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Verlorene Kontrolle über Staatsdefizite

Von Dr. Oliver Everling | 18.November 2010

D&B senkte Anfang November das Länderrating Irlands deutlich ab auf DB4a. „Angesichts des maroden irischen Bankensektors und der aktuellen Entwicklungen wurde die Abwertung notwendig“, heißt es dazu aus dem weltweiten D&B Netzwerk. Noch im September rangiert Irland in der Einschätzung der D&B Länderrisikoexperten um drei Quartile besser bei DB3b.

Vor allem in die Anglo Irish Bank musste die Regierung in Dublin bisher mehr als 25 Milliarden Euro pumpen, um den heimischen Bankensektor zu stabilisieren und den europäischen nicht zu erschüttern. Das Institut ist mittlerweile verstaatlicht, aber immer noch nicht gerettet. Gleichzeitig macht der Regierung das daraus resultierende Haushaltsdefizit zu schaffen, das mittlerweile auf mehr als 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts angewachsen ist.

„Vom Primus im Euro-Raum ist Irland neben Griechenland zum Sorgenkind geworden“, heißt es bei D&B. „Die Konjunkturprogramme zeigen kaum Wirkung und eine nachhaltige Erholung im Bankensektor ist nicht abzusehen. Mehrere irische Banken sind nur noch am Leben durch die großzügige Versorgung mit frischem Geld der EZB, was jedoch keine dauerhafte Lösung darstellt. Derzeit ist nicht mehr die Frage ob sondern nur wann die Regierung um Ministerpräsident Brian Cowen Hilfen aus dem Euro-Rettungsfond in Anspruch nimmt. Hier stellen EU und IWF Kreditgarantien in Höhe von insgesamt 750 Milliarden Euro bereit.“

Trotz Ausgabenkürzungen bekommt Irland das Haushaltdefizit nicht in den Griff, stellen die Spezialisten von D&B fest. Zusätzlich muss sich die Regierung mit der steigenden Arbeitslosigkeit auseinandersetzen. Lag die Quote 2008 nur bei 6 Prozent so wird sie auf 14 Prozent Ende dieses Jahres steigen. Auch die Wirtschaftsaussichten für das kommende Jahr zeigen wenig Hoffnungsvolles. D&B erwartet für 2011 ein Wirtschaftswachstum von 1,0 Prozent (nach -1,0 Prozent in diesem Jahr). Damit verbunden steigt auch die Zahl der Insolvenzen irischer Unternehmen. Vor allem den Immobilienbereich wird es hier treffen. Denn nicht zuletzt waren es die Spekulationen mit Immobilien, die die irische Wirtschaft in die Rezession gestürzt haben.

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