Auf der Suche nach neuen Ratingmodellen
Von Dr. Oliver Everling | 15.Februar 2012
“In der jüngsten Vergangenheit haben einige eklatante Fehlurteile von großen Ratingagenturen wie auch von weltweit agierenden Banken Zweifel an der Effizienz, der Objektivität und der Transparenz der eingesetzten Verfahren aufkommen lassen”, leitet Prof. Bernd-Jürgen Falkowski, B.Sc., Ph.D., Wirtschaftsinformatik, Fachbereich Wirtschaft, Fachhochschule Stralsund, seinen Beitrag ein zum Buch “Transparenzrating – Wege zur effizienten Analyse und Bewertung der Rechnungslegung von Unternehmen“ (herausgegeben von Dr. Oliver Everling, Peter Schaub und Rolf Stephan, Gabler Verlag – Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, www.gabler.de, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-8349-3365-2).
“Die Fehlurteile haben Forderungen nach europäischen Ratingagenturen zur Folge gehabt, die es allerdings auch längst gibt, wenngleich sie international ohne Bedeutung sind. Darüber hinaus”, schreibt Falkowski, “hat es gerade in jüngster Zeit auch immer wieder weltweit Proteste gegen das Verhalten der Finanzinstitute gegeben (z.B. Occupy Wall Street).”
Deshalb versucht Falkowski in seinem Artikel einerseits, die Grundzüge der meisten gängigen Verfahren (mit Ausnahme der sog. Entscheidungsbäume) kurz zu erläutern. “Dies scheint auch sinnvoll, da etwa die Beschreibungen in Basel II und Basel III selbst für einen Mathematiker kaum in allen Details verständlich sind”, so Falkowksi. Andererseits stellt er ein neues Verfahren vor, das bisher vorwiegend im akademischen Bereich Interesse gefunden hat.
Einleitend skizziert er Problemstellung und Lösungsansatz. Zum Verständnis des allgemeinen Ansatzes werden notwendige mathematische Hilfsmittel bereitgestellt. Eine Behandlung des Perceptrons mit einem ersten Lösungsalgorithmus schließt sich an. “Dies führt zu mehreren Verallgemeinerungen, die bei praktischen Anwendungen von Bedeutung sind. Allgemeinere Trennflächen und der Kernel Trick werden im Hinblick auf eine effiziente Implementierung behandelt. Im Gegensatz zum üblichen Verfahren werden erst nach der Konstruktion des Klassifikators Wahrscheinlichkeiten eingeführt.” Eine kurze Beschreibung des innovativen Systems K2N und ein Ausblick bilden den Schluss seines Artikels.
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Investoren wollen regulierte Immobilienprodukte
Von Karl-Heinz Goedeckemeyer | 15.Februar 2012
Angesichts der weiter grassierenden Staatsschuldenkrise und der sich verdüsternden Konjunkturprognosen wird sich die Immobilienbranche wohl an die Krise gewöhnen müssen, sagte Florian Schoeller, Geschäftsführer der Scope Group, auf der Scope Konferenz für Institutionelle Immobilieninvestments in Frankfurt.
Dass die Krise auch das Investitionsverhalten der Immobilienfondsmanager prägt, zeigt eine Umfrage der INREV unter Institutionellen Investoren. So gab es in der Allokation sowohl bei den börsennotierten und nicht- börsennotierten europäischen Immobilienfonds seit 2010 keine gravierenden Veränderungen, sagt Prof. Dr. Matthias Thomas, CEO der INREV auf der gleichnamigen Konferenz.
Die Allokation bei den „non-listed-funds“ belaufe sich im Zeitraum 2010-2012 zwischen 40 – 50 %. Nicht verwunderlich ist, dass rund 70 % der Investoren und Fondsmanager nach wie vor Core-Produkte bevorzugen, der Anteil der Value-Add-Produkte schwankt je nach Investorengruppe zwischen 20 % – 30 %. Überraschend ist hingegen die Style-Präferenz nach Länderherkunft. Während niederländische Investoren rund 90 % in Core-Produkte investieren, favorisieren mehr als die Hälfte der deutschen Investoren eher Value-Add-Produkte, in Core sind rund 40 % der hiesigen Investoren engagiert. Ungeachtet dessen setzt sich die Präferenz für Core-Immobilien -gegenüber anderen Produkten – seit 2009 fort, auch für 2012 werde die Core-Dominanz anhalten erklärt Thomas.
Wie sollte nun idealerweise ein Fonds aussehen? Laut der INREV-Erhebung wollen Investoren regulierte Produkte, bei denen bereits eine erste Bewertung (Seeded Fund) vorliegt. Der INREV-CEO führt weiter aus, dass Immobilienmanager fokussierte Fonds – Sektor, Nutzungsart und Land – bevorzugen. Diversifikation bringe offenbar keinen Nutzen mehr in einem existierenden Multi-Asset-Portfolio. Investoren möchten in Fonds vertreten sein, in denen es aktive Investoren gibt, wobei herauszufinden sei, was ein aktiver Investor eigentlich ist, führt Thomas aus. Wohlmöglich wollen Investoren mächtiger sein als Fondsmanager.
Mit Blick auf die bevorzugte Länder- und Sektor-Allokation fällt auf, dass über 60 % der deutschen und knapp 50 % der nordischen Manager im Einzelhandel große Chancen sehen. Dahinter rangieren „Nordic Office“ und „German Residential“ mit rund 30 %. Dabei sticht ins Auge, dass der Großteil der Fondsmanager und Investoren britische und deutsche Büroimmobilien in ihrer Allokation weitgehend vernachlässigen. Das liege an den hohen Leerständen – insbesondere in Deutschland – sagt Thomas. Er rechnet in den kommenden Jahren nicht mit der Entstehung von Arbeitsplätzen im Bürobereich.
Die Tatsache, dass sich Investoren bei Investments in nicht-börsennotierte Fonds zurückhielten, läge in erster Linie an den derzeit schwierigen Marktbedingungen und der mangelnden Liquidität dieser Produkte.
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Europäische Immobilien versprechen attraktive Renditen
Von Karl-Heinz Goedeckemeyer | 15.Februar 2012
Trotz der schwierigen Marktbedingungen und der rückläufigen Konjunktur nimmt die Nachfrage nach Immobilen nicht ab. Das liege an der attraktiven Ausschüttung mit solidem Inflationsschutz und an der strategischen Diversifikation, die hohe relative Renditen verspricht, sagt Simon Mallinson, Director European Research, Invesco Real Estate auf der Scope Konferenz Institutionelle Immobilieninvestments in Frankfurt. Neben den langfristigen Chancen böten Immobilien auch unter kurzfristigen Gesichtspunkten Chancen.
Einerseits seien die Verkehrswerte pro Quadratmeter günstig, andererseits bestehe weiterhin Zugang zu Finanzierungen. Zwar werde die Verfügbarkeit von Krediten wird schwieriger, die Konditionen für Spitzenobjekte seien noch attraktiv – steigen aber in den meisten Märkten bereits an. Letztlich seinen auch die Mieten angesichts der begrenzten Neubautätigkeit niedrig und der Cash-Flow für Investoren attraktiv. Mallinson ging aber auch die kurzfristigen ein – und hier im Besonderen auf die ungeklärten politischen Unsicherheiten und die zunehmenden regulatorischen Anforderungen.
Laut Mallinson beliefen sich die durchschnittlichen Ausschüttungsrenditen im Zeitraum Q4 2009 – Q3 2011 je nach Index (IPD Pan European Fund-Index oder European REITs) zwischen 4,5 % und 5,0 %. Dagegen habe der Eurobond Averages oder der FTSE Euro Dividend nur eine Rendite zwischen knapp 3 % und 4 % generiert.
Mit Blick auf den Boom bei den europäischen Shopping-Centern verwies der Invesco-Experte darauf, dass das Flächenwachstum in Westeuropa deutlich abnehme und die Risiken bzgl. eines Überangebotes vor allem in Zentral- und Osteuropa bestehen blieben. Hinzu kommt, dass es in 2012 zum ersten Mal seit Jahren keine Fertigstellung von Einkaufszentren in Großbritannien gegeben habe.
Im Vergleich mit Asien und den USA weist der Invesco-Manger auf die aktuell höheren Anfangsrenditen in Europa hin – je nach Nutzungsart bewegen sich die Renditen im Bereich von rund 7 % bei Logistik und ca. 8 % bei Einzelhandels- und Büroobjekten. In den Staaten liegen die Anfangsrenditen zwischen 5,5 % und 6,7 % und in Asien im Bereich von rund 3 % bei Wohn- und 5,8 % -6,9 % bei Büroimmobilien (Developed vs. Emerging Asia).
Mit Blick auf die derzeitige globale Immobilienallokation versprechen zwar die asiatischen Märkte das größte Mietwachstum. Gleichwohl sei der Zuwachs stark von den Nutzungsraten abhängig. Während z. B. Retail in Beijing und Singapur noch Zuwächse verspricht, ist das Mietwachstum im Bereich Residential in Beijing, Schanghai rückläufig. In Europa hingegen versprechen die Standorte London, Paris und Westeuropa im Office- und Logistik-Bereich im Allgemeinen noch weiteres Mietwachstum.
Unter der Berücksichtigung des Inflationsschutzes bietet Westeuropa derzeit die beste Aussicht auf inflationsgesicherte Mietverträge. Wer hingegen Renditen oberhalb von 10% sucht, sollte in seinem Portfolio sowohl aus west und osteuropäischen als auch mit Immobilien aus den aufstrebenden asiatischen Volkswirtschaften (Emerging Asia) strukturieren.
Ausblickend sollte laut Mallinson der Bürosektor kurzfristig die besten Renditepotenziale bieten, mittel- bis langfristig hingegen bevorzugt Invesco den Einzelhandelssektor. Dabei böten etablierte Mikrolagen mit anerkannten Ankermietern die stabilsten Erträge, während Highstreet und dominante Einkaufszentren stärkere Wertwachstumspotenziale aufwiesen.
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AXrating der URA
Von Dr. Oliver Everling | 15.Februar 2012
Die URA Rating Agentur AG wartet mit einem neuen Angebot auf: AXrating bietet einen integrierten Service für das Risk Management mit dem Einzelabruf von qualifizierten Ratings. Auf jedem Businesskontakt in Microsoft Dynamics AX befindet sich ein Button „Solvenz Check“ oder „URA Score“ bestellen, der nach Knopfdruck innerhalb von i.R. 24 Stunden in Deutschland und innerhalb von 3-4 Tagen in Europa ein qualifiziertes Rating liefert.
Die Feldinhalte des Accounts werden nach Lieferung des Ratingreports automatisch mit den Ratingzahlen befüllt. Die URA fordert kein Abonnement mit Einrichtungspreis und Jahresmindestabnahme. Der Kunde erhält die bestellten Ratingreports zudem als pdf-Datei, die innerhalb des Accounts gespeichert werden.
“Die Zahlung erfolgt bequem per Kreditkarte oder per Rechnung”, erläutert Antonia G.Graf-Terenghi das Produkt. “URA B2B Ratings sind Bilanzratings von Geschäftspartnern und Wettbewerbern und werden beim Risikomanagement von Unternehmen genutzt. Die URA Ratingmethode hat eine sehr hohe Trefferquote von 75% bis 80%. Die URA macht eine Analysetechnologie nutzbar, die sonst nur Banken und Leasinggesellschaften zur Verfügung steht.”
Das URA Monitoring ermögliche den Usern von Microsoft Dynamics AX ein aktives Risikomanagement hinsichtlich der Bonität und Ausfallwahrscheinlichkeit. Das innovative Angebot AXrating für den Bezug des URA B2B-Ratings diene den Unternehmen auch zur Selbstanalyse und zur Planung. Nach Bestellung eines URA B2B-Ratings analysiere die URA Rating Agentur den Jahresabschluss eines Unternehmens auf der Grundlage der Originaldaten von mindestens den letzten zwei Geschäftsjahren.
Für Unternehmen, die ausschließlich die „Kurzbilanz“ mit verdichteten Bilanzposten, ohne Gewinn- und Verlustrechnung und Anhang veröffentlichen, erstellt die URA Rating Agentur einen URA Score, der eine erste Einschätzung der Bestandsfestigkeit des Unternehmens wiedergibt (www.ura.de/ratingservices oder www.integro-solutions.eu).
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Chancen, Risiken und Optionen durch Cloud Computing
Von Dr. Oliver Everling | 13.Februar 2012
Im MontagsMeeting des eff European Finance Forum erläutert Prof. Dr. Sachar Paulus, Senior Analyst, Kuppinger Cole, verschiedene Ebenen des Cloud Computing:PaaS, Platform as a Service, IaaS, Infrstructure as a Service, oder SaaS, Software as a Service. Cloud Computing reicht von granularen (Web Service) bis komplexen (viele SaaS-Ansätze) Diensten, die privat, hybrid oder öffentlich zur Verfügung gestellt werden.
Paulus erläutert Chancen, Risiken und Optionen durch Cloud Computing. Weniger interne IT-Ressourcen, niedrigere Kapitalkosten, flexiblere Ressourcennutzung und insgesamt verbesserte Geschäftsprozesse gehören zu den Chancen von Cloud Computing.
Zu den Herausforderungen gehören Verfügbarkeit und Skalierbarkeit. Wie sieht die Infrastruktur vor Ort aus? Paulus sieht fünf Hauptgefährdungen für Cloud Computing: Angriffe von Cloud Services aus dem Internet, unberechtigter Zugriff auf Cloud Daten durch andere Kunden, Verlust der Nachvollziehbarkeit bei Transaktionen, Nichteinhaltung vno Datenschutzvorgaben und Kopieren von Informationen durch Cloud Anbieter.
Da die Dienste über das Internet laufen, können prinzipiell auch andere Internetnutzer auf die Dienste zugreifen. So gibt es Versuche, auf Daten der Kunden von Konkurrenten zuzugreifen. Wenn man nicht weiß, was in der Cloud passiere, sei man selbst auch verantwortlich. Protokollierung und Monitoring von Transaktionen in der Cloud seien wichtig.
Paulus zeigt Prinzipien einer guten IT Governance auf. Business Systems, File Server, Mail, Collaboration, Databases sind dazu die Stichworte. Richtlinien, Controls usw. korrespondieren mit Verantwortungsebenen, illustriert Paulus.“Ob Sie outsourcen oder insourcen, über Cloud Computing in welcher Form auch immer, diese Frage beantwortet sich aus den angelegten Kriterien“, führt er weiter aus. Informationssicherheit sei in der Cloud viel wichtiger als IT-Sicherheit, unter der früher z.B. die Reaktionsgeschwindigkeit verstanden wurde.
Indem Paulus eine Vielzahl von Anforderungen und Kriterien für sicheres Cloud Computing definiert, entwickelt er zugleich auch eine implizite Kriteriologie für ein Rating. Risiken aus dem Cloud Computing lassen sich nicht mit „vorhanden“ oder „nicht vorhanden“ angemessen beschreiben, sondern nur durch eine differenziertere Skalierung.
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Sovereign Ratings kommentiert in Rumänien
Von Dr. Oliver Everling | 13.Februar 2012
Professor Monica Dudian befasst sich in ihrem Vortrag mit der Marktstellung der führenden US-amerikanischen Ratingagenturen und der Auswirkungen dieser Marktstruktur auf die Finanzsysteme weltweit. Sie sprach bei der Konferenz „Romanian, where to? European Assessments and Implications for Romania“, unter Mitwirkung des rumänischen Notenbankgouverneurs und zugleich dienstältesten Zentralbanker Europas, Mugur Isārescu, veranstaltet von OXYGEN EVENTS in der Nationalbank von Rumänien.
Ratings haben einen Informationswert und einen Transaktionswert, führt Dudian aus, Die Informationsfunktion von Ratings kommt darin zum Ausdruck, dass Ratings über die relative Stellung von Unternehmen und anderen Emittenten hinsichtlich ihrer Bonität informieren. Darüber hinaus nehmen Ratings auch instrumentale Funktionen wahr, wenn sie zur Durchführung von Transaktionen verwendet werden.
Dudian illustriert, wie das Branchenrisiko aus Prognosen über die Umsatzentwicklung, die rechtlichen Rahmenbedingungen der Branche und weiteren Faktoren abgeleitet werden kann. Dudian macht deutlich, wie auch die politischen Bedingungen Ratings beeinflussen können.
Politische Risiken werden insbesondere auf der Ebene des Sovereign Ratings diskutiert und bewertet. Nur wenn ein Ratingsystem wirtschaftliche, politische, soziale und gesellschaftliche Faktoren mit in die Einschätzung der Länderentwicklung einbezieht, vermag es zu treffenden Einstufungen gelangen. Die Stabilität und Akzeptanz politischer Institutionen ist ebenso zu hinterfragen wie die Implikationen politischer Programme.
Letztlich muss im Sovereign Rating die wirtschaftliche Fähigkeit, rechtliche Bindung und Willigkeit von Regierungen beurteilt werden, ihren zwingend fälligen Zahlungsverpflichtungen stets vollständig und rechtzeitg nachzukommen. Dudian verweist auf Studien, nach denen 91 % der Sovereign Ratings von Moody`s Investors Service durch einige wenige Indikatoren erklärt werden können, z.B. Pro-Kopf-Einkommen oder Wachstumsrate.
Dudian zeigt auf, dass derartige Indikatoren für eine Reihe von Ländern nachteilige Folgen haben. Dudian gibt anhand von S&P’s Länderratings Beispiele für Länder wie Griechenland CC, Italien BBB+, Spanien A, Frankreich AA+ und Deutschland mit AAA.
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Innovatives Finanzierungsinstrument erhöht unternehmerische Flexibilität
Von Dr. Oliver Everling | 9.Februar 2012
Die Bedeutung des Working Capital Managements zur Freisetzung gebundenen Kapitals haben deutsche Unternehmen schon seit langem erkannt. Trotzdem hat diese Thematik an Aktualität nicht eingebüßt. So stellt die Deutsche Bank in einer Umfrage fest, dass über die Hälfte der befragten Unternehmen ihre Vorräte reduziert (45%) oder ihr Mahnwesen gestrafft (59%) haben, um eine Erhöhung der eigenen Liquidität zu erreichen.
Eine neuere Entwicklung in diesem Zusammenhang ist das Factoring, welches es Unternehmen ermöglicht, ihren Jahresumsatz vorzufinanzieren. Allerdings zeigt sich im Vergleich der vier größten europäischen Volkswirtschaften, dass Deutschland bei der Forderungsfinanzierung das Schlusslicht ist. So nutzen hierzulande gemäß einer Studie von GE Capital lediglich 12.000 Unternehmen oder weniger als 1% des Mittelstands den Verkauf ihrer Forderungen zur Finanzierung, während es in Frankreich 35.200 Unternehmen oder 3% der KMUs, in Großbritannien 42.000 Unternehmen oder knapp über 40% der dortigen KMUs und in Italien 37.000 Unternehmen oder knapp 2% aller KMUs sind.
Ein wesentlicher Grund liegt darin, dass Factoring-Unternehmen ihre Kunden einer genauen Bilanzprüfung unterziehen. Darüber hinaus müssen bestimmte Mindestumsätze erreicht werden, die dann in einem langfristigen Rahmenvertrag abgetreten und vollständig finanziert werden. Dies beeinträchtigt die unternehmerische Flexibilität und erklärt die relativ geringere Verbreitung von Factoring in Deutschland.
„Doch es gibt eine innovative Lösung, welche diese Hürden überwindet! Im Spannungsfeld von Factoring, Forderungsmanagement, alternativer Finanzierung und Working Capital Management stellt Debitos die erste Forderungsbörse für Unternehmen zur Verfügung.“ Darüber berichtet Hajo Engelke (COO), B.A. HSG, MBA, von der Debitos GmbH (www.debitos.de). Ohne jegliche Vertragsbindung können hier sowohl frische als auch bereits ausgefallene und titulierte Forderungen unter Wahrung maximaler unternehmerischer Flexibilität verkauft werden. Da die Bewertung der Debitoren entscheidend ist, rückt die Bonitätsprüfung des kapitalsuchenden Unternehmens in den Hintergrund.
Verkäufer stellen ihre Forderungen einzeln oder im Paket gebündelt auf der Online-Plattform ein und legen Mindestpreis, Sofort-Kaufen-Preis und Dauer ihres Angebots fest. Über einen einzigen Absatzkanal wird eine Vielzahl von potentiellen Investoren erreicht, die im Auktionsverfahren ihre Gebote platzieren. Unternehmer erhalten sofortige Liquidität zu eigenen Konditionen und reduzieren gleichzeitig ihre administrativen Kosten. Debitos stellt also eine attraktive Alternative zum klassischen kurzfristigen Bankkredit aber auch zur Abschreibung dar.
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Threadneedle bleibt nicht zu stechen
Von Dr. Oliver Everling | 9.Februar 2012
Die Bad Homburger Feri EuroRating Services AG hat zum Stichtag 31. Dezember 2011 das quartalsweise erscheinende KAG-Ranking veröffentlicht: Beste große Fondsgesellschaft in Deutschland bleibt Threadneedle. Zur Bestplatzierung geführt haben vor allem die guten Ergebnisse in der Anlageklasse Aktien: So liegt die Top-Rating-Quote der Aktienfonds bei 76,7 Prozent (23 von 30 Fonds), während im Gesamtranking rund 66 Prozent der 47 bewerteten Fonds sehr gut oder gut sind. Vor einem Jahr lag die Gesellschaft noch auf Platz vier.
Die zweitplatzierte Union Investment hat aktuell 78 von Feri geratete Fonds, von denen 46 Produkte ein Top-Rating erhalten haben. Vor allem die Ergebnisse in den Anlageklassen Mischfonds und Renten stechen hervor: So liegt die Top-Rating-Quote der gemischten Fonds bei 79,2 Prozent, die der Anleihefonds bei 66,7 Prozent der bewerteten Produkte. Auf dem dritten Rang folgt mit einer Top-Rating-Quote von rund 54 Prozent BlackRock. Ebenfalls unter den Top-5 sind Fidelity und Franklin Templeton (Top-Rating-Quoten von 50 bzw. 45,2 Prozent).
Bei den kleinen Fondsgesellschaften steht unverändert First State auf Platz eins. Der auf Aktien spezialisierte britische Asset Manager erreicht die maximale Top-Rating-Quote von 100 Prozent. Auf Platz zwei liegt der luxemburgische Vermögensverwalter Banque de Luxembourg. Zwölf seiner 16 bewerteten Fonds erhalten ein Top-Rating von Feri (Quote: 75 Prozent). Auf Platz drei folgt die französische Boutique Comgest mit einer Quote von rund 69 Prozent.
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Offenlegung bleibt dürftig
Von Dr. Oliver Everling | 9.Februar 2012
Nicht einmal die Hälfte der rund eine Million veröffentlichungspflichtigen Unternehmen hat aktuell ihren Jahresabschluss für 2010 veröffentlicht. Für den überwiegenden Teil war die verbindliche Abgabefrist der 31. Dezember 2011. „Unternehmen sollten die gesetzlich festgeschriebenen Fristen dringend einhalten, da Jahresabschlüsse für Banken und Auskunfteien wichtige Kennzahlen für die Bewertung enthalten“, erläutert Thomas Dold, Geschäftsführer D&B Deutschland. So sinken zwangsläufig die Kreditwürdigkeit und das Rating, wenn trotz abgelaufener Abgabepflicht nur veraltete Bilanzkennzahlen vorliegen. Zusätzlich müssen Unternehmen mit empfindlichen Strafen von staatlicher Seite rechnen.
Lediglich aus Kulanzgründen werden derzeit wohl noch keine Strafen verhängt. Unternehmen, die ihre Rechnungslegung nach dem Handelsgesetzbuch offenlegen müssen, können sie seit Anfang des Jahres 2010 nur noch in elektronischer Form an den elektronischen Bundesanzeiger übermitteln. Die Papierform ist nicht mehr erlaubt. Liegen Kennzahlen und Daten nicht pünktlich vor, wird per Gesetz das Bundesamt für Justiz aktiv. Es kann Ordnungsgelder von bis zu 25.000 € verhängen, wenn Unternehmen Unterlagen nicht, zu spät oder unvollständig einreichen. Diese Sanktionsmöglichkeit besteht zudem mehrfach und sogar gegen die gesetzlichen Vertreter der säumigen Gesellschaft.
Erfahrungsgemäß wird ein großer Teil der Jahresabschlüsse 2010 erst im ersten Quartal 2012 eintreffen. Damit überschreiten rund 57 Prozent der Unternehmen die Frist von zwölf Monaten. Sinn und Zweck der Publizität der Unternehmensrechnungslegung ist es aber, allen Interessierten (Geschäftspartner, Gläubiger, Gesellschafter u. a.) zeitnah einen Überblick über die aktuellen wirtschaftlichen Verhältnisse des Unternehmens zu verschaffen. Das ist insbesondere dann erforderlich, wenn Gläubigern gegenüber grundsätzlich nur mit dem Gesellschaftsvermögen gehaftet wird – wie etwa bei Kapitalgesellschaften.
Die Pflicht zur Offenlegung ist hier die Kehrseite der Haftungsbeschränkung. Die Publizität liegt somit im gesamtwirtschaftlichen Interesse. Die Pflicht zur Offenlegung kann sich aber auch aus dem Geschäftsgegenstand (z. B. bei Banken und Versicherungsunternehmen) ergeben. Für Investoren und Gläubiger gilt: Solange der Gesetzgeber hier nicht mit Sanktionen tätig wird, bleibt dieser Zustand wohl die nächsten Jahre erhalten. Darüber hinaus verzichten alle Säumigen freiwillig darauf, ihre Kreditwürdigkeit zu stärken – hauptsächlich zum Schaden der Unternehmen selbst.
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Für Portugal bleibt die Hoffnung
Von Dr. Oliver Everling | 9.Februar 2012
Die Feri EuroRating Services AG behält im Februar das Rating von Portugal bei. Die Bonitätseinschätzung von D- signalisiert ein hohes Risiko, dass Portugal seine Verpflichtungen nicht vollständig erfüllen wird. Eine akute Gefahr eines kurz bevorstehenden Schuldenschnitts sieht Feri jedoch derzeit nicht.
Im laufenden Jahr wird die Wirtschaftsleistung Portugals um mehr als drei Prozent sinken. Das Staatsdefizit wird trotz der eingeleiteten Sparmaßnahmen erneut deutlich mehr als fünf Prozent des BIP ausmachen und die Gesamtverschuldung damit weiter steigen. Ähnlich wie Griechenland kämpft auch Portugal mit dem Problem einer grundsätzlich wenig wettbewerbsfähigen Wirtschaft und einer im europäischen Vergleich schwachen industriellen Basis.
Die daraus folgende Wachstumsschwäche des Landes verschärft sich durch die geografische Lage am Rande Europas und die hohe Abhängigkeit vom ebenfalls krisengeschüttelten Spanien. Die wirtschaftlichen Perspektiven Portugals bleiben deshalb auch für die kommenden Jahre verhalten: 2013 wird die Wirtschaft nach unserer aktuellen Prognose stagnieren und ab 2014 um etwa ein Prozent jährlich wachsen.
Dennoch ist die Lage Portugals deutlich weniger dramatisch als in Griechenland. Der Schuldenstand überschreitet zwar die 100-Prozent-Marke, ist aber dennoch weit entfernt von der ausweglosen Situation Griechenlands. Die portugiesische Regierung hat in der jüngeren Vergangenheit Reformwillen gezeigt, und wir schätzen die Durchsetzbarkeit weiterer notwendiger Schritte optimistischer ein als für Griechenland. Wir prognostizieren deshalb keine fortdauernde Abwärtsspirale in Portugal, sondern eine allmähliche, wenn auch schwache wirtschaftliche Erholung. Der Schuldenstand könnte ab 2015 allmählich sinken. Ein Schuldenschnitt wie in Griechenland steht nach unserer Einschätzung damit nicht unmittelbar auf der Tagesordnung.
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