Kern des ETF-Ratings
Von Dr. Oliver Everling | 30.April 2011
p>Im Kern beurteilt ein ETF-Rating, inwieweit der Emittent in der Lage ist, das mit der Emission des ETF verbundene Leistungsversprechen zu erfüllen. „Für die Auswahl eines ETF sind neben anlegerspezifischen Aspekten, die in der Person des Investors liegen, die anlagespezifischen Aspekte, die durch den ETF selber definiert werden, zu analysieren“, schreibt Jakob Baur in seinem Beitrag zum Buch „Exchange Traded Fund Rating“, herausgegeben von Dr. Oliver Everling und Götz Kirchhoff, Art.-Nr. 22.472-1100 Bank-Verlag Medien GmbH, ISBN 978-3-86556-257-9.
Jakob Baur ist Mitgründer der FundExplorer GmbH und seit 2007 Geschäftsführer der online ETF-Plattform www.ETFexplorer.com. Nach seinem Masterstudium in Finance mit Vertiefung in Banking und Financial Services an der Universität Zürich war er in mehreren Unternehmen im Finanzsektor, u.a. einer Schweizer Privatbank und diversen Unternehmens- und Pensionskassenberatern tätig. Baur versteht sich als unabhängiger Experte für moderne Kapitalanlagen und unterstützt institutionelle Investoren beim täglichen Umgang mit Indexprodukten.
Ein ETF-Rating für institutionelle Investoren soll unterschiedlichen Anforderungen genügen. Baur fasst diese mit den Stichworten Transparenz, Vergleichbarkeit, Objektivität und Verständlichkeit zusammen. Im Einzelnen: „Transparenz, denn nur eine Analyse, die keine entscheidenden Fragen offen lässt, kann einen wirklichen Einblick geben. Vergleichbarkeit, denn nur Analysen, die unter Verwendung gleicher Kriterien, Mess- und Auswertungsverfahren erstellt werden, führen zu einem konsistenten Vergleich mehrerer ETF. Objektivität, denn nur eine aus einem unabhängigen Blickwinkel erstellte Analyse wird von den relevanten Entscheidungsträgern ernst genommen. Verständlichkeit, denn nur Analysen, die hinsichtlich der Methodik und der Ergebnisse verstanden werden, liefern letztlich verwertbare Ergebnisse.“
Im Gegensatz zu einem „Rating“ bezeichnet ein „Ranking“ von ETF eine Bewertungsrangfolge, die auf quantitativen Werten beruht, schreibt Baur, und stellt ein objektives, mathematisches Verfahren zur Erstellung einer Rangliste dar. Üblicherweise werden historische Wertentwicklungen über mehrere Zeiträume erfasst.
„Es handelt sich dabei“, sagt Baur, „um eine Momentaufnahme durch statistische Vergangenheitsbetrachtung. Dadurch ist eine häufige Änderung der Rangliste nach jeder Aktualisierung von Performancezahlen wahrscheinlich. Ein Rating hingegen ist das Ergebnis einer Bewertung von Sachverhalten, die über die Berechnung historischer Performance hinausgeht. Es ist eine erweiterte Betrachtung der vergangenheitsbezogenen Wertentwicklung und berücksichtigt qualitative Komponenten, die in einer zukunftsgerichteten Beurteilung resultieren.“ Diese erfährt nach Baur eine periodische Aktualisierung, wenn sich wesentliche Faktoren, die in die Bewertung eingeflossen sind, ändern.
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Mediation in der Unternehmensfinanzierung
Von Dr. Oliver Everling | 27.April 2011
Die neuen bankaufsichtsrechtlichen Regelungen (Basel III) werden erheblichen Einfluss auf die Zusammenarbeit zwischen Banken und Unternehmen haben, schreibt Wirtschaftsmediator Friedrich Hermann in seinem Beitrag zum Buch "Kreditmediation", herausgegeben von Frank Armbruster, Kanzlei für Wirtschaftsberatung (www.frankarmbruster.de), Dr. Oliver Everling, RATING EVIDENCE GmbH, und Rainer Langen, Deutsches Institut für Kreditmediation (www.ikme.de). "Kredite müssen künftig durch deutlich mehr Eigenkapital unterlegt werden. Steigende Zinsen und ein insgesamt erschwerter Zugang zu Krediten werden erwartet."
Dipl.-Kfm. Friedrich Hermann, Wirtschaftsmediator, (Jahrgang 1954), ist Alleingeschäftsführer der Kommunalen Wohnungsgesellschaft mbH Erfurt (www.kowo.de), mit einem verwalteten Bestand von ca. 16.000 Einheiten. Hermann ist Vorstandsmitglied des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. (www.gdw.de) und Verbandsratsvorsitzender des Verbandes der Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft e.V. (www.vtw.de). Daneben ist Hermann als Dozent an verschiedenen Hochschulen tätig und Autor zahlreicher Publikationen. Bis 2000 war Hermann Bankdirektor einer großen Universalbank und hat umfassende Erfahrungen in allen Sparten des Kreditgeschäfts. Unter der Leitung von Hermann entstand in 1997 der erste Immobilienfonds zur Sanierung einer historischen Altstadt in Deutschland. Aufgrund seiner Vita engagiert er sich seit mehr als einem Jahrzehnt ganz besonders das gegenseitige Verständnis zwischen Banken und Unternehmen zu fördern, Lösungsansätze für eine gute Zusammenarbeit zu entwickeln und für festgefahrene Kreditverhandlungen einvernehmliche Lösungen zu finden.
Vor diesem Erfahrungshintergrund zeigt Hermann im Buch "Kreditmediation" mögliche Ansätze für Wirtschaftsmediation in der Unternehmensfinanzierung auf: "Das wichtigste Kriterium für die Kreditentscheidung – das Unternehmensrating – wird eine noch zentralere Bedeutung erlangen, da die Höhe der Eigenkapitalunterlegung sich nach der Bonität des Kreditnehmers richtet, dessen Bewertung durch ein Ratingverfahren festgestellt wird."
Ratings seien ein noch bedeutenderer Bestandteil bei allen Finanzierungsvorgängen und Kapitalmaßnahmen. Sie prognostizieren die Wahrscheinlichkeit, mit der ein Unternehmen in Zukunft seinen Zahlungsverpflichtungen pünktlich und vollständig nachkommen wird. Ratings sind eine Art Zeugnis, in dem die Bonität von Kreditnehmern ganzheitlich „benotet“ wird. Einfluss auf das Rating haben nicht nur Bilanzen und Benchmarks (hard facts) sondern auch persönliche Einschätzungen der Bankmitarbeiter, z.B. die Qualifikation des Managements und die Zukunftsfähigkeit der Unternehmensstrategie (soft facts).
"Dieses Zeugnis ist das wichtigste Instrument," urteilt Hermann, "um den Preis für das Fremdkapital, Höhe der Zinsen und Tilgungsleistungen, bestimmen zu können und ist damit oft ausschlagend für das Überleben eines Unternehmens. Ein Rating, das dem Unternehmen ein gute Bonität und Verlässlichkeit bescheinigt, ist daher geldwert und eine gute Referenz für den Kapitalmarkt."
Hermann sieht alle Unternehmen daher gefordert, die Banken von ihrer guten Bonität zu überzeugen. "Kommunikationsaspekte spielen hierbei eine große Bedeutung. Der Einsatz mediativer Instrumente oder eines Wirtschaftsmediators kann im Rating-Dialog/Prozess zwischen Bank und Unternehmen sehr hilfreich sein."
Hermann fügt seinem Beitrag zum Buch "Kreditmedation" zahlreiche weitere Aspekte hinzu. Außerdem stellt er ausführlich ein Mediationsverfahren bei einem Unternehmen in der Krise dar, um dem Leser das Verständnis einer Kreditmediation am praktischen Beispiel zu erlauben.
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Mit persönlichen Daten bezahlen
Von Dr. Oliver Everling | 27.April 2011
In die aktuelle Diskussion über die Standortdatenspeicherung auf iPhones schaltet sich der IT-Sicherheitsverband TeleTrusT Deutschland ein: Die Nachricht, dass iPhones die Bewegungsdaten der Nutzer aufzeichnen, hat die Politik alarmiert. Kommunikationsunternehmen, insbesondere Google und Apple, wollen in wachsendem Maße standortbezogene Dienste anbieten. Dazu ist es notwendig, dass sie den Standort ihrer Kunden kennen. Dafür ist ein SmartPhone als Ortungsgerät bzw. als Sammelinstrument für Geodaten ideal geeignet. Ein SmartPhone kann zum einen mit Hilfe der GSM-Positionsdaten den Standort miteiner Genauigkeit von 25 m oder besser bestimmen und zum anderen, sofern es über einen GPSEmpfänger verfügt, eine Positionsbestimmung auf einige Meter genau durchführen. Zunehmend werden auch die WLAN-Kennungen der näheren Umgebung berücksichtigt, die dann helfen, die Positionierung noch weiter zu optimieren.
Entsprechend dem Geschäftsmodell "Bezahlen mit persönlichen Daten" können Kunden bestimmte SmartPhone-Applikationen nutzen, ohne dafür mit Geld bezahlen zu müssen. Der Kunde "zahlt" gewissermaßen mit seinen persönlichen Daten und ermöglicht auf diese Weise die Standortbestimmung, die die Anbieter dann nutzen, um gezielte Werbung für standortbezogenen Dienste zu verkaufen.
Sofern Telekommunikationskunden standortbezogene Dienste nutzen möchten, ist dieser Ansatz sicherlich von beiderseitigem Vorteil. Problematisch ist dieses Modell dann, wenn der Nutzer nicht darüber aufgeklärt wird und die Daten auch dann erfasst werden, wenn er die standortbezogenen Dienste nicht nutzen will. Technisch genügt es außerdem in den meisten Fällen, wenn nur der momentane Standort mitgeteilt und nicht das gesamte Bewegungsprofil abgebildet wird.
Prof. Dr. Norbert Pohlmann, TeleTrusT-Vorsitzender: "Ein wichtige Herausforderung sind in diesem Zusammenhang sicherlich die kulturell bedingten Akzeptanzunterschiede wie beispielsweise im aktuellen Fall zwischen den USA und Deutschland. Die großen amerikanischen Hersteller sind aufgefordert, sich an unserem Schutzverständnis von Privatsphäre zu orientieren“. Hier ist auch die Politik gefragt.
Nutzer von SmartPhones sollten sich mit der Funktionsweise der Geräte und deren Konfigurationen auseinandersetzen, um solche Datenerfassungsfunktionen erforderlichenfalls deaktivieren zu können. Die Hersteller von SmartPhones und Anbieter von ‚Apps‘ müssen besser darüber aufklären, welche Daten zu welchem Verwendungszweck erfasst werden und den Nutzern eine freie Entscheidung ermöglichen. Politik und Gesetzgebung können hier den Rahmen setzen.
IT-Sicherheitsunternehmen können von der deutschen "Datenschutzkultur" und der Entwicklung dafür erforderlicher Komponenten durchaus profitieren. TeleTrusT sieht die Politik in der Pflicht, erprobte deutsche datenschutzfördernde Technologien als Standards bei Geräteherstellern und Dienstleistern einzufordern.
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Nachhaltigkeit bei ETFs verlangt
Von Dr. Oliver Everling | 23.April 2011
Die Möglichkeiten der Selektion sowie der Allokation von nachhaltigen ETFs für eine Stiftung sind derzeit sehr eingeschränkt , da von Seiten der Produktanbieter ein zahlenmäßig geringes Angebot einer durchaus größeren Nachfrage gegenübersteht, schreibt Jens Güldner, Vermögensmanagement, Leiter Treasury, Evangelisches Johannesstift, in seinem Beitrag zum Buch "Exchange Traded Fund Rating", herausgegeben von Dr. Oliver Everling und Götz Kirchhoff, Art.-Nr. 22.472-1100 Bank-Verlag Medien GmbH, ISBN 978-3-86556-257-9, http://www.bank-verlag-shop.de/product_info.php/products_id/3030).
Entwicklungspotential sei durchaus vorhanden, da man die Entwicklung sowie die positive Dynamik der Nachfrage im nachhaltigen Investmentmarkt im Allgemeinen sowie deren positiven Ausblick sehe. Im nachhaltigen Investmentmarkt könnten verstärkt nachhaltige Themenfonds von einem weiter gestiegenen Bewusstsein zu den aktuellen Themen Klimawandel und Umwelt profitieren, prognostiziert Güldner.
Institutionelle Investoren wie Stiftungen werden weiterhin die treibende Kraft für einen deutlichen Wachstumsschub in nachhaltige Geldanlagen sein, zunehmend gestützt durch dementsprechende Investments privater Investoren, schreibt Güldner und fügt hinzu: "Davon sollte die ETF-Industrie positiv profitieren, sofern sie die Entwicklung diesbezüglich nachfrage- und kundenspezifisch produktseitig abbilden kann."
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Finanzkrise beflügelt ETF-Wachstum
Von Dr. Oliver Everling | 23.April 2011
Exchange Traded Funds (ETF) erfreuen sich einer stark zunehmenden Beliebtheit. Die Anzahl der neuer Produkte sowie die verwalteten Vermögen wachsen weltweit. "Insbesondere im Zuge der Finanzkrise weisen ETF positive Nettomittelzuflüsse auf", schreibt Jakob Baur in seinem Beitrag für das Buch zum ETF-Rating (Buch "Exchange Traded Fund Rating", herausgegeben von Dr. Oliver Everling und Götz Kirchhoff, Art.-Nr. 22.472-1100 Bank-Verlag Medien GmbH, ISBN 978-3-86556-257-9, http://www.bank-verlag-shop.de/product_info.php/products_id/3030).
Jakob Baur ist Mitgründer der FundExplorer GmbH und seit 2007 Geschäftsführer der online ETF-Plattform www.ETFexplorer.com. Nach seinem Masterstudium in Finance mit Vertiefung in Banking und Financial Services an der Universität Zürich war er in mehreren Unternehmen im Finanzsektor, u.a. einer Schweizer Privatbank und diversen Unternehmens- und Pensionskassenberatern tätig. Baur versteht sich als unabhängiger Experte für moderne Kapitalanlagen und unterstützt institutionelle Investoren beim täglichen Umgang mit Indexprodukten.
"Infolge des Zerfalls von Lehman Brothers wurde die ETF-Branche förmlich aus einem Dornrösschenschlaf geweckt. Plötzlich standen nicht Renditen, sondern Risiken im Mittelpunkt des Anlegerinteresses", berichtet Baur. Viele Marktteilnehmer erkannten erst zu diesem Zeitpunkt die drei Säulen, auf denen der Erfolg von ETF beruht: günstige Kostenstruktur, Transparenz und eine hohe Liquidität.
Auch heute noch sind die Wachstumsprognosen von Branchenvertretern sehr optimistisch. Immer mehr Anbieter drängen mit neuen Produkten auf den Markt, welche mittlerweile nahezu jeden Index abbilden. "Anfang 2011 sind europaweit über 1.200 ETF von mehr als 20 Anbietern an den verschiedenen europäischen Handelsplätzen gelistet", dokumentiert Baur. Allein in den vergangenen zwei Jahren habe sich die Zahl der börsennotierten Fonds mehr als verdoppelt. Es scheint ihm nur eine Frage der Zeit zu sein, bis alle relevanten Indizes durch ETF abgebildet werden. "Bereits heute bietet der ETF-Markt eine Abdeckung von über 500 unterschiedlichen Indizes innerhalb aller gängigen Assetklassen", so Baur weiter, "inklusive der physischen Abbildung von einigen Rohwaren."
Die Fülle von abgebildeten Indizes eröffnet heute jedermann die Möglichkeit mittels ETF langfristige (strategische) Allokationsentscheidungen kosteneffizient umzusetzen, zeigt Baur auf. Der universelle Charakter von ETF stellt dabei häufig eine Alternative zu bestehenden Anlageprodukten dar. So bieten ETF meist eine kostengünstige, transparente und sehr liquide Ergänzung zu etablierten Produkten. Insbesondere weil viele institutionelle Anleger davon überzeugt sind, dass die Asset Allocation, d.h. die Gewichtung der Anlageklassen, die wesentliche Determinante der Anlagerendite ist.
Baur kann sich auf die Studie von BRINSON, HOOD und BEEBOWER aus dem Jahr 1987 berufen, welche zeigt, dass knapp 92 Prozent des Anlagerisikos auf die Asset Allokation-Entscheidung zurückzuführen sind. Baur: "Vor diesem Hintergrund sind ETF ein sinnvolles Instrument in der Hand von aktiven wie passiven institutionellen Finanzmanagern und Privatanlegern, da sie sich eher am allgemeinen Markttrend als dem spezifischen Risiko einzelner Aktien orientieren."
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Sustainalytics auch in Frankreich
Von Dr. Oliver Everling | 20.April 2011
Die Nachhaltigkeitsrating-Agentur Sustainalytics hat in Paris eine neue Niederlassung eröffnet. Antonio Celeste wird ab sofort als neuer Director of Institutional Relations die Kunden von Sustainalytics in Frankreich betreuen und den französischen Markt für nachhaltige Geldanlagen weiter erschließen.
„Wir freuen uns über unsere neue Präsenz in Frankreich. Auf diese Weise können wir noch besser auf die wachsende Nachfrage der dortigen Kunden eingehen", erklärt Michael Jantzi, CEO von Sustainalytics. „Französische Anleger und Manager sind anspruchsvolle Investoren, die eine große, globale Coverage in verschiedenen Anlageklassen voraussetzen und gleichzeitig erwarten, dass ESG-Dienstleister über die besonderen Bedingungen des französischen Marktes informiert sind.“
Aufgrund seiner Marktkenntnisse sowie seiner langjährigen Erfahrung im Umgang mit Kunden ist Antonio Celeste “die optimale Besetzung des neuen Standortes”, heißt es bei Sustainalytics. Celeste arbeitete zuvor als Kundenbetreuer beim französischen ESG Reserach-Anbieter Vigeo. In seiner neuen Rolle bei Sustainalytics wird er als Director of Institutional Relations künftig auch Kunden in Belgien, Italien, Luxemburg und der Schweiz betreuen.
„Frankreich ist einer der anspruchsvollsten Responsible Investment (RI) Märkte der Welt", erklärt Antonio Celeste. „Ich freue mich darauf, die Expertise unserer Analysten auf den dortigen Markt zu bringen und gleichzeitig von den Best Practices der französischen Anleger zu profitieren. Beide Seiten – Sustainalytics als ESG Research-Anbieter und die französischen Investoren – werden hiervon profitieren.“
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Was nützt eine europäische Ratingagentur?
Von Dr. Oliver Everling | 19.April 2011
Wenn der Markt nur von wenigen Ratingagenturen besetzt wird, kann dies aus volkswirtschaftlicher Betrachtung von Vorteil sein, analysiert Dr. Siegfried Utzig, Direktor im Bundesverband deutscher Banken: “Weil dadurch eine größere Konsistenz und Gleichförmigkeit der Ratings sichergestellt wird. Und: Die Investoren wären wahrscheinlich unwillig oder überfordert, Ratings einer großen Zahl von Agenturen, die mit einer ebenso großen Zahl unterschiedlicher Ratingmethoden entwickelt werden, miteinander zu vergleichen.” Der Wettbewerb in der Methodik sei aber zwingend für die Effizienz eines Rating-Markts.
Utzig erläutert die wichtigsten Schlussfolgerungen des Bundesverbandes deutscher Banken zur Frage “Was nützt eine europäische Ratingagentur?”, die in der Ausgabe 14 von “defacto:”, des Informationsdienstes für Politik, Wirtschaft und Medien aus dem Hauses des Bankenverbandes veröffentlicht wurden (www.bankenverband.de).
Für Utzig ist es zudem schwer erkennbar, wer in Europa bereit und in der Lage ist, das erforderliche Kapital zur Verfügung zu stellen, ein beachtliches Verlustrisiko einzugehen und für lange Zeit auf eine Verzinsung zu verzichten. “Das gilt umso mehr als der Gründerkreis kaum Unternehmen umfassen darf,” so Utzig, “die für ihre Emissionen selbst Ratings benötigen oder wünschen.”
Damit scheiden letztlich auch staatliche Stellen aus. “Denn eine staatliche Finanzierung oder gar die Nähe zu einer Notenbank wären allerdings für die Marktakzeptanz eher hinderlich. Die Chancen für eine europäische Ratingagentur,” sagt Utzig, “die von privaten oder staatlichen Stellen finanziert, den drei großen Ratingagenturen auf Augenhöhe begegnen könnte, werden deshalb ausgesprochen gering sein.”
Denkbar wäre allenfalls, dass Ratings einer europäischen Ratingagentur für Investoren direkt oder indirekt als verbindliche europäische Vorgabe erklärt werden. Damit wären Emittenten gezwungen, neben den für internationale Akzeptanz notwendigen die Ratings der drei großen Agenturen ein Europa-Rating einzuholen. “Das Ergebnis wäre damit schlicht eine gestiegene Kostenbelastung für die Emittenten.”
Unmissverständlich macht Dr. Michael Kemmer, Geschäftsführender Vorstand des Bankenverbandes, klar: “Vor überzogenen Erwartungen ist auf jeden Fall zu warnen. Mehr Wettbewerb würde dem Ratingmarkt gut tun. Aber die Rahmenbedingungen dafür sind anspruchsvoll, ein Scheitern des Projektes ist nicht auszuschließen. Dies wiederum würde dem Finanzmarkt eher schaden.”
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Zeitgemäße Ratingagenturen
Von Dr. Oliver Everling | 19.April 2011
Die Rolle der Ratingagenturen in der Finanzmarktkrise bzw. in ihrer Entstehung gab zum 4. Finanzplatztag der WM-Gruppe Anlass zu der Fragestellung „Sind Ratingagenturen noch zeitgemäß?“ Dazu hielt Staatsminister Dieter Posch, Hessischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung, eine viel beachtete Ansprache – Anlass für die Zeitschrift “Kredit & Rating Praxis”, mit dem Minister über die Kernaussagen seines Vortrags ein Interview zu führen – dieses erscheint in der Ausgabe 2/2011 (www.krp.ch).
“Ratings haben verschiedene Vorteile, die ihren wirtschaftlichen Sinn ausmachen”, sagt Posch im Interview mit der “Kredit & Rating Praxis”. “Sie verringern Informationsasymmetrien. Oftmals besteht kein direkter Kontakt zwischen Emittenten und (potenziellen) Anlegern bzw. Gläubigern. Daher sind die Anleger bzw. Gläubiger vielfach kaum in der Lage festzustellen, ob von Emittenten verbreitete Informationen korrekt sind. Dies erschwert es dem Emittenten, sie von seiner finanziellen Leistungsfähigkeit zu überzeugen. Ratings und Ratingagenturen tragen dazu bei, diese Informationsasymmetrie zu verringern bzw. zu überwinden.”
Daneben seien mit Ratings folgende weitere Vorteile verbunden: Sie führen zu Effizienzgewinnen, d.h. zu Kosteneinsparungen und zur Erhöhung der Produktionseffizienz. “Denn nicht jeder Gläubiger muss separat Informationen über Zahlungsfähigkeit und Zahlungswilligkeit eines Schuldners sammeln und bewerten. Genutzt werden die Vorteile von Arbeitsteilung und Spezialisierung”, so Posch, der mit der Erhöhung der Allokationseffizienz der Finanzmärkte argumentiert, da durch Ratings die Transparenz für Markteilnehmer gesteigert wird. Damit korrespondiere die „Informationseffizienz“ des Marktes in Form von leichterer Vergleichbarkeit von Finanzprodukten und Verminderung der Transaktionskosten. Mehr zum Fazit des Ministers in der Zeitschrift “Kredit & Rating Praxis”, Ausgabe 2/2011 (www.krp.ch).
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S&P senkt Ausblick: Auftakt für eine „Schuldenkrise USA“?
Von Karl-Heinz Goedeckemeyer | 18.April 2011
Die US-Ratingagentur Standard & Poor’s hat den Ausblick für US-Anleihen von „stabil“ auf „negativ“ heruntergestuft. Es ist ein Tabubruch und ein Schuss vor den Bug gleichermaßen. Zum ersten Mal stufte S&P den Ausblick für die USA auf „negativ“ herunter. Der Ratingagentur zufolge besteht ein erhebliches Risiko, dass die amerikanische Fiskalpolitik die mittel- bis langfristigen Herausforderungen nicht meistern wird. Sollte es zu keinen substanziellen Veränderungen kommen, verdienen amerikanische Staatsanleihen auf Dauer ihr „AAA“ nicht mehr. Im Klartext: Die USA leben nicht auf einer Insel der Glückseligkeit. Ähnlich wie die Fiskalpolitik in Europa, müssen auch die Amerikaner jetzt ihre Hausaufgaben machen.
Die Entscheidung von S&P verdient großen Respekt. Und sie ist folgerichtig. Den Ratingagenturen wurde in den vergangenen Jahren immer wieder vorgeworfen, die USA in ihrer Beurteilung zu schonen. Gleichzeitig wurden die Bewertungen für die europäischen Krisenländer kräftig nach unten genommen. Beides passte auf Dauer einfach nicht zusammen.
Grund seien die im Vergleich zu anderen mit AAA bewerteten Ländern sehr hohen Budgetdefizite und ein unklarer Pfad zum Abbau der steigenden Staatsverschuldung. „Wir glauben, es gibt ein grundlegendes Risiko, dass die US- Politiker keine Einigung darüber erzielen werden, wie sie die mittel- und langfristigen finanziellen Herausforderungen bis 2013 angehen sollen“, heißt es in der Analyse von S&P. Dies würde die USA «wesentlich schwächer» dastehen lassen als andere AAA-Länder. Die US-Regierung kritisierte den Beschluss von S&P scharf.
Wie vergleichsweise schnell die Bestnote auch für große Wirtschaftsmächte verloren gehen kann, hat in der Vergangenheit das Beispiel Japans gezeigt. Im Jahr 2000 belief sich die japanische Staatsverschuldung auf 135% des BIP. Die Herabstufung von „AAA“ zu „AA+“ erfolgte durch S&P kurze Zeit später im Februar 2001. Zum Vergleich: Die US-Staatsverschuldung hat sich von knapp 55% im Jahr 2000 mittlerweile auf bereits rund 100% erhöht.
„Das könnte der Auftakt sein für eine «Schuldenkrise USA“, in jedem Fall ist es aber ein deutlicher Warnschuss“, sagte ein Börsenhändler der Agentur dpa-AFX. Dass eine US-Ratingagentur den Ausblick der Vereinigten Staaten derart kritisch einstufe, sei bemerkenswert. Ein schlechteres Rating kann zu erheblich höheren Zinsen für US- Staatsanleihen führen. Dies könnte laut Experten das ohnehin zaghafte Wirtschaftswachstum abwürgen und die Gefahr einer neuen Rezession heraufbeschwören.
Die vergangenen Wochen waren in der US-Politik von einer erbitterten Budgetschlacht zwischen den Demokraten von US-Präsident Barack Obama und den Republikanern geprägt. Die Opposition will tiefe Einschnitte vor allem im Sozialwesen durchsetzen, um die Zunahme der Staatsverschuldung zu bremsen. In den kommenden zehn Jahren sollen die Defizite so um 5,8 Bio. Dollar sinken. Obama wandte sich entschieden gegen die Sparpläne der Konservativen und beharrt auf seinen Plan, der Kürzungen von 4 Bio. Dollar vorsieht.
Allein im laufenden Haushaltsjahr häufen die USA bis zu 1,65 Bio. Dollar neue Schulden an, rund 10 % des Bruttoinlandproduktes. Die Gesamtverschuldung beträgt derzeit mehr als 14,2 Bio. Dollar. Das ist an der Wirtschaftsleistung gemessen das dickste Minus in der Staatskasse der größten Volkswirtschaft seit fünf Jahrzehnten. Bis spätestens Juli muss der Kongress die gesetzliche Schuldenobergrenze von 14,3 Bio. Dollar anheben, damit die USA zahlungsfähig bleiben. Allerdings ist die Verabschiedung eines entsprechenden Gesetztes im Kongress wegen des Parteienstreits noch nicht in trockenen Tüchern.
Zieht die amerikanische Fiskalpolitik nicht bald die Ausgabenbremse, könnte der Verlust des „AAA“ in einigen Jahren wirklich Realität werden, sagt Andreas Rees, Chief German Economist bei UniCredit. Für das internationale Finanzsystem dürfte dies erhebliche Auswirkungen haben: Die amerikanische Staatsanleihe hätte ihre Rolle als sicherer Hafen verloren.
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Kurzbilanzanalyse online mit Rating
Von Jian Ren | 15.April 2011
Seit Ende März ist das Internet-Portal www.kurzbilanzanalyse.de online. Das Portal bietet erstmalig die Möglichkeit, ausgewertete Kurzbilanzen aus dem eBundesanzeiger mit Rating und Ausfallwahrscheinlichkeit herunterzuladen.
Über 1 Million deutscher Kapitalgesellschaften veröffentlichen ihre Jahresabschlüsse im elektronischen Bundesanzeiger. Viele Unternehmen nutzen diese Daten schon jetzt zur Prüfung der wirtschaftlichen Situation Ihrer Kunden, Lieferanten oder Wettbewerber. Die Schwierigkeit besteht dabei in der Interpretation der Bilanzdaten, denn diese liegen nicht in strukturierter Form vor. Jeder Jahresabschluss muss zeitaufwändig einzeln „per Hand“ ausgewertet werden. Die Prof. Schumann Analyse GmbH hat nun ein Analyseverfahren entwickelt, das auf Basis der eBundesanzeiger-Daten eine Kurzbilanzanalyse inkl. einer Ausfallwahrscheinlichkeit und eines Ratings liefert. „Wir sehen die Zukunft der Bilanzanalyse ohne langwierige manuelle Dateneingabe. Die aktuellen Entwicklungen in Deutschland (Stichwort „E-Bilanz“) zeugen davon, dass die Zeit ohne manuelle Dateneingabe immer näher rückt. Im ersten Schritt können nun die eBundesanzeiger-Bilanzen strukturiert verarbeitet und somit bei Kreditentscheidungen ohne manuellen Aufwand genutzt werden“, erläutert Evgeny Kulyushin, Senior Consultant der Prof. Schumann Analyse GmbH.
Über das neue Internet-Portal erhält man mit einer einfachen Unternehmenssuche nicht nur die Originaldaten aus dem eBundesanzeiger als PDF-Dokument, sondern auch eine Bilanzauswertung, die Kurzbilanzanalyse. Diese besteht aus der Bilanz der letzten beiden Geschäftsjahre, einem Kennzahlenkatalog und einem Bilanzrating inkl. Ausfallwahrscheinlichkeit. Zusätzlich liefert die Prof. Schumann Analyse GmbH das Handelregisteraktenzeichen und ggf. bis zu drei Branchen nach WZ-Code 2008.
Beim angewendeten Bewertungsverfahren handelt es sich um ein statistisches Verfahren (logistische Regression). Bei der Entwicklung wurden Jahresabschlüsse einer Grundgesamtheit von solventen und insolventen Unternehmen untersucht. Hierbei wurden betriebswirtschaftliche Kennzahlen gebildet und auf ihre multivariate Trennschärfe geprüft.
Auf diese Weise wurde eine Formel entwickelt, in die nur noch die Kennzahlen eingehen, die sich bei der Analyse als besonders trennscharf erwiesen haben. Die Formel gibt eine Wahrscheinlichkeit wieder, mit der ein zu untersuchendes Unternehmen innerhalb von 18 Monaten nach dem Bilanzstichtag insolvent wird.
Auf dem Portal wird die Möglichkeit angeboten, einen kostenlosen Testzugang ohne weitere Verpflichtungen zu beantragen.
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