Kartellrechtliche Compliance als Gefahrenquelle

Von Dr. Oliver Everling | 21.November 2013

Jeder Vorstand und jeder Geschäftsführer sieht sich einer Innen- und einer Außenhaftung ausgesetzt. Dr. Gerrit Clasen, Counsel, Corporate Frankfurt von Ashurst in Frankfurt, stellt im Vergleich von AG und GmbH den Unterschied heraus, dass der GmbH-Geschäftsführer eine Weisungsfolgepflicht nach § 37 Abs. 1 GmbH hat. Er hat die GmbH im Rechtsverkehr zu vertreten, die Geschäfte zu führen und eigenverantwortlich die GmbH zu leiten.

Clasen kommt auf die Haftung für Schäden zu sprechen, die der Vorstand oder Geschäftsführer der Gesellschaft infolge einer Pflichtverletzung zufügt (§§ 93 Abs. 2 AktG, 43 Abs. 2 GmbHG). Sorgfaltsplichten betreffen ua. Die Erfüllung steuerlicher Pflichten durch die Gesellschaft, Treuepflicht und Verschwiegenheitspflicht. Unter Sorgfaltspflicht sei auch zu verstehen, dass sich die Gesellschaft weder direkt noch indirekt an Kartellrechtsverstößen beteiligt.

Inwieweit kann die Haftung durch Ressortbildung begrenzt werden? Durch horizontale Delegation (= interne Geschäftsverteilung / „Ressortbildung“) können delegierbare Aufgaben bei gehörigen Auswahlsorgfalt und schriftlicher Fixierung der Ressortverteilung z.B. durcch eine Geschäftsordnung einzelnen Geschäftsführern zugeordent werden. Für den ressortzuständigen Vorstand oder Geschäftsführer hat die Delegation die Pflicht zur Folge, alleinige Handlungsverantwortung zu tragen.

Durch vertikale Delegation (auf Mitarbeiter) können Mitarbeiter nur dann in die Pflicht genommen werden, wenn sie überhaupt delegierbare Aufgaben übernehmen und zuvor eine sorgfältige Auswahl und Einweisung erfolgte. §§ 278, 831 BGB seien nicht einschlägig, so Clasen. Der Geschäftsführer bzw. Vorstand müsse seiner Pflicht zur ordnungsgemäßen Delegation und seiner Überwachungspflicht nachkommen. „Entsprechendes gilt im Fall der Delegation von Aufgaben auf unternehmensexterne Dritte, Stichwort Outsourcing“, sagt Clasen.

Ute Zinsmeister, Partnerin, Competition München bei Ashurst, leitet ihren Vortrag zu den Haftungsrisiken und Gefahrenquellen sowie „Dos und Don’ts“ des Kartellrechts mit der schweißtreibenden Situation ein, dass überraschend eine Durchsuchung angesetzt wurde. „Dawn Raids“ finden unangekündigt und sofort statt. „Die Kartellbehörden wissen, wonach sie suchen müssen und kommen u.U. mit Polizei und IT-Experten“, berichtet Zinsmeister und berichtet über einen Fall in Holland, bei dem ein Unternehmen 3,8 Mio. € Geldbuße zahlen musste, da es Beamte 47 Minuten warten ließ. Es müsse sofort Zugang gewährt werden zu Büros, Autos, Regalen, Schränken, Emails, IT-Systemen (Server, Desktops, etc.) Mobiltelefonen etc., u.U. sogar Privatwohnungen.

Zinsmeister nennt konkrete Zahlen, um welche Größenordnungen es bei den Geldbußen gehen kann. „Wer durch ein Kartell geschädigt wurde, kann zu den Kartellmitgliedern gehen und einen Schadensersatz fordern“, warnt Zinsmeister. Beispiel Deutsche Bahn: Die Bahn fühlte sich durch das Schienenkartell geschädigt und einigt sich dem Vernehmen nach mit einem neunstelligen Betrag.

Zinsmeister listet die zehn höchsten Bußgelder der EU-Kommission auf: an der Spitze stehen zurzeit 1,47 Mrd. Insgesamt im Kartellverfahren über Bildröhren für TV-Geräte und Computerbildschirme, wobei allein Philips 2012 mit 705 Mio. € belastet wurde. 880 Mio. € musste in einem anderen Verfahren im Bereich Autoglas allein Saint Gobain aufbringen. Bußgelder betreffen nicht nur große Unternehmen, sondern auch kleine und mittlere, wie Zinsmeister an weiteren Beispielen klarmacht.

Typische Beispiele für Kartellverstöße finden sich bei Hardcore-Kartellen durch Preisabsprachen, Gebiets- und Marktaufteilungen etc., aber auch durch „unverbindliche“ Preisempfehlung und Informationsaustausch zwischen Wettbewerbern (Umsatzzahlen, Kundenlisten, Produktionskosten, geplante Produkteinführungen, etc.).

Zinsmeister geht der Frage nach, wie hoch im Falle eines Verstoßes gegen das Kartellverbot das Aufdeckungsrisiko zu bemessen ist. Kronzeugenregelungen und Bonusanträge gebe es in nahezu allen EU Mitgliedstaaten und sind in vielen weiteren Ländern weltweit möglich. Kartellbehörden gebe es in mehr als 100 Staaten der Welt. „Auch wenn es keine Geldbuße für den Kronzeugen gibt, muss er aber mit Schadenersatzansprüchen von Kartellgeschädigten rechnen“, sagt Zinsmeister. In der Europäischen Kommission werde diskutiert, ob die Mitgliedstaaten dies ausschließen können. In Deutschland wurden von 2007 bis 2012 rund 250 Bonusanträge gestellt, d.h. mehr als 40 Bonusanträge im Jahr.

Zinsmeister rät zu Compliance-Programmen, Audits, Schulungen von Mitarbeitern und Aufgabenverteilung zwischen Rechts- und Compliance-Abteilung und Geschäftsführung. „Es kann sogar sinnvoll sein, selbst hin und wieder Tochtergesellschaften usw. durchsuchen zu lassen, um nicht überrascht zu werden.“

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getgoods.de AG in der Insolvenz

Von Dr. Oliver Everling | 19.November 2013

Aus Frankfurt (Oder) meldet am 15. November 2013 die getgoods.de AG (ISIN DE0005560601), Betreiber eines deutschen Onlinehandelshauses, dass sie am 15. November 2013 einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens beim zuständigen Amtsgericht Frankfurt (Oder) gestellt hat. „Es wurde die vorläufige Verwaltung des Vermögens gemäß § 21 Abs. 2 Nr. 1, 2 (2. HS) InsO angeordnet. Herr Rechtsanwalt Christian Graf Brockdorff, Potsdam wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.“

Die getgoods.de AG hatte am Vortag erklärt, dass die Rettungsversuche zur Abwendung der Insolvenz gescheitert sind. Deshalb folge kurzfristig die Stellung von Insolvenzanträgen. Bereits an diesem 14. November wurde das Rating durch die Creditreform Rating AG auf D herabgestuft. Zuvor warnte die Agentur mit einem „spekulativen“ Rating.

„Anmerkungen hatte die Ratingagentur im Bereich Controlling und Rechnungswesen, welche sich aus Sicht der Agentur mit dem Wachstum der Gesellschaft nicht ausreichend mitentwickelt haben. Dies war auch bedingt,“ hieß es in einer Pressemitteilung der getgoods.de AG noch am 9. September, „durch die zu spät erfolgte finale Besetzung des Postens des CFO. Somit ergab sich eine Ratingnote von BB.“

Die Geschäftsführer der getgoods.de Vertriebs GmbH informierten die getgoods.de AG über den Verlust des hälftigen Stammkapitals sowie die Zahlungsunfähigkeit ihrer Gesellschaft. Darüber hinaus sei durch diese Tatsache die getgoods.de AG als Holding des Konzerns unmittelbar betroffen. „Die geführten Investorengespräche konnten zu keinem positiven Ergebnis gebracht werden. Im Rahmen des Insolvenzverfahrens werden die Gespräche fortgeführt. Die Aktionäre der getgoods.de AG sollen entsprechend informiert werden.“

Die getgoods.de AG betreibt verschiedene Online-Plattformen im schnell wachsenden e-Commerce Markt. Der Produkt-Fokus liegt neben Handys, Smartphones, Festnetztelefonen, Notebooks und Tablets auch auf Unterhaltungselektronik und weißer Ware. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch Spielzeug sowie Freizeit- und Baumarktartikel an. Mit Onlineshops wie z. B. www.getgoods.de, www.hoh.de oder www.handyshop.de und Plattformen auf Amazon und eBay, verfügt die Gesellschaft über ein breites Angebotsportfolio. Die getgoods.de AG ist mit rund 220 Mitarbeitern an den Standorten Frankfurt (Oder) und Berlin vertreten und ist unter der ISIN DE0005560601 im Entry Standard der Frankfurter Börse gelistet.

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Marktumfrage von Morningstar und Boursorama

Von Dr. Oliver Everling | 15.November 2013

Die unabhängige Fondsgesellschaft Financière de l’Echiquier hat den „Investor Award 2013“ in der Kategorie „Bestes Management“ erhalten. Mit dieser Auszeichnung wurde das Unternehmen unter den 40 bewerteten Asset Managern für „herausragende Leistungen“ in den Kriterien „Unternehmensführung“ und „Qualität der Fondsmanager“ gewürdigt. Die jährliche Marktumfrage von Morningstar (Frankreich) und Boursorama wurde zum zweiten Mal unter privaten und institutionellen Investoren in Frankreich durchgeführt, um die beliebtesten gelisteten Unternehmen und Asset Manager zu ermitteln. Mit 36.000 Teilnehmern ist es die größte Umfrage dieser Art in Frankreich.

„Der Management-Preis ist sehr wichtig für uns, denn persönliche Treffen mit Firmenlenkern und die Qualität der Unternehmensführung stehen im Zentrum unserer Investmentphilosophie“, sagt Didier le Menestrel, Gründer und Verwaltungsratsvorsitzender von Financière de l’Echiquier. „Das ist ein echter Vertrauensbeweis unserer Kunden für die Anstrengungen des ganzen Teams, Unabhängigkeit zu wahren und die Qualität unserer Leistung permanent zu verbessern – immer mit dem Willen zur Innovation.“

Nach der Auszeichnung als beste Fondsgesellschaft in Frankreich im Oktober 2013 im Rahmen des „Corbeilles“-Rankings ist der „Investor Award“ der zweite Preis innerhalb kurzer Zeit für die französische Fondsboutique.

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Marketing-Konzeption

Von Dr. Oliver Everling | 15.November 2013

Seit 1983 hat sich im Marketing erfolgreicher Unternehmen eine Menge geändert. So auch in dem Seit 1983 zum Standardwerk der Marketinglehre in Deutschland herangewachsenen, 1051 Seiten umfassenden Buch zu den „Grundlagen des zielstrategischen und operativen Marketing-Managements“ mit dem Titel „Marketing-Konzeption“, erschienen im Verlag Franz Vahlen, München, von Prof. Dr. Jochen Becker. Nun liegt die 10. Auflage vor (ISBN 978-3-8006-45275).

Das Buch eignet sich nicht zuletzt aufgrund seiner klaren Struktur, lernfreundlich zweifarbigem Layout und Hervorhebungen mit vielen Tabellen und Abbildungen insbesondere für Studierende, die eine umfassende Einführung ins Thema suchen. Das Buch ist übersät mit Praxisbeispielen, die das Verständnis und die Anwendung des Erlernten erleichtern.

Bei einem so langjährig bewährten Buch stellt sich nicht mehr die Frage, ob hier wissenschaftlich fundierte Arbeit geleistet wurde, sondern allenfalls danach, ob nach 30 Jahren die thematischen Gewichtungen praxisgerecht angepasst wurden. So könnte es sich als Angriffspunkt neuerer Bücher um Thema der „Marekting-Konzeption“ erweisen, die dramatischen Änderungen in der Kommunikation noch stärker zu berücksichtigen.

„Im Zuge der dynamischen Entwicklung Sozialer Medien (Social Media) versuchen Unternehmen verstärkt, auch diese Medien für die Realisierung eigener Marketing- und Unternehmensziele nuztbar zu machen. In diesem Sinne wird auch von Social Media Marketing gesprochen“, schreibt Becker.

Wer einmal eine sachlich fundierte, aber kritische Händler- oder Produktbeurteilung bei Amazon oder anderen Online-Shops platziert hat weiß, wie ernst heute der Vertrieb und der Hersteller jedes Rating durch Kunden nehmen.

Inzwischen werden ganze Produktpositionierungsstrategien auf Basis von Ratings definiert, und das nicht nur in der Touristik oder im Hotelgewerbe, wo fehlende Sterne oder schlechte Beurteilungen zu spürbaren Preisabschlägen führen.

So kann inzwischen von einer „Ratingelastizität der Nachfrage“ gesprochen werden, mit der die Mengenveränderung der Nachfrage in Abhängigkeit von der Ratingveränderung gemessen werden kann. Dieses und andere Instrumente sind aber in eine Marketing-Konzeption schlüssig einzubinden.

Becker präsentiert in seiner zehnten Auflage bereits viele moderne Begriffe wie „Social Media-Manager“ oder „Community-Manager“, SCRM und „Digital Natives“. Für künftige Auflagen ist zu erwarten, dass sich der in der Praxis zu beobachtenden Umbruch noch stärker die Gewichtungen in diesem empfehlenswerten Standardwerk bestimmen werden.

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Deflation gefährlicher als Inflation

Von Dr. Oliver Everling | 14.November 2013

„Wir haben ein ziemlich schlechtes Momentum beim Wachstum des Sozialprodukts weltweit“, sagt Philippe Waechter, Directeur de la recherche économique bei der Natixis Asset Management aus Paris. Außerdem seien deflationäre Tendenzen zu sehen. „Fast überall haben wir niedriges Wachstum, wenn man es mit der Zeit vor der Krise vergleicht.“ Das habe sich im Vergleich zu Vergangenheit deutlich geändert, denn früher gab es abwechselnd die USA und andere Länder, die als Wachstumslokomotiven gedient hätten.

„Europa muss Autonomie im Wachstum bekommen“, fordert Waechter, denn die Wachstumsimpulse müssten nun aus Europa selbst kommen, da diese nicht mehr von den USA oder anderen ausgehen. Der einzige Staat, bei dem die inländische Nachfrage nicht durch die Krise beeinträchtigt wurde, sei Deutschland.

Wenn die Inflation um 1 % liege, könne sie mit statistischen Methoden nicht mehr von einer Deflation unterschieden werden. Waechter glaubt daher nicht, dass die niedrigen Inflationsraten auf ein inflationäres Szenario deuten würden. „Wir fallen nicht in eine Rezession. Das ist nicht das Thema. Aber wir haben ein sehr niedriges Wachstum und daher werden auch die Zentralbanken gefordert sein.“

„Jeder managt nur seine eigene Situation, USA wie auch China“. Die Rezession nach 2008 habe seit den 1990er Jahren den schärfsten Einbruch im Welthandel gebracht, macht Waechter anhand der (negativen) Wachstumsraten des Welthandels klar. Waechter tritt der Vorstellung entgegen, dass die in Europa jetzt erreichten Wachstumsraten bereits ausreichen würden, um Jobs zu schaffen.

Olivier de Larouzière, Head of Interest Rates, Senior Portfolio Manager bei Natixis Asset Management (NAM), begründet seine Untergewichtung deutscher und niederländischer Staatsanleihen und umgekehrt seine Übergewichtung von Italien und Spanien. „Um in Staatsanleihen zu investieren, benötigt man hohe technische Expertise“, sagt de Larouzière, „deshalb bedarf es Spezialisten.“ Er spricht auch Portugal an: Das Land werde weitere Hilfe benötigen, um an die Kapitalmärkte zurückkehren zu können. Die EZB sei über die niedrige Inflation in Europa besorgt.

Philippe Berthelot, CFA, Head of Credit Management Teams (Corporate and Structured Credits) bei Natixis Asset Management (NAM) warnt vor dem hohen deflatorischen Risiko. „Das Schlimmste liegt hinter uns, aber einige italienische Banken benötigen Rekapitalisierung.“ Berthelot gibt die Daumenregel vor, dass jede Bankenkrise 10 Jahre benötige, um überstanden zu werden.

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Trendinseln im Depotbankmarkt

Von Dr. Oliver Everling | 13.November 2013

Über 100 Teilnehmer der Herbstfachtagung im Frankfurter Hilton Hotel informieren sich über regulatorische Themen und deren Auswirkungen auf das Geschäft der Depotbanken: Volker Braunberger (Geschäftsführer der itechx) begrüßte die Teilnehmer und setzte mit seiner Einführung den Rahmen der Veranstaltung. Er beleuchtete die Frage, in welchem Umfang die neue Regulierung auch neue und dauerhafte Geschäftsmöglichkeiten eröffnet.

Einen Überblick über die aktuellen und zukünftigen regulatorischen Themen, insbesondere KAGB, EMIR, UCITS V und VI, gab Dr. Christian Schmies (Partner bei Hengeler Mueller). Es wurde deutlich, dass sich Depotbanken auch in den nächsten Jahren sehr intensiv mit der Umsetzung komplexer regulatorischer Anforderungen befassen müssen.

In den Vorträgen von Frank G. Vogel (Mitglied der Geschäftsleitung der KAS BANK N.V.) sowie von Matthias Dietrich (Senior Manager der itechx) wurden die Auswirkungen der Regulatorik auf die Anbieter im Depotbankgeschäft, die Herausforderungen in der Umsetzung sowie eine erfolgreiche Positionierung des stark von Global Custodians besetzten Marktes analysiert. Es ließ sich feststellen, dass Anbieter nur mit einer klaren Positionierung und Spezialisierung sowie effizienten Prozessen, einer optimalen IT-Unterstützung und einem professionellen Dienstleister-Management dauerhaft erfolgreich sein werden.

In der hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion, die von Patrick Arora (Abteilungsdirektor beim Bundesverband deutscher Banken) moderiert wurde, diskutierten Joachim Hüfken (Leiter Client Investment Services der LBBW) sowie die anderen Referenten die Fragestellung, ob der Umfang und die Komplexität des regulatorischen Umfeldes noch Zeit für Innovationen lassen.

Die Fachtagungen der itechx GmbH befassen sich mit aktuellen Fragestellungen und Themen rund um Kapitalanlagegesellschaften und Depotbanken. Die halbjährlich stattfindenden Fachtagungen haben sich bereits zu einem festen Termin in der Bankenszene etabliert und erfreuen sich eines immer größer werdenden Teilnehmerkreises.

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Anleihen für das Markenrelaunch

Von Dr. Oliver Everling | 13.November 2013

Als einer der führenden europäischen Hemden- und Blusenhersteller im mittleren und gehobenen Preissegment braucht man die Firma eterna kaum vorzustellen. Seit 150 Jahren ist die Marke etabliert. Geschäftsführer Henning Gerbaulet stellt das Unternehmen als Anleiheemittenten auf dem Eigenkapitalforum in Frankfurt am Main vor.

„Uns ist es wichtig, deutlich marktorientierter und schneller zu arbeiten“, kommentiert Gerbaulet jüngste Veränderungen der Unternehmensführung. Bei eterna geht es um ca. 3.000 Wholesale-Kunden in Deutschland und weltweit rund 5.000 Fachhändler, um 42 eigene Fachgeschäfte und 14 Franchise Stores sowie das Management von 345 Mitarbeitern in Deutschland, rund 730 in der Produktion (Slowakei).

„Es geht uns darum, eine Firmenkonjunktur zu kreieren, die deutlich besser ist als der Markt. Unseren Exportanteil konnten wir ausbauen“, sagt Gerbaulet. Helmut Kandlbinder, in der Geschäftsleitung für Finanzen und Controlling zuständig, freut sich, anlässlich des Eigenkapitalforums seine Beteiligung am Unternehmen bekanntzugeben, und skizziert die Entwicklung im Überblick seit dem Leverage Buyout (LBO) im Jahr 2006. Insbesondere erläutert er die Goodwill-Abschreibung, die zwar zu Aufwand, aber eben nicht zu Liquiditätsabfluss führe.

„Bei unseren Banken haben wir keinen Katalog von Covenants. Die Verträge sind verständlich lesbar“, kommentiert Kandlbinder die Beziehungen zu den Banken. Er kommt auf die erfolgreiche Umfinanzierung durch mehrfach überzeichnete Anleiheplatzierung in 2012 sowie über gelungene Aufstockung per Juni 2013 zu spreche, um somit eine sichere Finanzierung über die Anleihe und zwei Hausbanken zu haben. „Wir haben zusätzliche unternehmerische Freiheiten durch Reduzierung der Bankdarlehen auf 5 Mio. €, die uns höhere Flexibilität und neuen Handlungsspielraum für erfolgreiche Umsetzung der Unternehmensstrategie eröffnet.“ Der Rangrücktritt bei Gesellschafterdarlehen und die Vereinbarung zur Kapitalbelassung stärken die Position der Anleihegläubiger.

Gerbaulet skizziert, wie erkannte Problembereiche angegangen werden und wirbt für Verständnis, dass es einerseits einen Vorlauf gibt, andererseits durch die hohe Abhängigkeit vom Großhandelsumsatz (rund 80 %) die Effekte nicht sofort sichtbar werden.

Gerbaulet räumt ein, dass sich eterna vor seiner Zeit etwas auf dem starken Markennamen ausgeruht habe. Daher sieht er durch eine Reihe von Ansatzpunkten und Alleinstellungsmerkmalen die Chance zur Realisierung der Vision eines europäischen Category Leaders im Bereich Blusen und Hemden bis 2020.

Qualitätsführerschaft, Stil, Geschmack und Modernität als Leitbild von Marke und Produkten, Heritage (Hemden- und Blusenhandwerkstradition seit 150 Jahren), europäische Produktion als Grundlage von Vertikalität und Nachhaltigkeit (Öko Tex 100plus, CO2 Bilanz) sowie modernen Multi Channel Vertrieb sieht Gerbaulet als Ansatzpunkte. Die Ausarbeitung des Markenrelaunchs zur Modernisierung und Emotionalisierung der Marke setzt Gerbaulet bis April 2014 an. Der Startschuss werde mit dem Messeauftritt zum Relaunch bei der Panorama in Berlin im Juli 2014.

Zugunsten der Anleihe argumentiert eterna mit der stabilen Umsatzbasis durch führende Marktposition und hohe Marktdurchdringung mit einem Marktanteil von rund 11 % im relevanten Hemdensegment in Deutschland sowie etablierte Vertriebskanäle, bei insgesamt 5.000 Fachhandelskunden in 44 Ländern sowie 42 eigenen Stores und 14 Franchisefilialen, die sich eine Markenbekanntheit von rund 48 % zunutze machen. Die Entschuldung um 21,5 Mio. € seit Dezember 2007 bis 2013 aus der operativen Geschäftstätigkeit sieht das Management als Beleg für eternas Fähigkeit zur Entschuldung und Leistung des Kapitaldienstes.

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Bonds als Konsequenz der Finanzkrise

Von Dr. Oliver Everling | 13.November 2013

Die 1912 gegründete Gesellschaft wurde 1986 als Sixt Aktiengesellschaft an die Bürse geführt. Seitdem steht sie im Interesse der Finanzanalysten. Als Autovermieter ist die heutige Sixt SE prädestiniert, auch Fremdkapital insbesondere auch durch Emission von Aleihen einzusetzen. Dr. Julian zu Putlitz sieht Sixt als profitabelsten und am besten mit Eigenkapital ausgestatteten Wettbewerber zu Hertz, ABG oder Europcar im Vergleich.

Zu Putlitz spricht auf dem Debt Capital Forum in Frankfurt am Main. In Deutschland Marktführer, findet sich Sixt in Europa an vierterter Stelle mit deutlichen Marktanteilszuwächsen. „Mehr als 50 % unserer Fahrzeuge sind Premiumprodukte der Marken Audi, BMW und Mercedes“, macht zu Putlitz die Positionierung des Unternehmens klar.

Für Investoren sei es wichtig zu verstehen, worauf es beim Autovermieter ankomme. „Im Gebrauchtwagenmarkt kann man enorm viel Geld verlieren“, warnt zu Putlitz, „daher haben wir uns Kakulationssicherheit verschafft, indem wir Rückkaufvereinbarungen getroffen haben.“ Kaufe man dagegen ein Fahrzeug auf Risiko, dann müsse man ständig neu entscheiden, ob man das Fahrzeug weiter behalten wolle oder es veräußere. „Wir sind in hohem Maße gegen Fluktuationen im Gebrauchtwagenmarkt abgesichert“, fasst zu Putlitz mit Blick auf weitere Absicherungsmaßnahmen zusammen.

„Wir gehen vorsichtig in den amerikanischen Markt“, skizziert zu Putlitz den Einstieg in die USA. Sixt folge dem Muster, wie Sixt auch in Mallorca zunächst Fuß gefasst habe, wo die meisten Deutschen reisen. In Florida allerdings seien es nicht die Deutschen, sondern Brasilianer, die mit ihrem starken Real in Florida Urlaub machen. Den amerikanischen Markt könne keiner alleine abdecken, daher gebe es ein Franchisekonzept. „Das haben wir früher begonnen als geplant, da wir von vielen angesprochen wurden. Wir verdienen rund 7 % vom Umsatz ohne große Kosten.“

Car Sharing gilt als Wachstumsmarkt. „Unsere Erwartungen sind voll erfüllt“, sagt zu Putlitz. In zweieinhalb Jahren habe man mehr als 180.000 Nutzer bekommen. „Eine sehr positive Entwicklung. Noch macht es Verluste, aber wir können hier sehr interessante Produkt- und Prozessinnovationen testen, zum Beispiel schlüssellose Autos.“ Die Logistik der Autoschlüssel sei eine enorme Aufgabe, die bei Wegfall des Schlüssels eingespart werde.

Bis 2008 haben wir eher kurfristige Finanzierungen gehabt, bilaterale Kredite. „Aufgrund der Erfahrungen der Finanzkrise und der Unsicherheiten haben wir uns entschlossen, stärker auf den Kapitalmarkt zu setzen.“ Daher wurden Anleihen emittiert.

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Bann des billigen Geldes

Von Dr. Oliver Everling | 12.November 2013

Die Politik des billigen Geldes zwingt institutionelle Investoren dazu, bei ihrer Asset Allocation verstärkt auf alternative Ertragsquellen zu setzen. Das ist eines der zentralen Ergebnisse des FERI Institutional Forums in Frankfurt am Main, bei dem namhafte Strategen und Investoren die aktuellen Trends im Bereich professioneller Asset Allocation diskutierten.

Der Druck auf institutionelle Investoren ist nach der abermaligen Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank am vergangenen Donnerstag nochmals gewachsen. „Die Zinsen werden auch in den nächsten Jahren nur geringfügig steigen“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Vorstand und Chief Investment Officer der FERI AG. „Die Frage ist, welche unmittelbaren Konsequenzen Investoren für ihre Anlageentscheidung treffen: Raus aus Renten, rein in Aktien, Immobilien und andere Sachwerte, lautet derzeit bei vielen Marktteilnehmern die Devise“, so Dr. Rapp weiter.

„Angesichts des dramatischen Zinsumfelds müssen zur Optimierung institutioneller Anlagestrategien neben klassischen Risiko-Rendite-Ansätzen auch weiterentwickelte Instrumente in Betracht gezogen werden“, sagt Carsten Hermann, Managing Partner und verantwortlich für das Investment Management der FERI Trust GmbH. Es seien nun Alternativen zu Staats- und Unternehmensanleihen gefragt, die bessere Ertragsquellen darstellen und somit direkte positive Effekte auf das Gesamt-Portfolio haben. Diese Funktion könnten etwa Senior Secured Loans oder Optionsprämien-Strategien übernehmen. „Dabei geht es keineswegs darum, eine völlig neue Anlagewelt zu schaffen“, betont Carsten Hermann. Vielmehr seien diese alternativen Ertragsquellen konsequente Weiterentwicklungen bestehender Anlage-Vehikel.

Bei Senior Secured Loans handelt es sich um außerbörslich gehandelte Fremdkapital-Darlehen, die von Banken und institutionellen Kreditgebern für Unternehmen bereitgestellt werden. Sie bieten Investoren eine Kombination aus niedrigem Zinsänderungsrisiko und hohen Kupons und werden zunehmend als Alternative zu Anleihen, vor allem High Yield Bonds, eingesetzt.

„Unter Berücksichtigung knapper Risikobudgets gibt es nicht die eine optimale Asset Allocation, mit der institutionelle Anleger die erforderlichen Renditen erfüllen können“, so Carsten Hermann. Es gebe aber Optimierungsmöglichkeiten durch die Allokation alternativer Ertragsquellen und eine verstärkte Sachwert-Orientierung. „Das Motto muss lauten: Investieren statt sparen – und als Minimumanforderung gilt dabei der reale Vermögenserhalt“, so Carsten Hermann.

Die 26. FERI Herbsttagung in Frankfurt am Main vereinte erstmals die FERI Konjunkturtagung, das FERI Immobilien Symposium sowie das FERI Institutional Forum. Kernthema der Veranstaltung waren die Auswirkungen der aktuellen Notenbank-Politik auf Wirtschaft und Märkte. In den drei Fachforen diskutierten namhafte Investment Professionals aktuelle Fragen für ihre jeweilige Asset Klasse.

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Der Kapital(e) Fehler

Von Dr. Oliver Everling | 11.November 2013

„Showdown – Europa am Scheideweg“ ist nicht nur ein Buchtitel, sondern auch das Thema des Vortrags von „Mr. DAX“. Dirk Müller von CASHKURS spricht erneut im MontagsMeeting des eff European Finance Forum.  Der mit über hundert Teilnehmern bis auf den letzten Platz gefüllte Saal spricht für das rege Interesse an seinem Thema.

„Er fungiert als Dolmetscher zwischen den Finanzmärkten und den Menschen draußen“, führt Dr. Udo A. Zietsch, Sprecher des Regionalvorstandes Frankfurt des eff European Finance Forum e.V., in die Veranstaltung ein.

„Ich will mich auf den wichtigsten Punkt heute Abend konzentrieren“, kommt Müller gleich zum Thema. „Ich will Ihnen eine realistische Möglichkeit vorstellen, um Probleme zu beheben. Wir sprechen darüber auf hoher politischer Ebene, CEOs und Wissenschaftlern. Vielleicht haben wir eine Möglichkeit zur Veränderung.“

„Wir sind der beste Kontinent der Welt. Wir brauchen Europa“, sagt Müllter und zählt die vielen Errungenschaften und Bedingungen in Europa auf, die diesen Kontinent einzigartig mache. Selbst in einem Thema wie dem Datenschutz sei Europa hier der einzige Kontinent, der noch glaubwürdig sei. „Wir müssen allerdings selbst dafür Sorge tragen, dass unsere Werte erhalten bleiben.“

Müller tritt der Vorstellung entgegen, dass man die Unterschiedlichkeit in Europa ausgemerzt werden müsse. Im Gegenteil: Eine chinesische Weisheit besage, dass die fünf Finger einer Hand nur deshalb perfekt zusammenwirken, weil sie unterschiedlich lang seien. „Europa hat eine große Zukunft. Aber wir haben ein großes Problem, das ist der Kern, auf den man zu sprechen kommen muss: Das Schuldgeldsystem.“

Geld entstehe ausschließlich durch Schulden, durch Kreditaufnahme. Die EZB könne soviel Geld drucken, wie sie will, es wird nicht in Umlauf kommen. Erst wenn sich eine Bank Geld leiht, gelangt Geld in den Wirtschaftskreislauf. Allen Schulden dieser Welt steht die gleiche Menge an Geldvermögen gegenüber.

Die Verschuldung sei ein weltweits Phänomen. „Selbst wir, der reiche Onkel, der ganz Europa retten soll, ist mit 285 % (2009) verschuldet.“ Müller stellt die Verschuldung der Staaten, nichtfinanzieller Unternehmen, von Haushalten und Finanzinstituten dem Bruttosozialprodukt gegenüber. Russland habe nur 71 %, China nur 159 % (jeweils 2008), weil diese Länder erst später dem Schuldgeldsystem „beigetreten“ sind.

Müller führt ein Video mit den Aussagen von Alan Greenspan zur Herabstufung der USA auf AA+ vor: „We can always print money.“ China habe deshalb trotz der riesigen Währungsreserven in US$ die USA nicht in der Hand, denn die USA könnten ihre Schulden durch wertloses Papier abtragen.

„Die Inflation hat längst stattgefunden“, warnt Müller, „die Zinsen sind lächerlich niedrig. Der Preis, der Wert, von Staatsanleihen steht im umgekehrten Verhältnis zu den Zinsen.“ Die Preise für Anleihen seien völlig übertrieben. „Wenn das Geld aus diesem Ballon herausschießt,“ fragt Müller, „wo geht es dann hin?“ Wer aus den Anleihen herausgehe, müsse Aktien, Immobilien oder sonst welche Gegenstände kaufen. Dann gebe es aber eine sehr schnelle Inflation. „Wir haben ein riesiges Inflationspotential geschaffen, das jederzeit auf die realen Märkte umschlagen kann.“

Nach dem Motto „geht nicht gibt’s nicht“ will Müller „zurück zum Ursprung“ und vermittelt grundlegende Erkenntnisse über den Wirtschaftskreislauf. Inflation, Steuern, Enteignung, Schuldenschnitt: Stets würde es zum gleichen Ergebnis kommen. Nur wenn die in Geld „gespeicherte Arbeitsleistung“ zurückgefordert werde, würde das Problem gelöst, glaubt Müller.

In der Verbesserung von Infrastrukturen sieht Müller ein riesiges Potential. „Wer im Zug oder auf der Autobahn eine Telefonverbindung halten wolle wisse, wo das Problem liegt. Im ICE ließen sich nicht einmal E-Mails bearbeiten und sicher aussenden.“ Dadurch gehe ein riesiges Produktivitätspotential verloren. Hinzu komme, dass Europa keinen Handyhersteller mehr habe usw.

Amerika hat in seiner Geschichte zwei große Schübe. Die erste war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert mit dem Aufbau der Eisenbahnen, der zweite nach den 1950er Jahren im Ausbau des Netzes von Highways. Infrastruktur werde vor Ort gebaut, das Geld bleibe daher bei den Menschen. „In Europa haben wir einen ungeheuren Bedarf zum Ausbau der Infrastruktur.“

Müller hofft auf „viele kleine Infrastrukturfonds“, die für Private das Investment in Infrastruktur attraktiv machen. Geldvermögen würde in Sachwerte umgewandelt und damit einen Boom in der Wirtschaft auslösen, so Müller. „Die Bürger könnten ihre Verschuldung reduzieren. Der Staat hätte Entlastung auf der Sozialversicherungsseite. Die Unternehmen hätten Gewinne und senken ihre Schuldenlast. Die Bankbilanzen schrumpfen auf beiden Seiten durch Umwandlung von Geld- in Sachvermögen. Wir würden den modernsten Kontinent der Welt schaffen.“

Mit seinem Angriff auf den „kapitalen Fehler“, dem Schuldgeldsystem, bewegt sich Mr. DAX ganz in der Tradition von Moses oder des Propheten Mohammed, die jeden Zins und Geldschuld für Teufelszeug erklärten. Selbst in den islamischen Staaten haben sich jedoch nicht weniger drückende Geschäftsarten auch jenseits von Zins und Geldschulden mit realwirtschaftlichen Verpflichtungen herausgebildet, indem beispielsweise an die Stelle von Krediten Miet- und Nutzungsverträge treten.

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