Unternehmensausfälle auf Jahressicht unverändert
Von Dr. Oliver Everling | 20.September 2012
Der Deutschland-Index der Wirtschaftsauskunftei Hoppenstedt360 hat sich im August wieder stabilisiert, nachdem er im Juni und Juli leicht gestiegen war. Das wird aus Darmstadt berichtet.
Damit bleibt die Zahl der für die kommenden 12 Monate von Hoppenstedt360 erwarteten Unternehmensausfälle konstant. „Auch wenn sich das Wachstum der deutschen Wirtschaft weiter abschwächt, sind wir hinsichtlich der Insolvenzentwicklung doch positiv gestimmt“, so die Einschätzung von Martin Zuberek, Direktor und Risikoexperte der Hoppenstedt360 GmbH. „Die deutsche Wirtschaft hat sich bereits in der letzten Rezession sehr robust gezeigt und bereitet sich auch jetzt gut vor. Aktuell sehen wir kein Risiko für einen weiteren Anstieg der Unternehmensausfälle.“
Der Deutschland-Index lag im August 2012 bei 92 Prozent und damit 1,3 Prozentpunkte niedriger als im Vormonat (Juli 2012: 93,3 Prozent). Hoppenstedt360 prognostiziert damit eine leichte Abnahme der Unternehmensausfälle in den kommenden 12 Monaten im Vergleich zu den Vormonaten.
Der Index liegt somit noch weit unter dem Referenzwert 100 von Ende Dezember 2010. „Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern steht Deutschland sehr gut da und ist noch nicht in Sichtweite einer Krise oder Rezession“, so Zuberek weiter. „In Gesprächen mit unseren Kunden stellen wir aber fest, dass diese verstärkt präventive Maßnahmen für den Fall ergreifen, dass sich die Konjunktur noch stärker abkühlt.“
Das deutsche Wirtschaftswachstum verlangsamt sich aktuell immer stärker, auch aufgrund der Probleme im Euro-Raum. Hier liegen auch die meisten Unsicherheitsfaktoren – vor allem hinsichtlich der Lösung der Schuldenkrise. Der Export, lange Zeit das Zugpferd der deutschen Konjunktur, schwächt sich momentan ab, da durch die Sparmaßnahmen in den Krisenländern Aufträge wegbrechen. „Gelingt eine Lösung der Schuldenkrise und stabilisiert sich die Lage in den Krisenländern, dann bleiben auch die Konjunkturaussichten für Deutschland im niedrigen positiven Bereich“, ergänzt Zuberek. „Gelingt dies nicht, dann ist für 2013 eine Stagnation oder sogar eine Rezession für Deutschland nicht auszuschließen – und dann wird langfristig auch wieder das Ausfallrisiko bei deutschen Unternehmen steigen.“
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Generation Zahlmeister
Von Dr. Oliver Everling | 14.September 2012
„Sicherlich ist vieles wünschenswert,“ sagt Paul Hermreck, Bürgermeister der Stadt Verl mit Blick auf seine Stadt, „aber nicht alles Wünschenswerte ist finanzierbar.“ Eine Kommune sollte sich auf das Notwendigste konzentrieren, so sein Plädoyer im Buch „Kommunalrating“, das im Bank-Verlag, Köln, erscheint, denn es muss auch das primäre Ziel einer soliden Finanzpolitik sein, die Steuern und Abgaben unserer Bürgerinnen und Bürger auf das Notwendigste zu minimieren.
Dabei geht die Stadtverwaltung in Verl selbst mit gutem Beispiel voran: Im Vergleich der Kommunen mit bis zu 25.000 Einwohnern erreicht Verl die beste Personalquote und bezogen auf die Personalausgaben je 1.000 Einwohner den besten Wert, weist Hermreck im Buch „Kommunalrating“ nach (Artikel-Nr.: 22.485-1200, ISBN 3-86556-353-8). Eine strenge Ausgabendisziplin bescheinige die Gemeindeprüfungsanstalt NRW der Stadt auch für ihren Sachkostenaufwand, der trotz eines hohen Ausgliederungsgrades im interkommunalen Vergleich den Mittelwert um rund vier Prozent unterschreitet.
„Auch in vielen weiteren der untersuchten Bereiche liegt die Stadt Verl mit ihren Ausgaben unter dem jeweiligen interkommunalen Mittelwert, so zum Beispiel bei der Bauunterhaltung im Hoch- und Tiefbaubereich. Gleichwohl ist die Bausubstanz der öffentlichen Gebäude gut und die Substanzerhaltung gewährleistet, gleiches gilt für die Straßen“, schreibt Hermreck.
Diese Ausgabendisziplin gelte für die Stadt Verl auch für die kommenden Jahre als unbedingte Marschroute. „Denn es ist schon schlimm genug – wenn nicht sogar skandalös –, welche Schulden Bund und Land den nachfolgenden Generationen überlassen. Zumindest als Kommune versuchen wir alles zu tun, damit unsere Nachkommen nicht auch auf kommunaler Ebene zur ‚Generation Zahlmeister‘ wird, wie das Magazin Focus einmal titelte.“
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Rating versus Wirtschaftsauskünfte im B2B
Von Dr. Oliver Everling | 12.September 2012
„Oberflächlich betrachtet dienen beide Risikomanagementtools, Rating und Wirtschaftsauskünfte, der Einschätzung von möglichen Risiken zwischen Vertragspartnern auf nationaler und internationaler Ebene“, schreiben Jens Höhl und Dieter Pape von der URA Rating Agentur AG, München, „Die Auskunft der bekannten Auskunfteien trifft mit ihrer Bonitätsbewertung oft eine relativ gute Aussage zur Bonität. Diese Bonitätseinschätzung wird durch Sammlung, Zusammenführung und Auswertung aus den Eigenauskünften der Unternehmen, Zahlungserfahrungen, und öffentlichen Registern erreicht und zum Bonitäts-Index aggregiert.“ Bei Vergleichen über Jahrzehnte zeigt dieser ausgewiesene Bonitätsindex statistisch eine Trefferquote bezüglich der Aussage einer zu erwartenden Ausfallwahrscheinlichkeit von ca. 60 %, berichten Höhl und Pape.
„Für das Credit Assessment von relativ großen Risiko-Volumina und bei Engpassrisiken werden nicht nur in der Kreditwirtschaft sondern zunehmend auch bei großen Unternehmen Bilanzratingverfahren eingesetzt. Wird bei der Ermittlung des Bonitätsindex der Auskunfteien auf die Zahlungserfahrungen des Marktes und auf bestimmte risikorelevanten Kriterien der Unternehmen zurückgegriffen, so nutzt das Bilanzrating mathematisch-statistische Verfahren. Hunderttausende Rechenoperationen mit Jahresabschlüssen erfolgreicher und weniger erfolgreicher Unternehmen, wie auch von Insolvenz betroffenene, ermöglichen eine Mustererkennung, mit der die Finanzstabilität des Unternehmens zuverlässig gemessen werden kann“, machen die Experten von der URA klar.
Die modernen Analysemethoden blenden das sogenannte Windowdressing weitgehend aus, so der Anspruch der Analysten der Ratingagentur aus München. „Intelligente Kennzahlenkombinationen sind sogar in der Lage, Bilanzbetrug aufzudecken. Studien von betriebswirtschaftlichen Fakultäten wie der Universität Münster belegen,“ so Pape, „dass spektakuläre Insolvenzen wie Philipp Holzmann, Karmann u.a. mit Bilanzratingsystemen frühzeitig hätten erkannt werden können.“
Das Bilanzratingverfahren der URA Rating Agentur hat bei der Vorhersage der einjährigen Ausfallwahrscheinlichkeit eine am so genannten Gini-Koeffizienten gemessene Treffsicherheit von mindestens 73%, fügt Höhl hinzu. „Die praktische Erfahrung bei Finanzdienstleistungsunternehmen zeigt sogar, dass eine Treffsicherheit von etwa 80% für die einjährige Voraussage realistisch ist.“
Ein ganzheitliches Rating beschränkt sich jedoch nicht nur auf die mathematisch statistischen Verfahren der Bilanzratings. Hier werden in einem standardisierten, von erfahrenen Ratinganalysten geführten Prozess, die Chancen und Risiken des Unternehmens in Bezug auf die aktuelle Finanzstabilität wie auch für die Entwicklung des Unternehmens in den nächsten drei bis fünf Jahren analysiert. Zahlreiche qualitative Erfolgsfaktoren dienen dazu, künftige Entwicklungen für ein Rating berechenbar zu machen. Hierzu dienen auch Informationen zur Branche, den Märkten und politische Einflüsse. Die Analyse der Unternehmensführung, Qualität der Mitarbeiterschaft, Effizienz der Produktionsprozesse wie auch die Qualität der Produkte am Markt fließen in ein solches Unternehmensrating ein.
„Es empfiehlt sich,“ so das Plädoyer von Höhl und Pape, „die traditionelle Methode der Auskunfteien mit den weiterentwickelten Methoden des Ratings zu kombinieren. Die Auskunftei mit ihren Erfahrungswerten lässt von der Vergangenheit auf die wahrscheinliche Entwicklung der Zukunft schließen. Die Rechenkapazitäten von Computern werden methodisch zur Trennung von Ausfallwahrscheinlichkeiten genutzt.“
Höhl und Pape sehen es als wissenschaftlich erwiesen an, dass die Vorhersagequalität dieser Systeme bei korrekter Datenerfassung der Auskunft deutlich überlegen ist. „Die Auskünfte von Auskunfteien und die Vorhersagen von mathematisch statistischen Bilanzratingverfahren sind komplementär. Sie sollten deshalb gemeinsam eingesetzt werden.“
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Sprachverwirrung durch geschlossene Offene Fonds
Von Dr. Oliver Everling | 12.September 2012
Eine sichere Anlage, geeignet für konservative Anleger, einfach strukturiert und leicht zu verstehen – so müssen Geschlossene Fonds bei der Landesbank Berlin aussehen. Darüber spricht Gabriele Feist von der Landesbank Berlin bei der General Conference Geschlossene Fonds 2012 in Frankfurt am Main, die von der Ratingagentur Scope mit dem Ziel durchgeführt wird, ein regelmäßiges Branchentreffen zu etablieren.
Wolfgang J. Kunz vom TSO DNL Funds nennt sein Emissionshaus „langweilig“, da man sich immer im Südosten der USA engagiere. Mit einer klaren Ausirchtung auf Immobilien, und hier auch nur auf solche, für die man die entsprechende Fachkenntnis mitbringe. Kunz geht auf unterschiedliche Rechtsauffassungen in den USA und in Deutschland ein. Mit TSO gehe man voll in die Verpflichtung gegenüber dem Anleger.
Dr. Christoph Ludz von der Dr. Ludz Vermögensberatungsgesellschaft macht die Vielschichtigkeit der Frage nach „Sicherheit“ deutlich. Die Kunden wollen erfahren, wie sie aus einer Anlage wieder herauskommen. „Eine Zweitmarktplattform nach der anderen macht zu“, sagt Ludz. Mithin müsse argumentiert werden, wie diese Frage gelöst werde.
Martin Krause von BVT unterstreicht die Aufgabe eines First Movers, aus Fehlern zu lernen. Niemand könne in allen Bereichen der Beste sei. Bis heute habe BVT das Fachpartnerkonzept durchgezogen, um Lücken zu füllen. Dann könne man auch im Bereich der Geschlossenen Fonds ein Produkt angeboten werden, was der Kunde versteht und Entwicklungen korrekt kommentiert werden. Dass nach 36 Jahren am Markt es auch Fonds gab, bei denen Schwierigkeiten zu überwinden waren, leugnet Krause nicht.
Dirk Müller, bekannt von „Cashkurs“, als Erfolgsautor und Referent von der Finanzethos GmbH, zeigt auf die Masse des Publikums, die durch die Entwicklungen der letzten Jahre „verbrannt“ sei. Müller zeigt den versammelten Branchenvertretern auf, wie hoch der Aufklärungsbedarf beim Anlegerpublikum sei. Viele Anleger, deren einst Offenen Immobilienfonds geschlossen wurden, würden mit einem „Geschlossenen Fonds“ eher Negatives assoziieren.
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Rohstoffe als Fluchtpunkt in Zeiten tiefer Zinsen
Von Dr. Oliver Everling | 12.September 2012
Im Hause der Credit Suisse werden Rohstoffe als Fluchtpunkt in Zeiten tiefer Zinsen diskutiert. Tobias Merath, Head Commodity Research bei der Credit Suisse, erläutert den analytischen Rahmen für Rohstoffmärkte, der sich aus technischer Analyse, Bewertung, Lagerbestandszyklus und Investitionszyklus ergibt. Die Technische Analyse konzentriert sich auf Momentum und Trend. Das Fair Value Modell der Credit Suisse stellt einen theoretisch fundierten und statistisch robusten Analyserahmen zur Verfügung, um Aussagen über die Bewertung in den einzelnen Märkten zu machen. Vorlaufindikatoren helfen die Position imm Konjunkturzyklus zu bestimmen, denn Lagerbestände sind ein Poryxy für die Verfügbarkeit von Rohstoffen. Rohstoffpreise verhalten sich in den verschiedenen Phasen des Konjunkturzyklus unterschiedlich, sagt Merath. Lagerbestände und Investitionen in die Produktionskapazitäten beeinflussen die Empfindlichkeit der Preise auf konjunkturelle Veränderungen.
Merath sieht eine große Diskrepanz zwischen den Sektoren, denn bei Sojabohnen, Silber, Weizen und Korn seien – gemessen an den Standardabweichungen vom Fair Value – Überbewertungen zu sehen. Umgekehrt sehen Nickel, Aluminium, Kupfer und Benzin billig aus. Das Umfeld bleibe aber, betrachtet man den Zyklus, schwierig, wenn auch technisch gesehen eine Verbesserung des Chartbildes zu erkennen sei. Nach einer längeren Phase der Korrektur und der Seitwärtsbewegung sei jüngst wieder Bewegung in die Edelmetallpreise gekommen. Das Anlegerinteresse an dem Sektor steige wieder, sagt Merath. Sowohl physisch hinterlegte ETFs als auch Futures- und Optionsmärkte registrieren erneute Zuflüsse. Das Bekenntnis der großen Zentralbanken zr gegenwärtigen Niedrigzinspolitik spiele hier eine wichtige Rolle, zeigt Merath auf. „Mittlerweile haben die Preise wichtige, technische Marken nach oben überschritten. Der Goldpreis ist aus seinem Abwärtstrend ausgebrochen“, berichtet Merath. „Mit Ausnahme von Silber sind die Edelmetallpreise nicht überbewertet. Vor allem bei Gold und Platin ist mit weiteren Preissteigerungen zu rechnen.“
Nach einer längeren Aufwärtsbewegung haben sich die Ölpreise in letzter Zeit wieder seitwärts bewegt. „Allerdings ist davon auszugehen,“ schränkt Merath ein, „dass dies noch nicht das Ende des Preisanstiegs darstellt.“ Auf der Angebotsseite habe das Produktionswachstum wohl seinen Höhepunkt erreicht. Die physische Nachfrage sei saisonal bedingt noch recht stark. Das Marktgleichgewicht enge sich weiterhin ein. Merath kmmt auf die geopolitischen Risiken zu sprechen, die nach wie vor ein wichtiger Treiber für die Ölpreisentwicklung seien. Merath sieht diese Risiken aber eingepreist. „In den nächsten Monaten dürften die Ölpreise moderat weitersteigen. Allerdings dürfte die Bewertung dem Preisanstieg ab einem gewissen Punkt Grenzen setzen.“
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Währungsunion in Katerstimmung
Von Dr. Oliver Everling | 11.September 2012
Die Währungsunion wird bestehen bleiben, die damit verbundenen Risiken kann man eingehen, „aber ich sehe große Risiken“, führt Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, in seinen Vortrag ein. Kater macht die Situation unmissverständnlich klar: „Die spinnen die Europäer“ lautet der Titel seines Vortrags bei der Scope General Conference Gesclhossene Fonds 2012.
Wer denkt was über wen in Europa? Am härtesten arbeiten in Europa die Griechen – nach Meinung der Griechen. In allen anderen Ländern haben die Deutschen dieses Image. „Am wenigsten arbeiten die Griechen, nur in Frankreich und Griechenland glaubt man Italien, in Italien Rumänien – so das Stimmungsbild“, am wenigsten korrupt halten die Europäer Deutschland, am meisten korrupt Italien (auch die Italiener sehen sich so), allerdings halten Griechen Griechenland, die Polen Polen und die Tschechen Tschechien am korruptesten, berichtet Kater über eine Studie des Pew Research Center 2012.
Währungsunionen seien sehr umständliche Veranstaltungen, sagt Kater. Eine zwingende ökonomische Begründung sieht Kater daher für eine Währungsunion daher nicht. Das Ziel des Euro sei also ein politisches, nicht ein ökonomisches. Welche Gemeinweisen unter eine Währung fallen sollen, sei daher eine politische Frage. Österreich-Ungarn (1919 – 1927), Russland (1918 – 1920), Sowjetunion (1992 – 1994), Jugoslawien (1991 – 1994), Tschechoslowakei (1993), Lateinische Währungsunion (1914 – 1927) und Skandiavische Währungsunion (1914 – 1924) – das alles seien Beispiele für aufgelöste, gescheiterte Währungsunionen. Diese alle hätten aber gemeinsam, dass zuerst die Politik auseinander ging, dann auch die Währung folgte. Beim Euro sei aber der politische Wille umgekehrt.
Kater unterstreicht die Bedeutung der Bündelung der Kräfte in Europa und macht klar, wie Deutschland oder gar die Schweiz zwischen USA und China kaum Mitsprache hätte. „Die Regeln des Stabilitäts- und Wachstumspakets wurden in Europa aber nicht eingehalten“, resümiert Kater. Das Grundproblem sei die Überschuldung. Beim Deleveraging sei in den letzten Jahren nicht viel passiert. Um das Vertrauen in das System wiederherzustellen, müssen Schulden reduziert werden, macht Kater deutlich.
„Eine Vergemeinschaftung der Altschulden setzt desaströse Anreize für die Wirtschaftspolitik der Zukunft“, warnt Kater. Eine Schuldenübernahme sei daher schlicht nicht möglich. „Es muss das alte Maastricht Dictum geleten, dass es jeder irgendwie selber hinbekommen muss“, sagt Kater. Die Frage der Gläubigerbeteiligung bleibe aktuell, Gläubiger müssten substantielle Beiträge leisten. Ob spanische Banken von Frankfurt aus geschlossen werden können, müsse noch geklärt werden, erscheine aber warhscheinlich.
Kater sieht ein Niedrigzinsszenario voraus, denn „niedrige Zinsen haben immer geholfen“, skizziert Kater die Entscheidungssituation der Politik. Hilfe zur Selbsthilfe: Zinsreduzierung durch kombinierte EZB/ESm-Interventionen; allerdings gegen Konditionalität und Überwachung; Bankensanierung unter Gläubigerbeteiligung (debt-to-equity-swaps); Verbesserung von Angebotsbedingungen durch Reformen und „diskretionäre Transfers“ durch Kohäsisonsfonds. Kater erwartet, dass die EZB stärker dem Modell der Fed in den USA folgen werde. „Eine neue Art der Währung“, sagt Kater. Teile des genetischen Erbes der EZB gehe verloren, die EZB sei kein Klon der Deutschen Bundesbank, das sei der Preis, den die Deutschen bezahlen.
Die D-Mark sei durch die Prinzipientreue der Bundesbank eine so außergewöhnliche Währung gewesen. An den Säulen, die die Unabhängikeit der Bundesbank getragen haben, werde auch jetzt wieder gekratzt. Die Frage nach Transfers sei eine politische, unterstreicht Kater. Ob diese eingerichtet werden und wieweit, sei eine rein politische. Kater bezieht sich auf Ausführungen des Bundesbankpräsidenten Jens Weidmann: „Wenn sich die Geldpolitik als umfassender Prolbemlöser einspannen lässt, droht ihr eigentliches Ziel mehr und mehr in den Hintergrund zu rücken.“
Kater illustriert, dass das demokratische System in Europa herausgefordert werde. Demokratie werde in Europa nicht mehr wie in einem Schweizer Kanton mit Handzeichen praktizierbar sein. Zugleich seien Konzentratoinsprozesse in einheitlichen Wirtschafts- und Währungsräumen zu beobachten, mit der Stärkung der znetralen Industrie- und Dienstleistungsstandorte und Wanderungen hin zu den zentralen Standorten.
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AA für Sparinvest Global Small Cap Value
Von Dr. Oliver Everling | 11.September 2012
TELOS hat den Sparinvest Global Small Cap Value geratet, berichtet die Ratingagentur aus Wiesbaden. Der Fonds erfülle sehr hohe Qualitätsstandards und erhalte deshalb die Bewertung „AA“ auf einer Skala von A bis AAA (höchste Qualitätsstandards).
Der Sparinvest Global Small Cap Value ist ein aktiv gemanagter Aktienfonds, der weltweit in Nebenwerte investiert. Der Fonds verfolgt ein striktes Value Investing gan nach der Philosophie des Hauses Sparinvest.
„Der fundamentale aktuelle Bewertungsabschlag der Portfoliopositionen ist auch aus dem aktuellen und für das Haus Sparinvest üblichen niedrigen Kurs/Buch-Verhältnis von ~ 0.75 abzulesen“, schreiben die Analysten von TELOS. „Die durchschnittliche Finanzstabilität, gemessen an der Quote Netto-Finanzverbindlichkeiten/ Eigenkapital, weist in der klassischen Betrachtung mit ~ 5,96% einen unverändert attraktiven Wert auf.“
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Institutionelle drängen in Geschlossene Fonds
Von Dr. Oliver Everling | 11.September 2012
Mehr als 100 Unternehmen und mehr als 180 Teilnehmer folgen der General Conference Geschlossene Fonds 2012 in Frankfurt am Main. Florian Schoeller, Geschäftsführer der Scope Analysis, eröffnet die gelungene Veranstaltung im Westin Grand Hotel mit einer Gegenüberstellung der Prboleme des Geschlossenen Fonds mit denen der Eurokrise.
„Die Verunsicherung der Anleger ist allgegenwärtig“, sagt Schoeller. Die Performanceschwäche einiger Fonds treffe die nun vorgefundene Situation mit voller Wucht und die Regulierung sei für viele unangenehm, reduziere die Freiheit und zwinge den Vertrieb in einen Restrukturierungsprozess, der ihn erlahmen lasse.
„Der Staat ist viel mehr als nur Gesetzgeber“, sagt Schoeller, denn er hänge von Gunst und Mehrheit von Wählern abhänge. Das Regieren habe mit Reagieren zu tun: Tsunami, Fukoshima usw. seien dafür Beispiele. Die Finanzkrise führe zu einer Veränderung der Investmentbranche. Aktion führe zu Reaktion, die der Wähler fordere und erwarte. Der Staat sei gewzungen, schnell zu handeln, da ihm sonst der Rückhalt in der Bevölkerung fehle. „Er behandelt die Branche wie ein Kollektiv, das ist der einzige gangbare Weg.“
Schoeller zeigt Verständnis dafür, dass der Staat die Geschlossenen Fonds nicht verschont. Mit 100.000 € sei es möglich gewesen, einen Prospekt aufzusetzen und in den Vertrieb zu gehen. Schoeller greift der Deutung seines Vortrags im Sinne eines Paukenschlags vor und fragt: „Was haben Sie erwartet? Hatten Sie gehofft, dass der Staat die Party nicht beendet?“ Jetzt komme die Regulierung umso heftiger.
Die Verbände würden sich ins Zeug legen, um nachzuverhandeln. Die vorgelegte Regulierung habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute sei, dass der Geschlossene Fonds mit staatlichem Segen weitergehe. Aber es werde, das sei dei schlechte, nun nach der Musik des Staates getanzt. Die Emissionshäuser werden am stärksten betroffen sein, prognostiziert Schoeller.
Der Renditezwang zwinge inzwischen auch institutionelle Anleger in die Geschlossenen Fonds. Die Institutionellen hätten aber andere Anforderungen an Geschlossene Fonds. Hier sei (im positiven Sinne der Kompetenz) Investment Banking Knowhow gefordert. Banken, aber auch Versicherungen und Investmentgesellschaften bieten Zwischenfinanzierungen an. „Der Geschlossene Fonds ist für uns bei der Scope Group ein Asset-based Investment“, daher würden auch solche Anlageformen analysiert, die in die Form einer Anleihe gekleidet seien. Florian Schoeller skizziert das Alleinstellungsmerkmal des Geschlossenen Fonds:Jeder zahlt seine Mieten, auch wenn Staaten ihren Zahlungsverpflichtungen auf Staatsanleihen nicht mehr nachkommen. „Institutionelle Anleger sind wie Tanker, sie bewegen sich nicht schnell, kommen dann aber mit Wucht“, prophezeit Schoeller.
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Social Trading als Anlageform der Zukunft
Von Dr. Oliver Everling | 10.September 2012
Wie sieht der Anleger 2.0 aus? Antworten auf diese Frage lassen sich aus dem Vortrag von Andreas Kern, Geschäftsführer der wikifolio Financial Technologies GmbH, deuten. Kern sprach beim MontagsMeeting des eff European Finance Forum in Frankfurt am Main. Kern führt in seinen Vortrag mit einem Blick auf www.smava.de und www.fidor.de ein und kommt auch auf www.covestor.com zu sprechen. „Auch recht spannend ist StockPulse“, sagt Kern. Hier fehle ein wichtiges Element, denn es fehle der finanzielle Anreiz für diejenigen, die mit ihren Tweets usw. Die Plattform möglich machen. StockPulse analysiert völlig unabhängig Social Media. Bei www.sharewise.com finanziere man sich nur aus der Werbung auf dem Portal.
„In Deutschland wird mehr für Kapitalmarkttransaktionen ausgegeben als für Brot“, macht Kern die Größe und Bedeutung des Marktes deutlich, den Wikifolio ansteuert. „Im Herzen des Geschäftsmodells ist eine Erfolgsprämie“, erläutert Kern das Geschäftsmodell von Wikifolio. „Hier sieht man real-time jeden Trade. Außerdem kann man sehen, welche Freunde von Facebook dabei sind“, sagt Kern.
Emittentin der wikifolio Indexzertifikate ist die Lang & Schwarz AG, die als Basiswert einen Index auf das jeweilige Wikifolio ausstellt. S Broker ist ein Partner von Wikifolio, da Anleger Wert legen auf Expertenmeinungen und Musterdeopts. Die Kundenbefragung zeigte: Das Potential für Social Trading Produkte ist groß. Bei der Suche nach einem Partner war für S Broker wikifolio.com überzeugend, da das Produkt sehr einfach zu verstehen ist, das Gebührenmodell ist transparent und Verknüpfung mit den Social Media Kanälen greift die Trends auf, hin zu Crowd Funding und Crowd Financing. Außerdem kann auch mit sehr kleinen Beträgen investiert werden.
„Wir haben weltweit das einzige Modell, wo wirklich eine ISIN vergeben und Investieren in das Portfolio nach Wahl des Anlegers erlaubt wird“, versucht Kern die Alleinstellungsmerkmale seiner Plattform herauszuarbeiten. Dies sei auch für das Handelsblatt eine Begründung für die Kooperation mit Wikifolio gewesen.
Die Gefahr von Marktmanipulationen udn Front-Running ist kein neues Problem, trifft Musterdepots und Börsenbriefe in gleichem Ausmaß. Volle Transparenz ist durch alle „Redakteure“ gegeben, da diese durch Ausweis legitimiert werden und die gesamte Historie ersichtlich bleibe. Außerdem werde das Anlageuniversum auf liquide Werte eingeschränkt bleiben. „Wir sehen schon eine große Anzahl von gewerblichen Anbietern, die Wikifolios mit großer Ernsthaftigkeit betreiben“, sagt Kern. Seit Oktober 2011 sei das Handelsblatt mit VHB Digital beteiligt. Im Dezember 2011 sei der Testbetrieb von beta.wikifolio.com gestartett worden. Der Marktstart erfolgte im August 2012. Die weitere Roadmap sei durch den Ausbau von Kooperationen und neue Funktionen für Anleger und Trader sowie Zusatzfunktionen für Vermögensverwalter gekennzeichnet. Ab 2013 soll die Internationalisierung angestrebt werden.
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Basel III von Klauck und Stegmann
Von Dr. Oliver Everling | 9.September 2012
Basel III ist von den Gesetzgebern noch nicht verabschiedet – aber schon gibt es die ersten Bücher dazu. Den Herausgebern des Buches mit dem lapidaren Titel „Basel III“ aus dem Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft, Steuern, Recht in Stuttgart ist die Rechtslage bestens bekannt. Zurecht warten die Herausgeber, Kai-Oliver Klauck und Claus Stegmann, beide von der ifb group, jedoch nicht letzte Rechtssicherheit in allen Fragen ab, sondern sehen ihre Mission darin, einen wichtigen Gedanken von Basel III in der Literatur ein- und fortzuführen: Die Integration, nämlich die Integration der Metriken aus dem Solvabilitätskoeffizienten, der Liquiditätskennziffern sowie der Leverage Ratio voranzubringen und in ihre Umsetzungsprojekte aufzunehmen, die sie seit Basel II beschäftigen.
Der Leser darf sich also von dem Erscheinungsdatum nicht irritieren lassen, denn man könnte vermuten, dass im August 2012 noch ein Buch vorgelegt würde, dass insbesondere der kritischen Diskussion des Regelwerkes von Basel III dienen würde. Dies ist in dem vorliegenden Buch nicht der Fall (ISBN 978-3-7910-3148-4). So wird beispielsweise nicht die Diskussion noch einmal komplett aufgerollt, welcher Sinn darin bestehen soll, das Kreditvolumen von Hypothekenbanken, das in der Regel durch einen hohen Anteil dinglicher Sicherheiten abgesichert ist, mit höhermargigne und gleichzeitig risikoreicherem Kreditgeschäft gleichzusetzen. Auch die sonstigen Konstruktionsfehler von Basel III werden nicht verschwiegen oder verschleiert, aber auch nicht weiter vertieft. Wer wissen will, an welchen Keimen die Banken in der nächsten Krise erkranken werden, wird daher in diesem Werk nicht direkt fündig.
Dafür liefert das Buch umso mehr Handwerkszeug für die Umsetzung der absehbaren Rechtslage in der Bankpraxis. Es gibt einen stimmigen Überblick – ausgehende von einigen allgemeinen Betrachtungen – zur Risiko- und Kapitalmessung, zur Risikosteuerung, zur Risikodarstellung und zu Fragen der Organisation, der Prozesse und der Infrastruktur. Wer sich über die erstaunlich gute Konsistenz und Überschneidungsfreiheit der Beiträge von verschiedenen Autoren – gewöhnlich eine der wichtigsten Herausforderungen für Herausgeber von Sammelbänden – wundern sollte, findet bald eine Antwort: Die meisten Beiträgen stammen von Autoren aus dem Hause der ifb group, einige Beiträge kommen auch aus Kreditinstituten und Dr. Andreas Dombret, seit 2010 Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank und dort u.a. für Finanzstabilität zuständig, gibt sein Geleitwort. Vor diesem Hintergrund sucht man in diesem Buch ein Autorenverzeichnis vergeblich; die Tätigkeitsfelder der jeweiligen Autoren erschließen sich aus Fußnoten.
Das Buch „Basel III“ eignet sich einerseits nicht für Leser, die sich darunter einen Schweizer Stadtteilplanung vorstellen würden oder für Studierende, die sich in die Grundfragen der Bankenaufsicht einlesen wollen. Das Wissen um die Grundlagen setzt dieses Buch voraus. Andererseits werden sich Wissenschaftler nicht befriedigt sehen, die nach theoretischen Modellierungen, Abstraktionen und komplexitätssteigernden Diskursen suchen.
Das Buch gehört vor diesem Hintergrund daher auf den Tisch jedes Bankmitarbeiters, der die zu erwartenden Anforderungen antizipieren, sich mit der Umsetzung von Basel III befassen und künftig die Gesamtbanksteuerung verantworten soll. Für diese wird das Buch ein wertvoller Begleiter und Nachschlagewerk sein.
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