Hohe Unsicherheit im Rating: Wie verhalten sich die USA?

Von Dr. Oliver Everling | 16.November 2023

Die zunehmenden Spannungen um Taiwan verschärfen gegenwärtig den Hegemonialkonflikt zwischen den USA und China, immer mehr Signale deuten auf eine mögliche Eskalation schon in naher Zukunft. Dahinter steht Chinas offensive Strategie für eine „Neue Weltordnung – Made in China“. „Die jüngsten Drohgebärden aus Peking verheißen nichts Gutes. Im Fall eines Angriffs auf Taiwan droht ein sehr gefährliches Szenario mit gravierenden Folgen für die ganze Welt“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute, in einer aktuellen Analyse potentieller Eskalationsrisiken im Taiwan-Konflikt. Die Sorge vor einer weiteren Verschärfung des Taiwan-Konflikts war offensichtlich auch ein wichtiger Anlass für das jüngste Spitzengespräch zwischen US-Präsident Joe Biden und Chinas Staatschef Xi Jinping in San Francisco.

China habe seinen Druck auf Taiwan durch verstärkte Militärmanöver in der Region und eine zunehmend aggressive Rhetorik zuletzt systematisch erhöht. Die Eskalationsstrategie Chinas sähe neben einer vollständigen Seeblockade des Inselstaates und Attacken gegen Taiwans Datennetze in letzter Konsequenz auch eine gewaltsame Einnahme der Insel vor. Staatschef Xi Jinping habe wiederholt Chinas territorialen Anspruch auf Taiwan betont und die Wiedervereinigung mit der „abtrünnigen Provinz“ explizit gefordert. Die Lage könne sich rund um die im Januar 2024 anstehenden Präsidentschaftswahlen in Taiwan zuspitzen. Sollte ein China-kritischer Kandidat gewinnen, könne Peking seine Pläne zur militärischen Intervention zeitnah aktivieren. „Das Risiko einer Eskalation wird dadurch verstärkt, dass Chinas Präsident Xi Jinping die neue Staatsdoktrin nationaler Wiedergeburt und Stärke als ‚schicksalhaft‘ stilisiert und deren Erfolg direkt mit seiner Person verknüpft hat. Damit setzt sich China in der Taiwan-Frage unmittelbar unter Zugzwang. Im schlimmsten Fall droht eine direkte militärische Konfrontation zwischen China und den USA“, so Rapp.

Durch die Insellage unmittelbar vor der chinesischen Küste habe Taiwan sowohl für China als auch für die USA enorme strategische Bedeutung. Für China gehe es primär um sichere Navigation für Energietransporte und Handelsschiffe, aber zunehmend auch für die chinesische Flotte. Aus Sicht der USA biete Taiwan dagegen als ‚unsinkbarer Flugzeugträger‘ einen enormen geostrategischen Vorteil, um eigene Machtinteressen im Westpazifik abzusichern. Hinzu komme noch die hohe Abhängigkeit der USA von modernster Chiptechnologie, die zu einem Großteil in Taiwan produziert werde. „Aus Sicht der USA ist Taiwan für alle zukünftigen Entwicklungen im Bereich Hochtechnologie absolut unverzichtbar. Eine Übernahme durch China hätte für die USA enorme sicherheitsrelevante Konsequenzen. Speziell dieser Punkt macht deutlich, warum Taiwan im Großmachtkonflikt zwischen den USA und China eine so zentrale Rolle spielt“, erklärt Rapp.

Ob die USA im Fall einer chinesischen Invasion Taiwan tatsächlich militärisch beistehen würden, sei derzeit kaum seriös zu beantworten. Hauptrisiko sei, dass schon kleinste Anlässe eine militärische Konfrontation zwischen den USA und China – und damit einen potentiellen Weltkrieg – auslösen könnten. Theoretisch könnten die USA zwar Taiwan auch an China preisgeben, etwa um Zugeständnisse in anderen strategisch relevanten Bereichen zu erreichen. Dies erscheine derzeit aber wenig realistisch, weil damit die Bewegungsfreiheit der USA im Pazifik stark begrenzt werde. „Die weitere Entwicklung rund um Taiwan hängt deshalb auch vom Ausgang der Präsidentschaftswahlen in den USA im kommenden Jahr ab“, ergänzt Rapp. Sollte es ab 2024 zu einer Neuauflage der volatilen Trump-Präsidentschaft kommen, könnten auch bislang unverrückbare Parameter der US-Außenpolitik schnell kippen. „Die nächsten beiden Jahre sind deshalb für Taiwan – und alle damit verbundenen Risiken – von entscheidender Bedeutung. Auch für die globalen Kapitalmärkte gewinnt dieses Zeitfenster an Brisanz“, warnt Rapp. Professionelle Investoren sollten vorerst sehr genau beobachten, wie sich die rivalisierenden Großmächte USA und China im Taiwan-Konflikt positionieren, um potentielle Risiken für die Weltwirtschaft besser abschätzen zu können.

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Wachstumschancen und Zukunftsfinanzierung

Von Dr. Oliver Everling | 15.November 2023

Mit dem Wachstumschancen- und dem Zukunftsfinanzierungsgesetz setzen die Freien Demokraten die Wirtschaftspolitik als oberste Priorität im Regierungshandeln. Ihr Ziel ist die Förderung neuer Wirtschaftsleistungen, die Entlastung von Unternehmen durch Steuersenkungen und die Stärkung Deutschlands als Gründungsstandort.

Die Priorisierung der Wirtschaft ist längst überfällig, da Daten belegen, dass die Vernachlässigung wirtschaftlicher Rahmenbedingungen in den letzten zehn Jahren nachteilige Auswirkungen hat. Um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft wiederherzustellen und dringend benötigte Wachstumsimpulse zu setzen, schaffen sie verbesserte strukturelle Rahmenbedingungen für den Mittelstand und Gründer. Dies ermöglicht echte Spielräume für Innovationen.

Ihre Maßnahmen umfassen die schrittweise Befreiung von bürokratischen Hürden, die Unternehmer lähmen, sowie die Vereinfachung des Steuersystems. Zusätzlich setzen sie gezielte steuerliche Anreize, um private Investitionen zu fördern. In dieser Woche werden im Deutschen Bundestag auf Initiative von Bundesfinanzminister Christian Lindner das Wachstumschancengesetz und das Zukunftsfinanzierungsgesetz beschlossen.

Das Wachstumschancengesetz bringt Unternehmen unter anderem folgende Vorteile: Verbesserter steuerlicher Verlustabzug. Sofortabschreibungen werden erleichtert. Anreize für Investitionen in saubere und klimafreundliche Technologien. Ausbau der steuerlichen Forschungsförderung. Steuervereinfachungen. Praktische Einführung der E-Rechnung. Starke Anreize für den Wohnungsneubau und einen Bau-Booster bei der Sonderabschreibung.

Das Zukunftsfinanzierungsgesetz macht lang ersehnte Wünsche von Start-ups zur Realität: Jobs in deutschen Start-ups werden durch Erleichterungen bei Mitarbeiterkapitalbeteiligungen attraktiver, indem der steuerliche Freibetrag auf 2.000 Euro erhöht wird und Probleme wie die „Dry-Income Besteuerung“ de facto eliminiert werden. Gründerinnen und Gründer erhalten einen verbesserten Zugang zum Kapitalmarkt durch Digitalisierung, Entbürokratisierung und Internationalisierung.

Mit dem Wachstumschancen- und dem Zukunftsfinanzierungsgesetz setzen die Freien Demokraten entscheidende Impulse für mehr Wachstum – genau das, was Deutschland jetzt braucht. Der Kurs für die zweite Hälfte der Legislaturperiode ist klar ausgerichtet auf Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum, Wohlstand und individuelle Aufstiegschancen. Jetzt ist es an der Zeit, Fahrt aufzunehmen, damit die deutsche Wirtschaft zurück auf die Überholspur gelangt und das Rating Deutschlands nicht zu gefährden.

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Anleger fliehen aus nachhaltigen Investments

Von Dr. Oliver Everling | 14.November 2023

Der MSCI Global Alternative Energy Index ist in diesem Jahr um rund 42 % eingebrochen, schreibt Arjan Palthe, Fondsmanager bei Triodos Investment Management (IM): „Während traditionelle Ölgiganten wie Shell oder ExxonMobil auf Rekordkurs sind, implodieren die Aktien von Unternehmen aus dem Bereich erneuerbarer Energien. Der S&P Global Clean Energy Index, der die 100 größten Unternehmen aus dem Bereich erneuerbarer Energien umfasst, hat in diesem Jahr einen Kurseinbruch von 36 Prozent hinnehmen müssen – während der MSCI World Index immer noch ein Plus von 5 Prozent vorweisen kann.“

Nicht nur die erneuerbaren Energien underperformen, auch „grüne Aktien“ von Unternehmen, die in den Bereichen Elektromobilität, Energiespeicherung oder Wärmepumpen tätig sind, haben sich deutlich schlechter entwickelt als der breite Markt. „Hierzulande musste der Windturbinenhersteller Siemens Energy Ende Oktober einen Kurseinbruch von 35 Prozent hinnehmen, nachdem berichtet wurde, dass der Konzern die Regierung um Unterstützung bitten müsse, weil er nicht mehr in der Lage sei, seine Vereinbarungen mit den Banken zu erfüllen. Nach einigen Tagen erholte sich der Aktienkurs dann wieder um ein Zehntel, weil der Vorstandsvorsitzende bestritt, dass er staatliche Unterstützung benötige.“

Dem stellt Arjan Palthe entgegen: „Die grünen Unternehmen sind auf einem schnell wachsenden Markt tätig. Nach Angaben des Statistikamtes IRENA flossen im Jahr 2022 mehr als 500 Milliarden Dollar in die Infrastruktur für erneuerbare Energien. Bis 2030 wird sich dieser Betrag auf 1.300 Milliarden Dollar erhöhen. Mit dem Green Deal und dem Inflation Reduction Act lassen sowohl die Europäische Union als auch die USA Hunderte von Milliarden Dollar in Form von Direktinvestitionen, Subventionen, Steuererleichterungen oder Gutschriften in grüne Unternehmen fließen.“

Warum sind die Preise gefallen? „Aktien aus dem Bereich der erneuerbaren Energien werden von höheren Zinsen hart getroffen“, titelte die Financial Times Anfang Oktober, aber es geht um viel mehr als nur um höhere Zinsen. Es stimmt, dass Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien von den steigenden Zinsen betroffen sind, die die Kreditaufnahme verteuern, und gleichzeitig wirken sich die höheren Zinsen auch negativ auf den Nettogegenwartswert der langfristigen Cashflow-Ströme von neuen Projekten aus. Die Projektentwickler zögern daher, meint Arjan Palthe, sich auf neue Projekte einzulassen, wie das Scheitern des jüngsten Angebots für ein Offshore-Windkraftprojekt im Vereinigten Königreich und die Probleme von Orsted bei der Offshore-Windkraft in den USA zeigen. Die Verzögerung oder gar Streichung neuer Projekte wird sich auf die gesamte Wertschöpfungskette auswirken.

„Zusätzlich zu den steigenden Zinssätzen müssen die Unternehmen der Branche für erneuerbare Energien mit der Kosteninflation, der zunehmenden Komplexität der Projekte, dem konjunkturellen Gegenwind und den reduzierten staatlichen Anreizen in mehreren Ländern fertig werden. Auch die in letzter Zeit sinkenden Strompreise trugen dazu bei,“ so Arjan Palthe, „dass die Unternehmen der erneuerbaren Energien besonders zu leiden hatten.“

Aktien von Solaranlagen waren in den letzten Jahren die Gewinner, doch so schnell, wie die Anleger diese Aktien in die Höhe getrieben haben und die Bewertungsmultiplikatoren gestiegen sind, so schnell haben sie sich 2023 auch wieder von ihnen getrennt, argumentiert Arjan Palthe: „Im gegenwärtigen Börsenklima gibt es keine Toleranz für Unternehmen, die ihre Zahlen nicht erreichen. In Kalifornien, wo 35 % der US-amerikanischen Solaranlagen installiert sind, haben neue Vorschriften dazu geführt, dass Solaranlagen für Unternehmen und Hausbesitzer im Vergleich zu anderen Stromarten weniger wettbewerbsfähig sind. Die neue Regelung soll den Einsatz von Speichermedien fördern und die Kombination von Solaranlage und Batteriespeicher billiger machen, aber dieser Übergang braucht Zeit. In Europa hat auch der wirtschaftliche Druck auf den Absatz von Solarmodulen eingewirkt. Dies sei der Hintergrund der jüngsten Warnungen, so der CEO von Enphase. Insbesondere in Europa in Ländern wie Deutschland, Frankreich und den Niederlanden sei die Nachfrage erheblich zurückgegangen. Auch der zunehmende Widerstand gegen grüne Politik und Ambitionen in einigen EU-Mitgliedstaaten ist nicht hilfreich.“

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Dysfunktionale Fiskalpolitik der USA im Rating

Von Dr. Oliver Everling | 13.November 2023

Die US-Ratingagentur Moody’s könnte den Vereinigten Staaten demnächst ihre bisherige Topbewertung entziehen. Der Ausblick für das Land sei von „stabil“ auf „negativ“ gesetzt worden, wie die Ratingagentur am Freitag mitteilte. Angesichts hoher Zinsen und ohne Schritte zur Ausgabenkürzung oder Einnahmeerhöhung würde das US-Haushaltsdefizit wahrscheinlich „sehr hoch bleiben, was die Erschwinglichkeit der Schulden erheblich schwächt“, hieß es. Die Abwärtsrisiken für die fiskalische Stärke der USA hätten zugenommen und könnten möglicherweise nicht mehr vollständig durch die einzigartigen Kreditstärken des Landes ausgeglichen werden.

„Die dysfunktionale Fiskalpolitik der USA wird zur Belastung für die Welt“, schreibt Prof. Dr. Jan Viebig, CIO der ODDO BHF SE, in einem aktuellen Marktkommentar. An der Bonität der USA sind zuletzt die Zweifel etwas größer geworden. Nach S&P Global Ratings im Jahr 2011 hatte im August 2023 eine zweite große Ratingagentur, Fitch Ratings, dem Land die höchste Bonitätsnote AAA entzogen und auf AA+ gesenkt. „Das muss die Gläubiger der USA nicht beunruhigen. US-Staatsanleihen zählen weiterhin zu den sichersten Anlagemöglichkeiten der Welt. Dennoch: Die amerikanische Finanzpolitik entwickelt sich aus unserer Sicht eindeutig in die falsche Richtung. Der Vorzug, die Leitwährung für die globale Wirtschaft zu emittieren, entbindet nicht von der Pflicht, verantwortungsvoll mit den Staatsfinanzen umzugehen“, so Viebig. „Der Haushaltsprozess funktioniert in den USA seit Jahrzehnten nicht mehr.“ Der Kongress habe Mühe, die Haushaltsgesetze rechtzeitig vor Beginn des Fiskaljahres zu verabschieden. „Einen regulären Haushalt gibt es nicht mehr, nur Haushaltsentwürfe, Einzelgesetze, befristete Ausgabenermächtigungen oder Pakete sachlich unverbundener Einzelgesetze.“

Vor allem wenn der Kongress gespalten ist, komme es immer wieder zu schwerwiegenden Konflikten. „Es droht ein Shutdown. Wird die Schwelle erreicht, dürfen keine weiteren Finanzierungen am Kapitalmarkt vorgenommen werden, auch nicht zur Deckung der Zinsverpflichtungen.“ Dadurch stünden die USA immer wieder vor einem zumindest „technischen“ Zahlungsausfall. Aktuell ist die Schuldengrenze bis Januar 2025 ausgesetzt, wenn die nächste Wahlperiode oder Amtszeit des nächsten Präsidenten beginnt. Derzeit könne sich die politische Klasse wieder nicht einigen. Wie kontraproduktiv diese Streitkultur geworden ist, zeigt sich Viebig zufolge auch daran, dass die öffentlichen Finanzen aus dem Ruder laufen: Die Defizitquote liegt regelmäßig über 5 Prozent. „Die Defizitquote könnte künftig noch steigen, wenn das Zinsniveau „höher für länger“ bleibt“, befürchtet der Chefanlagestratege. Die Steuersenkungen von Biden-Vorgänger Trump, besonders die individuellen Steuern, werden Ende 2025 auslaufen. Würden sie verlängert oder in dauerhafte Steuersenkungen umgewandelt, könnten die Defizite nochmals höher ausfallen. „Auch die Schulden steigen kontinuierlich. Die Gesamtverschuldung des Bundeshaushalts liegt nach Angaben des US-Finanzministeriums bei rund 33,7 Billionen Dollar oder 123 Prozent des Bruttoinlandsprodukts“, rechnet Viebig vor.

Das Bizarre an diesen Konflikten sei, dass die Politiker um einen kleiner werdenden Spielraum streiten. „Nur rund 1,7 Billionen Dollar der insgesamt 6,4 Billionen Dollar Staatsausgaben sind Verfügungsmasse der Politiker. Der Rest teilt sich auf Zinsen und Ausgaben auf, zu denen der Staat gesetzlich verpflichtet ist, beispielsweise im Rahmen von Rentenzahlungen“, stellt Viebig klar. Vor allem das Gewicht der Zinsen drückt immer mehr: Im Fiskaljahr 2023 zahlte die Bundesregierung 663 Milliarden Dollar Zinsen. In neun Jahren, bis 2032, wird sich dieser Betrag nach CBO-Prognose auf 1,35 Billionen Dollar mehr als verdoppeln. Ein Ausweg aus dieser verfahrenen Situation ist nicht in Sicht. Notwendig wäre eine grundlegende Reform, zu der den USA, angesichts der zunehmenden Polarisierung zwischen den beiden dominierenden Parteien, offenkundig die Kraft fehlt. Darüber könnte die Welt gelassener hinwegsehen, wären die USA nicht die führende Wirtschaftsmacht der Welt und Hüter der Weltleitwährung.

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Auf den Maßstab kommt es an

Von Dr. Oliver Everling | 9.November 2023

Die ausschließliche Fixierung auf das Ziel der Renditemaximierung ist nach Überzeugung von Dominikus Wagner, Firmengründer und Fondsmanager des Wagner & Florack Unternehmerfonds, riskant: „Es ‚lohnt‘ sich, kurzfristig bewusst auf Rendite zu verzichten, um das investierte Kapital langfristig zu erhalten und zu vermehren.“

Die Anlagestrategie des Wagner & Florack Unternehmerfonds ist darauf ausgerichtet, unternehmerische Risiken konsequent zu vermeiden und in Unternehmen zu investieren, die in jeder konjunkturellen Lage – also auch und gerade in Rezessionen – stabile Erträge erzielen und eine hohe Kapitalverzinsung erwirtschaften. Daher bilden wettbewerbsüberlegene Konsumgüterhersteller wie Beiersdorf, Church & Dwight, L’Oréal, Nestlé und Procter & Gamble das Fundament des Unternehmerfonds. Diese – im positiven Sinne – besonders langweiligen robusten Gewinnmaschinen mit geschäftsmodellbedingt geringem Kapitalbedarf, hohen Skaleneffekten, hoher Preissetzungsmacht und starken Marken verdoppeln ihren Unternehmensgewinn höchst zuverlässig etwa alle zehn Jahre.

„Von einer solchen Leistung vermag ein Großteil der am Markt befindlichen Unternehmen nur zu träumen“, ist Wagner überzeugt. „Und dies erreichen unsere „Langweiler” bei minimalem substanziellem Investitionsrisiko.“ Die Risikocharakteristik solcher Firmen zählt nach Ansicht von Wagner zum konservativsten, woran man sich als Investor beteiligen kann.

Robuste Gewinnmaschinen verdoppeln Free Cash Flow binnen weniger Jahre, sagt er: Einen weiteren wichtigen Baustein des Unternehmerfonds bilden darüber hinaus Technologiefirmen wie Apple, Microsoft und Visa, deren Dienste aus dem Alltag von Milliarden von Menschen und Millionen von Unternehmen nicht mehr wegzudenken sind, sowie Ausnahmefirmen mit starkem Wachstum und hoher Profitabilität wie Danaher oder Hermès.

„Wir wissen es sehr zu schätzen, uns mit den Unternehmerfonds an solchen robusten Gewinnmaschinen beteiligen zu können: an Firmen, die ihren unternehmerischen Gewinn, also den Free Cash Flow, binnen weniger Jahre verdoppeln“, sagt Wagner. Die Investmentlogik dahinter: Da mittel- bis langfristig die Entwicklung des Unternehmensgewinns den Unternehmenswert determiniert, streben die Aktienkurse solcher Firmen im Laufe der Zeit immer weiter nach Norden, was langfristigen Miteigentümern das Portemonnaie zuverlässig füllt. Darin unterscheiden sich diese Portfoliounternehmen von den zahllosen kapitalintensiven, schwachmargigen und verschuldeten Firmen, deren Kurse über Jahre hinweg nicht vom Fleck kommen oder gen Süden driften – bei hohen unternehmerischen Risiken.

Langfristige, substanzielle Investitionssicherheit steht bei Wagner an erster Stelle. Daher vermeidet der Fondsmanager Risiken konsequent, selbst wenn dadurch mitunter auch Renditeopportunitäten ausgelassen werden. „Renditemaximierung kann unserer Ansicht nach nicht das wichtigste und erst recht nicht das alleinige Ziel sein, auch wenn es in weiten Teilen der Finanzbranche so gesehen werden mag“, betont Dominikus Wagner. „Um die Risiken so gering wie möglich zu halten, setzen wir die Prioritäten anders und verzichten damit bewusst auf Renditepotenzial. Und trotzdem verdienen wir mit unseren Firmen sehr gutes Geld. Gleichzeitig wissen wir, dass wir bei Gegenwind oder gar Sturm gut geschützt hinter einer Mauer sitzen, weil unsere Unternehmen durch eine starke Bilanz geschützt sind.“

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Buch „The Future of Multilateralism and Globalization in the Age of the U.S.–China Rivalry“

Von Dr. Oliver Everling | 7.November 2023

Das Buch „The Future of Multilateralism and Globalization in the Age of the U.S.–China Rivalry“ von Norbert Gaillard, Fumihito Gotoh und Rick Michalek ist eine beachtenswerte Analyse, die sich mit den geopolitischen und geoökonomischen Auswirkungen der wachsenden Rivalität zwischen den Vereinigten Staaten und China in einer sich verändernden Weltordnung befasst. Besonders in der Zeit nach der Covid-19-Pandemie und dem Konflikt in der Ukraine haben politische Entscheidungsträger und Wissenschaftler diesen neuen Paradigmenwechsel noch nicht ausreichend behandelt, und dieses Buch schließt diese Lücke.

Diese originelle und innovative Arbeit untersucht, wie ein neuer Modus vivendi zwischen China und den Vereinigten Staaten in einer post-globalisierten Welt sowohl wirtschaftliche Unabhängigkeit aufgrund des wachsenden Misstrauens zwischen den G20-Wirtschaften erfordert als auch eine verstärkte internationale Zusammenarbeit, um den Übergang zum Nationalismus und Protektionismus zu verhindern und Finanz- sowie Klimakrisen zu bewältigen.

Das Buch ist in vier Teile unterteilt. Im ersten Teil werden die spezifischen Merkmale des chinesischen und US-amerikanischen Kapitalismus untersucht. Teil II argumentiert, dass verschiedene Mängel, die seit den frühen 2000er Jahren in der multilateralen Architektur beobachtet wurden, zu globalen Ungleichgewichten geführt haben und das Missverständnis und das Misstrauen zwischen den beiden Supermächten verstärkt haben. Teil III analysiert, wie sich die Rivalität zwischen China und den USA in Asien, Lateinamerika und in Bezug auf die globale Entwicklungszusammenarbeit manifestiert hat, und schließlich bietet Teil IV einen Plan für eine erfolgreiche und überarbeitete internationale Ordnung.

Das Buch bietet eine ehrgeizige interdisziplinäre Analyse der Zukunft des Multilateralismus und der Globalisierung und enthält Beiträge von Ökonomen, Juristen und Politikwissenschaftlern.

Durch seinen multidisziplinären Ansatz wird das Buch das Interesse von Wissenschaftlern und Postgraduierten aus verschiedenen Fachrichtungen sowie von Praktikern in internationalen Organisationen, politischen Entscheidungsträgern und allgemein gebildeten Lesern wecken, die sich für das Thema interessieren. Die Autoren sind Norbert Gaillard, ein Wirtschaftswissenschaftler und unabhängiger Berater (www.norbertgaillard.com), Fumihito Gotoh, Dozent für Ostasienstudien an der University of Sheffield, und Rick Michalek, ein in New York ansässiger unabhängiger Rechts- und Finanzberater.

Insgesamt bietet „The Future of Multilateralism and Globalization in the Age of the U.S.–China Rivalry“ eine tiefgreifende und zeitnahe Analyse der Rivalität zwischen den USA und China und deren Auswirkungen auf die Zukunft der internationalen Beziehungen. Der interdisziplinäre Ansatz und die umfassende Abdeckung machen es zu einer wertvollen Ressource für jeden, der die sich entwickelnden Dynamiken der Weltpolitik und Wirtschaft in einer post-globalisierten Welt verstehen möchte.

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Verbraucher müssen sich warm anziehen

Von Dr. Oliver Everling | 7.November 2023

Seit einigen Monaten gibt es Anzeichen für eine Entspannung an der Inflationsfront. „Die Mehrheit der Verbraucher sieht jedoch noch keine Verbesserung bei der Preisentwicklung. Wir gehen davon aus, dass dies die Verbraucherausgaben in den kommenden Monaten bremsen dürfte“, schreibt Guillaume Chieusse, Leiter aktive Aktienstrategien der ODDO BHF Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar. In den nächsten Monaten dürften bei Verbrauchern daher einer kürzlich veröffentlichten Studie von JP Morgan zufolge eher günstigere Anschaffungen wie Kleidung und Schönheitspflege oben auf der Ausgabenliste stehen. Reisen und Heimwerkerbedarf stehen dagegen weiter unten auf der Prioritätenliste.

„Die Inflation hat sich innerhalb eines knappen Jahres zwar fast halbiert, liegt mit knapp 5 % jedoch immer noch weit über dem, was europäische Verbraucher gewohnt sind“, erklärt der Portfoliomanager. Dass besonders jene Haushalte mit einem niedrigen Einkommen weiterhin stark besorgt sind, dürfte demnach keine Überraschung sein. Gemäß der Umfrage planen 44 % der Verbraucher, ihre diskretionären Ausgaben in den nächsten 12 Monaten zu senken, 17 % davon deutlich. Dies könnte das für viele Einzelhändler wichtige letzte Quartal aus Ergebnissicht belasten.

Das Kaufverhalten der Konsumenten hat sich durch die inflationären Preissteigerungen verändert. Gemäß der Umfrage von JP Morgan verbessern sich die Aussichten für die Ausgaben in den Bereichen Schönheitspflege und Bekleidung. Letztere rückt auf der Prioritätenliste auf Platz 2, gleich hinter Restaurantbesuchen. Dabei achten mehr als die Hälfte der Verbraucher auf reduzierte Ware, um zu sparen. Preissenkungen würden jedoch nur bei einem Viertel der Verbraucher zu Mehrkäufen führen. Guillaume Chieusse gibt zu bedenken: „Für Verbraucher mögen sinkende Preise zwar zur Entspannung beitragen, doch die Marge von Einzelhändlern mit begrenzter Preissenkungsmacht (wie etwa H&M* und ASOS) könnte unter Druck geraten, sollten die Preise in der Branche fallen.“ Ausgaben für Schönheitspflege dürften relativ wichtiger werden, absolut gesehen jedoch auf bescheidenem Niveau verharren.

Essenslieferanten wie HelloFresh sind von den geplanten Kosteneinsparungen der Konsumenten weniger betroffen. Besonders in Deutschland und Großbritannien ziehen weniger Verbraucher in Erwägung, ihre Ausgaben für Essenslieferungen zu reduzieren. Ein Grund könnte die Preisstrategie sein. So haben Lieferservices ihre Preise oftmals geringer angehoben als Super- und Hypermärkte, so Chieusse. „Der Sektor für Essenslieferungen könnte sich in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld am Ende defensiver als erwartet zeigen.“

Auf der Seite der „Verlierer“ ist der Tourismussektor zu nennen, der einen sehr starken Rückgang bei der Ausgaben-Priorisierung der Konsumenten verzeichnet und nur noch bei jedem vierten Verbraucher unter den Top3-Konsumprioritäten rangiert. Noch drastischer fällt der Rückgang bei Kurzurlauben aus. „Es gibt immer saisonale Schwankungen, wenn es um Tourismus geht. Allerdings belasten die stark gestiegenen Flug- und Hotelpreise wahrscheinlich das Budget vieler Haushalte und sind wohl auch die Erklärung für die Entscheidung, Kurzurlaube noch weiter zu reduzieren. Dies betrifft insbesondere den britischen Markt und könnte daher 2024 ein negatives Signal für Akteure wie EASYJET darstellen“, so der Fondsmanager des ODDO BHF Active Small Cap.

Insgesamt sieht ODDO BHF Asset Management die Aussichten für Heimwerkerprodukte gemischt. Zwar ist deren Stellenwert leicht gestiegen, sie belegen in der Umfrage aber immer noch die hinteren Ränge. Dabei waren von Land zu Land unterschiedliche Trends zu beobachten: Während in England weniger Verbraucher beabsichtigen, ihre Ausgaben in dem Segment zu reduzieren, ist die Entwicklung in Frankreich gegenläufig. Einige Unternehmen wie HORNBACH in Deutschland oder KINGFISHER (Großbritannien & Frankreich) warnten, dass ihre Aussichten für 2023 wahrscheinlich schwächer als erwartet ausfallen würden. „Der Heimwerker-Sektor hat stark von den Lockdowns profitiert, da viele Haushalte in die Verschönerung ihres Zuhauses investiert haben. Davon, dass sich diese Nachfrage wieder normalisiert, war auszugehen“, relativiert der Portfoliomanager der ODDO BHF. „Der rückläufige Wohnungsneubau und der starke Einbruch bei Immobiliengeschäften tragen sicherlich ihr Übriges zu einer Kaufzurückhaltung bei.“

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Zukunftsweisende Standortpolitik statt Subventionswettlauf

Von Dr. Oliver Everling | 7.November 2023

Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL, äußerte deutliche Kritik an der Wirtschaftspolitik von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und seiner vorgestellten Industriestrategie. Mumm argumentiert, dass Habecks angebliche Strategie, Deutschland als Industriestandort zu erhalten, in vielerlei Hinsicht problematisch ist.

Eine der zentralen Kritikpunkte von Mumm betrifft die Ausrichtung der Industriestrategie auf Subventionen und staatliche Eingriffe. Er weist darauf hin, dass die sinkende internationale Wettbewerbsfähigkeit vieler europäischer Staaten nicht primär auf Subventionen anderer Länder oder höhere Energiepreise zurückzuführen ist, sondern auf strukturelle Fehlentwicklungen innerhalb Europas. Lange Bürokratie- und Genehmigungsverfahren, hohe Auflagen für investitionsbereite Unternehmen und komplizierte Antragsprozesse seien Faktoren, die die europäischen Volkswirtschaften massiv ausbremsen.

Mumm argumentiert, dass anstelle von Subventionen und staatlichen Eingriffen ein stärkerer Fokus auf den Ausbau der Infrastruktur, Bildung inklusive Umschulungen, die Abfederung sozialer Härten im Zuge des Strukturwandels sowie die Unterstützung von Grundlagenforschung und Investitionen in zukunftsgerichtete Technologien sinnvoller wäre. Er betont, dass Europa angesichts anhaltender Standortnachteile, wie höherer Energiepreise und demografischer Alterung, nur als Hochtechnologieentwickler und -standort eine wirtschaftlich prosperierende Zukunft haben kann.

Mumm plädiert für einen kreativen Wettbewerb in der Marktwirtschaft, um bestmögliche und schnelle Ergebnisse zu erzielen, anstatt harte technologische Zwangsvorgaben von politischer Seite. Er warnt davor, dass politische Ideologien und mangelnde Kompromissbereitschaft in diesem Zusammenhang problematisch sein können.

Abschließend weist Mumm auf die hohen Energiekosten in Deutschland hin, die teilweise auf den rigorosen Verzicht auf Atomenergie und die mangelnde Diskussion über Chancen und Risiken des Frackings zurückzuführen sind. Er argumentiert, dass die Subventionierung energieintensiver Produktion angesichts dieser Entwicklungen widersprüchlich ist.

Carsten Mumms Kritik an Robert Habecks Industriestrategie unterstreicht die Notwendigkeit einer umfassenden Analyse und Strategie hin zu einer „Quality Economy“, die nicht auf kurzfristige Subventionen, sondern auf langfristige Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft Europas setzt.

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Moody’s erweitert sein Analyseangebot im privaten Kreditsektor

Von Dr. Oliver Everling | 6.November 2023

Moody’s Corporation hat heute die Schaffung einer neuen analytischen Abteilung innerhalb von Moody’s Investors Service (MIS), der Ratingagentur, angekündigt. Diese Abteilung wird sich auf die Bereitstellung strategischer Erkenntnisse im stark expandierenden privaten Kreditsektor konzentrieren. Ana Arsov wurde zur Global Head of Private Credit ernannt und wird die Koordination relevanter Forschungs- und Ratinginitiativen innerhalb von MIS leiten. Frau Arsov wird auch zusammen mit Simon Harris die Leitung der globalen Financial Institutions Group (FIG) übernehmen.

Diese organisatorischen Veränderungen spiegeln die wachsende Bedeutung des privaten Kreditmarktes in den Kapitalmärkten wider und den steigenden Bedarf der Investoren an Moody’s Forschung und Ratings im Zusammenhang mit diesem Sektor. Die analytische Abteilung wird Transparenz in die komplexen privaten Kreditmärkte und deren Verflechtungen mit den allgemeinen Kapitalmärkten bringen.

„Das rasche Wachstum des privaten Kreditmarktes in den letzten Jahren hat neue Herausforderungen und Chancen für Investoren mit sich gebracht, die frische Analysen von einer vertrauenswürdigen Quelle suchen“, sagte Michael West, Präsident von Moody’s Investors Service. „Ana’s umfangreiche Erfahrung im Bereich Finanzinstitute wird dazu beitragen, einen ganzheitlichen Ansatz zur Bewertung von privaten Krediten in verschiedenen Sektoren und Anlageklassen zu etablieren.“

Im Rahmen ihrer neuen Rolle wird Frau Arsov die Zusammenarbeit mit MIS-Ratinggruppen fördern, darunter Financial Institutions, Corporate Finance und Structured Finance. Sie wird auch die bestehenden analytischen Fähigkeiten für Geschäftsentwicklungsgesellschaften, CLOs und andere mit privaten Krediten verbundene Vermögenswerte vertiefen. Zudem wird sie Moody’s Analytics unterstützen, das relevante Lösungen für Kunden im Zusammenhang mit der Gegenparteibewertung und dem Portfoliorisiko anbietet.

In ihrer Funktion als Co-Leiterin der FIG wird Frau Arsov weiterhin mit einer breiten Palette von Finanzinstituten zusammenarbeiten, darunter global systemrelevante Banken, Kapitalmarktinstitute und Finanzdienstleistungsunternehmen außerhalb des Bankensektors. Vor der heutigen Ankündigung war Frau Arsov die globale Co-Leiterin der Bankenratings und hatte eine Reihe von Führungspositionen inne, in denen sie Ratings für Banken, Wertpapierfirmen, Spezialfinanzierungen und mehr beaufsichtigte. Sie trug zur Entwicklung von Moody’s Ratingmethoden für Finanzunternehmen, Wertpapierfirmen und Clearinghäuser bei und leitete die Entwicklung des Moody’s Gegenparteirisikoratings.

MIS bewertet über 70 Billionen Dollar an Schulden, aufgeteilt in vier Hauptratingsgruppen:

– Financial Institutions, geleitet von Ana Arsov und Simon Harris
– Corporate Finance, geleitet von Myriam Durand
– Structured Finance, geleitet von Annabel Schaafsma
– Global Public, Project, and Infrastructure Finance, geleitet von Anne Van Praagh

Im Einklang mit der Schaffung der analytischen Abteilung für privaten Kredit hat MIS auch ein entsprechendes Team für privaten Kredit innerhalb seiner Relationship Management Unit geschaffen, das von Tom Lazaridis geleitet wird. Herr Lazaridis verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Entwicklung und Pflege von Kundenbeziehungen in den Bereichen Bankwesen, Asset Management und Versicherungen. Er wird ein Team von Experten für privaten Kredit leiten, um Geschäftsentwicklungsinitiativen voranzutreiben und das Markenimage zu stärken, während er mit anderen kommerziellen Teams und Gruppen innerhalb von MIS zusammenarbeitet.

Diese Maßnahmen von Moody’s verdeutlichen das wachsende Interesse an privaten Kreditmärkten und unterstreichen die Bedeutung von fundierten Analysen und Ratings in diesem Sektor. Ana Arsov wird eine entscheidende Rolle dabei spielen, Investoren und Marktteilnehmern wertvolle Einblicke in diese komplexen Märkte zu bieten.

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Gasmangellage im Winter nicht aktuell

Von Dr. Oliver Everling | 3.November 2023

Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL, meldet sich zu Wort, nachdem das Statistische Bundesamt die Wachstumszahlen für das erste und das zweite Quartal jeweils um 0,1 Prozentpunkte auf 0,0 bzw. 0,1 Prozent nach oben revidierte. Deutschland befindet sich – nach offizieller Definition – nicht in einer technischen Rezession. „Der mit -0,1 Prozent leicht schwächeren Tendenz im dritten Quartal, dürfte ein leicht positives Wachstum im laufenden vierten Quartal folgen“, folgert Carsten Mumm. Im Gesamtjahr 2023 ist allerdings weiter von einer gesamtwirtschaftlichen Schrumpfung in Höhe von 0,3 bis 0,5 Prozent auszugehen.

Die Perspektiven für das kommende Jahr 2024 sieht er verhalten positiv. „So deutete der zuletzt leicht abnehmende Pessimismus der Unternehmen gemäß ifo-Geschäftsklimaindex darauf hin, dass der konjunkturelle Boden erreicht wurde. Abgesehen vom Handel verbesserten sich in allen Segmenten die Geschäftsaussichten für die kommenden Monate leicht. Getragen werden dürfte die Erholung von steigenden Realeinkommen im Zuge deutlicher Lohnsteigerungen und parallel sinkenden Inflationsraten. Folglich sollte auch die gemäß GfK-Konsumklimaindex aktuell stark gedrückte Stimmung unter Konsumenten künftig weniger schwach ausfallen. Zudem ist von einer zyklischen Erholung der Weltwirtschaft, insbesondere Chinas auszugehen.“

Anders als im letzten Herbst spielt die Befürchtung einer Gasmangellage im Winter aktuell keine Rolle. „Die Gasspeicherfüllstände liegen derzeit nahe 100 Prozent. Nach Berechnungen der Bundesnetzagentur ergäbe sich nur in zwei von sechs betrachteten Szenarien ein Engpass bei der Gasversorgung, bspw. im Falle eines sehr strengen Winters. Allerdings befinden sich die Großhandelspreise für Gas an der Rohstoffbörse Amsterdam mit rund 50 EUR/MWh weiterhin auf deutlich höheren Niveaus als vor der Eskalation des Ukrainekonflikts. Zudem dürfte die Schwankungsbreite des Gaspreises stark erhöht bleiben, denn der Markt reagiert nach wie vor nervös auf Nachrichten, denen zu Folge das Angebot eingeschränkt werden könnte. So kam es zuletzt im August zu einem deutlichen Preisanstieg im Zuge befürchteter Streiks in australischen LNG-Terminals.“

Die energieintensive Produktion in Deutschland sieht Carsten Mumm unter den erhöhten und volatilen Preisen leiden. Die Produktion erreicht – verglichen mit Anfang 2022 – insgesamt ein Produktionsniveau von nur rund 80 Prozent, während die nicht-energieintensive Produktion kaum nachgegeben hat. „Besonders betroffen sind die Branchen Chemie, Papier- und Glasherstellung sowie Metallverarbeitung, von deren Seite die jüngst vorgestellte Industriestrategie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, insbesondere der geplante Brückenstrompreis für die energieintensive Produktion begrüßt wird. Viele Aspekte der Strategie sind sinnvoll, wie bspw. die Beschleunigung von Antrags- und Genehmigungsverfahren. Allerdings sollte die Politik darauf achten, nicht durch Subventionen nicht wettbewerbsfähige Strukturen in Deutschland zu zementieren. Ein großer Fokus auf die notwendige Transformation des Standorts zwecks Wiedererlangung verloren gegangener Wettbewerbsfähigkeit liegen. Dabei spielt die Förderung von Innovation und neuer Technologien eine Schlüsselrolle.“

In den USA sei nach dem jüngsten Zinsentscheid der Notenbank Fed davon auszugehen, dass die Leitzinsen ihren Gipfel erreicht haben. „Die deutlich gestiegenen Zinsen bei längeren Laufzeiten sorgen für einen erheblichen zusätzlichen Bremseffekt für die Wirtschaft, so dass im Laufe des ersten Halbjahrs eine Rezession wahrscheinlich bleibt. Die jüngste Veröffentlichung des ISM-Einkaufsmanagerindex fiel bereits deutlich schwächer aus und rangiert unterhalb der Expansionsmarke von 50 Punkten. Vor diesem Hintergrund könnten die sehr hohen Lohnabschlüsse in der US-Automobilindustrie die Spitze der Lohn-Preisspirale darstellen. Denn auch am Arbeitsmarkt ist in den kommenden Monaten mit einer schwächeren Entwicklung zu rechnen.“

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