Für mehr Soziale Marktwirtschaft in Europa
Von Dr. Oliver Everling | 1.Juli 2013
„Jetzt handeln – fünf Herausforderungen für die Soziale Marktwirtschaft“ – zu diesem Thema bringt sich Dr. h.c. Wolfgang Clement, Vorsitzender des Kuratoriums der INSM, in das Symposium zu Ehren von Prof. Dr. Hans Tietmeyer ein. „Ich wundere mich darüber, wie lange wir in Europa eine solche Entwicklung durchgehalten haben“, sagt Clement mit Blick auf die schon vor einem Jahrzehnt hohen Jugendarbeitslosigkeit in Spanien.
„Ich betrachte es als Auszeichnung“, sagt Celment mit Blick auf seinen Vorsitz beim INSM, „Ihre Arbeit, Herr Professor Tietmeyer, fortführen zu dürfen.“ Der demografische Wandel – mit Ausnahme von eventuell Italien – werde Deutschland viel stärker herausfordern, als alle anderen Staaten in Europa.
Clement geht z.B. auf Fragen der Ausbildung der Jugend (hohe Zahl der Schulabsolventen ohne Abschluss) oder die Frage ein, warum Zuwanderer nicht dauerhaft in Deutschland bleiben wollen, sondern Deutschland wieder verlassen. Ein Bildungsproblem sei ein Problem der Chancengerechtigkeit. Der demografische Wandel bleibe die größte Herausforderung. Jährlich werden etwa eine halbe Million Menschen weniger im Arbeitsleben zur Verfügung stehen.
Wenn sich die Erwerbsbeteiligung älterer Menschen verbessere, könne auch der Beitragssatz stabil gehalten werden – alles andere würde zu einem dramatischen Anstieg führen, warnt Clement. Spätestens ab 2015 würden alle Versprechen der Politik wieder einkassiert werden müssen, denn ab dann werde der demografische Wandel mit aller Schärfe eintreten.
„Es gibt kein Kind, dass ohne Talente auf die Welt käme“, lenkt Clement den Blick auf die Aufwertung des Berufes der Lehrerinnen und Lehrer. Die Bildungspolitik sei die beste Politik zur sozialen Sicherung. Clement kritisiert, dass zu oft nur mit der Reparatur im Nachhinein gearbeitet werde.
„Eine europäische Energieunion ist nicht weniger wichtig als eine Währungsunion“, überlegt Clement und rechnet vor, wie viel mehr erreicht worden wäre, wenn die Milliarden für Wind- und Sonnenenergie alternativ für Bildung ausgegeben worden wären. Clement macht klar, wie sehr die Energiewende gerade auch den kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland im Wettbewerb geschadet hat.
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Europas Perspektiven in der Diskussion
Von Dr. Oliver Everling | 1.Juli 2013
Prof. Dr. Lüder Gerken (CEP), Alexander Graf Lambsdorff (MdEP), Olli Rehn und Prof. Dr. Gesine Schwan von der Humboldt Viadrina disktuieren unter der Moderation von Holger Steltzner über die „Perspektiven für Europa“ im Rahmen des Symposiums zu Ehren von Prof. Dr. Hans Tietmeyer. Die Veranstaltung wurde von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft organisiert.
„Kern unseres Modells ist eine automatische Schuldenschnittregel“, erläutert Gerken. „Wenn man erst wartet, bis die Insolvenz erreicht wird, kommt es zu erratischen Zuckungen an den Finanzmärkten. Der Referenzwert müsste deutlich unter dem Schuldentragfähigkeitslevels liegen, z.B. 90 % des BIP würde einen Schnitt von 10 % zur Folge haben.“ Gerken will außerdem das Schlupfloch der Target-Salden schließen. Die Kriterien des Stabilitäts- und Wachstumspaktes seien dann nicht mehr länger von der bisherigen Relevanz, denn Renditeforderungen und Zinsen würden bei Annäherung an die Schuldenschnittregel automatisch nach oben gehen.
Rehn will an der Vorstellung festhalten, dass Griechenland ein einzigartiger Fall war. Der Ansteckungseffekt habe aber gezeigt, wie sorgfältig neue Regeln überdacht werden müssten. Das geplante Freihandelsabkommen mit den USA wird durch die Abhöraktion und Spionage der USA belastet. „Ich war traurig und besorgt, als ich die Nachrichten darüber hörte“, kommentiert Rehn und hält die Aufklärung der Sachverhalte für unabdingbar.
Alexander Graf Lambsdorff, Mitglied des Europäischen Parlaments, lebte in den USA zum Zeitpunkt des 11. September 2001. Terrorbekämpfung sei unabdingbar, aber Lambsdorff findet klare Worte der Ablehnung der Aktion aus den USA. Nun müsse in abhörsicheren Räumen geplant werden.
Prof. Dr. Gesine Schwan beklagt, dass viel zu wenig über die Soziale Marktwirtschaft nachgedacht werde. Der Neoliberalismus, der keineswegs Deregulierung gemeint habe, sondern Regluierung durch den Staat, wollte einen Rahmen durch den Staat für die Wirtschaft schaffen. „Die sozialstaatlichen Kompetenzen sind in der EU aber bei den Nationalstaaten belassen“; kritisiert Schwan.
Wenn die Verschuldung trotz Stabilitätspolitik steige, dann müsse man sich mit den empirischen Fakten neu auseinandersetzen. Schwan will bei der parlamentarischen Kontrolle ansetzen, indem eine Verschränkung europäischer und nationaler Ebene erreicht werde. Schwan will keine Rechtsregeln, von denen man absehen könne, dass sie nicht eingehalten würden.
„Seit John Locke haben wir den Grundsatz der Herrschaft des Rechts, der Rule of Law“, sagt Gerken, nur könne es nicht sein, dass Recht gebrochen werden. Es gehe auch um permanente Verletzungen des Stabilitäts- und Wachstumspaktes. Gerken bezweifelt, dass der Pakt die notwenidge Schärfe erreichen werde.
Graf Lambsdorff zeigt auf, warum Europapolitik nicht einfach nur das Einhalten von Regeln sein könne, denn es gehe um Ausgleich von Interessen. „Ein einfaches Regelwerk wird der Komplexität Europas nicht gerecht“, warnt Graf Lambsdorff. „Frankreich ist ein großes Problem und Frankreich und Deutschland dürfen nicht auseinanderdriften, dafür ist Frankreich viel zu wichtig.“ Der Ansatz müsse klar sein, die Kommission habe den Druck auf Frankreich aufrechtzuerhalten. „24 % sind in Frankreich, 74 % in Deutschland mit der Politik ihrer Regierung in Europa zufrieden.“
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Olli Rehns Weg aus der Krise für Europa
Von Dr. Oliver Everling | 1.Juli 2013
Die politischen Herausforderungen um den Euro, die technologischen Veränderungen, die in jeder Verästelung ide Unternehmen erreichen, sowie die veränderten Bedingungen am Arbeitsmarkt mit neuen Vorstellungen von der Work-Life-Balance stellt Martin Kannegiesser, Beiratsvorsitzender INSM an den Anfang des Symposiums zu Ehren von Prof. Dr. Hans Tietmeyer.
Olli Rehn, Vizepräsident der EU-Kommission und Kommissar für Wirtschaft und Währung, widmet sich der Frage, wie Europa aus der Krise bewegt werden kann. Rehn unterstreicht, dass sich Geldpolitik nicht in einem Vakuum vollziehe, sondern auch Ausdruck der Wertungen einer Gesellschaft sei. Das, was hier für eine Nation gelte, zeige sich auch für Europa.
Rehn will zwischen kurz- und langfristigen Aufgaben unterschieden wissen. Kurzfristig ging es um die Stabilisierung der Finanzmärkte. Befürchtungen, dass der Euro schnell zerfallen würde, konnten zerstreut werden. Mit der Stabilisierung der Finanzmärkte dürfe man sich aber nicht begnügen, denn schmerzlich sei man sich auch der Arbeitslosigkeit in vielen Mitgliedstaaten bewusst.
„Die Defizitstaaten haben begonnen, ihre Ungleichgewichte zu korrigieren“, rechnet Rehn vor. So sei man für alle Staaten der Eurozone zusammengerechnet an der Schwelle zu einem Zahlungsbilanzdefizit von Null und umgekehrte Überschüssen von ca. 2,6 % der Bruttoinlandsprodukts. „Die Eurozone ist keine geschlossene Volkswirtschaft, wie manche wohl zu glauben scheinen“, deutet Rehn auf die Abhängigkeiten vom globalen Handel. Rehn erinnert an den Beitritt von China zur Welthandelsorganisation 2001.
Rehn sieht wichtige Faktoren zur Unterstützung des weiteren Wachstums in derStärkung der Kaufkraft bzw. der Einkommen, insbesondere auch durch Erhöhung der Beschäftigung. Strukturelle Reformen zur Stärkung der Nachfrage in Deutschland sowie Reform des Rentensystems in Frankreich schreibt Rehn auf die Aufgabenlisten der Politiker.
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Hoffnungsschimmer für einige Industrieländer
Von Jian Ren | 26.Juni 2013
Der internationale Kreditversicherer Coface hat seine Länderbewertungen überprüft und für einige Länder aktualisiert. In Europa sieht Coface positive Entwicklungen in Irland, Island und Polen. Island wurde von A4 auf A3 heraufgestuft, Irland (A4) kam auf die positive Watchlist, Polen hat in A3 keinen negativen Ausblick mehr. In Tschechien und Slowenien hingegen halten die Probleme an. Coface hat beide Länder von A3 auf A4 herabgestuft.
Unter den außereuropäischen Ländern konstatieren die Coface-Ökonomen eine positive Tendenz für Japan (A1) und die Philippinen (von B in A4). Ecuador hat den Schritt von C in B geschafft, die Elfenbeinküste blieb in der untersten Risikoklasse D, wird jedoch mit positivem Ausblick versehen. Auf der anderen Seite steigen die Risiken in Südafrika und Tunesien. Dort geht die Wirtschaftsleistung zurück und es bestehen Finanzprobleme. Vor allem aber wächst der politische und soziale Druck. Südafrika stufte Coface nun von A3 auf A4 zurück, Tunesien rutschte aus der A-Kategorie von A4 auf B.
Mehr zu den aktuellen Änderungen und alle 158 Länderprofile: www.coface.de
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Inszenierte Überdramatisierung
Von Dr. Oliver Everling | 25.Juni 2013
Vertragsbrüche, nicht gehaltene Versprechen, Enttäuschungen – mit diesen Themen punktet Prof. Dr. Bernd Lucke, Universität Hamburg, Alternative für Deutschland (AfD) im Wirtschaftsclub Rhein-Main im Volksbankstadion. Lucke zieht mehr Anhänger, als die Mitligeder des Clubs erwarten mussten. Lucke thematisiert die gigantische Umvertielungsmaschine, die nicht nur durch die Rettungsschirme gegeben sein. Niedrigzinsen und Inflation sowie unlimitierte Staatsverschuldung seien die weiteren Räder dieser Maschine, die das Vermögen zum Nachteil der Deutschen umverteilen würden.
Lucke nimmt die Rettungsschirme „auseinander“, die er für nicht geeignet erklärt, um die Finanzmärkte zu beruhigen. Lucke illustriert, wie die Idee von Sicherheitsnetzen nicht dazu tauge, gleichzeitig auch als „Erziehungsmaßnahme“ wirken. Wenn beingungslos „gerettet“ werde, würden die Sanktionsmechanismen für besseres Verhalten fehlen. Lucke bleibt bei der These einer Kettenreaktion, die nach und nach die Staaten der EU erfassen werde. Immer mehr Staaten, immer mehr Banken und immer mehr Unternehmen würden von den Fehlsteuerungswirkungen erfasst.
„Wir müssen raus aus diesen Haftungsverbünden. Raus aus dem Haftungsverbund des Euros und der Bankschulden, denn diese sind ein Vielfaches noch der Staatsschulden“, glaubt Lucke. Griechenland werde erst nach der Bundestagswahl „in die Pleite gehen“, da es die Bundesregierung die nächste Bundestagswahl kosten würde.
Größten Applaus erntet Lucke im Volksbankstadion für seinen Vorwurf an die Opposition, versagt zu haben. SPD und Grüne würden folgsam die Vertragsbrüche der Bundesregierung folgen. Die Lasten aus der Euro-Rettung seien SPD und Grünen bekannt, daher würden sie „ehrlich“ entsprechende Steuererhöhungen ankündigen. Dass hier aber Steuergelder in den Sand gesetzt würden, bliebe verborgen. Lucke spielt auf die Altersvorsorge an, die durch diese Politik aufgezehrt werde.
In seinen Angriffen auf die politischen Gegner hat die FDP eine besonderen Stellenwert. „Ich wünsche mir, dass diese Partei bei der Bundestagswahl nicht mehr Prozente bekommt, als Ihr Sparbuch an Zinsen bringt“, ruft Lucke den Applaudierenden im Volksbankstadion zu.
Die CDU geissele die Korruption in Griechenland. „Was die CDU in Deutschland macht, ist aber Korruption, wie sie im Buche steht. Mit Steuersenkungen will die CDU die Wähler bestechen, obwohl sie nicht einmal über das Geld verfügt, das sie verspricht.“ So kommt Lucke immer wieder auch auf Lagarde zu sprechen, mit der sich nicht nur Korruptionsvorwürfe, sondern auch mangelnde demokratische Legitimation verbinden würden. Lagarde macht Lucke für eine „inszenierte Überdramatisierung“ verantwortlich, an deren Ende ihr offenes Bekenntnis stand, die europäischen Verträge zu brechen, um den Euro zu retten. Ohne den Euro würde die Europäische Union nicht weiter bestehen. Nach Lucke verhält es sich umgekehrt: Durch die Vertragsbrüche könne heute nicht mehr von „demselben“ Euro gesprochen werden.
„Der Euro spaltet Europa, weil er eine Fehlkonstruktion ist“, warnt Lucke. Dabei beruft er sich auf den verstorbenen FDP-Vordenker Ralph Dahrendorf, der vor der Spaltung Europas wegen der Einführung einer einheitlichen Währung gewarnt habe. Lucke doziert über Import- und Exportpreise, Einkommen und Preisentwicklungen mit dem Resümée, dass Deutschland vom Ausstieg profitieren würde.
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Gefahr und Risiko im Rating
Von Dr. Oliver Everling | 25.Juni 2013
Credit Ratings sind anhand von Ratingskalen ausgedrückte Meinungen über die wirtschaftliche Fähigkeit, rechtliche Bindung und Willigkeit eines Schuldners, die mit einem Finanztitel verbundenen, zwingend fälligen Zahlungsverpflichtungen vollständig und rechtzeitig zu erfüllen. Es geht um die Gefahr, dass die Hoffnungen und Erwartungen von Anlegern nicht erfüllt werden. Beim Rating geht es immer ums Risiko. Daher ist ein aktueller Gastvortrag von Prof. Dr. Walter Krämer von Interesse.
In der Frankfurt School of Finance & Management spricht Krämer über das Thema „Keine Panik! Teure Fehler beim Umgang mit Gefahr und Risiko“. Krämer ist Leiter des Instituts für Wirtschafts- und Sozialstatistik der Technischen Universität Dortmund.
Nach seinem Diplom in Mathematik (1976) und Promotion (1979) an der Johannes Gutenberg Universität Mainz folgte die Habilitation für Ökonometrie an der Technischen Universität Wien. Krämer veröffentlichte zahlreiche Arbeiten zu Statistik, Ökonometrie, Gesundheitsökonomik, Sozial- und Sprachpolitik. Seine Bücher „So lügt man mit Statistik“ (1991 bei Campus) und „Lexikon der populären Irrtümer“ (1996 bei Eichborn) waren auf den Bestsellerlisten. Prof. Krämer ist u.a. auch Herausgeber der German Economic Review, der wissenschaftlichen Fachzeitschrift des Vereins für Socialpolitik.
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Rechtsaspekte von Debt Fonds
Von Dr. Oliver Everling | 25.Juni 2013
Worauf bei Debt Fonds aus rechtlicher Sicht für Investoren zu achten ist, darauf geht Dirk-Peter Flor, Rechtsanwalt bei Mayer Brown, anlässlich eines Informationsfrühstücks in Frankfurt am Main ein. Debt Fonds gewinnen aufgrund der verschiedenen regulatorischen Einflüsse auf Banken und Versicherungen wie auch wegen des Niedrigzinsumfeldes an Bedeutung.
„Versicherungen dürfen auch direkt in Darlehen investieren, davon machen sie aber relativ wenig Gebrauch“, sagt Flor. Die Versicherungen seien nicht darauf eingerichtet, die hierzu notwendigen Prüfungen vorzunehmen. Daher müssen sich diese institutionellen Investoren anderen Instrumenten zuwenden, um auch in diese Assetklasse zu diversifizieren.
Debt Fonds oder Verbriefungsvehikel treten daher zwischen Investoren und Darlehensnehmer. Das Vehikel könne steuergünstig auch in Luxemburg angelegt werden. Flor weist allerdings grundsätzlich auf die für bestimmte Anlageformen zu beachtenden Anlagegrenzen hin. Im Regelfall hätten die Versicherungen aber diese Grenzen nicht ausgeschöpft.
Flor stellt verschiedene Strukturüberlegungen vor, wie sie sich aus der Anlageverordnung (AnlV) ableiten lassen. Das Investmentgesetz wird durch das Kapitalanlagebuch abgelöst, so dass sich das Zeitfenster für bestimmte Gestaltungsmöglichkeiten in kürzester Zeit schließen werden, warnt Flor. Die AnlV bleibt auch nach Einführung des KAGB in Kraft, werde aber weiterhin auf das nicht mehr gültige Investmentgesetz verweisen. Flor macht darauf aufmerksam, dass sich daraus einige Komplikationen ergeben werden.
Dr. Thorsten Voss, ebenfalls Rechtsanwalt bei Mayer Brown, macht auf einige Besonderheiten hin, die sich auf europäischer Ebene ergeben. So würden beispielsweise die Franzosen den Sonderstatus des „10-Millionen-Mannes“ nach deutschem Recht nicht kennen. Mithin kommen in Frankreich für sehr vermögende Privatpersonen keine Sonderregeln zur Anwendung wie in Deutschland.
Flor geht speziell auf Strukturüberlegungen ein, die die Bankerlaubnis des Investitionsvehikels betreffen. „Da die einzelnen Versicherungsunternehmen die Darlehen nicht direkt erwerben,“ macht Flor klar, „greift deren Befreiung vom Erfordernis einer Bankerlaubnis nicht. Wird als Vehikel, das die Darlehen vergibt bzw. erwirbt,ein geschlossener Luxemburger Fonds, ein regulierter Luxemburger Spezialfonds oder ein Luxemburger Verbriefungsvehikel gewählt, ist eine Bankerlaubnis nach Luxemburger Recht nicht erforderlich.“
Allerdings seien nicht alleine die bankaufsichtsrechtlichen Anforderungen des Sitzlandes des Vehikels maßgebend.Vielmehr seien auch die bankaufsichtsrechtlichen Einschränkungen im jeweiligen Herkunftsland des Darlehensnehmers zu beachten. „Nach deutschem Bankaufsichtsrecht ist die Zusage eines Darlehens so wie der Erwerb einer offenen Darlehenszusage grundsätzlich bankerlaubnispflichtig.Der Erwerb vollständig ausgereichter Darlehensforderungen oder die (Teil-)Übernahme von Darlehensverträgen, unter denen keine Auszahlungspflichten mehr bestehen,bedürfen dagegen keiner Bankerlaubnis nach deutschem Recht.“
Wenn die Kreditvergabe auf Initiative des deutschen Darlehensnehmers oder aufgrund einer bestehenden Kundenbeziehung erfolgt,greife deutsches Bankaufsichtsrecht nicht. Die Zeichnung von Anleihen bedarf keiner Bankerlaubnis nach deutschem Recht.
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Achillesverse Aktivaqualität
Von Karl-Heinz Goedeckemeyer | 21.Juni 2013
Trotz der Tatsache, dass der Eigenkapitalaufbau weiter voranschreitet, entweder durch die Emission neuer Aktien wie zuletzt bei zwei deutschen Großbanken, oder durch den Abbau entsprechender Risikoaktiva, bleibt die nachlassende Aktivaqualität vor allem im südeuropäischen Bankensektor die Achillesverse. Laut einer Studie der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) liegt die NPL-Quote in Spanien bei knapp über 10%, in Italien beträgt die Ratio rund 13%, in Portugal sind es knapp unter 10%. Auch wenn angesichts unterschiedlicher Definitionen die Werte nur bedingt vergleichbar sind, stellt dies aus unserer Sicht den wichtigsten Risikofaktor dar.
Hinzu kommen oftmals geringe Deckungsquoten, d.h. nur für einen geringer Anteil der Problemkredite wurden bereits Rückstellungen gebildet. Bei italienischen Volksbanken liegt diese Deckungsquote bei etwa 30% und damit unter den Werten der Großbanken. Vor die weitere Entwicklung der Aktivaqualität dürfte es von Bedeutung sein, inwieweit es gelingt, einer Verschlechterung der Aktivaqualität entgegenzuwirken. So war bspw. in Spanien die Übertragung der toxischen Aktiva auf die Bad Bank bislang kein richtiger Befreiungsschlag, was die nahezu unveränderten NPL-Quoten zeigen. Deshalb habe die spanische Zentralbank auch jüngst weitere Rückstellungen angemahnt hat, heißt es bei der LBBW.
Bislang verlaufe der Abbau der Bilanzsummen zumeist über eine geringere Kreditvergabe oder dem Verkauf von Assets. Gleichwohl sieht der IWF, der hierzu mehrere Szenarien entworfen hat, und die Entwicklung in der EU-Peripherie kontrolliert, drohe keine Gefahr für eine weitere Eskalation der Eurokrise. Allerdings seien besonders in der EU-Peripherie die Kreditzinsen an Unternehmen unverändert hoch im Vergleich zu Kerneuropa, und dass trotz der EZB-Lockerungsmaßnahmen. Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass erst mit einem Anspringen der Konjunktur die Institute das Kreditrisiko geringer einschätzen und somit gewillt sein dürften, mehr Kredite zur Verfügung zu stellen.
Ferner nage das Zurückfahren der Geschäftsvolumina und der Aufbau höherer Rückstellungen zur Risikovorsorge an der Profitabilität der Banken und damit am weiteren Aufbau von Eigenkapital. Zwar hätten die Institute in der Breite stetig Erfolge verzeichnen können. Aber angesichts der strikteren Kapitalvorgaben gemäß Basel III sowie der zahlreichen Kapitalpuffer, die on top Europas nationale Regulierer bei Bedarf den Banken auferlegen können (Stichwort „systemischer Risikopuffer“) sowie der Vorgabe der Investoren, mehr als die Mindestziele zu erfüllen, liege noch ein gutes Stück Arbeit vor den Häusern. Daher dürften die Kostensenkungsbemühungen auch in Zukunft unverändert anhalten, die jüngst von der Commerzbank angekündigten weiteren Einsparungen ist als ein Beleg für diese Erwartung anzusehen.
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AAA für Julius Baer BF Local Emerging
Von Dr. Oliver Everling | 20.Juni 2013
Der Julius Baer BF Local Emerging Fonds erfülltnach Ansicht der Wiesbadener Ratingagentur Telos höchste Qualitätsstandards und erhält die Bewertung „AAA“ auf einer Skala von A bis AAA (höchste Qualitätsstandards).
Auszüge aus dem TELOS-Kommentar beschreiben den Fonds: „Der JB BF Local Emerging ist ein aktiv gemanagter Rentenfonds, dessen Anlageschwerpunkt auf Schwellenländeranleihen, denominiert in lokalen Währungen, liegt. Der Fonds verfügt über dementsprechend attraktive Renditechancen – aber auch ein damit verbundenes erhöhtes Risiko“
Der Fonds soll dem Investor die Möglichkeit bieten, am erwarteten überdurchschnittlichen Wachstum in den Emerging Markets zu partizipieren. Der JB BF Local Emerging investiere primär in Schwellenländerbonds, schreibt Telos, welche in lokaler Währung denominiert sind. Der Fokus sei dabei auf Asien, Lateinamerika sowie Osteuropa gerichtet.
„Der Fonds hat sich seit Auflegung besser entwickelt als sein Vergleichsindex, obwohl“, macht Telos deutlich, „der Fonds nicht benchmarkorientiert gemanagt ist. Allerdings konnte der Fonds sich dem stark rückläufigen Marktumfeld 2008 nicht entziehen und war von Abschlägen betroffen. In den Jahren 2009, 2010 und 2012 wurden dagegen wieder deutliche Zuwächse erreicht und die Benchmark deutlich outperformt.“
Das Sharpe-Ratio lag nach Angaben von Telos immer im positiven Wertebereich. Die modifizierte Duration des Fonds bewege sich in einer Bandbreite von rund 3 bis 5 Jahren. „Der Fonds hält aktuell rund 25% aller Anleihen in inflationsgeschützten Lokalwährungsanleihen. Aufgrund eines deutlichen Anstieges des Fondsvolumens auf aktuell 6.67 Mrd. € (per 30.04.2013) haben die Liquiditätsrisiken an Bedeutung gewonnen.“
Auszüge aus dem TELOS-Kommentar:
„Der JB BF Local Emerging ist ein aktiv gemanagter Rentenfonds, dessen Anlageschwerpunkt auf Schwellenländeranleihen, denominiert in lokalen Währungen, liegt. Der Fonds verfügt über dementsprechend attraktive Renditechancen – aber auch ein damit verbundenes erhöhtes Risiko. Der Fonds soll dem Investor die Möglichkeit bieten, am erwarteten überdurchschnittlichen Wachstum in den Emerging Markets zu partizipieren. Der JB BF Local Emerging investiert primär in Schwellenländerbonds, welche in lokaler Währung denominiert sind. Der Fokus ist dabei auf Asien, Lateinamerika sowie Osteuropa gerichtet.
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Kontinuierliches Wachstum des Dialysemarktes
Von Dr. Oliver Everling | 18.Juni 2013
Innovative Strategien im MedTech Sektor müssen die demografischen Veränderungen mit berücksichtigen. Prof. Dr. Ing. Jörg Vienken, BioSciences, Fresenius Medical Care, einem Marktführer für Dialyseprodukte mit mehr als 86.000 Mitarbeitern weltweit: „Wir sind vom Plastikhersteller 1997 zu einem Gesundheitsanbieter 2012 in 43 Ländern mutiert.“
In Europa vereinigt Fresenius rund die Hälfte des Marktes für Dialyse auf sich. Die Aussichten des Unternehmens sind gut, da die Zahl der Diabetiker rasch wächst. „In den USA mit 3 – 4 %, in der EU wie in Japan 2 %, global 7 %“, rechnet Vienken vor. Mit der Alterung der Bevölkerung geht der Anteil von Kranken nach oben.Dialysemarktes „In Japan z.B. gibt es mehr Dialysepatienten als in Deutschland.“
!962 musste ein „Committee for Patient Selection“ in Seattle, USA, über Leben und Tod von Dialysepatienten entscheiden. In 1960 mussten 30.000 $ pro Patient investiert werden, ohne Sicherheit über den Erfolg der Behandlung. „Wenn Ihnen die Forschungs- und Entwicklungskosten zu hoch sind, probieren Sie die Krankheit“, zitiert Vienken und zeigt generell die Bedeutung von Innovationen im Gesundheitswesen auf.
Die Zahl der Pflegebedürftigen wurde wiederholt unterschätzt und das Wachstum der Pflege falsch vorausgesagt. Gerontotechnologie gewinne rasch an Bedeutung. Vienken skizziert Möglichkeiten der Zukunft, durch nicht-invasive Technologien die Gesundheit zu überwachen. So könne sogar im Autositz ein Sensor eingebaut werden, mit dem der Puls und Symptome gesundheitlicher Probleme gemessen werden können. Vienken prognostiziert, dass künftig noch stärker die interdisziplinären Lösungen an Bedeutung gewinnen werden.
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