Ratingagenturen: Igel falsch als Leopard dargestellt

Von Dr. Oliver Everling | 25.April 2023

Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA), die Finanzmarktregulierungs- und -aufsichtsbehörde der EU, hat heute ihren Bericht über den Markt für Kreditratings der Europäischen Union (EU) veröffentlicht, der erstmals einen marktübergreifenden Überblick über die an die EU gemeldeten Kreditratings bietet.

Der ESMA Market Report „EU Credit Ratings market 2023“ spricht von den „Big 5 CRAs (DBRS, Fitch, Moody’s, Scope und S&P)“. Als wäre es bezahlte Werbung für DBRS und Scope, wiederholt der Bericht die Aufzählung „Big 5 CRAs (DBRS, Fitch, Moody’s, Scope und S&P)“ 13 Mal.

Diese Gruppe der „Big 5“ setzt sich keineswegs aus vergleichbaren „Tieren“ zusammen. Das kann auch nicht dadurch entschuldigt werden, dass einige in Europa ansässige Ratingagenturen eine große Anzahl unbeauftragter Ratings erteilen, für die niemand bezahlt, durch die sie aber optisch näher an die führenden Agenturen in den Statistiken heranrücken.

Der neueste ESMA „Report on CRA Market Share“ zeigt einen „Total Market Share 2021“ für S&P Global Ratings 50,13 %, Moody’s Investor Service 32,79 %, Fitch Ratings 10,05 %, DBRS Ratings 1,31 %. Damals lag Scope auf Augenhöhe mit DBRS, wenn man die beiden Scope-Schwesterunternehmen „Scope Ratings“ und „Scope Hamburg“ zusammen betrachtet, 1,31 %.

Früher nannten Großwildjäger fünf Tiere in Afrika die „Big Five“. Es waren Afrikanischer Elefant, Nashorn (das Spitzmaulnashorn, die aggressivere und früher häufigere Art, oder das Breitmaulnashorn), Kapbüffel, Löwe und Leopard.

Der Elefant ist das größte lebende Landsäugetier und lebt in der afrikanischen Savanne. Er erreicht ein Gewicht von 6 t, kann bis zu 7,50 m lang und 4,00 m hoch werden. Der kleinste der „Big 5“ ist der Leopard. Im Allgemeinen sind im Wald lebende Leoparden kleiner und stämmiger, während Leoparden in offenen Lebensräumen im Allgemeinen schlanker und größer sind. Der Leopard ist 90-190 cm lang, den 60-110 cm langen Schwanz nicht mitgezählt. Männliche Leoparden wiegen durchschnittlich 58 kg und haben eine Schulterhöhe von 70-80 cm.

Als größtes der fünf Tiere ist der Elefant nur fünfmal so groß wie das kleinste der „Big 5″. Es muss auch daran erinnert werden, dass es die Schwierigkeit der Jäger war, den Leoparden zu erlegen, die ihm den Status einbrachte, zu den „Big 5“ zu gehören.

In Europa ist S&P Global Ratings jedoch 38,3-mal größer als DBRS oder Scope. Überträgt man dieses Größenverhältnis auf die „Big 5“ der Tierwelt, würde das kleinste Tier der „Big 5“ für Jäger kaum sichtbar und schwer mit Großkaliber zu jagen sein, denn mit einer Schulterhöhe von 10 cm über dem Boden würden die Tiere in der Savanne kaum auffallen.

Bei einer Körperhöhe von 10 cm sprechen wir beispielsweise von Igeln, denn selbst Hasen wären gigantisch. Laut Tierschutzgesetz müssen Kaninchen in Käfigen bis zu einer Höhe von mindestens 80 cm stehen dürfen. Agenturen wie DBRS oder Scope sind im Vergleich zu S&P Global Ratings (als Elefanten im Markt) weit davon entfernt.

Es bleibt daher die Frage, wie die ESMA derart unterschiedliche Ratingagenturen einfach in dieselbe Kategorie einordnen konnte, da doch eine größere Zahl von Agenturen in Europa den Status von „Mäusen“ mit ähnlich geringen Marktanteilen beanspruchen kann.

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ESMA: Mehr als 140.000 Emittenten und Instrumente von Ratings betroffen

Von Dr. Oliver Everling | 25.April 2023

Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA), die Finanzmarktregulierungs- und -aufsichtsbehörde der EU, hat heute ihren Bericht über den Markt für Kreditratings der Europäischen Union (EU) veröffentlicht, der erstmals einen marktübergreifenden Überblick über die an die EU gemeldeten Kreditratings bietet.

Die ESMA zählt zum Ende 2022 insgesamt 823.400 Kreditratings. Diese Ratings bezogen sich hauptsächlich auf in den USA begebene Schuldtitel oder Emittenten (69 %), mit 17 % (141.600 Kreditratings) auf EWR30-Instrumente und -Emittenten.

„Ratings spielen eine Schlüsselrolle auf den EU-Finanzmärkten,“ sagt Verena Ross, Vorsitzende der ESMA, „indem sie die Kreditqualität transparenter machen und das Risikomanagement erleichtern. Dieser Bericht – der erste über Kreditratings – bietet einen umfassenden Überblick über den Markt unter Verwendung der globalen Kreditratingdaten, die der ESMA als EU-CRA-Aufsichtsbehörde gemeldet werden.“

Von den 141.600 Kreditratings für EWR30-Instrumente und -Emittenten Ende 2022 waren die meisten Unternehmensratings (79 %), gefolgt von Staatsratings (12 %) und Ratings für strukturierte Finanzierungen (9 %).

Über 90 % der Ratings für EWR-Schuldtitel und -Emittenten hatten einen langfristigen Horizont (ein Jahr oder länger), die meisten sind Ratings von Instrumenten (70 %) und nicht von Emittenten, und die meisten wurden vom Emittenten der Schuldtitel eingeholt (73 %). Die drei größten Ratingagenturen hatten die meisten Ratings erteilt (69 %), darunter fast alle Ratings, die von einem Emittenten von Schuldtiteln angefordert wurden (92 %). Demnach kommen Konkurrenten der US-Ratingagenturen in Europa seit Jahren kaum voran.

Die COVID-19-Pandemie war der sichtbarste Treiber der Ereignisse im Berichtszeitraum. Anfang 2020 gab es einen deutlichen Anstieg der Ratingherabstufungen in allen Anlageklassen, insbesondere bei nichtfinanziellen Unternehmen und durch gewerbliche Hypotheken besicherten Wertpapieren. Diese spiegelten den Druck wider, dem bestimmte Wirtschaftssektoren durch die Lockdowns und die damit verbundenen wirtschaftlichen Unsicherheiten ausgesetzt waren. Im Gegensatz dazu kam es Ende 2020 und 2021 zu einer Verbesserung der Kreditrisikoindikatoren in allen Anlageklassen, da staatliche Maßnahmen zur Unterstützung von Unternehmen eingeführt wurden und wirksam wurden.

Im Jahr 2022 gab es auch die negativen Auswirkungen der russischen Invasion in der Ukraine und der Straffung der Geldpolitik auf die Kreditqualität, obwohl die Auswirkungen hier viel weniger ausgeprägt und weit verbreitet waren als die der Pandemie.

Der EU-Ratingmarktbericht basiert auf Daten, die im Rahmen der Ratingagenturverordnung erhoben wurden, und bietet einen Überblick über die Ratingmärkte in der EU sowie Risikoindikatoren und -metriken für die laufende Risikoüberwachung im Zusammenhang mit Ratings. Die heute vorgelegte Analyse der Aufsicht ist von der Aufsichtsarbeit der ESMA über Ratingagenturen getrennt und präsentiert keine Indikatoren auf der Ebene einzelner Ratingagenturen.

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Per Autocomplete-Funktion „bankrott“

Von Dr. Oliver Everling | 20.April 2023

Wer sich allein schon von der Autocomplete-Funktion der Suchmaschinen im Bonitätsurteil über Schuldner leiten lässt, kann schnell einem Irrtum unterliegen. Die Autocomplete-Funktion kann eventuell einen Schuldner durch Hinzufügen des Wortes „bankrott“ darstellen, obwohl dieser zahlungsfähig oder sogar sehr guter Bonität ist. Die genaue Kontrolle der Bonität anhand der dafür maßgeblichen Quellen der Ratingagenturen ist daher unverzichtbar.

Die Verknüpfung des Namens eines Unternehmers mit dem Begriff „bankrott“ über die Autocomplete-Funktion im Rahmen der Google-Suche kann nämlich nach den Einzelfallumständen zulässig sein. Das Oberlandesgericht Frankfurt am Main (OLG) hat mit heute verkündeter Entscheidung einen Unterlassungsanspruch eines Klägers zurückgewiesen. Das Ergebnis der Autocomplete-Funktion sei erkennbar unbestimmt und enthalte keine eigenständige Behauptung. Der Nutzer wisse, dass es automatisch generiert werde. Konkrete Bedeutung erlange die Kombination erst nach weiteren Recherchen, begründete das OLG seine Entscheidung.

Der Kläger ist Inhaber einer Unternehmensgruppe, die auf dem Gebiet des Innendesigns von Hotels tätig ist. Die Beklagte betreibt u.a. die Internetsuchmaschine Google. Bei Eingabe von Vor- und Nachnamen des Klägers erscheint über die Autocomplete-Funktion als Suchergänzungsvorschlag „bankrott“. Hintergrund ist, dass zwei zur Unternehmensgruppe des Klägers gehörende Unternehmen vor rund zehn Jahren im Zusammenhang mit Ermittlungen deutscher Steuerbehörden insolvent und später wegen Vermögenslosigkeit aus dem Handelsregister gelöscht wurden. Ein konkret auf den Kläger bezugnehmender Webseiteneintrag stammt von einem Inkassounternehmen, welches ein Geschäftspartner der Unternehmensgruppe mit dem Einzug einer Forderung beauftragt hatte.

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Moody’s: Bessere Geschäfte, besseres Leben und bessere Lösungen

Von Dr. Oliver Everling | 20.April 2023

Die Moody’s Corporation, die Muttergesellschaft der Ratingagentur Moody’s Investors Service, hat heute ihre Stakeholder Sustainability und Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD)-Berichte für 2022 veröffentlicht. Darin werden die nachhaltigen Geschäftspraktiken von Moody’s hervorgehoben, der Fortschritt des Dekarbonisierungsplans der Gesellschaft und die langfristigen Netto-Null-Ziele nachvollzogen. Außerdem werden Updates zur umfassenden Suite nachhaltigkeitsbezogener Produkte und Lösungen bereitgestellt.

„Unsere Stakeholder verlassen sich auf Moody’s, um transparente und effiziente Märkte zu stärken“, sagte Christine Elliott, Chief Global Corporate Affairs Officer bei Moody’s. „Gleichzeitig versuchen wir, Schlüsselinitiativen in unsere eigenen Unternehmenspraktiken einzubetten, und wir freuen uns, die neuesten Entwicklungen auf unserem Weg in eine nachhaltigere Zukunft zu mitzuteilen.“

Die Berichte beschreiben Meilensteine und Errungenschaften in den drei Säulen der Nachhaltigkeitsstrategie von Moody’s: Bessere Geschäfte, besseres Leben und bessere Lösungen.

Im vergangenen Jahr war Moody’s eines der ersten Unternehmen, das seine kurz- und längerfristigen Netto-Null-Klimaziele von der Science Based Targets Initiative validieren ließ. Darüber hinaus haben sich 49 % der Lieferanten von Moody’s nach Ausgaben wissenschaftlich fundierte Ziele gesetzt, gegenüber 28 % im Jahr 2021. Moody’s hat auch weiter nachhaltigkeitsbezogene Leistungskennzahlen integriert, um Baranreizzahlungen für alle Führungskräfte festzulegen, und ein Schulungsprogramm zur Cybersicherheit für Mitarbeiter gestartet wie auch seine Steuerungspraktiken an seinem Nachhaltigkeitsrahmen ausgerichtet.

Moody’s förderte weiterhin eine integrative Kultur an seinen Arbeitsplätzen und in den Gemeinden, indem es den Schwerpunkt auf Wellness und Empowerment legte. Im Februar 2022 startete Moody’s die Moody’s University, eine erweiterte Lern- und Entwicklungsplattform für Mitarbeiter. Im Rahmen seines Programms „Creating Opportunities for Racial Equity“ trat Moody’s der Economic Opportunity Coalition des Weißen Hauses bei und tätigte zusätzliche Schatzeinlagen bei Banken im Besitz von Schwarzen. Darüber hinaus leisteten Mitarbeiter von Moody’s über 14.000 ehrenamtliche Stunden für lokale Initiativen.

Moody’s hat 2022 weitere Schritte unternommen, um Marktteilnehmern dabei zu helfen, ESG- und klimabezogene Risiken zu entschlüsseln und Wachstumschancen zu identifizieren. Das Unternehmen führte seine ESG Insurance Underwriting Solution für gewerbliche Sach- und Unfallversicherer ein und erweiterte auch seine Credit Impact Scores, um über 10.000 Regierungen, Finanzinstitute und Unternehmen weltweit abzudecken.

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Signale ohne Signalkraft

Von Dr. Oliver Everling | 20.April 2023

Im aktuellen Monthly Investment Brief betrachtet ODDO BHF Asset Management die unterschiedlichen Signale, die eine Prognose einer langfristigen Zinsentwicklung erlauben und gibt Implikationen, wie sich Anleger auch ohne klare Signale in den kommenden Wochen positionieren können.

Laurent Denize, Global Co-CIO bei ODDO BHF, nennt zwei Signale, die in der Vergangenheit Prognosen über die Zinsentwicklung erlaubt haben: Die Inflation und die Zinskurve. Zwar bleibe die Inflation einer der wichtigsten Parameter für dir Prognose des langfristigen Zinsniveaus, doch seien aktuell Modellierungen der weiteren Inflationsentwicklung überaus schwierig: „Da die Zinserhöhungen der Zentralbanken kaum Auswirkungen auf exogene Treiber der Inflation haben, erschwert das derzeitige Paradoxon aus fiskalischem Stimulus und geldpolitischer Straffung Ökonomen und Anlegern die Modellierung der weiteren Inflationsentwicklung“, schreibt Laurent Denize.

Ähnlich herausfordernd seien Interpretationen des Zinskurvensignals: „Inverse Renditekurven und Swap-Kontrakte, die Ende Februar für 2023 noch für zwei Leitzinserhöhungen in den USA sprachen, deuten nun auf drei Zinssenkungen hin“, so der Experte. In den Jahren der quantitativen Lockerungen hätten die Zentralbanken die Staatsanleihekurse künstlich in die Höhe getrieben. Dies habe zu einem unverhältnismäßigen Anstieg der Nachfrage seitens Pensionsfonds, Versicherungen, Indexfonds und Devisenreserven der Zentralbanken geführt. Seit mehr als einem Jahr seien nun die Bestände der Zentralbanken so stark geschrumpft, wie seit dem 1980er Jahren nicht mehr. „Doch selbst nach dem jüngsten Renditeanstieg werden die Anleihekurse immer noch von dieser unelastischen Nachfrage getrieben“, so Denize. Seither habe die Regulierung für das gleiche eingesetzte Kapital unangemessen hohe Multiplikatoren zugelassen. „Es besteht die Gefahr, dass dieser Blase die Luft ausgeht. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit einer weichen Landung deutlich gesunken ist, dürfte die Weltwirtschaft eine schwere Rezession vermeiden.“ Das Fazit: „Im Grunde sind die langfristigen US-Zinsen zu niedrig. Das Gleichgewichtsniveau liegt eher bei 4% denn bei 3%.“

Der Investmentexperte schließt daraus folgendes: Auf Zinsseite sei angesichts des jüngsten Anstiegs der Kurzfristzinsen eine Positionierung in ein- oder zweijährige Titel beidseits des Atlantiks interessant. „Sollte es zu einer schweren Rezession kommen, bliebe den Zentralbanken keine andere Wahl, als die Leitzinsen zu senken. Hiervon würde das kurze Ende der Kurve am stärksten profitieren“, erklärt Denize.

Weitaus komplexer sei die Lage bei Unternehmensanleihen. Für Hochzinsanleihen hätte die Duration zwar eine untergeordnete Rolle. Dennoch würde der Experte diesen nicht den Vorzug geben, da die jüngsten Turbulenzen im Bankensektor Bankkkredite verknappen und Ausfallraten in die Höhe treiben dürften: „Sogenannte ‚Zombie‘-Unternehmen werden mit einem starken Schereneffekt zu kämpfen haben, d.h. Druck auf die Gewinnmargen bei gleichzeitig steigenden Finanzierungskosten, was für einige von ihnen fatal sein wird. Unsere Präferenz gilt daher dem Investment-Grade-Segment.“

Aktien wiederum dürften unter dem sich abschwächenden Konsum leiden, der in allen Sektoren die Gewinnspannen drücken dürfte. Denize hält fest: „Weniger Sparüberschüsse, eine durch eine hartnäckige Kerninflation geringere Kaufkraft und ein Arbeitsmarkt, der sich langsam normalisieren dürfte, ergeben zusammen eine für die Unternehmen überaus herausfordernde Gemengelage.“ Der Fokus sollte entsprechend auf Aktien von Unternehmen liegen, die hinreichend Wachstum generieren, um die Auswirkungen der Zinsen abzufedern. „In dieser Hinsicht spricht einiges für den Technologiesektor“, so Denize.

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Raiffeisenbank genießt beste Bonität in Russland

Von Dr. Oliver Everling | 13.April 2023

Die russische Ratingagentur Analytical Credit Rating Agency (Joint-Stock Company), ACRA (JSC), bestätigt das Bonitätsrating der AO Raiffeisenbank (im Folgenden Raiffeisenbank oder die Bank): Die eigenständige Bonitätsbeurteilung (Standalone Creditworthiness Assessment, SCA) der Bank ist nach Überprüfung bei „aaa“ geblieben, was durch die hohen Bewertungen des Geschäftsprofils, der Kapitalausstattung und des Risikoprofils bestimmt wird, wie auch durch Aspekte der Finanzierung und der Liquidität.

Angesichts der öffentlichen Äußerungen der Mutterbank (im Folgenden „Supporting Entity“, die SE) zu ihren Absichten, ihre Präsenz in der Russischen Föderation weiter zu reduzieren und weiter an verschiedenen Optionen zur Änderung der Eigentümerstruktur der Raiffeisenbank zu arbeiten, stuft ACRA allerdings ihre Einschätzung des Grades der potenziellen außerordentlichen Unterstützung von hoch auf mittel herab.

Unter Berücksichtigung des hohen SCA der Bank sowie der Möglichkeit, die Systemrelevanz der Raiffeisenbank für die Stabilität des russischen Finanzsystems in das Kreditrating einzubeziehen, hat die Herabstufung der Unterstützungsbewertung keinen Einfluss auf das Rating der Bank, argumentieren die Analysten aus Moskau.

ACRA ist der Ansicht, dass die oben genannten positiven Faktoren dazu beitragen werden, die Risiken auszugleichen, die sich aus einer möglichen Änderung der Eigentümerstruktur der Bank ergeben könnten, und behält daher den stabilen Ausblick bei.

Die Raiffeisenbank ist eine systemrelevante Mehrzweckbank, die im russischen Bankensektor – gemessen an Vermögen und Kapital – eine der führenden Positionen einnimmt.

Die Raiffeisenbank zeichnet sich durch ein starkes Geschäft in Schlüsselsegmenten des Bankenmarktes, eine stabile Fähigkeit zur Generierung hoher Betriebserträge und eine minimale Sensitivität gegenüber dem wirtschaftlichen Umfeld aus, schreibt ACRA: „Der Mehrzweckcharakter des Geschäfts der Bank gewährleistet eine hohe Diversifizierung der Betriebserträge. Die Managementqualität wird aufgrund der erfolgreichen und langjährigen Erfahrung ihrer Top-Manager sowie der zusätzlichen Kontrolle über die Geschäftstätigkeit der Bank durch die Supporting Entity als sehr hoch bewertet.“

Im vergangenen Jahr habe die Bank angesichts der instabilen geopolitischen Lage damit begonnen, die Politik des Kreditportfolios zu überprüfen und das Volumen einiger anderer Geschäfte zu reduzieren. Die Bank beabsichtige, diesen Ansatz im Jahr 2023 weiter beizubehalten, bis die potenzielle Änderung ihrer Eigentümerstruktur eintritt.

Der erhebliche Verlustabsorptionspuffer ist im Jahr 2022 aufgrund eines Rückgangs der risikogewichteten Aktiva und der ungewöhnlich hohen finanziellen Leistung der Bank, die es geschafft hat, sich erfolgreich an das atypische Betriebsumfeld zu gewöhnen, noch größer geworden. Nach Ansicht von ACRA können die gewinnbringenden Ansätze der Bank in den nächsten 12 bis 18 Monaten variieren, was neben der möglichen Änderung der Eigentümerstruktur durch die kaum vorhersehbaren Änderungen der externen Geschäftsbedingungen verursacht werden kann.

Die Einschätzung des Risikoprofils wird maßgeblich durch die hohe Qualität des Kreditportfolios bestimmt. Die reduzierte Kredittätigkeit hat zur Akkumulation großer Mengen an liquiden und risikoarmen Vermögenswerten in der Bilanz der Bank geführt. „Das Kreditbuch ist nach wie vor durch den geringen Anteil notleidender und potenziell problematischer Engagements gekennzeichnet,“ so ACRA, „wobei die Konzentration auf die größten Kreditnehmer zugenommen hat. ACRA weist auf den geringen Anteil an Krediten hin, die an Unternehmen vergeben werden, die in Hochrisikobranchen tätig sind. Das Risikomanagementsystem der Raiffeisenbank zeichnet sich durch Transparenz, hohe Underwriting-Standards und zusätzliche Kontrolle durch die Supporting Entity aus.“

Bei der Raiffeisenbank paare sich eine starke Liquiditätsposition mit einem ausgewogenen Finanzierungsprofil, so ACRA. Aufgrund der Besonderheiten des vergangenen Jahres habe sich der Anteil des Liquiditätspuffers in der Bilanz der Raiffeisenbank nahezu verdoppelt, was ein komfortables Aktiv-Passiv-Management gewährleiste. Die Diversifizierung der Finanzierung hat sich nicht drastisch verändert.

Die systemische Bedeutung der Bank für den russischen Finanzsektor wird durch das beträchtliche Volumen an Kundengeldern in der Bilanz der Bank und ihre Präsenz in den meisten russischen Regionen bestimmt. Die Raiffeisenbank steht auf der Liste der systemrelevanten Kreditinstitute der Bank of Russia. Die Meinung der ACRA zur Höhe der Systemrelevanz drückt sich in der Möglichkeit aus, den SCA um zwei Notches zu erweitern.

Das Ausmaß der außerordentlichen Unterstützung durch den Hauptaktionär wurde aufgrund der Erklärungen der SE zu ihren Plänen zur weiteren Verkleinerung der Aktivitäten in Russland, einschließlich der Möglichkeit, die Raiffeisenbank zu verkaufen oder die Abspaltung und Entkonsolidierung der Bank auf andere Weise fortzusetzen, für die Gruppe von hoch auf mittel reduziert. Bis diese Absichten in die Tat umgesetzt werden, ist ACRA jedoch der Ansicht, dass die SE weiterhin daran interessiert ist, die Bank sowohl mit kurz- als auch mit langfristigen Finanzmitteln zu versorgen und gegebenenfalls ihr Eigenkapital aufzustocken. Die Bank und die SE treten unter einer einheitlichen Marke auf, sodass eine Insolvenz der Raiffeisenbank direkt mit der Gruppe verbunden wäre. Die SE übt Aktionärskontrolle über die Bank aus und bestimmt ihre Entwicklung.

Die Höhe der Unterstützung ist auch dadurch begrenzt, dass die SE und die Bank in unterschiedlichen Jurisdiktionen tätig sind, was bedeutet, dass die Möglichkeit der Bereitstellung von Unterstützung von der Freiheit des Kapitalflusses zwischen den Präsenzländern, die im aktuellen Umfeld eingeschränkt ist. Darüber hinaus kann die Größe der Bank in Bezug auf die SE ein Faktor sein, der das Unterstützungsvolumen beeinflusst.

Gleichzeitig stellt ACRA fest, dass die Unterstützung durch die SE aufgrund der hohen eigenständigen Kreditwürdigkeit der Bank sowie ihrer systemischen Bedeutung derzeit keinen Einfluss auf das endgültige Rating der Raiffeisenbank hat. Die Beendigung der Unterstützung im Falle einer Änderung der Anteilseignerkontrolle oder des Aufkommens neuer Beschränkungen für grenzüberschreitende Kapitalflüsse darf sich ebenfalls nicht direkt auf das Rating auswirken.

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Mehr Kontrolle über Bewerber durch unabhängige Talentberichte

Von Dr. Oliver Everling | 12.April 2023

Bewerber im Rating: Heute hat Equifax eine neue Lösung zur Überprüfung von Bewerbern vorgestellt. Vor der Einstellung können Arbeitgeber einen Talentbericht namens Talent Report™ Employment Flex abrufen. Dieser soll Arbeitgebern und Hintergrundprüfern dabei helfen soll, die spezifischen Beschäftigungsunterlagen eines Kandidaten einfacher zu kontrollieren, um fundiertere Einstellungsentscheidungen zu unterstützen.

Mit seinem zum Patent angemeldeten Design und seiner Funktionalität ermöglicht „Talent Report Employment Flex“ den Benutzern, die Berichtsausgabe anzupassen, mit der Option, eine Vorschau aller verfügbaren Arbeitgebernamen eines Kandidaten anzuzeigen und nur die gewünschten Datensätze auszuwählen. Dies bietet eine größere Flexibilität und Kontrolle für diejenigen, die möglicherweise nur die Beschäftigung eines Kandidaten bei bestimmten Arbeitgebern überprüfen möchten, die für die Stelle am relevantesten sind.

„Arbeitgeber wissen, dass ihnen das Screening vor der Einstellung helfen kann, die bestmöglichen Kandidaten für ihre offenen Stellen zu finden“, sagte Joe Muchnick, Senior Vice President und General Manager, Employer Services and Talent Solutions bei Equifax Workforce Solutions. „Gleichzeitig erwarten Kandidaten, dass sie den Einstellungsprozess immer schneller durchlaufen werden. Mit Talent Report Employment Flex gibt unsere einzigartige Vorschaufunktion Hintergrund-Screenern und Arbeitgebern mehr Kontrolle über die Berichtsausgabe und trägt gleichzeitig dazu bei, den Screening-Prozess zu beschleunigen und zu helfen, dass Arbeitgeber Einstellungsentscheidungen in einem umkämpften Markt für Stellenbewerber schneller treffen.“

Talent Report Employment Flex bietet verifizierte Beschäftigungsdaten aus der The Work Number®-Datenbank und nutzt 604 Millionen Beschäftigungsdatensätze von 2,6 Millionen beitragenden Arbeitgebern. Gemäß dem Fair Credit Reporting Act (FCRA) können zertifizierte Verifizierer mit zulässigem Zweck Talent Report Employment Flex verwenden, um eine Vorschau einer Liste der Arbeitgeber eines Kandidaten anzuzeigen und die gewünschten Beschäftigungsunterlagen auszuwählen.

Talent Report Employment Flex ist zum Patent angemeldet. Das Produkt ergänzt eine vollständige Suite von Lösungen zur Überprüfung vor der Einstellung, die von Equifax Workforce Solutions angeboten werden, um den unterschiedlichen Anforderungen von Arbeitgebern und Hintergrundüberprüfern gerecht zu werden.

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EACRA fürchtet britische Zementierung des Ratingoligopols

Von Dr. Oliver Everling | 11.April 2023

„Haben Sie Anmerkungen“, fragt die britische Prudential Regulation Authority (PRA) in London in ihrem Konsultationspapier, „zum vorgeschlagenen Ansatz der PRA zur Verwendung von externen Kreditratings und die vorgeschlagenen Sorgfaltspflichten?“

Ja- die European Association of Credit Rating Agencies (EACRA), Paris, meldet massive Bedenken an. In Ziffer 3.15 des Konsultationspapiers schlägt die PRA vor, „dass Firmen die Ratings ihrer benannten externen Kreditbewertungsinstitute (ECAIs) konsequent für alle Arten von Engagements zum Zweck des Risikomanagements und der Risikogewichtung verwenden würden“.

Dieser vorgeschlagene Ansatz weicht von der derzeitigen Praxis ab, schreibt EACRA in einer Stellungnahme vom 31. März 2023, bei der Banken ECAIs getrennt für verschiedene Risikopositionen benennen. „Wir beobachten beispielsweise, dass Banken bestimmte ECAIs für Engagements gegenüber Staaten ernennen können, während sie andere oder mehr Agenturen für Engagements in strukturierten Finanzierungen einsetzen können. Banken setzen ECAIs daher derzeit selektiv für unterschiedliche Forderungsklassen ein. Darüber hinaus würde die Verpflichtung der Banken, ECAIs einheitlich für alle Risikopositionen zu verwenden, zu einem Verbot des IRB-Ansatzes führen. Dieser vorgeschlagene Ansatz wird dazu führen, dass der oligopolistische Charakter des Ratingmarktes zementiert wird, da die Banken nur die marktbeherrschenden ECAIs ernennen werden, die alle Forderungsklassen umfassend abdecken. Die Banken werden zögern, neue oder spezialisierte Ratingagenturen als ECAIs zu ernennen, da diese möglicherweise im Laufe der Zeit in neue Forderungsklassen wechseln könnten und die Banken diese neuen Bewertungen verwenden müssten, ohne die Möglichkeit zu haben, die Tätigkeit dieser ECAIs zuvor zu beobachten.“

In § 3.18 des Konsultationspapiers schlägt die PRA vor, dass „in Fällen, in denen externe Ratings zur Risikogewichtung verwendet werden, mit der gebotenen Sorgfalt beurteilt werden sollte, ob die angewandte Risikogewichtung angemessen und umsichtig ist. Wenn die Due-Diligence-Prüfung darauf hindeutet, dass ein Engagement höhere Risikomerkmale aufweist, als durch das Risikogewicht, das dem entsprechenden Credit Quality Step (CQS) eines Engagements zugewiesen ist, impliziert wird, würde die Firma das Risikogewicht eines CQS mindestens um eins höher zuweisen als das CQS, das durch die externe Kreditwürdigkeit der Gegenpartei angegeben wird. Diese Anforderung gilt für Risikopositionen gegenüber Unternehmen, Institutionen und gedeckten Schuldverschreibungen“.

Obwohl dieser Vorschlag auf der international vereinbarten Basel-III-Reform basiert, glauben die in EACRA vereinten Ratingagenturen, dass dieser Ansatz zwei Hauptprinzipien widerspricht: „Erstens sind die Banken verpflichtet, nominierte ECAI-Ratings konsequent für alle Engagements in einer Anlageklasse zu verwenden – die Verpflichtung der Banken, bei jedem einzelnen ECAI-Rating eine Due-Diligence-Prüfung durchzuführen, widerspricht dem Grundsatz der konsistenten Verwendung dieser Ratings. Zweitens fungieren ECAI-Ratings im Zusammenhang mit dem Output-Floor als Backstop für interne Ratings. Für den Fall, dass die Due-Diligence die Zuweisung eines hohen Risikogewichts erfordern würde, könnte der Output-Floor nicht mehr einheitlich über Banken hinweg verwendet werden, um die Kapitalanforderungen zu vergleichen.“

„Angesichts der Bedenken hinsichtlich einer übermäßigen Variabilität der risikogewichteten Aktiva auf der Grundlage interner Modelle glauben wir außerdem,“ so die Experten der EACRA, „dass es höchst unwahrscheinlich ist, dass die Due-Diligence-Anforderungen zur Anwendung höherer Risikogewichte führen werden. Diese Sorgfaltspflicht ist daher eine Belastung für Banken mit nur begrenzt greifbaren Ergebnissen.“

Schließlich stelle der Vorschlag klar, dass die Sorgfaltspflicht nur für Unternehmen, Institute und erfasste Banken gelten soll: „Der Vorschlag schließt daher die wichtigen Anlageklassen Staatsratings, Ratings unterhalb der Staatsgrenzen und Einrichtungen des öffentlichen Sektors aus. Es wird nicht erklärt, warum diese Staatsvermögen von der Sorgfaltspflicht ausgenommen werden sollten – die zugrunde liegende Annahme ist, diese Vermögenswerte vor erhöhten Kapitalanforderungen zu schützen. Dies ist eine unangemessene Bevorzugung gegenüber Banken oder Unternehmen, die gleichermaßen zum reibungslosen Funktionieren der Wirtschaft beitragen und daher nicht benachteiligt werden sollten.“

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Allianz gegen die Vorherrschaft der USA

Von Dr. Oliver Everling | 6.April 2023

Ein amerikanischer Traum geht zu Ende: Seit die USA die maßgebliche Welt in den Ort Bretton Woods im US-Bundesstaat New Hampshire eingeladen hat, wo die Finanzminister und Notenbankgouverneure bzw. -präsidenten von 44 Staaten der späteren Siegermächte des 2. Weltkriegs vom 1. bis zum 22. Juli 1944 zur „Konferenz von Bretton Woods“ zusammenkamen und zum Abschluss das Bretton-Woods-Abkommen unterzeichneten, war den Amerikanern ein Quasi-Monopol gesichert, das Monopol der Weltwährungsreserve.

Monopole sichern ihren Eigentümern Überrenditen, führen generell eher zu einer Unterversorgung, zu schlechter Versorung und zu teurer Versorgung von Konsumenten. Beim Gut „Geld“ verhält es sich nicht anders als bei anderen Gütern und Dienstleistungen. Die Monopolisierung schadet denjenigen, die auf das Gut angewiesen sind.

Die nach dem Zweiten Weltkrieg neu geschaffene internationale Währungsordnung mit Wechselkursbandbreiten, die vom US-Dollar als Ankerwährung bestimmt war, führte zwar nach dem Sündenfall von 1971 schon 1973 zum endgüligen Zusammenbruch des Systems. Das Bretton-Woods-System litt zwar schon von Anfang an unter einem als Triffin-Dilemma bezeichneten Konstruktionsfehler: Bedingt durch die begrenzten Goldbestände war eine für den weltweiten Handel benötigte Liquidität nur durch die Freisetzung zusätzlicher US-Dollar möglich. Dadurch aber entstanden den USA Zahlungsbilanzdefizite.Der wachsende Welthandel führte zu einem steigenden Bedarf an Dollar-Währungsreserven.

Was zunächst als Schlappe der USA erschien, erwies sich für die Vereinigten Staaten von Amerika doch als Glücksfall ihrer Geschichte: US-Dollars konnten nun beliebig weiter gedruckt werden, ohne Rücksicht auf jede (Gold-) Deckung. Die Welt akzeptierte weiterhin dieses Papiergeld mit Dollarzeichen darauf, mehr oder weniger zwangsläufig, so dass sich die Amerikaner Macht und Einfluss weltweit sichern konnten. Im Zeitalter des Computers und des Internets werden US-Dollars buchstäblich per Mausklick so billig produziert wie noch nie, ohne Kosten für Metall, Papier oder Druckerschwärze.

Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass die Spannungen zwischen China und Taiwan im Zuge des Besuchs der taiwanischen Präsidentin Tsai Ing-wen in den USA zunehmend in den Blick des FERI Cognitive Finance Institute kommen. Diese Spannungen verschärfen die globale Risikolage, sind aber nur Teil eines deutlich größeren Bilds. Zu dieser Einschätzung kommen die Experten des FERI Cognitive Finance Institutes.

„Während Europa gebannt auf die Entwicklung in der Ukraine blickt, verändern sich bereits weitere Eckpfeiler des geopolitischen Koordinatensystems“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute. Im Fokus stünden demnach die globalen Rohstoffmärkte, politische Konstellationen im Nahen Osten sowie gezielte Attacken auf das US-zentrierte globale System. Treiber und aktiver Koordinator dieser Entwicklungen sei vor allem das ‚neue China‘ unter Xi Jinping. „Schon seit Jahren formt China strategische Koalitionen, um die globale Vormacht der USA und die Dominanz des US-Dollars zu brechen. Aktuelle Muskelspiele aus China zeigen aber inzwischen eine neue Intensität, die Wirtschaft und Politik im Westen ernsthaft beunruhigen sollte“, warnt Rapp.

China verfolge seit Jahren eine klare Strategie, die sich gegen die globale Dominanz der USA richte. Mit langfristiger Perspektive habe China enge Beziehungen zu Ländern aufgebaut, die den USA ebenfalls kritisch gegenüberstünden. Dazu zählten nicht nur Russland und Nordkorea, sondern inzwischen auch der Iran, Südafrika, Saudi-Arabien sowie zahlreiche Länder im „Globalen Süden“. Mit Hilfe der „Neuen Seidenstraße“ habe China strategische Infrastruktur wie Häfen und Handelswege eng an seine eigene Hemisphäre gebunden und suche ständig nach neuen regionalen Stützpunkten. Gleichzeitig biete sich China aktiv Ländern, die den Westen eher kritisch sähen, als alternativer – und zugleich mächtiger – Handels- und Entwicklungspartner an. „Die Botschaft dahinter ist unmissverständlich: China schmiedet eine weltweite Allianz gegen die Vorherrschaft der USA, und jedes Land ist dabei aus chinesischer Sicht willkommen“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp.

Auffällig sei, dass China inzwischen mit zunehmender Härte und Konfliktbereitschaft auftrete. Dies belegten die aktuellen offenen Drohgebärden gegen die Inselrepublik Taiwan ebenso wie der demonstrative Freundschaftsbesuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping bei Russlands Kriegsherrn Putin. Besonders bemerkenswert seien jedoch die jüngsten Aktivitäten Chinas im Nahen Osten. Dort habe China zuletzt wichtige Koordinaten massiv verschoben – ganz klar gegen die Interessen der USA. „Unter Vermittlung Chinas haben sich die Erzrivalen Iran und Saudi-Arabien erstmals seit Jahrzehnten wieder angenähert. Gleichzeitig hat China mit Saudi-Arabien einen langjährigen Vertrag über Öllieferungen abgeschlossen – erstmals gegen Zahlung in Yuan“, erklärt Rapp. Damit habe China nicht nur das fragile Machtgeflecht in der Golfregion grundlegend verändert, sondern auch ein Grundprinzip des Rohölhandels – Abrechnung in US-Dollar – gezielt ausgehebelt.

All dies seien klare Botschaften an die USA, dass deren globale Vormachtstellung nicht länger gesichert sei. „Für Europa sind das keine gute Nachrichten. Wenn die westliche Führungsmacht USA – und der US-Dollar als globale Leitwährung – von China und anderen Ländern koordiniert unter Druck gesetzt werden, drohen künftig ernste geoökonomische Verwerfungen. Strategische Investoren und Unternehmer sollten diese Warnsignale sehr ernst nehmen und schon heute über entsprechende Vorkehrungen nachdenken“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute.

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Betafreude über Lipper Fund Awards

Von Dr. Oliver Everling | 5.April 2023

Betafreude, vielleicht auch ein wenig Alphafreude beim Frankfurter Vermögensverwalter Source For Alpha: Der Anbieter kann sich über eine weitere Auszeichnung seines S4A US Long-Fonds (ISIN: DE000A1H6HH3) freuen. Bei den diesjährigen Lipper Fund Awards gewann der Fonds in der Kategorie „Aktienfonds USA“ über drei und über fünf Jahre den ersten Platz in Deutschland.

Mit den Refinitiv Lipper Awards werden seit mehr als 30 Jahren und in mehr als 17 Ländern Fonds und Fondsverwaltungsgesellschaften ausgezeichnet, die sich im Vergleich von ihren Mitbewerbern durch eine konstant starke risikobereinigte Performance abheben.

Der im Mai 2011 aufgelegte US-Value-Aktienfonds hat sein Fondsvermögen in den vergangenen zwei Jahren mehr als versechsfacht und notiert damit knapp unter der Marke von rund 280 Millionen Euro. Die Wertentwicklung des Fonds lag in den zurückliegenden drei Jahren bei 111 Prozent und damit 47 Prozentpunkte über der Wertentwicklung seines Vergleichsindex S&P 500 Net Total Return (in USD, Stand per 31. März 2023).

„Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung des S4A US Long-Fonds bei den Lipper Fund Awards. Der Gewinn ist ein weiteres Kapitel in der Erfolgsgeschichte des Fonds und belegt das Vertrauen unserer Investoren in unsere Strategie. Es hat sich gezeigt, dass sich an den Aktienmärkten unser langfristiger und systematisch regelgebundener Ansatz mit Fokus auf defensive Value-Titel auszahlt. Darüber hinaus hat unser antizyklischer Ansatz zum Ausnutzen zeitvariabler Risikoprämien in den letzten Jahren einen deutlichen Mehrwert für unsere Anleger erzielt“, sagt Dr. Christian Funke, Vorstand bei Source For Alpha.

Zuletzt wurde der S4A US Long-Fonds bei den Euro Fund Awards 2023 in der Kategorie „Aktienfonds Nordamerika“ über drei Jahre mit dem ersten Platz ausgezeichnet und gewann den renommierten Boutiquen Award 2022 in der Kategorie „Aktien“.

Die gute Entwicklung des S4A US Long-Fonds schlägt sich auch in der Unternehmensentwicklung der Source For Alpha AG nieder. Mittlerweile beläuft sich das verwaltete Vermögen auf mehr als 800 Millionen Euro und das Team ist auf 24 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewachsen.

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