsmix ergeben: Verpfändete Konten, Rechtsprechung des BGH zur Frage der Benachteiligung von Vorbehaltslieferanten im Kontext der Finanzierungsvereinbarungen des Forderungsverkäufers.

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DeAM-Fonds WOP 3 im Rating

Von Dr. Oliver Everling | 3.Juni 2014

TELOS hat den DeAM-Fonds WOP 3 von Deutsche Asset & Wealth Management geratet. 

Der Fonds erfüllt höchste Qualitätsstandards und erhält die Bewertung „AAA-“ auf einer Skala von A bis AAA (höchste Qualitätsstandards).

Auszüge aus dem TELOS-Kommentar (http://www.telos-rating.de/):

„Der DeAM-Fonds WOP 3 ist ein aktiv gemanagter, auf den europäischen Fixed Income Markt fokussierter Rentenfonds, der sich durch die flexible Nutzung verschiedener Alpha-Quellen auszeichnet. Das Ziel des Portfolio Construction Teams (PCT) besteht darin, die jeweils besten Performancetreiber, das heißt die unter Rendite-Risiko-Gesichtspunkten besten Alpha-Quellen, zu identifizieren und erfolgreich zu nutzen. Während des gesamten Investmentprozesses wird der Einhaltung der kundenspezifischen Restriktionen und Vorgaben eine sehr hohe Bedeutung beigemessen. Diese Richtlinien bzw. Anlagegrenzen wurden mit dem VdW individuell vereinbart. Der Fonds ist grundsätzlich konservativ und risikoavers ausgerichtet.“

„Der Absolute Return Ansatz ist vom Kunden in den letzten 12 Monaten stärker in den Vordergrund gerückt worden“, berichtet die Ratingagentur aus Wiesbaden. „Über die letzten 3 Jahre belief sich die annualisierte Performance auf 5.3 %. Das Sharpe-Ratio lag in der rollierenden Betrachtung über 3 Jahre im positiven Bereich.“

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Handbuch Länderrisiken 2014

Von Dr. Oliver Everling | 1.Juni 2014

Das „Handbuch Länderrisiken 2014 – Auslandsmärkte auf einen Blick“ (ISBN 978-3-89981-389-0) der Niederlassung Deutschland der „Compagnie Francaise d’Assurance pur le Commerce Extérieur S.A.“, besser bekannt als „Coface“, ist ein internationaler Wegweiser zur Steuerung der Risiken im B2B-Geschäft. Das seit Jahren bewährte Buch entsteht auch diesmal aus der Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut für Mangement-, Markt- und Medieninformationen GmbH in Frankfurt am Main. Für die deutsche Version des Buches arbeiteten Dr. Dirk Böckelmann von der Coface Niederlassung Deutschland mit Sylvia Röhrig und Gunther Schilling vom F.A.Z. -Institut zusammen.

In die Länderbewertungen der Coface fließen die Bewertung des Geschäfsumfeldes (Qualität und Verfügbarkeit von Finanzinformationen, Rechtsschutz für Gläubiger und Effizienz des Forderungseinzugs wie auch institutionelle Rahmenbedingungen), die wirtschaftlichen, finanziellen und politischen Perspektiven wie auch die Erfahrungen von Coface zum Zahlungsverhalten der Unternehmen ein. So werden die Konjunkturentwicklung, die Zahlungsfähigkeit des Staates, die Auslandsverschuldung, die Währungsreserven und die Verfassung des Bankensystems ebenso berücksichtigt wie die politische Entwicklung.

Das Handbuch ist nicht nur für Unternehmer unverzichtbar, die es mit Forderungen gegen Kunden im Ausland zu tun haben, sondern auch für Investoren und Anleger von Interesse, denen es nicht nur um den Einzug von Forderungen geht, sondern auch um die mittel- bis längerfristigen Perspektiven. Wenn ein Land kurzfristig mit höchster Wahrscheinlichkeit in Schwierigkeiten gerät, so muss dies auch den langfristiger orientierten Investor interessieren.

Da es der deutsche Mittelstand ganz überwiegend auch mit Geschäftsverbindungen ins Ausland zu tun hat, sind die Erkenntnisse aus diesem Buch für eine sehr breite Zielgruppe wichtig. Indem die Bewertungen der Länder, des Geschäftsumfelds sowie des mittelfristigen Risikos explizit in Form von Ratings vorgenommen werden, sind die Aussagen konkret genug, um Handlungsanweisungen fürs tägliche Geschäft ableiten zu können.

Das Buch liefert nebenbei auch einen Fundus an Allgemeinbildung wie ein Lexikon, denn hier werden Länder mit ihren wichtigsten wirtschaftlichen wie auch politischen Eckdaten kurz und prägnant beschrieben. So lohnt sich auch zu jeder Reisevorbereitung in ein fernes Land der kurze Blick in dieses Handbuch, um die Gegebenheiten im Zielland besser zu verstehen. Layout und Übersichtlichkeit wurden mit Farben weiter verbessert, wie man es von einem angesehenen Haus wie dem F.A.Z.-Institut erwarten darf.

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BBB- für Lacuna – Windpark Zedtwitz

Von Dr. Oliver Everling | 30.Mai 2014

Scope Ratings hat den Windfonds Lacuna – Windpark Zedtwitz mit BBB- bewertet. Der Ratingausblick ist stabil. Im Rahmen der Vergleichsgruppe gehört der Fonds zu den von der Ratingagentur aus Berlin durchschnittlich gut bewerteten Beteiligungen.

Scope Ratings stuft die Investmentqualität des Fonds als überdurchschnittlich ein, was einem Investment-Rating von BBB- entspricht. Wesentlich für das Ratingergebnis sei das überdurchschnittliche Verhältnis zwischen der erwarteten Rendite und dem ermittelten Risiko, heißt es aus Berlin. Im Rahmen der Kapitalflusssimulation wurde eine Renditeerwartung (n. St.) von 4,03 Prozent (Mid-Case) und eine Volatilität von 1,59 Prozent ermittelt.

Der Fonds investiert in vier Windkraftanlagen in Nordbayern mit einer Nennleistung von 12,2 MW, berichtet die Ratingagentur. Der Hersteller der Anlagen ist Enercon, Marktführer in Deutschland, der über einen Wartungsvertrag eine 97%ige technische Verfügbarkeit garantiert. Die Fertigstellung ist für Dezember 2014 geplant. Das Investitionsvolumen beträgt 21 Mio. EUR bei 5 Mio. EUR Eigenkapital.

Risiken sieht Scope Ratings vor allem aufgrund der noch laufenden Bauphase. „Allerdings befindet diese sich im Plan und sollte bis Dezember 2014 abgeschlossen sein. Zusätzlich“, fügt Scope-Analyst Markus Lentz hinzu, „bestehen segmentspezifische Risiken durch die Schwankung der Energieerträge.“

In der Risikoklassifizierung geschlossene Fonds wurde der Fonds in die Risikoklasse 5 – sehr hohes Risiko – eingestuft. Die Hinweise zu Risiken geschlossener Fonds sind zu beachten, insbesondere das generelle Totalverlustrisiko.

Der Windpark soll 20 Jahre betrieben werden. Für einen möglichen Rückbau wurden nach Meinung von Scope ausreichend Rückstellungen berücksichtigt. Gleichzeitig sieht Scope Ratrings Chancenpotential durch einen möglichen Weiterbetrieb und Sicherheitsabschläge während der Laufzeit.

„Der Fonds ist der vierte Publikumsfonds des Initiators in diesem Segment. Da die Anlagen planmäßig erst seit 2013 am Netz sind,“ so Lenz, „besteht hier noch kein Leistungsnachweis und Anleger müssen insofern einen Vertrauensvorschuss gewähren. Gleichzeitig wird mit erfahrenen Partnern zusammen gearbeitet. Für die Emissions- und Managementgesellschaft liegt derzeit kein Qualitätsrating einer anerkannten Rating-Agentur vor.“

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Sorge um Unternehmensinsolvenzen in Spanien und Frankreich

Von Dr. Oliver Everling | 28.Mai 2014

Bei einer ähnlichen wirtschaftlichen Dynamik bleibt das Ausmaß der Unternehmensinsolvenzen in Spanien und Frankreich nach Einschätzung von Coface Besorgnis erregend. Allerdings haben sich kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in den beiden Ländern seit der Krise 2008/2009 unterschiedlich entwickelt. Die Insolvenzprognosen des internationalen Kreditversicherers für 2014 bestätigen diesen Unterschied: In Spanien dürften die KMU-Insolvenzen um 13 Prozent zurückgehen, in Frankreich mit minus 0,5 Prozent in etwa stabil bleiben.

In Frankreich wie in Spanien sind besonders kleine und mittlere Unternehmen betroffen. Die zahlreichen Insolvenzen haben gravierende Auswirkungen auf die Wirtschaft. Denn KMU beschäftigen über ein Drittel der Lohnempfänger und erbringen einen signifikanten Anteil der Wertschöpfung: 32 Prozent in Frankreich, 37,4 Prozent in Spanien.Zwar gingen die KMU-Insolvenzen in Spanien von Februar 2013 bis März 2014 im Vergleich zum Vorjahrszeitraum um vier Prozent zurück, nachdem sie davor stark um 30 Prozent gestiegen waren. Sie liegen aber immer noch höher als 2009. 2765 Fälle machen 31 Prozent aller Unternehmensinsolvenzen in Spanien aus. In Frankreich stiegen die Insolvenzen bis Ende März 2014 weiter um vier Prozent auf 4682 KMU. Im Unterschied zu Spanien ist die Anzahl der insolventen KMU seit dem Rekordwert 2009 mit 5155 Insolvenzen aber geringer. Das sind 7,3 Prozent aller Unternehmensinsolvenzen. Im Verlauf eines Jahres kam es in Frankreich bis Ende April 2014 zu über 64.000 Insolvenzen, wobei die Zahl von Januar bis April immerhin um 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum sank.

Die besonders schwierigen makro-ökonomischen Bedingungen in Spanien erklären die Probleme der KMU. Die Krise mit einem Rückgang des Wachstums im Jahr 2013 um 1,2 Prozent schlug hart auf diese Unternehmen durch und führte zu einer tiefgehenden Veränderung. Die hohe Verschuldung (97,9 Prozent des BIP im dritten Quartal 2013) zwang die Unternehmen, Verbindlichkeiten abzubauen und reduzierte die Investitionsmöglichkeiten. Doch trotz des Drucks auf Cashflow und Kredite stieg die Profitabilität. 2013 erreichten spanische KMU an die 45 Prozent, während Frankreich mit 30 Prozent die geringsten Margen verzeichnete. Eine weitere positive Auswirkung der Krise: Um die schwache Inlandsnachfrage auszugleichen, mussten sich die spanischen Unternehmen dem internationalen Markt zuwenden. So exportiert jetzt ein Viertel der KMU aus Spanien, was die Krise etwas abmilderte. In Frankreich sind es 19 Prozent.

In Frankreich waren die Auswirkungen der Krise weniger heftig. Doch obwohl die Nachfrage stabil blieb, litten die französischen Anbieter. Coface sieht eine gefährliche Schwäche der Unternehmen, die sich auch im anhaltend hohen Insolvenzniveau zeigt. „KMU haben ihre Wettbewerbsfähigkeit bei den Preisen nicht verbessert, womit Marktanteile im Export hätten erzielt werden können“, sagt Coface-Economist Dr. Dirk Bröckelmann. „So bleiben sie vom Inlandsmarkt abhängig und benötigen einen deutlichen Schub aus dem Konsum.“ Der bleibt aber aus. Die Ausgaben der privaten Haushalte stagnieren und gingen im ersten Quartal 2014 im Vergleich zum vierten Quartal 2013 sogar um 0,5 Prozent zurück.

So ergeben sich drei Faktoren, die für die Insolvenzprognose in Frankreich und Spanien entscheidend sind: der Einfluss der Baubranche, die die meisten Insolvenzen verbucht, die Abhängigkeit der KMU vom Konsum sowie vom Export von Waren (Spanien) oder Dienstleistungen (Frankreich). Coface erwartet, dass die KMU-Insolvenzen in Spanien, wo sich die Erholung stabilisiert, im laufenden Jahr um 13 Prozent zurückgehen. Voraussetzung dafür sind, dass der Konsum leicht um 1,1 Prozent steigt, der Warenexport stark um 5,5 Prozent zulegt und die Arbeitskosten am Bau stabil bleiben. In Frankreich wird sich die Insolvenzsituation nicht so deutlich verbessern. Die KMU-Insolvenzen dürften mit minus 0,5 Prozent in etwa stabil bleiben, wenn der Konsum leicht um 0,8 Prozent wächst, der Export von Dienstleistungen um drei Prozent und die Arbeitskosten im Bausektor nur um 0,5 Prozent steigen.

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oekom research jetzt auch in London

Von Dr. Oliver Everling | 27.Mai 2014

Die global agierende Nachhaltigkeits-Ratingagentur oekom research ist nun auch am Finanzplatz London mit einer Repräsentanz aktiv. Martina Macpherson, bis vor kurzem Vice President und Global Head of ESG Marketing & Commercial Partnerships bei MSCI, wird oekom research über die von ihr neu gegründete Beratungsgesellschaft Sustainable Investment Partners (SI Partners) exklusiv in Großbritannien vertreten.

Mit diesem Schritt nach London verstärkt oekom research seine internationalen Aktivitäten. Schon heute stammen die mehr als 100 Kunden von oekom research aus zehn Ländern, unter anderem aus dem deutschsprachigen Raum, aus Frankreich, Skandinavien sowie Japan, den USA und Großbritannien. Die Erfahrungen mit den britischen Kunden haben dabei gezeigt, dass Großbritannien für die hochqualitativen Analysen von oekom research ein besonders interessanter Markt ist.

Robert Haßler, CEO, oekom research AG: „Wir freuen uns sehr, mit Martina Macpherson eine ausgesprochen kompetente Partnerin für den britischen Markt gefunden zu haben. Wir sind davon überzeugt, dass wir im Rahmen dieser Kooperation mit SI Partners unsere Marktstellung insbesondere am wichtigen Finanzplatz London weiter stärken können.“

SI Partners wurde von Martina Macpherson gegründet und bietet strategische Nachhaltigkeits- und Vertriebsberatung sowie multi-linguale Marketing Services im Bereich ESG für Asset Manager und Asset Owner an. Zuvor war Martina Macpherson rund vier Jahre lang bei MSCI beschäftigt und dort für die globale Marketing- und kommerzielle Partnerstrategie im Geschäftsbereich MSCI ESG Research verantwortlich. Vor ihrer Zeit bei MSCI war sie fast zehn Jahre bei verschiedenen globalen Finanzdienstleistern und nachhaltigen Vermögensanbietern in den Bereichen Vertrieb, Marketing und Produktentwicklung für institutionelle und vermögende Privatkunden tätig. Zu diesen Finanzinstitutionen zählen unter anderem Lloyds Banking Group, F&C Investments und die Deutsche Bank. Martina Macpherson verfügt damit über langjährige Erfahrung im Bereich traditionelle, alternative und nachhaltige Geldanlagen.

Martina Macpherson, Managing Partner, SI Partners: „Ich kenne oekom research bereits seit langem als Nachhaltigkeits-Ratingagentur, die besonders hochwertige Unternehmens- und Länderanalysen erstellt. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit oekom research und darauf, die ESG-Analysen und -Ratings am britischen Markt weiter bekannt zu machen, um institutionelle Investoren und Asset Manager von deren großen Nutzen zu überzeugen.“

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WM Datenservice und Bureau Van Dijk integrieren Datenlösung

Von Dr. Oliver Everling | 26.Mai 2014

Anlässlich eines Seminars von  WM Datenservice, am 7.5.2014, zum Thema  „Risikomanagement 2014, Regulierung und Standardisierung“, zeigten die Teilnehmer grosses Interesse an innovativen Lösungen, berichtet Georg Eisel: „Strukturierte Daten und Informationen, in Verbindung mit  entsprechenden Applikationen, wurden als essentiell bewertet. Dienstleistungen und Produkte der Informationsdienstleister als wichtige Hilfsmittel, um die Anforderungen effizient zu erfüllen.

Eine Flut komplexer Finanzinstrumente und Kreditfazilitäten verlangt nach innovativen Lösungen. Hoch differenzierte Informations- und Transaktionsprozesse sind in kürzester Zeit zu  entscheiden, zu steuern und zu optimieren. Die Risiken liegen nicht nur in den Finanzprodukten alleine, sondern  auch in der mangelnden realen Abbildung und Kontrolle der Risiken.

„Die Ermittlung der Close Links ist aufgrund der komplexen internationalen Beteiligungsverflechtungen einerseits und der fehlenden stringenten Verbindung zu den Eligible Assets aufwändig.“ (Artikel 1 Nr. 26 der EU-Richtlinie 2000/12/EG) „Eine gesicherte Verknüpfung zwischen den Unternehmens- und Konzernstrukturen und den Finanzprodukten wäre nach Meinung vieler Experten bereits eine entscheidende Hilfe.  Durch  eine solche eindeutige und nachhaltige  Verbindung  zum Emittenten und den Beteiligungs-Verhältnissen der Gesellschaften sowie zu  Makro- und Mikroökonomischen Kennzahlen lassen sich innovative Dienstleistungen und Produkte einer neuen Generation ableiten und bestimmen. Durch diese aktuellen Marktanforderungen sehen sich zwei qualifizierte Informationsdienstleister mit hoher operativer  Kompetenz  veranlasst, eine praktische Lösung anzubieten.“

Der Financial Instrument Link (FIL) leistet eine  gesicherte Verknüpfung der Emittenten, Unternehmen und Konzernstrukturen zum Finanzinstrument und bietet die Grundlage für weitreichende Prüf- und Überwachungs-Routinen wie z.B. für Eligible Assets,  Kollateral/Repo, Counterparty Risk, etc. Die innovativen Dienstleistungen und Produkte entstehen aus einer Arbeitsteilung und den  Kernkompetenzen von WM-Datenservice, Frankfurt, betreibt u.a. die ISIN Wertpapierzentrale a) Verknüpfung zwischen Finanzinstrument und den Gesellschafts-Strukturen, durch die BvD-ID, als Ergänzung zur ISIN, von Bureau van Dijk, Brüssel, betreibt u.a. eine Unternehmensdatenbank, und b) die Abbildung der Konzernstrukturen und – Verflechtungen mit prozentualer Gewichtung der Anteile Die Dienstleistung steht als eigenständiges Produkt oder voll integriert in die Stamm- und Referenzdaten der WM Gattungsdatei zur Verfügung. Dadurch ist sie beim Anwender einfach zu integrieren und besitzt, in Verbindung mit den bereits vorhandenen Stammdaten, über ein hohes Nutzungspotential (Financial Instruments Link (FIL) Die Verbindung von Finanzinstrumenten zu Unternehmensdaten mittels WM-Datenfeed KUNDENINFORMATION KX – 11.04.2014).

„Durch Regelwerke und Standards  hat der Gesetzgeber bereits im Vorfeld  der Finanzkrisen Handlungsbedarf auf europäischer und nationaler Ebene signalisiert und wichtige Gesetze zu mehr Transparenz und Anlagerschutz verordnet. Die Aufsichtsinstanzen erwarten nun von den Finanzdienstleistern nicht nur komplexe Reports an Risikodaten,“ macht Eisel klar, „sondern darüber hinaus auch Transparenz der Prozesse, um Reports kontinuierlich und situativ in einem  angemessen zeitlichen Rahmen zu gewährleisten.“ Drei Regelwerke sind u.a. dabei von zentraler Bedeutung EMIR (European Market Infrastruktur Regulation), MaRisk (Mindestanforderungen an das Risikomanagement), und CRD IV, Basel III (Capital-Requirement-Directive-IV-Paket und Basel III).

“Die Finanzmärkte unterstützen die Globalisierung der Realwirtschaft mit innovativen Finanz-Produkten, sind aber selbst gleichzeitig zu einem tragenden Teil des Risikos geworden. Die zwingende Umsetzung der Regulierung verursacht enorme Kosten und ist ohne Optimierung der Geschäftsprozesse rationell nicht zu leisten. Hier liegen auch beachtliche Chancen zu mehr Transparenz, Effizienz und Kompetenz. In der Konsequenz kann die professionelle Umsetzung der regulatorischen Vorgaben zu einem neuen Dialog mit dem Anleger in Sachen Anlage- und Risiko-Management führen und die Position der Finanzinstitute im zunehmenden Europäischen Wettbewerb stärken”, folgert Eisel. Die Informations- und Mediendienste sind wie im konkreten Fall gefordert, den Prozess der Finanzmarktregulierung durch geeignete Dienstleistungen und Produkte zu unterstützen.

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Disziplin beim Immobilienkauf

Von Dr. Oliver Everling | 26.Mai 2014

Der deutsche Immobilienmarkt ist „intakt“ und zeigt trotz der jüngsten Preisanstiege keine Anzeichen einer Blasenbildung. „Alle Indikatoren belegen, dass die Marktmechanismen einwandfrei funktionieren“, erklärt Ingo Bofinger, Abteilungsleiter Immobilien bei der Gothaer Asset Management AG (kurz GoAM). Zwar sei die Nachfrage nach guten Wohnimmobilien in den Ballungszentren weiterhin hoch, aber es gäbe keine Anzeichen dafür, dass dies mit einer massiven Kreditausweitung einhergeht. „Die neuesten Zahlen der Bundesbank zeigen sogar, dass die Verschuldung der Bundesbürger leicht zurückgeht. Von einer auf Pump basierten Immobilienblase kann also nicht die Rede sein“, so Bofinger.

Die attraktivsten Einstiegsmöglichkeiten sehen die GoAM-Experten im Umland der großen Städte. Der Speckgürtel der großen Städte erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit, weil dort der Traum vom Wohnen im Grünen leichter verwirklicht werden kann. Gleichzeitig können die Städte durch einen funktionsfähigen öffentlichen Personennahverkehr schnell erreicht werden und das Freizeitangebot wird immer besser. Die anhaltende Urbanisierung dürfte die Nachfrage nach Wohnimmobilien in diesen Regionen langfristig weiter stärken.

„Alle Zahlen zeigen, dass der deutsche Immobilienmarkt im internationalen Vergleich keineswegs zu teuer ist.“ So liegt der breitgefasste Index für Wohnimmobilien derzeit bei 140 Punkten, 1990 lag er bei 100. Die größere Gefahr sieht der Immobilienexperte eher bei Gewerbeimmobilien, wo häufig ausländisches Geld mit im Spiel sei: „1a-Lagen in Städten wie München oder Hamburg haben zuletzt Anleger aus Asien und Nordamerika angezogen, hier werden einige Objekte zu Preisen gehandelt, die zur Vorsicht mahnen“, so Bofinger.

Trotzdem besteht auch für Wohnimmobilienkäufer die Gefahr, dass sie angesichts der günstigen Zinslandschaft Investments tätigen, die unter normalen Zinsbedingungen unrentabel wären. „Die notwendige Disziplin beim Ankauf von Eigentum ist wichtiger denn je“, so Bofinger. Vor dem Kauf sollten Investoren Lage und Standortqualität sowie die Nachhaltigkeit von Mieterwartungen sorgfältig prüfen. „Zuletzt haben auch die Baufertigstellungen für Wohnimmobilien zugenommen – ein klarer Beleg dafür, dass der Markt die hohe Nachfrage bislang problemlos bedienen kann“, meint der Experte. Das derzeit in der Politik diskutierte Instrument der Mietpreisbremse ist seiner Ansicht nach nicht zielführend: „Gedeckelte Mieten könnten leicht zur Folge haben, dass der Markt aus dem Gleichgewicht gerät. Dies sollte die Politik bei ihrer Entscheidung bedenken“, so Bofinger abschließend.

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