Wirecard, Greensill, EY und Scope Ratings
Von Dr. Oliver Everling | 4.April 2023
Vor dem Hintergrund einer personellen Doppelrolle gewinnt eine kleine, aber doch wichtige Meldung der Börsen-Zeitung vom 2. März 2021 heute für eine Berliner Ratingagentur (CRA) „Scope“ an Bedeutung. „Die Finanzaufsicht BaFin prüft nach dem milliardenschweren Wirecard-Bilanzskandal die Eignung des Abschlussprüfers EY“, schrieb die Börsen-Zeitung unter Berufung auf die Nachrichtenagentur Reuters und zitierte das Amtsdeutsch: „Die BaFin untersucht derzeit, ob eine Prüfung der Abschlüsse der von ihr beaufsichtigten Unternehmen durch die Ernst & Young GmbH WPG dazu führt, dass die Erreichung des Prüfungszwecks gefährdet wird, und falls ja, ob eine Gefährdung durch bestimmte Maßnahmen seitens der Unternehmen ausgeschlossen werden kann.“
Georg Graf Waldersee hatte jahrelang sowohl als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (EY), als auch als Vorsitzender des Aufsichtsrats dieser Scope SE & Co. KGaA mit ihrer zwar weniger bekannten, aber doch von der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA registrierten Ratingagentur gleichermaßen die oberste Kontrolle. Der Registrierungsstatus bei der ESMA sichert der Agentur eine Reihe von rechtlichen Privilegien an den Finanzmärkten.
Beide Gesellschaften, die Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (EY) und die Scope SE & Co. KGaA, werden seit vielen Jahren so geführt, dass nur hohe Verluste gemeldet werden und daher kaum Haftungsmasse entsteht, gegen die Schadensersatzansprüche geltend gemacht werden könnten. Bei EY steht das Eigenkapital auf der falschen Bilanzseite. Die Verlustagentur Scope nimmt zur Fortführung ihres schon seit mehr als zwei Jahrzehnten – nach außen hin – „unprofitablen“ Geschäftsmodells immer weitere Gesellschafter auf. Ein grenzenüberschreitendes System aus Prominenten, Boards, „Botschaftern“ und Beiräten liefert dazu die vertrauenerweckenden Aushängeschilder.
Beim Haus der Scope SE & Co. KGaA zeigen sich allerdings erste Auflösungserscheinungen, denn unter https://scopegroup.com/boards-and-ambassadors finden sich keine „Ambassadors“ mehr (Seitenabruf vom 04.04.2023).
ESMA hat am 29. März 2023 der Scope Hamburg GmbH auf ausdrücklichen Wunsch der CRA die Registrierung entzogen (ESMA withdraws the CRA registration of Scope Hamburg GmbH). Die Widerrufsentscheidungen folgen den offiziellen Mitteilungen der Scope Hamburg GmbH an die ESMA vom 7. Februar 2023 über ihre Absicht, auf die spezifischen Registrierungen unter den in Artikel 20 (1) (a) der CRA-Verordnung (CRAR) festgelegten Bedingungen zu verzichten.
Im für EY relevanten Wirecard-Skandal ermittelt die Münchner Staatsanwaltschaft unter anderem wegen Bilanzfälschung, Betrug, Marktmanipulation und Geldwäsche.
2021 fiel die Ratingagentur „Scope Ratings“ mit ihren hervorragenden Ratings für die insolvente Greensill Bank auf, zu der es ebenfalls personelle Verflechtungen im Aufsichtsrat gab.
Die Abschlussprüferaufsicht APAS hat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY nun wegen Berufspflichtverletzungen im Zusammenhang mit dem Fall Wirecard sanktioniert. Zu einer Geldstrafe kommen vorübergehende Einschränkungen bei der Übernahme von Neumandaten:
Die Beschlusskammer „Berufsaufsicht“ der Abschlussprüferaufsicht hat am 31. März 2023 ihre Entscheidung gefällt. Sie sieht bei der Prüfung der Abschlüsse der Wirecard AG und der Wirecard Bank AG in den Jahren 2016 bis 2018 Berufspflichtverletzungen als erwiesen an und hat Sanktionen gegen die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft selbst und fünf Wirtschaftsprüfer verhängt. Bei sieben weiteren Wirtschaftsprüfern wurden die jeweiligen Berufsaufsichtsverfahren wegen Verzichts auf die Bestellung als Wirtschaftsprüfer gesetzlich zwingend eingestellt, da die APAS nur eine Jurisdiktion über aktuelle Angehörige des Berufsstandes hat.
„Es handelt sich um das bisher umfangreichste von der APAS durchgeführte Verfahren (Umfangverfahren), bei dem anfangs gegen 12 Wirtschaftsprüfer und eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hinsichtlich Berufspflichtverletzungen bei der Prüfung der Jahresabschlüsse 2016 bis 2019 (bei 2019 ohne Verstöße) der Wirecard AG und der Wirecard Bank AG ermittelt wurde“, berichtet APAS.
Die Abschlussprüferaufsichtsstelle APAS beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle schreibt: „Die Sanktionen belaufen sich bei den natürlichen Personen auf Geldbußen von 23.000 Euro bis 300.000 Euro sowie bei der juristischen Person auf 500.000 Euro sowie ein Verbot für die Durchführung gesetzlicher Abschlussprüfungen bei Unternehmen von öffentlichem Interesse von zwei Jahren ab Bestandskraft des Bescheides (sog. Neumandate).“
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Werden ESG-Ratings überhaupt noch existieren?
Von Dr. Oliver Everling | 3.April 2023
Mehr als ein Jahrzehnt nach der Veröffentlichung des ersten Rate the Raters-Berichts bleiben ESG-Ratings von hoher Relevanz. Allerdings steht die Branche an einem Scheideweg. „Wie die Bewerter auf den Druck reagieren, dem sie ausgesetzt sind, wird bestimmen, wie das Feld in den kommenden zehn Jahren aussieht – und in der Tat, ob ESG-Ratings, wie wir sie derzeit sehen, überhaupt noch existieren“, fragen die Autoren der Studie aus dem Hause der ERM Group, Inc.
Die neueste Umfrage von Rate the Raters darüber, wie Investoren und Unternehmen ESG-Rater und ihre Dienstleistungen bewerten, spiegelt den aktuellen ESG-Kontext in all seiner Unordnung wider. Während ESG-Bewerter zu wichtigen Akteuren im Ökosystem nachhaltiger Investitionen geworden sind, wächst die Unzufriedenheit und Verwirrung über Ratings und ihre Funktionsweise – bei Anlegern, Unternehmen und anderen Interessengruppen. „Diese Trends können nicht auf unbestimmte Zeit nebeneinander bestehen“, so lautet die Warnung aus der Studie.
Der „Rate the Raters“-Bericht 2023 basiert auf der Analyse von Umfrageantworten eines breiten Spektrums von Nachhaltigkeitsexperten und Investoren in Unternehmen; Befragungsdaten werden durch Tiefeninterviews und Sekundärrecherchen ergänzt. Die Ergebnisse zeigen eine kontinuierliche Entwicklung im Bereich der ESG-Ratings, wobei die Landschaft immer komplexer wird, während gleichzeitig Ratings für Investoren und Unternehmen immer wichtiger werden.
Die befragten Investoren und Unternehmen bevorzugen eindeutig ESG-Ratingagenturen mit einem aktiven Ansatz und einem robusteren Unternehmensengagement gegenüber passiven ESG-Bewertern und geben CDP und S&P Global ESG die besten Noten für Qualität und Nützlichkeit. Unternehmensbefragte stuften CDP und S&P Global ESG in Bezug auf durchschnittliche Qualität und Nützlichkeit an erster bzw. zweiter Stelle ein. Investoren bewerteten CDP an erster Stelle in Bezug auf Nützlichkeit und an zweiter Stelle in Bezug auf Qualität, geben aber auch ISS-ESG gute Noten.
ISS-ESG holt auf: 2019 hielten nur 32 Prozent der Anleger ISS-ESG für hochwertig und nur 25 Prozent für sehr nützlich. 2022 stiegen diese Zahlen auf 65 Prozent bzw. 52 Prozent:
Tabellenauszug aus der Quelle: Report Rate the Raters 2023: ESG Ratings at a Crossroads
Die Nachfrage der Investoren nach ESG-Ratings ist stark und wächst, wobei 57 % der Unternehmen dies als ihre wichtigste Motivation für die Zusammenarbeit mit ESG-Ratings nennen. „Unsere Umfrage zeigt auch, dass viele Investmentteams jetzt von ihren Unternehmen aufgefordert werden, ESG-Ratings und -Daten in ihre Anlageentscheidungen einzubeziehen. Aber trotz der hohen Nutzung sind Investoren und Unternehmen auch frustriert über die Mängel von ESG-Ratings. Die meisten befragten Investoren und Unternehmen haben nur bescheidenes Vertrauen, dass ESG-Ratings die Nachhaltigkeitsleistung genau widerspiegeln, während eine beträchtliche Minderheit der Unternehmen der Meinung ist, dass dies nicht der Fall ist.“
Rate the Raters zielt darauf ab, nützliche Einblicke in ESG-Ratinganbieter zu geben, um sicherzustellen, dass die Branche ihr Versprechen einhält, Unternehmen zur Rechenschaft zu ziehen und sie zu motivieren, ihre Nachhaltigkeitsleistung zu verbessern.
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AAA(RU) für Yamalo-Nenets Autonomous Okrug und für die Anleihen der Region
Von Dr. Oliver Everling | 31.März 2023
Die russische Ratingagentur Analytical Credit Rating Agency (ACRA) sieht die Bonität dieser russischen Region nicht in Gefahr – der Einfluss der „Spezialoperation“ in der Ukraine findet keine explizite Erwähnung: Das Kreditrating des Autonomen Kreises der Jamalo-Nenzen (im Folgenden YaNAO oder Region) basiert auf der minimalen Schuldenlast von YaNAO, der hohen Autarkie, Nachhaltigkeit und Liquidität des Haushalts sowie den hohen Leistungsindikatoren der regionalen Wirtschaft.
Als eigenständige Verwaltungseinheit der Russischen Föderation ist YaNAO ebenfalls Teil der Region Tjumen und befindet sich im Föderationskreis Ural. Die Region ist ein Gebiet im hohen Norden, von dem mehr als die Hälfte jenseits des Polarkreises liegt. Mehr als 85 % des russischen Gases werden in YaNAO gefördert. Nach Schätzungen der Region belief sich ihr nominales Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2022 auf 5,8 Billionen Rubel. Die Bevölkerung der Region macht etwa 0,4 % der russischen Bevölkerung aus.
Zu den wichtigen Ratingkriterien gehört für ACRA die Selbstversorgung der Region mit hohem Budget. Die Einnahmen von YaNAO hängen von den Bedingungen auf den Weltmärkten ab, was ACRA durch die Umsatzdynamik der letzten drei Jahre bestätigt sieht. Die aktuelle Fassung des Landeshaushaltsgesetzes sieht im Jahr 2023 einen Rückgang der steuerlichen und sonstigen Einnahmen (TNTR) um 17 % gegenüber den tatsächlichen Einnahmen des Vorjahres vor (hauptsächlich aufgrund eines Rückgangs der Körperschaftsteuereinnahmen). Im Jahr 2022 stiegen die Körperschaftsteuereinnahmen um 31 % und im Jahr 2021 um 85 %. Diese Volatilität wird teilweise durch den hohen Anteil der Grundsteuereinnahmen kompensiert; allerdings sei es nicht möglich, so ACRA, die Effekte externer Märkte vollständig zu kompensieren.
Im Jahr 2022 wurde der Haushalt der Region mit einem erheblichen Überschuss ausgeführt, sodass seine Reserven gewachsen sind. Das für 2023 geplante Haushaltsdefizit (aufgrund geringerer Einnahmen und höherer Ausgaben, hauptsächlich Kapital) soll mit den angesammelten Mitteln gedeckt werden.
Der Anteil der eigenen Einnahmen am Haushalt der Region ist hoch, der durchschnittliche Anteil der TNTR der Region an ihren Gesamteinnahmen ohne Subventionen für den Zeitraum von 2019 bis 2023 wird 92 % betragen. In verschiedenen Jahren wurde die Struktur von TNTR von der Grundsteuer und der Körperschaftsteuer dominiert.
Die Wirtschaftlichkeit des Regionalhaushalts ist nach Ansicht der russischen Analysten hoch, da das durchschnittliche Verhältnis des aktuellen Betriebssaldos zu den laufenden Einnahmen nachhaltig positiv ist und für die Jahre 2019–2023 24 % betragen wird. Das Verhältnis des durchschnittlichen modifizierten Haushaltsdefizits zu den durchschnittlichen laufenden Einnahmen für den oben genannten Zeitraum beträgt 2 %. Alle laufenden Ausgaben werden durch Haushaltseinnahmen gedeckt, obwohl die Region zur Deckung ihrer Investitionsausgaben auf ihre Konten angesammelte Mittel verwenden muss.
Aufgrund des hohen durchschnittlichen Anteils der Investitionsausgaben an den Gesamtausgaben (29 % über 2019–2023) ist das Regionalbudget sehr flexibel. Der durchschnittliche Anteil der von YaNAO allein finanzierten Investitionen liegt bei über 80 %, berichtet die Ratingagentur.
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Massiver Veränderungsdruck durch generative KI
Von Dr. Oliver Everling | 28.März 2023
ChatGPT zeigt, wie rasant ein riesiger Markt für die Generierung von Inhalten durch künstliche Intelligenz („generative KI“) entsteht. Brice Prunas, Fondsmanager des ODDO BHF Artificial Intelligence, analysiert, welche Unternehmen durch die neuen Entwicklungen in der KI profitieren könnten. Die von ihm genannten Einzeltitel will er nicht als Investmentempfehlung verstanden wissen: „Ähnlich wie zu Zeiten des Goldrauschs, in denen nicht die Goldgräber, sondern die Schaufelhersteller reich wurden, lohnt der Blick auf Infrastrukturhersteller und Ausrüster.“
„Generative KI und die Sprachmodelle, auf denen sie basiert, erfordern enorme Investitionen. Daher ist es wichtig, die für die generative KI relevantesten Infrastruktursegmente zu kennen, um die jeweiligen ‚Schaufelhersteller‘, die von dieser mächtigen Welle profitieren werden, zu identifizieren.“ Der Investmentexperte rechnet mit einem weiteren enormen Wachstumsschub für Cloud Computing. „Mit dem Aufkommen generativer KI-Tools wird sich das Geschäft nachhaltig verändern“, schreibt er in einem aktuellen Marktkommentar. „Für Public-Cloud-Anbieter verspricht dies zusätzliche Gewinne, allerdings von gänzlich anderer Dimension.“ Insbesondere die drei großen globalen Akteure Amazon Web Services, Microsoft Azure und Google Cloud dürften von dem Trend in Richtung Cloud Computing 2.0 profitieren.
Für die Entwicklung von Sprachmodellen, die mit Milliarden von Beispielen und Situationen trainiert und getestet werden müssen, sei eine extrem hohe Rechenleistung erforderlich, die mit jeder neuen Generation von Sprachmodellen exponentiell wachse. „Der amerikanische Hersteller von Hochleistungs-Grafikprozessoren Nvidia erscheint mit einer extrem dominanten Marktstellung zunehmend als der große Gewinner der generativen KI. So ist Nvidia, dessen Chips 80 % der von der generativen KI benötigten Leistung bereitstellen, derzeit als einziger Chiphersteller in der Lage, diesen unermesslichen und strukturell wachsenden Bedarf zu decken“, schreibt Prunas. Zur Veranschaulichung: eine Abfrage auf ChatGPT erfordert etwas viermal mehr Rechenleistung als eine Internetsuche auf Google. Das Wachstum der Rechenkapazität dürfte sich Prunas zufolge auch bei anderen Unternehmen bemerkbar machen: bei Betreibern von Rechenzentren wie Marvell und AMD, in vorgelagerten Bereichen der Wertschöpfungskette wie bei den Speicherherstellern Samsung Electronics, SK Hynix oder Micron sowie in nachgelagerten Bereich wie bei der taiwanesischen TSMC.
Microsoft plant nach der Startbeteiligung in Höhe von 1 Milliarde US-Dollar in den kommenden Wochen mehrere 10 Milliarden US-Dollar in den ChatGPT-Gründer OpenAI zu investieren. Damit käme das Unternehmen bei seiner Strategie, ChatGPT in die Suchmaschine Bing einzusetzen und Google damit Marktanteile abzunehmen, einen großen Schritt voran. Darüber hinaus sei ein breitflächiger Einsatz von KI-Modulen im Software-Angebot für Unternehmen geplant. Daneben prognostiziert Technologieexperte Prunas auch einen Wachstumsschub im Cloud-Geschäft. Weiteres Potenzial sieht er in der Monetarisierung der Beteiligung an OpenAI: „Noch ist die Neubewertung dieses Unternehmens möglicherweise nicht abgeschlossen. Daher könnte sich Microsofts Kriegskasse am Ende als üppig gefüllt erweisen.“ Googles Dominanz im Suchmaschinengeschäft steht Prunas zufolge nicht in Frage, allerdings könnte dessen Rentabilität durch erhöhten Investitionsbedarf sinken.
Prunas sieht das Geschäft mit Editoren für die Erstellung von Inhalten bei Firmen wie Adobe oder Canva durch mögliche Kannibalisierung durch generative KI vor massiven Veränderungen. Anbieter von „Low Code“- oder „No Code“-Lösungen wie Github, Gitlab oder Atlassian könnten mit den neuen Anwendungen zwar ihr Produktivitätspotenzial erhöhen, sind aber zugleich durch gesunkene Markteintrittsbarrieren bedroht. Anbieter von Halbleiterdesign-Tools wie Cadence, Synopsys, Mentor oder ARM erhielten dank KI revolutionäre Tools für ihr Kerngeschäft.
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Vergleichsweise mehr Venture Capital für China
Von Dr. Oliver Everling | 27.März 2023
Die Risikokapitalfinanzierung in chinesischen Startups ist von Januar bis Februar 2023 im Jahresvergleich um 52,2 % zurückgegangen, berichtet das Daten- und Analyseunternehmen GlobalData.
Die Finanzierungsaktivitäten für Risikokapital (VC) durch Startups in China verzeichneten von Januar bis Februar 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum angesichts der schwierigen Marktbedingungen einen Rückgang sowohl in Bezug auf das Volumen als auch auf den Wert. Laut GlobalData ging das VC-Deal-Volumen in China um 29,1 % zurück, während der entsprechende Deal-Wert um 52,2 % zurückging.
Eine Analyse der Financial Deals Database von GlobalData zeigt, dass in China ansässige Startups über insgesamt 458 im Januar und Februar 2023 angekündigte Venture Capital (VC)-Finanzierungsgeschäfte Mittel im Wert von 6 Milliarden US-Dollar aufgebracht haben
Aurojyoti Bose, Lead Analyst bei GlobalData, kommentiert: „China gehörte von Januar bis Februar 2023 sowohl hinsichtlich des Volumens als auch des Werts der VC-Finanzierungstransaktionen zu den fünf führenden Märkten weltweit. Ähnlich wie bei den anderen wichtigen globalen Märkten herrschte bei den Anlegern Vorsicht vor auch in China, was sich in der verhaltenen VC-Finanzierungsaktivität im Land widerspiegelt. Der Rückgang ist jedoch im Vergleich zu den anderen wichtigen globalen Märkten relativ geringer.“
Beispielsweise verzeichneten die USA, Großbritannien und Indien einen Rückgang des VC-Finanzierungsvolumens im Jahresvergleich um 52,1 %, 38,1 % bzw. 56,3 %, während der Wertrückgang in diesen Märkten bei 72,3 %, 70,1 % bzw. 80,8 % lag.
Auf China entfielen 15,3 % der Anzahl der im Januar und Februar 2023 weltweit angekündigten VC-Deals, während der wertmäßige Anteil des Landes bei 19 % lag.
Bose abschließend: „Trotz der gedämpften Aktivität ist China weiterhin der wichtigste Markt im asiatisch-pazifischen Raum für VC-Finanzierungsaktivitäten. Darüber hinaus ist es auch der zweitgrößte Markt weltweit und steht in Bezug auf das VC-Finanzierungsvolumen und den Wert direkt neben den USA.“
Die Angaben stehen unter dem Vorbehalt, dass sich diese historischen Daten ändern können, falls einige Geschäfte aufgrund einer Verzögerung bei der Offenlegung von Informationen in der Öffentlichkeit zu früheren Monaten hinzugefügt werden.
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Gegen Alzheimer, Diabetes und Krebs investieren
Von Dr. Oliver Everling | 27.März 2023
Alzheimer, Diabetes und Krebs zählen zu den so genannten zivilisatorisch (mit)bedingten Erkrankungen. Über Forschungsschwerpunkte, neue Therapieansätze und darüber, wie der Finanzbereich hier unterstützen kann, diskutierte der 6. Expertenzirkel der Fondsanlagegesellschaft Apo Asset Management GmbH (apoAsset), mit ihrem wissenschaftlichen Beirat und weiteren Experten sowie dem Fondsmanagement des Unternehmens. Über 200 Interessierte waren per Live-Stream dabei.
Die Anzahl der Menschen, die an Alzheimer, Diabetes und Krebs erkranken, nimmt weltweit immer weiter zu. Ein maßgeblicher Faktor für stark wachsende Fallzahlen bei allen drei Erkrankungen ist die steigende Lebenserwartung. Die Zahl der Krebsfälle beispielsweise wird sich laut WHO bis 2040 verdoppeln. „Mit unserem diesjährigen Expertenzirkel greifen wir damit ein Thema auf, das von besonderer Relevanz für den Gesundheitsmarkt ist“, hebt Claus Sendelbach, Geschäftsführer der apoAsset, hervor. Denn die Entwicklung von wirksamen Therapien ist essenziell. „Es braucht Investoren, nicht Spekulanten, die z.B. über die Börse Eigenkapital für die Forschung zur Verfügung stellen. Denn die Forschung und Entwicklung bei Alzheimer, Diabetes und Krebs steht vor vielen Herausforderungen, der finanzielle Aufwand ist groß.“
„Die Entwicklung von wirksamen Therapien für die Alzheimer-Erkrankung, die an den Ursachen des Krankheitsprozesses ansetzen, ist möglich“, bestätigt Prof. Dr. Sascha Weggen vom Institut für Neuropathologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Substantielle Fortschritte in der Früherkennung wurden bereits erzielt und erlauben die Erkennung von Patienten in frühen Phasen der Erkrankung. An Durchbrüchen in der Therapie mangelt es allerdings nach wie vor. „Das Krankheitsbild ist von der Wissenschaft noch nicht ausreichend beschrieben, die Analyse-Arbeit beinhalte für Investorinnen und Investoren mehr Unbekannte als bei Krebs oder Diabetes“, räumt Kai Brüning, Senior Portfolio Manager Healthcare, ein. Abschrecken lässt er sich dadurch nicht: „Wir wollen medizinischen Fortschritt und Innovation mit unseren Investments fördern, dazu gehört auch die Entwicklung von Alzheimer-Therapien und wir möchten zur Effizienzsteigerung des Gesundheitssystems beisteuern.“ Das Krankheitsbild Alzheimer gehört aus seiner Sicht zu den spannendsten der aktuellen Forschung und Entwicklung und kann sich als Beimischung im Depot eignen. Daher habe es Sinn, auf großkapitalisierte Unternehmen zu schauen, die das Risiko tragen können.
Anders als bei Alzheimer sieht es in der Diabetes-Forschung und -therapie aus: Diese verzeichnete in den letzten Jahrzehnten immer wieder Meilensteine wie z.B. bei der Reduktion von Komplikationen des Herz-Kreislauf-Systems und Nierenfunktionsveränderungen. Die Paradigmenwechsel bei Diabetes stellte in einem Vortrag Prof. Dr. med. Dirk Müller-Wieland, Past-Präsident der Deutschen Diabetes-Gesellschaft, vor. „Da es unterschiedliche Ursachen und Formen von Diabetes gibt, ist Diabetes im eigentlichen Sinne ein Syndrom – also eine Ansammlung von verschiedenen Störungen und nicht eine einzelne Erkrankung“, betonte der Wissenschaftler. Eine Herausforderung für die nächsten Jahre sei es, die Begleiterkrankungen besser zu verstehen. Die Weichen seien gestellt für eine differenziertere Therapie. Schon heute haben Anlegerinnen und Anleger zahlreiche Möglichkeiten in den – auch bedingt durch den steigenden Wohlstand in den Schwellenländern – stark wachsenden Markt zu investieren, betonte Hendrik Lofruthe, Portfolio Manager Healthcare bei der apoAsset. Wege führten über Medikamentenhersteller, Dienstleister, Anbieter von Medizintechnik wie Pumpen, Spritzen und CGMs (kontinuierliche Glukosemessung), Diagnostik-Anbieter sowie über digitale Anwendungen.
Um einen starken Wachstumsmarkt handelt es sich auch bei der Onkologie. „Ein großes Universum an Krebstherapie-Playern bietet Investoren zahlreiche Anlage-Opportunitäten, um diese zu unterstützen“, betont auch Mario Linimeier, geschäftsführender Gesellschafter von Medical Strategy. Aussichtsreich erscheinen Linimeier insbesondere kleine und mittelgroße Arzneimittelentwickler, da diese die primären Innovationsträger im BioPharma-Sektor seien. „Der Innovationszyklus sorgt für ständigen Nachschub an neuartigen Krebstherapien mit verbesserter Wirksamkeit und Verträglichkeit.“ Therapeutische Durchbrüche wie Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADCs), Zelltherapien und die Korrektur gestörter Signalwege machten Onkologie zu einem der bedeutendsten Forschungsgebiete in der Arzneimittelentwicklung. Der Erfolg ist messbar: „Die Sterblichkeitsrate ist bei den meisten Krebsarten deutlich zurückgegangen“, erklärte Dr. med. Ali Nuri Hünerlitürkoglu (Chefarzt der Hämatologie / internistischen Onkologie) in seinem Vortrag. Dabei hob er hervor, wie wichtig die richtige Ernährung und Bewegung sei und welche Bedeutung der Bewegungstherapie in der Prävention und Behandlung zukommt.
„Bewegung bzw. Sport haben auf alle genannten Erkrankungen einen positiven Effekt“, bestätigt auch Prof. Dr. Ferdinand Gerlach, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der apoAsset, in der abschließenden Diskussionsrunde zum Expertenzirkel. „Wenn Bewegung ein Medikament wäre, wäre es hochwirksam. Ein die eigene Bewegung fördernder Hund kann entsprechend eine sehr gute Medizin sein.“ Selbstschädigungen durch z.B. Rauchen oder Alkohol seien Teil der Gesellschaft, stellte Prof. Gerlach heraus. Es gelte, die Gesundheitskompetenz jedes Einzelnen zu verbessern. Prof. Dr. Ulrich Montgomery, ebenfalls Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der apoAsset, ergänzt: „Die Effekte unserer Langlebigkeit müssen wir in Kauf nehmen. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass wir durch vernünftige Vorsorge und Früherkennung diesen Effekt wieder ausgleichen.“ Vor dem Hintergrund, dass Alzheimer, Diabetes und Krebs immer weiter zunehmen, seien Investitionen in die Forschung wichtig, insbesondere in die Grundlagenforschung, unterstreicht Prof. Montgomery.
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Demokratisierung der Private Assets
Von Dr. Oliver Everling | 27.März 2023
Die Inflation treibt die Preise, aber auch ganze Märkte: Die Private Markets entwickeln sich weiter, und die Investorenbasis wird immer breiter. Insbesondere zwei neue Anlegertypen spielen eine immer größere Rolle: Zum einen die vermögenden Anleger oder auch High-Net-Worth Investoren (Nettovermögen von mindestens 1.000.000 US-Dollar in hochliquiden Vermögenswerten) und zum anderen die wohlhabenden Anleger (Nettovermögen unter 1.000.000 US-Dollar).
„Für vermögende Anleger erwarten wir, dass jede Investition bzw. jedes ‚Ticket‘ ungefähr 100.000 bis 200.000 Euro beträgt“, so Georg Wunderlin, Globaler Leiter Private Assets bei Schroders. „Wohlhabende Investoren dürften rund 10.000 Euro investieren.“
Verändert diese „Demokratisierung“ die Natur von Private Assets selbst? Die Aufsichtsbehörden haben sich intensiv mit der Frage der Komplexität von Private Assets von Kleinanlegern beschäftigt.
Die Richtlinie über die Verwalter alternativer Investmentfonds (AIFMD) wurde vor einigen Jahren eingeführt, um unter anderem den sogenannten „grauen Kapitalmarkt“ im Wesentlichen auszumerzen, das unregulierte Ende des Privatkunden-Kapitalmarktes, oftmals verbunden mit Private Assets.
Wunderlin dazu: „Die Branche ist heute viel stärker reguliert, und es wurden neue Fondsstrukturen geschaffen, die einer viel strengeren Kontrolle unterliegen.“ Dazu gehören Kriterien wie ein Mindestmaß an Diversifikation oder ein maximales Fremdwährungsengagement. Das hat zu neuen Formaten wie Long-Term Asset Funds (LTAF) in Großbritannien und European Long-Term Investment Funds (ELTIF) in Europa geführt.
„Weitere Fortschritte sind unseres Erachtens bei der Aufklärung der Anleger erforderlich“, meint Wunderlin. „Für uns als Vermögensverwalter ist es eine große Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Anleger die benötigten Auskünfte erhalten – und für auf Großkundengeschäfte spezialisierte Unternehmen wie Privatbanken ist dies eine noch größere Aufgabe. Es ist wichtig, dass die Kunden vollständig verstehen, was sie tun, und sich darüber im Klaren sind, inwieweit sie die Illiquidität einer Anlage in Privatmärkten aushalten können.“
Das Anlageuniversum wird weiter wachsen. Wunderlin meint: „Die Private Markets waren während eines Großteils ihrer Geschichte auf Private Equity und Immobilien beschränkt. In den letzten 15 Jahren wurden auch verstärkt Private Debt und Infrastruktur eingesetzt.“
Die nächsten Wachstumsmärkte könnten Naturkapital und verschiedene digitale Vermögenswerte sein. „Da digitalisierte oder tokenisierte Vermögenswerte an Bedeutung gewinnen, werden viel mehr Vermögenswerte ‚auf der Blockchain‘ eingerichtet“, stellt Wunderlin fest.
Eine Folge davon wäre, dass die Branche zunehmend das Problem der „mundgerechten Größe“ überwindet, was Investitionen in kleineren Schritten erleichtert. Auch die Kosten für die Übertragung von Vermögenswerten von A nach B würden sinken.
Im Moment sind die Transaktionen sehr umfangreich, und es ist sehr teuer, einen Private Asset zu kaufen und zu verkaufen. Wunderlin hierzu: „Wenn man sich vorstellt, dass der Handel reibungsloser und „fraktionierter“ wird, ist die Kombination beider Trends – Demokratisierung und Digitalisierung – sehr interessant. Über einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren könnten sich die Private Markets verdoppeln.“
Wie unterscheiden sich private und institutionelle Kundenansätze? „Bei Privatanlegern sehen wir eine Nachfrage nach stärker diversifizierten Portfolios – zum Beispiel Private Equity, Private Debt und Infrastruktur in einem Portfolio vereint“, erklärt Wunderlin. „Das Portfolio kann auch innerhalb einer Anlageklasse diversifiziert sein, beispielsweise ein Asien-Fonds oder ein Themenfonds. Dies gilt weniger für institutionelle Anleger, die in der Regel Bausteine benötigen, die zu ihren – oft regulierten – Allokationskörben passen.“
Das Kapital von Privatanlegern wird weiterhin höchstens etwa 10 % bis 15 % des Gesamtkapitals ausmachen, das jährlich in die Private Markets fließt. Aber der Anteil wächst jedes Jahr. Es ist zu erwarten, dass mehr Kapital in Megathemen wie Nachhaltigkeit oder Innovation fließen wird. Historisch gesehen gab es bei Privatanlegern immer viel Appetit auf Technologie und Risikokapital, beispielsweise in Bezug auf Fortschritte im Gesundheitswesen oder bei der Energiewende. Investitionen über beitragsorientierte Pensionsfonds auf eine Weise, die sowohl die finanzielle Rendite als auch die Nachhaltigkeitsergebnisse erzielt, sind eher bei Privatkunden der Fall.
Auch die Wrapper unterscheiden sich. Wunderlin hält hierzu abschließend fest: „Privatanleger haben nämlich spezifische Anforderungen und verwenden daher möglicherweise einen ELTIF oder einen halbliquiden Fonds und keine LP-Struktur, wie es traditionell üblich war. Dann ist er thematischer im Ansatz, diversifizierter und oft eingebettet in ein Multi-Private-Asset-Produkt.“
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Borregaard ASA erstmals mit A-/Stable Rating
Von Dr. Oliver Everling | 26.März 2023
Die Berliner Ratingagentur „Scope Ratings“ hat am 23. März 2023 dem norwegischen Spezialchemie-Unternehmen Borregaard ASA erstmals ein A-/Stable Rating für den Emittenten sowie ein A- für unbesicherte Schuldverschreibungen und ein S-1 für kurzfristige Schulden erteilt. Das Rating spiegelt nach Ansicht der Analysten der Agentur die effiziente und einzigartige Produktion von hochspezialisierten Chemikalien und Materialien aus Holz als Rohstoff wider.
Borregaard ist der weltweit größte Lieferant von ligninbasierten Chemikalien und verfügt über eine starke Position in anderen Märkten wie der Produktion von Biovanillin und Spezialzellulose. Die Diversifikation und ein günstiges Kostenverhältnis sowie eine starke Preissetzungsmacht trugen zu stabilen EBITDA-Margen bei. Das Unternehmen bleibt jedoch Konkurrenten aus Ländern ausgesetzt, die billigere, auf fossilen Brennstoffen basierende Produkte herstellen. 24% des Umsatzes stammen aus der Bauindustrie, was das zyklische Risiko erhöht. Die starke Cashflow-Generierung, das moderate Capex, die moderate M&A sowie eine vorsichtige Finanzpolitik haben zu einer niedrigen Verschuldung geführt. Eine positive ESG-Komponente besteht darin, dass das Unternehmen Holz als Rohstoff nutzt.
Das Rating von Borregaard ASA durch Scope Ratings GmbH scheint eine umfassende Analyse des Unternehmens und seiner Finanzlage zu sein. Es gibt jedoch immer potenzielle Faktoren, die das Rating beeinflussen oder gegen das Rating sprechen könnten. Einige mögliche Gegenargumente sind:
- Abhängigkeit von bestimmten Branchen: Borregaard ASA ist zu einem großen Teil von der Bauindustrie abhängig, die eine höhere Zyklizität aufweist als andere Branchen. Sollte es in dieser Branche zu einem Abschwung kommen, könnte dies zu einem Rückgang der Nachfrage nach den Produkten von Borregaard ASA führen und sich negativ auf das Rating auswirken.
- Konkurrenz: Obwohl Borregaard ASA aufgrund seiner einzigartigen Produktionsprozesse und der hohen Eintrittsbarrieren für potenzielle Wettbewerber eine starke Marktposition hat, könnte die Konkurrenz aus Ländern, die billigere fossilbasierte Produkte herstellen, eine Bedrohung darstellen, wenn der Gesetzgeber nicht solche Produkte verbietet.
- Abhängigkeit von Rohstoffen: Borregaard ASA verwendet Holz als Rohstoff für seine Produkte. Sollte es aufgrund von Klimawandel, Schädlingsbefall oder anderen Faktoren zu einem Mangel an Holz kommen, könnte dies die Produktion und die Fähigkeit des Unternehmens beeinträchtigen, seine Verpflichtungen zu erfüllen.
- Änderungen der Umweltgesetzgebung: Da Borregaard ASA in hohem Maße auf Lignin-basierte Chemikalien spezialisiert ist, könnte eine Änderung der Umweltgesetzgebung in Norwegen oder in anderen Ländern, in denen das Unternehmen tätig ist, negative Auswirkungen auf das Geschäft haben.
- Änderungen im Markt: Der Markt für spezialisierte Chemikalien und Materialien ist ständig in Bewegung, und neue Produkte und Technologien könnten sich entwickeln und Konkurrenten auf den Markt bringen, die besser positioniert sind oder bessere Produkte anbieten. Dies könnte sich negativ auf die Geschäftsaussichten und das Rating auswirken.
Es ist wichtig zu beachten, dass die obigen Argumente hypothetischer Natur sind und auf Annahmen beruhen. Das Rating von Borregaard ASA sollte als eine Momentaufnahme der Finanzlage des Unternehmens betrachtet werden, die auf einer umfassenden Analyse basiert, die von der Ratingagentur in Berlin durchgeführt wurde.
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Internationale Ratingagentur im Visier der ESMA
Von Dr. Oliver Everling | 24.März 2023
Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA), die Finanzmarktregulierungs- und -aufsichtsbehörde der EU, hat gegen S&P Global Ratings Europe Limited (S&P) eine Geldbuße von insgesamt 1.110.000 EUR verhängt. Dazu erfolgte eine öffentliche Bekanntmachung wegen Verstößen gegen die EU-Verordnung über Kreditratingagenturen (CRA-Verordnung).
Der Vorgang zeigt erneut, dass es Verstöße gegen die CRA-Verordnung nicht nur bei kleinen Agenturen wie der Berliner „Scope Ratings“, sondern auch bei international führenden Agenturen geben kann.
Die ESMA stellte fest, dass S&P Kreditratings veröffentlichte, bevor die betreffenden Wertpapiere von den bewerteten Unternehmen emittiert und dem Markt bekannt gegeben wurden. Dies war auf interne Kontrollfehler zurückzuführen und führte zu Verstößen von S&P gegen seine Transparenzverpflichtungen.
Verena Ross, Vorsitzende der ESMA, sagte: „Die heutige Maßnahme gegen S&P unterstreicht die Bedeutung, die die ESMA den Ratingagenturen beimisst, die ihren Verpflichtungen zur rechtzeitigen Offenlegung von Informationen über Ratings gegenüber dem Markt nachkommen. Die Veröffentlichung eines Kreditratings vor der Emission der bewerteten Wertpapiere kann dem Emittenten, den Anlegern und ganz allgemein dem ordnungsgemäßen Funktionieren der Finanzmärkte schaden.“
Die von der Geldbuße erfassten Verstöße beziehen sich insbesondere auf: (1) Mängel in den internen Kontrollmechanismen von S&P, die die Einhaltung seiner Verpflichtungen in Bezug auf die rechtzeitige Offenlegung von Kreditratings nicht gewährleisteten; (2) das Versäumnis von S&P, Entscheidungen zur Einstellung von Kreditratings rechtzeitig und nicht willkürlich offenzulegen; (3) das Versäumnis von S&P, der ESMA aktuelle Ratinginformationen vorzulegen.
Es wurde festgestellt, dass alle Verstöße auf Fahrlässigkeit seitens S&P zurückzuführen waren. Bei der Berechnung der Geldbuße berücksichtigte die ESMA sowohl erschwerende als auch mildernde Faktoren, die in der CRA-Verordnung vorgesehen sind.
ESMA listet die Verstöße von S&P gegen die Verordnung über Kreditratingagenturen im Einzelnen auf:
(a) Verstoß gegen interne Kontrollen: Die ESMA stellte fest, dass die Mängel in den internen Kontrollverfahren und die Art und Weise, wie diese Verfahren umgesetzt wurden, dazu führten, dass S&P vorzeitig Kreditratings veröffentlichte. Insbesondere stellte die ESMA fest, dass S&P zwischen dem 5. Juni 2019 und dem 8. September 2021 angeforderte Kreditratings für sechs Emittenten vorzeitig veröffentlichte, d. h. die Kreditratings wurden von S&P vor der Emission der Wertpapiere durch die bewerteten Unternehmen und der Bekanntgabe an den Markt veröffentlicht. Infolgedessen verhängte die ESMA eine Geldbuße von 825.000 EUR gegen S&P, weil das Unternehmen keine internen Kontrollmechanismen hatte, um sicherzustellen, dass es seinen Verpflichtungen zur zeitgerechten Offenlegung von Kreditratings nachkommt.
(b) Verstöße im Zusammenhang mit Transparenzpflichten: Die ESMA stellte fest, dass S&P zwischen 2019 und 2021 in sechs Fällen ohne Angabe von Gründen Kreditratings von seinen öffentlichen Plattformen entfernte. Infolgedessen verhängte die ESMA eine Geldbuße von 210.000 EUR gegen S&P, weil die Ratingagentur es versäumt hatte, Entscheidungen zur Einstellung von Kreditratings rechtzeitig und auf nicht selektiver Basis offenzulegen.
Die ESMA stellte außerdem fest, dass S&P in Bezug auf ein bewertetes Unternehmen nicht sichergestellt hat, dass die Informationen, die es der ESMA zur Veröffentlichung auf der European Rating Platform (ERP) übermittelt hat, korrekt und aktuell sind. Daraufhin verhängte die ESMA eine Geldbuße von 75.000 Euro gegen S&P.
Gegen die Entscheidungen der ESMA hat die Ratingagentur ein Beschwerderecht: Gegen diese Entscheidung kann S&P bei der Beschwerdekammer der Europäischen Aufsichtsbehörden Berufung einlegen. Eine solche Beschwerde hat keine aufschiebende Wirkung, obwohl es der Beschwerdekammer möglich ist, die Anwendung der Entscheidung gemäß Artikel 60 Absatz 3 der ESMA-Verordnung auszusetzen.
Die Berliner Ratingagentur „Scope Ratings“ hatte seinerzeit von ihrem Recht Gebrauch gemacht, gegen Entscheidungen der ESMA Berufung einzulegen. Die Gemeinsame Beschwerdekammer der Europäischen Aufsichtsbehörden (ESA – Europäische Bankenaufsichtsbehörde, Europäische Behörde für Versicherungen und betriebliche Altersversorgung und Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde) hatte die Entscheidung der ESMA erneut geprüft und daraufhin einstimmig beschlossen, die Beschwerde der Berliner gegen ESMA in Bezug auf die Auslegung der geltenden gesetzlichen Bestimmungen der Verordnung über Ratingagenturen zurückzuweisen. Es blieb daher bei den Vorwürfen, die der Ratingagentur „Scope Ratings“ zu machen waren.
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Positiver Jahresauftakt 2023 bei der FERI
Von Dr. Oliver Everling | 14.März 2023
„In einem anhaltend komplizierten Marktumfeld ist ein Multi Asset-Ansatz mit aktivem Risikomanagement der beste Ansatz, um Portfolios resilienter zu machen“, erläutert Dr. Marcel Lähn, Mitglied des Vorstands der FERI AG beim Jahrespressegespräch der Unternehmensgruppe. Investoren sollten ihre Kapitalanlage daher über eine zielgerichtete Auswahl alternativer Anlageklassen diversifizieren. Diese Strategie habe sich auch im historisch schlechten Anlagejahr 2022 ausgezahlt und FERI überdurchschnittliche Performanceprofileim Investmentmanagement ermöglicht. Dazu beigetragen hätte etwa die positive Entwicklung von Rohstoffen und Gold sowie die robuste Performance von Hedgefonds und Private Market Investments.
„Alternative Investments haben sich gerade in Zeiten starker Verwerfungen an den Finanzmärkten bewährt. Vor diesem Hintergrund werden wir unseren global ausgerichteten Multi Asset-Ansatz, den wir in den Portfolios unserer institutionellen Investoren und vermögenden Privatkunden seit vielen Jahren erfolgreich umsetzen, weiter ausbauen“, kündigte Lähn an. Mit Blick auf das Anlagejahr 2023 halte FERI an einer breit aufgestellten Multi Asset-Logik fest. „Wir erwarten von Alternativen Investments weiterhin positive Renditebeiträge sowie ausgeprägte Effekte auf die Risikodiversifizierung. Daher setzen wir weiter auf ausgewählte Anlagestrategien in diesem Bereich mit Schwerpunkt Hedgefonds und Private Markets“, so Lähn.
Die FERI Gruppe konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022 die Auswirkungen der deutlich rückläufigen Kapitalmärkte abfedern: Die Assets under Management blieben mit 54,3 Mrd. Euro nahezu stabil (2022: 56,6 Mrd. Euro, jeweils im Konzern). Die Gesamterlöse sanken entsprechend erwartungsgemäß aufgrund der marktbedingt weitgehend entfallenen erfolgsabhängigen Vergütungen auf 217 Mio. Euro (Vorjahr: 275 Mio. Euro). Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) liegt mit 28,3 Mio. € (Vorjahr: 79,8 Mio. Euro) nach den Ausnahmejahren 2020 und 2021 wieder im langfristigen Wachstumstrend der letzten 5 Jahre.
„Alternative Investments haben im vergangenen Jahr nochmals an Bedeutung für professionelle Anleger gewonnen“, erläuterte Marcel Renné, Vorsitzender des Vorstands der FERI AG. Allein dieser Bereich legte bei FERI 2022 um rund 20 Prozent auf insgesamt 18,4 Mrd. Euro zu (Vorjahr: 15,4 Mrd. Euro). Auch im Geschäft mit der Beratung institutioneller Investoren (Investment Consulting) verzeichnete FERI eine deutlich gestiegene Nachfrage. Mit der langjährigen und breiten Investmentexpertise im Bereich Alternatives und dem global ausgerichteten Multi Asset Ansatz sei FERI hier bestens aufgestellt.
Insgesamt betreut FERI mehr als 300 Privatvermögen (vornehmlich Familien) und über 200 institutionelle Investoren wie berufsständische Versorgungswerke oder Versicherungsunternehmen. Die Anzahl der Neu-Mandate konnte 2022 um zehn Prozent gesteigert werden.
2023 werde laut FERI trotz des starken Jahresauftakts ein erneut herausforderndes Jahr für die Kapitalmärkte. „Wir haben die Chancen in diesem Umfeld in den ersten Wochen genutzt, bleiben angesichts der vorhandenen Risiken aber weiterhin wachsam bezüglich der zukünftigen Entwicklung“, betonte Renné. Für das eigene Geschäft erwartet FERI in 2023 die Fortsetzung des langfristigen Wachstumstrends. Beim Ausbau des Leistungs- und Beratungsangebots spielten Zukunftsthemen sowie der etablierte FERI- Nachhaltigkeitsansatz eine immer stärkere Rolle.
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