Herausforderungen des Schuldenmanagements Deutschlands
Von Dr. Oliver Everling | 14.Januar 2013
„Einige haben für 2012 den Untergang der Eurozone prognostiziert, andere den Weltuntergang, ich habe jeweils dagegen gehalten“, leitet Dr. Carsten Lehr in seinen Vortrag ein. Dr. Carsten Lehr aus der Geschäftsführung der Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH spricht im eff European Finance Forum in Frankfurt am Main anlässlich des Neujahrsempfangs des Vereins über „Herausforderungen des Schuldenmanagements im 21. Jahrhundert“.
Lehr skizziert die Organisationsstruktur im Bundesschuldenwesen über die parlamentarische Kontrolle über die Vertreter der Emittentin (Bundesministerium der Finanzen) bis zum zentralen Dienstleister für die Kreditaufnahme und das Schuldenmanagement des Bundes, der Finanzagentur, sowie der Deutschen BUndesbank als Bankdienstleister für das Emissionsgeschäft und das Tenderverfahren. Die Deutsche Bundesbank ist die Hausbank des Bundes, zu der die Finanzagentur ein partnerschaftliches Verhältnis pflegt. „Als Finanzagentur sind wir zwar nicht der Bankenaufsicht unterworfen, aber gesellschaftsrechtlich sind wir den MaRisk verpflichtet. Wir operieren insofern wie eine Bank.“ Andere Finanzagenturen im Ausland, mit denen man in engem Kontakt stehe, seien in diesem Aspekt anders aufgestellt mit entsprechend anderen Resultaten.
Im September 2000 wurde die Finanzagentur gegründet, im Juni 2001 nahm sie ihre operative Geschäftstätigkeit auf. Im August 2006 wurden Teile der Bundeswertpapierverwaltung integriert, im Juni 2010 das Mandat des EFSG (Europäische Finanzstabilisierungsfazilität) übernommen. Ende 2012 wurden 299 Mitarbeiter in Frankfurt am Main beschäftigt. Portfolio- und Risikomanagement, Beratung sowie sonstige Dienstleistungen sind die drei Säulen der Dienstleistungen im Schuldenmanagement. Sicherstellung der Liquidität des Bundes inklusive Handel und Abwicklung, Senkung der Zinskosten und Management, Überwachung und Kontrolle der Risiken machen die erste Säule aus. Beratung erfolgt zu Fragen des Schuldenmanagements, der Risikosteuerung, der regulatorischen Veränderungen, Entwicklugnen der Finanzmärkte und Entwicklungen im Euroraum. Sonstige Dienstleistungen betreffen die Planung (z.B. Zinsausgaben, Berichterstattung, Einzelschuldbuch und Öffentlichkeitsarbeit).
Auf das Schuldenmanagement Deutschlands wirken ökonomische Entwicklungen auf globaler und europäischer Ebene ein wie auch Fragestellungen wie nach nationalen verus europäischen Schuldenmanagement, Übernahme von neuen Aufgaben (EFSF, ESM , „Deutschland-Bonds“), Auswirkungen der Schuldenbremse laut Grundgesetz, regulatorische Anforderungen, Nachfrageverschiebungen (geografisch, institutionell und instrumentell), Wettbewerb mit anderen Emittenten und Demografie wie u.a. Fachkräftemangel. „Die Eurobonds kommen, wir wissen nur noch nicht, wann“, sagt Lehr. Europa werde heute nicht direkt, sondern immer nur über die Mitgliedsstaaten finanziert. Eurobonds seien nicht ohne Ausübung von Kontrolle möglich, daher könnten sich mit Eurobonds eine Reihe neuer Anforderungen ergeben.
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Ratingregulierung in Saudi-Arabien
Von Dr. Oliver Everling | 14.Januar 2013
Während in Europa die European Securities and Markets Authority, die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA in Paris zur Konsultation einer Regulierungsvorschläge für Ratingagenturen aufruft, werden auch in anderen Staaten außerhalb der Europäischen Union konkrete Maßnahmen getroffen, der Arbeit von anerkannten Ratingagenturen einen verlässlicheren Rahmen zu geben.
So wird auch aus Saudi-Arabien von Regulierungenvorschlägen berichtet. Die Capital Market Authority (CMA) von Saudi-Arabien hat einen Entwurf zur Regulierung von Credit Rating Agencies vorgelegt, nach dem die Ratingaktivitäten im Königreich von Saudi-Arabien künftig kontrolliert werden sollen.
Der Entwurf enthalte Aspekte der Überwachung von Ratingtätigkeiten ebenso wie Spezifizierungen der Verfahrensweisen und Bedingungen, um als Ratingagentur in Saudi-Arabien anerkannt zu werden. Der Entwurf orientiere sich an den Mustern internationaler Regulierung der Ratingagenturen und einschlägiger Standards.
Das Vorhaben wird als Teil der Bemühungen in Saudi-Arabien gesehen, den Kapitalmarkt des Landes zu entwickeln und bessere Voraussetzungen für den Schutz von Anlegern zu schaffen (basierend auf dem Kapitalmarktgesetz, veröffentlicht durch Royal Decree Nummer M/30).
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Eignung bankinterner Ratings
Von Dr. Oliver Everling | 11.Januar 2013
„Mit der Einführung von Basel II wurde die risikoadjustierte Eigenkapitalunterlegung Standard. Die Risiken werden hinsichtlich der Ausfallwahrscheinlichkeit in der Regel durch bankinterne Ratings gemessen. Externe Ratings haben sich in der Praxis bisher für diese Zwecke kaum durchsetzen können“, schreibt Prof. Dr. Helmut Roland mit Blick auf den Mittelstand im Buch „Basel III„.
Bankinterne Ratings bilden nach Roland auch in Zukunft die maßgebliche Grundlage für die Bemessung der Eigenkapitalunterlegung. „“Auf der Basis der von ihnen erstellten Ratings ist die Bank gehalten,“ macht Roland klar, „sich täglich über die Einhaltung der geforderten Eigenkapitalunterlegung zu informieren. Dieser Primäraufgabe ist auch die Ausgestaltung von bankinternen Ratings geschuldet.“
Daran werde durch Basel III im Prinzip nichts geändert. „Anpassungen erfahren aber die konkreten Risikogewichte,“ zeigt Roland auf, „die letztlich zur Berechnung der aufsichtsrechtlich verlangten Eigenkapitalunterlegung maßgeblich sind. So werden die Risikogewichte für systemrelevante Banken und Versicherungen erhöht. Ferner sieht Basel III eine verstärkte Eigenkapitalunterlegung für das Kontrahentenrisiko (Derivategeschäft, Devisenkurssicherungen etc.) vor.“
Eine besondere Problematik der bankinternen Ratings sieht Roland in der Tatsache, dass die primär für die Zwecke des Nachweises der risikoadjustierten Eigenkapitalunterlegung strukturierten bankinternen Ratings gemäß den Mindestanforderungen für das Kreditgeschäft (MaRisk) auch bei der Risikosteuerung des Instituts zu berücksichtigen sind. „Damit bilden die bankinternen Ratings gleichzeitig die Ausgangsbasis für die individuelle Kreditentscheidung der Bank und die Kalkulation der Kreditkonditionen im Einzelfall. Für diesen Zweck ist aber das bankinterne Rating nicht ausgerichtet und grundsätzlich auch nicht geeignet.“
In der Verwendung der Ergebnisse des bankinternen Ratings für individuelle Kreditentscheidungen beobachtet Roland häufig die Ursache für betriebswirtschaftlich nicht vertretbare Entscheidungen, die sowohl für die Bank als auch für den Unternehmer nachteilig sein können.
Der Volltext ist nachzulesen im ersten Kapitel des Buches “Basel III“ von Dr. Oliver Everling und Rainer Langen (Herausgeber), erschienen im Bank-Verlag. Veranstaltung zum Thema “Basel III”: Jetzt anmelden.
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Berliner Büromarkt erreicht prognostiziertes Umsatzplus
Von Dr. Oliver Everling | 10.Januar 2013
Im letzten Quartal des Jahres konnten auf dem Berliner Vermietungsmarkt 137.000 m² Bürofläche vermietet werden, berichtet Catella Deutschland aus der Catella Property Group . „Somit wurde zum Jahresende ein positiver Flächenumsatz von insgesamt 625.000 m² erzielt, der zuletzt in den Rekordjahren 2006/2007 registriert worden war.“ Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum habe die Bundeshauptstadt somit einen positiven Vermietungsanstieg von 4 Prozent erzielen und das Umsatzplus des letztens Quartals aufrechterhalten können.
„Nach wie vor ist die größte Nachfrage nach Büroflächen im Größensegment von 100 m² bis 500 m², mit einem Anteil von 58 Prozent aller Mietvertragsabschlüsse zu registrieren. Besonders im Bereich der City-Ost und City-West ist ein starker Flächenumsatz zu verzeichnen,“ beobachtet Catella Deutschland „was auf das attraktive und neuwertige Flächenangebot zurückzuführen ist. Die gewichtete Durchschnittsmiete der Bundeshauptstadt kann trotz eines leichten Rückgangs ein stabiles Niveau aufweisen und beträgt aktuell 12,38 €/m². Die Spitzenmiete kann dagegen einen beachtlichen Anstieg von 1,50 €/m² gegenüber dem Vorjahr verzeichnen und erreicht mit 22,50 €/m² einen Wert der zuletzt vor 10 Jahren registriert worden war.“
Den Büroflächenleerstand gibt Catella Deutschland mit 1,37 Mio. m² an, was einer Leerstandsquote von 7,5 Prozent entspricht. Fazit der Experten von Catella Deutschland: „Dank eines umsatzstarken zweiten Halbjahres konnte dem Berliner Büromarkt zum Ende des Jahres ein positives Endergebnis beschert werden. Dazu beigetragen haben vor allem die Großanmietungen ab 5.000 m² die ihren Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 72.000 m² steigern konnten. Auch die positive Entwicklung der Spitzenmiete wird sich im kommenden Jahr fortsetzen, die durch eine deutliche Angebotsverknappung und der anhaltend hohen Nachfrage nach hochwertigen Büroflächen hervorgerufen wird.“
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Moody’s positiv zu Chevron Corporation
Von Dr. Oliver Everling | 10.Januar 2013
Chevrons Einzug in das Kitimat Liquid Natural Gas Project wird von der US-amerikanischen Ratingagentur Moody’s Investors Service mit „Credit Positive“ beurteilt. Am 24. Dezember 2012 hatte Chevron Corporation (Aa1 stabil) bekanntgegeben, dass ihre Tochtergesellschaft Chevron CanadaLtd. (Unrated) zugestimmt hatte, 50% der Anteile in dem Kitimat verflüssigtem Erdgas (LNG)-Projekt, der Pacific Trail Pipeline, zu erwerben und Entwicklungsrechte auf 644.000 Hektar im Horn River und Liard Basin in British Columbia, Kanada, zu erhalten.
Chevron zählt nach Moody’s zu den am besten gerateten Konzernen der Welt. Die positiven Veränderungen geben daher Anlass, die Aktie in das Wikifolio WFEVERLING aufzunehmen (ISIN DE000LS9ACR5). Das Zertifikat kann bei jeder Bank geordert werden, die Wertpapiergeschäfte für ihre Kunden ausführt.
Der Investmentansatz des Wikifolios WFEVERLING beruht auf dem Gedanken einer integrierten Finanzanalyse. Mit der Integration der Gläubigerperspektive in die Aktienanalyse lässt sich der Optionscharakter von Aktien nutzen: Vergleicht man die Position des Aktionärs mit der des Käufers einer Kaufoption auf das ganze Unternehmen, dann ist eine Aktie umso weiter „im Geld“, je besser das Rating ist. Umgekehrt dominiert der spekulative Charakter bei Ratings unterhalb der Schwelle der „Investment Grade“ im Rating. Werden also die aus fundamentaler und technischer Aktienanalyse resultierenden Kauf- und Verkaufssignale für Aktien mit Daten aus dem Rating kombiniert, lassen sich Risiken aus Totalverlusten einzelner Positionen nahezu komplett ausschließen.
Die Handelsstrategie gründet auf einer soliden informationellen Basis, die sich aus dem Research anerkannter Ratingagenturen, den Daten der Zielunternehmen, dem Research von Banken und Einblicken in der Finanzbranche gründet. In nur vier Monaten seit Auflage von WFEVERLING erzielten Anleger mit dieser Geldanlage bereits eine Rendite von mehr als 8 % bei einem maximalen Verlust von 4,43 % (gemäß Berechnung von Wikifolio).
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LBBW Multi Global im Rating
Von Dr. Oliver Everling | 10.Januar 2013
TELOS hat den LBBW Multi Global geratet. Der Fonds erfüllt nach Urteil der Ratingagentur aus Wiesbaden höchste Qualitätsstandards und erhält die Bewertung „AAA-“ auf einer Skala von A bis AAA (höchste Qualitätsstandards).
Auszüge aus dem TELOS-Kommentar machen die Gründe deutlich: „Der LBBW Multi Global ist ein aktiv gemanagter und eher defensiv ausgerichteter Mischfonds, bei dem die Assetklassen je nach Marktlage in ihren Gewichtungen angepasst werden. Der Fonds ist durch seinen Stock- bzw. Bondpicking-Ansatz geprägt. Die Aktienquote des Fonds wird in Abhängigkeit von der fundamentalen Markteinschätzung flexibel gesteuert und kann zwischen 0 und 30 % liegen.“
Das Anlageziel bestehe darin, berichtet TELOS, über einen längerfristigen Investmenthorizont eine durchschnittliche Rendite von mindestens 4 % p.a. zu generieren. Dieses Ziel wurde seit Fondsauflage im Durchschnitt übertroffen. Auf 10 Jahressicht habe der Fonds eine annualisierte Performance von 6.13 % erzielt, so die Zahlenangaben von TELOS. „Das Sharpe-Ratio lag immer im positiven Bereich. Aktuell liegt der Schwerpunkt auf Pfandbriefen sowie Staats- und Unternehmensanleihen mit überwiegend guter bis sehr guter Bonität. Dabei sollen Unternehmensanleihen einen positiven Beitrag zur Performance liefern.“
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Günther Zamek-Anleihe im URA Emissions Check
Von Dr. Oliver Everling | 8.Januar 2013
Nach Erscheinen neuer Zwischenberichte der Emittenten zum 30. 9. 2012 hat die URA Rating Agentur im Rahmen ihres Monitorings ihren Emissions Check für folgende Mittelstandsanleihen aktualisiert: Bastei Lübbe, RENÉ LEZARD, Semper idem Underberg, SeniVita und Travel24.com.
Die Gesamtbeurteilung des Emissions Checks (Anzahl der „URA-Haken“) auf Basis der kumulierten letzten 4 Quartale hat sich für diese 5 Anleihen gegenüber dem Stand 4. 12. 2012 nicht verändert, berichet die Agentur aus München. So gehören Bastei Lübbe und SeniVita weiterhin zu den 14 URA TOP MidCap Bonds. Unverändert keinen „URA-Haken“ haben die beiden Windreich-Anleihen (hier wurde nach fast 2 Monaten Aussetzung das aktualisierte Creditreform-Emittentenrating veröffentlicht: BB+ nach bisher BBB+) sowie die Anleihe der SiC Processing GmbH. Bei letzterer wurde ein Insolvenzverfahren in Form eines Schutzschirmverfahrens in Eigenverwaltung eingeleitet, berichtet der URA Investor Service.
Textikontor Seidensticker habe bisher nur eine kurze Presseerklärung zum Halbjahresabschluss 31.10.2012 veröffentlicht (EBIT-Rückgang um ein Fünftel wegen Investitionen in neue eigene Einzelhandelsgeschäfte); der URA Emissions Check für die Anleihe werde erst bei Vorliegen des vollständigen Halbjahresberichts aktualisiert.
Nach Veröffentlichung des Gechäftsberichts zum 30. 6. 2012 hat sich beim URA Emissions Check die Zahl der „URA-Haken“ für die Günther Zamek-Anleihe von knapp 2 auf 1 verringert. Als Hauptgrund für die Herabstufung gibt der URA Investor Service die Verschlechterung des Ergebnisses der Gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von +0,4 auf -3,7 Mio. EUR an, vor Sonderposten sogar auf -5,5 Mio.; herausgerechnete Sonderposten: Erhöhung der Forderung aus einer markenrechtlichen Auseinandersetzung und Forderungsverzicht der Gesellschafter einerseits bzw. streikbedingte Zusatzkosten andererseits.
Hauptgründe für den hohen Verlust sind, so URA, der niedriger als geplant ausgefallene Umsatz, gleichzeitig starke Rohstoffpreis-Steigerungen (nicht kurzfristig an die Kunden weitergebbar) sowie Sondervergütungen nach Ablauf des Sanierungstarifvertrags. Verglichen mit den Istdaten waren die Prognosen im Wertpapierprospekt vom 30. 4. 2012 (d.h. nur 2 Monate vor GJ-Ende) noch deutlich positiver ausgefallen: 90 Mio. EUR Umsatz statt 80 Mio. Ist und „nachhaltig positives Ergebnis“.
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Researchhäusern drohen Abmahnungen und Geldbußen
Von Dr. Oliver Everling | 8.Januar 2013
Für Rechtsanwälte eröffnet sich möglicherweise schon bald ein einträgliches Geschäftsfeld durch die Abmahnung von Instituten, die den Ratings US-amerikanischer Agenturen wie Standard & Poor’s oder Moody’s ihre eigenen Meinungen gegenüberstellen. Wer beispielsweise als Researchorganisation selbst erarbeitete Ratings veröffentlicht oder an einen Verteiler von Abonnenten oder Interessenten verbreitet, könnte darüber hinaus mit empfindlichen Geldbußen der 2011 geschaffenen Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) zu rechnen haben.
Für viele Finanzdienstleister ist es ein selbstverständlicher Teil ihres Kundenservices, Anleger über Bonitätsentwicklungen an den Finanzmärkten zu informieren, um rechtzeitig vor drohenden Verlusten zu warnen. Private wie insbesondere auch institutionelle Investoren sind auf Research von Analysten angewiesen, die ihre Meinungen mit kurzen Berichten und prägnanten Ratings zum Ausdruck bringen. Oft kommt es gerade darauf an, nicht unreflektiert die Urteile der anerkannten US-amerikanischen Agenturen zu übernehmen, sondern sich selbst ein Urteil zu bilden.
Als Ratingagentur wird nach neuem EU-Recht aber jede Organisation identifiziert, dessen Meinungsäußerungen in Form von Ratings die in der EU-Verordnung über Ratingagenturen festgelegten Merkmale erfüllt. Wer also mit AAA, AA, A, BBB usw. oder ähnlichen Symbolen eigene Analystenmeinungen z.B. über die Kreditqualität von Industrieobligationen oder Bankschuldverschreibungen publiziert, wird erfasst.
Ratingagenturen arbeiten illegal, die mit der Durchführung von Ratingtätigkeiten in der Europäischen Union ohne vorherige Registrierung befasst sind. Das ist der Wortlaut des von der European Securities and Markets Authority (ESMA) veröffentlichten Konsultationspapiers über „Guidelines and recommendations on the scope of the CRA Regulation“.
Schon 2012 hatte die ESMA begonnen, systematisch Ratinganbieter zu identifizieren und zur Registrierung aufzufordern. Nur wer beweisen konnte, keinerlei Tätigkeit wie die registrierten oder zertifizierten Ratingagenturen durchzuführen und daher keine Gegenmeinung zu veröffentlichen, kam unbehelligt davon.
Jede Ratingagentur, die Ratingtätigkeiten in der EU durchführt, hat sich unverzüglich zur Eintragung durch die ESMA zu melden. Keine Organisation darf ein Kreditrating veröffentlichen oder auch nur in einem eigenen Verteiler verbreiten, bis sie so als Ratingagentur registriert ist. Solche Verpflichtungen betreffen auch Rechtspersonen mit Sitz in der EU, die Ratinganalysten zur Bereitstellung von Ratingdienstleistungen im Namen einer in einem dritten Land ansässigen Gesellschaft beschäftigen. Nur eine juristische Person kann eine Registrierung beantragen.
Die ESMA kündigt an, Maßnahmen gemäß Artikel 24 der Verordnung über Ratingagenturen gegen Ratingagenturen zu ergreifen, die illegal ohne Registrierung arbeiten oder, soweit angebracht, die Zertifizierung in der Europäischen Union versäumen. Die Behörde weist auf die Geldbußen gemäß Artikel 36a und Anhang III.54 der Verordnung über Ratingagenturen hin.
Die Delegierte Verordnung (EU) Nr. 272/2012 der Europäischen Kommission vom 7. Februar 2012 zur Ergänzung der Verordnung (EG) Nr. 1060/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates in Bezug auf die Gebühren, die den Ratingagenturen von der ESMA in Rechnung gestellt werden, macht das Interesse der ESMA klar, möglichst viele registrierungspflichtige Ratingagenturen zu finden. Die Behörde wird durch die den Ratingagenturen auferlegten Gebühren finanziert.
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BRFkredit A/S im Rating
Von Dr. Oliver Everling | 7.Januar 2013
Das BayernLB Research befasst sich mit dem Emittentenprofil der BRFkredit Group. Die 1959 gegründete Gruppe (BRFkredit) ist mit einer Bilanzsumme von 227 Mrd. DKK (ca. 30 Mrd. Euro) und einem Marktanteil von 8% die viertgrößte Hypothekenbank Dänemarks. Sie offeriert Kredite über ihre eigenen Vertriebskanäle sowie über Immobilien-Broker wie Realmaeglerne und DSE, berichtet das BayernLB Research. „Zudem übernimmt die BRFkredit im Rahmen gemeinsamer Refinanzierungsvereinbarungen Hypothekendarlehen von der Sydbank, der Jyske Bank, der Arbejdernes Landsbank und seit 1. Oktober 2012 auch von der Ringkjøbing Landbobank.“
Das Kreditportfolio der BRFkredit sei mit einem Anteil von 83% stark wohnwirtschaftlich geprägt. Die Hypothekenvergabe folge dem sogenannten Allgemeinen „Balance-Prinzip“ von Kreditgewährung und Kreditfinanzierung, schreibt die BayernLB, wodurch größere Inkongruenzen zwischen den Zahlungsströmen aus der Deckungsmasse und den begebenen Covered Bonds vermieden werden sollen.
Im Dezember 2012 kündigte das Institut die Auflage eines EMTN-Programm im Umfang von 4 Mrd. Euro an. Die Erstemission ist für das erste Quartal 2013 geplant. S&P’s erteilte den vorrangig unbesicherten Anleihen eine vorläufige Bewertung von A-, bemerkt dazu die BayernLB.
Die Research-Publikationen aus dem BayernLB Research können jetzt auch über die Bloomberg-Seite
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Zielbezug, Zeitbezug und Zeitreihen beim Kommunalrating
Von Dr. Oliver Everling | 7.Januar 2013
Wie entwickelt man Kennzahlen für ein Kommunalrating? Prof. Wolfgang Hafner, Prodekan der Fakultät Wirtschafts-, Informations- und Sozialwissenschaften an der Hochschule für öffentlicheVerwaltung Kehl, weist dazu im Buch „Kommunalrating“ (Artikel-Nr. 22.485-1200, ISBN 3-86556-353-8, Bank-Verlag, Köln) auf eine Reihe von Aspekten hin. „Kennzahlen ermöglichen Informationen über das Erreichen von Zielen und gehören zu den wesentlichen Instrumenten für eine politische Steuerung von Kommunen. Funktionieren können sie nur,“ erläutert Hafner, „wenn zuvor Ziele gesetzt worden sind und mit strukturell gleichen Kennzahlen Abweichungen gemessen werden sollen. Die Wirkungsziele spielen vor den Finanzzielen (input) eine entscheidende Rolle.“ Entsprechend sind Wirkungs- und Finanzkennzahlen erforderlich, um eine zielorientierte und effektive Steuerung sicherzustellen.
Wenn als Grundlage der Haushaltsplanung vor allem Wirkungsziele formuliert worden sind, können sie mit Wirkungskennzahlen gemessen werden, so Hafner weiter. „Aus dieser Funktion ergibt sich, dass Ziele und Kennzahlen aus der generellen Kommunalplanung sowie aus dem Haushaltplan und der Finanzplanung wichtiger sind als aus den zurückliegenden Jahresrechnungen. Zu treffende Entscheidungen können unterstützt werden mit Antworten auf die Frage: Wenn wir im Gemeinderat so entscheiden, wie wird sich dies auf unsere Situation auswirken?“
Den Kennzahlen zur finanziellen Situation kann die Struktur der Finanzplanung zugrunde gelegt werden: Hafner: „Wenn das letzte Rechnungsergebnis einbezogen wird, besteht die Möglichkeit, die Entwicklung über 6 Jahre zu betrachten und für die einzelnen betrachteten Erträge und Aufwendungen bzw. Einzahlungen und Auszahlungen Trends zu bestimmen. Wegen der teilweise erheblichen Schwankungen bei den Steuererträgen haben Trends im Rahmen einer Prognose für die Entwicklung der finanziellen Situation eine besondere Bedeutung.“
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