Gute Noten für Deutschland
Von Dr. Oliver Everling | 15.April 2013
„Trügerische Normalität? Wirtschaft und Märkte im Entspannungsmodus?“ Diesen Fragen geht die Feri Frühjahstagung nach. Axel D. Angermann zeigt den Zusammenhang der Wirtschaftsentwicklung mit der unterschiedlichen Reformbereitschaft der Länder in der Eurozone auf.
Angermann sieht in Italien und Frankreich eine eher geringe Reformbereitschaft: In Italien wie auch in Frankfreich eine zögerliche Umsetzung notwendiger Strukturreformen. In Italien sei die Wirtschaft kaum auf die Globalisierung eingestellt und die Politik außerdem von unklaren Mehrheiten gekennzeichnet. Für Frankreich bemängelt Angermann die widersprüchliche Wirtschaftspolitik, da es keine klare Ausrichtung auf Wachstum gebe. In Italien sei daher nur mit 1 % Wachstum, in Frankreich mit 1,5 % zu rechnen.
Auf eine mittlere Reformbereitschaft klassifiziert Angermann Spanien, da dort eine beherztere Umsetzung notwendiger Strukturreformen (Arbeitsmarkt- und Rentenreform) auszumachen sei, aber die Belastung durch den Immobilienmarkt anhält. Deutschland dagegen lobt Angermann für die Umsetzung wichtiger Strukturreformen in den vergangenen Jahren. Weitere Anpassungen seien allerdings aufgrund des demografischen Wandels notwendig. Spanien sieht Angermann bei 2,5 %, Deutschland bei 2 % Wachstum.
Angermann schließt seine Analyse mit zehn Thesen zur wirtschaftlichen Entwicklung. Nach einem verhaltenen Jahresbeginn sieht er eine allmähliche Belebung der Konjunkturdynamik im Laufe des Jahres 2013. In der Eurzozone werde die Austeritätspolitik zur Sanierung der staatlichen Haushalte nicht in der bisherigen Form fortgesetzt, prognostiziert Angermann.
Die anhaltende Heterogenität der wirtschaftlichen Entwicklung in der Eurozone führt zu einer Fiskalunion mit erheblichen Transferelementen zwischen den Mitgliedstaaten, zeigt Angermann auf. Der Wachstumspotenzial Europas bleibe mittelfristig schwach. Die hohe Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft sichere vorerst solide Wachstumsraten, sei aber mittelfristig gefährdet.
Die Geldpolitik der EZB orientiere sich nicht ausschließlich am 2 %-Inflationsziel und lässt höhere Inflationsraten in den starken Ländern der Währungsunion zu. Eine Hyperinflation sei nicht zu erwarten.
Die zunehmende Dynamik der US-Wirtschaft führt zu einem hohen Wachstum im Jahr 2014; die Notwendigkeit des Schuldenabbaus mindert aber das mittelfristige Wachstumspotenzial. Die Geld- und Fiskalpolitik Japans entfache ein konjunkturelles Strohfeuer, warnt Angermann, und beschwöre die Gefahr einer Staats- und Währungskrise herauf. Das Wachstum Chinas sei geringer als im vergangen Jahrzehnt und stehe unter dem Vorbehalt gravierender struktureller Risiken innerhalb des Landes.
„Der Weg aus der Finanz- und Wirtschaftskrise führt nur über ein anhaltendes Engagement von Politik und Notenbanken, in dessen Folge die wirtschaftliche Entwicklung selbst krisenanfällig und risikobehaftet bleibt, und“, fügt Angermann hinzu, „die Entwicklung der Anlagemärkte wesentlich von hoher Liquidität bestimmt wird.“
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Vom Finanzberater zum Finanzcoach
Von Dr. Oliver Everling | 13.April 2013
„Privates Finanz Management ist das TOP Thema des Jahres 2013. Banken und Softwarefirmen planen dem Kunden alles zur Verfügung zu stellen, was er braucht gute Entscheidungen selbst zu treffen. Doch geht es ganz ohne persönliche Begleitung? Wir glauben nein!“ So die Antwort von Monika Müller von FCM Finanz Coaching, Wiesbaden. Sie wird zum Thema „Vom Finanzberater zum Finanzcoach: Den Kunden beim Risikoprofiling und seinem privaten Finanzmanagement begleiten“ auf dem 5. Expertenforum “Risikoprofiling von Anlegern” sprechen. Es findet in Riezlern im Kleinwalsertal am 13. Juni 2013 statt.
Gute Finanzentscheidungen brauchen einen professionellen Dialog. „Neben den fachlichen Informationen,“ unterstreicht die Finanzpsychologin, „braucht der Kunde ganz besonders die Auseinandersetzung mit sich selbst. Wie soll er sich die Fragen nach Zielen, Bedürfnissen und Wünschen sinnvoll und nachhaltig beantworten. Eindimensionale Antworten: Weiter, höher, mehr, bringen nicht das zum Ausdruck, was den Kunden wirklich bewegt.“
Oft gelte es auch Konflikte zwischen dem Wollen und dem Können zu lösen. „Und am Ende braucht der Kunde vor allem“, unterstreicht Müller, „Vertrauen zu seinen eigenen Entscheidungen. Er braucht einen Gesprächspartner,“ weiß sie aus ihrer langjährigen Beratungspraxis, „der ihn begleitet bis das gewünschte Ergebnis auch eintritt. Ein Finanzcoach kann diese Aufgabe annehmen. Lernen Sie ein neues Konzept zur Begleitung von Kunden kennen.“
Monika Müller ist Diplom-Psychologin, Master Certified Coach (ICF) und seit 1999 Geschäftsleiterin von FCM Finanz Coaching. Sie hat sich darauf spezialisiert, Finanzberatung und Finanzentscheidungen ihrer Kunden zu optimieren – durch Coaching, Seminare und Organisationsentwicklung.
Voraussetzung dafür ist ein klares Bewusstsein ihrer professionellen Kunden und deren Klienten für die Rolle von Geld und Risiko bei Finanzentscheidungen. Das Risikoprofiling von FinaMetrica und die Geldforschung von Peter Koenig sind dabei für sie zu einem Grundstein ihrer Arbeit geworden. „Egal ob Profi oder Privatkunde: Wenn die Themen Geld und Risiko auf den Tisch kommen,“ macht Müller klar, „breiten sich die Lebensthemen eines jeden Menschen und einer jeden Organisation vor uns aus. Erst dann verstehen wir, was dieser Mensch oder das System wirklich braucht.“
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Risikoprofiling fundiert jede Vermögensplanung
Von Dr. Oliver Everling | 12.April 2013
„Risikoprofiling als Fundament für die Vermögensplanung“ – zu diesem Thema konnte für das 5. Expertenforum „Risikoprofiling von Anlegern“ Markus Marquardt von der MARQUARDT & KOLLEGEN GmbH & Co. KG aus München gewonnen werden.
„Rendite ohne Risiko funktioniert nicht. Die Herausforderung in der Beratung besteht darin,“ so der Experte, „mit dem Mandanten gemeinsam zu erarbeiten, welches Risiko er bereit ist zu tragen und welche Rendite er in Abhängigkeit davon erwarten darf.“
Im Vortrag von Marquardt soll anhand eines Praxisbeispiels erörtert werden, wie das persönliche Risikoprofil eines Mandanten erarbeitet wird und wie dieses als Grundlage bei der weiteren Vermögensplanung berücksichtigt wird.
Nach seinem Betriebswirtschaftsstudium mit Schwerpunkt Bankmanagement arbeitete Marquardt 12 Jahre im Finanzvertrieb in verschiedenen Führungspositionen. 2011 gründete er MARQUARDT & KOLLEGEN Vermögensplanung mit dem Ziel, Mandanten ohne Vertriebsdruck beraten zu können.
Marquardt hat sich darauf spezialisiert, erfolgreichen Persönlichkeiten und ihren Familien zu helfen, intelligente finanzielle Entscheidungen zu treffen. Dabei verfolgt er einen beratenden Ansatz, bei dem er genau untersucht, wo der Mandant heute steht, was seine persönlichen Ziele und Wünsche sind und wie die Lücken dazwischen am besten geschlossen werden können.
Anschließend bedient er sich eines Expertennetzwerkes, um auch aus juristischer und steuerlicher Sicht alle Möglichkeiten auszuschöpfen, dass seine Mandanten ihre Ziele sicher erreichen. Die Erfahrung zeige, dass seine Mandanten durch diese Vorgehensweise für sich selbst die Sicherheit erhalten, finanziell alles richtig zu machen.
Mehr Informationen auf www.fcm-coaching.de.
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Mobile Apps der Banken im Vergleich
Von Dr. Oliver Everling | 12.April 2013
Die Qualität der mobilen Apps von Banken nimmt zu, aber es besteht immer noch ein grosser Mangel an benutzerfreundlichen und zukunftsweisenden Funktionen und Inhalten. Dies ist das zentrale Ergebnis einer neuen Studie zu mobilen Apps im Banking, für die das Schweizer Research-Unternehmen „MyPrivateBanking Research“ mehr als 200 mobile Apps von den 50 führenden Banken weltweit verglichen hat.
Im Vergleich zur Erhebung von 2011 sei die Zahl der Banking-Apps und App-Funktionen explosionsartig gewachsen, begleitet von einer Verbesserung der allgemeinen Qualität, heißt es aus der Schweiz. Die durchschnittliche Bewertung stieg von 35 Punkten in 2011 auf 40 von 60 Punkten in 2013. Zwischen den App-Angeboten der Sieger des Ranking und dem der Masse der analysierten Banken sieht MyPrivateBanking aber ein starkes Gefälle.
Die Gewinner des diesjährigen App-Ranking, die in Singapur ansässige DBS Bank und die US-Bank Capital One, erreichen eine Gesamtpunktzahl von 50 von 60 Punkten, gefolgt von Société Générale mit 49 Punkten. ABN AMRO und Westpac teilen sich den vierten Platz und erzielen für ihre App-Angebote 48 Punkte. Sieger in der Kategorie der besten einzelnen mobilen Apps sind die Deutsche Bank, Société Générale und die Bank of China.
„Die diesjährigen Gewinner bieten Apps mit weit mehr Inhalten und Funktionen als die sonst vorherrschenden Basisangebote wie Kontoinformationen und Überweisungsoptionen.“, sagt Steffen Binder, Research Director von MyPrivateBanking. „Sie bieten durchdachte, umfassenden App-Strategien, die mithalten können mit den besten App-Anbietern in anderen Branchen.“
Um diese und weitere Themen rund um die Finanzdienstleister der nächsten Generation geht es auch im Seminar „New Finance Generation“ der Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach am 19. bis 21. April 2013.
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Standortnachteile durch Steuererhöhungen
Von Dr. Oliver Everling | 10.April 2013
Viele Kommunen im Bezirk der IHK Frankfurt am Main erhöhen ihre Steuern, berichtet die IHK Frankfurt in einer Pressemitteilung: sechs von 25 Gemeinden den Gewerbesteuerhebesatz, 14 den Grundsteuerhebesatz B und neun den Grundsteuerhebesatz A. Senkungen nimmt keine Kommune vor. Dieses Ergebnis ergab eine Umfrage der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main (IHK), zu deren Bezirk die Stadt Frankfurt sowie die Kommunen des Hochtaunus- und Main-Taunus-Kreises mit Ausnahme von Hochheim gehören.
Zwei Gemeinden erhöhen ihren Gewerbesteuerhebesatz auf 310, vier auf 330 Prozent. Mit 30 Prozentpunkten – von 300 auf 330 – liegt Usingen an der Spitze. Es folgen mit jeweils 20 Punkten von 310 auf 330 Hattersheim und Weilrod sowie von 290 auf 310 Prozent Sulzbach. Hofheim und Liederbach erhöhen um 15 Punkte, von 315 auf 330 bzw. von 295 auf 310 Prozent. Die Spanne der Gewerbesteuerhebesätze reicht im IHK-Bezirk von 280 in Bad Soden und Eschborn bis 460 Prozent in Frankfurt.
In den zurückliegenden Jahren ist ein kontinuierlicher Anstieg der Gewerbesteuerhebesätze zu verzeichnen. Von 2011 bis 2013 stieg der durchschnittliche Gewerbesteuerhebesatz im Hochtaunuskreis von 322 auf 331 Prozent, im Main-Taunus-Kreis von 306 auf 316 Prozent.
Durch die Steigerungen werden insbesondere Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH) und Aktiengesellschaften (AG) stärker belastet. Ob die Erhöhungen bei Personenunternehmen eine zusätzliche Belastung verursachen, muss – wegen der bestehenden Verrechnungsmöglichkeit mit der Einkommensteuer – im Einzelfall geprüft werden. Zu den Personengesellschaften zählen vor allem Einzelunternehmen, Gesellschaften bürgerlichen Rechts (GbR), Offene Handelsgesellschaften (OHG) und Kommanditgesellschaften (KG).
„Wenn sich die Erhöhungen weiter fortsetzen, geht ein Wettbewerbsvorteil unseres Wirtschaftsstandorts langsam verloren“, kritisiert Matthias Gräßle, Hauptgeschäftsführer der IHK Frankfurt am Main. Er fordert die Gemeinden daher auf, vor Steuererhöhungen alle sich bietenden Einsparmöglichkeiten umzusetzen. Dies gelte umso mehr, da 14 der 25 Kommunen auch den Grundsteuerhebesatz B zum Teil merklich anheben. Hier liegt Schmitten mit einer Erhöhung um 150 Prozentpunkte von 300 auf 450 Prozent vorne. Mit 100 Punkten folgen Bad Soden (350 auf 450 Prozent) sowie Friedrichsdorf und Kriftel (jeweils von 300 auf 400 Prozent). Auch in Frankfurt soll der Grundsteuerhebesatz B angehoben werden, und zwar von 460 auf 500 Prozent. Da der Grundsteuerhebesatz B für alle Grundstücke mit Ausnahme der land- und forstwirtschaftlichen gilt, sind von dessen Anhebung unter anderem auch Unternehmer und Mieter betroffen.
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Kommunale Finanzen – Sanierung möglich?
Von Dr. Oliver Everling | 9.April 2013
Die Podiumsdiskussion „Kommunale Finanzen – Sanierung möglich?“ in der IHK Frankfurt am Main steigt mit einem faktenreichen, nüchternen Impulsvortrag in das Thema ein. „Vollkommen unverständlich, dass Städte immer noch den Profisport unterstützen. Das ist nicht Aufgabe einer Kommune“, sagt Joachim Papendick, Vorstandsvorsitzender, Bund der Steuerzahler Hessen e.V. mit Blick auf die Politik, Verluste aus dem Profisport zu überlassen, während gleichzeitig die Gewinne in private Kassen fließen.
Papendick schließt eine Serie von Beispielen an, wie mit öffentlichen Mitteln unveranwortlich umgegangen wird, nennt aber ebenso auch eine Fülle von positiven Beispielen öffentlich-privater Partnerschaften. „Allerdings ist es schwierig, alle etwaigen Entwicklungen vorab vertraglich abzusichern“. Der Bund der Steuerzahler hält eine kommunale Schuldenbreme für wünschenswert, oft sei diese aber schwer durchsetzbar.
Prof. Dr. Manfred Eibelshäuser, Präsident, Hessischer Rechnungshof, berichtet Beispiele von Kostenüberschreitungen, die oft zunächst bezweifelt, sich aber in kürzester Zeit realisiert zeigten.
Auch für das „reiche Frankfurt“ seien die Schulden ein Thema, aber die Schulden seien bereits im Abbau begriffen, berichtet Uwe Becker, Kämmerer der Stadt Frankfurt am Main. „Wir haben keine Luxusausgaben, sondern Ausgaben, die für den Standort Frankfurt wichtig sind. Manche Ausgaben haben identitätsstiftenden Charakter“, sagt Becker. „Wir haben keine Luftschlösser, die wir einfach aus dem Haushalt streichen können.“
Dr. Matthias Leder, Federführer Steuern, Arbeitsgemeinschaft hessicher IHKs, nennt konkrete Beispiele ausgezeichneter Gemeinden, die Einsparungen erfolgreich umgesetzt haben. Papendick bestätigt die Erfolge, wo Bürger oder Unternehmen mit in die Pflicht genommen worden sind, für Einsparungen etwas zu bewegen.
Dr. Thomas Schäfer, Hessischer Finanzminister, skizziert, wie der Schutzschirm dafür sorgen soll, dass Gemeinden nicht in die Vergeblichkeitsfalle laufen. „Wir haben bewusst mit den Kommunen verabredet, dass wir nicht vorgeben, was diese machen sollen. Es kommt vielmehr darauf an, was hinten herauskommt.“ Die Kommunen hätten Vorschläge gemacht, die nun vertraglich verabredet seien, so dass Verbesserungen konkret nachgehalten werden könnten.
Bürgermeisterin Antje Köster aus der „Schutzschirmgemeinde“ Hattersheim gibt einen Lagebericht, wie den finanzschwachen Gemeinden konkret geholfen werde. „Kurz nachdem ich vor zweieinhalb Jahren das Amt der Bürgermeisterin übernahm, brach uns der größte Gewerbesteuerzahler weg. Wir sind daher dankbar, dass wir weiterhin selbst entscheiden können, wie wir damit umgehen.“ Köster sieht im Schutzschirm insofern nicht die befürchtete Einschränkung der Handlungsmöglichkeiten.
Mit einer Bürgerinformationsveranstaltung habe man gemeinsam mit dem Städtetag die Bürger oinformiert und parallel öffentliche Arbeitskreise zum Thema kommunaler Finanzen durchgezogen. „Es waren viele politischde Mitstreiter dabei“, berichtet Köster. „Wir waren eine der ersten Kommunen, die die Unterschrift unter den Schutzschirmvertrag setzten und sich dazu bekannten, sich der Aufgabe zu stellen.“ Es gebe Einschnitte, Erhöhung der Grundsteuer, Erhöhung der Gewerbesteuer, Steuer für Zweitwohnsitz, höhere Kindergartengebühren, Kürzungen in der Jugendarbeit, in der Seniorenarbeit usw.
„Bürgerinnen und Bürger wurden aufgerufen,“ sagt Köster, „sich an den Prozessen zu beteiligen. Wir haben sehr viele engagierte Bürgerinnen und Bürger, aber diese haben natürlich auch einen Beruf. Man kann daher nicht verlangen, dass diese immer weiter in Anspruch genommen werden.“ Ziel sei „die Null“ 2016.
Papendick meint ein Wachstum der Anspruchshaltung der Bürger zu sehen. Die Zahl der Lehrer steige, zugleich sinke die Zahl der Schüler, dennoch verstummen nicht die Klagen, gibt Papendick ein Beispiel. „Notwendig ist es, den Bürger mitzunehmen. Die Kostenfrage müsse für den Bürger klar werden.“
Eibelshäuser weist darauf hin, dass es bereits heute Kommunen gibt, die keine freiweilligen Leistungen mehr bringen. „Es gibt auch hausgemachte Probleme von Kommunen. Wenn es in jedem Ortsteil ein neues Bürgerhaus gebe und Folgekosten nicht berücksichtigt werden, dann stehen das Haben und das Wollen nicht im Einklang. Die einen wollen haben, die anderen wollen beglücken. Auf der Ausgabenseite alleine lässt sich das Problem nicht beheben, dann bleibt nur die Einnahmenseite. Die Verschuldung ist in vielen Kommunen nicht weiter möglich, da sie bereits zu hoch ist.“
Einsparungen und Einnahmensteigerungen werden bei den Kommunen nicht wirklich belohnt, da Bürgern jeder Maßstab fehlt, um Erfolge zu erkennen. So bleibt es bei Anekdoten, dass dieses oder jenes erreicht wurde, aber wie die Gesamtheit der Maßnahmen langfristig die Finanzlage einer Kommune beeinflussen, darüber gibt es keine öffentliche Zusammenführung der Aspekte und Kriterien, wie es in einem Kommunalrating geleistet würde.
Der Hessische Finanzminister Dr. Thomas Schäfer bezweifelt, dass die Bürger die Bedeutung und Weitreiche des Erfolgs einer Ratingverbesserung von A auf AA oder AAA verstehen würden. Schäfer will sich daher mit der Verabredung von Einzelmaßnahmen und Maßnahmenpaketen mit den Kommunen begnügen.
Mehr zum Thema der Kommunalfinanzen im Buch von Oliver Everling und Michael Munsch (Herausgeber): Kommunalrating – Finanzierung in Städten und Gemeinden sichern, 1. Auflage Köln 2013, Bank- Verlag, 383 Seiten, Art.-Nr. 22.489-1300, ISBN 978-3-86556-285-2.
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Überzeugende Argumente für Frankfurt am Main
Von Dr. Oliver Everling | 8.April 2013
„Zufriedene Unternehmen und zufriedene Kunden sind die besten Werber für unsere Region“, sagt Oliver Schwebel, Prokurist, Leiter der Servicestelle Wirtschaft und Stellvertretender Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Frankfurt – Frankfurt Economic Development GmbH. Er sprach zum Thema „Herausforderung der Wirtschaftsförderung“ im MontagsMeeting des eff European Finance Forum. Schwebel kommt von der größten Wirtschaftsförderungsgesellschaft in Hessen.
Schwebel zeigt, dass für die FrankfurtRheinMain-Power-Region, wie er sie nennt, nicht die politischen Landesgrenzen entscheidend sind, sondern über die Landesgrenzen Hessens hinaus Wirkungen zu verzeichnen sind, insbesondere hochwertige Arbeitsplätze zu bieten hat. „In den 1980er Jahren waren wir auf unter 600.000 Einwohner heruntergrutscht, heute sind es 704.499 Einwohner und 634.900 Erwerbstätige“, mit entsprechenden Herausforderungen, da sich überall auch Bürgerinitiativen bilden, um Veränderungen zu verhindern.
Mehr als 50.000 Unternehmen sorgen in Frankfurt am Main für Arbeitsplätze und Einkommen. Das Bruttoinlandsprodukt beziffert Schwebel auf fast 55 Mrd. €, pro Erwerbstätigen seien das 86.200 €. Rund 25 % der Gewerbesteuer kommt aus dem produzierenden Gewerbe, obwohl die Erwerbstätigen gemäß Aufteilung der Wirtschaftssektoren nur rund 11 % ausmachen. „Heute sind mehr Beschäftigte im Industriepark Hoechst tätig als zur Zeit der Hoechst AG“, rechnet Schwebel vor und nennt die Ansiedlungen dort als Beispiel für gelungene Planung.
Frankfurt ist außerdem Gastgeber von 35 großen Messen, 41.800 Aussteller machen davon Gebrauch. Weltgrößte Musikmesse, Buchmesse, Internationale Automobilausstellung usw. sind Superlative der oft unterschätzten Stadt Frankfurt am Main. Sogar die Stadtteile profitieren von der IAA durch verkaufsoffenen Sonntag.
„Niemals eine Residenzstadt, sondern immer eine Handels- und Finanzstadt“, so charakterisiert Schwebel die Metropole in der Mitte von Deutschland. Hier finden sich ein führender Telekommunikationsstandort mit perfekter Telekommunikationsinfrastruktur, die meisten Netzbetreiber weltweit, über 4.000 km Glasfasernetzte, konkurrenzfähiges Preis-Leistungs-Verhältnis und Kontinentaleuropas führender Datenknoten, denn 35 % des europäischen Internetverkehrs laufen über Frankfurt. Frankfurt ist Sitz des deutschen Internetkontens DE-CIX, über den 85 % des deutschen Internet-Verkehrs laufen.
Deutschland ist klar führend bei den IKT-Patentanmeldungen. Auch die Bewertungen sind hervorragend (z.B. Cushman & Wakefield 2011, „best cities in terms of quality of telecommunication“). „Alle Wachstumsbranchen, die wir brauchen, brauchen auch diese Telekommunikationsinfrastruktur.“ In der Produktivität liegt Frankfurt fast gleichauf mit Düsseldorf, mehr als 85 T€ statt 55 T€ wie in Berlin.
Frankfurt verfügt über den drittgrößten Passagierfllughafen Europas (hinter LHR und CDG) mit 57,5 Mio. Fluggästen in 2012. „Die Fischmarkt ist am Frankfurter Flughafen größer als im Hamburger Hafen“, nimmt Schwebel die Illusion, frischen Fisch nur in den Hafenstädten zu bekommen. „Wer den Handel mit Lebendfischen gesehen hat, wird beeindruckt sein.“ Frankfurt verbindet in 113 Länder der Welt mit Flügen zu 264 Zielorten weltweit. Zieht man den Zirkel über Europa, wird der Vorteil Frankfurts schnell klar: Praktisch jeder Flughafen in Europa lässt sich innerhalb von 3 Stunden erreichen. Amsterdam, Hamburg, Berlin, München, Basel, Paris und Brüssel liegen sogar auf dem Schienenweg keine vier Stunden entfernt.
Schwebel skizziert, wie inzwischen nicht nur durch einen chinesischen Kindergarten in Frankfurt am Main mehr für chinesische Besucher getan wird. „Kaum zu glauben, aber wahr: Jeder Chinese lässt pro Tag mehr als 1.000 € in der Stadt, pro Übernachtung, wohlgemerkt!“ Die Kaufhäuser wie auch viele Fachgeschäfte haben sich längst auf den Ansturm aus dem Osten eingestellt und profitieren durch chinesische Mitarbeiter von dem Umsatzplus aus Asien. China stellt mit 6.887 Unternehmen die am stärksten wachsende asiatische Business Community in der FrankfurtRheinMain Region.
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Transparenzrating als Basis effizienter Kredit- und Fondsratings
Von Dr. Oliver Everling | 8.April 2013
Autoren und Finanzexperten diskutieren im Frankfurter Presseclub anlässlich der Buchvorstellung der Springer-Gabler-Neuerscheinung „Transparenzrating“: „Transparenzrating tut Not. Wir können Wege finden, um ein aufgeblähtes und für Anleger, Fondsmanager und Unternehmen gleichermaßen unproduktives Reporting zu kanalisieren und in ein effizient nutzbares Informationsangebot umzuwandeln.“ Andreas Fornefett, EPOTECH AG.
Am 14. März 2013 diskutierten Herausgeber und Autoren der Neuerscheinung des Springer-Gabler Verlags „Transparenzrating – Wege zur effizienten Analyse und Bewertung der Rechnungslegung von Unternehmen“ mit Finanzexperten und Unternehmern. Gastgeber der Veranstaltung im Frankfurter Presseclub war neben den Herausgebern der Initiator der Publikation, die EPOTECH AG, Kelkheim.
Die Finanzberichterstattung bei AGs und GmbHs steht vor neuen Herausforderungen. An Aktualität, Transparenz und Qualität werden immer anspruchsvollere Maßstäbe angelegt. Die parallele Erfüllung dieser Anforderungen gleicht der Quadratur des Kreises. Gleichzeitig scheint der Gesetzgeber den Wettlauf mit der Zeit nur verlieren zu können. Sind die einen Rechtsnormen noch nicht umgesetzt, ist bereits über die nächsten nachzudenken, für die durch neuere Entwicklungen Anlass gegeben wird. Die Autoren des Sammelbandes „Transparenzrating“ beleuchten die Finanzberichterstattung von Unternehmen aus verschiedenen Perspektiven, skizzieren Herausforderungen und Problemstellungen und präsentieren Lösungen zur Erhöhung der Transparenz und Effizienz der Rechnungslegung sowie deren Bewertung und Beurteilung durch systematisches Rating.
Mit-Herausgeber Dr. Oliver Everling, Geschäftsinhaber der Everling Advisory Services und Geschäftsinhaber der RATING EVIDENCE GmbH eröffnete die Diskussion mit einem Rückblick auf die rasante Entwicklung des Kreditratings in den vergangenen 25 Jahren. Bestand die Herausforderung in den späten 80er Jahren vornehmlich noch in der Recherche der nur sehr zögerlich zur Verfügung gestellten Unternehmenszahlen, hat sich die Situation bis heute grundlegend gewandelt. Dazu Dr. Everling: „Angesichts lähmender Informationsüberflutung zählt heute die Reduktion auf das Wesentliche. Effizientes Rating gelingt nur noch, wenn in den drei Dimensionen Quantität, Qualität und Zeitpunkt der Information größtmögliche Transparenz gegeben ist. In diesem Sinne steht Transparenzrating systematisch vor dem Kredit- und Fondsrating.“
Andreas Fornefett, Vorstand der EPOTECH AG nahm diese Vorgabe auf, um die sowohl wissenschaftliche als auch praktische Relevanz der Neuerscheinung „Transparenzrating“ zu unterstreichen. Der Band stellt die allererste Publikation zu dieser strategisch wegweisenden Thematik dar. Nach Fornefett strahlen die Einsichten der Autoren potentiell in die Gesetzgebung aus: „Der Gesetzgeber solle Weichen für ein System stellen, das alle Marktteilnehmer zur Verbesserung der Unternehmenstransparenz anspornt. Ratings, die nach einer konsistenten qualitativen und quantitativen Kriteriologie und nach einem stringenten Verfahren ermittelt werden, könnten ein solches System darstellen.“
Mit-Herausgeber Peter Schaub, Gesellschafter sowie Geschäftsführer der Information Desire Software GmbH, betonte ergänzend die unternehmenspraktische Bedeutung des Transparenzratings. Als Beispiel führte er das Multiprojektmanagement an. Peter Schaub: „Die Betrachtung der Multiprojektumgebung, also sämtlicher geplanter und aktiver Projekte einer Abteilung oder eines Unternehmens mit aussagekräftigen Kennzahlen, schafft Transparenz und fördert die Qualität des Projektmanagements. Die Herbeiführung dieser Transparenz ist aufwändig, kostet Zeit und Geld und bedeutet häufig einen Kulturbruch innerhalb der Organisation. Dennoch sprechen gute unternehmerische Gründe für genau diese Transparenz.“
Zu den langjährigen prominenten Streitern für den Gedanken des Informationsratings zählt Matthias Koss, Geschäftsführer der Kölner Fonds Advice GmbH. Mit dem Beitrag „Information-Rating – Transparenzrating für Investmentfonds“ ist auch er als Autor an der Gabler-Springer-Publikation beteiligt. In der Diskussion richtet er das Augenmerk auf die Informationstechnische Bringschuld der Akteure. Matthias Koss: „Wer als (Finanz-)Dienstleister einen Fonds auflegt, übernimmt damit unabdingbar auch qualifizierte Informationspflichten und –aufgaben. Wer diese Aufgaben besonders vorbildlich erfüllt, sollte dafür ausgezeichnet werden.“ Als sehr hilfreiche Initiative in diesem Zusammenhang verwies Koss auf die Beratungsleistungen der exameo GmbH, Europäisches Institut für verständliche Information, in Frankfurt. Deren Beratungsansatz habe zum Ziel, Informationen nachhaltig verständlicher und transparenterwerden zu lassen und dadurch allen Marktteilnehmern, den Verbrauchern und den Anbietern von Finanzprodukten und -dienstleistungen Vorteile zu bieten.
Die abschließende Diskussion bewegte unter anderem die Frage, inwieweit Transparenz-Gütesiegel eine Alternative zum Ratingansatz darstellten. Mehrheitlich favorisierten die Anwesenden allerdings das Transparenzrating. Nicht zuletzt wegen seiner höheren öffentlichen Aufmerksamkeitswirkung.
Angaben zum Buch: „Transparenzrating – Wege zur effizienten Analyse und Bewertung der Rechnungslegung von Unternehmen“, Everling, Oliver; Schaub, Peter; Stephan, Rolf (Hrsg.), 2012, X, 242 S. Softcover, 54,95 € (Preis für Deutschland), ISBN 978-3-8349-3365-2. Weitere Verlagsinfos und Inhaltsverzeichnis: http://www.springer.com/springer+gabler/finanzdienstleistungen/book/978-3-8349-3365-2
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Hält der Haftungsverbund von Kommunen, Land und Bund?
Von Dr. Oliver Everling | 5.April 2013
„Ein individuelles Kommunales Rating würde nur dann Sinn machen,“ schreibt Hans-Joachim Menge, Bürgermeister der Stadt Oer-Erkenschwick im Buch „Kommunalrating“, „wenn man das Bestehen eines öffentlich-rechtlichen Haftungsverbundes zwischen Kommunen, Land und Bund negieren würde.“ Zwangsläufig würden dann die Kommunen in einem auf kommunale Kunden abgestimmten Ratingsystem mit unterschiedlichen Ratingnoten enden, so, wie es die Ratingagentur Fitch einmal versucht hat.
„Zweifelsfrei würden natürlich hierauf die Finanzmärkte reagieren, in dem sie jeder Kommune eine individuelle Note und eine individuelle Ausfallwahrscheinlichkeit zuteilen würden, ebenso wie einen individuellen Zinssatz. Je nach Ratingnote würde das ein oder andere Kreditinstitut sogar ganz von einer Finanzierung schlechter gerateter Kommunen absehen“, macht Menge die Folgen klar. „Damit würde in einem solchen Fall allerdings ein Kollaps der Finanzierung von Teilen der öffentlichen Hand in der Bundesrepublik Deutschland nicht unwahrscheinlich.“
Hans-Joachim Menge ist seit 2004 direkt gewählter hauptamtlicher Bürgermeister derStadt Oer-Erkenschwick, einer mittelgroßen kreisangehörigen Stadt im Kreis Reck-linghausen mit ca. 30.500 Einwohnern und etwa 300 Mitarbeitern.Nach dem Studium der Rechtswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochumund dem Refrendariat war er bis zu seiner Wahl im Jahre 2004 als selbstständiger Rechtsanwalt und Notar mit eigener Praxis in Dortmund, später in Recklinghausen,tätig. Bereits seit 1979 ist er in der Kommunalpolitik aktiv und Mitglied verschiedener parlamentarischer Gremien; unter anderem war er eine Zeit lang Mitglied des Landtages NRW und im Landesvorstand Christlich-Demokratischer-Juristen. Menge gehört zu den Autoren im Buch „Kommunalrating“ (Artikel-Nr. 22.485-1200, ISBN 3-86556-353-8), das im Bank-Verlag, Köln, erscheint.
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Hoppenstedt360 erwartet weniger Ausfälle
Von Dr. Oliver Everling | 5.April 2013
Der Deutschland-Index der Wirtschaftsauskunftei Hoppenstedt360 ist im Februar leicht gesunken. Damit sinkt die Zahl der für die kommenden 12 Monate erwarteten Unternehmensausfälle etwas. „Der Index ist zum langfristig leicht sinkenden Niveau zurückgekehrt“, so die Einschätzung von Martin Zuberek, Direktor und Risikoexperte der Hoppenstedt360 GmbH.
Der Deutschland-Index lag im Februar 2013 bei 89,81 Prozent und damit zwei Prozent niedriger als im Vormonat (Januar 2013: 92,18 Prozent). Hoppenstedt360 prognostiziert somit eine sinkende Zahl der Unternehmensausfälle in den kommenden 12 Monaten im Vergleich zu den Vormonaten. Im Februar 012 lag der Index bei 91,12 Prozent und damit über dem aktuellen Wert von Februar 2013. Somit ist im Vergleich zum Vorjahr die Insolvenzerwartung gesunken. Der Index liegt aktuell auch unter dem Referenzwert 100 von Ende Dezember 2010.
„Auch wenn sich der Index im langfristigen Vergleich verbessert hat, liegt er immer noch schlechter als im Vorquartal“, so Zuberek weiter. „Das Insolvenzrisiko ist immer noch vorhanden.“ Nach wie vor stellen die Entwicklung der Weltwirtschaft und der deutschen Wirtschaft in 2013 große Unsicherheitsfaktoren dar. Aktuell sei vor allem unklar, ob die umstrittene Rettung Zyperns Auswirkungen auf die übrigen europäischen Märkte haben wird und die Stabilität des Euro-Raumes beeinflusst.
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