Financial Information Management in D A CH
Von Dr. Oliver Everling | 26.September 2012
„Die Speicherung von Daten ist heute nicht mehr das Problem, sondern die Frage, was mache ich mit den Daten“, führt Peter van Kleef, CEO der Lakeview Capital Market Services in die FIMA DACH ein, der Konferenz für Financial Information Management in Deutschland, Österreich und Schweiz. Seit zehn Jahren ist die FIMA ein regelmäßiger Treffpunkt der Branche in London, nun erstmals auch in Frankfurt am Main. Die Veransaltung wird von namhaften Adressen unterstützt, Ernst & Yourng,und gesponsort u.a. von S&P Capital IQ und Fitch Soluctions.
Martin Rettich, Executive Director, Head of Swiss Hub Operations & Services, Coutts & Co Ltd., befasst sich mit Fragen der Datenmenge, der Datenverfügbarkeit sowie insbesondere auch der Integration der Daten. Rettich zeigt eine Vision auf, wie künftig Datenmanagement aussehen könnte. Insbesondere der regulatorische Druck lasse nicht nach, es gehe also nicht nur um steigende Erwartungen von Kunden, sondern auch der Aufsicht. Mehr Instrumente sowohl nach Tiefe als auch Breite, mehr Typen von Instrumenten und mehr Varianten in einem Portfolio, eine größere Anzahl von Eigenschaftsstellen je Instrument, Underlyings, Fondskompositionen, Kalkulationen des Exposure und nicht zuletzt auch Ratings führen nach Feststellung von Rettich zu einem stetigen Wachstum an Datenbedarf.
SIX Telekurs, Bloomberg, Reuters, WM-Data, Morningstar und viele andere liefern Daten, die für verschiedene Systeme über verschiedene Schnittstellen benötigt werden, sei es im im Kernbankgeschäft, im Asset Management oder im Risikomanagement. Die Kosten für den Betrieb, die Datendienste, IT und Harmonisierung von Daten steigen. Rettich berichtet von seinen Erfahrungen bei Banken, bei denen die Daten von verschiedenen Seiten eingekauft wurden, man intern sich aber nicht bewusst war, welche Daten an welcher Stelle bereits vorhanden waren.
Vor zwanzig Jahren sei es ausreichend gewesen vielleicht zwanzig Attribute für jedes Instrument zu erfassen. Inzwischen seien mehr als zehn Mal so viele zu verwalten. Der Mitarbeiter müsse wiederum bei der Eröffnung eines Instruments mit dieser Datenfülle und -anforderungen klarkommen.
Rettich zeigt Lösungsansätze auf, so die implementierte Lösung von Coutts weltweit. Das Management der Plattform wird aus Zürich heraus betrieben mit einer globlaen Verantwortung. Zahlungsverkehr und Kreditverkehr findet dagegen vor Ort statt, aber alles, was mit Wertschriften zusammenhänge, werde zentralisiert aus Zürich betrieben.
„Keiner hat es ganz im Griff“, sagt Rettich mit Blick auf die Datenqualität, die von den Datenlieferanten bereitgestellt werde. Mit 35.000 Instrumentdaten sei zwar eine autoatische Überwachung implentiert, jedoch kommen plötzlich verlangte, zusätzliche Informationen hinzu. Um die Datenqualität zu steuern,
Rettich skizziert die Ansprüche, die inzwischen von Kunden an die Aktualität von Ratings gestellt würden. Der RRPrivate Banker würde oft die Schuld auf die Datensysteme schieben, wenn der Kunde von einer Herabstufung überrascht würde. So stegit der Druck auf die Finanzdienstleister, über jede Ratingveränderung umgehende zu informieren. Erhalten Kunden die benötigten Ratingdaten nicht rechtzeitig, um Schäden zu vermeiden, belastet dies die Kundenbeziehung.
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Je größer, desto schlechter der Zahler
Von Dr. Oliver Everling | 25.September 2012
Im Jahr 2011 zahlten 74 Prozent der deutschen Unternehmen ihre Rechnungen innerhalb des Zahlungsziels – ein Spitzenwert im europäischen Vergleich. Eine neue Studie des Wirtschaftsinformationsdienstes D&B Deutschland, die das Zahlungsverhalten von Firmen in zehn europäischen Ländern untersucht, zeigt den Einfluss der Finanz- und Eurokrise in den letzten Jahren.
Ebenfalls sichtbar wird die Tatsache, dass große Unternehmen im Schnitt deutlich schlechter zahlen als kleine und mittelständische Unternehmen. „Im Zahlungsverhalten zeigt sich, wie unterschiedlich die Krise die europäischen Länder und ihre Unternehmen trifft. Besonders Firmen, die grenzüberschreitend Geschäfte abwickeln, sollten die Zahlungsmoral ihrer ausländischen Geschäftspartner bei ihrem Risikomanagement berücksichtigen“, so Thomas Dold, Geschäftsführer von D&B Deutschland.
In der Studie werden die zehn europäischen Länder Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande, Polen, Portugal, Schweiz und Spanien hinsichtlich ihrer Zahlungsfristen, Zahlungsmoral, D&B-Risikoindikation und gesamtwirtschaftlichen Entwicklung verglichen. Als globale Vergleichswerte dienen China, Kanada und die Vereinigten Staaten von Amerika. Deutlich wird dabei nicht nur die unterschiedliche Zahlungsmoral, sondern auch die verschiedenen Zahlungsfristen und -konditionen werden offenkundig. Während in Deutschland 0 bis 30 Tage üblich sind, gelten in Frankreich und Italien 30 bis 120 Tage und in Portugal sogar 90 bis 120 Tage als übliche Zahlungszeiträume.
Im Rahmen der Studie wurde auch deutlich, dass große Unternehmen und internationale Konzerne zu den schlechtesten Zahlern gehören, während kleine und mittelständische Unternehmen pünktlicher zahlen. Auch das müssen Unternehmen beim Umgang mit Zahlungsrisiken berücksichtigen. Dieses Verhalten lässt sich nach Ansicht der Experten von D&B durch mehrere Faktoren erklären: Großunternehmen nutzen ihre Reputation sowie ihre Markt- und Einkaufsmacht, um ihren Zulieferern Zahlungsbedingungen und -fristen zu diktiere. Gleichzeitig achten sie selbst strikt auf ihre Geldflüsse und Liquidität. Hinzu kommen auch längere interne Prozesse sowie Banklaufzeiten im internationalen Geldverkehr.
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Standardisierung der Transparenz von Finanzprodukten
Von Dr. Oliver Everling | 24.September 2012
Offenlegungspflichten nach MiFID, Beraterregister, Transparenzvorschriften (UCITS / PRIPs), Beratungsprotokolle / PIBs, Tendenzen zur Nachberatung – das sind Elemente des Regulierungsumfeldes der Anlageberatung in einem schwierigen Marktumfeld, das durch Niedrigzinsen, politische Unsicherheiten, steigende Inflation und hohes Bedürfnis nach Sicherheit auf Kundenseite gekennzeichnet ist, berichtet Prof. Dr. Lutz Johanning von der WHU Otto Beisheim School of Management auf dem Deutschen Derivate Tag 2012, der vom Deutschen Derivate Verband in Frankfurt am Main veranstaltet wird. Schadensersatz, wenn eine Provision in einem offenen Investmentfonds verschwiegen wurde (OLG Stuttgart) oder dem Anleger Risiken nicht hinreichend erläutert wurden (OLG München), erhöht das Risiko der Beratung.
Bessere Verständlichkeit und Vergleichbarkeit von Finanzprodukten, Komplexität darf nicht zum Nachteil des Anlegers genutzt werden, (Wieder-) Aufbau von Vertrauen beim Anleger – das sind Zeile bei der Anlageberatung gemäß aktueller Regulierung und Konsultationsverfahren. Fonds gelten als „nicht-komplex“, Zertifikate dagegen als „komplex“, denn so wird die Komplexitiät in WpHG und MiFID erfasst. Johanning wirft die Frage nach der Standardisierung der Transparenz auf.
Komplexität ist abhängig von der Kompetenz des Anlegers bzw. Entscheiders. Johanning argumentiert, dass für manchen Trader eine Algorithmus nicht als „komplex“ erscheint, den er selbst gut durchschaut. Wie widersprüchlich die Regulierungsversuche sind, zeigt sich beispielswiese daran Cliquet-Option als nicht-komplex, Barrier-Option dagegen als komplex zu klassifizieren, oder Gold als nicht-komplex, Silber dagegen als komplex.
Für den Privatanleger seien wahrscheinlich mehr oder weniger alle Produkte „komplex“, räumt Johanning ein. Eine Kapital-Lebensversicherung enthalte ein jährliches Garantieversprechen und entspricht derivativer Struktur. Der Bausparvertrag umfasse in seinem Zyklus im Wesentlichen die Anspar-, die Zuteilungs- und die Tilgungsphase. Alle Phasen sind durch vielfältige, nicht vom Basisvertrag trennbare Optionsrechte gekennzeichnet. Entsprechend ist der Bausparvertrag als strukturiertes Finanzinstrument zu qualifizieren, zitiert Johanning den Finanzbericht 2010 der Bausparkasse Schwäbisch Hall.
Nur rund 2,3 % des investierten Marktvolumens strukturierter Anlageprodukte sei in der riskantesten Risikoklasse investiert, berichtet Johanning. Ein kleines Risiko könne aber potentiell einen hohen Schaden verursachen, so die Erfahrung mit dem Bonitätsrisiko beim Zertifikateemittenten. Johanning unterstreicht die Bedeutung der öffentlichen Verfügbarkeit von Informationen zu den wesentlichen Eigenschaften von Finanzprodukten.
Johanning erläutert verschiedene Formen der Transparenz, wie beispielsweise der „erzählerischen“ durch PIB, und den Zusammenhang zum Thema „Standardisierung“: Jede Form von menschlicher Interaktion beruhe zu einem gewissen Grad auf Vereinheitlichung, auf gemeinsamen Begriffen und klar umrissenen Bedeutungen, ohne die weder sinnvolle Kommunikation noch Austausch möglich seien.
Allein in Frankreich habe es 1790 noch 700 oder 800 verschieden bezeichnete Maße gegeben und gleiche Worte bezeichneten unterschiedliche Größen. Johanning wirft einen Blick in die Geschichte der Maßeinheiten und auf das Schicksal des Ur-Meters, gegen den sich erheblicher Widerstand der Regionen regte. Auch die Wissenschaften litten unter dem Sprachgewirr, da man Messergebnisse nicht vergleichen konnte.
Auch die Einführung des Elektroautos werde nicht gelingen, wenn es keine Standardisierung von Maßen gebe, warnt Johanning. Im Falle der Finanzwirtschaft gehe es nicht um die Standardisierung der Produkte, sondern der Transparenz. In der Rechtsprechung sei man stets auf Einzelprodukte fokussiert: Richter würden nicht danach fragen, ob zwar ein Verlust bei einem Produkt eingetreten sei, aber dieser im Kontext eines Gesamtportfolios tragbar oder sogar unter Aspekten der Diversifikation in gegenläufige Risiken sinnvoll sei.
Mit der Skalierung von Risiko, Portfolioeignung, Bonitätsrisiko, Veräußerbarkeit, Managementkosten, Renditepotential und Vertriebskosten zeigt Johanning verschiedene Dimensionen auf, die zur Standardisierung von Transparenz herangezogen werden können. Kennzahlen ermöglichen keine perfekte Prognose der Produkteigenschaft, warnt Johanning. Die Aufsicht könne aber Mindestanforderungen an die Berechnung von Kennzahlen stellen, denn „Wiedererkennung“ fördere die Vergleichbarkeit und Verständlichkeit.
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Plädoyer für pro-europäische Politik
Von Dr. Oliver Everling | 24.September 2012
„Wir tragen nicht nur für Europa eine Verantworung, sondern auch für die Welt an sich“, sagt Hans-Dietrich Genscher, Bundesminister des Auswärtigen und Vizekanzler a.D. der Bundesrepublik Deutschland, auf dem Deutschen Derivate Tag 2012 in Frankfurt am Main. Seit Ende des Zweiten Weltkrieges sei Deutschland mit den Amerikanern verbündet worden und „wir haben uns verbündet“, sagt Genscher mit Blick auf Fragen nach dem Zusammenhalt Europas und der Europäischen Währungsunion.
Genscher betont, dass eine Weltordnung wichtig sei, die überall als gerecht empfunden wird. Genscher lobt ein Wort des früheren US-amerikanischen Präsidenten Bill Clinton, der als Leitgedanken ausgesprochen habe, dass die Weltordnung so gestaltet werden müsse, dass sich die USA auch noch dann darin wohlfühlen könnten, wenn die USA keine Führungsrolle mehr habe.
Das ihm vorgegebene Thema „Europa am Scheideweg: Abwicklung oder Vertiefung“ hätte er sich zum Ende seiner Amtszeit nicht vorstellen könne, so Genscher, zwanzig Jahre später einmal darüber diskutieren zu müssen. Tatsächlich seien von den großen Motoren der Entwicklung nach Europa Fehler gemacht worden. Die Nichteinhaltung der Stabilitätskriterien von Maastricht hätten den anderen Teilnehmerländern der Europäischen Union ein schlechtes Beispiel gegeben.
„Die europäische Einigung ist Verpflichtung“, sagt Genscher mit Blick auf die Rettungsschirme, an denen sich verfassungsrechtliche Bedenken entzünden. „Ich bin kein Freund des Begriffs ‚Kerneuropa'“, erläutert Genscher und unterstreicht, dass es zwar eine Vorreiterrolle geben könne, aber die Gemeinsamkeit im Vordergrund stünde. Genscher spricht aber für eine flexible Fortentwicklung, denn man könne sich nicht von Einzelnen abhängig machen.
Nicht nur der Gang der europäischen Politik, sondern auch die Art, wie sich die Parteien an der Diskussion beteiligen, werde den nächsten Bundestagswahlkampf entscheiden, prophezeit Genscher. Er sei aber überzeugt, dass eine klare Mehrheit den Weg nach Europa weitergehen wolle. „Europa sind wir. Überall sei auch Deutschland in den europäischen Gremien vertreten.“ Staatsbürgerliche Feigheit lenke von den eigentlichen Problemen ab. Hier fordert Genscher mehr Bekennermut zur europäischen Politik.
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Standortbestimmung der Zertifikatebranche
Von Dr. Oliver Everling | 24.September 2012
„Das Produkt Zertifikat ist weiterhin attraktiv“, sagt Dr. Hartmut Knüppel, Geschäftsführender Vorstand des Deutschen Derivate Verbands, auf dem Deutschen Derivate Tag 2012 in Frankfurt am Main. Mit einem Volumen von rund 100 Mrd. € habe sich der Markt stabilisiert. Dieses Volumen ist insbesondere den vielen sicherheitsorientierten Anlegern zu verdanken, die mit Zertifikaten abgesicherte Anlagestrategien umzusetzen vermögen.
Knüppel räumt daher mit Vorurteilen auf, die immer wieder auf die Zeritifkatebranche treffen. So etwa, dass Bankberater ihren Kunden gehebelte Produkte aufdrängen würden. Gehebelte Produkte seien für Selbst-Entscheider bestimmt, die bewusst einen Hebeleffekt suchen würden.
Vor 22 Jahren emittierte die Dresdner Bank mit einem Indexzertifikat auf den Dax das erste Zertifikat. Diese Innovation sei zu einem Erfolgsschlager geworden. Inzwischen biete sich Anlegern ein umfangreicher Baukasten, aus dem sich der Anleger passgenaue Produkte bauen könne.
Knüppel zieht Analogien zum Automarkt, wo der der Käufer eine Basis wähle und dann eine Vielzahl von eigenen Gestaltungsmöglichkeiten umsetzen könne. Insbesondere kritisiert Knüppel die Vorstellung, komplizierte Zertifikate seien automatisch nicht für breite Anlegerkreise geeignet. So dürfe ein Auto doch nicht deshalb als „schlecht“ gelten, weil es eine Vielzahl von Airbags usw. enthalte. Den Anleger auf das Modell eines einfachen Trabbi zu verpflichten, könne nicht der richtige Weg für die Politik sei.
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Club of Rome Prognose bis 2052
Von Dr. Oliver Everling | 23.September 2012
Eine globale Prognose für die nächsten 40 Jahre – 2052: Jorgen Randers legt im oekom Verlag einen neuen Bericht an den Club of Rome vor, genau 40 Jahre, nachdem „Die Grenzen des Wachstums“ erschienen, die so nachhaltig die Diskussion insbesondere um wirtschaftspolitische Zielsetzungen beeinflussten. Erwartungsgemäß knüpft Randers an die Thesen von damals an und führt sie weiter. Das neue Buch dürfte daher nicht zu einem so spektakulären Umdenken führen wie damals, denn es bekräftigt die damals eingeschlagene Denkrichtung.
Das Buch gliedert sich in drei Teile, „Hintergrund“, „Meine globale Prognose“ und „Analyse“. Es geht um Bevölkerung und Konsum, Energie und Kohlendioxid, Ernährung, die nicht-materielle Zukunft, Zeitgeist und die Zukunft der Regionen. In das Buch eingesät sind kurze Beiträge von Wissenschaftlern und Zukunftsforschern aus verschiedenen Ländern. Hinsichtlich der Gliederung darf man daher nicht wissenschaftliche Trennschärfe der Kapitelabgrenzungen wie bei einer Doktorarbeit erwarten – das Buch ist zwar wissenschaftlich fundiert, aber doch in erster Linie eine interessant geschriebene Darstellung aus der persönlichen Sicht des Autors.
Wer bis nach 2052 eine Prognose fortschreiben will, kann sich kaum auf empirisch belegte Naturgesetze berufen, insbesondere wenn das so wenig berechenbare Verhalten des Faktors „Mensch“ dabei eine so zentrale Rolle spielt. Wer hätte vor 40 Jahren die dramatischen Veränderungen in China vorhergesehen? Oder die Revolution des Web 2.0?
Der veränderten Rolle der Volksrepublik China wird in der neuen Prognose an verschiedenen Stellen breiter Raum gegeben. Bekannte schlechte Nachrichten – z.B. über den ungebändigten Konsumhunger der Chinesen mit entsprechenden Implikationen für den Ressourcenverbrauch – kommen mit guten Nachrichten einher, wie beispielsweise der Erwartung, dass die wirtschaftliche Machtübergabe der USA an China weiterhin friedlich verlaufen werde.
Da sich Randers auch um Modellierung und Quantifizierung seiner Prognosen bemüht, könnte man vermuten, das Buch halte auch Formelsammlungen oder nach Art eines statistischen Jahrbuches auch Zahlenfriedhöfe bereit. Das ist nicht der Fall – das Buch ist nicht zuletzt auch wegen guter Übersetzung durchweg anschaulich und leicht verständlich formuliert.
Der Titel zielt auf ein breiteres Leserpublikum jenseits der Fachzirkel, was u.a. auch in den „20 persönlichen Ratschlägen“ zum Ausdruck kommt: Manche Tipps wird der Leser mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis nehmen. „Legen Sie mehr Wert auf Zufriedenheit als auf Einkommen“ wird sicher jeder gerne beherzigen, der sich nicht um Nahrung, Wohnung oder medizinische Grundversorgung mehr Sorgen machen muss. Aber: „Vermeiden Sie eine Vorliebe für Dinge, die bald verschwunden sein werden“, „Erziehen Sie Ihre Kinder nicht zu Naturliebhabern“ oder „Wenn Ihnen die Vielfalt des Lebens am Herzen liegt, genießen Sie sie, solange Sie noch können“ sind einige der Tipps, die zu einer gewissen Untergangsstimmung ausgeweitet werden.
Gar als widersprüchlich mag man die Empfehlungen auf der einen Seite empfinden, die Sehenswürdigkeiten der Welt schnell noch zu besuchen, bevor sie „durch die Menschenmassen ruiniert werden“, auf der anderen Seite, „in hochwertige Unterhaltungselektronik als Ersatz für Realität“ zu investieren. Während letzterer Tipp durchaus einen Ansatzpunkt zur Reduktion entbehrlicher Ressourcenverschwendung enthält, sucht man diesem bei ersterem vergeblich.
Das Buch wendet sich an eine Oberschicht der Weltbevölkerung, indem es zum Beispiel rät, an einem Ort zu wohnen, „der vom Klimawandel möglicht wenig betroffen ist“ und in ein Land zu ziehen, „in dem Entscheidungen getroffen werden können“. Spekulanten warnt es davor, „dass Ihre fossilen Wertanlagen eines Tages plötzlich ihren Wert verlieren werden“.
Schnell noch zu den Sehenswürdigkeiten der Welt zu jetten, bevor es andere tun, gehört zu den irritierenden Tipps von Jorgen Randers, der sich in seinem Buch zuvor über viele Seiten mit der Verknappung der Ressourcen beschäftigt und zur Verantwortung gegenüber späteren Generationen mahnt. Sogar hinsichtlich der zu erwartenden Dominanz der Chinesen kann sich der Leser gelassen zurücklehnen und gemäß Tipp Nr. 11 die Lösung der Probleme der nachfolgenden Generation überlassen: „Raten Sie Ihren Kindern, Mandarin zu lernen“ – ein einfacher Rat, im Vergleich zur Tat, selbst Chinesisch zu lernen.
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Kleinstkapitalgesellschaften- Bilanzrechtsänderungsgesetz MicroBilG
Von Dr. Oliver Everling | 22.September 2012
Im Bundeskabinett wurde der Entwurf des Gesetzes zur Erleichterung für Kleinstkapitalgesellschaften (MicroBilG) verabschiedet. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger erläutert dazu Einzelheiten.
„Die Bundesregierung entlastet die deutsche Wirtschaft durch Erleichterungen bei den Bilanzvorschriften. Kleinstkapitalgesellschaften unterliegen künftig nicht den strengen Veröffentlichungspflichten der Rechnungslegung, wie sie sonst für Großunternehmen gelten. Die Neuregelung soll schnell greifen.“ Die Erleichterung betrifft rund 500.000 Unternehmen und wird für alle Geschäftsjahre gelten, so Leutheusser-Schnarrenberger, deren Abschlussstichtag nach dem 30. Dezember 2012 liegt.
„Der Umfang der Daten, die in den Jahresabschluss aufgenommen werden müssen, wird durch das Gesetz erheblich reduziert. Zudem muss der Jahresabschluss nicht mehr im Bundesanzeiger veröffentlicht,“ so Leutheusser-Schnarrenberger, „sondern lediglich beim Bundesanzeiger hinterlegt und dann nur auf Anfrage Dritter zur Verfügung gestellt werden.“
Die EU-Micro-Richtlinie 2012/6/EU gewährt den Mitgliedstaaten die Möglichkeit, für bestimmte Kleinstunternehmen Bilanzierungs- und Offenlegungserleichterungen in der Rechnungslegung zu schaffen.
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Denominierungsrisiken belasten Bankenrefinanzierung
Von Dr. Oliver Everling | 21.September 2012
Der Wandel der Intermediationsfuntion der Banken steht im Mittelpunkt der Antworten auf die Frage nach ihrer zukünftigen Rolle in der Wirtschaftsfinanzierung. „Eigenkapital wird immer wichtiger, das ist ein Trend, der zu Verschiebungen führt“, sagt Dirk Schumacher von Goldman Sachs dazu auf dem TSI Kongress 2012 in Berlin. Schumacher diskutierte unter der Moderation von Dr. André Hülsbömer von Financial Gates, Klemens Breuer von der Raiffeisen Bank International, Hans W. Reich von der Stiftung Kapitalmarktforschung und Dr. Volker Treier vom DIHK.
Hülsbömer richtet den Blick auf die Eigenkapitalausstattung der Banken. Das Leveraging-up der Banken sei seit der Krise unterbunden worden, sagt Schumacher. Unternehmenskredite seien mit Bankeigenkapital zu unterlegen, mithin wirke sich die Eigenkapitalausstattung der Banken auch auf die Unternehmen aus.
Hans W. Reich, früher Chef der KfW, geht auf die Regulierung der Banken unter dem Aspekt ein, welche Finanzierungskultur in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sei: Nach dem Krieg gab es kaum Eigenkapital, also sei fremd finanziert worden. Reich betont, dass es bei der Masse der kleinen Unternehmen für diese keinen Weg an den Kapitalmarkt gebe, sie seien auf ihre Banken angewiesen. „Wir sind hier dabei, eine Stabilität für die Realwirtschaft aufzugeben, die ich für wesentlich halte“, sagt Reich. Das Verständnis der Politik für die Verbriefung sei noch nicht hoch. Es werde Transparenz und Vertrauen benötigt, um Verbriefungen aus dem Verdacht zu lösen, Ursache von Finanzkrisen zu sein.
Klemens Beuer, früher im Vorstand der WestLB, erinnert sich an seine ersten Wochen in dieser Bank, in der er die Verantwortung für Treasury übernahm und der Zusammenbruch von Lehmann Brothers zu verkraften war. Das Geschäftsmodell der Wholesale-Finanzierung werde nicht ausschließlich mehr möglich sein. Früher habe man unterstellt, man könne von einem Head Office in Europa aus Liquidität in jedes Land Europas ungehindert transferieren. Die Finanzmarktkrise habe gezeigt, dass dies nicht gültig sei. Die Liquiditätssteuerung von Konzernen stünde vor Herausforderungen, die bei den Banken auch zu entsprechendem Liquiditätsbedarf führten. „Es ist wichtig, das Thema Verbriefung aus der Schmuddelecke zu holen“, sagt Breuer und zeigt einen geeigneten Weg dafür auf, Unternehmen eine langfristig verfügbare Refinanzierungsquelle zu erschließen.
Reich erläutert, dass Versicherungen sehr hohe Anforderungen an das Eigenkapital auferlegt seien, wenn sie Banken finanzieren. Mithin sei es nicht attraktiv, Banken zu finanzieren. Langfristfinanzierungen werde es unter diesen Bedingungen für die Realwirtschaft nicht geben können. Veränderungen der Geschäftsmodelle der Banken seien von daher zwangsläufig.
Dr. Volker Treier vom DIHK zeigt Widersprüche auf, die einerseits darin liegen würden, dass der Mittelstand seine kurzfristige Finanzierungssituation so gut wie noch nie beurteile, auf der anderen Seite Banken vor neuen Herausforderungen stünden. „Das ist ein kommunikatives Problem. Wenn es den Kreditinstituten nicht gut geht, wird es auch Euch nicht gut gehen. Das muss dem Mittelstand gesagt werden.“ Solvency II, Basel III und das Zusammenspiel der Regulierung könne keinem mehr draußen erklärt werden, das sei eine Herkulesaufgabe.
Reich weist darauf hin, dass man nicht fünf oder zehn Jahre warten könne, um zu schauen, wie Banken mit der Regulierung klarkämen. „Unsicherheit ist das Schlimmste für Investoren. Wenn sie nicht eine klare Planungsgrundlage haben, werden sie nicht investieren.“ Reich unterstreicht das Unsicherheitspotenzial, das Investitionen in Banken verhindere. „Wo ist die Attraktivität von Eigenkapital in Banken für Investoren?“ Auch die vielfältigen Refinanzierungsquellen seien den Banken genommen worden. In den USA frage man immer häufiger nach dem Denominierungsrisiko, das nun bei Banken hinzugekommen sei.
Das Denominierungsrisiko besteht darin, dass Investoren Schuldtitel gegen Banken kaufen, die in Euro denominiert sind, sie aber die Rückzahlung in Escudos oder Griechischen Drachmen erhalten, weil diese Länder zwischenzeitlich aus der Eurozone ausgestiegen sind. Sind Denominierungsrisiken gegeben, ist für Anleger nicht klar, in welcher Währung sie ihr Geld zurück erhalten.
Schumacher berichtet aus dem Ausland, dass zwischen Banken und Staaten immer weniger unterschieden werde: Wenn Staaten ihre Schulden nicht in den Griff bekommen, würden die Banken dies zu spüren bekommen.
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Denominierungsrisiken belasten Bankenrefinanzierung
Von Dr. Oliver Everling | 21.September 2012
Der Wandel der Intermediationsfuntion der Banken steht im Mittelpunkt der Antworten auf die Frage nach ihrer zukünftigen Rolle in der Wirtschaftsfinanzierung. „Eigenkapital wird immer wichtiger, das ist ein Trend, der zu Verschiebungen führt“, sagt Dirk Schumacher von Goldman Sachs dazu auf dem TSI Kongress 2012 in Berlin. Schumacher diskutierte unter der Moderation von Dr. André Hülsbömer von Financial Gates, Klemens Breuer von der Raiffeisen Bank International, Hans W. Reich von der Stiftung Kapitalmarktforschung und Dr. Volker Treier vom DIHK.
Hülsbömer richtet den Blick auf die Eigenkapitalausstattung der Banken. Das Leveraging-up der Banken sei seit der Krise unterbunden worden, sagt Schumacher. Unternehmenskredite seien mit Bankeigenkapital zu unterlegen, mithin wirke sich die Eigenkapitalausstattung der Banken auch auf die Unternehmen aus.
Hans W. Reich, früher Chef der KfW, geht auf die Regulierung der Banken unter dem Aspekt ein, welche Finanzierungskultur in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sei: Nach dem Krieg gab es kaum Eigenkapital, also sei fremd finanziert worden. Reich betont, dass es bei der Masse der kleinen Unternehmen für diese keinen Weg an den Kapitalmarkt gebe, sie seien auf ihre Banken angewiesen. „Wir sind hier dabei, eine Stabilität für die Realwirtschaft aufzugeben, die ich für wesentlich halte“, sagt Reich. Das Verständnis der Politik für die Verbriefung sei noch nicht hoch. Es werde Transparenz und Vertrauen benötigt, um Verbriefungen aus dem Verdacht zu lösen, Ursache von Finanzkrisen zu sein.
Klemens Beuer, früher im Vorstand der WestLB, erinnert sich an seine ersten Wochen in dieser Bank, in der er die Verantwortung für Treasury übernahm und der Zusammenbruch von Lehmann Brothers zu verkraften war. Das Geschäftsmodell der Wholesale-Finanzierung werde nicht ausschließlich mehr möglich sein. Früher habe man unterstellt, man könne von einem Head Office in Europa aus Liquidität in jedes Land Europas ungehindert transferieren. Die Finanzmarktkrise habe gezeigt, dass dies nicht gültig sei. Die Liquiditätssteuerung von Konzernen stünde vor Herausforderungen, die bei den Banken auch zu entsprechendem Liquiditätsbedarf führten. „Es ist wichtig, das Thema Verbriefung aus der Schmuddelecke zu holen“, sagt Breuer und zeigt einen geeigneten Weg dafür auf, Unternehmen eine langfristig verfügbare Refinanzierungsquelle zu erschließen.
Reich erläutert, dass Versicherungen sehr hohe Anforderungen an das Eigenkapital auferlegt seien, wenn sie Banken finanzieren. Mithin sei es nicht attraktiv, Banken zu finanzieren. Langfristfinanzierungen werde es unter diesen Bedingungen für die Realwirtschaft nicht geben können. Veränderungen der Geschäftsmodelle der Banken seien von daher zwangsläufig.
Dr. Volker Treier vom DIHK zeigt Widersprüche auf, die einerseits darin liegen würden, dass der Mittelstand seine kurzfristige Finanzierungssituation so gut wie noch nie beurteile, auf der anderen Seite Banken vor neuen Herausforderungen stünden. „Das ist ein kommunikatives Problem. Wenn es den Kreditinstituten nicht gut geht, wird es auch Euch nicht gut gehen. Das muss dem Mittelstand gesagt werden.“ Solvency II, Basel III und das Zusammenspiel der Regulierung könne keinem mehr draußen erklärt werden, das sei eine Herkulesaufgabe.
Reich weist darauf hin, dass man nicht fünf oder zehn Jahre warten könne, um zu schauen, wie Banken mit der Regulierung klarkämen. „Unsicherheit ist das Schlimmste für Investoren. Wenn sie nicht eine klare Planungsgrundlage haben, werden sie nicht investieren.“ Reich unterstreicht das Unsicherheitspotenzial, das Investitionen in Banken verhindere. „Wo ist die Attraktivität von Eigenkapital in Banken für Investoren?“ Auch die vielfältigen Refinanzierungsquellen seien den Banken genommen worden. In den USA frage man immer häufiger nach dem Denominierungsrisiko, das nun bei Banken hinzugekommen sei.
Das Denominierungsrisiko besteht darin, dass Investoren Schuldtitel gegen Banken kaufen, die in Euro denominiert sind, sie aber die Rückzahlung in Escudos oder Griechischen Drachmen erhalten, weil diese Länder zwischenzeitlich aus der Eurozone ausgestiegen sind. Sind Denominierungsrisiken gegeben, ist für Anleger nicht klar, in welcher Währung sie ihr Geld zurück erhalten.
Schumacher berichtet aus dem Ausland, dass zwischen Banken und Staaten immer weniger unterschieden werde: Wenn Staaten ihre Schulden nicht in den Griff bekommen, würden die Banken dies zu spüren bekommen.
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Auswirkungen des Sovereign Risk auf die Bankenstabilität
Von Dr. Oliver Everling | 21.September 2012
Wie werden Risiken von Ländern wahrgenommen? Dr. Christopher Pleister von der FMSA, früher Präsident des BVR, Thorsten Klotz von Moody’s Deutschland, Prof. Dr. Klaus Fleischer von der Hochschule München und Axel D. Angermann von der Feri EuroRating Services diskutierten unter der Moderation von Dr. Stefan Hirschmann der Zeitschrift RISIKO MANAGER aus dem Bank-Verlag, Köln, in Berlin auf dem TSI Kongress 2012. Hirschmann erinnert an eine Zeitschrift des Bank-Verlags, in der man schon vor zehn Jahren das Thema Länderrating fokussiert habe – nur habe dieses Thema damals niemanden interessiert. Hirschmann geht mit seinen Panelisten der Frage nach, was sich seitdem geändert hat.
Thorsten Klotz von Moody’s illustriert die Logik des Sovereign Ratings, denn am Beispiel von Spanien könne man zeigen, wie zwar die Verschuldung ähnlich wie die in Deutschland, aber dennoch das Risiko ganz anders zu beurteilen sei. Wie werden Eigentumsrechte interpretiert, wie funktioniert das politische System, wie ist die Dynamik der Staatsschuld und welche Mittel stehen dem Staat überhaupt zur Verfügung, um Staatsschulden zu bezahlen? Das alles fließe in das Sovereign Rating ein, also weit mehr als nur quantitative Faktoren. Klotz erläutert das maximal für Schuldner eines Landes erreichbare Rating. Das Sovereign Ceiling und das Government Bond Rating hängen eng miteinander zusammen, betont Klotz.
Angermann bestätigt, dass im Länderrating qualitative Faktoren eine wichtige Rolle spielen. „Wir bemühen uns aber darum, möglichst viel auch quantitativ abzubilden.“ Wenn beispielsweise das Haushaltsdefizit in Deutschland viel geringer sei als in Spanien, würde dies auch bei ähnlicher Ausgangssituation des Schuldenstandes berücksichtigt. Rettungsprogramme bzw. -schirme würden natürlich auch bewertet, denn das Rating richte sich ja an den Investor, um ihm die Möglichkeit zu geben, die Risiken seiner Anlagen zu verstehen.
Prof. Dr. Klaus Fleischer will die „Quote“ diskutieren, mit der die US-Ratingagenturen an der Krisenentwicklung mit Verantwortung trugen. „Die Wissenschaft vermag einen Werkzeugkoffer zu liefern, um zu einer objektiven Beurteilung zu gelangen. Die Zahlen für eine quantitative Analyse liegen auf dem Tisch. Es gibt nur unterschiedliche Interpretationen.“ Fleischer kritisiert die Oligopolmarktstellung der US-Agenturen, es sei ähnlich wie bei den Tankstellenpreisen.
Angermann erläutert, wie Feri EuroRating Services jedes Länderrating transparent macht. „Ich wüsste nicht, wie man dieses Rating noch transparenter machen könnte. Gerne lasse ich Ihnen einen Report zukommen.“ Über die Prognose lasse sich diskutieren. In die Bonitätsbewertung von Spanien fließe auch die Erwartung seiner Ratingagentur ein, dass sich Spanien wieder erholen werde.
Transparenz, Öffentlichkeit und Überprüfung der Methoden beansprucht Klotz auch für Moody’s. „Bei allen Agenturen haben insbesondere auch Überprüfungen der Methoden für Sovereign Ratings stattgefunden“, betont Klotz und wehrt sich gegen Vorwürfe, die einerseits darauf gerichtet seien, dass die Ratingagenturen mit ihren Herabstufungen zu spät kämen, andererseits darauf, sie würden durch Herabstufungen Krisen erst auslösen. Die „Market Implied Ratings“, also Ratings, die aus den Preisbildungen an den Märkten abgeleitet werden, seien wesentlich volatiler gewesen.
Fleischer hakt an dieser Stelle mit dem Argument ein, dass die Verschuldung in Griechenland ja nicht plötzlich gekommen sei, sondern schon lange bekannt. „Warum haben die US-Agenturen also nicht den Mut, Fraktur zu sprechen?“
„Das Prä für die Ratingagenturen ist einfach, dass sie sehr gute Arbeit leisten“, sagt Pleister. „Ich halte die Ratingagenturen eher für den Feuermelder. Der Feuermelder ist nicht der Brandstifter. Für den Brand tragen sie keine Verantwortung.“ Pleister appelliert an das Prinzip, dass eine gute Bilanz oft besser aussieht, als in Wirklichkeit, umgekehrt sei eine schelchte Bilanz oft nicht so schlecht, wie es vorgerechnet würde. Die deutsche Staatsschuld habe einen Abbaumechanismus in sich, das hätten andere Staaten nicht, unterstreicht Pleister. „Banken haben ihre Analyseabteilungen. In eine generelle Ratingschelte kann ich nicht einstimmen.“
Hirschmann greift den Dominoeffekt an den Kapitalmärkten auf. „Die St. Gallener Studie halte ich für Quatsch“, sagt der Münchner Wissenschaftler Fleischer mit Blick auf seine Kollegen an der Hochschule St. Gallen, die versucht hätten vorzurechnen, was sich diese Wissenschaftler als Ergebnis wünschten. Hirschmann stellt in Frage, ob die Spill-over-Effekte ausreichend erforscht seien. Fleischer. Theoretisch seien die Effekte modelliert, aber im Kontext der konkreten Politik von Sarkozy oder Hollande jeder schwer zu fassen.
Angermann weist auf die Besonderheit hin, dass in Irland z.B. das Platzen einer Immobilienblase eine Staatsverschuldung mit enormen Risiken ausgelöst habe. Geht es um die Schieflagen einzelner Banken, verhindert der Staat, später noch in viel größerem Umfang in Anspruch genommen zu werden und greift entsprechend ein.
„In Deutschland haben wir einen exterm positiven Track-record“, sagt Pleister. Eine systemrelevante Bank sei geräuschlos aus dem Markt genommen worden. Eine andere sei aufgeteilt und entsprechend stabilisiert worden. „Das ist in Deutschland viel einfacher als in anderen Staaten mit schlechter Bonität“, sagt Pleister. „Und das ist kein Plädoyer für einen irgendwie gearteten deutschen Hochmut.“ Es gehe um einen politischen Prozess, in den Deutschland relativ viel einbringen könne.“
Klotz zeichnet das Dreieck aus Staat, Banken und Wirtschaft: Sovereign-Risiken hätten auf die anderne Teile Einfluss. Die Bankenlandschaft sei in ganz besonderem Ausmaß betroffen. Profitabilität, hohe Funding-Kosten, hohe Verluste aus Impaired Assets, regulatorische Auflagen, Restrukturierung aufgrund veränderter Business-Strategien – das alles wirke sich auf die Bankenrefinanzierung aus. Klotz skizziert, wie die Predominanz des Senior Unsecured Fundings abgelöst und ein Paradigmenwechsel vollzogen wurde. Asset-based Lending sei nur ein neuer Begriff für etwas, was es schon längst gibt, Covered Bonds bzw. Pfandbriefe.
„Die Kosten der Bankenrettung sind einfach der Preis für die Erstellung einer Leistung“, erläutert Pleister seinen Argumentationsansatz für die Effizienz der bisher geleisteten Bankenrettungen. „Wir haben einen großen Bereich stabilisiert mit den eingesetzten Mitteln.“
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